| Titel: | Untersuchungen über das Verhalten des Schwefelzinkes beim Stehen an der Luft; von A. Wagner. | 
| Autor: | A. Wagner | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXXVI., S. 335 | 
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                        LXXXVI.
                        Untersuchungen über das Verhalten des
                           								Schwefelzinkes beim Stehen an der Luft; von A. Wagner.
                        Wagner, über das Verhalten des Schwefelzinkes beim Stehen an der
                           								Luft.
                        
                     
                        
                           In Bd. CLXXXV S. 315, Bd. CXCII S. 131 und Bd. CXCV S. 532 dieses Journals habe ich
                              									meine Erfahrungen über das Verhalten von Eisenoxyd und Manganoxyd zu
                              									Schwefelwasserstoff, sowie über die Veränderungen welche Schwefeleisen und
                              									Schwefelmangan durch den Einfluß verschiedener Agentien, wie Sauerstoff der Luft,
                              									Kohlensäure, Temperaturverhältnisse etc. erleiden, veröffentlicht.
                           Es war mir von Interesse zu ermitteln, ob sich das Zink, welches wie Eisen und Mangan
                              									ein Glied der Schwefelammoniumgruppe bildet, in dieser Beziehung ähnlich verhalten
                              									werde.
                           Hierzu bereitete ich mir zunächst lufttrockenes chemisch reines Zinkoxydhydrat.
                           Dasselbe wollte ich durch Darüberleiten von Schwefelwasserstoff in Schwefelzink
                              									verwandeln. Nachdem 6 Stunden lang ein starker Strom Schwefelwasserstoff darüber
                              									geleitet war, ergab die Analyse, daß noch eine beträchtliche Menge Zinkoxyd
                              									unverändert geblieben war, nämlich auf 57 Proc. ZnS fanden sich noch 13,3 Proc. ZnO. Ich
                              									leitete nun 10 Stunden lang einen sehr starken Strom Schwefelwasserstoff darüber;
                              									die Analyse ergab nun wieder, daß noch nicht alles Zinkoxyd in Schwefelzink
                              									verwandelt war, nämlich:
                           
                              
                                 (I)
                                 65,17
                                 Proc. ZaS
                                 
                              
                                 
                                 4,57
                                    „    ZnO
                                 
                              
                                 
                                 30,36
                                    „    HO
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Diese Masse blieb nun, in einer flachen Schale der Luft ausgesetzt, 3 Monate lang
                              									stehen. Sie entließ während dieser Zeit beständig Schwefelwasserstoff, der selbst
                              									nach 3 Monaten durch einen darüber gelegten Streifen Bleipapieres leicht zu erkennen
                              									war. Nach dieser Zeit wurde die Masse untersucht; sie enthielt nun:
                           
                              
                                 (II)
                                 70,3
                                 Proc. ZnS
                                 
                              
                                 
                                 11,3
                                    „    ZnO
                                 
                              
                                 
                                 18,3
                                    „    HO
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                                 
                              
                           (Zu ZnO, SO³ hatte sich keine nachweisbare Menge oxydirt.)
                           Berechnet man nun das Verhältniß von Schwefelzink zu Zinkoxyd bei I und II, so findet
                              									man:
                            bei  I,  ZnS : ZnO = 100
                              									:    7,01
                             bei II,  ZnS : ZnO = 100
                              									:  16,07.
                           Hieraus ersieht man schon, daß durch das 3 monatliche Stehen eine merkliche Menge
                              									Schwefel in Form von Schwefelwasserstoff entwichen seyn muß.
                           Die Ursache des beständigen Entweichens von Schwefelwasserstoff beim Stehen des
                              									Schwefelzinkes an der Luft ließe sich auf zweierlei Art erklären.
                           1) Man könnte annehmen, die Kohlensäure der atmosphärischen Luft wirke bei Gegenwart
                              									von Feuchtigkeit auf das Schwefelzink ein, nach der Gleichung: ZnS + CO² + HO
                              									= ZnO, CO² + HS.
                           2) Man könnte annehmen, die Feuchtigkeit allein wirke auf das Schwefelzink nach der
                              									Gleichung: ZnS + HO = ZnO + HS.
                           Um zu entscheiden, ob erstere Erklärungsweise zulässig sey, wurde über Schwefelzink
                              									(dargestellt durch Einwirkung eines Stromes Schwefelwasserstoff auf Zinkoxydhydrat)
                              									ein starker Strom Kohlensäure geleitet. Es wurde hierdurch keine Spur
                              									Schwefelwasserstoff ausgetrieben. Umgekehrt jedoch trieb ein Strom
                              									Schwefelwasserstoff, über kohlensaures Zinkoxyd geleitet, reichliche Mengen von
                              									Kohlensäure aus. Unmöglich kann also die Kohlensäure die erwähnte Ursache gewesen seyn; es bleibt
                              									deßhalb nur die zweite – nämlich die Feuchtigkeit – zur Erklärung
                              									übrig.
                           ––––––––––
                           Während Schwefeleisen und Schwefelmangan beim Stehen an der Luft sich in Oxyd
                              									verwandeln unter Ausscheidung von Schwefel, zersetzt sich
                              									beim Schwefelzink nur ein sehr kleiner Theil nach langer Zeit in Oxyd unter
                              									Ausscheidung von Schwefelwasserstoff.
                           Es zeigt hiernach das Schwefelzink in seinen Eigenschaften keine Analogie mit
                              									Schwefeleisen und Schwefelmangan.