| Titel: | Ueber die Bereitung der Kieselflußsäure im Kleinen; von Professor H. Stolba in Prag. | 
| Autor: | H. Stolba | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXXVII., S. 336 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXVII.
                        Ueber die Bereitung der Kieselflußsäure im
                           								Kleinen; von Professor H. Stolba in Prag.
                        Mit einer Abbildung.
                        Stolba, über Bereitung der Kieselflußsäure im Kleinen.
                        
                     
                        
                           Zur Bereitung der Kieselfluhsäure bedient man sich in den Laboratorien der Einwirkung
                              									der concentrirten Schwefelsäure auf ein Gemisch von Flußspath oder Kryolith mit dem
                              									Pulver von Quarz oder gewissen Silicaten (Glas, Schlacke etc.). Bedingt schon die
                              									Wahl des Materiales, das Verhältniß der einzelnen Stoffe zu einander, die
                              									Vertheilung der starren Substanzen unter sonst gleichen Verhältnissen eine
                              									Verschiedenheit in dem Gang der Operation und der Gasausbeute, so ist andererseits
                              									auch die Wahl des Gefäßes, worin das Kieselfluor-Gas bereitet wird, sowie des
                              									Verfahrens zur Absorption desselben nicht minder beachtenswerth.
                           Im Folgenden werde nun diesen Punkten eine eingehendere Betrachtung zu Theil, damit
                              									sich hieraus eine möglichst vortheilhafte und bequeme Darstellung der genannten
                              									Säure ergeben möge.
                           Das Material. – Fast immer ist es der Flußspath, welcher wegen seiner Billigkeit und leichten
                              									Beschaffung als Quelle des Fluors verwendet wird. Man erhält ihn im Handel theils in
                              									Stücken, theils in Pulverform, und sind die Stücke der letzteren Form entschieden
                              									vorzuziehen, weil man an denselben die Beschaffenheit des Flußfpathes sogleich zu
                              									beurtheilen vermag. Die häufigsten Verunreinigungen des Flußspathes sind Quarz,
                              									Schwerspath, Bleiglanz, Schwefel- und Kupferkies.
                           Von diesen sind die Sulfide insofern von Nachtheil, als sie das Product mit schwefliger Säure verunreinigen.
                           
                           Mancher Flußspath enthält auch so merkliche Mengen organischer Stoffe, daß ein Ausglühen des Pulvers bei Luftzutritt in den Fällen
                              									nothwendig werden kann, wo man die Bildung der schwefligen Säure durch Einwirkung
                              									der Schwefelsäure auf die organische Substanz vermeiden will.
                           Auf dieselbe Art könnten auch die Sulfide in Sulfate übergeführt und so unschädlich
                              									gemacht werden, nur wäre hierzu eine längere Behandlung bei Luftzutritt
                              									erforderlich.
                           Statt des Flußspathes kann auch Kryolith verwendet werden,
                              									seine Anwendung ist indessen nicht so vortheilhaft, weil er theurer, weniger leicht
                              									zu beschaffen ist und man zu seiner Zersetzung eine möglichst concentrirte Säure und
                              									von dieser viel mehr als für eine gleiche Menge Flußspathes bedarf.
                           Quarz oder Silicate bilden als
                              									die Quelle des Siliciums den zweiten wichtigen Bestandtheil des Gemisches. Am
                              									häufigsten verwendet man feinen Quarzsand, bezüglich
                              									dessen bemerkt werden muß, daß ihm oft als zufällige Verunreinigung solche Mengen
                              									verbrennlicher Stoffe (Steinkohlen, Holzsplitter, Pflanzentheile, Theile von
                              									Insecten) anhängen, daß nicht selten ein Abschlämmen, mitunter auch ein Ausglühen
                              									nothwendig wird.
                           Aus diesem Grunde ist dem Quarzsande das feine Pulver ausgesuchter Quarzstücke,
                              									insbesondere jenes der Porzellanfabriken entschieden vorzuziehen.
                           Der weit leichteren Einwirkung wegen verwendet man in den
                              									Laboratorien sehr häufig auch Glaspulver oder das Pulver gewisser Schlacken, wobei
                              									wohl zu beachten ist, daß manche der letzteren Sulfide enthalten (z.B. viele
                              									Eisenhohofenschlacken) und demnach zu verwerfen sind. Statt der genannten Silicate
                              									können auch mit sehr günstigem Erfolge mehrere natürliche benutzt werden, namentlich
                              									wo es sich darum handelt nützliche Nebenproducte zu
                              									erlangen.
                           Von diesem Standpunkte aus verwende ich schon seit Jahren kein anderes Silicat als
                              									den Lepidolith von Bozna in Mähren. Seine leichte
                              									Beschaffung, Reinheit, Billigkeit, leichte Pulverisirbarkeit und die Leichtigkeit
                              									mit der die Mischung Fluorkiesel entwickelt, würden ihn selbst dann sehr
                              									empfehlenswerth machen, wenn sich nicht Gelegenheit bieten würde nebenbei sehr
                              									merkliche Mengen von Lithion-, Cäsion- und
                              										Rubidion-Verbindungen abzuscheiden. In
                              									letzterer Beziehung will ich nur bemerken, daß ich aus 5 Pfd. Lepidolith 18 Gramme
                              										Cäsiumzinnchlorid abgeschieden habe. – Statt
                              									des Lepidoliths kann auch 
                              									Beryll genommen werden; derselbe muß sehr fein gepulvert
                              									seyn und erfordert eine höhere Temperatur zu seiner Zersetzung.
                           Die Schwefelsäure, welche zur Zersetzung der
                              									Fluorverbindung dient, wird stets in der Form der englischen Schwefelsäure
                              									verwendet. Hinsichtlich dieser Säure ist zweierlei zu beachten, nämlich ihre
                              									Concentration und ihre Reinheit.
                           Was die Concentration anbelangt, so sollte immer eine möglichst concentrirte Säure
                              									verwendet werden, weil mit der Abnahme der Concentration auch die Einwirkung
                              									auffallend abnimmt. Hierbei ist zu beachten, daß in der neuesten Zeit der Säure zur
                              									Erhöhung ihrer Concentration an manchen Orten absichtlich gewisse lösliche Sulfate
                              									wie Bittersalz zugefügt werden.
                           Was anderweitige Verunreinigungen anbelangt, so kommen hier nur jene in Betracht,
                              									welche in die Kieselflußsäure übergehen könnten, wie Arsen und Salpetersäure. Wollte
                              									man diese vermeiden, so ist die Schwefelsäure auf die Art von Arsen und
                              									Stickstoffverbindungen zu befreien, daß man selbe im Freien mit 1/4 Proc. ihres
                              									Gewichtes Salmiakpulver mengt und erhitzt.
                           Das Verhältniß der Gemengtheile. – Dieses richtet
                              									sich nach dem verwendeten Material. Bei Anwendung von Flußspath und Quarzpulver oder
                              									Sand nimmt man fast allgemein gleiche Theile der beiden, obgleich, eine vollständige
                              									Zersetzung des Flußspathes vorausgesetzt, auf einen Theil desselben schon 0,384
                              									Theil Kieselerde genügen würde. Ein Ueberschuß des Kieselpulvers ist jedoch
                              									nothwendig, um der freiwerdenden Flußsäure eine möglichst große Oberfläche zu bieten
                              									und im Falle der Anwendung von Glasgefäßen dieselben vor allzustarkem Angriff zu
                              									schützen. – Wenn man Glaspulver verwendet, so pflegt man auf 1 Theil Flußspath 1 1/4–1 1/2 Theile zu nehmen, weil das
                              									Glas durchschnittlich 70 Proc. Kieselerde enthält. Bei Anwendung von Kryolith können dieselben Verhältnisse beibehalten
                              									werden.
                           Bei jeder Mischung ist wohl zu beachten, daß die Bestandtheile auf das Innigste
                              									gemengt und vollkommen trocken verwendet werden.
                           Bezüglich der Menge der Schwefelsäure schreiben die Lehrbücher viel mehr von dieser
                              									Säure vor, als eigentlich zur Zersetzung nothwendig wäre. Der Grund scheint in der
                              									Erfahrung zu liegen, daß bei dem Grade der Flüssigkeit wie solche z.B. das
                              									Verhältniß von 1 Theil Flußspath, 1 Theil Quarz und 6–9 Theilen englischer
                              									Schwefelsäure liefert, die Masse nicht so leicht überschäumt, als wenn sie dicker
                              									ist.
                           Man kann übrigens bei Anwendung geräumiger Gefäße, welche also hinreichenden
                              									Steigraum bieten, mit einer bedeutend kleineren Menge Säure ausreichen, denn ich
                              									erhielt z.B. bei Anwendung einer Mischung von 1 Theil Flußspath, 1 Theil Quarz und 2
                              									Theilen Schwefelsäure dieselbe Ausbeute, wie bei 6 Theilen Schwefelsäure.
                           Für den Lepidolith fand ich das Verhältniß von 100 Theilen desselben auf 100 Theile
                              									Flußspath und 350 Theile Schwefelsäure zweckmäßig.
                           Der Apparat. – Man wendet in den Laboratorien zur
                              									Bereitung der Kieselflußsäure zumeist Glasretorten, seltener Steinkrüge oder
                              									Bleiapparate an.
                           Die Glasretorten vertheuern die Bereitung dadurch, daß man sie nur zu einer Operation verwenden kann, und erfordern die
                              									Anwendung eines Sandbades und hierdurch viel Brennstoff. Im Uebrigen gehören sie
                              									unter die zweckmäßigsten Geräthe zu dieser Operation.
                           Die Steinkrüge haben vor den Retorten den Vortheil der Billigkeit, und halten
                              									einzelne die Operation mehrmal aus, so einer bei meinen Versuchen siebenmal. Dagegen
                              									springen andere trotz aller Vorsicht während der Operation, auch kann man in
                              									denselben in der Regel nicht so bedeutende Mengen Säure bereiten wie in Retorten.
                              									Dieses hat mir Nach mehrjährigem Gebrauche die Anwendung derselben so verleidet, daß
                              									ich bestrebt war, durch eine zweckmäßige Kombination von Gußeisen und Glas einen
                              									Apparat zusammenzustellen, der mir seit Jahren die besten Dienste leistet und in
                              									Folgendem besteht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 339
                              
                           Als Gasentbindungsgefäß dient ein gußeiserner Topf von entsprechender Capacität
                              									(1–3 Liter). Man nimmt zweckmäßig einen solchen, dessen Glasur bereits
                              									abgesprungen ist, der aber im Uebrigen fehlerfrei ist. Den Deckel bildet ein Glastrichter von entsprechender Größe Mit kurzem aber
                              									weitem Hals, der so ausgewählt ist, daß er in die Mündung des
                                 										Topfes eben paßt. Den Hals des Trichters verbindet man mittelst eines sehr weiten Korkes mit einem möglichst
                              									weiten Gasentbindungsrohr. Soll der Versuch beginnen, so bringt man das
                              									Gemisch in den Topf, mengt es rasch mit der Schwefelsäure, setzt den Trichter auf
                              									und verschmiert den Zwischenraum zwischen Trichter und Rand mit Thonbrei von
                              									mittlerer Consistenz. – Man erwärmt am einfachsten und besten mittelst einer
                              									Gasflamme und steigert die Temperatur nur allmählich.
                           Was nun die Einrichtung zur Condensation des Gases
                              									anbelangt, so kann diese verschieden seyn. Manche lassen das Gas zunächst in eine
                              									leere Vorlage treten, Andere leiten es geradezu in den Condensationsapparat.
                           Da man das Kieselfluorgas nicht aus einem Rohre in's Wasser leiten kann, ohne daß es
                              									sich verstopft, so lassen Einige das Rohr in eine Quecksilberschicht münden, Andere
                              									leiten das Gas in einen umgekehrten Trichter, der zur Hälfte in's Wasser mündet,
                              									Andere endlich leiten das Gas in ein geräumiges Gefäß bis nahe an die Oberfläche des
                              									Wassers und suchen die Absorption durch geeignete Bewegung der Flüssigkeit zu
                              									beschleunigen.
                           Die beiden letzteren Methoden sind sehr zweckmäßig, indem das Gas bei Anwendung eines
                              									Trichters nur wenig, und im letzten Falle gar keinen Druck zu überwinden hat,
                              									während bei der Anwendung von Quecksilber und Wasser die Spannung leicht
                              									Unannehmlichkeiten veranlassen kann.
                           Wenn man die letztere besonders einfache und zweckmäßige Methode wählt, so muß man,
                              									um dem Gase stets eine frische Oberfläche zu bieten, die Flüssigkeit während der
                              									Gasentwickelung in steter Bewegung erhalten. Diese vermittelt man entweder dadurch
                              									daß man das Absorptionsgefäß, welches sehr geräumig seyn
                                 										muß, fleißig um seine Achse drehen läßt, oder dadurch daß man in die
                              									Flasche eine kleine Rührvorrichtung bringt, durch deren Bewegung man denselben Zweck
                              									erreichen will.
                           Als solche dient am besten ein massiver an dem eingesenkten Ende gebogener Glasstab,
                              									an welchem ein Stückchen Kautschukrohr befestigt ist, oder besser derselbe Glasstab
                              									an welchem unten in geeigneter Entfernung Scheibchen von Gutta-percha von
                              									solcher Weite sitzen, als es der Flaschenhals gestattet. Natürlich muß eine solche
                              									Rührvorrichtung früher eingesetzt werden als das Gasleitungsrohr.
                           Ich setze bei Anwendung des beschriebenen Apparates die Erhitzung, welche zuletzt bis
                              									zu einem gewissen Grade gesteigert wird, so lange fort, bis sich nur noch sehr wenig
                              									Gas entwickelt. In diesem Zeitpunkte setzen sich auch in der Röhre Tröpfchen einer
                              									Flüssigkeit ab. Bis zum Glühen des Gefäßbodens die Temperatur zu steigern, ist nicht zweckmäßig, weil sich
                              									hierbei zu viel Schwefelsäure verflüchtigt. Uebrigens muß bemerkt werden, daß sich alsdann noch eine sehr bemerkliche Menge Kieselfluorgases
                              									entwickelt.
                           Durch Einwirkung der Schwefelsäure auf das Gußeisen entsteht eine kleine Menge
                              									schwefliger Säure, die aber so unbedeutend ist, daß sie bei ihrer Oxydation zu
                              									Schwefelsäure durch Strontiansalze nicht nachgewiesen werden kann.
                           Will man aber auch diese Spuren vermeiden, so kann man sich bei ausgewählten Materialien eines Einsatzes von
                                 										Blei bedienen, den man in den Eisentopf stellt.Dieses ist aber um so überflüssiger, als man sehr selten eine Kieselflußsäure
                                    											braucht, welche von Schwefelsäure vollkommen frei
                                    											ist, und sich eine solche am besten durch Glühen reinen Kieselfluorbariums bereiten könnte.
                              								
                           Was die Verarbeitung des Rückstandes anbelangt, so ist
                              									dieselbe sehr einfach.
                           Nachdem der Apparat vollkommen erkaltet ist, löst man
                              									zunächst die zum Verschmieren aufgetragene Thonschicht mittelst eines Messers
                              									vorsichtig ab, um den Trichter ohne Beschädigung abnehmen zu können. Diese Arbeit
                              									wird durch Benetzen mit Wasser sehr erleichtert.
                           Es sey hier bemerkt, daß ein Glastrichter sehr oft
                              									verwendet werden kann ohne zu springen, und daß auch das Gußeisengefäß sehr wenig
                              									angegriffen wird, so daß ich in einem Topfe diese Operation bereits 25 mal vornehmen
                              									konnte, ohne daß er dadurch merklich gelitten hätte.
                           Man benetzt den Rückstand im Topfe mit etwas Wasser um ihn aufzuweichen, und schafft
                              									ihn sogleich in ein Porzellangefäß, wo er mit einer hinreichenden Wassermenge übergossen und gekocht wird, wozu das 5–6
                              									fache Wasservolum genügt.
                           Um nun den Gehalt an Cäsion und Rubidion in der sehr zweckmäßigen Form von
                              									Cäsion- und Rubidionalaun abscheiden zu können, fügt man in kleinen Antheilen
                              									gereinigte Potasche hinzu (per 100 Grm. Lepidolith etwa
                              									40 Grm. Potasche) und filtrirt hierauf die siedend heiße Flüssigkeit durch einen
                              									Filzbeutel. Das Filtrat fetzt, hinreichend concentrirt, beim Erkalten eine sehr
                              									reichliche Krystallisation von Cäsion und Rubidion enthaltendem Kalialaun ab,
                              									welcher nach dem bekannten Verfahren von Redtenbacher
                              									durch wiederholtes Krystallisiren aus der achtfachen Menge Wassers auf
                              									Cäsion- und Rubidionalaun verarbeitet wird.
                           Aus diesem Gemisch kann durch wiederholte Krystallisation jeder der beiden Alaune für
                              									sich dargestellt werden. Besser ist es jedoch, bei kleineren Quantitäten diese
                              									Alaune in der hinreichenden Menge möglichst concentrirter heißer Salzsäure zu lösen
                              									und aus der Lösung unter Zusatz von Zinnchloridlösung und concentrirter Salzsäure das
                              									Cäsium als Cäsiumzinnchlorid zu fällen.
                           Die Rubidion haltende Flüssigkeit wird durch Eindampfen von dem
                              									Salzsäure-Ueberschuß befreit und das Rubidion mittelst concentrirter
                              									Kieselflußsäure als Kieselfluorrubidium abgeschieden. Letztere Verbindung kann durch
                              									Erhitzen mit Salmiak oder Schwefelsäure leicht zersetzt werden.
                           Der Rückstand im Filzbeutel wird mit heißem Wasser nachgewaschen und dieses
                              									Waschwasser für die nächste Operation aufgehoben.Mit etwas Kreide behufs der völligen Abstumpfung der Säure vermengt,
                                    											getrocknet und gesiebt dient dieser Rückstand als vorzügliches
                                    											Zahnpulver.
                              								
                           Die Mutterlauge von der Krystallisation des Alaunes wird zum Kochen erhitzt und so
                              									lange Soda zugefügt, bis die Flüssigkeit alkalisch
                                 										reagirt. Man filtrirt von dem gefällten Thonerdehydrat etc. ab, läßt das
                              									gebildete Glaubersalz krystallisiren, fügt zu der Mutterlauge noch etwas Soda hinzu
                              									und dampft zur Trockne ein, wobei sich rohes kohlensaures Lithion absetzt, welches
                              									durch Behandeln mit einer genügenden Menge Wassers von den leichter löslichen Salzen
                              									getrennt wird.
                           Die Ausbeute an Kieselflußsäure. – Wenn man die
                              									spärlichen Angaben über die Ausbeute an Kieselflußsäure mit den eigenen Erfahrungen
                              									vergleicht, so ergibt sich, daß sie weit hinter derjenigen zurückbleibt welche
                              									theoretisch erhalten werden könnte.
                           1 Theil Flußspath sollte nämlich 0,61537 Theile
                              									hypothetische Kieselflußsäure (HFl, SiFl²) liefern; in der Praxis erhält man
                              									aber sehr oft nur beiläufig die Hälfte dieser Menge.
                           So erhielt Wittstein aus 1 Theil Flußspath, 1 Theil Sand
                              									und 6 Theilen concentrirter Schwefelsäure, 4 Theile Kieselflußsäure von 1,062
                              									Dichte, also nach meiner Tabelle von 7,5 Proc. HFl, SiFl², demnach 48,7 Proc. der möglichen Ausbeute.
                           Ich erhielt unter gleichen Verhältnissen, wobei jedoch 2 Theile Schwefelsäurehydrat
                              									statt 6 Thln. angewendet wurden, 49–53–58 Proc., indem ich wie Wittstein in Glasretorten operirte.
                           Bezüglich der Ausbeute bei Anwendung von Lepidolith ist
                              									wohl zu berücksichtigen, daß derselbe einen solchen Fluorgehalt hat, daß er 7 Proc. seines Gewichtes Flußspath entsprechen würde.
                           Bei Anwendung von Steinkrügen lieferte mir das oben
                              									angegebene Gemisch von 100 Grm. Lepidolith, 100 Grm. Flußspath und 350 Grm.
                              									Schwefelsäurehydrat eine Ausbeute von 43–50 Proc., hingegen bei Anwendung des
                              										Eisengefäßes bis 64 Proc. der möglichen Ausbeute.
                           
                           Der Grund der so geringen Ausbeute liegt einerseits darin, daß man um eine reine
                              									Säure zu gewinnen die Operation in einem gewissen Zeitpunkte unterbrechen muß,
                              									andererseits in dem Umstande daß der Flußspath von den gebildeten Producten so
                              									eingehüllt wird, daß eine vollständige Zersetzung nicht erzielt werden kann.
                           Bezüglich der absoluten Gewichtsmengen des Materiales zur Gasentwickelung sey
                              									bemerkt, daß ich per Liter Capacität des Gefäßes 100
                              									Grm. Lepidolith anwende und für dieses Quantum je 500 Kubikcentimeter Wasser
                              									vorschlage.
                           Zur Bestimmung der Ausbeute wurde der Gehalt an Kieselflußsäure sowohl in dem klaren
                              									Filtrate als auch in der abgeschiedenen Kieselerde theils durch Dichtenbestimmung,
                              									theils durch Maaßanalyse ermittelt.
                           Zum Schlusse muß ich darauf aufmerksam machen, daß der beschriebene Apparat auch zur
                              									Entwickelung einiger anderer Gase wie der schwefligen Säure, des Ammoniaks, des
                              									Chlors (hier bei Bleieinlage) recht geeignet ist.