| Titel: | Ueber die Löslichkeit des Schwefels in einer wässerigen Lösung von kohlensaurem Natron und in Leinöl; von Dr. J. J. Pohl. | 
| Autor: | Joseph Johann Pohl [GND] | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. CXXX., S. 508 | 
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                        CXXX.
                        Ueber die Löslichkeit des Schwefels in einer
                           								wässerigen Lösung von kohlensaurem Natron und in Leinöl; von Dr. J. J. Pohl.
                        Pohl, über die Löslichkeit des Schwefels in wässeriger Lösung von
                           								kohlensaurem Natron und in Leinöl.
                        
                     
                        
                           Vor Jahren war es mir belangreich, die Löslichkeits-Verhältnisse des Schwefels
                              									in einer wässerigen Lösung von kohlensaurem Natron und in Leinöl zu kennen. Die
                              									damals im Interesse eines Fabrikanten ausgeführten sorgfältigen Versuche blieben
                              									unveröffentlicht. Jetzt selbe zum Theile abermals benöthigend, halte ich deren
                              									Mittheilung mit der Bemerkung nicht überflüssig, daß fast alle Versuche sowohl von
                              									mir, als zur Controlle auch vom Hrn. Franz Smital
                              									ausgeführt wurden. Zufolge der guten Uebereinstimmung der einzelnen Bestimmungen
                              									erscheint die bloße Anführung der mittleren Resultate gerechtfertigt.
                           
                        
                           Löslichkeit des Schwefels in einer
                                 										Lösung von kohlensaurem Natron.
                           Der Schwefel war in Form von Schwefelblumen verwendet, welche man durch Auswaschen
                              									mit Wasser von jeder Spur freier Säure befreit und dann bei 100° C.
                              									getrocknet hatte. Das zur Bereitung der wässerigen Lösung dienende ausgeglühte
                              									kohlensaure Natron war vollkommen rein. Die dem angestrebten Zweck entsprechend
                              									hergestellte wässerige Lösung enthielt in 100 Gewichtstheilen 5,6 Theile
                              									wasserfreies kohlensaures Natron.
                           Bei 25° C. wurde diese Lösung mit einem großen Ueberschusse von Schwefel durch
                              									sechs Stunden unter öfterem Umschütteln digerirt, dann abfiltrirt, der Rückstand
                              									sorgfältig ausgewaschen, das Filtrat eingedampft und mit Salpeter
                              									zusammengeschmolzen. Die mit Salzsäure angesäuerte Lösung des Rückstandes zeigte mit
                              									Chlorbaryum versetzt erst nach mehreren Stunden Spuren einer Trübung. Man kann somit
                              									sagen, daß in einer nahezu 5,5procentigen Sodalösung bei 25° C. der Schwefel
                              									unlöslich sey.
                           Nun wurde die Lösung bei 100° C. versucht, die Digestion jedoch durch 10
                              									Stunden fortgesetzt. Die Flüssigkeit hatte sich gelb gefärbt und in gleicher Weise
                              									wie vorher behandelt, lieferte selbe einen Niederschlag von schwefelsaurem Baryt,
                              									welcher bei drei Versuchen einer Schwefelaufnahme von 0,0685, 0,067 und 0,0666
                              									Procenten, somit im Durchschnitte von 0,0676 Procenten entsprach.
                           
                        
                           
                           Löslichkeit des Schwefels in
                                 									Leinöl.
                           Wie die nachstehenden Versuche zeigen, löst sich Schwefel im Leinöle und die
                              									Löslichkeit nimmt mit der Temperatur beträchtlich zu. Das schwefelhaltige Leinöl
                              									unterscheidet sich, wenn dessen Bereitung unter 140° C. geschah, im Aussehen
                              									nicht vom gewöhnlichen Leinöle. Bei 140° mit Schwefel behandelt, färbt sich
                              									jedoch das Oel dunkelbraun, im durchfallenden Lichte roth und wird dickflüssig.
                              									Dieses Verhalten deutet darauf hin, daß die genannten Erscheinungen ihren Grund bloß
                              									in der Veränderung haben, welche gewöhnlicher Schwefel beim Erhitzen bis etwa
                              									160° C. erleidet. Ein weiterer Versuch bestätigte auch diese Annahme, da
                              									Leinöl selbst nur bei 50 bis 60° C. mit durch Erhitzen geröthetem Schwefel
                              									behandelt, die gleiche Veränderung erlitt wie wenn die Digestion mit gewöhnlichem
                              									Schwefel bei 140° und darüber erfolgt wäre.
                           Zur quantitativen Bestimmung des in Form von gewaschenen Schwefelblumen angewandten
                              									Schwefels wurde das schwefelhaltige Leinöl mit Salpetersäure oxydirt und aus der
                              									sauren Lösung die gebildete Schwefelsäure mit Chlorbaryum gefällt. Die Digestion des
                              									Schwefels mit dem Leinöle geschah unter häufigem Aufschütteln immer durch sechs
                              									Stunden. Die erhaltenen mittleren Resultate sind:
                           
                              
                                 Temperatur in GradenCelsius
                                 Gelöste Gewichtsprocentevon Schwefel
                                 
                              
                                   25
                                 0,630
                                 
                              
                                   60
                                 1,852
                                 
                              
                                   95
                                 2,587
                                 
                              
                                 130
                                 4,935
                                 
                              
                                 160
                                 9,129
                                 
                              
                           Man kann somit sagen, daß zwischen 15 und 100° C., vielleicht bis zur
                              									Schmelztemperatur des Schwefels, dessen Löslichkeit im Leinöle proportional mit der
                              									Temperatur fortschreite, von da an jedoch in einem sehr rapiden Verhältnisse wachse.
                              									Das bei 160° mit Schwefel gesättigte Leinöl scheidet, einige Tage bei
                              									20° stehen gelassen, Schwefel aus. Nach 14 Tagen beträgt die Menge des gelöst
                              									gebliebenen Schwefels jedoch noch volle 6,9 Procente. Nach weiterer, selbst
                              									10wöchentlicher Ruhe findet keine Schwefel-Abscheidung mehr statt. Es hat
                              									sich somit eine bedeutend übersättigte Schwefellösung gebildet. Auch bei nur
                              									60° mit Schwefel gesättigtes Leinöl läßt nach 24 Stunden bei 20°
                              									Schwefel herauskrystallisiren. Eine Bestimmung der gelöst gebliebenen Schwefelmenge
                              									ergab 0,822 Procente, also im Vergleiche zu dem Löslichkeitsverhältnisse bei
                              									25° C., auch noch eine Uebersättigung.