| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. , S. 286 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Betriebskraft für Kreissägen.
                           Die Betriebskraft zum Schneiden von Holz mittelst einer Kreissäge ist, wie Prof. Dr. Hartig in Dresden auf
                              									Grund mehrfacher praktischer Versuche festgestellt hat, K = 0,0063 d . u
                              									Pferdestärken, wobei d den Durchmesser der Kreissäge in
                              									Metern, u die Umdrehungszahl pro Minute bezeichnet. (Oberlausitzer Gewerbeblatt, 1870 S. 31.)
                           
                        
                           Versuche mit combinirten Panzerplatten aus Eisen und
                              									Stahl.
                           Für die Armirung der Verdecke der zwei im Bau begriffenen Donaumonitors wurden 9
                              									Linien starke Eisenbleche in Aussicht genommen; da jedoch in neuerer Zeit Hr.
                              									Oberlieutenant Thiele die nach seinem Patente
                              									hergestellten combinirten Platten aus zusammengeschweißten Eisen- und
                              									Stahlblechen in Vorschlag brachte, so wurde die definitive Entscheidung in
                              									dieser Angelegenheit bis zum Abschlusse der dießbezüglich angeordneten Versuche
                              									aufgeschoben. Diese vor einiger Zeit durchgeführten Versuche haben ein höchst
                              									zufriedenstellendes und überraschendes Resultat geliefert.
                           Die von der Neuberg-Mariazeller Gewerkschaft
                              									gelieferte Scheibe stellte genau ein Stück des Monitorverdeckes mit den
                              									Versteifungsrippen dar und hatte eine Fläche von 60 Quadratfuß; die Platte aus
                              									Neuberger Material war 7 1/2 Linien dick, wovon 3 Linien auf die vordere
                              									Eisenschicht und 4 1/2 Linien auf die hintliegende, vollkommen verschweißte
                              									Stahlschicht (Bessemer Nr. 5) entfielen.
                           Die Rippen waren in Entfernungen von 3 Fuß angebracht, so daß die Bleche von 3 Fuß
                              									Höhe und 10 Fuß Länge nur an ihren Zusammenstößen durch die ersteren gehalten wurden
                              									und rückwärts ganz frei waren. Die Beschießung fand durch einen 6pfündigen gezogenen
                              									Hinterlader auf eine Entfernung von 500 Schritten statt.
                           Die Anforderung welche an die so construirte Scheibe gestellt wurde und die sie
                              									erfüllen sollte, um für den gedachten Zweck zu genügen, war die, daß dieselbe an den
                              									nicht durch Rippen unterstützten Stellen Schüsse aus dem eben erwähnten Sechspfünder
                              									auf 500 Schritte Distanz mit einer Pulverladung von 34 Loth und unter einem
                              									Treffwinkel von 15° ohne Schaden aushalten, d.h. außer der unausbleiblichen
                              									Einbiegung keine Durchlöcherung gestatten solle.
                           Die früher abgeführten Versuche mit 9 Linien starken Schmiedeeisen-Platten aus
                              									einem ungarischen Werke entsprachen kaum diesen Anforderungen, indem die Geschosse
                              									in den günstigsten Fällen tiefe Einbiegungen mit einem starken Längenrisse an der
                              									ausgebauchten Stelle erzeugten.
                           Um bei den Versuchen mit den combinirten Platten zu einem richtigen Urtheile zu
                              									gelangen, wurde die Scheibe vorerst unter einem Treffwinkel von 20 Grad beschossen,
                              									und zwar mit einer Pulverladung die einer Entfernung des Geschützes von 2000
                              									Schritten entsprach. Bei drei solchen Schüssen drang nur einer an einer ungünstigen
                              									Stelle der Platte durch dieselbe, während die beiden anderen, welche in die Mitte
                              									der Platte trafen und daher von den Unterstützungspunkten am weitesten entfernt
                              									waren, außer einer Einbiegung von circa 12 Linien nicht
                              									den geringsten Sprung erzeugten. Das war bereits ein Resultat, das vordem nie
                              									erreicht worden war und daher allgemein als höchst befriedigend anerkannt wurde.
                           Bei dem normalmäßigen Beschießen unter einem Treffwinkel von 15 Grad und auf eine
                              									Entfernung von nur 500 Schritten bei voller Pulverladung (nämlich 34 Loth) konnte
                              									durch gar keinen Schuß nicht einmal der leiseste Sprung an den im Durchschnitte 7
                              									Linien stark eingebogenen Treffstellen wahrgenommen werden.
                           Diese Resultate, welche die Erwartungen aller anwesenden Commissionsmitglieder weit
                              									übertroffen hatten, liefern den Beweis einerseits für die außergewöhnliche Güte des
                              									Materiales, welches auch nicht einmal den feinsten Sprung zeigte und bei dem
                              									durchschossenen Stücke die vortreffliche Schweißung der beiden so verschiedenartigen
                              									Metalle erkennen ließ; andererseits für die richtige und zweckentsprechende
                              									Verwendungs-Methode des Schmiedeeisens und Stahles für die Erzeugung von Panzerplatten, wie dieß
                              									durch das Patent des Oberlieutenants Thiele vorgeschlagen
                              									ist. Insbesondere konnte man die Ueberzeugung gewinnen, daß die Frictionswirkung des
                              									Geschosses durch die vorn liegende Schmiedeeisenschicht in ausgiebigster Weise
                              									amortisirt wurde, während der hinten liegende Stahl wegen Beseitigung aller jener
                              									Momente, welche ein Anreißen und Springen desselben zur Folge haben könnten, den
                              									eigentlichen Stoß ohne Gefahr für seine Continuität auszuhalten vermochte.
                              									(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr. 22.)
                           
                        
                           Gewinnung des in Gießereihütten im Formsande und in der
                              									Kupolofenschlacke zurückbleibenden Roheisens.
                           Jedem Eisenhüttenmann und Gießerei-Techniker überhaupt ist der nicht
                              									unbedeutende Verlust an Roheisen bekannt, der beim Gießen von Gußwaaren entsteht und
                              									beim Hohofenbetriebe das Ausbringen aus der Beschickung, und beim Kupolofen aus dem
                              									eingeschmolzenen Roheisen verringert. Dieser Verlust beziffert sich auf 3 bis 4
                              									Proc. des erzeugten Gußwaarengewichtes, und wird durch Durchwerfen des gebrauchten
                              									Sandes durch Drahtsiebe vermindert, jedoch nie ganz behoben.
                           
                           Ein einfaches, bei jedem Eisenwerke sowie bei den Fabrik-Eisengießereien
                              									anwendbares Verfahren läßt den ganzen Roheisenverlust hereinbringen.
                           Die ganze Vorrichtung ist eine Fluthwäsche, bestehend aus einem Gerinne von 18 Fuß
                              									Länge, 12 Zoll Breite, welches 15 1/2 Zoll gegen die Horizontale geneigt ist. Das
                              									Gerinne ist durch eingelegte, 1 1/2 Zoll hohe Holzklötzchen in 3 Theile getheilt und
                              									dienen dieselben zum Auffangen der dünnen Gußnähte, welche vom Wasserstrahl mit
                              									fortgerissen werden.
                           Am oberen Theile der Rinne wird der gebrauchte Formsand eingeworfen, der Wasserstrahl
                              									nimmt den Sand mit und bleibt das in demselben gewesene Roheisen am Boden des
                              									Gerinnes liegen, welches bei Abstellung des Wasserzulaufes mittelst eines Wechsels
                              									mit der Schaufel herausgehoben wird. Bei der Wäsche sind 2 Arbeiter beschäftigt,
                              									wovon der eine die Zufuhr des Sandes, der zweite das Waschen desselben besorgt und
                              									in 6 eilfstündigen Schichten 30–32 Ctr. Roheisenabfälle bei einem
                              									Kostenaufwande von 6 fl. ö. W. gewinnen. Der nöthige Wasserbedarf ist 4 Kubikfuß in
                              									der Minute.
                           Die gewonnenen Roheisenabfälle werden hier der Eisenerzgicht beigemengt, im Hohofen
                              									eingeschmolzen und brachten das Ausbringen von Roheisen aus der Beschickung auf 34
                              									und 35 Proc., verminderten den Holzkohlenaufwand auf 14 1/4–14 3/4 Kubikfuß,
                              									während ohne Waschen des gebrauchten Formsandes das Ausbringen 30 bis 31 Proc., der
                              									Holzkohlen-Aufwand 16–16 1/2 Kubikfuß war bei gleicher Gattirung und
                              									gleicher Qualität der Eisensteine und gleicher Holzkohle, aus weichen Remmel-
                              									und Durchforstungs-Hölzern und Stockhölzern geköhlt.
                           Das erzeugte Roheisen ist tiefgrau und wird die ganze Erzeugung für Gußwaaren
                              									verwendet. Die angeführten Vortheile sind ebenfalls in Kupolofengießereien zu
                              									erzielen, wenn der gebrauchte Formsand dem Waschprocesse unterworfen wird, wodurch
                              									das Calo verringert wird. Aber ein anderer Roheisenverlust beim Kupolofenbetriebe
                              									besteht auch in dem Zurückbleiben von Eisenkörnern in der Schlacke, welche bei den
                              									aschenreichen Kohks trotz reichlichem Kalkzuschlag sehr zähe ist, und von den
                              									Windformen erkaltet das schmelzende Roheisen mit einschließt. Nach Erkalten der
                              									Kupolofenschlacke, welche nach vollendeter Kupolofenschmelzung herausgebrochen wird,
                              									wird dieselbe einer Handscheidung unterzogen und ein Theil des in derselben
                              									enthaltenen Roheisens gewonnen, hierauf in ein Stampfwerk gebracht, zu Sand gepocht,
                              									welcher mit einem Wasserstrahle weggeschwemmt die Roheisenkörner am Boden
                              									zurückläßt.
                           Zwei Arbeiter stampfen in 6 eilfstündigen Schichten 630–648 Kubikfuß
                              									Kupolofenschlacke, bei einem Ausbringen von 60 Centner Roheisenkörnern, bei einem
                              									Arbeitslohne von 6 fl. ö. W. Nach gemachten Versuchen stellt sich der
                              									Roheisenverlust in der Kupolofenschlacke auf 1 Proc. von dem eingeschmolzenen
                              									Roheisen, der durch das Pochen der Schlacke wieder behoben wird. Es resultirt daher,
                              									daß durch Waschen des gebrauchten Formsandes und Pochen der Kupolofenschlacke in
                              									Kupolofengießereien das Calo um 4 Proc. vom eingeschmolzenen Roheisen verringert
                              									wird. Edmund Fischer, fürstl.
                              									Colloredo-Mannsfeld'scher Berg-, Hütten- und
                              									Maschinenfabrik-Verwalter zu Althütten bei Dobrisch. (Oesterreichische
                              									Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr. 29.)
                           
                        
                           Merkwürdige Erscheinung mit japanesischen
                              									Metallspiegeln.
                           Unter den Objecten, welche derzeit in der Mustersammlung des
                              									nieder-österreichischen Gewerbevereines exponirt sind, erregen die allgemeine
                              									Aufmerksamkeit mehrere plangeschliffene Metallspiegel, welche die merkwürdige
                              									Eigenschaft besitzen, daß sie nicht nur das Licht reflectiren, sondern auch
                              									Schriftzeichen, die sich rückwärts des Spiegels
                              									befinden.
                           Der Spiegel besteht aus einer Metallcomposition, ist rund und hat 9 Zoll im
                              									Durchmesser. Er ist auf einer Seite flach geschliffen und zeigt auf der
                              									entgegengesetzten Seite eine Landschaft im Relief. Mitten in dieser Landschaft
                              									befinden sich zwei japanesische Zeichen, in gleicher Höhe wie die anderen höheren
                              									Reliefpunkte, nur mit dem Unterschiede daß sie ebenfalls spiegelglatt geschliffen
                              									sind. Läßt man nun die Sonne auf die Planfläche des Spiegels scheinen, so zeigen
                              									sich auf einer gegenübergehaltenen weißen glatten Papierwand ganz deutlich jene
                              									polirten japanesischen Zeichen, nebst der Abspiegelung der runden Scheibe, mit hellerem Lichte. Der
                              									Spiegel hat eine Dicke von 1 1/2 Linien, die erwähnten polirten Buchstabenzeichen,
                              									ebenso auch die höchsten Stellen in der Landschaft, wie Baumstämme, Vögel u. dgl.,
                              									eine Dicke von 2 Linien.
                           Nun ist es wohl interessant zu wissen, wie diese seltsame Spiegelung und die
                              									verschiedene Aufnahme und Abgabe der Lichtstrahlen bewerkstelligt wird. Nach der
                              									Meinung von praktischen Technikern wäre der Guß des Metalles bei jenen Stellen,
                              									welche wie hier um 1/2 Linie höher sind, auch dichter, da die Krystalle langsamer
                              									erkalten, also auch feinkörniger werden konnten. Deren dichtere Textur erhielt somit
                              									auch eine erhöhte Spiegelung, die freilich dem bestbewaffneten Auge bei dem ersten
                              									Anblicke des Spiegels völlig unsichtbar ist.
                           Daß diese sonderbare Erscheinung am ehesten in der Dichte des Metalles zu suchen ist,
                              									beweist nach sorgfältigen Untersuchungen, daß nicht nur jene polirten japanesischen
                              									Buchstaben, sondern auch jene höheren landschaftlichen Theile, die doch matt
                              									gehalten sind, sowie sie eben vom Gusse kommen, ebenfalls erscheinen.
                           Dadurch entfällt auch die irrige Meinung der Physiker, daß die Buchstaben eigens
                              									aufgegossen wären, sowie auch die Behauptung, daß diese Erscheinung nur auf einem
                              									Scherz beruhen könne, indem jene Stellen welche die Buchstaben tragen, auf dem
                              									Planspiegel an ihren entsprechenden Stellen etwas feiner polirt worden wären.
                              									(Mitgetheilt von Herrn J. C. Ackermann, Secretär des
                              									nieder-österreichischen Gewerbevereines.)
                           
                        
                           Platin in Lappland.
                           In einem Briefe, datirt Stockholm den 11. Mai d. J.,
                              									meldet mir Professor Nordenskiöld, daß man unter dem
                              									Golde, welches im letzten Sommer in ziemlicher Menge und zuweilen in ganz großen
                              									Stücken im Sande beim Ivalofluß im nördlichen Lappland gefunden worden ist, auch Platin angetroffen hat, welches bisher in der sonst an
                              									eigenthümlichen Metallen so reichen Granitregion Scandinaviens noch nicht entdeckt
                              										wurde.Nach freilich noch unverbürgten Zeitungsnachrichten soll kürzlich auch zu
                                    											Ibbenbühren in Westphalen Platin gefunden worden seyn.
                              									Dr. J. C. Poggendorff.
                              									(Annalen der Physik und Chemie, 1870, Bd. CXL S. 336.)
                           
                        
                           Benutzung des staubförmigen Magnesiums als kräftiges
                              									Reductionsmittel; von Prof. Dr. Böttger.
                           Außer zur Erzeugung eines sehr intensiven Lichtes läßt sich das jetzt im Handel
                              									vorkommende pulverförmige Magnesiummetall als kräftiges Reductionsmittel für
                              									vermiedene Metallsalze, insbesondere der Chlorverbindungen, aus sehr nahe liegenden Gründen, recht vortheilhaft
                              									benutzen. Eine Auflösung von Platinchlorid wird z.B. dadurch schon bei gewöhnlicher
                              									mittlerer Temperatur augenblicklich zerlegt und unter stürmischer Entwickelung von
                              									Wasserstoffgas feinstes Platinschwarz abgeschieden. Aus einer Chlorgoldsolution wird
                              									reines Gold in Pulverform, und selbst das so stark elektropositive Zink aus seiner
                              									Chlorverbindung im fein vertheilten metallischen Zustande gefällt. (Jahresbericht
                              									des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.)
                           
                        
                           Ueber das sogen. salpetersaure Eisen.
                           Das sogen. salpetersaure Eisen ist bekanntlich eine dunkelbraune, ölige Flüssigkeit,
                              									welche die Seiden- und Baumwollfärber für schwarze, blaue und grüne Farben
                              									benutzen, namentlich um die Stoffe bei dem Färben zugleich schwerer zu machen. Das
                              									Hauptagens in dieser Lösung ist Eisenoxyd. Man gewinnt sie durch Eintragen von 6 At.
                              									Eisenvitriol in ein Gemisch von je 1 At. Schwefelsäure und Salpetersäure, Kochen der
                              									erhaltenen Lösung, Absetzenlassen des dabei entstehenden Niederschlages und Abziehen
                              										der Lösung. E. Lenssen (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie)
                              									untersuchte drei solche im Handel vorkommende Lösungen; sie hatten alle ein specif.
                              									Gewicht von 50° Baumé, enthielten aber nur 1,12 dis 2,18 Proc.
                              									Salpetersäure, ein Präparat war sogar ganz frei von Salpetersäure. Hauptsächlich
                              									enthielten die Lösungen Eisenoxyd (18,04 bis 20,10 Proc.) und Schwefelsäure (19,74
                              									bis 23,3 Proc.), beide kommen in solchem Verhältniß vor, daß die beiden Salze
                              									Fe²O³, 3 SO³ und Fe²O³, 2 SO³ angenommen
                              									werden müssen. Gerade den Gehalt an den beiden Sulfaten des Eisenoxydes hält Lenssen für charakteristisch und nothwendig. Das neutrale
                              									Eisenoxydsulfat aber fällt aus concentrirten Lösungen als weißes Pulver nieder, es
                              									muß daher eine bestimmte Menge Eisenvitriol vorhanden seyn, um das neutrale Sulfat
                              									des Eisenoxydes in Lösung zu halten. Auf der anderen Seite vermindert Eisenvitriol
                              									die Löslichkeit des basischen Sulfates vom Eisenoxyd. Deßhalb ist es geboten, bei
                              									der Darstellung des Präparates den Eisenvitriol portionenweise zuzusetzen, einen
                              									Ueberschuß zu vermeiden und erst wenn die Lösung nach dem Kochen sich geklärt hat,
                              									durch Digeriren derselben mit metallischem Eisen etwas Eisenoxyd zu Eisenoxydul zu
                              									reduciren. Am besten ist das Präparat, wenn es Eisenoxyd und Schwefelsäure in dem
                              									Verhältnisse von 2: 5 enthält. In der Praxis haben sich folgende Mengen bei der
                              									Darstellung bewährt: 18 Thle. Wasser, 6 Thle. Schwefelsäure von 66°
                              									Baumé, 7 bis 8 Thle. Salpetersäure von 35° Baumé. In dieses
                              									Gemisch trägt man allmählich 38 Thle. Eisenvitriol ein. (Deutsche Industriezeitung,
                              									1870, Nr. 29.)
                           
                        
                           Verfahren zur Condensation und Benutzung der bei der
                              									Fabrication der Schwefelsäure etc. entweichenden salpetrigen Dämpfe, von R. Heilmann und P. Hart in
                              									London.
                           Man läßt die Dämpfe in einem geeigneten Apparat auf Kalk oder Magnesia (oder deren
                              									kohlensaure Salze), die in Wasser suspendirt sind, wirken, so daß die salpetrige
                              									Säure und Salpetersäure, welche sie enthalten, davon absorbirt werden. Die
                              									Flüssigkeit kann nachher auf dreierlei Weise behandelt werden: 1) Man verdampft sie
                              									zur Trockne, erhitzt den Rückstand zum gelinden Glühen, und leitet die dabei
                              									entwickelten Gase in die Bleikammer. Dabei bleiben Kalk oder Magnesia zurück, welche
                              									man wieder zu demselben Zweck benutzen kann. 2) Man läßt auf die zum Kochen erhitzte
                              									Flüssigkeit Schwefelsäure oder Salzsäure wirken, und leitet die dabei entwickelten
                              									Dämpfe ebenfalls in die Bleikammer. 3) Man verdampft die Flüssigkeit, vermischt den
                              									Rückstand mit Chlormangan (Rückstand von der Chlorentwickelung behufs der
                              									Darstellung von Chlorkalk), und erhitzt die Mischung zum gelinden Glühen, wobei
                              									Chlorcalcium oder Chlormagnesium und Mangan- und Eisenoxyd entstehen. Die
                              									Dämpfe werden auch in diesem Falle in die Bleikammer geleitet. –
                              									Französisches Patent. (Armengaud's (Génie industriel, April 1870, S. 172.)
                           
                        
                           Ueber Lithofracteur und Dualin.
                           Der Lithofracteur, ein Sprengmittel welches Gebr. Krebs in Deutz a. Rh. neuerdings in den Handel
                              									bringen, hat nach J. Trauzl, Oberlieutenant der k. k.
                              									österr. Geniewaffe („Explosive Nitrilverbindungen etc.,“ Wien
                              									1870, C. Gerold's Sohn), annähernd folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Nitroglycerin
                                 52 Gewichtsproc.
                                 
                              
                                 Kieselguhr und Sand
                                 30        „
                                 
                              
                                 Steinkohle
                                 12        „
                                 
                              
                                 Natronsalpeter
                                   4        „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   2        „
                                 
                              
                           Der Lithofracteur ist also nichts anderes als Dynamit, dem etwa 20 Proc. eines sehr
                              									schlecht combinirten, einen enormen Ueberschuß an Kohle enthaltenden Schwarzpulvers
                              									beigesetzt sind. Dieser Zusatz an Schwarzpulver soll den Zweck haben, die
                              									Explodirbarkeit des Präparates auch bei niederen Temperaturen zu sichern, ein Zweck
                              										der nahezu
                              									gegenstandslos ist. Der Lithofracteur bietet gegenüber dem Dynamit gar keine
                              									wesentlichen Vortheile, dagegen eine Reihe bedeutender Nachtheile. Er ist:
                           1) weitaus empfindlicher gegen hohe Temperaturen als Dynamit. Während die
                              									Entzündungstemperatur dieses letzteren 190° C. beträgt, ist jene des
                              									Lithofracteur 120°;
                           2) ist er empfindlicher gegen die Einwirkungen von Feuchtigkeit und Wasser, was
                              									zunächst durch den Gehalt an Natronsalpeter, der bekanntlich sehr hygroskopisch ist,
                              									herbeigeführt wird;
                           3) durch den Ueberschuß an Kohlenstoff entwickelt er bei der Explosion eine große
                              									Menge von Kohlenoxydgas, also schädlichere Verbrennungsproducte als das Dynamit;
                           4) bei gleichem Volumen ist, wie aus der Zusammensetzung klar hervorgeht, seine Kraft
                              									eine geringere als jene des Dynamits, eine für die meisten Zwecke des Bergbaues sehr
                              									in's Gewicht fallende Thatsache.
                           Besser constituirt als der Lithofracteur ist das Dualin.Von C. Dittmar in Charlottenburg; man sehe über
                                    											dasselbe die Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CXCVI S. 89 (erstes
                                    											Aprilheft 1870). Es besteht annähernd aus:
                           
                              
                                 Nitroglycerin
                                 50 Gewichtsproc.
                                 
                              
                                 feinen Sägespänen
                                 30        
                                    											„
                                 
                              
                                 Kalisalpeter
                                 20        
                                    											„
                                 
                              
                           Gegenüber dem Dynamit hat dieses Sprengmittel alle Nachtheile welche die Verbindung
                              									des Nitroglycerins mit einem so brennbaren und das Sprengöl schlecht aufsaugenden
                              									Stoff, wie es das mit Salpeter imprägnirte Holz ist, besitzt. Es ist:
                           1) bedeutend empfindlicher gegen Feuer und gegenüber mechanischen Einwirkungen,
                              									Letzteres besonders im gefrorenen Zustand. Gleich bei den ersten Versuchen in
                              									Oesterreich kam bei dem Ausbohren der zum Einbringen des Zündhütchens nöthigen
                              									Oeffnung in einer gefrorenen Dualinpatrone, trotzdem diese Operation mit größter
                              									Sorgfalt von einem im Sprengfach sehr vertrauten Mann ausgeführt wurde, ein
                              									bedauernswerther Unfall vor;
                           2) die Holzspäne haben eine sehr geringe Aufsaugungsfähigkeit für Nitroglycerin und
                              									müssen deßhalb bereits bei dem geringen Gehalte von 40 bis 50 Proc. die Ladungen in
                              									sehr starke Papierhüllen eingeschlossen werden;
                           3) das specifische Gewicht ist nur 1,02, also um 50 Proc. geringer als jenes des
                              									Dynamits. Gibt man also selbst zu, daß das Dualin bei gleichem Gewicht dieselbe
                              									Sprengkraft wie das Dynamit besitzt, so hat es doch bei gleichem Volumen eine um 50
                              									Proc. geringere Sprengkraft, ein Punkt der für die Verwendung im Bergwesen Ausschlag
                              									gebend ist;
                           4) ebenso wie der Lithofracteur enthält das Dualin einen bedeutenden Ueberschuß an
                              									Kohlenstoff; die Explosionsgase müssen daher eine bedeutende Menge von Kohlenoxyd
                              									enthalten, also im Grubenbetrieb entschieden schädlicher wirken als jene des
                              									Dynamits. Der Vortheil, den es ebenso wie der Lithofracteur gegenüber dem Dynamit
                              									besitzt, ist der, daß es bei niederer Temperatur auch mit gewöhnlichen Zündhütchen
                              									explodirbar ist. Dieser Vortheil ist aber bei dem Umstande daß bei
                              									Gesteinsprengungen nur weiche Nitroglycerinpulver angewendet werden dürfen, sehr
                              									gering anzuschlagen und compensirt keineswegs die zahlreichen Nachtheile. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1870, Nr. 29.)
                           
                        
                           Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris.
                           Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris hatte bekanntlich mit ihrem
                              									ersten Debut auf dem dortigen Platze des Stadthauses Ende 1867 kein Glück. Trotzdem
                              									ist das Project, die Erfindung des Hrn. Tessié du
                                 										Mothay auszubeuten, nicht aufgegeben; eine Gesellschaft, „Société des Gaz Oxygène et
                                    											Hydrogène,
                                 										Tessié du Mothay et Comp
                                 										., 44 Rue Lafitte Paris,“ hat eine Fabrik
                              									zur Darstellung von Sauerstoff in Pantin, sie beleuchtet ein Magazin 35 Rue Lafayette, einen Theil des Bazar Européen, Boulevard Montmartre, zum Theil das Théâtre de la Gaîté und wird
                              									im Juni oder Juli einen größeren Versuch an der Straßenbeleuchtung ausführen, wozu
                              									ihr die Erlaubniß des Röhrenlegens von der Stadt dewilligt worden ist. Man spricht davon, daß die
                              									Pariser Gasgesellschaft den Unternehmern 6 Millionen Francs angeboten haben soll, um
                              									das Patent für Paris zu erwerben; aber letztere versprechen sich weit größere
                              									Vortheile. Ein Actiencapital von 24 Millionen Francs in Actien zu 500 Frcs. sey
                              									bereits gezeichnet. Auch ist man thätig, die Erfindung in Deutschland bekannt zu
                              									machen, und ihre Einführung daselbst zu betreiben. Ein Wagen mit dem neuen
                              									Sauerstoffgas ist nach Frankfurt a. M. geschickt worden, um dort zu Versuchen
                              									benutzt zu werden; in Wien wird ein Ofen zur Darstellung von Sauerstoff gebaut, und
                              									sollen Versuche in größerem Maaßstabe zur Ausführung kommen. Man abstrahirt jetzt,
                              									von der Anwendung von reinem Wasserstoffgas und Zirkonstiften, und wendet als
                              									zweites Gas Leuchtgas oder auch Wasserstoff welchen man vorher carburirt, an. Zum
                              									Verbrennen dient ein Argandbrenner mit zwei concentrischen Löcherkränzen; aus dem
                              									einen Ringe strömt das Leuchtgas, aus dem anderen der Sauerstoff aus; zum Abschluß
                              									des Brenners genügt ein einziger Hahn. Einem Circular der Gesellschaft vom 31. März
                              									d. I. entnehmen wir Folgendes: Der Pariser Straßenbrenner, ein Schmetterlingsbrenner
                              									von 140 Litern Gasconsum per Stunde, kann bei einem
                              									Druck von 0,0025 Meter und mit der Leuchtkraft eines Argandbrenners von 160 Litern
                              									durch einen Hydro-Oxygen-Gasbrenner zum halben Preise ersetzt werden,
                              									und man erhält dabei ein weißeres, angenehmeres und constanteres Licht, ohne einen
                              									Glascylinder nöthig zu haben. Nach vielfachen Versuchen mit carburirtem
                              									Wasserstoffgas hat sich herausgestellt, daß die Absorption an
                              									Carburationsflüssigkeit, je nach der Beschaffenheit dieser Flüssigkeit, im Mittel 40
                              									Grm. per Kubikmeter Wasserstoff beträgt, und daß sich damit der Kubikmeter
                              									carburirter Wasserstoff auf 30 bis 35 Cent. stellt. Ein kleiner
                              									Hydro-Oxygen-Gasbrenner (demi bougie)
                              									stellt sich demnach per Stunde auf
                           
                              
                                 16 Liter Sauerstoff à 70
                                    											Cent, per Kubikmeter
                                 1,12 Cent.
                                 
                              
                                 28 Liter carburirter Wasserstoff à. 35 Cent. per Kubikmeter
                                 0,98   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 2,10 Cent.
                                 
                              
                           Dieser Brenner gibt dasselbe Licht, wie ein gewöhnlicher Leuchtgasbrenner von 140
                              									Litern Gasconsum per Stunde. Auf andere Maaße und Münze
                              									übertragen, heißt dieß also:
                           
                              
                                 1000 Kubikfuß engl. Sauerstoff 
                                 kosten  5 Thlr.  8 Sgr.
                                 
                              
                                 1000      
                                    											„        
                                    											„    carb. Wasserstoff 
                                      „    
                                    											2   „    19  
                                    											„
                                 
                              
                           Eine Flamme von der Leuchtkraft eines gewöhnlichen 5-Kubikfuß-Brenners
                              									kostet per Stunde 0,168 Sgr. = 0,588 kr.
                           1000 Kubikfuß gewöhnliches Steinkohlengas haben nach dem neuen Verfahren einen Werth
                              									von 1 Thlr. 4 Sgr. = 1 fl. 59 kr. (Journal für Gasbeleuchtung, 1870 S. 302.)
                           
                        
                           Ueber die Vorgänge bei der Türkischrothfärberei; von V. Wartha.
                           Mit Untersuchungen über die Vorgänge bei der Türkischrothfärberei beschäftigt, konnte
                              									ich bis jetzt Folgendes constatiren:
                           Das eigenthümliche Feuer welches die türkischroth gefärbten Krapp-Artikel
                              									auszeichnet, rührt von einer eigenthümlichen Fettsäure-Alizarinverbindung
                              									her, welche der Faser nicht stark anhaftet und derselben mit Ligroin und Aether
                              									entzogen werden kann. Verdunstet man diese Lösung, so erhält man ein prächtig feurig
                              									scharlachrothes Fett, das nur mit starker Kalilauge behandelt oder mit Kali
                              									geschmolzen zersetzt wird, und alsdann die charakteristische Alizarinreaction zeigt.
                              									Der extrahirte Stoff hat alles Feuer verloren, der Ton zieht mehr in's Kirschrothe
                              									und ähnelt ganz den bloß mit Zinnbeizen erzeugten Krappfarben. Mit dem Studium
                              									dieser Verbindung bin ich beschäftigt und behalte mir weitere Mittheilungen darüber
                              									vor.
                           Zu meiner kürzlich angegebenen Methode der Darstellung von PflanzenalizarinIn diesem Bande des polytechn. Journals S. 58
                                    											(erstes Juliheft 1870). kann ich noch hinzufügen, daß die vorher mit Ligroin behandelten Stoffe mit
                              									Alkohol-Salzsäure ausgezogen und das Pflanzenalizarin aus dieser Lösung schon
                              									durch bloßes Verdünnen mit viel Wasser in Form orangegelber Flocken und fast
                              									chemisch rein gefällt werden können; dadurch wird das Verfahren noch viel einfacher.
                              									Ebenso kann ich mittheilen, daß nach sorgfältiger Vergleichung das Pflanzenalizarin
                              									schon zwischen 130 bis 140° C., das synthetische aber erst zwischen
                              									280–300° vollständig sublimirt. Ofen, den 25. Juni 1870. (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 12.)
                           
                        
                           Die Färbekraft einiger Anilinfarbstoffe.
                           Wer erinnert sich nicht an die zahlreichen Beispiele der Theilbarkeit der Materie,
                              									welche in physikalischen Vorlesungen aufgeführt zu werden pflegen, an den Reiter der
                              									sammt seinem Pferde in das Gold eines Ducaten gehüllt ist, an die zu meilenlangem
                              									Draht ausgezogene kleine Goldmünze, an die vergoldete irdene Schüssel, welche man in
                              									den Töpfereien von Staffordshire für einen Sixpence kaufen kann?
                           Kaum minder schlagende Illustrationen für die Theilbarkeit der Materie liefern die
                              										Anilinfarben. Das Interesse, mit dem mehrere
                              									physikalische Freunde einige hierher gehörigen Erscheinungen noch jüngst erst im
                              									Berliner Universitäts-Laboratorium betrachtet haben, veranlaßt mich die
                              									Ergebnisse mitzutheilen, welche bei verschiedenen Versuchen über die Färbekraft der
                              									Anilinfarben erhalten wurden.
                           Die Auflösung eines Rosanilinsalzes – da es sich
                              									hier stets um sehr verdünnte Lösungen handelt, so ist es ganz einerlei, welches Salz
                              									man anwendet – mit einige Tropfen Essigsäure enthaltendem Wasser so weit
                              									verdünnt, daß auf 1 Theil Färdesalz 1 Million Theile Flüssigkeit kommt (1 Milligramm
                              									auf 1 Liter Flüssigkeit), besitzt noch eine tief carmoisinrothe Farbe. Ein mit
                              									verdünnter Essigsäure angefeuchteter Seidebüschel wird von dieser Lösung
                              									augenblicklich schön roth gefärbt. Erhöht man den Wassergehalt bis auf 25 Millionen
                              									(1/25 Milligramm im Liter), so ist die rothe Tinte immer noch sehr deutlich und
                              									eingelegte Seide erscheint nach einer Viertelstunde lichtroth gefärbt. Verdünnt man
                              									noch weiter, so zeigt es sich, daß bei dem Verhältniß von 1 Th. Färbesalz auf 100
                              									Millionen Theile Wasser (1/100 Milligrm. im Liter) die Grenze erreicht ist, bei
                              									welcher die Farbe noch sichtbar ist. Dünne Schichten dieser Flüssigkeit erscheinen
                              									in der That schon ganz farblos und man muß durch dickere Sichten (von etwa 1/2
                              									Meter) hindurchsehen oder die Oberfläche der Flüssigkeit halb im durchfallenden,
                              									halb im reflectirten Lichte betrachten, um die Tinte noch deutlich wahrnehmen zu
                              									können. Interessant ist es alsdann, einen weißen Seidefaden in ein nicht allzu
                              									geringes Volum dieser nahezu farblosen Flüssigkeit einzuhängen. Nach 24 Stunden
                              									erscheint ein solcher Faden ganz deutlich und zwar ungleich tiefer gefärbt als die
                              									färbende Flüssigkeit. Angesichts dieser Erscheinung können wir nicht bezweifeln, daß
                              									sich im Schooße der scheinbar ruhenden Flüssigkeit Strömungen vollziehen, in Folge
                              									deren die gefärbten Wassermolecüle nach einander an dem ruhenden Faden
                              									vorübergeführt werden; und es deuten daher auch die hier verzeichneten Beobachtungen
                              									auf einen Bewegungszustand der Molecüle hin, zu dessen Annahme die Naturforscher auf
                              									den verschiedensten Bahnen gelangt sind.
                           Experimentirt man statt mit einem Rosanilinsalz mit einem der zahlreichen
                              									Farbderivate des Rosanilins, so beobachtet man ein ganz ähnliches Färbevermögen. Der
                              									Versuch wurde noch speciell mit dem Aethylviolett und dem
                              										Jodgrün angestellt. In beiden Fällen war die Färbung
                              									bis zur Verdünnung selbst von 100 Millionen noch sichtbar, und beide Lösungen
                              									fixirten auf einem Seidefaden nach längerer Zeit die betreffende Farbe schwach, aber
                              									deutlich. Die beiden letztgenannten Farbstoffe eignen sich aber für diese
                              									Grenzversuche minder gut als die Rosanilinsalze, da Violett und Grün im verdünnten
                              									Zustande der Farbe näher liegen, welche man beim Durchsehen durch beträchtliche
                              									Schichten reinen Wassers beobachtet. (Aus Prof. A. W. Hofmann's Vorlesungsversuchen in den Berichten der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 12.)
                           
                        
                           Erklärung der Einwirkung des Braunsteins auf das chlorsaure
                              									Kali bei der Sauerstoffgasbereitung; von Dr. Georg Krebs.
                           Die Thatsache, daß chlorsaures Kali mit Braunstein oder Eisenoxyd gemengt seinen
                              									Sauerstoff viel leichter bei der Erhitzung abgibt, als wenn es allein erhitzt wird,
                              									scheint dermalen ihre Erklärung noch nicht gefunden zu haben; selbst in den
                              									Lehrbüchern neuesten
                              									Datums spricht man noch immer von einer katalytischen Kraft, die doch nichts weiter
                              									ist als ein bequemer Collectivname für eine große Anzahl, äußerlich allerdings
                              									verwandter, dem inneren Wesen nach aber jedenfalls sehr verschiedenartiger
                              									Einwirkungen.
                           Was nun speciell die Einwirkung des Braunsteines oder Eisenoxydes auf chlorsaures
                              									Kali angeht, so dürfte sich die Sache folgendermaßen verhalten: Wenn man einen
                              									Körper, der nicht flüssig gemacht werden kann, erhitzt, so steigert sich seine
                              									Temperatur beständig und zwar ziemlich rasch, da feste Körper (im Vergleich mit
                              									flüssigen) meist eine geringe specifische Wärme haben, bessere Leiter sind und ein
                              									größeres Absorptionsvermögen besitzen. Außerdem brauchen sie keine latente Wärme zum
                              									Flüssigwerden. Man kann also, wenn der Körper zersetzbar ist, leicht an den Punkt
                              									kommen, wo alle zugeführte Wärme, die auch der Körper verhältnißmäßig leicht
                              									aufnimmt, zur Zersetzung verwandt wird. Körper dagegen, welche beim Erhitzen flüssig
                              									werden und deren Schmelzpunkt nicht, oder nicht merklich höher liegt als der Punkt,
                              									bei welchem sie sich zersetzen, zerlegen sich nur langsam; sie erfordern viel Wärme
                              									bis sie geschmolzen sind, und durch das geringe Absorptionsvermögen geht auch
                              									alsdann die' Zersetzung nur langsam vor sich. (Von der schlechten Leitungsfähigkeit
                              									wollen wir nicht reden, da bei flüssigen Körpern die Strömung ausgleichend
                              									eintritt.) Beim chlorsauren Kali speciell ist noch ein anderer Umstand besonders
                              									beachtenswerth. Wenn nämlich die Zersetzung bei starkem Erhitzen heftiger zu werden
                              									anfängt, so muß man das Feuer mäßigen, damit die Retorte nicht abschmilzt; es bilden
                              									sich am Boden derselben leicht große Gasblasen, so daß derselbe nicht mehr von der
                              									Flüssigkeit berührt und deßhalb sehr heiß wird.
                           Man kann nun bei flüssigen Körpern allerhand Kunstgriffe anwenden, um entweder eine
                              									raschere Verdunstung oder Zersetzung zu bewirken: Bei den Salinen läßt man das
                              									Salzwasser über Dornen herabfallen; es zerspaltet sich dabei in zahllose Tropfen,
                              									von denen nunmehr jeder einzeln von der Sonne beschienen wird. Will man Oel rasch
                              									zersetzen, so braucht man es nur in dünnen Schichten auf glühende Platten zu gießen.
                              									Jedem einzelnen Oeltröpfchen wird hier direct eine große Hitze zugeführt. Um
                              									Leuchtgas aus Harz zu fabriciren, läßt man dasselbe in. feinem Strahl auf
                              									Ziegelsteine fallen, welche in einer Retorte in starker Gluth erhalten werden. Etwas
                              									Aehnliches, wie in den zwei letztgenannten Fällen tritt bei der Erhitzung eines
                              									Gemenges von chlorsaurem Kali und Braunstein ein (warum aber nicht, kann man fragen,
                              									bei Anwendung von feinem Quarzsand, statt des üblichen
                              									Eisenoxydes und anderer Oxyde? d. Red.) Der Braunstein, als fester Körper, wird
                              									rasch heiß und nimmt leicht die zugeführte Wärme auf; jedes Körnchen chlorsaures
                              									Kali ist mit einem heißen Braunsteinkörnchen in Berührung. Allerdings wird der
                              									Braunstein sich nicht übermäßig erhitzen (was schon der Umstand beweist, daß er
                              									nicht zersetzt wird), denn das chlorsaure Kali entzieht ihm rasch die Hitze, welche
                              									es zum Schmelzen und zur Zersetzung nöthig hat; immerhin aber dürfte der Braunstein
                              									beträchtlich heißer werden, als das geschmolzene chlorsaure Kali allein für sich
                              									werden würde. Es ist also gerade so gut, als ob chlorsaures Kali in einer dünnen
                              									Schicht auf eine heiße Platte gestreut werde.
                           Wenn behauptet wird, man brauche zur Zersetzung des chlorsauren Kalis bei Gegenwart
                              									von Braunstein oder Eisenoxyd weniger Wärme, als ohne diese Körper, so rührt dieß
                              									daher, daß der Braunstein und das Eisenoxyd leichter die zugeführte Wärme aufnehmen
                              									und an das chlorsaure Kali abgeben, so daß also nicht so viel Wärme verloren
                              									geht.
                           Eine sehr heftige Zersetzung des chlorsauren Kalis kann man auf folgende Art
                              									bewirken: Man erhitze Eisenoxyd oder Braunstein in einem Tiegel und bringe zugleich
                              									chlorsaures Kali in einer Porzellanschale zum Schmelzen. Wenn das Eisenoxyd recht
                              									heiß ist, entferne man die Flamme unter der Porzellanschale und schütte das
                              									Eisenoxyd in das flüssige chlorsaure Kali. Die Gasentwickelung wird so stürmisch,
                              									daß die Masse überschäumt, weßhalb man gut thut, vorher ein größeres Gefäß unter die
                              									Porzellanschale zu stellen, in welches das Ueberschäumende ablaufen kann.
                           Aehnlich wie Braunstein und Eisenoxyd werden alle Körper wirken, welche durch
                              									Erhitzen nicht flüssig werden und sich nicht mit dem chlorsauren Kali zersetzen:
                              									Zinkoxyd, Zinnoxyd, gebrannter Gyps u.s.w. Sind diese Körper feucht, so ist es
                              									nothwendig, sie vorher durch Erhitzen in einem Tiegel zu trocknen. (Zeitschrift für
                              									Chemie, Jahrg. XIII, S. 243.)
                           
                        
                           
                           Ueber phosphorsauren Kalk aus Canada und einige andere, zur
                              									Fabrication von Superphosphat verwendete mineralische Phosphate; von W. R. Hutton.
                           Bekanntlich wird der agronomische Werth eines natürlichen Phosphorsauren Kalkes im
                              									Allgemeinen von dem Phosphorsäuregehalt desselben bedingt; der Werth dieser
                              									Phosphorsäure sinkt jedoch bedeutend, wenn das Mineral viel kohlensauren Kalk
                              									enthält, und zwar hauptsächlich wegen der großen Menge Schwefelsäure welche
                              									erforderlich ist, um vor dem Aufschließen des Kalkphosphates den kohlensauren Kalk
                              									zu zersetzen. Dasselbe gilt für solche Kalkphosphate welche Eisenverbindungen
                              									enthalten; das Eisen nimmt eine äquivalente Menge Schwefelsäure auf und bildet,
                              									indem es sich höher oxydirt, eine Verbindung welche dem Pflanzenleben direct
                              									schädlich ist. In den natürlichen Kalkphosphaten ist auch stets Fluorcalcium enthalten, zu dessen Zersetzung ebenfalls
                              									Schwefelsäure erforderlich ist; dadurch werden die Darstellungskosten des
                              									Superphosphats vermehrt, während die gleichzeitig entwickelten gasförmigen
                              									Fluorverbindungen sehr belästigend sind. Von allen natürlichen Kalkphosphaten kommt
                              									keines zu ausgedehnterer Anwendung als die Koprolithen
                              									und doch wird kein anderes von Seiten der Landwirthe so wenig richtig beurtheilt.
                              									Wenn auch Agronomen und selbst manche Düngerfabrikanten geneigt sind, das aus den
                              									Koprolithen dargestellte Superphosphat mit mißtrauischen Augen anzusehen, so ist
                              									doch Hutton durch eigene Erfahrung zu der Ueberzeugung gelangt, daß
                              									Kalksuperphosphat als Düngemittel stets denselben chemischen Werth besitzt,
                              									gleichviel, aus welchem Rohmaterial dasselbe gewonnen worden. Hutton besprach in seinem am 14. März d. I. in der Philosophical Society zu Glasgow gehaltenen Vortrage (dem wir diese
                              									Mittheilung entnehmen) die Abstammung und Natur der Koprolithen und die Ausdehnung
                              									ihrer Lagerstätten in Cambridgeshire, Bedfordshire und Suffolk, aus denen jährlich
                              									über 200,000 Tonnen gewonnen werden und betonte dann die Notwendigkeit, für die
                              									Bedürfnisse des brittischen Ackerbaues noch andere Fundstätten dieses Minerales zu
                              									benutzen, selbst wenn diese in anderen Ländern existiren. Die Producte der
                              									Phosphorit-Ablagerungen Deutschlands und Spaniens werden bereits in ausgedehntem Maaße nach
                              									Britannien eingeführt, obgleich dieselben nicht den Werth der englischen Koprolithen
                              									haben. Er erwähnte eines mächtigen und werthvollen Lagers von diesem Rohstoffe in
                              										Südcarolina, auf welches sich in neuerer Zeit die
                              									Aufmerksamkeit der Düngerfabrikanten gerichtet hat und theilte hierauf mit, daß ihm
                              									vor mehreren Monaten Proben von Phosphorsaurem Kalk aus Canada zugegangen seyen, von einem Fundorte wo dieses Rohmaterial in
                              									beinahe fünfzehn Fuß Mächtigkeit ansteht; das Mineral ist, soweit sich nach den
                              									bisherigen Untersuchungen urtheilen läßt, von vortrefflicher Qualität. Mehrere von
                              									den ihm zugesendeten Exemplaren zeigen wohlausgebeldete Krystalle, sechsseitige
                              									Prismen; die übrigen Stücke bilden derbe Massen; beide Varietäten aber besitzen
                              									Glasglanz und sind theils grün und bläulichgrün, theils roth gefärbt. Hutton erhielt bei seinen Analysen nachstehende
                              									Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Derbe Massen.
                                 Krystalle.
                                 
                              
                                 Phosphorsauren Kalk
                                 86,61
                                 90,82
                                 
                              
                                 Fluorcalcium
                                  7,22
                                  5,70
                                 
                              
                                 Chlorcalcium
                                  0,06
                                  0,14
                                 
                              
                                 kohlensauren Kalk
                                  4,47
                                  0,38
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                  0,08
                                  0,32
                                 
                              
                                 Sand
                                  0,10
                                  0,10
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 98,54
                                 97,46
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 
                                  0,40
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 97,86
                                 
                              
                                 specifisches Gewicht
                                 3,142
                                 3,166
                                 
                              
                           Hinsichtlich seiner physikalischen Eigenschaften unterscheidet sich dieser canadische
                              									Apatit von allen übrigen natürlichen Kalkphosphaten durch seine kristallinische
                              									Structur; in chemischer Beziehung unterscheidet er sich von denselben dadurch, daß
                              									er mehr phosphorsaure und weniger kohlensaure Kalkerde, sowie weniger Sand enthält.
                              										(Chemical News, vol. XXI p. 150; April 1870.)
                           
                        
                           
                           Prüfung von Bier auf die Bitterstoffe der Quassia, des
                              									Wermuths und des Bitterklees; nach Enders.
                           Das Vier wird zum Syrup verdunstet, dieser mit starkem Weingeist vermischt, wodurch
                              									das Dextrin heraus fällt, das Filtrat zum Extract eingeengt, dieses wieder in
                              									starkem Weingeist gelöst, die Lösung zur Entfernung des Zuckers mit Aether
                              									vermischt, vom braunen Zuckersyrup abfiltrirt, das Filtrat durch Verdunsten vom
                              									Aether befreit, der Rückstand in wässerigem Weingeist aufgenommen und mit Bleiessig
                              									ausgefällt.
                           a) Der Niederschlag enthält das Lupulin nebst Hopfenharz.
                              									Er wird abfiltrirt, gewaschen, in Wasser suspendirt, durch Schwefelwasserstoff
                              									zersetzt, das entstandene Schwefelblei auf einem Filter gesammelt, mit Weingeist
                              									nachgewaschen, die vereinigten Flüssigkeiten zur Trockne gebracht, der
                              									Abdampfrückstand mit Chloroform extrahirt, der Lösung Wasser zugesetzt, und das
                              									Chloroform wieder ausgetrieben. Was sich dabei ausscheidet, ist Hopfenharz.
                           Die vom Hopfenharze getrennte wässerige Flüssigkeit liefert, wenn sie Lupulin (Hopfenbitter)
                              									enthält, beim Verdunsten einen bitteren, sauer reagirenden, in Weingeist, Aether und
                              									Chloroform löslichen Rückstand, dessen wässerig-weingeistige Lösung durch
                              									Bleiessig gesällt wird, mit Gerbsäure keinen Niederschlag und mit ammoniakalischer
                              									Silberlösung keinen Silberspiegel gibt.
                           b) Die von dem durch Bleiessig entstandenen Niederschlage
                              									getrennte Flüssigkeit wird mittelst Schwefelwasserstoffs vom überschüssigen Blei
                              									befreit, der freie Schwefelwasserstoff durch Erwärmen ausgetrieben, eine wässerige
                              									Gerbsäure zugesetzt, der hierdurch erzeugte Niederschlag (worin die übrigen drei
                              									Bitterstoffe, wenn sie vorhanden sind, seyn müssen) gesammelt, mit Bleiweiß zusammen
                              									gerieben, eingetrocknet, mit Weingeist ausgekocht, das Filtrat zur Trockne gebracht
                              									und mit reinem Aether extrahirt.
                           α) Der ätherische Auszug wird eingetrocknet. Der
                              									Rückstand ist Absinthiin, wenn er folgende Merkmale
                              									besitzt: Löslichkeit in Weingeist, sowie in viel heißem Wasser; die wässerige Lösung
                              									fällbar durch Gerbsäure, nicht durch Bleieisig; mit concentrirter Schwefelsäure
                              									angerührt und mit Wasser vorsichtig versetzt, blauviolette Färbung; mit
                              									ammoniakalischer Silberlösung versetzt und gekocht, Silberspiegel.
                           β) Der bei der Behandlung mit Aether unlöslich
                              									gebliebene Körper, löslich in Weingeist, fällbar durch Gerbsäure, nicht durch
                              									Bleiessig, ist Menyanthin, wenn beim Erwärmen mit
                              									ammoniakalischer Silberlösung ein Silberspiegel, dagegen Quassiin, wenn dabei kein Silberspiegel entsteht. Im ersteren Falle bleibt
                              									allerdings noch unentschieden, ob neben dem Menyanthin etwa auch Quassiin zugegen
                              									ist. (Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie.)
                           
                        
                           Mäusegift.
                           Als ein specifisches Gift für Mäuse ist Calomel
                              									(Quecksilberchlorür), nach der pharmaceutischen Centralhalle, zu empfehlen. 1 Th.
                              									Calomel, 5 Th. Weizenmehl, 1 Th. Zucker, 1/10 Th. Ultramarin werden als Pulver in
                              									Schälchen ausgestellt.