| Titel: | Ueber Gußeisen, Stabeisen und Stahl zum Maschinenbau. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXXIII., S. 320 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber Gußeisen, Stabeisen und Stahl zum
                           								Maschinenbau.
                        Ueber Gußeisen, Stabeisen und Stahl zum Maschinenbau.
                        
                     
                        
                           Man verwendet das Eisen zum Maschinenbau in seinen drei gewöhnlichen Formen, dem
                              									Gußeisen, Stabeisen und Stahl.
                           
                        
                           1. Gußeisen.
                           Die Maschinenfabrication benutzt davon nur wenige Sorten und zwar nur diejenigen
                              									welche auf dem Bruche mehr oder weniger grobkrystallinisch und dann zum Vergießen
                              									besonders tauglich sind. Ausnahmsweise kommt weißes Eisen, und dann nur mit grauem vermischt, zur
                              									Anwendung, z.B. zu Hartwalzen.
                           Von einem guten Gußeisen verlangt man neben möglichst großer Festigkeit nach dem
                              									Erkalten auch eine gewisse Zähigkeit, hinreichende Dünnflüssigkeit beim Gießen,
                              									nicht zu starkes Schwinden oder wenigstens gleichmäßiges Zusammenziehen dabei,
                              									Homogenität, also keine Hohlräume und schwammige oder poröse Stellen darin, und
                              									leichte Bearbeitbarkeit nach dem Gießen. Wenn sich auch einige dieser Eigenschaften
                              									nach dem Bruch- und Oberflächenansehen im flüssigen Zustande mit ziemlicher
                              									Sicherheit erkennen lassen, so beruhen doch wieder andere auf noch nicht näher
                              									gekannten Ursachen und zeigen sich erst durch den Erfolg.
                           Nach dem Bruchansehen oder Korn
                              									unterscheidet man:
                           Roheisen Nr. 1 mit sehr grobkörnigem Bruche bei dunkler
                              									Farbe, bei großer Hitze erblasen, beim Umschmelzen sehr flüssig, ohne große
                              									Festigkeit und sehr heiß zu vergießen, weil es fast ohne allen Uebergang in einen
                              									teigartigen Zustand erstarrt, stark schwindend und in größeren Massen gegossen,
                              									leicht Hohlräume bildend. Diese für die Gießerei gebräuchlichste Roheisensorte ist
                              									auch die theuerste, weil ihre Herstellung viel Brennmaterial bedarf und bei den
                              									verhältnißmäßig geringeren Sätzen die Production sich vermindert. Man gießt aus
                              									diesem Eisen, vielleicht nur mit Zusatz von wenig gutem Bruch, Gegenstände welche
                              									sehr dünn und weich seyn müssen und ein sehr dünnflüssiges, die Form gut
                              									ausfüllendes Material erfordern, aber nicht fest zu seyn brauchen. Wird größere
                              									Festigkeit und Dichtigkeit verlangt, so nimmt man von Nr. 1 weniger, dagegen mehr
                              									guten Bruch oder mehr von Nummer 2. Diese Marke zeigt
                              									gewöhnlich ein ungleichmäßiges, an verschiedenen Stellen feineres oder gröberes
                              									Korn, genügt für die meisten Gießereizwecke und kann für gröbere Maschinentheile
                              									ungattirt gebraucht werden. Nummer 3 ist bei sehr feinem
                              									Korn leicht schmelzbar, aber strengflüssig, erstarrt nach dem Durchlaufen einer
                              									teigigen Zwischenstufe langsam, schwindet wenig und gibt einen dichten und festen,
                              									aber härteren Guß.
                           Da das Eisen beim Erstarren in der Form desto poröser, grobkörniger und mürber wird,
                              									in je größeren Massen es angehäuft ist, so wählt man Eisen von um so feinerem Korn,
                              									je massenhafter der Guß ausfallen und je größere Ansprüche man an Festigkeit und
                              									Dichtigkeit machen muß.
                           Was das Oberflächenansehen oder den Spiegel des Eisens betrifft, so zeigt geschmolzenes Roheisen im Zustande
                              									der größten Ruhe einen um so vollkommeneren Spiegel, je hitziger es ist; sehr mattes
                              									Eisen überzieht sich mit einer Oxydhaut. Nicht in Ruhe, z.B. in Gießpfannen befindliches Eisen
                              									zeigt, wenn es nicht zu matt, Figuren, welche in Folge
                              									der inneren, einer Art complicirten Wellenbewegung auf seinen Zustand schließen
                              									lassen. Sehr hitziges Eisen von grobem Korne zeigt eine spiegelnde Oberfläche mit
                              									fortwährendem Flammen und Zucken, wahrscheinlich in Folge lebhaften Verbrennens
                              									gewisser, auf die Oberfläche getriebener Substanzen. Beim Abkühlen zeigt das Eisen
                              									an einzelnen Stellen, namentlich in der Mitte, ruhigere Flächen, auf welchen sich
                              									fortwährend wechselnde Sternchen in großer Zahl zeigen, scheinbar in Folge von
                              									Durchkreuzungen sehr kleiner Wellen, welche sich nach den verschiedensten Richtungen
                              									hin bewegen und deren Gipfel dadurch bemerklich werden, daß auf ihnen die dünne, das
                              									Eisen bedeckende Haut durchbrochen und das reine spiegelnde Eisen bloßgelegt ist. Je
                              									hitziger das Eisen, um so kleiner sind die Wellen, also auch die Sternchen und desto
                              									rascher wechseln sie. Bei der Abkühlung des Eisens werden sie träger und
                              									verschwinden endlich unter der matten Oberfläche ganz. Bei Nummer 1 zeigt sich
                              									dieser Uebergang rasch, indem die kurz vorher noch lebhaft bewegte Oberfläche
                              									plötzlich matt unbeweglich wird. Nummer 2 und noch mehr Nr. 3 verlieren ihre
                              									Bewegung erst allmählich und langsamer, bis sie erst spät gänzlich aufhört.
                           Als hauptsächlichste Fehler im Gusse sind Spannungen und Undichtheiten anzuführen.
                           Die Undichtheiten zeigen sich:
                           a) als schwammige Stellen, in Folge der Qualität des
                              									Roheisens, wenn dasselbe unrein oder für den betreffenden Gegenstand unrichtig
                              									gattirt ist;
                           b) als leere Blasenräume mit glatten Wandungen, zuweilen
                              									gefüllt mit harten Kügelchen. Durchdringen dieselben den ganzen Guß oder einen
                              									großen Theil desselben, so pflegt die Ursache ebenfalls mangelhafte Roheisenqualität
                              									zu seyn, namentlich eine Verunreinigung des Eisens, besonders durch Schwefel. Die
                              									meist glasharten Kügelchen ruiniren den Drehstahl stark. Zur möglichsten
                              									Verminderung solcher Blasenräume bringt man mehrere Steigröhren an richtigen Punkten
                              									der Form an;
                           c) als leere Räume mit tannenbaumförmigen
                              									Eisenkrystallen, ein Zeichen daß dem Schwinden des Eisens durch die Möglichkeit
                              									erneuter Eisenzufuhr nicht gehörig Rechnung getragen worden, daß nicht genug
                              									Trichter oder diese nicht am rechten Orte waren, oder daß sie nicht lange genug
                              									offen erhalten worden durch fortgesetztes Pumpen unduud Zugießen von immer möglichst hitzigem Eisen;
                           d) als mit Formmaterial (Sand, Lehm) oder Schlacke
                              									angefüllte hohle Räume, eine Folge davon daß man den Krampstock nicht gehörig geleitet hat oder der
                              									Lauf fehlerhaft angelegt worden, oder daß bei an Erdmetallen reichem Eisen noch eine
                              									Schlackenbildung in der Form vor sich ging. In letzterem Falle zeigen sich die
                              									Hohlräume nur in kleinen Dimensionen, aber massenhaft.
                           Durch viele und richtig angelegte Steigetrichter und Windpfeifen lassen sich diese
                              									Uebelstände sehr mildern. Sämmtliche Steigetrichter müssen bis zur vollendeten
                              									Füllung der Form durch Lehmkugeln geschlossen gehalten werden, damit die im
                              									Formmaterial sich bildenden Gase sich nicht durch die Form und die Trichter
                              									entfernen, sondern durch die Windpfeifen. Fehlt es an letzteren oder durchbricht das
                              									Eisen die Form und bahnt sich einen Weg in Theile des Formmateriales, so geräth die
                              									Eisenmasse in's Kochen, das Eisen kann in mehr oder weniger dicken Massen
                              									herausgeschleudert werden und außer dem Mißlingen des Gusses für Menschen und
                              									Gebäude Gefahr bringen.
                           Spannungen, durch das Schwinden im Gusse entstehend,
                              									zerstören das Gußstück entweder schon in der Form oder bei der nachherigen
                              									Bearbeitung, oder selbst erst beim späteren Gebrauche auf Veranlassung von oft ganz
                              									unscheinbaren Einwirkungen. Man kann der Spannungen noch nicht vollständig Herr
                              									werden, da man noch nicht genau zu bestimmen vermag, welche Dimensionen einem
                              									Modelle zu geben, wie dasselbe abzuformen und wie der Guß zu behandeln, damit sie
                              									nicht entstehen.
                           Auf die Spannungen sind von Einfluß:
                           a) das Formmaterial, insofern dasselbe dem Schwinden
                              									einen zu großen Widerstand entgegengesetzt, was sich durch gewisse Kunstgriffe
                              									vermindern läßt, z.B. durch Entfernung einzelner Formtheile nach dem Gusse;
                           b) die mehr oder weniger rasche Abkühlung der einzelnen
                              									Theile, welche nicht allein von der Größe und Form des Querschnittes, sondern auch
                              									von der Lage und Massenhaftigkeit anderer benachbarter Theile abhängt, welche
                              									entweder Wärme abgeben oder empfangen, ferner der Art der Vertheilung des flüssigen
                              									Eisens in der Form, ob es an einzelnen Stellen hitzig oder schon matt anlangt,
                              									ferner von der Lage der Steigetrichter, der Art und Dauer des Pumpens u.a.;
                           c) die Qualität des Eisens, indem die grobkörnigen,
                              									weichen und mürben Sorten, welche sich der Marke Nr. 1 nähern, weniger leicht
                              									springen, als die Nr. 3 nahe kommenden harten, spröden und festen.
                           Die Spannungen treten weniger auf bei wenig gegliederten, nach möglichst viel
                              									Richtungen symmetrischen und in den verschiedenen Theilen der Form und Größe des
                              									Querschnittes nach möglichst gleichmäßigen Gegenständen, als bei solchen welche bei variablem
                              									Querschnitt viel gegliedert und unsymmetrisch sind, und dann entweder springen oder
                              									sich doch krumm ziehen, wie namentlich die unsymmetrischen. Unter den verschiedenen
                              									Mitteln zur Vermeidung der Spannungen sind anzuführen: die künstliche Abkühlung
                              									einzelner Theile durch Entblößen vom Formmaterial oder mit Wasser, sorgfältige
                              									Abkühlung des Ganzen, überhaupt durch längeres Belassen in der Form etc.
                           Trotz aller Vorsicht können bei Herstellung eines Gusses möglicherweise sich Fehler
                              									derart verbergen, daß dieselben bei der Verwendung nicht in Rechnung gezogen werden
                              									können und keine Garantie für Sicherheit sich erzielen läßt. Wegen Mangels an
                              									anderen besseren Materialien, die sich namentlich nicht so leicht in bestimmte
                              									Formen bringen lassen, ist der Maschinenbauer trotzdem auf die häufige Anwendung von
                              									Gußeisen hingewiesen, z.B. für Cylinder, Ventil- und Schieberkästen,
                              									Zahnräder, Lagerböcke, Riemenscheiben etc. Dagegen macht man auf größeren und
                              									gewissenhaften Werken bereits Gegenstände welche sich, wenn auch mit größeren
                              									Kosten, ebenso zweckentsprechend in Bezug auf Form herstellen lassen, aus
                              									Schmiedeeisen und Stahl, z.B. Achsen, Balanciers, Flügelstangen und Krummzapfen.
                              									Selbst bei fehlerlosem Guß hat das Gußeisen bei seiner geringeren Festigkeit gegen
                              									Stahl und Stabeisen den Nachtheil daß die Gegenstände daraus massiger seyn müssen,
                              									weßhalb man dasselbe, wo die Massenhaftigkeit nicht erwünscht (Schwungräder
                              									erfordern eine solche), namentlich an bewegten Theilen einer Maschine durch
                              									Schmiedeeisen oder Stahl ersetzen sollte.
                           
                        
                           2. Schmiedeeisen.
                           Das Bruchansehen gibt ziemlich sichere Kenntniß von der Beschaffenheit desselben,
                              									namentlich ob, was für den Maschinenbauer besonders wichtig, das Eisen sehnig oder körnig ist.
                           Gutes sehniges Eisen hat auf dem Bruche bei hellgrauer
                              									Farbe matten Glanz, nur die parallel nebeneinander liegenden Längsfasern zeigen
                              									matten Silberglanz. Gutes Feinkorn zeigt bei feinem Korn
                              									(je feiner, um so besser) matten Silberglanz und gemischtes
                                 										Eisen mit Korn und Sehne zugleich, bald das eine, bald das andere
                              									vorwiegend, ist gut, wenn Sehne und Korn sich wie eben angegeben verhalten. Sehniges
                              									Eisen ist im Allgemeinen weicher, zäher und dehnbarer in der Walzrichtung, als
                              									körniges, letzteres aber fester, härter und dehnbarer normal zur Walzrichtung, was
                              									seine Verwendung zu stark gestauchten Gegenständen, z.B. Nieten, besonders
                              									empfiehlt.
                           Bei verändertem Bruchansehen, als dem obigen, wird das Eisen schlechter und zwar rothbrüchig, wenn der sehnige Bruch namentlich auf der
                              									Längsfaser dunklere Farbe zeigt, kaltbrüchig bei grobem, schuppigem oder blätterigem
                              									Korn mit Heller Farbe und starkem Glanz.
                           Das meist nur durch Puddeln hergestellte Schmiedeeisen kann, da die Luppe aus vielen
                              									kleinen Theilchen zusammengeschweißt wird, niemals vollständig homogen seyn, sondern
                              									hat viele Schweißnähte, bald besser bald schlechter geschlossen. Selten wird die
                              									unter Hammer oder Quetsche nur vorgeschmiedete Luppe direct durch Verschmieden auf
                              									einen Maschinentheil verarbeitet; geschieht dieses, so hat das Schmiedestück, was
                              									ein Vorzug ist, keine meßbare Schweißnaht und sein Gefüge ist nach allen Richtungen
                              									hin nahezu dasselbe, was bei Anfertigung complicirter Schmiedestücke von großem
                              									Werthe seyn kann und größere Sicherheit gewährt. Meist werden die Luppen zu flachen
                              									Stäben von 80–130 Millimet. Breite und 20–26 Millimet. Dicke
                              									ausgewalzt, auf eine bestimmte Länge zerbrochen, packetirt und nach dem Ausschweißen
                              									unter Hammer oder Walzwerk oder unter beiden in die gewünschte Form von Blech oder Stabeisen gebracht,
                              									von welchem letzteren man wieder verschiedene Sorten unterscheidet (Quadrat-,
                              									Flach-, Winkel-, U-, T-, doppelt T-Eisen).
                           a) Blech stellt man auf
                              									Walzwerken meist aus sehnigem, zuweilen aber auch aus feinkörnigem Eisen gewöhnlich
                              									in einer Breite bis zu 1,6–2,2 Meter, und wenn die Bleche von größerer Dicke
                              									sind, bis zu einem Gewichte von circa 600 Kilogr. her.
                              									Diese Dimensionen kann man auf jedem Walzwerk ohne Mühe erzielen, sie können jedoch,
                              									wie die letzte Pariser Ausstellung zeigte, auch wesentlich überschritten werden. So
                              									hatten z.B. die Engländer Platten von 2,44 Met. Länge, 1,83 Met. Breite und 340
                              									Millimet. Dicke im Gewichte von 11600 Kilogr. Gewicht ausgestellt.
                           Um möglichst gute Bleche herzustellen, müssen beim Packetiren gewisse
                              									Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden. Man bildet für die Packete aus parallel neben
                              									einander gelegten Luppenstäben Schichten und aus diesen der Art Lagen übereinander,
                              									daß die Längsrichtung der Stäbe in zwei benachbarten Lagen immer um 90°
                              									verschieden ist, so daß die Stäbe in dem gebildeten Wirbel in einer Art Verband sich
                              									befinden, welcher bequem zum Ausschmieden ist und die Festigkeit des Bleches nach
                              									der Länge und Breite möglichst gleich groß macht. Man darf beim Packetiren niemals
                              									zwei Stäbe der Länge nach vor einander stoßen lassen, es müssen deßhalb die
                              									Luppenstücke alle so lang seyn wie das Packet. Ein Stauchen der Stäbe im Packet ist
                              									unter allen Umständen zu vermeiden, weil dadurch die Schweißfugen geöffnet werden.
                              									Man macht die Packete unten und oben etwas länger und breiter als in der Mitte, da
                              									sich unter schweren Hämmern das Stück in der Mitte immer mehr reckt als auf den Oberflächen,
                              									wahrscheinlich in Folge einer Reibung dieser Oberflächen an den Bahnen von Hammer
                              									und Amboß, welche man deßhalb zweckmäßig convex macht.
                           Die mit Draht umwickelten und der Schweißhitze ausgesetzten Packete erhalten
                              									möglichst eine Ausdehnung nach einer Richtung, welche gleich der Breite des zu
                              									walzenden Bleches ist, weil sich das Eisen beim Walzen in der Breite nur wenig
                              									streckt. Das vorgeschmiedete Stück erhält jedenfalls von Neuem Hitze und wird dann
                              									in einer Hitze ausgewalzt. Hat das Packet beim
                              									Ausschmieden die zur Herstellung der Plattenbreite erforderliche Länge noch nicht
                              									erreicht, so vergrößert man diese dadurch, daß man das Packet erst der Länge nach
                              									durch die Walzen gehen läßt, dann die Walzrichtung um 90° ändert und diese
                              									bis zur Vollendung beibehält. Nur bei solchen kreisrunden Blechen, welche aus einem
                              									annähernd schon rund vorgeschmiedeten Packete hergestellt sind (Böden zu
                              									Dampfkesseln) wendet man mit Vortheil eine continuirliche Aenderung in der
                              									Walzrichtung an.
                           Gutes Blech zeigt bei entsprechender Festigkeit eine glatte Oberfläche ohne Schiefer
                              									und unganze Stellen, und ist weder roth-, noch kaltbrüchig. Man prüft die
                              									Bleche gewöhnlich nicht besonders, sondern macht auf deren Qualität, wenn sie von
                              									einem bestimmten Walzwerke stammen, aus längerer Erfahrung Schlüsse. An das deutsche
                              									Eisenblech sind höhere Anforderungen zu stellen, als die englische Admiralität an
                              									die von ihr bezogenen Bleche stellt. (Man s. polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXVI
                              									S. 153.)
                           b) Stabeisen. Bei Herstellung
                              									der Packete legt man sämmtliche Stäbe parallel zu einander und gibt ihnen zur
                              									Herstellung des Verbandes und um die Festigkeit in der Breiterichtung zu erhöhen,
                              									verschiedene Breite. Alte Abfälle (Schrot) packetirt man entweder direct, indem man
                              									die dadurch entstehenden Hohlräume durch andere dünnere Stäbe auszufüllen sucht oder
                              									sie erst annähernd rechteckig im Querschnitt durch Auswalzen darstellt.
                           Die Art der Packetirung und der weiteren Verarbeitung der Packete kann eine sehr
                              									mannichfache seyn. Die Schweißung geschieht zuweilen und am besten erst unter dem
                              									Hammer und dann zwischen Walzen. Manche Eisensorten werden in einer, andere in zwei
                              									Hitzen fertig gewalzt. Breiteres Flacheisen wird jetzt gewöhnlich unter
                              									Universalwalzwerken dargestellt, welche den großen Vortheil haben, aller Vorkaliber
                              									zu entbehren und Flacheisen von verschiedenen Dimensionen innerhalb bestimmter
                              									Grenzen zu liefern.
                           
                        
                           
                           3. Stahl.
                           Früher hauptsächlich nur zu Werkzeugen für die Bearbeitung der eigentlichen
                              									Maschinentheile angewandt, werden letztere jetzt häufig selbst daraus hergestellt.
                              									Der Maschinenbauer unterscheidet hauptsächlich Guß- und Schweißstahl. Mit letzterer
                              									Bezeichnung belegt man den Stahl, welcher leicht
                              									schweißt, namentlich mit Schmiedeeisen zusammen, welcher als Stahl nie flüssig war
                              									und ausschließlich zum Verstahlen schmiedeeiserner Gegenstände angewendet wird.
                              									Derselbe wird zu anderen Zwecken nicht benutzt, weil er theurer als Gußstahl und
                              									derselben oder besserer Qualität ist, hinter welchem er auch stets wegen mangelnder
                              									Homogenität zurücksteht.
                           Während man früher unter Gußstahl nur den theuren und sehr feinen guten
                              									Tiegelgußstahl aus bestem cementirten Holzkohleneisen begriff, bezeichnet man damit
                              									jetzt Vielerlei von der verschiedensten Qualität und von dem englischen Gußstahl
                              									sehr Abweichendes.
                           Guter Massengußstahl, wie er zur Zeit in den Maschinenfabriken immer mehr zur
                              									Anwendung kommt statt Schmiede- und Gußeißens, ist gewöhnlich härter, spröder
                              									und kurzbrüchiger als Schmiedeeisen, härter als weiches Gußeisen und zäher und
                              									dichter als dieses bei einer weit größeren Festigkeit als Schmiede- und
                              									namentlich Gußeisen. Der Bruch zeigt ein gleichmäßiges, dichtes und feinkörniges
                              									Gefüge von mattem Silberglanz, und zwar nimmt die Qualität mit feiner werdendem
                              									Korne zu.
                           Die Härte ist in den meisten Fällen der Festigkeit und auch der Sprödigkeit
                              									proportional und variirt je nach dem Zwecke seiner Verwendung, z.B. wählt man zu
                              									Werkzeugstahl und zu Kolbenstangen einen harten, zu auf Bruch belasteten Achsen
                              									einen weichen Stahl.
                           Der Gußstahl übertrifft das Gußeisen in jeder Beziehung, vermag aber demselben wegen
                              									seines viel höheren Preises noch nicht überall Concurrenz zu machen. Die Bochumer
                              									Gußstahlfabrik lieferte zuerst Façonguß aus Gußstahl, Glocken, complete
                              									kleinere Dampfcylinder und verwandte Gegenstände. Die Erfahrung muß aber noch
                              									erweisen, ob dieselben, da sie nicht durch Schmieden verdichtet werden können, neben
                              									jedenfalls sehr viel größerer Festigkeit als Gußeisen, aber auch eine genügende
                              									Dichtigkeit besitzen.
                           Mehr als Façonguß kommt fertig geschmiedeter oder gewalzter Gußstahl in den
                              									Handel zum Ersatz von Schmiedeeisen, welcher der Natur seiner Erzeugung zufolge weit
                              									weniger homogen ist als der flüssig gewesene Gußstahl, dem man dann noch durch
                              									Schmieden die erforderliche Dichtigkeit geben kann. Aus diesem Grunde ist der
                              									Gußstahl das eigentliche
                              									Material für Kolbenstangen, Ventil-, Schieberstangen und ähnliche
                              									Maschinentheile geworden.
                           Wegen bedeutend größerer absoluter Festigkeit als Gußeisen, läßt sich der Gußstahl
                              									mit Vortheil da verwenden, wo es leichter Constructionen bedarf, oder wo die
                              									Stabeisenconstruction, wenn sie Sicherheit gewähren soll, zu plump ausfallen
                              									müßte.
                           Ueber die Anwendbarkeit des Gußstahles und seinen Werth als Maschinenbaumaterial sind
                              									die Ansichten noch nicht hinreichend übereinstimmend. Es ist jedoch Thatsache, daß
                              									Gußstahlachsen in denselben Dimensionen wie schmiedeeiserne angefertigt, welche an
                              									demselben Orte Jahre lang gute Dienste geleistet hatten, oft in sehr kurzer Zeit
                              									brechen; ferner daß Gußstahl aus selbst renommirten Fabriken oft sehr rissig ist,
                              									wodurch, selbst wenn die Risse nicht tief sind, seine relative Festigkeit sehr
                              									vermindert werden muß; ferner daß Gußstahl, selbst der weichere gut drehbare,
                              									gewöhnlich so spröde ist, daß er beim kalten Geraderichten leicht bricht; ferner daß
                              									man von der Anwendung schwerer Gußstahlachsen, namentlich zu Dampfschiffen,
                              									theilweise wieder zurückgekommen ist.
                           Diesen Thatsachen gegenüber schreiben concurrirende Gußstahlfabriken die Schuld
                              									gewöhnlich der schlechten Qualität des Gußstahles zu, indem sie ihrem Product die
                              									Eigenschaften der größten Zähigkeit und Dehnbarkeit dem Schmiedeeisen gegenüber
                              									vindiciren. Wenngleich die Möglichkeit vorliegt, einen solchen Gußstahl, namentlich
                              									durch Bessemern herzustellen, welcher alle chemischen Eigenschaften des
                              									Schmiedeeisens und seine Tugenden mit der Homogenität des Gußstahles vereinigt, so
                              									können doch vorläufig den Erfahrungen gegenüber einzelne Experimente und
                              									ausgestellte Proben von noch so zähem Material um so weniger in's Gewicht fallen,
                              									als die Einwirkungen denen ein Material bei einem Experiment unterworfen wird, nur
                              									in seltenen Fällen mit den Resultaten der großen Praxis übereinstimmen. Bei einem
                              									Versuche mag der Stahl bei einzelnen kräftigen Schlägen gut aushalten, während die
                              									Wirkung vieler kleiner Stöße bei der Anwendung schädlich influirt.
                           Ein großer Uebelstand ist die Geheimnißkrämerei bei der Gußstahlfabrication, welche
                              									dem Consumenten jede Controlle über die Qualität des von ihm bezogenen Materiales
                              									unmöglich macht.
                           Auf Grund zur Zeit vorliegender Erfahrungen läßt sich die Anwendung des Gußstahles
                              									unbedingt empfehlen für Kolbenstangen und diesen verwandte Maschinentheile; ferner
                              									ist seine Benutzung für Maschinentheile unbedenklich, welche nur auf absolute und
                              									rückwirkende Festigkeit beansprucht werden. Wo dagegen die relative Festigkeit mehr
                              										in Rücksicht kommt,
                              									erscheint die Anwendung des Gußstahles immer gewagt, namentlich dann, wenn die
                              									Maschinentheile Stößen ausgesetzt sind. Stets aber empfiehlt es sich, den Gußstahl
                              									nicht höher, als gutes sehniges Schmiedeeisen zu beanspruchen, also gleich starke
                              									Dimensionen wie bei diesem zu nehmen. (Im Auszüge aus: v. Reiche's Maschinenfabrication, Bd. I, Leipzig 1869; durch die berg-
                              									und hüttenmännische Zeitung, 1870, Nr. 28 und 30.)