| Titel: | Ueber die Erzeugung von Reisbier; von A. Belohubeck, Lehrer an der Brauerschule in Prag. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XCIV., S. 370 | 
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                        XCIV.
                        Ueber die Erzeugung von Reisbier; von A. Belohubeck, Lehrer an der Brauerschule in Prag.
                        Belohubeck, über Erzeugung von Reisbier.
                        
                     
                        
                           Balling hat bereits den Beweis geliefert, daß sich aus
                              									Reis mittelst Darrmalz sowohl nach der Decoctions- als auch nach der
                              									Infusions-Methode ein sehr gutes Bier erzeugen läßt. Er hat auch das
                              									Verhältniß bestimmt, in welchem Reis und Gerstenmalz verwendet werden müssen, um ein
                              									günstiges Resultat zu liefern; er fand nämlich, daß höchstens 3/5 des anzuwendenden
                              									Darrmalzes durch Reis ersetzt werden können.
                           Zur Darstellung des Reisbieres hat man verschiedene Methoden in Vorschlag gebracht,
                              									welche von dem Verf. geprüft wurden. Sie gaben im Kleinen ganz befriedigende
                              									Resultate, aber im Großen war der Erfolg durchaus ungünstig, indem namentlich die
                              									Treber so verkleistert wurden, daß das Abfließen der Vorderwürze eine vier-
                              									bis fünfmal so lange Frist in Anspruch nahm, als die ist, welche man bei Anwendung
                              									von Malz ohne Reiszusatz benöthigt, und keine vollständige Auflösung des zugesetzten
                              									Reismehles erfolgte, man also Würzen von geringerer Concentration erzielte, als zu
                              									erwarten war, auch fast jedesmal ein Anbrennen der Maischbestandtheile
                              									stattfand.
                           Der Verf. hält es, was die Quantität des anzuwendenden Reifes anbetrifft, für am
                              									besten, 1/4 bis 1/3 der gesammten Schüttung an Malz durch ein gleiches Gewicht Reis
                              									zu ersetzen. In Bezug auf die Form, in welcher der Reis zu verwenden ist, spricht er
                              									sich dahin aus, daß man am besten thut, den Reis zum feinsten Mehl zu mahlen. Das Verkochen des Reises, also die Erzeugung von
                              									Reisstärkekleister, hat nämlich ganz schlechte Resultate ergeben, und bei Verwendung
                              									des Reises in Form von grobem Mehl stellte sich heraus, daß die Reiskörner sich
                              									großentheils in den Trebern fanden, also nicht zur Auflösung gebracht waren. Der Verf. empfiehlt nun
                              									nach seinen Versuchen zur Darstellung des Reisbieres im Großen folgendes
                              									Verfahren.
                           Das Malzschrot wird wie üblich in kaltes Wasser ausgeschüttet, gehörig eingeteigt,
                              									und so viel kochendheißes Wasser in mäßigem Strahle aus der Pfanne unter
                              									fortwährendem Durchmaischen zufließen gelassen, bis die Temperatur auf 35° R.
                              									gestiegen ist, worauf die erste Dickmaische auf die Pfanne zu pumpen kommt. Hat
                              									diese 50° R. in der Pfanne erreicht, so wird das Feuer gemäßigt, und bei
                              									fleißigem Maischen die vorstehend angegebene Quantität des ganz feinen Reismehles in dieselbe eingeschüttet, wobei ein
                              									Vormaischapparat gute Dienste leistet. Nun wird die Temperatur des Dickmaisches 3/4
                              									Stunde lang zwischen 50 und 60° R. erhalten, wobei eine vollkommene
                              									Ueberführung des Reisstärkemehles in Dextrin und die Bildung eines Theiles Zucker
                              									erfolgt, und hernach ist die Maische schnell auf 80° R. zu erhitzen,
                              									höchstens 1/4 Stunde lang zu kochen und dann in den Maischbottich abzulassen.
                           Die Temperatur der Hauptmaische steigt dadurch auf etwa 48 bis 49° R. Nun wird
                              									nach tüchtigem Durcharbeiten ein so großer Dickmaisch auf die Pfanne gebracht, daß
                              									nach dessen Zurückbringen die Temperatur von 60° R. im Maischbottich erreicht
                              									wird. Daß diese zweite Dickmaische eben so behandelt wird wie die erste, sey hier
                              									beigefügt; nur kann man das Erhitzen zwischen 50 und 60° R. auf 1/2 Stunde
                              									abkürzen. Um ein Anbrennen der Dickmaischen in der Pfanne zu verhindern, muß man
                              									fleißig maischen. Ist die Temperatur von 60° R. erreicht, so wird die
                              									Hauptmaische einer Ruhe von 1 1/2 Stunden überlassen, und dann zum Abziehen der
                              									Vorderwürze geschritten.
                           Nach diesem Vorschlage wurde nun wirklich ein Gebräu von 80 Eimern ausgeführt, und
                              									dieß mit dem besten Erfolge, indem die Treber sich während der Rast gut und locker
                              									absetzten, die Maische schön schwarz stand, die Vorderwürze schnell und leicht
                              									abfloß, Feuer hatte, von blasser Farbe war, und einen sehr angenehmen, mildsüßen
                              									Geschmack besaß. Der Nachguß (das Anschwänzen) wurde mit heißem Wasser vorgenommen,
                              									und die Nachwürze zur Vorderwürze in die Pfanne gebracht, zum Kochen erhitzt, und
                              									Hopfen zugesetzt. Nach kurzer Zeit wurde eine Probe genommen und gefunden, daß sie
                              									sich prachtvoll gebrochen hatte und sich zwischen den großen, rasch sich absetzenden
                              									Flocken der Albuminate blank und glänzend zeigte.
                           Nach 1 1/2 stündigem Kochen wurde die Würze auf die Kühlstöcke abgelassen, und eine
                              									Probe nach gehöriger Abkühlung auf die Concentration geprüft, welche auch um etwas
                              									höher als bei bloßer Anwendung von Malz gefunden wurde, ohne jedoch so concentrirt
                              									zu seyn, als es der
                              									höhere Extractgehalt des Reises erforderte. Die Gährung der auf 4° R.
                              									abgekühlten Würze ließ nichts zu wünschen übrig und war in den verschiedenen Fällen
                              									nach 14 bis 16 Tagen beendigt. Die Hefe hatte sich sehr gut abgesetzt; das Vier war
                              									ganz klar und wurde nach dreibis viermonatlichem Ablagern zum Ausstoß gebracht.
                           Auf diese Weise wird nun bereits seit mehr als einem Jahre das sehr beliebte
                              									Lagerbier mit Zusatz von Reis erzeugt und findet immer mehr Verehrer.
                           Ein Umstand trat weiter zu Tage, nämlich daß die Menge von gutem Hopsen, welche man
                              									für die Würzen zu Lagerbieren verwendet 1 1/2 österr. Pfd. auf 4 österr. Eimer),
                              									nicht genügend sey, um dem Reisbiere die beliebte Bitterkeit zu geben, sondern daß
                              									nach und nach die Quantität von 2 bis 2 1/2 Pfd. auf 4 Eimer verwendet werden
                              									mußte.
                           Die Qualität des Reisbieres ist, wie auch an anderen Orten gefunden wurde,
                              									ausgezeichnet. Die Farbe des Bieres ist hell (goldgelb), der Geschmack mild,
                              									förmlich mandelähnlich, angenehm bitter und lange an der Zunge haftend. Das Bier ist
                              									ferner kohlensäurereich und bedeckt sich nach dem Eingießen in ein Glas an der
                              									Oberfläche mit einem zarten, schneeweißen Schaume. Bei durchfallendem Lichte
                              									zeichnet es sich durch einen bedeutenden Glanz bei ungemein großer Klarheit aus,
                              									kurz, es nimmt unter allen Lagerbieren eine der ersten Stellen ein.
                           In einem folgenden Aufsatz wird der Verfasser die Methode mit bloß zwei Dickmaischen
                              									näher begründen, welche bereits in 20 böhmischen Brauereien eingeführt ist. Man kann
                              									auch nach der bayerischen Manier Reisbier erzeugen, wenn man nur die Vorschrift des
                              									Verf. darauf anwendet. Der Gang ist dann folgender: Ausschütten des Malzschrotes in
                              									kaltes Wasser, Erhöhung der Temperatur durch zufließendes heißes Wasser auf
                              									28° R., Erwärmen des ersten Dickmaisches auf 50° R. in der Pfanne und
                              									Zufügen des Reismehles, Verweilen zwischen 50 und 60° R. 3/4 Stunde lang,
                              									Erhitzen zum Kochen etc. Nach dem ersten Dickmaisch steigt dann die Temperatur auf
                              									40° R., nach dem zweiten auf 52° R. und nach dem Lautermaisch auf
                              									60° R. etc.
                           Schließlich erwähnt der Verf. noch, daß das Reisbier, nachdem es noch eine bestimmte
                              									Zeit abgelagert ist, den Kulminationspunkt des Wohlgeschmackes erreicht. Vor und
                              									nach dieser Zeit ist es sehr gut, in diesem Zeitraum jedoch am besten. (Der
                              									bayerische Bierbrauer, 1870, Nr. 4.)