| Titel: | Ueber die Bestimmung des Gehaltes der Manganerze (Braunsteine) an Hyperoxyd; von John Pattinson. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. CVII., S. 422 | 
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                        CVII.
                        Ueber die Bestimmung des Gehaltes der Manganerze
                           								(Braunsteine) an Hyperoxyd; von John Pattinson.
                        Aus Chemical News,
                              									vol. XXI p. 267; Juni 1870.
                        Pattinson, über Probiren den Manganerze auf ihren Gehalt an
                           								Hyperoxyd.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich weichen die Resultate welche verschiedene Analytiker bei der Untersuchung
                              									derselben Braunsteinsorten erhalten, sehr von einander ab, was natürlich eine Quelle
                              									großer Unannehmlichkeiten sowohl für die Verkäufer, als für die Käufer jener Erze
                              									ist. Teschemacher und Smith
                              									fanden bei ihren Versuchen zur Ermittelung der Ursache dieser Abweichungen, daß
                              									viele jetzt in den Handel kommende Braunsteinsorten magnetisches Eisenoxyd (Eisenoxyduloxyd) enthalten. Diese Substanz soll
                              									durch einen Theil des im Erze enthaltenen Hyperoxydes vollständig oxydirt werden,
                              									wenn zum Probiren die sogen. „Eisenmethode“ angewendet wird;
                              									dieß soll dagegen nicht der Fall seyn, wenn man die Will-Fresenius'sche oder sogen.
                              										„Oxalsäuremethode“ befolgt; mit anderen Worten, das erstere
                              									Verfahren soll nur die verwerthbare Menge des im
                              									Braunstein enthaltenen Manganhyperoxydes, die Will-Fresenius'sche Methode dagegen den absoluten Gehalt an
                              									Hyperoxyd angeben. Für manche Fälle kann diese Theorie möglicher Weise Gültigkeit
                              									haben; sicherlich aber ist der angegebene Grund nicht der einzige, weßhalb das
                              									Verfahren von Will und Fresenius beim Probiren mancher Braunsteinsorten höhere Resultate gibt als
                              									das „Eisenverfahren.“ Ich selbst habe bei der Untersuchung
                              									verschiedener Manganerze, welche beträchtliche Mengen von magnetischem Eisenoxyd
                              									enthielten, niemals eine Sorte angetroffen, deren magnetisches Eisenoxyd bei
                              									Anwendung des Verfahrens von Will und Fresenius nicht vollständig auf Kosten ihres
                              									Manganhyperoxydgehaltes oxydirt worden wäre.
                           Fassen wir zunächst den Vorgang in's Auge, wenn die Oxalsäuremethode in Gegenwart von
                              									Eisenoxydul angewendet wird. Wenn das Eisenoxydul im löslichen
                                 										Zustande ist, so wird es durch den Sauerstoff des Manganhyperoxydes
                              									vollständig oxydirt und die Probe ergibt einen relativ geringeren Hyperoxydgehalt
                              									des untersuchten Manganerzes. Dieß wurde durch folgenden Versuch bewiesen: 30 Gran
                              									eines weichen, leicht zersetzbaren, von magnetischem Eisenoxyd freien Braunsteines,
                              									dessen Hyperoxydgehalt beim Probiren mit Oxalsäure zu 63,36 Procent sich ergeben
                              									hatte, wurden mit 70 Gran neutralem oxalsaurem Kali, 20 Gr. schwefelsaurem Eisenoxydul,
                              									dessen Eisenoxydulgehalt 3,90 Gr. betrug, und etwas Wasser in der gewöhnlichen Weise
                              									nach der Methode von Will und Fresenius behandelt. Der dem Kohlensäureverluste entsprechende
                              									Hyperoxydgehalt war 53,13; demnach hatte das im zugesetzten Eisenvitriol enthaltene
                              									Eisenoxydul 10,23 Procent Hyperoxyd zur Verwandlung in Oxyd für sich verbraucht. Der
                              									Theorie nach sind zur Umwandlung der ganzen Eisenmenge in Oxyd 10,21 Procent
                              									Hyperoxyd erforderlich.
                           Eine andere Wirkung tritt ein, wenn das im Braunstein enthaltene Eisenoxydul in unlöslichem Zustande ist, wenn also z.B. magnetisches
                              									Eisenoxyd zugegen ist. In diesem Falle wird das Oxydul nur in dem Maaße höher
                              									oxydirt, als es aufgelöst wird. Möglicherweise existiren magnetisches Eisenoxyd
                              									enthaltende Braunsteine, die das Hyperoxyd in einem Zustande enthalten, in welchem
                              									es von Oxalsäure so leicht zersetzt wird, daß es vollständig zersetzt werden kann,
                              									bevor vom magnetischen Oxyd etwas aufgelöst wird. In diesem Falle würde die Probe
                              									den absoluten Hyperoxydgehalt des Braunsteines angeben.
                              									Daß dieß wirklich eintreten kann, ergibt sich aus dem folgenden Versuche. 25 Gran
                              									eines dem zum vorigen Versuche benutzten ähnlichen Braunsteines, dessen
                              									Hyperoxydgehalt sowohl durch die Eisenprobe, als auch durch die Oxalsäureprobe zu
                              									63,60 Procent bestimmt worden war, wurden mit 60 Gr. neutralem oxalsaurem Kali, 5
                              									Gr. höchst fein gepulvertem magnetischem Eisenoxyd, dessen Oxydulgehalt zu 18,6
                              									Procent bestimmt worden war, und etwas Wasser in den Apparat von Will und Fresenius gebracht
                              									und dann die Probe in der üblichen Weise ausgeführt. Der Kohlensäureverlust ergab
                              									einen Hyperoxydgehalt von 63,50 Procent, also 0,1 Proc. weniger als der Braunstein
                              									ohne das magnetische Oxyd gegeben hatte. Das magnetische Oxyd war jedoch nur sehr
                              									wenig, wenn überhaupt angegriffen worden. Es wurde dann eine weitere Quantität
                              									Schwefelsäure zugesetzt und das Ganze erwärmt, bis das magnetische Oxyd vollständig
                              									in Lösung übergegangen war. Hierauf wurde die Menge des in der Lösung vorhandenen
                              									Eisens mittelst einer Normallösung von zweifach-chromsaurem Kali bestimmt;
                              									die Menge desselben betrug 1,08 Gr.; die Quantität in den 5 Gr. magnetischen Oxydes
                              									dagegen betrug 0,93 Gr. Der Ueberschuß erklärt sich durch die Thatsache, daß die
                              									Gegenwart von Oxalsäure bei der Eisenprobe mit dem Chromsäuresalze störend
                              									einwirkt.
                           Ich sagte, es sey möglich daß Erze von der oben erwähnten Beschaffenheit existiren
                              									– Erze bei denen die Will-Fresenius'sche Probe den absoluten Hyperoxydgehalt
                              									angibt; ich selbst habe aber derartige Braunsteinsorten niemals angetroffen. In
                              									denjenigen welche magnetisches Oxyd enthielten, war dasselbe so innig durch ihre ganze
                              									Masse vertheilt, ihr Hyperoxyd dagegen in einem so schwierig zu zersetzenden
                              									Zustande vorhanden, daß das magnetische Oxyd schon vor der erfolgten Zersetzung des
                              									Manganhyperoxydes oder doch gleichzeitig mit derselben vollständig aufgelöst wurde.
                              									Dieß ließ sich leicht nachweisen durch Prüfung der erhaltenen Mangan- und
                              									Eisenlösung auf Eisenoxydul, indem man der Flüssigkeit einige Tropfen einer Lösung
                              									von Kaliumeisencyanid zusetzte. Offenbar hätte durch diese Probe, wenn nach
                              									vollständiger Zersetzung des Braunsteines nicht der ganze Oxydulgehalt des
                              									magnetischen Oxydes durch das Manganhyperoxyd in Oxyd verwandelt worden wäre, die
                              									Gegenwart von Eisenoxydul nachgewiesen werden müssen. Ich fand
                                 										in keinem einzigen Falle in den resultirenden Lösungen eine Spur von
                                 										Eisenoxydulsalz. Demzufolge wurde in allen mir vorgekommenen Fällen ein
                              									Antheil des im Braunsteine enthaltenen Hyperoxydes zur vollständigen Oxydirung des
                              									beigemengten magnetischen Eisenoxydes (Eisenoxyduloxydes oder Magneteisensteines)
                              									verbraucht, und die Will-Fresenius'sche Probe gibt
                              									in diesen Fällen den absoluten Hyperoxydgehalt der
                              									Manganerze nicht an.
                           Meiner Ansicht nach lassen sich die mit den verschiedenen Probirmethoden erhaltenen
                              									abweichenden Resultate viel wahrscheinlicher durch die große Schwierigkeit erklären,
                              									womit die vollständige Zersetzung dieser harten, magnetisches Eisenoxyd enthaltenden
                              									Braunsteine im Will-Fresenius'schen Apparate
                              									verbunden ist. Um deren Zersetzung zu bewerkstelligen, ist es erforderlich eine
                              									bedeutende Menge Schwefelsäure zuzusetzen und längere Zeit hindurch äußere Hitze
                              									anzuwenden. Während dieses länger fortgesetzten Erhitzens entweicht mit der
                              									Kohlensäure wahrscheinlich auch Wasserdampf, und der Gehalt des geprüften Erzes an
                              									Hyperoxyd fällt daher höher aus, als er in Wirklichkeit ist.
                           Welche Erklärungsweise nun auch die richtige seyn mag, so führen doch beide zu
                              									demselben Schlusse, daß die Will-Fresenius'sche
                              									Probirmethode bei derartigen harten Braunsteinsorten ungenaue Resultate gibt und für
                              									solche Erze aufgegeben werden muß. Für weiche, leicht zersetzbare Manganerze sind
                              									hingegen die mit dieser Probirmethode erhaltenen Zahlen meiner Ansicht nach sehr
                              									genau; da aber jetzt mehrere von den anderen Sorten in größeren Mengen auf den Markt
                              									kommen, so bedürfen wir eines Verfahrens mittelst dessen wir im Stande sind, den
                              									Hyperoxydgehalt aller Classen und Sorten von Manganerzen genau zu bestimmen.
                           In einer im November v. J. der Newcastler chemischen Gesellschaft vorgetragenen
                              									Abhandlung „über die Bestimmung des Hyperoxydes in den
                                 										Manganerzen“ haben E. Sherer und G. Rumpf gezeigt, daß sie nach der Eisenmethode, sowie
                              									dieselbe von ihnen ausgeführt wurde, ungenaue und unregelmäßige Resultate erhielten.
                              									Sie hatten Clavierdraht angewendet, der in einem Chlorwasserstoffsäure enthaltenden
                              									Kolben aufgelöst worden war; den Braunstein hatten sie in einer Glasröhre
                              									hinzugesetzt und die Vorsichtsmaßregel angewendet, in dem Kolben während des ganzen
                              									Processes eine Atmosphäre von Kohlensäure zu unterhalten, um jede Oxydation durch
                              									die atmosphärische Luft zu verhüten. Sie schrieben die Unregelmäßigkeit der von
                              									ihnen erhaltenen Resultate – wie ich glaube, mit Recht – dem Umstande
                              									zu, daß zuweilen Antheile des feinzerriebenen Braunsteines an die Oberfläche der
                              									Flüssigkeit gerissen werden und hier Chlor entwickeln, welches entweicht ohne mit
                              									dem in Lösung vorhandenen Eisenoxydulsalze in Berührung zu kommen. Daß aber dieses
                              									Verfahren bei Beobachtung der zur Vermeidung jenes Entweichens von Chlor
                              									erforderlichen Vorsichtsmaßregeln richtige Resultate geben kann, haben die Verfasser
                              									selbst nachgewiesen. Auch bemerkt Fresenius in seiner
                              										„Anleitung zur quantitativen Analyse“ daß die bei Anwendung
                              									dieses Verfahrens von ihm erhaltenen Resultate mit denen welche er bei Befolgung der
                              										Will-Fresenius'schen Methode erhielt, genau
                              									übereinstimmten. Sherer und Rumpf gelangen zu dem Schlusse, daß unter den von ihnen versuchten
                              									Probirmethoden die Bunsen'sche die richtigsten Resultate
                              									gab, und daß dieselbe viel einfacher und rascher ansführbar ist als die
                              									Eisenmethode, wenn bei der letzteren die nöthigen Vorsichtsmaßregeln zur Erzielung
                              									genauer Ergebnisse angewandt werden.
                           Bei der Discussion welche sich nach dem Vortrage von Sherer und Rumpf entspann, bemerkte ich, daß
                              									ich seit einiger Zeit in meinem Laboratorium eine Abänderung des Eisenverfahrens
                              									eingeführt habe, bei welcher diese Fehlerquelle vermieden wird, so daß man
                              									vollkommen genaue und übereinstimmende Resultate erhält. Nach meiner Ansicht ist
                              									dieses Verfahren leichter ausführbar als die Bunsen'sche
                              									Methode (indem es keine so große Geschicklichkeit erfordert); ich beschreibe diese
                              									Modification des Eisenverfahrens im Folgenden.
                           In einem Kolben von 20 Unzen Inhalt übergießt man 30 Gran reinen Eisendrahtes mit 3
                              									Unzen verdünnter Schwefelsäure (aus 3 Th. Wasser und 1 Th. Vitriolöl bereitet). Den
                              									Kolben verschließt man mit einem Korkstopfen, durch den ein zweimal rechtwinkelich
                              									gebogenes Glasrohr geht, und erhitzt ihn über einer Gasflamme, bis sich das Eisen
                              									aufgelöst hat. Das eingesetzte gebogene Rohr taucht mit seinem freien Ende in ein
                              									kleines, etwas Wasser enthaltendes Gefäß. Nach vollständig erfolgter Lösung des
                              									Eisens bringt man 30 Gran von der feingepulverten und getrockneten Braunsteinprobe
                              									in den Kolben, setzt den Kork wieder auf, erhitzt den Inhalt über einer Gasflamme
                              									vorsichtig zum ruhigen Kochen und unterhält diese Temperatur, bis man sieht daß sich
                              									der schwarze Theil des Pulvers ganz aufgelöst hat. Hierauf läßt man das Wasser aus
                              									dem kleineren Gefäße durch das gebogene Rohr in den größeren Kolben hinübertreten,
                              									spült jenes Gefäß sowie das Glasrohr und den Kork mit destillirtem Wasser gut ab,
                              									und bringt den Kolbeninhalt durch Zusatz von mehr Wasser auf das Volum von 8 bis 10
                              									Unzen. Dann wird die Menge des unoxydirt (als Oxydul) in der Lösung zurückbleibenden
                              									Eisens mittelst einer Normallösung von zweifach-chromsaurem Kali bestimmt.
                              									Dieses Eisen von der Gesammtmenge des angewendeten Eisens abgezogen, gibt den Betrag
                              									des durch das Manganhyperoxd in Oxyd verwandelten Eisens, woraus sich der
                              									Hyperoxydgehalt des geprüften Braunsteines berechnen läßt.
                           Angenommen, es seyen 4 Gran Eisen unoxydirt zurückgeblieben, so sind 30 – 4 =
                              									26 Gr. Eisen durch die 30 Gr. Braunstein oxydirt worden. Nun ist
                           
                              
                                   
                                    											56        :        
                                    											44
                                 =
                                   
                                    											26        :        20,43
                                 
                              
                                 (Eisen)   (Manganhyperoxyd) 
                                 
                                 (Eisen)   (Manganhyperoxyd)
                                 
                              
                           der Betrag des in den 30 Gr. Erz enthaltenen Hyperoxydes;
                              									folglich ist der Procentgehalt des geprüften Braunsteines = 68,10.
                           Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß die einzigen Unterschiede zwischen diesem und
                              									dem gewöhnlichen, in den Lehrbüchern beschriebenen Eisenverfahren in der Benutzung
                              									von Schwefelsäure anstatt Chlorwasserstoffsäure und im Weglassen des
                              									Kohlensäurestromes bestehen. Diese Abänderungen setzen uns aber in Stand, die von
                              										Sherer und Rumpf
                              									bezeichnete Fehlerquelle zu vermeiden, sowie den ziemlich complicirten und immerhin
                              									störenden Apparat zur Unterhaltung eines Kohlensäurestromes entbehren zu können.
                           Um die Genauigkeit dieser Methode zu bestimmen, behandelte ich mehrere Proben von
                              									weichem und leicht zu zersetzendem Braunstein, welchen ich frei von magnetischem
                              									Eisenoxyd gefunden hatte, nach der Methode von Will und
                              										Fresenius und verglich die Resultate mit den bei
                              									Anwendung des modificirten Eisenverfahrens erhaltenen. Die Resultate waren:
                           
                              
                                 Mit dem Will-Fresenius'schenVerfahren.
                                 Mit dem Eisenverfahren.
                                 
                              
                                        1)
                                    											63,36 Procent
                                             63,43
                                    											Procent
                                 
                              
                                 2)
                                    											82,34    „
                                 82,34    „
                                 
                              
                                 3) 74,00   „
                                 73,98     „
                                 
                              
                                 4) 63,32   „
                                 63,25     „
                                 
                              
                           
                           Daß sich mittelst des Eisenverfahrens Resultate erzielen lassen, welche mit einander
                              									sehr nahe übereinstimmen, geht daraus hervor, daß von 85 nach dieser Methode doppelt
                              									ausgeführten Proben 22 in den beiden Resultaten genau übereinstimmten, während bei
                              									54 der Doppelproben Differenzen von 0,1 Procent, bei 8 derselben von 0,2 Procent und
                              									nur bei einer eine Differenz von 0,2 Procent in den beiden Resultaten sich
                              									zeigten.
                           Ich habe mich überzeugt, daß bei der Anwendung von Schwefelsäure anstatt
                              									Chlorwasserstoffsäure der Kohlensäurestrom wegbleiben kann, weil die Lösung des
                              									Eisens in Schwefelsäure durch die Berührung mit atmosphärischer Luft innerhalb der
                              									zur Ausführung einer Probe erforderlichen Zeit nicht merklich oxydirt wird. Eine
                              									Portion Braunstein wurde geprüft, nachdem die Eisenlösung in einer
                              									Kohlensäure-Atmosphäre erkaltet und jeder Luftzutritt mit größter Sorgfalt
                              									dabei vermieden worden war; dieselbe zeigte bei zwei besonderen Versuchen einen
                              									Hyperoxydgehalt von 63,98 Procent. Eine andere Portion desselben Braunsteines wurde
                              									probirt, nachdem eine andere Portion Eisen einfach an der Luft erkaltet war und vor
                              									Zusatz des Braunsteines eine Stunde lang an der Luft gestanden hatte; ihr Gehalt
                              									ergab sich als ganz derselbe wie bei der in einer Kohlensäure-Atmosphäre
                              									erkalteten Probe = 63,98 Proc. Nach neunzehnstündigem Stehen an der Luft ergab eine
                              									dritte Portion des Erzes den Gehalt von 63,96 Proc. Es bestand somit keine für die
                              									Praxis beachtenswerthe Differenz in der Menge des als Oxydul in diesen Lösungen
                              									enthaltenen Eisens. Bei einem anderen Versuche zeigte ein Manganerz welches, als die
                              									zu seiner Prüfung verwendete Eisenlösung in einer Kohlensäure-Atmosphäre
                              									erkaltet war, 64,45 Procent Hyperoxyd ergeben hatte, den Gehalt von 64,50 Proc.,
                              									nachdem die Eisenlösung sechs Stunden an der Luft gestanden hatte, und nachdem sie
                              									48 Stunden der Luft ausgesetzt worden war, einen Gehalt von 64,69 Proc. Im letzteren
                              									Falle hatte sich das Eisen allerdings in geringem Grade oxydirt, in der sechs
                              									Stunden lang exponirt gewesenen Lösung jedoch nicht.
                           Entsprechende Resultate wurden wiederholt bei anderen Versuchen erhalten.
                           Die Lösung von Eisen in Chlorwasserstoffsäure oxydirt sich hingegen weit rascher. Ich
                              									löste 7 Gran Eisendraht in Chlorwasserstoffsäure und ließ die Lösung in einem Kolben
                              									mit einem Kork durch welchen ein offenes Glasrohr gesteckt war, achtzehn Stunden
                              									lang an der Luft stehen, worauf sie einen Eisengehalt (als Oxydulsalz) von 6,2 Gr.
                              									zeigte. Eine Lösung von 7 Gr. desselben Drahtes in Schwefelsäure dagegen, welche
                              									unter denselben Umständen eben so lange der Einwirkung der Luft ausgesetzt wurde,
                              									gab einen Eisengehalt von 6,995 Gr. (als Oxydulsalz).
                           
                           Die Drahtsorte welche sich nach meiner Erfahrung zu diesen Analysen am besten eignet,
                              									ist der von Drahtarbeitern angewendete sogen. „geglühte“ Draht,
                              									zu dessen Anfertigung nur die reinsten Eisensorten benutzt werden. Ich habe
                              									denselben sorgfältig untersucht, und zwar sowohl mit reiner Oxalsäure und reinem
                              									Kalibichromat, als auch durch Erhitzen in einer Atmosphäre von Chlorgas, und
                              									gefunden daß er bis auf beiläufig ein Zehntel eines Procent absolut rein ist.
                              									Demnach kann er für alle praktischen Zwecke des Probirers als rein betrachtet
                              									werden. Man kann sich solchen Draht ohne Schwierigkeit in größeren Mengen und von
                              									gleichartiger Qualität verschaffen. Ich habe derartigen Draht von solcher Dicke
                              									untersucht, daß 22 dicht an einander gelegte Stücke einen 1 Zoll breiten Raum
                              									bedecken, und gefunden daß dieser starke Draht denselben Grad von Reinheit besitzt,
                              									wie Draht von welchem beiläufig 85 Stücke die Breite von einem Zoll einnehmen. Ich
                              									gebe der dünnen Sorte den Vorzug, weil sie sich besser zerschneiden läßt und
                              									leichter auflöst. Clavierdraht, welcher aus Stahl angefertigt wird, eignet sich
                              									nicht, falls nicht für seinen Kohlenstoffgehalt eine Correctur gemacht wird; es kam
                              									mir derartiger Draht vor, welcher nur 98,50 Proc. reines Eisen enthält. Der Geruch
                              									des beim Auflösen sich entwickelnden Wasserstoffgases ist ein gutes Kennzeichen der
                              									Reinheit des Eisens. Bei Stahldraht ist der Geruch nach gekohltem Wasserstoff sehr
                              									stark, bei geglühtem Eisendraht aber sehr schwach. Jede neue Partie Eisendraht muß
                              									man vor ihrer Verwendung zum Probiren von Manganerzen stets auf ihre Reinheit
                              									prüfen. Hat man einmal Draht von bekannter Reinheit erhalten, so lassen sich alle
                              									später zu beziehenden Posten leicht und genau Probiren, indem man die Menge von
                              									Manganhyperoxyd und somit von Eisen, welche dieselbe Braunsteinsorte beim Probiren
                              									mit der neuen Drahtsorte ergibt, mit dem Betrage vergleicht, welchen sie beim
                              									Probiren mit Draht von bekannter Reinheit anzeigt.
                           Der Draht läßt sich von allem anhaftenden Oxyd und Schmutz leicht reinigen, indem man
                              									ihn einigemal durch feines Smirgelpapier und dann durch ein Tuch zieht. Zu seiner
                              									Lösung in Schwefelsäure ist ungefähr eine Viertelstunde Zeit erforderlich.
                           Krystallisirten Eisenvitriol oder schwefelsaures Eisenoxydul-Ammoniak wende
                              									ich wegen der Unsicherheit ihrer Zusammensetzung nicht gern an; ich habe beide Salze
                              									noch niemals in so reinem Zustande angetroffen wie den Eisendraht. Ueberdieß ist mit
                              									der Benutzung derselben kein besonderer Vortheil verbunden; der Eisendraht läßt sich
                              									ebenso leicht abwägen als Krystalle von Eisenvitriol. Ich habe eine Normallösung von
                              										schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul versucht; dieselbe hält sich aber keineswegs so gut, daß ihre Verwendung
                              									zu empfehlen wäre.
                           Durch die Anwendung des kleinen Kolbens in Verbindung mit dem gebogenen Rohre soll
                              									jeder Verlust an Eisen durch Fortreißen desselben mit dem Wasserstoffgase und dem
                              									Wasserdampfe verhütet werden. Zuweilen fand ich, daß auf diese Weise eine geringe
                              									Spur von Eisen durch das Rohr übergeführt wurde; dasselbe wurde aber von dem in dem
                              									kleineren Gefäße enthaltenen Wasser zurückgehalten, so daß es beim Abspülen des
                              									Glasrohres in den größeren Kolben zurückkehrte.
                           Die zur Zersetzung des Manganerzes erforderliche Zeit hängt von der Härte der zu
                              									prüfenden Sorte ab; dieses Probirverfahren gibt somit sicheren Aufschluß über die
                              									Beschaffenheit des Erzes in letzterer Hinsicht. Weiche Braunsteinsorten zersetzen
                              									sich binnen einer bis zwei Minuten, während sehr harte Erze dazu fünfzehn Minuten
                              									und darüber erfordern. Die Zersetzung kann durch Zusatz von mehr Vitriolöl
                              									beschleunigt werden; doch muß dieß geschehen nachdem das Eisen bereits in Lösung
                              									gebracht ist, weil das letztere von einer stärkeren Säure als der oben angegebenen
                              									nicht rasch aufgelöst wird.
                           Die von mir angewendete Normallösung des zweifach-chromsauren Kalis bereite
                              									ich von solcher Stärke, daß 1000 Granmaaße 10 Gran Eisen höher zu oxydiren vermögen.
                              									Sie wird zum Probiren der verdünnten Lösung in der gewöhnlichen Weise
                              									angewendet.
                           Hat man Grund anzunehmen, daß der zu probirende Braunstein über 78 Procent Hyperoxyd
                              									enthält, so muß man natürlich weniger als 30 Gran Erz oder mehr als 30 Gran Eisen
                              									anwenden, da diese Quantitäten für einen Hyperoxydgehalt unter beiläufig 78 Procent
                              									berechnet sind.
                           Um die Berechnung der Resultate zu erleichtern und abzukürzen, habe ich eine Tabelle
                              									hergestellt, in welcher die verschiedenen, je fünf Gran der Bichromatlösung
                              									entsprechenden Procentgehalte der Erze angegeben sind, unter der Voraussetzung daß
                              									30 Gr. Eisen und 30 Gr. Braunstein zur Probe verwendet werden.
                           Zum Schlusse will ich bezüglich Bunsen's Probirmethode
                              									bemerken, daß mir dieselbe, so weit ich sie bisher angewendet habe, nur ungenügende
                              									und wandelbare Resultate gegeben hat; ich habe jedoch meine Untersuchungen über
                              									diese Methode noch nicht beendigt.