| Titel: | Ueber zwei eigenthümliche Producte der Nickelfabrication; von Joseph Wharton. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXXV., S. 331 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber zwei eigenthümliche Producte der
                           								Nickelfabrication; von Joseph Wharton.
                        Aus dem American Journal of
                              									Science durch Chemical News, vol. XXI p. 280, Juni 1870.
                        Wharton, über eigenthümliche Producte der
                           								Nickelfabrication.
                        
                     
                        
                           I.
                           Als ich vor sieben Jahren meine Thätigkeit auf der Gap-Nickelgrube und
                              									-Hütte (Pennsylvanien) begann, fand ich unter den von weinen Vorgängern
                              									zurückgelassenen Stücken einen Nickelstein, in welchem an verschiedenen Stellen
                              									Blättchen von einer offenbar metallischen, zähen, biegsamen und elastischen Substanz
                              									eingesprengt lagen, die ungefähr die Dicke von feinem Schreibpapier, eine Breite von
                              									1/16 bis 1/8 Zoll und etwa die doppelte Länge besaßen. Eine eingehende chemische
                              									Untersuchung dieser Substanz wurde damals nicht ausgeführt, sondern nur eine
                              									oberflächliche qualitative Prüfung, durch welche die Gegenwart von Nickel, Eisen und
                              									Kupfer festgestellt wurde.
                           Später bemerkte ich bei verschiedenen Gelegenheiten, daß der Nickelstein zu ähnlichen
                              									Bildungen geneigt ist und beauftragte die Arbeiter, sobald diese Erscheinung wieder
                              									eintreten sollte, nach dem Kaltlegen des diesen eigenthümlichen Nickelstein
                              									producirenden Ofens die auf der Sohle desselben stets zurückbleibende feste Masse
                              									(Sau) genau zu untersuchen.Die in Rede stehenden Oefen sind kleine Gebläseöfen, in denen die Erze von
                                    											der Gap-Grube in Pennsylvanien (nickelhaltiger Pyrrhotin oder Magnetkies mit 2 Proc.
                                    											Nickel und Kobalt) nach vorhergegangenem Abrösten zum erstenmale
                                    											niedergeschmolzen werden, und dabei einen ungefähr 12 Proc. Nickel und
                                    											Kobalt und beiläufig 4 Proc. Kupfer enthaltenden Stein geben.
                              								
                           Diese feste Masse besteht zum Theil aus Klumpen von Erz, Zuschlag und Brennmaterial
                              									von der ersten Beschickung, welche in unvollkommen geschmolzenem Zustande in den
                              									Herd gelangten und dort blieben, zum Theil aus Ansätzen von dem in vollständigen
                              									Fluß gekommenen Nickelsteine, welcher, während der Ofen im Gange war, einen Sumpf
                              									bildete und jene Klumpen einschloß.
                           Die in solchen Sauen vorhandenen Höhlungen schienen mir für die Bildung von
                              									Krystallen, sofern eine Neigung zu einer solchen existirte, sehr günstig zu seyn. Im
                              									Sommer vorigen Jahres wurden auch wirklich beim Zerschlagen einer derartigen Herdsau
                              									(was geschah, um sie beim nächsten Schmelzen mit durchzusetzen) sehr interessante Krystallgruppen gefunden;
                              									doch waren dieselben so klein, daß sie ohne die auf ihre Auffindung verwendete
                              									Sorgfalt wahrscheinlich unbemerkt geblieben seyn würden.
                           Manche von diesen Krystallen haben Würfelform und starken Metallglanz, und die von
                              									ihnen gebildeten Gruppen sehen wie kleine Bleiglanzdrusen aus; andere bilden kleine,
                              									ährenförmig und dendritisch oder federartig gruppirte Oktaeder, den farnkrautartigen
                              									Aggregaten von Zinkkrystallen ähnlich, welche ich zuweilen in den Vorstößen meiner
                              									Galmeiöfen in Bethlehem (Pennsylvanien) gefunden habe.
                           Diese Krystalle besitzen große Zähigkeit und sind stark magnetisch. Eine von den
                              									ährenförmigen Oktaedergruppen ließ sich wiederholt hin- und herbiegen, ohne
                              									daß sie brach; eine andere, welche auf Wasser schwamm, wies, nachdem sie einigemale
                              									mit einem Magnete emporgehoben worden war, stät nach Norden und verhielt sich gegen
                              									die Pole eines ihr genäherten Magneten ebenso entschieden anziehend und abstoßend,
                              									wie sich eine Stahlmagnetnadel unter gleichen Umständen verhalten haben würde.
                           Ein Exemplar von den oktaedrischen Krystallgruppen, sowie von der krystallinischen
                              									Grundmasse auf welcher dieselben aufsaßen, wurden von dem Chemiker meiner Werke der
                              									Analyse unterzogen. Dieser fand:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 332
                              in den Krystallen; in der körnigen
                                 										Masse; Kupfer; Nickel und Kobalt; Eisen; Schwefel
                              
                           Die zweite Columne bei beiden Analysen bezeichnet die Schwefelmenge welche
                              									erforderlich seyn würde, um mit den gefundenen Metallen die Verbindungen
                           Cu²S, Ni²S und Co²S, FeS
                           zu bilden; das am Fuße dieser Columnen angegebene Verhältniß
                              									ist das der gefundenen zur berechneten Schwefelmenge.
                           Wenn wir das Kupfer als Cu²S zugegen annehmen, so haben wir 89,32 Theile Fe,
                              									Ni und Co mit 8,43 Theile S verbunden; nehmen wir dann das mittlere Atomgewicht der
                              									Metalle, den gefundenen Mengen entsprechend, zu 56,85, so ist das atomistische
                              									Verhältniß der Metalle zu dem des Schwefels = 31,4 : 5,27, der Formel R⁶S
                              									sehr nahe entsprechend.
                           
                           Ziehen wir das Kupfer mit in Rechnung, so erhalten wir das Verhältniß R 32,00, S
                              									5,56, derselben Formel entsprechend, wenn auch weniger genau.
                           
                        
                           II.
                           Um eine aus 3/4 Nickel und 1/4 Kupfer bestehende Legirung in Form von Granalien
                              									darzustellen, ließ ich ein Gemenge von den Oxyden dieser Metalle in den geeigneten
                              									Verhältnissen mit Holzkohle in bedeckten Tiegeln der Hitze eines Gebläseofens
                              									aussetzen; es erfolgte die Reduction der Oxyde und die Schmelzung der Legirung,
                              									welche in stark weißglühendem Zustande in Wasser gegossen wurde.
                           Unter den Metallgranalien fanden sich zahlreiche hohle Sphäroide, von der Größe einer
                              									Erbse bis zu der einer großen Kastanie; viele von denselben waren unvollständig und
                              									zerrissen, viele dagegen ziemlich regelmäßig geformt, gewöhnlich an einer Seite
                              									glatt und glänzend, an der anderen rauh und wie mit Bläschen bedeckt.
                           Beim Zerschlagen dieser letzteren mit dem Hammer bemerkte ich, daß der Amboß naß
                              									wurde; ich untersuchte daher eine größere Anzahl von diesen Hohlkugeln und fand, daß
                              									dieselben mit Wasser beinahe angefüllt waren, so daß man dessen Gegenwart beim
                              									Schütteln mittelst des Gehörs deutlich wahrnehmen konnte, bei sorgfältigem
                              									Zerbrechen der größeren Sphäroide zeigte es sich in ziemlicher Menge. Flüssiges
                              									Metall, in weißglühendem Zustande in Wasser gegossen, hatte mit Wasser gefüllte
                              									Hohlkugeln gebildet.
                           Die richtige Erklärung ihrer Entstehung ist zweifelsohne folgende: Als das Metall in
                              									das Wasser gegossen wurde, befand es sich in einem Zustande von Sieden, von
                              									Aufkochen, es gab Gas ab, wahrscheinlich nicht Metalldampf, vielleicht aber
                              									Kohlenoxyd. Die einzelnen Kügelchen, in welche sich der dünne Metallstrom theilte,
                              									sobald er in das Wasser gelangte, ließen sämmtlich Gas fahren, als in Folge ihrer
                              									Berührung mit dem Wasser sich an ihrer Oberfläche ein undurchdringliches Häutchen
                              									von erstarrtem oder teigartig dickflüssigem Metall bildete. Die fortdauernde
                              									Entwickelung von Gas in dem flüssigen Inneren dieser Kügelchen konnte nun keine
                              									andere Wirkung haben, als das Kügelchen zu einer knollenartigen Form auszudehnen,
                              									deren obere Seite in Folge des Bestrebens winziger, in der teigartigen Rinde
                              									eingeschlossener Gasbläschen nach aufwärts zu entweichen, wohl das rauhe Ansehen
                              									erhalten konnte, während ähnliche kleine Bläschen von unten her in die Rinde der
                              									unteren Seite eindrangen, in die innere Höhlung gelangten und die unteren Theile der
                              									Oberfläche glatt und glänzend zurückließen. Natürlich mußten zahlreiche Kügelchen im Beginne ihrer
                              									Bildung zerreißen und verzerrt werden, indem das eingeschlossene Gas einen Ausweg
                              									fand; ebenso mußten alle diese zersprengten Kügelchen sich mit dem Wasser füllen, in
                              									welchem sie sich befanden. Diejenigen hingegen, in denen das Auge keine Oeffnung
                              									entdecken konnte, füllten sich ohne Zweifel nachdem die Kälte des sie umgebenden
                              									Wassers das durch die Hitze ausgedehnte Gas so contrahirt hatte, daß in dem
                              									Kügelchen annähernd ein Vacuum entstand, indem sich dieses durch Wasser ersetzte,
                              									welches nach und nach durch feine Poren eingesogen wurde. Daß solche feine Poren
                              									vorhanden waren, wurde dadurch bewiesen, daß sämmtliche Sphäroide in einer trockenen
                              									Atmosphäre mit der Zeit ihr Wasser verloren.
                           Nicht alle Schmelztiegel gaben beim Ausgießen solche Kügelchen, denn nicht bei allen
                              									war der Inhalt in dem geeigneten Zustande des Kochens.
                           Vielleicht hätte sich die Natur des entwickelten Gases bestimmen lassen, wenn eine
                              									genügende Menge desselben durch Zerbrechen der Kügelchen unter einem Recipienten
                              									gesammelt worden wäre, dieß hatte man aber verabsäumt.