| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. , S. 377 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zur Erklärung der Dampfkessel-Explosionen; von R. Wabner.
                           Man hat bisher die Möglichkeit, daß der erste Anstoß zu Explosionen von Dampfkesseln
                              									durch die in den Siederöhren und Feuercanälen eines Kessels befindlichen brennbaren Gase gegeben werden könne, ganz außer Acht
                              									gelassen. Daß bei der Verbrennung von Steinkohlen etc. explosible Gasmischungen
                              									überhaupt entstehen können, wird Niemanden zweifelhaft seyn. Hat doch gewiß schon
                              									Mancher der Leser die unangenehme Erfahrung gemacht, daß ein gewöhnlicher Stubenofen
                              									durch zu heftiges und unvorsichtiges Anfeuern mit gehörigem Krachen
                              									auseinandergetrieben werden kann. Sehr leicht bilden sich explosible Gasgemische
                              									auch in Oefen mit Gasfeuerung, z.B. bei den in Oberschlesien ziemlich verbreiteten
                              									Lipiner Gaszinköfen. Werden beim Anheizen die aus dem
                              									Gasgenerator in den Zinkofen strömenden und den letzteren erfüllenden Gase in den
                              									weiten, über dem sogenannten Gesäße befindlichen Raume unvorsichtig angezündet, so
                              									kann eine ziemlich heftige Explosion erfolgen.
                           Ganz auf dieselbe Weise werden sich unter Umständen auch in den Räumen unter und
                              									neben den Dampfkesseln explosible Gasgemische bilden können, welche, wenn sie sich
                              									entzünden, heftige Erschütterungen der Kesselwände und somit auch der in dem Kessel
                              									eingeschlossenen Dampf- und Wassermassen herbeiführen müssen. Ist nun die
                              									Dampfspannung im Kessel zufällig eine sehr hohe geworden und haben überdieß die
                              									Kesselwände durch längeren Betrieb viel von ihrer ursprünglichen Elasticität und
                              									Widerstandsfähigkeit eingebüßt, so erscheint ein plötzliches Zerreißen oder, je nach
                              									den Umständen, auch ein Zusammendrücken der Kesselwände hierbei durchaus nicht
                              									unerklärlich.
                           Die Ursache zur Bildung und Ansammlung explosibler Gasgemische in den Siederöhren und
                              									Rauchcanälen wird gewöhnlich in plötzlich eintretender Verhinderung des Abziehens
                              									der Feuergase nach der Esse zu suchen seyn. Wird bei lebhaftem Feuer und dem
                              									Vorhandenseyn einer starken Lage von Brennmaterial auf den Rosten der Rauchschieber
                              									plötzlich niedergeschoben, oder tritt auf irgend eine andere Weise, z.B. durch aus
                              									der Esse herabgefallenen Ruß, oder Einstürzen von Mauerwerk eine theilweise
                              									Absperrung der Feuerzüge vom Schornsteine ein, so wird in diesem Augenblicke eine
                              									Stauung und Ansammlung von Rauch und unverbrannten Gasen unter dem Kessel eintreten,
                              									da auf einem stark erhitzten Roste die Gasentwickelung immer noch eine zeitlang
                              									fortschreitet, auch wenn der Zug nach der Esse aufgehört hat. Auch die
                              									Flammenbildung über dem Roste hört, bei eintretender Verstopfung der Züge, natürlich
                              									sogleich auf. – Dringt nun allmählich durch Rost und Feuerthüren
                              									atmosphärische Luft ein und mischt sich mit den angesammelten Gasen, so kann sich
                              									die ganze Masse derselben plötzlich entzünden, was sowohl eine bedeutende, momentane
                              									Wärmeentwickelung, als auch eine plötzliche Luftverdünnung und somit eine heftige
                              									Erschütterung des ganzen Kessels zur Folge haben wird.
                           Es ist natürlich, daß nicht jede derartige Ansammlung und plötzliche Verbrennung von
                              									Feuerungsgasen eine Kesselexplosion zur Folge haben wird; offenbar gehört dazu auch
                              									noch eine relativ hohe Dampfspannung, oder ein schlechter Zustand der
                              									Kesselbleche.
                           Nach der angeführten Erklärungsweise ist der bei jedem Dampfkessel angebrachte
                              									(gesetzlich geforderte) Rauchschieber geradezu als ein Beförderungsmittel von
                              									Kesselexplosionen zu betrachten. Besonders gefährlich muß ein theilweises Schließen
                              									des Rauchschiebers erscheinen, da dann leicht eine momentane Ansammlung von
                              									brennbaren Gasen eintreten kann, während gleichzeitig noch atmosphärische Luft in
                              									den Feuerraum angezogen wird. – Die bei zwei, vor einigen Monaten kurz nach
                              									einander vorgekommenen Kesselexplosionen auf der comb.
                                 										Hohenlohe-Steinkohlengrube bei Kattowitz beobachteten Thatsachen
                              									haben den Verfasser zu der in Vorstehendem ausgesprochenen Ansicht über die Entstehung von Kesselexplosionen geführt und ist diese
                              									Ansicht auf's Neue bestärkt worden durch einen Bericht des königl. Bauinspectors Haarmann zu Bochum über eine vor Kurzem auf der Bochumer Gußstahlhütte
                              									 erfolgte
                              									Kesselexplosion; die Veröffentlichung dieses Berichtes (falls sie nicht etwa schon
                              									geschehen) wäre sehr zu wünschen.
                           Königshütte, 7. Juli. (Berggeist, 1870, Nr. 59.)
                           
                        
                           Verhalten Field'scher Röhrenkessel
                              									bei Anwendung schlechten Speisewassers.
                           Auf einem mährischen Eisenwerke wurde nach einer Mittheilung im
                              										„Arbeitgeber“ der Dampfkessel mit einem Wasser gespeist,
                              									welches alle Untugenden, die ein schlechtes Kesselspeisewasser nur haben kann, in
                              									reichem Maaße besaß; dasselbe enthielt kohlensauren und schwefelsauren Kalk,
                              									Magnesiasalze, organische Verunreinigungen und war in Folge Einflusses der
                              									Schwefelgase in Brand stehender benachbarter Kohlenfelder auch noch sauer. Daß hier
                              									der Verschleiß der Dampfkessel höchst bedeutend, das Auspicken des Kesselsteines
                              									aber eine endlose kostspielige Arbeit ist, leuchtet ein und wurde schon deßhalb seit
                              									Ende 1857 mit versuchsweiser Aufstellung Field'scher
                              									Röhrendampfkessel vorgegangen. Wie erwartet, stellte sich bei einer Kesselanlage von
                              									6 Kesseln, von denen 5 Cornwaller, der sechste ein Field'scher, bald das Resultat heraus, daß, während erstere trotz aller
                              									möglichen Kesselsteinpulver abgelassen und ausgepickt werden mußten, der letztere
                              									ohne Kesselsteinabsatz arbeitete und nur von 3 zu 3 Monaten einmal abgelassen werden
                              									durfte, um den auf dem Boden angehäuften Schlamm zu entfernen. Gleichzeitig machte
                              									sich eine merklich geringere Wasserausscheidung an einem in die gemeinsame
                              									Dampfleitung eingeschalteten Condensationswasserableiter bemerklich. Bei diesen
                              									günstigen Resultaten wählte man zum Betrieb eines zur Aufstellung gelangenden
                              									Dampfhammers von 100 Ctrn. ebenfalls einen Field'schen
                              									verticalen Kessel, welcher separat an der Außenwand des Puddlingwerkes aufgestellt
                              									und mittelst ziemlich langer horizontaler Dampfleitung mit dem Hammercylinder in
                              									Verbindung gebracht wurde. Zuerst ging der Betrieb sehr gut, der Kessel ergab eine
                              									hohe Brennmaterialausnutzung. Die starke Condensation des Dampfes in der Rohrleitung
                              									veranlaßte auch hier die Anbringung eines Dampfentwässerers. Dieser schied zuerst
                              									erhebliche Mengen Condensationswasser aus, trotzdem das Dampfrohr gut umhüllt worden
                              									war; mit der Zeit wurde jedoch eine geringere Wasserausscheidung bemerklich, ohne
                              									daß man hiervon die Ursache wußte, und bei einigen Monaten weiteren Betriebes begann
                              									sich ein häufiger Dampfmangel für den Hammer einzustellen; es mußte, um wie früher
                              									arbeiten zu können, der Dampf im Kessel um 1 bis 1 1/2 Atmosphäre höher gebracht
                              									werden. Um sich endlich von der Ursache dieser Abnormität zu vergewissern, wurde die
                              									Dampfleitung auseinander genommen, und hier fand man denn bald, daß sich auf deren
                              									Boden eine nach dem Cylinder zu immer stärker werdende Schicht Kesselstein von
                              									mehreren Zoll Dicke abgelagert hatte, welche allerdings den Dampfdurchfluß
                              									wesentlich beeinträchtigen mußte. Als man nun auch das 12 Zoll im Lichten weite
                              									Dampfrohr der großen Kesselanlage untersuchte, fand sich auch dieses bereits mit
                              									starker Incrustation angefüllt, und durfte hier wohl nur dem Umstande dessen längere
                              									ungestörte Function zugeschrieben werden, daß der von Absatzstoffen freie Dampf der
                              									anderen Kessel den Niederschlag des Kesselsteines aus dem Dampfe des Field'schen Kessels theilweise verhindert haben müsse.
                              									Darüber war man jedoch aufgeklärt, daß auch bei Field'schen Kesseln der Kesselstein bei sonst zu dessen Ausscheidung geneigtem
                              									Speisewasser nicht zu vermeiden sey, nur daß er bis in die Dampfleitung mitgerissen
                              									wird, während andere Kesselconstructionen solchen gleich im Kessel selbst ablagern
                              									lassen. Weil aber ein Reinigen des Dampfrohres unter Umständen noch schwieriger ist,
                              									als ein Auspicken des Kessels, so bleibt auch hier nur das eine Radicalmittel übrig:
                              									gehörige Reinigung des Speisewassers, ehe ein solches überhaupt in den Kessel
                              									gelangt.
                           
                        
                           Compositionsmetalle für Dampfschieber etc.
                           Als beste Metallmischung zur Ausfütterung gußeiserner Schieber hat sich nach dem
                              										„Maschinenconstructeur“ folgende bewährt: 30 Theile Kupfer
                              									werden geschmolzen, dann 70 Thle. Antimon zugesetzt und diese Masse unter stetem
                              									Rühren in 13 Millimeter starke Platten ausgegossen; dann schmilzt man 45 oder 90
                              									Thle. Zinn und setzt 5 resp. 10 Thle. von erster Masse zu und gießt wieder 13 Millimet. starke Platten.
                              									In letzterem Zustand ist die Komposition, in einem Gießlöffel geschmolzen, jedoch
                              									nicht zu warm, für Schieber-, Achs-, Kuppelstangen, Excenterringe etc.
                              									zu verwenden.
                           An obige Mittheilung anknüpfend beschreibt Volk in
                              									Regensburg die Construction seiner mit Compositionsmetall ausgefütterten Schieber.
                              									Er wendet seit 4 Jahren an circa 100 Locomotiven mit
                              									Nutzen eine Komposition, bestehend aus 5,6 Proc. Kupfer, 11,2 Proc. Antimon und 83,2
                              									Proc. Zinn, an. Außerdem gibt er folgende Metallmischungen an, die er seit 9 Jahren
                              									mit bestem Erfolg anwendet: I. Für Dampfschieber: a.
                              									Kupfer 81,9 Proc., Zink 3,3 Proc., Zinn 14,8 Proc. b.
                              									Kupfer 67,8 Proc., alte Messingsiederöhren 22,0 Proc., Zinn 10,2 Proc. II. Für
                              									Pumpenkörper, Hahnen- und Ventilgehäuse: Kupfer 87,7 Proc., Zink 10,7 Proc.,
                              									Zinn 1,6 Proc. III. Für Stopfbüchsen, Ventilkugeln und Ventilkegel, Hahnwirbel:
                              									Kupfer 86,2 Proc., Zink 3,6 Proc., Zinn 10,2 Proc. IV. Für Hartlager und
                              									Excentricringe: Kupfer 90 Proc., Zinn 10 Proc. V. Für Conus und Flanschen, welche an
                              									Kupferröhren hart anzulöthen sind: Kupfer 89,3 Proc., Zink 10,7 Proc. VI. Für
                              									Kolbenringe und Maschinen- und Wagenachsenlager: Messingspäne 94 Proc.,
                              									Kupferspäne 6 Proc. VII. (sogen.) Messing, 1. Qualität: Kupfer 81,0 Proc., Zink 14,3
                              									Proc., Zinn 4,7 Proc.; 2. Qualität: Kupfer 80 Proc., Zink 16 Proc., Zinn 4 Proc.; 3.
                              									Qual.: Kupfer 20 Proc., alte Messingröhren 78 Proc., Zinn 2 Proc. VIII. Schlagloch
                              									zum Hartlöthen: Kupfer 53,3 Proc., Zink 46,7 Proc. IX. Composition: Kupfer 10,6
                              									Proc., Antimon 15,7 Proc., Zinn 73,7 Proc.
                           
                        
                           Kohlenersparniß bei der Feuerung für Backöfen.
                           Für Back- und Ziegelöfen sind hier und da (unter anderen in dem Etablissement
                              									des Dr. Heine in Plagwitz)
                              									Doppelfeuerungen angelegt, deren nebeneinanderliegende Roste durch eine massive
                              									Mittelzunge von einander getrennt sind, hinter welcher ihre Flammen durch einen
                              									gemeinschaftlichen verengten Canal in den Ofenraum geleitet werden, so daß, wenn
                              									beide Roste abwechselnd mit Kohlen versehen werden, die Kohlenmasse des einen also
                              									in voller Gluth ist, während auf dem anderen frische, aber vorher erwärmte Kohlen
                              									aufgeschüttet werden, eine ziemlich vollständige Rauchverzehrung erreicht wird.
                              									Diese Feuerungsanlagen haben sich sehr bewährt; namentlich wird durch sie für
                              									Backöfen noch der Vortheil erreicht, daß in das Innere des Backraumes nur eine
                              									reine, von Kohlen- und Schwefeldämpfen freie erhitzte Luft eintritt, mithin
                              									das fertige Backwerk keinen von der Kohle herrührenden Beigeschmack erhält. (Aus der
                              									Zeitschrift „das Brod,“ Jahrg. 1870, S. 144.)
                           
                        
                           Ueber die vortheilhafteste Aufbewahrungsweise des Thalliums;
                              									von Prof. Dr. Böttger.
                           Um das an der Luft so leicht anlaufende, sich so ungemein schnell oxydirende Thallium
                              									in möglichst rein metallisch-glänzendem Zustande aufzubewahren, hat man
                              									verschiedene Mittel seither in Vorschlag gebracht, jedoch keines als vollkommen
                              									befriedigend befunden. Am besten hatte sich bisher noch das von mir vor mehreren
                              									Jahren empfohlene Aufbewahren besagten Metalles in einer concentrirten Lösung von
                              									Traubenzucker bewährt. Da jedoch, meinen Beobachtungen zufolge, nach jahrelangem
                              									Aufbewahren desselben in Traubenzuckerlösung eine sehr mißfarbige Schimmelbildung in
                              									dieser Flüssigkeit einzutreten pflegt, welche massenhaft das ganze
                              									Aufbewahrungsgefäß schleimartig durchwuchert, so suchte ich eine geeignetere
                              									Flüssigkeit zu besagtem Zwecke ausfindig zu machen. Als eine solche erkannte ich
                              									endlich gewöhnliches destillirtes Wasser, welches durch
                              									anhaltendes Kochen sorgfältig von atmofphärischer Luft
                                 										befreit und in einem verschlossenen Gefäße erkaltet war. Unter einer Decke
                              									von Cyankalium geschmolzenes vollkommen blankes Thallium hat, in so behandeltem
                              									Wasser aufbewahrt, seit ungefähr drei Jahren noch nicht das Mindeste von seinem
                              									ursprünglichen Glanze verloren. (Jahresbericht des physikalischen Vereines zu
                              									Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Vorkommen der Kieselerde zu Oberohe und deren
                              									Verwendung.
                           Vor einigen dreißig Jahren wurde bei Oberohe im Amte
                              									Bergen (Provinz Hannover) ein Kieselerdelager entdeckt, welches erst in neuerer Zeit
                              									abgebaut und verwerthet wird.
                           Das Vorkommen und die Verwendung ist beschrieben in Bronn's Geschichte der Natur Bd. II S. 392, von Bergassessor Jung in der Zeitschrift für das Berg-,
                              									Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate Bd. XV S. 234, in Henneberg's Journal für Landwirthschaft, 1855 S. 492 und
                              									in verschiedenen Artikeln der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines von
                              									1838 bis 1870.
                           Das Oberoher Kieselerdelager hat seine größte Ausdehnung von S.-W. nach
                              									N.-O. mit etwa 450 Ruthen bei einer Breite von durchschnittlich 200 Ruthen.
                              									Seine Mächtigkeit wechselt zwischen 12 und 18 Fuß; es ist an einzelnen Stellen bei
                              									40 Fuß Teufe noch nicht durchbohrt. Ueberlagert wird dasselbe durch eine wenige Zoll
                              									bis zu acht Fuß mächtige Sandschicht. Diese, ausschließlich aus mikroskopisch
                              									kleinen Algen (Diatomeen) bestehende Kieselerde (auch die Elbe führt zahlreiche,
                              									lebende Diatomeen) ist schneeweiß, gelbweiß, grünweiß, violettweiß; sie fühlt sich
                              									bald sammetartig, bald sandig an. In frischem Zustande enthält sie meist über 30
                              									Proc. Wasser, während sie getrocknet vollständig stäubt.
                           Der Grund und Boden auf dem die Kieselerde auftritt, gehört theils dem Staate, theils
                              									Privaten, und liegt etwa zwei Stunden von der Eisenbahnstation Unterlüß.
                           Im Laufe des letzten Jahres wurde die Ausbeutung des Kieselerdelagers bei Oberohe und
                              									die Verwendung der gewonnenen Kieselerde wesentlich ausgedehnt. Der Betrieb befindet
                              									sich gegenwärtig in den Händen von drei Unternehmern. Der Kaufmann H. W. Kasten in Hannover hat in seinem, regelmäßig geführten
                              									Tagebau, in dem die Kieselerde in vorzüglicher Reinheit und in bedeutender
                              									Mächtigkeit vorkommt, große Quantitäten gefördert, welche vorzugsweise zur
                              									Fabrication von Dynamit, Ultramarin, Wasserglas, Emaillen
                              									und Glasuren Verwendung gefunden haben. Auch wurde eine
                              									nicht unbeträchtliche Menge als Putzpulver verbraucht.
                              									Die Kaufleute Berkefeldt und Mündter in Hannover haben gleichfalls erhebliche Quantitäten gewonnen und
                              									zur Herstellung von Dynamit versandt. Der Kaufmann Jenkel
                              									in Lüneburg hat angeblich mehrere Schiffsladungen für Hamburger Rechnung nach
                              									Schottland expedirt.
                           Bei der Versendung der Kieselerde ist große Aufmerksamkeit erforderlich, sowohl um
                              									eine reine, als auch um eine trockene Waare zu liefern. Ein hoher Wassergehalt würde
                              									die Fracht unverhältnißmäßig vertheuern. Es wäre daher von großem Vortheile, wenn
                              									bei der Station Unterlüß, sey es von den Unternehmern, sey es von der
                              									Eisenbahnverwaltung, die entsprechenden Lagerräume hergestellt würden.
                           Die Kieselerde aus Diatomeenschalen wurde bisher verwandt:
                           1) als Düngmittel für an löslicher Kieselerde armen
                              									Boden;
                           2) als Polir- und Putzmittel für alle Metalle, sowohl trocken, als mit Wasser, Spiritus,
                              									Petroleum. Als Schleifmittel zum Abschleifen des Polirgrundes;
                           3) als schlechter Wärmeleiter zur Füllung von
                              									Eisschränken, feuerfesten Schränken u. dgl.;
                           4) zu leichten Ziegeln. Die Kuppel der Sophienkirche zu
                              									Konstantinopel soll aus solcher Kieselguhr von Rhodus gewölbt seyn, die auch das
                              									Material zu den „schwimmenden Steinen“ der Alten lieferte;
                           5) als Absorptionsmittel für Flüssigkeiten aller Art. Sie
                              									absorbirt das 3 bis 5 fache ihres eigenen Gewichtes von damit gemengtem Wasser, Oel,
                              									Nitroglycerin u.s.w.
                           Besonders ist hier der Dynamit zu erwähnen, der aus mit
                              									Nitroglycerin (Sprengöl) getränkter Kieselerde besteht;
                           6) als Füllungsmittel für Siegellack, Papier und besonders für Seifen. Eine geringe
                              									Menge genügt schon, um das Abtropfen des Siegellacks zu verhindern. Bei der Seife
                              									dient sie nicht als einfaches Mittel zur Gewichtsvermehrung, sondern vielmehr zur
                              									Erhöhung der reinigenden Wirkung der Seife beim Gebrauche;
                           7) als Zusatz zum Modellirthon;
                              									sie verhindert das Reißen, sowohl beim Trocknen als auch beim Brennen (Verwendung
                              									als Formsand);
                           8) zur Darstellung von Steinkitt. Gleiche Theile
                              									Kieselerde und Bleiglätte und 1/2 Theil zu Pulver gelöschter Kalk mit Leinölfirniß
                              									zu steifem Teige angerührt, bilden eine Masse von sehr bedeutender Bindekraft, welche
                              									auch nach einiger Zeit die Härte des Sandsteines annimmt und zum Kitten von Stein,
                              									Metall und Holz sich vorzüglich eignet.
                           Mit geschmolzenem Harz (Colophonium) und Schwefel gemengt, bildet die Kieselerde nach
                              									dem Erkalten eine steinharte und sehr zähe Masse, welche als Kitt vielfacher Verwendung fähig ist (Verwendung als Cement, Stuck);
                           9) zur Thonwaarenfabrication;
                           10) zur Glasfabrication;
                           11) zu Glasuren, besonders bei
                              									Fayence-Gegenständen;
                           12) zur Glasmalerei und zu Emaillen (in den Rheinlanden, Frankreich, Italien [Venedig]);
                           13) zu Wasserglas (in der Provinz Hannover);
                           14) zur Smalte- und Ultramarinfabrication (am Mittel- und Niederrhein, Rheinhessen,
                              									Bayern, Provinz Hannover).
                           Auch wird von den oben Genannten chemisch reine Kieselerde geliefert. Der Preis
                              									schwankt je nach der Reinheit und der bezogenen Quantität zwischen 10 Sgr. und 3
                              									Thlr. 10 Sgr. pro Ctr.
                           Schließlich sey noch erwähnt, daß die Kieselerde bei Oberohe so ausgedehnt vorkommt,
                              									daß an ein Erschöpfen in Jahrhunderten nicht gedacht zu werden braucht. (Berggeist,
                              									1870, Nr. 57)
                           
                        
                           Neues Lichtblau. (Französisches Patent.)
                           Charles Bardy in Paris hat am 31. Januar 1870 ein
                              									Erfindungspatent auf die Herstellung von neuen Farbstoffen genommen.
                           Im Jahre 1866 und 1867 wurde schon die Methode bekannt, welche Poirrier und Chappat anwendeten, um Anilin in
                              										Methylanilin umzuwandeln und daraus das Violet de Paris mit Hülfe des wasserfreien Zinnchlorids zu erhalten. Das Patent, welches Bardy jetzt nimmt, ist eine neue Anwendung derselben
                              									Methode mit dem einzigen Unterschiede, daß die Methylirung hier nicht mit dem
                              									Anilin, sondern mit dem Diphenylamin vorgenommen wird,
                              									welches in den Händen Girard's und de Laire's ein Industrieproduct geworden ist, und vielfach für die Zwecke
                              									der Farbenfabrication hergestellt wird, indem man ein Aequivalent Anilin mit einem Aequivalent chlorwasserstoffsaurem Anilin in dampfdichten Gefäßen erhitzt.
                           Wenn man auf Diphenylamin Jodmethyl einwirken läßt, so
                              									beobachtet man daß die Verbindung schon unter 100° C. vor sich geht, und daß
                              									dabei mehr oder weniger methylirtes Diphenylamin entsteht, mit anderen Worten, daß
                              									ein oder mehrere Aequivalente Wasserstoff durch eine gleiche Anzahl von
                              									Aequivalenten Methyl, dem Radical des Holzgeistes, ersetzt sind. Dieses Verfahren, welches sich
                              									für Laboratorien ganz gut eignet', wurde von Bardy dahin
                              									abgeändert, daß man in geschlossenen Gefäßen unter Druck eine Mischung von Diphenylamin und Holzgeist erhitzt. Obgleich die
                              									Patentbeschreibung weder die Temperatur, noch den Druck, noch die anzuwendenden
                              									Quantitäten angibt, so glauben wir, daß die Operation unter denselben Umständen vor
                              									sich geht, wie es bei dem Methylanilin von Poirrier der Fall war. Gibt nun eine Mischung von
                              									jodwasserstoff- oder chlorwasserstoffsaurem
                                 										Diphenylamin und Holzgeist ein besseres Resultat
                              									und geht die Wirkung der Körper auf einander viel schneller vor sich und erfordert
                              									dabei einen geringeren Druck und eine kürzere Einwirkungsdauer? Es ist anzunehmen;
                              									indessen sagt das Patent nichts darüber.
                           Das Methyldiphenylamin, welches man auf diese Weise
                              									erhält, ist ein schwaches Alkali und entsteht in Form einer öligen Flüssigkeit,
                              									welche bei 0° noch flüssig ist. Man unterscheidet den Körper leicht von dem
                              									Diphenylamin durch die Eigenschaft des letzteren, in Berührung mit Salpetersäure
                              									blau zu werden, während das Methyldiphenylamin mit demselben Reagens eine violette
                              									Färbung gibt. Das Methyldiphenylamin läßt sich leicht in Farbstoffe überführen, wenn
                              									man dasselbe oxydirenden Agentien zusetzt, wie man dieß mit dem Methylanilin that,
                              									und je nachdem man einen der oben beregten Körper mehr oder weniger einwirken läßt,
                              									erhält man nach Belieben eine violette oder blaue Farbe oder eine Mischung beider
                              									Substanzen, das heißt, ein röthliches Violett oder ein
                              									bläuliches Roth. Die Körper welche diese Umwandlung bewirken können, sind
                              										Arseniksäure, Salpetersäure, die Metallsalze, die Bromüre und Jodüre der Metalle, das Jod, das chlorsaure Kali, der
                              										Anderthalbsach-Chlorkohlenftoff, das Chloral, die Pikrinsäure
                              									u.s.w. Welchem Körper soll man nun den Vorzug geben; denn es ist anzunehmen, daß
                              									nicht alle eine gleiche Einwirkung auf das Diphenylamin haben? Das Patent schweigt
                              									auch über diesen Punkt, ebenso wie es sich nicht über die anzuwendende Quantität und
                              									über die Temperatur ausspricht, auf welche man die Stoffe zu erhitzen hat. Würde
                              									nicht das wasserfreie Zinnchlorid ein besseres Resultat geben als die Arseniksäure,
                              									wie dieß bei dem Methylanilin der Fall war? Wir finden in dem Patent auch das
                              									Chloral, welches man bis jetzt nur in der Medicin anwendete, als ein Hülfsmittel zur
                              									Herstellung von Farbstoffen in Anspruch genommen.
                           Kurz und gut, wenn das Methyldiphenylamin Blau zu erzeugen
                              									im Stande ist, und dieses Blau ist ein Lichtblau, welches seine Farbe vollständig
                              									bei künstlicher Beleuchtung behält, so kann man auch annehmen, daß dasselbe gerade
                              									so wie das Violet de Paris, in heißem Wasser löslich
                              									ist. Diese Eigenschaft haben die übrigen Blau's an und für sich nicht, und man kann
                              									ihnen diese Eigenschaft nur dadurch geben, daß man sie mit Schwefelsäure verbindet. In diesem Falle aber verliert das Blau einen
                              									Theil seiner Intensität. Indessen sagt das Patent über diesen wichtigen Punkt eben
                              									so wenig. Dr. M. Reimann.
                              									(Nach dem Moniteur scientifique; Musterzeitung für
                              									Färberei etc., 1870, Nr. 27.)
                           
                        
                           Ein neues Beizmittel in der Färberei. (Französisches
                              									Patent.)
                           Man unterscheidet organische und anorganische Beizmittel. Zu den ersteren gehört die
                              									Gerbsäure, Weinsteinsäure mit ihren Salzen etc., während man zu den letzteren die
                              										Thonerde, das Eisen-,
                                 										Chrom-, Mangansesquioxyd, sowie einige Bioxyde rechnet. Die HHrn. Biot und Thirault glauben, einen neuen Mordant der letzten Art in
                              									dem Zinkoxyde gefunden zu haben, welches für in Wasser
                              									lösliches Anilinblau auf Baumwolle und Jodgrün auf Wolle besondere Vortheile haben soll. Die
                              									Anwendung des weißen Oxydes bildet den Gegenstand eines Erfindungspatentes, das wir
                              									im Folgenden mittheilen wollen.
                           1) Lösliches Anilinblau auf
                                 									Baumwolle.
                           Die zu beizenden Stoffe müssen zuerst gut in einem Seifen- und Sodabade behandelt seyn, dann, wenn sie nicht vollständig
                              									gebleicht seyn sollten, mit Chlorkalk oder Chlorsoda gebleicht werden und darauf eine Spülung
                              									erleiden.
                           Um die Stoffe nun zu beizen, taucht man sie in ein kaltes
                              									Bad, in welchem man so viel Chlorzink oder essigsaures Zink aufgelöst hat, daß die Flüssigkeit
                              									2° Baumé wiegt. Man läßt die Baumwolle mehrere Stunden in der
                              									Flüssigkeit liegen, während welcher Zeit man öfter umzieht. Wenn man glaubt, daß die
                              									Veizung vollendet sey, so windet man ab und schwingt ab, ohne zu waschen. Es folgt
                              									alsdann die Färbeoperation.
                           Man löst das lösliche Anilinblau in heißem Wasser auf, wobei man dafür Sorge tragen
                              									muß, daß Nichts ungelöst bleibt. Zu größerer Sicherheit filtrirt man. Die auf diese
                              									Weise erhaltene blaue Lösung wird in die Färbekufe gebracht, welche Wasser von
                              									50–60° C. enthält. Man fügt dann noch eine gewisse Quantität Chlorzink hinzu und bringt die gebeizten Stoffe hinein.
                              									Man bringt dann die Temperatur langsam auf 100° C., während man von Zeit zu
                              									Zeit eine kleine Quantität der blauen Lösung hinzufügt, um die Nüancen bis zu dem
                              									Ton zu bringen, welchen man zu erhalten wünscht. Darauf nimmt man die Stoffe heraus,
                              									wäscht sie oder noch besser, man vermehrt die Aechtheit der Farbe dadurch, daß man
                              									die Stoffe durch ein Bad von Chlorzink hindurchnimmt, welches 50–60°
                              									warm ist und 1° Baumé wiegt.
                           Es muß noch hinzugefügt werden, daß das Chlorzink nicht sein Oxyd an die
                              									Baumwollfaser mit derselben Leichtigkeit abgibt, wie das essigsaure Salz, und daß es
                              									nur den Vortheil der größeren Billigkeit vor dem letzteren voraus hat. Ein
                              									Hauptpunkt, welcher nicht zu übersehen ist, ist der, daß man niemals Salze anwendet,
                              									welche eine Spur Eisen enthalten. Dieß würde der Farbe
                              									außerordentlich schaden.
                           2) Jodgrün auf Wolle.
                           Die Wolle muß vorher, ebenso wie die Baumwolle, gut durch eine Bleichung und eine
                              									Behandlung mit Seife vorbereitet werden. Die Beizung erfolgt kochend in einem 
                              									Bade aus Chlorzink von 2° Baumé. Wenn die
                              									Waare aus diesem Bade herauskommt, so wird sie gallirt, indem man sie durch ein
                              									warmes Bad von Tannin oder eine Galläpfelabkochung nimmt. Wenn die Wolle aus diesem zweiten Bade
                              									herauskommt, so wird sie in ein warmes Färbebad gebracht, welches die Auflösung von
                              										Jodgrün enthält, wobei man dieselben
                              									Vorsichtsmaßregeln anzuwenden hat, wie für das Bleu
                                 										soluble. Man bringt die Farbe zu der dunkelsten Nüance, indem man nach
                              									Bedürfniß von der grünen Lösung zusetzt. Man kann die Befestigung des Grüns dadurch
                              									erleichtern, daß man in das Färbebad eine gewisse Quantität Tannin oder
                              									Galläpfelabkochung hineinbringt. Dieß ist sogar unerläßlich, wenn das Galliren nicht
                              									hinreichend seyn sollte. Nach dem Färben muß gewaschen werden.
                           Man muß bei den Färbeoperationen für Grün beachten, niemals andere Gefäße zu benutzen
                              									als emaillirte eiserne Gesäße (höchst wahrscheinlich sind Holzkufen noch weit
                              									besser, und werden auch fast immer für solche Zwecke in Anwendung gebracht).
                           Wir haben übrigens noch zu bemerken, daß die Anwendung der Zinksalze für die Färberei
                              									nicht so ganz neu ist, wie der Berichterstatter des Moniteur
                                 										scientifique glaubt. Wir nahmen schon früher Gelegenheit, über ein Schwarz
                              									zu berichten, welches mit Hülfe der sogen. Zinksäure hergestellt wird. Diese
                              									Zinksäure ist weiter nichts als die Auslösung von Zink in Salzsäure oder mit anderen
                              									Worten eine Auflösung von Chlorzink.
                           Ob indessen bei den oben beschriebenen Färbeoperationen nicht die Hauptschuld der
                              									Fixirung der Farbstoffe den vorhergehenden Seifenpassagen, den Gallirungen U.s.w. weit mehr
                              									zuzuschreiben ist als der Behandlung mit Chlorzink, steht sehr dahin. Wir möchten
                              									fast glauben, daß man das Anilingrün sowohl als das Bleu soluble ganz gut befestigen kann, indem man die
                              									Chlorzinklösung einfach durch irgend eine saure Flüssigkeit ersetzt. Dr. M. Reimann. (Nach dem Moniteur scientifique; Musterzeitung für Färberei etc.,
                              									1870, Nr. 26.)
                           
                        
                           Stärkeappretur, welche durch die Wäsche nicht beeinträchtigt
                              									wird.
                           Um Geweben und Garnen aus pflanzlichen Stoffen einen Stärkeappret zu geben, der dem
                              									Waschen widersteht, nimmt M. Lange (französisches Patent) die auf gewöhnliche Weise
                              									mit Stärke appretirten Waaren oder Garne bei 15° C. durch ein concentrirtes
                              									Bad von Chlorzink. Statt des Chlorzinkes kann auch ein Bad von 3 Thln. Schwefelsäure
                              									und 1 Thl. Wasser angewendet werden. In einem Trog befindet sich das Bad, in welches
                              									eine drehbare Welle bis nahe an ihre Achse eintaucht; über derselben liegt eine
                              									Preßwalze, die bei der Drehung der unteren in der entgegengesetzten Richtung sich
                              									bewegt. Zwischen beiden läuft der zu imprägnirende Stoff, der von unten mit dem Bade
                              									befeuchtet wird, von oben die zur Durchdringung desselben notwendige Pressung
                              									erhält. Ist der Stoff schwer, so liegt die Welle ganz in dem Bade, es findet dann
                              									die Imprägnirung von beiden Seiten statt, es wird aber dafür die Anbringung eines
                              									Preßwalzenpaares nöthig, welches das überschüssige Chlorzink auspreßt, das in den
                              									Trog zurückfließt. Unmittelbar aus dem Troge fällt die Waare in's fließende Wasser,
                              									aus welchem sie sofort herausgezogen wird, um dann ausgepreßt und getrocknet zu
                              									werden. Außer seiner Widerstandsfähigkeit gegen Wasser soll dieser Appret auch den
                              									Vortheil bieten, daß die aufgedruckten und gedämpften Farben, besonders das
                              									Indigoblau aus der kalten Vitriolküpe, einen ungleich größeren Glanz und größere
                              									Fülle zeigen. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 28.)
                           
                        
                           Grünes Glas für die Dunkelkammer der Photographen.
                           Carey Lea wurde durch die Versuche von Ducos de Hauron auf die chemische Unwirksamkeit der durch
                              									grünes Glas gegangenen Strahlen aufmerksam gemacht und hat in Folge dessen versucht,
                              									die gelben Lichtschirme der Dunkelkammer durch grüne zu
                              									ersetzen. (Ducos fand bei feinen Versuchen, Negative
                              									durch ein grünes und gelbes Glas aufzunehmen, daß ersteres eine bedeutend längere
                              									Belichtungszeit erforderte.) Das Resultat war so günstig, daß er alle gelben
                              									Scheiben verworfen hat. Er sagt: „Ich hatte gar nicht die Absicht, den
                                 										Gegenstand zu veröffentlichen; aber nachdem ich hinter grünem Glas Hunderte
                                 										von Platten mit dem besten Erfolge präparirt habe, glaube ich durch Mittheilung
                                 										dieser Thatsache jedem Praktiker einen Dienst zu leisten. Die Wirkung ist
                                 										augenfällig. Jedermann weiß, wie gelbes oder gar gelbrothes Licht die Augen
                                 										angreift, wie angenehm dagegen grünes ist. Ich machte meine Versuche mit
                                 										Gaslicht und wählte eine mittlere Nüance von grünem Glase, nicht zu hell und
                                 										nicht zu dunkel.“ (Photographische Mittheilungen, 1870 S. 24.)
                           
                        
                           Der weiße Ueberzug auf getrockneten Zwetschen; von M. Hebberling in Darmstadt.
                           Hin und wieder ist in Schriften, die über Nahrungsmittel und deren Verfälschungen
                              									handeln, angegeben, daß der weiße Beschlag, der sich auf getrockneten Zwetschen
                              									findet, nicht wie sonst allgemein bekannt ist, aus Zucker, sondern aus Milben
                              									bestehe, die sich auf den Früchten angesiedelt. Einem hiesigen Kaufmanne wurden
                              									dieser Tage solche mit einem weißen Ueberzug versehene Früchte als ungenießbar von
                              									einem Käufer wieder zurückgesendet und wurde ich deßhalb veranlaßt die Sache näher
                              									zu prüfen. Die fragliche Sorte Zwetschen war ausnehmend süß, die meisten Früchte,
                              									sie stammten aus der 68. Ernte, waren mit einer an einigen Stellen oft fast
                              									Millimeter dicken Kruste überzogen, so daß sich Material für die mikroskopische
                              									Untersuchung in ausreichender Fülle bot. Vorsichtig wurde ohne die Oberhaut zu
                              									verletzen etwas davon abgeschabt und auf dem Objectträger mit Wasser zusammen
                              									gebracht; fast die ganze Menge der Substanz löste sich auf, und unter dem Mikroskop
                              									konnte auch bei sehr starker Vergrößerung keine Spur von lebenden oder todten Milben
                              									entdeckt werden. Der geringe, unlösliche Rückstand bestand wesentlich aus kleinen
                              									Mineraltrümmern, einzelnen Pilzfäden und Pilzsporen, Pflanzenüberresten und einigen
                              									Stärkekörnern; die wässerige Lösung des Ueberzuges reducirte die Fehling'sche Kupferlösung, bestand deßhalb wesentlich aus
                              									Fruchtzucker.
                           Um die Sache weiter zu verfolgen, kaufte ich an vier verschiedenen Orten gedörrte
                              									Zwetschen, die einen mehr oder weniger starken weißen Ueberzug hatten und fand
                              									nirgendwo lebende Wesen auf denselben. Durch den Geschmack aber ließ sich leicht
                              									constatiren, daß die Menge der inkrustirenden Substanz einen Maaßstab für die Güte
                              									der Früchte abgab, je weißer nämlich die Zwetsche, desto süßer war sie auch.
                           Die Meinung, daß Milben sich immer auf den alten Zwetschen vorfinden, ist deßhalb
                              									nicht richtig und die Hausfrauen dürfen getrost nach der alten Regel kaufen, daß die
                              									beim Lagern weiß gewordenen Früchte sehr zuckerreich und wohlschmeckend und nicht
                              									von ekelhaften Parasiten bewohnt sind. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen,
                              									1870 S. 116.)