| Titel: | Oberflächencondensator von J. F. Cail, Ingenieur in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XCVI., S. 385 | 
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                        XCVI.
                        Oberflächencondensator von J. F. Cail, Ingenieur in Paris.
                        Nach Engineering, Juni
                              								1870, S. 383.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VIII.
                        Cail's Oberflächencondensator.
                        
                     
                        
                           Der von der renommirten Firma Jean Francois Cail und Comp. in Paris kürzlich patentirte Oberflächencondensator
                              									gehört zu der Gattung wobei die Abkühlung des Retourdampfes durch Luft und Wasser
                              									gleichzeitig, d.h. durch Verdunstung des Kühlwassers bewirkt wird; er gleicht in
                              									einigen Beziehungen den Condensatoren in Zuckerfabriken und Raffinerien.
                           Nach Cail's Plan wird der Retourdampf durch ein weites
                              									Rohr nach einem liegenden Schlangenrohrsystem oben eingeleitet, während die untere
                              									Mündung desselben mit einem zweiten Kühlgefäß und mit einer Luftpumpe in Verbindung
                              									gebracht ist. Dieses Kühlgefäß ist im Inneren mit Röhren durchzogen, durch welche
                              									kaltes Wasser oder rasch wechselnde Luft streicht, um die allenfallsigen Neste des
                              									nicht condensirten Dampfes aus dem ersten Condensator zu verdichten.
                           Ueber dem Schlangenrohrcondensator liegt eine Tropfrinne, durch welche ununterbrochen
                              									Kühlwasser, welches natürlich kein reines, zur Kesselspeisung direct anwendbares
                              									Wasser zu seyn braucht, in dünnen Strahlen über die äußeren Rohrwände herabfließt
                              									und zufolge der lebhaften Verdunstung des Kühlwassers den die Röhren durchziehenden
                              									Dampf verdichtet, worauf das destillirte Wasser durch eine Speisepumpe wieder nach
                              									dem Kessel befördert wird.
                           Da es nun praktisch unausführbar ist, alles Kesselwasser allein durch Condensation
                              									des Auspuffdampfes zu ersetzen, so muß auf die Zuführung einer genügenden
                              									Wassermenge als Ersatz für eingetretene Verluste Bedacht genommen werden. Dieses
                              									Reservespeisewasser entnimmt man einer natürlichen Quelle, sofern eine solche mit
                              									hinlänglich reinem Wasser vorhanden ist; im Gegentheil aber – und im
                              									speciellen Falle war das zur Verfügung stehende Wasser sehr kalkhaltig – muß
                              									das Wasser vor seinem Eintritt in den Kessel gereinigt werden. 
                              									Cail fand in der Localität wo diese Dampfmaschine mit
                              									Oberflächencondensator aufgestellt wurde, daß das kalkhaltige Wasser, welches als
                              									Kühlwasser diente, auf dem Wege über die Rohrwände und im Ansammlungsreservoir so
                              									viel Kalksalze absonderte, daß es alsdann ohne Bedenken zur Kesselspeisung
                              									verwendbar wurde.
                           In Fällen wo der Kessel entleert werden muß, wird das Kesselwasser in ein oben
                              									gelegenes Reservoir gebracht und zur Ingangsetzung wieder zurückgeführt.
                           Bei der ersten Inbetriebsetzung wird, wenn kein reines Wasser in der Nähe vorhanden
                              									ist, Regenwasser zur Speisung des Kessels verwendet.
                           In den Abbildungen dieses Oberflächencondensators stellt Fig. 14 eine Ansicht,
                              										Fig. 15
                              									einen Verticalschnitt und Fig. 16 einen Grundriß
                              									der Gesammtanordnung dar.
                           In denselben bezeichnet A einen Röhrenkessel, B eine horizontal liegende Dampfmaschine mit zwei
                              									Cylindern, welche auf einer auf dem Kessel ruhenden Grundplatte befestigt sind; C das gemeinschaftliche Dampfabblasrohr und D einen Ventilkasten mit Doppelventil, durch welches der
                              									Dampf entweder frei in die Atmosphäre oder zum Condensator geführt wird. Die mit dem
                              									Dampf fortgerissenen Fettsubstanzen werden in einem Behälter E zurückgehalten und zeitweilig durch das Rohr Z' und die Pumpe d entfernt.
                           F, F sind Röhren welche den Retourdampf nach dem
                              									Oberflächencondensator G leiten; derselbe besteht aus
                              									einem System von parallel unter einander liegenden, dünnwandigen Röhren; der Dampf
                              									streicht von einer Röhre in die nächst untere.
                           Eigens angebrachte Ventilhähne unterbrechen in gewissen Fällen die Communication des
                              									Kondensators mit der Luftpumpe I, um das Vacuum in
                              									ersterem aufrecht zu erhalten. Der Dampf entweicht alsdann für diese Zeit durch das
                              									Rohr i am erwähnten Ventilkasten D.
                           Die letzten Reste des Dampfes, welche aus G kommen,
                              									werden im Röhrencondensator H verdichtet, indem
                              									Kühlwasser oder rasch wechselnde kalte Luft durch denselben passirt.
                           Die doppelt-wirkende Luftpumpe I erhält, wie
                              									erwähnt, das Vacuum im Condensator und saugt zugleich das destillirte Wasser an,
                              									welches nach einem Reservoir J und alsdann durch die
                              									Speisepumpe k in den Dampfkessel befördert wird. Hierbei
                              									geht das Speisewasser durch die Röhre L, das
                              									Regulirventil N für die Speisung und durch die Röhre M.
                           O ist das ganz oben angebrachte Kühlwasserreservoir,
                              									welches einen Fassungsraum gleich dem Wasservolum im Dampfkessel besitzt. (Im Falle von
                              									Kesselreparaturen oder dergl. wird das Kesselwasser in O
                              									untergebracht, wie später noch erwähnt wird.)
                           Die Röhren P führen das Kühlwasser aus dem Reservoir O abwärts zum Ventilhahn Q
                              									und wieder aufwärts zum Vertheilungsrohr R, aus welchem
                              									durch stellbare Hähne S das Wasser in die Tropfrinne T gelangt und in dünnen Schichten auf der Oberfläche des
                              									Condensators G sich ausbreitet.
                           Der eben erwähnte Ventilhahn Q dient zum Oeffnen oder
                              									Schließen der Communication zwischen dem Reservoir O und
                              									dem Vertheilungsrohr R.
                           Soviel vom Kühlwasser nicht verdunstet, gelangt unten in den Behälter U und kann von da mittelst der Pumpe V und des Rohres Y in das
                              									Reservoir O zurückgehoben werden. Z bezeichnet einen am Saugrohr dieser Pumpe angebrachten Ventilhahn.
                           Die Röhren a stehen in Verbindung mit einem (in der
                              									Zeichnung nicht ersichtlich gemachten) Kaltwasserreservoir, aus welchem das
                              									Kühlwasser durch das Innere des Röhrencondensators H
                              									geht, worauf es alsdann durch die Röhren b in das
                              									Reservoir O geleitet wird, um die in Folge der lebhaft
                              									stattfindenden Verdunstung abgehende Wassermenge zu ersetzen. Natürlich kann dieser
                              									Zufluß durch einen stellbaren Hahn regulirt werden.
                           Um den Abgang an Kesselwasser zu ergänzen, bringt die Pumpe V die nothwendige Menge aus dem Behälter U
                              									(wenn sich das darin angesammelte Wasser zur Speisung geeignet zeigt, sonst muß
                              									anderweitig vorgesorgt werden) durch das Rohr e mit dem
                              									Hahn d nach dem Reservoir O.
                           Das den Condensator von der Atmosphäre abschließende Ventil steht mit dem Rohr h und dem Hahn f in
                              									Verbindung, um beim Oeffnen des letzteren durch Zuleitung von Wasser einen
                              									hydraulischen Abschluß herbeizuführen.
                           Mit j und k sind
                              									Ueberfallrohre der Reservoire O und U bezeichnet, welche das überschüssige Wasser in einen
                              									Canal oder eine Cisterne ableiten.
                           Durch die Röhren m wird in besonderen Fällen das
                              									Kesselwasser in das Reservoir O gehoben (welches wohl
                              									vorher entsprechend gereinigt wird). n in Fig. 15
                              									bezeichnet einen Hahn am Rohre o, durch welches nach
                              									erfolgter Reparatur des Kessels die Füllung desselben wieder erfolgt.
                           Die Figuren 17
                              									bis 19
                              									stellen die von Cail getroffene Anordnung dar, um die
                              									Kurbelwellenlager Y der auf dem Kessel ruhenden Maschine
                              									abzukühlen. Durch das
                              									Röhrchen V wird frisches Wasser in den einen hohl
                              									gegossenen Theil s des Lagerbockes Y geleitet und von da durch das Verbindungsröhrchen t nach der anderen Seite s.
                              									Der Hahn x dient zur Regulirung der durchziehenden Menge
                              									an Kühlwasser, welches durch das Röhrchen V wieder
                              									abfließt.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
