| Titel: | Reibungsversuche mit Schmierölen; von Hermann Fischer, Civilingenieur in Hannover. | 
| Autor: | Hermann Fischer | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XCVIII., S. 389 | 
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                        XCVIII.
                        Reibungsversuche mit Schmierölen; von Hermann Fischer, Civilingenieur in Hannover.
                        Fischer, Reibungsversuche mit Schmierölen.
                        
                     
                        
                           Im Auftrage des Spinnereibesitzers Hrn. Gustav Blaß in
                              									Bramsche bei Osnabrück hatte ich eine Anzahl von Schmierölen auf deren relativen
                              									Werth zu untersuchen.
                           Zur Ermittelung des Reibungswiderstandes benutzte ich die im Besitz der hiesigen
                              									königl. polytechnischen Schule befindliche Waltjen'sche
                              										Reibungswaage;Die Mittheilungen des Gewerbevereines für Hannover, 1861 S. 31, enthalten
                                    											ausführliche Beschreibung und Zeichnung dieser Reibungswaage von Prof. Dr. Rühlmann; im
                                    											Auszuge im polytechn. Journal Bd. CLXI S. 248. die mit derselben gewonnenen Resultate sind in der nachstehenden Tabelle
                              									aufgeführt.
                           Der Versuchszapfen der Reibungswaage hatte einen Durchmesser von 50 Millimet. und
                              									eine Länge von 25 Millimet.; die zugehörige Schale umfaßte den halben Umfang
                              									desselben.
                           Versucht wurden:
                           
                              1) fünf verschiedene Arten Oele, welche von Hrn. Gustav Blaß zusammengesetzt und von demselben
                                 											„Oliveira Oel“ genannt werden;
                              2) Wallrathöl bester Qualität;
                              3) Maschinenöl von Merklin in
                                 										Hannover;
                              4) drei Arten zusammengesetzter Oele, welche noch nicht in den
                                 										Handel gekommen sind, die ich deßhalb mit Nr. α. Nr. β und Nr
                                 										γ bezeichnen will.
                              
                           Jeder einzelne Versuch dauerte 30 Minuten und wurden während dieser Zeit je 10
                              									Beobachtungen notirt.
                           Wenn der Zapfen nur bei Beginn jedes Versuches geölt wurde, so ergaben diese
                              									Beobachtungen einen regelmäßig sich steigernden Widerstand, weßhalb ich in die
                              									Tabelle nur den Anfangs-(niedrigsten) und End-(höchsten) Widerstand
                              									eingetragen habe, um dieselbe nicht zu complicirt zu machen.
                           Unter Anwendung des fortwährenden Oelens mittelst der Nadelschmierbüchse, (von Lieuvain) gaben die einzelnen Beobachtungen jedes
                              									Versuches fast genau gleichbleibende Werthe. Die Tabelle enthält daher nur die
                              									Mittelwerthe.
                           In der Tabelle sind notirt unter:
                           
                           Columne 1 die Peripheriegeschwindigkeit des Zapfens in
                              									Metern pro Secunde;
                           Columne 2 und 3 die Reibungswiderstände am Umfange des
                              									Zapfens in Grammen, für diejenige Reihe von Versuchen bei denen der Zapfen nur zu
                              									Anfang jedes Versuches geölt wurde;
                           Columne 4 und 5 die diesen Reibungswiderständen
                              									entsprechenden Reibungscoefficienten;
                           Columne 6 die Reibungswiderstände am Umfange des Zapfens
                              									in Grammen, für die Reihe von Versuchen bei denen die Oelung durch eine
                              									Nadelschmierbüchse stattfand;
                           Columne 7 die diesen Reibungswiderständen entsprechenden
                              									Reibungscoefficienten;
                           Columne 8 die Belastung des Zapfens reducirt auf einen
                              									Quadratcentimeter der Zapfenprojection;
                           Columne 9 die laufenden Nummern.
                           Die Columnen 2, 3, 4 und 5 zeigen größere Unregelmäßigkeiten als die Columnen 6 und
                              									7. Es ist dieses leicht erklärlich, da ein Oelen mit der Hand niemals so
                              									gleichförmig vorgenommen werden kann, als ein Oelen mit der Nadelschmierbüchse. Ich
                              									lege daher der letzteren Reihe von Versuchen eine wesentlich höhere Bedeutung bei,
                              									als der ersteren Reihe.
                           Die Steigerung des Reibungswiderstandes während jedes Versuches bei nicht
                              									continuirlicher Oelung, findet ihre Erklärung ohne Weiteres darin daß die
                              									Zapfenschale auf dem Zapfen ruhte, so daß ein Theil des Oeles abgestreift wurde. Es
                              									ist diese Steigerung bei größeren Geschwindigkeiten auch in stärkerem Maaße
                              									vorhanden, da diesen eine entsprechend größere Zahl von Umdrehungen des Zapfens
                              									während der Dauer der genannten 30 Minuten entspricht.
                           Die Versuche wurden unter zwei verschiedenen Belastungen angestellt, nämlich mit 1,37
                              									Kilogr. und 2,17 Kilogr. pro Quadratcentimeter
                              									Zapfenprojection.
                           Die höhere Belastung ergab, wie die Tabelle zeigt, verhältnißmäßig günstigere
                              									Coefficienten als die geringere Belastung.
                           Beide Reihen der Versuche bestätigen auf's Neue die schon früher beobachtete
                              									Thatsache, daß der Reibungswiderstand ganz bedeutend von der Geschwindigkeit der
                              									reibenden Flächen beeinflußt wird, und auch abhängig ist von der Belastung pro Flächeneinheit.
                           Die größeren, wie die kleineren Geschwindigkeiten ergaben bedeutend größere
                              									Widerstände als die mittleren Geschwindigkeiten.
                           Das Oliveira-Oel liefert die günstigsten Coefficienten durchweg bei
                              									Geschwindigkeiten zwischen circa 5 Met. bis 2 Met. an
                              									der Peripherie des
                              									Zapfens, während die übrigen Oele ihre günstigsten Coefficienten bei etwas
                              									geringeren Geschwindigkeiten ergeben.
                           Die Oliveira-Oele Nr. 1a, 1b, 3a und 3b
                              									zeichnen sich vor allen übrigen versuchten Oelen durch günstige
                              									Reibungscoefficienten aus, soweit es sich um Geschwindigkeiten von 1 Met. an
                              									aufwärts handelt, also von Geschwindigkeiten welche die Regel bilden. Nur die
                              									Versuchsnummern 1 und 2 zeigen unverhältnißmäßig große Widerstände, welche
                              									jedenfalls durch ungünstig wirkende Zufälligkeiten hervorgerufen worden sind. Ich
                              									glaube daher daß diese Oele, da ihr Preis ein verhältnißmäßig niedriger ist,
                              									vielfach Anwendung finden werden.
                           Die geehrten Leser nochmals auf die nachfolgende Tabelle verweisend, mache ich
                              									wiederholt auf die enorme Beeinflussung der Reibungscoefficienten durch die
                              									Geschwindigkeit aufmerksam. Von der Geschwindigkeit sind die Reibungscoefficienten
                              									in so hohem Maaße abhängig, daß die Unterschiede der einzelnen Oelsorten hiergegen
                              									verschwinden.
                           Die einzelnen Oele bieten ihre günstigsten Coefficienten nicht bei denselben
                              									Geschwindigkeiten. Sollte diese Thatsache nicht zu Versuchen veranlassen, für
                              									verschiedene Geschwindigkeiten verschiedene Oele zusammenzusetzen?
                           Tabelle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 391
                              Geschwindigkeit an der Peripherie
                                 										des Zapfens; Oelung bei Beginn jedes Versuches; Reibung in Gramm.; Anfang;
                                 										Schluß; Continuirliche Oelung; Reibungscoefficient; Belastung pro
                                 										Quadratcentimeter Projection; Laufende Nr.; Oliveira-Oel Nr. 1a; Met.;
                                 										Kil.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 392
                              Geschwindigkeit an der Peripherie
                                 										des Zapfens; Oelung bei Beginn jedes Versuches; Reibung in Gramm.; Anfang;
                                 										Schluß; Continuirliche Oelung; Reibungscoefficient; Belastung pro
                                 										Quadratcentimeter Projection; Laufende Nr.; Oliveira-Oel Nr. 2 b; Met.;
                                 										Kil.; Oliveira-Oel Nr. 3 a.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 393
                              Geschwindigkeit an der Peripherie
                                 										des Zapfens; Oelung bei Beginn jedes Versuches; Reibung in Gramm.; Anfang;
                                 										Schluß; Continuirliche Oelung; Reibungscoefficient; Belastung pro
                                 										Quadratcentimeter Projection; Laufende Nr.; Oliveira-Oel Nr. 3 b; Met.;
                                 										Kil.; Oliveira-Oel Nr. 4; Wallrathöl.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 394
                              Geschwindigkeit an der Peripherie
                                 										des Zapfens; Oelung bei Beginn jedes Versuches; Reibung in Gramm.; Anfang;
                                 										Schluß; Continuirliche Oelung; Reibungscoefficient; Belastung pro
                                 										Quadratcentimeter Projection; Laufende Nr.; Maschinenöl von Merklin in Hannover;
                                 										Hannover, den 9. Mai 1870.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 197, S. 395
                              Geschwindigkeit an der Peripherie
                                 										des Zapfens; Oelung bei Beginn jedes Versuches; Reibung in Gramm.; Anfang;
                                 										Schluß; Continuirliche Oelung; Reibungscoefficient; Belastung pro
                                 										Quadratcentimeter Projection; Laufende Nr.; Oel Nr. α.; Met.; Kil.; Oel
                                 										Nr. β; Oel Nr. γ; Hannover, den 30. Juni 1870.