| Titel: | Ueber Boëtius' Gasgenerator zum Heizen von Puddelöfen, Schweißöfen, Zinköfen, Glasöfen etc.; von L. Gruner, Professor der Metallurgie an der Bergschule zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. CXXVI., S. 498 | 
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                        CXXVI.
                        Ueber Boëtius'
                           								Gasgenerator zum Heizen von Puddelöfen, Schweißöfen, Zinköfen, Glasöfen etc.; von L. Gruner, Professor der Metallurgie an der Bergschule zu
                           								Paris.
                        Aus den Annales des
                                 									mines, 1869, 6. série, t. XVI p. 281.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									X.
                        Boëtius' Gasgenerator zum Heizen von Schweißöfen
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung der Gasöfen in der Stabeisenfabrication wird immer allgemeiner. Man
                              									beginnt, die Vorzüge dieser Apparate, welche die Anwendung der geringsten
                              									Brennmaterialien, wie des Torfes, der Braunkohle, der erdigen Anthracitsorten etc.
                              									gestatten, mehr und mehr zu würdigen. Namentlich ist seit der
                              									Welt-Ausstellung zu Paris i. J. 1867 der Gasschweißofen des schwedischen
                              									Eisenhüttenmannes Lundin
                              									Ueber diesen Ofen sehe man die Mittheilungen von Tunner im polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 19, von A. Pütsch ebendaselbst S. 368, und von Schinz in Bd. CLXXXIV S. 54 u. 239. bekannt geworden, in welchem die wasserhaltigsten Brennstoffe, wie Sägespäne
                              									und Torf zur Verwendung kommen können. Es ist Rinman
                              									gelungen, durch Combination des Lundin'schen
                              									Gasgenerators mit dem Siemens'schen Regenerativofen den
                              									Stahl zu schmelzen. Aber der Siemens'sche Ofen ist
                              									kostspielig. Bei seiner Anwendung fällt die Anlage von Dampfkesseln welche durch
                              									Ueberhitze geheizt werden, weg, und diese Umstände lassen mich befürchten, daß seine
                              									Benutzung in den englischen Eisenhüttenwerken, insbesondere zum Puddeln, sich nicht
                              									als so vortheilhaft erweisen wird wie man anfänglich glaubte.
                           
                           Der Boëtius'sche Ofen
                              									scheint mir dem Siemens'schen Regenerator vorgezogen
                              									werden zu müssen, wenn das Brennmaterial einen nur geringen Feuchtigkeitsgehalt
                              									besitzt und wenn die verloren gehende Hitze leicht zum Heizen von Dampfkesseln
                              									verwerthet werden kann. Dieser Ofen ist ein Gasgenerator, welcher mit einem aus
                              									Hammerschlag angefertigten Roste versehen ist und dessen Gase unmittelbar mittelst
                              									Luft verbrannt werden, welche durch die Wände des Gasgenerators selbst erhitzt wird.
                              									Er besteht aus einem prismatischen Schachte, dessen Basis der Rost bildet, während
                              									sein oberer Theil unmittelbar in den zu heizenden Flammofen mündet, und dieser
                              									Schacht ist mit einer Reihe von Luftcanälen umgeben, oder besser, mit einem
                              									gemauerten Mantel in der Art daß nur ein enger Zwischenraum bleibt, welcher den
                              									eigentlichen Generator vom Rauhgemäuer trennt. In den so gebildeten Hohlraum tritt
                              									die Luft von unten ein, wird beim Aufsteigen in demselben erhitzt und trifft mit den
                              									im Generator erzeugten brennbaren Gasen in dem Canale zusammen, welcher den
                              									Generator mit dem Flammofen verbindet. Um die Wandungen des Generators unbeschadet
                              									ihrer Solidität, dünn construiren zu können (so daß sie z.B. nur die Stärke von
                              									einer Ziegelbreite erhalten), genügt es, in passenden Zwischenräumen Verbandziegel
                              									in Rautenstellung zugleich in das Kern- und das Rauhgemäuer einzulegen. Diese
                              									sehr einfache Anordnung gewährt alle Vortheile der gewöhnlichen Generatoren und
                              									besitzt noch den Vorzug, daß die Temperatur durch die mittelst der Ueberhitze des
                              									Generators selbst bewirkte Erhitzung der Verbrennungsluft erhöht wird. Durch
                              									Vermehrung oder Verminderung des Luftzutrittes kann man nach Belieben im Flammofen
                              									eine mehr oder weniger oxydirende oder reducirende Flamme erzeugen. Der Boëtius'sche Ofen gewährt, den gewöhnlichen
                              									Heizmethoden gegenüber, eine Brennmaterialersparung von 30 bis 35 Procent; diese
                              									Ziffern haben sich auf mehreren Glashütten und bei den Zinköfen zu Viviez (Depart.
                              									Aveyron) ergeben. Dieses so einfache System ist auch in seiner Anwendung weniger
                              									kostspielig als der Siemens'sche Ofen, wenn die
                              									Temperatur nicht bis zum Schmelzpunkte des Stahles gesteigert werden muß und die
                              									Ueberhitze des Flammofens, wie dieß bei den Puddel- und Schweißöfen der Fall
                              									ist, zum Heizen von Dampfkesseln verwerthet werden kann.
                           In Fig. 11 bis
                              										14 ist
                              									ein Boëtius'scher Generator für einen Schweißofen dargestellt. Bei demselben liegt die Seite, an
                              									welcher das Brennmaterial aufgegeben wird, vorn frei und ist nach unten zu
                              									abgeschrägt; nur die drei anderen Seiten sind mit Luftcanälen versehen. Die
                              									Dimensionen des Generators hängen, wie immer, von denen des zu heizenden Flammofens ab. Für einen
                              									Schweißofen gibt man ihm einen Querschnitt, welcher dem des Rostes eines
                              									gewöhnlichen Schweißofens beiläufig gleich ist, 0,75 Met. auf 0,90 Met.; seine Höhe
                              									ist 1,80 bis 2 Met. Bei dem in unseren Abbildungen dargestellten Ofen wünden die
                              									Luftcanäle in der Feuerbrücke und im Ofengewölbe. Soll hingegen der Generator einen
                              									zum Glasschmelzen oder zur Behandlung von Galmei bestimmten Galerenofen heizen, so
                              									tritt die erhitze Verbrennungsluft in den verticalen Canal welcher die brennbaren
                              									Generatorgase in die Mitte des Ofens leitet; sie strömt in denselben durch eine
                              									Reihe von horizontalen Zügen, welche unter den die Glashäfen, beziehungsweise die
                              									Zinkmuffeln tragenden Bänken angebracht sind. In dem einen wie in dem anderen Falle
                              									läßt sich die Verbrennung mit Hülfe von Schiebregistern oder bloßen Ziegelsteinen,
                              									durch welche die die äußere Luft anfangenden Züge mehr oder weniger geschlossen
                              									werden, mit Leichtigkeit reguliren.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 12,
                              									Horizontalschnittt nach G – H der Fig. 11.
                           Fig. 11,
                              									Längsschnitt nach der Linie E – F der Fig. 13.
                           Fig. 13,
                              									Verticalschnitt durch den Generator und den Rost, nach der Linie J – K der Fig. 11.
                           Fig. 14,
                              									Verticalschnitt durch die Luftcanäle der Feuerbrücke, nach der Linie L – M der Fig. 11.
                           a, a Rost, aus Hammerschlag hergestellt.
                           b, b Schweißofen.
                           c, c Oeffnung zum Aufgeben des Brennmateriales.
                           m, m Mantel mit in Rautenstellung eingelegten
                              									Verbandziegeln, in dessen Hohlraum die zuströmende Verbrennungsluft durch die
                              									Ueberhitze der Generatorwandungen erhitzt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
