| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. , S. 185 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Leroy's nichtleitende Belegung für
                              									Dampfkessel u.s.w.
                           Dieselbe findet unter dem Namen „Leroy's
                                 										Patent Non-conducting Composition“
                              									seit einigen Jahren in England in Fabriken, Brauereien, auf Dampfschiffen etc.
                              									vielfach Verwendung und ist kürzlich durch die Firma Posnansky und Strelitz, Berlin, Neue
                              									Friedrichsstraße 18 u. 19, auch in Deutschland eingeführt, wo sie bis jetzt
                              									besonders in Westphalen Verwendung gefunden hat.
                           Bekanntlich geht durch Strahlung von den Wänden der Dampfkessel, der Dampfrohre und
                              									der Maschinencylinder eine erhebliche Wärmemenge verloren, und ist man deßhalb schon
                              									lange darauf bedacht gewesen, diesen Wärmeverlust möglichst zu vermindern, indem man
                              									die Kessel ganz einmauerte, oder, wo dieß nicht möglich war, mit Holz oder mit Filz
                              									bekleidete, wie dieß bei Dampfcylindern und Dampfrohren ziemlich allgemein
                              									geschieht. Der Filz ist zwar ein schlechter Wärmeleiter, verdirbt aber nicht nur
                              									sehr bald und entzündet sich sogar, wenn in dem Dampfkessel Dämpfe von sehr hoher
                              									Spannung entwickelt werden, sondern er verhindert auch nicht den Zutritt der
                              									atmosphärischen Luft zu den Kessel- etc. Wänden, so daß unter dem Einflusse
                              									des Sauerstoffes und der von dem Filze aufgenommenen Luftfeuchtigkeit die Wände,
                              									leicht rosten. Andererseits gestatten Mauerwerk, Filz- und Holzbekleidung
                              									nicht, ein etwa im Kessel entstehendes Leck zeitig wahrzunehmen, wodurch eine nicht
                              									geringe Gefahr entsteht. Die oben erwähnte Composition ist dagegen vollkommen
                              									unverbrennlich, deckt die Kessel- etc. Wände vollkommen luftdicht und wird
                              									von kaltem Wasser nicht angegriffen, wohl aber von kochendem Wasser; wenn daher in
                              									einem mit der Substanz bedeckten Kessel ein Leck entsteht, aus dem heißes Wasser
                              									entweichen kann, so wird an der betreffenden Stelle die Decke aufgelöst und das Leck
                              									sichtbar gemacht. Die Anwendung der breiigen Masse ist eine sehr einfache. Dieselbe
                              									wird mittelst einer Mauerkelle nach und nach in einer zwei Zoll starken Schicht auf
                              									die zu schützende Fläche aufgetragen und glatt gestrichen; getrocknet haftet sie
                              									dann Jahre lang, ohne den geringsten Riß zu bekommen und kann mit Oelfarbe
                              									angestrichen werden, um dem Ganzen ein freundlicheres Ansehen zu geben.
                           In Berlin sind Versuche gemacht in der Fabrik von H. F. Eckert und in der Fabrik für Eisenbahnbedarf in Moabit. In letzterer ist
                              									vor 7 Wochen ein aufrecht stehender Dampfkessel von 10 Fuß Höhe und 31/2 Fuß
                              									Durchmesser mit einer 1 1/2 Zoll starken Schicht der erwähnten Composition bekleidet
                              									mit einem solchen Erfolge, daß man ohne Belästigung die Wangen an die Kesselwand
                              									legen kann. Die Brennmaterial-Ersparniß ist gewiß eine erhebliche, doch sind
                              									in dieser Beziehung hier noch keine exacten Versuche gemacht. Noch interessanter ist
                              									ein anderer Versuch, insofern hier eine längere Rohrleitung, durch welche einer von
                              									dem Dampfkessel entfernt liegenden Dampfmaschine der Dampf zugeführt wird,
                              									gleichfalls mit der erwähnten Bedeckung versehen ist; seit dieß geschehen, haben die
                              									Klagen des Maschinisten aufgehört, daß ihm mit dem Dampfe so viel tropfbar flüssiges
                              									Wasser zugeführt werde, das durch die auf dem langen Wege erfolgte Abkühlung sich
                              									niederschlug. Wie uns mitgetheilt wird, kostet der Quadratfuß zweizölliger Belegung
                              									7 1/2 Sgr. Es wäre wünschenswerth, daß exacte Versuche über die durch eine solche
                              									Bedeckung bewirkte Brennmaterial-Ersparniß angestellt würden. (Annalen der
                              									Landwirtschaft, X. Jahrgang, Nr. 6, S. 55.)
                           
                        
                           
                           Ueber Strickmaschinen.
                           Die Lamb'sche Strickmaschine, von welcher eine eingehende
                              									Beschreibung im polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCI S. 6 mitgetheilt wurde, hat in
                              									der letzten Zeit verschiedene Verbesserungen erfahren.
                           Um feineres Strickgarn verarbeiten zu können, wurde die Nadelzahl –
                              									ursprünglich 96 – vermehrt, und zwar baut die Schweizer Firma Dubied und de Watteville in
                              									Couvet Maschinen mit auswechselbaren Nadelplatten
                              									verschiedener Nadelstärken, dagegen die amerikanische Lamb
                                 										Knitting Machine Manufacturing Company – Generalagent Biernatzki und Comp. in
                              									Hamburg – sowie der Dresdener Fabrikant Georg F. Lange Maschinen mit mehr oder weniger (80 bis 170) Nadeln. Letztere haben
                              									auch eine kleine Aenderung im Nadelführungsmechanismus erhalten, um wie bei den
                              									Schweizer-Maschinen Doppelpatent stricken zu können.
                           Entgegen der mehrseitigen Behauptung, daß sich die Lamb'sche Maschine nur zur Erzeugung sogenannter Socken eigne, ist constatirt,
                              									daß auch ziemlich große Frauenstrümpfe verfertigt werden und daß nach dem von E. Thierfelder und dem Unterzeichneten in Prag zuerst eingeführten Verfahren die Maschinenstrümpfe jenen
                              									mit der Hand gestrickten vollkommen nachgeahmt sind, während bis dahin die Ferse mit
                              									dem Vorderfuß durch eine nachträglich zu bildende Quernaht verbunden werden mußte.
                              									–
                           Die mehrseitig gepriesene Hinkley-Strickmaschine
                              									ist – nach Erachten des Referenten – unbrauchbar, wenn auch die Construction eine sinnreiche genannt werden
                              									muß. Es ist bei dieser ebenfalls unmöglich, alle
                              									Fadengattungen gleich-gut zu verarbeiten, die
                              									Maschine arbeitet wegen der Zahnstangenführung des Schlittens bedeutend langsamer
                              									als die Lamb'sche Strickmaschine; die Vorrichtung zum
                              									Zu- und Abnehmen ist dagegen einfach und schnell wirkend.
                           Die auf der Hinkley-Maschine gestrickte Arbeit ist
                              									stets flach und der Strumpf kann erst durch Zusammennähen vollendet werden, ohne
                              									hierbei die Façon und Schönheit der ähnlich fabrikmäßig erzeugten Strümpfe zu
                              									erreichen.
                           Der Ankauf dieser Maschinen kann demnach, auch wenn der Preis – 30 Dollars
                              									– ein niedrigerer würde, nicht empfohlen werden. (Dagegen spricht Ingenieur
                              										Kohn in den Mittheil. des niederösterr.
                              									Gewerbevereines, 1870 S. 92, ein günstiges Urtheil über Hinkley's Strickmaschine aus.)
                           Uhland's prakt. Maschinen-Constructeur, 1870 S.
                              									29, berichtet nach amerikanischen Quellen über eine neue Strumpfstrickmaschine von Carey, welche alle bis jetzt bekannt gewordenen
                              									übertreffen soll.
                           Bei der Carey'schen Maschine wirkt ein sogenannter
                              									Jacquard-Cylinder (Prisma), welcher sich um eine horizontale Achse
                              									abwechselnd dreht, auf die geraden Nadeln, wodurch die Arbeit in irgend einer Form,
                              									Länge und Breite ausführbar wird. Man behauptet über die Leistungsfähigkeit dieser
                              									Maschine, daß sie in fünf Minuten einen vollkommenen
                              									Strumpf fertigt. Näheres über die Einrichtung ist bis jetzt noch nicht bekannt
                              									geworden. Joh. Zeman. (Technische Blätter, 1870, erstes
                              									und zweites Heft, S. 98.)
                           
                        
                           Verbesserte Windfahne.
                           Sofern man nicht die Fahne eines Thurmes u.s.w. zu seinen Beobachtungen benutzt, und
                              									sich eine eigene Windfahne beschaffen muß, ist es sehr zu empfehlen, dieselbe mit 2
                              										Flügeln auszustatten, die in einem Winkel von 45 Grad
                                 										zusammenstoßen; eine solche Fahne behält eine ruhigere Stellung und wird
                              									vom Winde nicht so hin und her geschleudert, wie es bei Fahnen geschieht, die nur
                              									einen einfachen Flügel haben. Wenn es die Oertlichkeit gestattet, verlängert man die
                              									Fahnenstange auch wohl bis unter die Decke eines Wohnzimmers und versieht sie hier
                              									mit einem Zeiger als Radius der an der Decke aufgetragenen Windrose. Nicht nur
                              									erkennt man alsdann die jedesmalige Windrichtung mit Genauigkeit, man kann sie
                              									alsdann auch während der Nacht erfahren, was bei den gewöhnlichen Fahnen nur selten
                              									der fall ist. (Aus Dr. Graeger's
                              									„Sonnenschein und Regen“ S.
                              									241.)
                           
                        
                           
                           Zur Generatorfeuerung.
                           In einer längeren Abhandlung über das regenerative Gasofensystem
                              										(„Technische Blätter“ Bd. II S. 69) theilt C. Nehse unter Anderem seine Erfahrungen über die
                              									Zusammensetzung der Gase mit, welche bei der unvollkommenen Verbrennung
                              									verschiedener Brennmaterialien in den Generatoren gebildet werden. Analysen von Gas
                              									aus Kohks, welche bei Nehse's
                              									Anwesenheit in der Pariser Gasanstalt zu Vaugirard gemacht wurden, ergaben nur ein
                              									Gemenge von Kohlenoxyd, gemischt mit Stickstoff und einer kleinen Menge Kohlensäure
                              									von 2 bis 4 Proc. variirend, eine Zusammensetzung wie sie sich auch durch Berechnung
                              									ergeben würde.
                           Die Zusammensetzung des Gases welches aus Steinkohlen
                              									erzeugt wird, ist natürlich eine ganz andere. Nehse fand
                              									die Zusammensetzung, je nach der Art der Kohlen und dem Zustande des Gaserzeugers,
                              									folgendermaßen:
                           
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 17   bis  22 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   5    „  
                                    											17   „
                                 
                              
                                 Kohlenwasserstoff
                                   3    „    
                                    											6   „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   3    „  
                                    											10   „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 55    „  
                                    											65   „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,1 „    
                                    											3   „
                                 
                              
                           Im Mittel stellen sich diese Zahlen bei regelmäßigem Gang des Apparates und schwach
                              									backenden Kohlen auf:
                           
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 23,7 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   8      „
                                 
                              
                                 Kohlenwasserstoff
                                   2,2   „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   4,1   „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 61,5   „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,4   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,9
                                 
                              
                           Der hohe Gehalt an freiem Wasserstoff hat seinen Grund in der Zuführung von Wasser
                              									unter die Roste, welches durch die strahlende Wärme des Feuers in Dampfform dem
                              									glühenden Brennstoffe zugeführt wird und dabei eine Zersetzung in Wasserstoff und
                              									Kohlenoxyd erleidet, die den übrigen Gasen beigemischt werden. Wenn auch durch die
                              									Verbrennung des so entwickelten Wasserstoffes nicht mehr Wärme erzeugt wird, als zu
                              									seiner Bildung nöthig war, so wird doch das Gemisch der verschiedenen Gase dadurch
                              									reichhaltiger an brennbaren Gasen, weil das Wasser und die glühenden Kohlen nur
                              									Kohlenoxyd und Wasserstoff bilden, beides brennbare Gase, glühende Kohlen und
                              									atmosphärische Luft aber Kohlenoxyd und Stickstoff im Verhältniß von ungefähr 1 Thl.
                              									brennbares Gas zu 2 Thln. nutzlosen Stickstoffes. Der freie Sauerstoff rührt
                              									unstreitig von dem Entweichen atmosphärischer Luft aus der Kohlenschicht her, ehe
                              									dieselbe die Roste erreicht hat.
                           
                        
                           Neues Verfahren zum Erhitzen von Steinzeuggefäßen in
                              									chemischen Fabriken etc.
                           Bei der Ausführung von chemischen und pharmaceutischen Operationen im Großen ist es
                              									in der Regel nothwendig, zum Abdampfen und Destilliren Gefäße aus Steinzeug zu
                              									verwenden; bisher war es aber stets mit großen Schwierigkeiten verbunden, in solchen
                              									Gefäßen eine genügend hohe Temperatur zu erzeugen, ohne daß die benutzte Schale etc.
                              									barst oder zersprang. Die Anwendung von freiem Feuer verursacht unvermeidlich das
                              									Zerspringen des Gefäßes und Sandbäder bieten dem Durchgange der Wärme zu großen
                              									Widerstand dar. Mit einem Dampfmantel ist es unmöglich, selbst nur Wasser bis zum
                              									Siedepunkte zu erhitzen, wenn man nicht eine so hohe Dampfspannung anwendet, daß ein
                              									sehr gefährlicher Druck auf die Wandungen des Gefäßes ausgeübt wird.
                           Kürzlich hat sich nun der Ingenieur J. A. Coffey in England eine Methode patentiren, lassen,
                              									Steinzeuggefäße (Schalen, Blasen etc.) ohne Gefahr des Reißens bis circa 370° C. auf bestimmte Temperaturen dauernd
                              									zu erhitzen, welche in Folgendem besteht. Das aus den schwersten Antheilen des
                              									Petroleum oder der Paraffinproducte sorgfältig abdestillirte schwere
                                 										Paraffinöl, dessen Siedepunkt über 360° liegt, wird durch
                              									Circulation in dem Röhrensystem eines Ofens erwärmt und dann in den Mantel des
                              									Steinzeuggefäßes geleitet. Aehnlich dem Wasser bei der Heißwasserheizung bewegt es
                              									sich durch die Aenderung seiner Dichte in Folge der Erwärmung und Abkühlung
                              									innerhalb des in sich geschlossenen Apparates hin und her. Aus dem Röhrensystem des
                              									Heizofens, in welchem durch Anwendung von Schiebern das Feuer beliebig regulirt
                              									werden kann, steigt das erhitzte Oel in einen luftdichten Behälter, in welchem ein
                              									Pyrometer angebracht ist, zweigt sich von hier aus durch verschiedene Röhren nach
                              									den Mänteln der einzelnen Gefäße ab und kehrt dann, kälter geworden, nach dem
                              									tiefsten Theile des Heizofens zurück. Da außerdem der Ab- und Zufluß zu den
                              									Mänteln der Gefäße durch Hähne und Ventile regulirt werden kann, so läßt sich die
                              									Temperatur in den Gefäßen sicher controlliren. Die Vorzüge dieser Heizmethode
                              									schließen außerdem eine Ersparniß an Brennmaterial ein, welche angeblich bis 30
                              									Proc. gegen die Erhitzung mit Dampf beträgt. Das Oel kann keinen Geruch verbreiten
                              									und läßt sich, ohne Veränderung zu erleiden und ohne Absatz zu bilden, jahrelang
                              									benutzen. Die hierzu nöthigen, für das Paraffinöl völlig undurchdringlichen
                              									Steinzeuggefäße werden besonders angefertigt von der Firma Doulton und Watts in Lambeth, London. (Chemical News, vol. XXI p.
                              									265; Juni 1870.)
                           
                        
                           Ueber die Homologen des Schweinfurtergrün; von P. S. Abraham.
                           Ich habe kürzlich die Beobachtung gemacht, daß wenn man bei dem Verfahren zur
                              									Fabrication von Schweinfurtergrün (bekanntlich einer Verbindung von arsenigsaurem
                              									Kupferoxyd mit essigsaurem Kupferoxyd) anstatt des Essigsäuresalzes ameisensaures
                              									oder buttersaures oder valeriansaures Kupferoxyd anwendet, Verbindungen von
                              									derselben wohlbekannten grünen Farbe erhalten werden. Zur Darstellung des
                              									arsenig-ameisensauren Kupferoxyds wurden 4 Th. ameisensaures Kupferoxyd in
                              									möglichst wenig Wasser gelöst und der Flüssigkeit eine unter Anwendung einer
                              									geringen Menge Aetznatron bereitete Lösung von 4 Th. Arsenigsäure in ungefähr 50 Th.
                              									Wasser hinzugefügt, worauf das Ganze zum Sieden erhitzt wurde. Der entstandene
                              									gelbliche Niederschlag wurde bald sehr lebhaft grün, mit einem etwas gelblicheren
                              									Tone als ihn die Essigsäure-Verbindung zeigt. – Die beiden anderen
                              									erwähnten Doppelsalze wurden in ähnlicher Weise dargestellt, aber mit verschiedenen
                              									Verhältnissen von Kupfersalz und Arsenigsäure. (Chemical
                                 										News, vol. XXI, p. 265; Juni 1870.)
                           
                        
                           Verfahren zur Bleiweiß-Fabrication, von J. G. Dale und E. Milner in
                              									Warrington.
                           Dieses Patent bezieht sich auf eine verbesserte Methode der Bleiweißdarstellung durch
                              									Einwirkung der doppelt-kohlensauren Alkalien auf Bleiglätte, Bleioxydhydrat
                              									oder unlösliche basische Bleisalze. Die Erfinder schlagen
                              									vor den Proceß auf folgende Weise auszuführen: Bleiglätte, Bleioxydhydrat oder ein
                              									unlösliches basisches Bleisalz wird mit einem Aequivalent
                              									doppelt-kohlensaurem Natron gemischt und so viel Wasser hinzugefügt, daß das
                              									Ganze einen steifen Brei bildet. Diese Mischung wird in einer passenden Mühle
                              									gemahlen, indem man die geeignete Consistenz der Masse durch zeitweiliges Zugießen
                              									von Wasser regulirt, bis die Ueberführung der Bleiverbindung in kohlensaures Salz
                              									erfolgt ist. Das erhaltene Bleiweiß wird hierauf gut gewaschen und filtrirt. Das
                              									kohlensaures Natron enthaltende Waschwasser wird auf doppeltkohlensaures Natron
                              									verarbeitet, und dieses zur Umwandlung neuer Mengen der erwähnten Bleiverbindungen
                              									in Bleiweiß benutzt. (Patentirt in England am 16. August 1869. – Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 7.)
                           
                        
                           Der Hydroextractor zum Filtriren flüssiger Druckfarben.
                           Statt flüssige Farben, wie sie in der Druckerei in Anwendung kommen, zu seihen, kann
                              									man dieselben auch mit Hülfe eines Hydroextractors von allen festen Stoffen, welche
                              									ihnen noch anhängen, reinigen.
                           
                           Michel hat darauf in Frankreich ein Patent genommen. Er
                              									stellt sich einen Hydroextractor her, indem er die Seitenwand des sich drehenden
                              									Cylinders aus Messinggaze herstellt und die Umhüllung, welche den Cylinder umgibt,
                              									sich nach unten trichterartig verrengen läßt.
                           Bringt man nun die zu filtrirende Masse in den Siebcylinder hinein und dreht, so wird
                              									alles Flüssige in die äußere Umhüllung getrieben werden und durch den Trichter nach
                              									unten ablaufen, während alle festen Bestandtheile in dem Siebe zurückbleiben. Für
                              									Druckfarben in Druckereien, welche ziemlich schwerflüssig sind und sich aus diesem
                              									Grunde schwer filtriren lassen, ist diese Anwendung ganz zweckmäßig.
                           Es ist indessen anzunehmen, daß dieselbe nicht neu, sondern hier und da schon in
                              									Anwendung ist. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 25.)
                           
                        
                           Doppelseitiger Zeugdruck mit Hülfe der Aspiration.
                           Ernoux stellt nach seinem in Frankreich genommenen Patent
                              									zwei Platten aus Metall her, welche je nach dem Muster ganz und gar ausgeschnitten
                              									sind und bringt zwischen dieselben den Stoff welchen er bedrucken will. Das Ganze
                              									wird dann fest mit Hülfe von Schrauben zusammengeschraubt und auf einen Kasten mit
                              									hermetischem Verschluß gebracht, welcher mit zwei Röhren versehen ist, von denen die
                              									eine zu einem Farbereservoir geht, während die andere in eine Luftpumpe mündet.
                           Die Farbe dringt durch die hohlen Räume der Form hindurch und dringt auf beiden
                              									Seiten gleichmäßig in den Stoff ein. Um mehrere Farben zu erhalten, muß man die
                              									Operation öfter und mit verschieden ausgeschnittenen Platten wiederholen. (A. a. O.)
                           
                        
                           Die Entzündung schwarzgefärbter Seide in sich selbst.
                           Der Moniteur de la teinture theilt einen Fall mit, in
                              									welchem sich, schwarzgefärbte Seide von selbst entzündet und zu einer bedeutenden
                              										Feuersbrunst Veranlassung gegeben hat, welcher für
                              									die Färber und Fabrikanten von Seidenstoffen von der größten Wichtigkeit ist.
                           Gegen 6 Uhr Morgens entwickelte sich eines Tages in dem Seidenwaaren-Magazin
                              									der HHrn. Behague und Paxer in
                              									Paris eine Feuersbrunst, welche von Packeten schwarzgefärbter Seide ausging, die
                              									frisch aus der Färberei gekommen waren. Das Feuer entstand im Inneren der Packete,
                              									wie man bei einigen festgestellt hat, welche man noch rettete, ehe sie vollständig
                              									verbrannt waren, und, nachdem das Feuer einige Zeit im Inneren der Packete geglimmt
                              									hatte, brach die Flamme hervor, welche das ganze Magazin erfüllte.
                           Glücklicherweise bemerkte man auf der Straße bald das Feuer und benachrichtigte die
                              									Feuerwehr davon, welche dann sehr bald dem zerstörenden Element Einhalt gebot.
                           Der dabei verursachte Schaden wird auf 25000 Francs angegeben. Das Magazin war
                              									versichert.
                           Die Sache ist außerordentlich beachtenswerth. Wir haben schon früher mitgetheilt, daß
                              									nach den Beobachtungen von PersozPolytechn. Journal Bd. CXCI S. 495. schwarzgefärbte beschwerte Seide, wenn sie auf 100° C. erhitzt wird
                              									und dann an die Luft kommt, sich von selbst entzündet. Es ist daraus ganz gut
                              									erklärlich, warum eben dieselbe Seide, wenn sie längere Zeit in großen Mengen
                              									zusammengeschichtet ist, anfängt sich so zu erhitzen, daß die Waare schließlich in
                              									Flammen aufgeht. Aehnliche Bemerkungen hat man auch noch bei mit Leinöl bestrichenen
                              									Geweben gemacht. Vor allen Dingen mögen sich die Seidenfärber diesen Fall als
                              									Warnung dienen lassen; denn ebenso gut, wie die Seide in der besprochenen
                              									Feuerbrunst im Magazin in Brand gerieth, konnte sie auch auf dem Lager des Färbers
                              									in Brand kommen und demselben auf diese Weise einen schweren Schaden zufügen. Wenn
                              									es sich um beschwerte Seide handelt, so versäume man
                              									nicht, dieselbe ein wenig feucht zu halten und auch dem Fabrikanten, welcher
                              									dieselbe zu verarbeiten arbeiten hat, die größte Vorsicht anzurathen; denn bei der immer stärker werdenden
                              									Beschwerung der Seide ist es zu natürlich, daß dergleichen Fälle sich noch öfter
                              									ereignen werden, wenn nicht mit der größten Vorsicht verfahren wird.
                           Man hüte sich also, beschwerte Seide in trockenem Zustande längere Zeit in größeren
                              									Quantitäten aufzubewahren. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 24.)
                           
                        
                           Neues Beizmittel.
                           Zum Fixiren von Farben beim Färben und Drucken von Stoffen will J. S. Kipping in Manchester die bekannte Eigenschaft der
                              									Gelatine, des Gummis etc. benutzen, nach Zusatz einer Chromsalzlösung durch
                              									Einwirkung des Lichtes in Wasser unlöslich zu werden und dadurch die beigemischten
                              									Farbstoffe zu fixiren. Es werden dazu die wie gewöhnlich zum Färben und Drucken
                              									vorbereiteten Farben mit Gelatine, Gummi oder dergleichen und einem chromsauren Salz
                              									gemischt oder auch, was aber weniger empfehlenswerth, in gewöhnlicher Weise gefärbt
                              									oder gedruckt und dann mit der Mischung von Gelatine etc. mit einem Chromsalz
                              									behandelt. Zu einer wässerigen Lösung von käuflicher Gelatine wird
                              									doppelt-chromsaures Kali, etwa 1/6 des Gewichtes der Gelatine, zugesetzt und
                              									zwar in einem nicht stark beleuchteten Raum. Das Verhältniß zwischen Gelatine und
                              									Wasser ist nach der gewünschten Consistenz der Farbe, sowie nach der Art des
                              									angewendeten Farbstoffes durch Versuche zu ermitteln. Der Mischung von
                              									Gelatinelösung und Chromsalz wird dann der Farbstoff zugesetzt. Nach dem Drucken
                              									werden die Stoffe dem Lichte ausgesetzt, durch dessen Wirkung der Farbstoff
                              									gewissermaßen in einem unlöslichen Medium eingeschlossen wird. Damit die
                              									Farbemischungen beim Drucken nicht gelatiniren, muß im Druckraum eine bestimmte
                              									Temperatur erhalten und die Farbebehälter etwa durch eine Gasflamme erwärmt werden.
                              									(Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Biot und Thirault's Mordant für lösliches Anilinblau.
                           Ein Mordant für lösliches Anilinblau auf Baumwolle und für Jodgrün auf Wolle nach Biot und Thirault's
                              									französischem Patent ist eine oirca 20 Baumé
                              									starke Lösung von Chlorzink. Die Baumwolle wird in der
                              									kalten Lösung einige Stunden lang herumbewegt und hierauf, ohne zu waschen, in dem
                              									mit etwas Chlorzink versetzten Bad von Anilinblau gefärbt, wobei man den Farbstoff
                              									in Portionen nach und nach zusetzt und die Temperatur von 50 bis 100° C.
                              									steigert. Die Wolle wird gebleicht und geseift, in der
                              									kochenden Chlorzinklösung gebeizt, dann durch ein heißes Bad von Tannin oder
                              									Galläpfelabkochung genommen und hierauf in der heißen Lösung des Jodgrüns, der man
                              									den Farbstoff portionenweise und nebenbei noch etwas Gerbsäure zusetzt,
                              									ausgefärbt.
                           Nach einer Erfahrung von G. Merz in Chemnitz läßt sich
                              									Baumwolle und Wolle intensiv mit Jodgrün färben, wenn man die Stoffe vorher stark
                              									mit Zinnoxyd beizt, z. B. durch Einlegen der Baumwolle
                              									in Präparirsalzlösung und hierauf Durchnehmen durch Salmiaklösung oder für Wolle
                              									durch Behandeln mit einer Zinnchloridlösung; hierauf werden die Stoffe gespült,
                              									einige Stunden in eine kalte Sumachabkochung eingelegt und dann in das heiße
                              									Färbebad gebracht. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 27.)
                           
                        
                           A. Rieu's Verfahren zur Darstellung von Krappfarbstoffen.
                           Schützenberger in Mülhausen (Elsaß) hat 1863 durch
                              									Erhitzen von Alizarin und Purpurin in reinem Wasser unter starkem Druck diese
                              									Farbstoffe in größerer Menge gelöst und hierauf krystallisirt erhalten. Auf dasselbe
                              									Princip gründet sich vielleicht die nicht veröffentlichte Darstellungsweise der
                              									Krappfarbstoffe von der Firma Meissonier in Paris, welche
                              									seit einiger Zeit große Quantitäten Krappextract für den Druck fabricirt, und
                              									dasselbe Princip liegt folgendem für Alfred Rieu in
                              									Frankreich neuerdings patentirten Verfahren zu Grunde. Gemahlener Krapp wird durch
                              										Waschen mit kaltem
                              									Wasser von den Pectinstoffen und dem Zucker befreit, und hierauf in Trockenräumen
                              									getrocknet. Alsdann behandelt man ihn in starkwandigen Autoclaven mit reinem oder
                              									zur Entfernung des Kalkes schwach mit Schwefelsäure angesäuertem Wasser, bei einer
                              									Spannung von 4 bis 5 Atmosphären und einer Temperatur von circa 150° C. Nach 1/4 bis 1/2 Stunde läßt man die Flüssigkeit
                              									abfließen und in Trögen erkalten, wobei sie die gelösten Krappfarbstoffe in rothen
                              									Flocken fallen läßt. Die Mutterlauge wird anstatt reinen Wassers wieder mit
                              									demselben Krapp im Autoclaven zusammengebracht und nach 1/2stündiger Erhitzung
                              									abgelassen und so fort, bis der Krapp völlig erschöpft ist und durch frischen
                              									ersetzt werden muß. Die in der Kälte ausgefallenen Flocken werden auf Filtern
                              									gesammelt und hierauf getrocknet. Der Krapp wird in dem Autoclaven in einem Korbe
                              									aus dichtem Metallgewebe eingehängt; letzterer hängt an einer durch eine Stopfbüchse
                              									gehenden verticalen Welle, durch welche der Korb mittelst einer Kurbel oder
                              									Riemenscheibe von außen in Umdrehung versetzt werden kann, um die Berührung mit dem
                              									Lösungsmittel zu erleichtern. Der Hahn, durch welchen die Flüssigkeit aus dem
                              									Autoclaven abfließt, kann mit einem aus Filztuch hergestellten Filter verbunden
                              									seyn, um fortgerissenen Krapp zurückzuhalten. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr.
                              									27.)
                           
                        
                           Das Indulin, ein neues Farbmaterial.
                           Herr Rudolph Knosp in Stuttgart, der unermüdliche
                              									Verbreiter neuer Farbmaterialien, hat wiederum ein neues Pigment in den Handel
                              									gebracht, welches sich weniger durch seine Brillanz als durch die Dauerhaftigkeit
                              									der Farbe auszeichnet, welche mit demselben erzielt werden kann. Dieses neue
                              									Farbmaterial, welches der Erfinder Indulin nennt, eignet
                              									sich zum Ersatz des in der Küpe aufgefärbten Indigo,
                              									besonders für Wolle. Die Farbe, welche das Indulin gibt, ist etwas lebhafter als
                              									diejenige, welche man mit Hülfe der warmen Küpe auf Wolle zu erzeugen im Stande ist.
                              									Dieselbe ist aber fast ganz so ächt als der Indigo, und die Leichtigkeit mit welcher
                              									der Farbstoff sich auffärben läßt, sichert demselben eine Anwendung zum Ersatz des
                              									so schwierig zu färbenden Küpenblau's.
                           Wir nähern uns also jetzt dem Zeitpunkt, in welchem die Führung der Küpen nicht mehr
                              									praktisch durchgeführt wird, sondern der in der Küpe gefärbte Indigo auf andere
                              									Weise einen Ersatz findet. Das Indulin, welches uns um einen Schritt der Lösung
                              									dieser Frage näher bringen soll, löst sich leicht in Wasser und gibt mit demselben
                              									eine hübsche röthlich-blaue Lösung, welche man direct zum Färben benutzen
                              									kann. Das Färben der Wolle geschieht einfach in einer Holzkufe oder in einem
                              									Zinnkessel kochend unter Zusatz von etwas Schwefelsäure
                              									und erfolgt ziemlich leicht, nur muß für die dunkleren Schatten eine etwas
                              									concentrirte Lösung in Anwendung gebracht werden, welche aber dann immer wieder
                              									durch Zusatz von neuem Farbstoff ergänzt werden kann, so daß man dabei nicht
                              									überflüssig an Farbstoff verliert.
                           Das neue Pigment ist für die Farbentechnik von entschiedener Wichtigkeit und wird
                              									gewiß, wenn es erst genug verbreitet ist, die warme Indigoküpe vielfach
                              									verdrängen.
                           Es muß noch hinzugefügt werden, daß Hr. Knosp auch
                              									Versuche angestellt hat, auf hellem Küpenblau auf Wolle
                              									jenen kupferrothen Schein hervorzubringen, welcher nur
                              									mit Aufwand von vielem Indigo gänzlich in der Küpe erzeugt werden kann. Man kann auf
                              									Wolle, die in der Küpe hell grundirt ist, durch Ueberfärben mit dem Indulin leicht
                              									jenen kupferrothen Schein erzielen und so ganz bedeutend an Indigo sparen. Dr. M. Reimann.
                              									(Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 25.)
                           
                        
                           Ueber gefärbtes Stärkemehl, insbesondere über die Bereitung
                              									und Anwendung der Carmoisinstärke; von Prof. Dr. Artus.
                           Der Luxus und Aufwand der Damenwelt bezüglich der Kleiderstoffe hat gegenwärtig eine
                              									solche Höhe erreicht, daß manchem, selbst bemittelten Familienvater es als eine
                              									Aufgabe erscheint, seinen Töchtern gegenüber den Anforderungen zu entsprechen. Es
                              									betrifft dieß hauptsächlich die Ballkleider; es erscheint heute eine Dame mit einem
                              										weißen Ballkleide,
                              									bei der nächsten Saison soll es aber ein anderes, ein farbiges Kleid seyn, kurz es
                              									wird dieß geschafft, indeß oft mit großen Opfern und Ruin des Geldbeutels. Um daher
                              									diesen Calamitäten vorzubeugen, empfiehlt Verfasser die von ihm seit Kurzem
                              									erfundenen sogenannten Farbenstärken, mittelst welcher ohne erhebliche Kosten sich
                              									jede Dame, nachdem sie ihr weißes Kleid getragen, dann gewaschen hat, resp. waschen,
                              									auch stärken läßt, dasselbe mit einer farbigen Stärke versehen kann, durch welche
                              									sie ihr Kleid gefärbt sieht.
                           Ohne die vielen Nüançirungen hier zu beschreiben, will Verfasser sich vielmehr
                              									darauf beschränken, nur eine, und zwar die Lieblingsfarbe, offen hier mitzutheilen:
                              									es betrifft ein schönes Carmoisinroth. Um diese
                              									Farbenstärke zu bereiten, mit der die Kleider schön carmoisinroth gefärbt werden
                              									können, löse man 3 Theile Fuchsin in 20 Theilen Glycerin in der Weise auf, daß das
                              									Fuchsin in einen Mörser gegeben und mit etwas Wasser zu einem dicken Breie angerieben wird, worauf dann die 20 Theile Glycerin unter
                              									Umrühren zugesetzt werden. Durch diese Operation wird das Fuchsin sofort und
                              									vollständig gelöst, ohne daß man wie bisher nöthig hätte, Alkohol als Lösungsmittel anzuwenden. Nachdem
                              									durch den Zusatz des Glycerins das Fuchsin gelöst und die Masse eine gleichförmige
                              									Carmoisinfarbe angenommen hat, werden dann der Masse unter gehörigem Umrühren 150
                              									Theile vorher fein zerriebene Stärke zugesetzt, worauf dann die Masse auf Horden,
                              									auf welche vorher ungeleimtes Druckpapier ausgebreitet war, gegeben und an der Luft
                              									getrocknet wird. Dieß also ist die Carmoisinstärke. Um
                              									nun damit ein weißes Kleid, nachdem es gewaschen worden ist, zu färben, wird, wie
                              									gewöhnlich, eine Partie davon genommen und mit kochendem Wasser behandelt, ähnlich
                              									wie man Stärke bereitet, und mit dieser Masse wird das Kleid oder der Stoff gestärkt
                              									und damit ist es zugleich gefärbt. Das Kleid oder der Stoff wird dann getrocknet und
                              									nach dem Trocknen etwas befeuchtet und dann mit einem heißen Eisen geglättet
                              									(gebügelt.) Zum Schlusse bemerkt der Verfasser noch, daß diese Carmoisinfarbe, wie
                              									hier beschrieben, zwar von Jedem leicht angefertigt werden kann, daß aber auch die
                              									Stärke von Bredt und Comp. in
                              									Barmen bezogen werden kann, wie auch dieses Fabrikgeschäft vom Verfasser noch andere
                              									Vorschriften zum Anfertigen von Farbenstärken erhalten wird, so daß die Kleider und
                              									andere Stoffe in jeder Nüançirung gefärbt werden können. (Zeitschrift des
                              									allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines.)
                           
                        
                           Ueber Weinmischung.
                           Um aus Anlaß eines praktischen Falles über eine in Frankreich übliche Weinbereitung
                              									näher unterrichtet zu werden, wurde über folgende Fragen Erkundigung eingezogen:
                           
                              1) Was versteht man unter der Operation „travailler le vin,“ wodurch die
                                 										Weinhändler in Bordeaux, Havre, Rouen u.s.w. den Wein für den Markt von Paris
                                 										und anderen großen Städten, sowie des Auslandes präpariren?
                              2) Werden hierbei dem Weine Zusätze gegeben, wie Alkohol,
                                 										südliche Weine, Zucker, Glycerin, Rosinen, Farbstoffe, Bouquet u.s.w. –
                                 										und wenn – in welcher Form und Menge?
                              3) Werden diese Zusätze als gegen den Code
                                    											pénal Art. 423 und 475, sowie gegen das Gesetz vom 10., 19. und
                                 										27. März 1851 über die Unterdrückung gewisser Betrügereien im Waarenverkauf
                                 										verstoßend, angesehen und verheimlicht, oder werden sie offen betrieben?
                              4) Kommen Verurtheilungen auf Grund obiger Gesetze vor? wie
                                 										häufig und in welchem Strafmaaße?
                              
                           Hierauf wurden von unterrichteter Seite folgende Antworten gegeben:
                           
                              1)travailler le vin will heißen: eine Sorte Wein mit
                                 										einer anderen Sorte Wein vermischen, d.h. eine gewisse Quantität Wein aus dem
                                 										mittäglichen Frankreich, welcher sehr wohlfeil ist (Departements Hérault, Pyrenées-Orientales, Aude, Gard
                                    											etc. etc.), mit dem in Bordeaux (Gironde),
                                 										in Burgund (Côte d'or und Yonne), in Beaujolais (Rhône, Saône et Loire), Mâcon gezogenen theureren Weinen zu vermischen, um einen niedrigeren Preis zu erzielen.In Bordeaux wird zu diesem
                                 										Zwecke gewöhnlich ein dortiger leichter weißer Wein
                                 										gewählt, mit Roussillon (Pyrenées Orientales)
                                 										oder Narbonne (Aude) – rothem Wein – gemischt und mittelst der Mischung des
                                 										Veilchensyrups das Bouquet des wirklichen rothen Bordeaux-Weines
                                 										beigebracht. Der jeweilige Preissatz bedingt natürlich die gegenseitigen
                                 										Quantitäten, welche gemischt werden.
                              2) Die Mischung (le vinage) ist
                                 										gesetzlich erlaubt, d.h. es darf dem Weine Alkohol
                                 										bis zu 18° beigemischt werden, und der Alkohol kann 3/6 (Geist) vom Wein
                                 										oder rothen Rüben (betteraves) seyn.
                              3) Alle Ingredienzen sind verboten, ob sie der Gesundheit
                                 										nachtheilig seyen oder nicht, und es ist der Chemie ein Leichtes, die
                                 										Bestandtheile des Getränkes zu ermitteln.
                              4) Das Fälschen des Weines ist mit einer Geldbuße von
                                 										25–1000 Frcs. und einer Gefängnißstrafe von 4 Tagen bis zu einem Jahre
                                 										bestraft. Der gefälschte Wein wird in die Straße geschüttet. In Lyon sind
                                 										Fälschungen selten, was wohl von dem relativ mäßigen Preise der in der Gegend
                                 										producirten guten (Beaujolais) Weine abhängt.
                                 										Jede Woche gibt es dagegen in Paris (Bercy) Verurtheilungen gegen
                                 										Wein-Débits, welche eine gewisse Quantität Wasser unter den Wein
                                 										mengen. Um so mehr schreitet man folglich gegen diejenigen Verkäufer vor, denen
                                 										durch die Analyse bewiesen ist, daß ihr Wein verbotene Substanzen enthält. Wenn
                                 										die in Paris in Beschlag genommenen Weine der Gesundheit nicht schädlich sind,
                                 										werden sie confiscirt und an die Administration der Spitäler ausgetheilt.
                                 										(Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr. 26.)
                              
                           
                        
                           Tintenflecke so zu entfernen, daß die darunter liegende
                              									Schrift entdeckt werden kann; von J. Trapp.
                           Zuweilen kommen große, dicke, absichtlich gemachte Tintenflecke auf Papieren vor, um
                              									darunter liegende Schriftzüge, Zahlen oder Namen zu verdecken. Wird der Tintenfleck
                              										bald nach dem Schreiben der Schriftzüge oder Zahlen
                              									gemacht, so ist die Auffindung derselben schwerer; wird
                              									dagegen der Tintenfleck nach Wochen oder Monaten auf die Schriftzüge gemacht, so ist
                              									die Entdeckung eine leichtere. Man zeichne zuerst den
                              									ganzen Tintenfleck auf ein Stück Papier und copire Alles, was um den Klex und
                              									innerhalb desselben etwa noch sichtbar ist, oder vielleicht durchschimmert. Dann
                              									nehme man das mit dem Tintenfleck versehene Schriftstück und wasche sehr allmählich
                              									und vorsichtig den Klex mit einer schwachen
                                 										Oxalsäurelösung, mittelst eines Pinsels. Es wird auf diese Weise Schicht
                              									für Schicht des Tintenklexes weggewaschen, bis endlich die darunter liegenden
                              									Schriftzüge anfangen hervorzutreten. Jetzt höre man auf,
                              									d.h. man wasche nicht weiter mit der Oxalsäurelösung, weil sonst auch die darunter
                              									liegenden Schriftzüge fortgewaschen werden würden. Man wasche vielmehr den
                              									halb- oder theilweise entfernten Tintenklex mit reinem Wasser und trockne das
                              									Schriftstück. Es werden die früheren Schriftzüge, Zahlen
                              									oder Namen, welche mit Tinte begossen waren, deutlich
                                 										genug im schwärzlichen Klex zu sehen seyn. (Pharmaceutische Zeitschrift für
                              									Rußland.)