| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. , S. 540 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zur Geschichte des Patentwesens.
                           Das englische Commissioners of Patents Journal
                              									veröffentlicht eine amtliche Zusammenstellung der seit 28 Jahren in den wichtigsten
                              									Industriestaaten ertheilten Patente. Aus derselben ergeben sich folgende, für die
                              									Geschichte des bisherigen Patentwesens interessante Daten:
                           In den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo die meisten
                              									Patente vorkommen, wurden
                           
                              
                                 in den Jahren
                                 Patente nachgesucht
                                 ertheilt
                                 in Proc.
                                 
                              
                                 1842–1852
                                 14708
                                   6843
                                 64,5
                                 
                              
                                 somit jährlich
                                     1470,8
                                       684,3
                                 –
                                 
                              
                                 1852–1862
                                 46687
                                 27723
                                 59,03
                                 
                              
                                 somit jährlich
                                     4668,7
                                     2772,8
                                 –
                                 
                              
                                 1862 bis incl. 1869
                                 108923
                                 69150
                                 63,5
                                 
                              
                                 somit jährlich
                                     13615,3
                                     8643,3
                                 –
                                 
                              
                           Diese Daten beweisen, daß die Zahl der jährlichen Patentgesuche gegenwärtig neunmal,
                              									die der verliehenen Patente aber mehr als zwölfmal so groß ist, als in der Periode
                              									von 1842–1852. Die Coulanz in der Verleihung nahm von 46,5 bis auf 63,5
                              									Procent zu.
                           Merkwürdig ist auch der Einfluß des Sklavenkrieges auf die Patentzahl und der enorme
                              									Aufschwung der jüngsten Friedensjahre. So wurden Patente nachgesucht:
                           
                              
                                 1860
                                 7653    
                                 1865
                                 10664
                                 
                              
                                 1861
                                 4643
                                 1866
                                 15269
                                 
                              
                                 1862
                                 5038
                                 1867
                                 21267
                                 
                              
                                 1863
                                 6014
                                 1868
                                 24420
                                 
                              
                                 1864
                                 6972
                                 1869
                                 19274
                                 
                              
                           Im Jahre 1869 erfolgte ein auffallender Rückschlag der Patentgesuche, der aber wieder
                              									durch größere Nachsicht bei den Patentverleihungen mehr als ausgeglichen wurde. Denn
                              									im Jahre 1868 wurden 24420 Patente nachgesucht und 13370 verliehen, im Jahre 1869
                              									19271 nachgesucht und 13986 verliehen.
                           In England wurden von 1862 bis incl. 1868 im Ganzen 37711 Patente ertheilt, wornach auf Ein Jahr
                              									durchschnittlich 1346,8 entfallen. In der Periode von 1862 bis incl. 1868 wurden 24612 Patente nachgesucht und 15393
                              									wirklich ertheilt, somit 62,1 Procent. Es herrschte demnach in England fast genau
                              									dieselbe Coulanz der Patent-Ertheilung, wie in derselben Periode in
                              									Nordamerika. Von den übrigen europäischen Staaten ertheilten
                           
                              
                                 
                                 in der Periode
                                 Patente somit jährlichProc.
                                 
                              
                                 
                                    Oesterreich
                                    
                                 1853
                                 bis
                                 incl.
                                 1869
                                 10418
                                 612,8
                                 
                              
                                 
                                    Belgien
                                    
                                 1830
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1869
                                 33433
                                 831,6
                                 
                              
                                 
                                    Italien
                                    
                                 1855
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1868
                                   3284
                                 234,5
                                 
                              
                                 
                                    Schweden und Norwegen
                                    
                                 1842
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1868
                                   2097
                                    75,2
                                 
                              
                                 
                                    Preußen
                                    
                                 1843
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1869
                                   1909
                                     68,09
                                 
                              
                                 
                                    Sachsen
                                    
                                 1843
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1869
                                   2567
                                     91,67
                                 
                              
                                 
                                    Hannover
                                    
                                 1842
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1866
                                    632
                                    24,3
                                 
                              
                                 
                                    Baden
                                    
                                 1843
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1869
                                    602
                                    21,5
                                 
                              
                                 
                                    Bayern
                                    
                                 1843
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1869
                                   2297
                                 82
                                 
                              
                                 
                                    Württemberg
                                    
                                 1843
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 1868
                                   1239
                                    49,5
                                 
                              
                           Darunter nahm die jährliche Zahl der Privilegien in Preußen und Baden nur sehr gering zu, während
                              									sie in allen übrigen Staaten, besonders in den letzten Jahren, sehr beträchtlich
                              									stieg.
                           Ein eigenthümliches Streiflicht wirft folgende Zusammenstellung auf den Werth der
                              									Erfindungen, welche patentirt zu werden pflegen, In England zahlten
                           
                           
                              
                                 im Jahre
                                 von erlangtenPatenten
                                 die Abgabe von50 Pfd. Sterl.nach 7
                                    											Jahren
                                 die Abgabe von10 Pfd. Sterl.nach 14
                                    											Jahren
                                 
                              
                                 1854
                                 1876
                                 621
                                 205
                                 
                              
                                 1855
                                 2044
                                 513
                                 140
                                 
                              
                                 1856
                                 2494
                                 551
                                 195
                                 
                              
                                 1857
                                 2028
                                 573
                                 214
                                 
                              
                                 1858
                                 1954
                                 584
                                 221
                                 
                              
                                 1859
                                 1975
                                 540
                                 197
                                 
                              
                                 1860
                                 2061
                                 512
                                 217
                                 
                              
                                 1861
                                 2047
                                 575
                                 194
                                 
                              
                                 1862
                                 2191
                                 646
                                 179
                                 
                              
                                 1863
                                 2094
                                 632
                                 214
                                 
                              
                           Etwas über ein Viertel überschritt demnach die Schutzfrist von sieben und ein Zehntel
                              									die von vierzehn Jahren. (Berggeist, 1870, Nr. 65.)
                           
                        
                           Sagebien's Wasserrad.
                           In einem Bericht (im Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, April 1870) über die seit mehr als einem Jahrzehnt
                              									bekannten und ausgeführten unterschlägigen Sagebien-Wasserräder (beschrieben im polytechn. Journal, 1866, Bd.
                              									CLXXXI S. 337) führt Tresca die außerordentlichen Vorzüge
                              									dieser Radgattung aus, welche nicht die entsprechende Würdigung erfahren habe, und
                              									faßt diese Ausführung in folgenden Schlußfolgerungen zusammen: 1) das Sagebien-Wasserrad ist eminent günstig für die
                              									Ausnutzung geringer Gefälle; 2) seine effective Leistung erreicht und übersteigt 80
                              									Proc., selbst wenn der Wasserstand innerhalb weiter Grenzen variirt; 3) dieser
                              									Wirkungsgrad ist vollkommen gesichert, wenn das Rad nur 1 1/2 bis 2 Umdrehungen pro Minute macht; 4) bei dieser langsamen Bewegung hat
                              									diese Radgattung in mehreren Fällen einen Wirkungsgrad von mehr als 80 Proc.
                              									ergeben, selbst wenn die Messung an einer 40 bis 60mal per Minute rotirenden Welle vorgenommen wurde; 5) die Breite des Rades ist
                              									bei gleicher Wassermenge viel geringer als die des Kropfrades, weil man das Wasser
                              									in bedeutend höherem Strahle in das Rad eintreten lassen kann, und zwar in einer
                              									Höhe welche 2 Meter erreichen und übersteigen kann. L. (Bayerisches
                              									Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 216.)
                           
                        
                           Neuer Wassermesser.
                           J. A. Müller in Holland hat einen Wassermesser
                              									eigenthümlicher und (ob sich nun derselbe praktisch bewährt oder nicht) recht
                              									sinnreicher Einrichtung construirt.
                           Zur Bewegung des Zählwerkes wird ein Luftstrom benutzt, welcher mittelst des durch
                              									ein Rohr fließenden Wassers erzeugt wird und in Folge dessen die äußere Luft durch
                              									die Leitung in ein horizontales drehbares, an beiden Enden nach entgegengesetzten
                              									Richtungen durchlöchertes Rohr gelangt, dieses aber beim Austritt aus den Oeffnungen
                              									in Umdrehung versetzt (eine Anordnung ähnlich dem Segner'schen Wasserrade).
                           Die Umdrehungen dieser Drehröhre, um so größer an Zahl je größer die den Apparat
                              									passirende Flüssigkeitsmenge ist, werden in geeigneter Weise auf den
                              									Registrirmechanismus übertragen.
                           Diese Vorrichtung kann auch als Gasuhr benutzt werden; auch wird dieselbe als
                              									Geschwindigkeitsmesser für Ströme vorgeschlagen.
                           Wir beschränken uns auf diese Notiz, da die Abbildungen in unserer Quelle (Engineer, Mai 1870, S. 319) nicht genügend deutlich
                              									sind.
                           
                        
                           Neue Nähmaschine für die Handschuhfabrication.
                           Es ist bekannt, daß, trotz der vielseitigen Anwendung welche auch bei uns in der
                              									neueren Zeit die Nähmaschinen gefunden haben, es bis jetzt keine Maschine gegeben
                              										hat, die
                              									vortheilhaft zum Nähen der Handschuhe benutzt werden kann, daß vielmehr dieselben
                              									bisher wohl mittelst Hülfsmaschinen, aber doch eigentlich in allen Ländern noch mit
                              									Hand genäht wurden und zur Zeit viele tausend Mädchen damit beschäftigt sind. In
                              									neuester Zeit hat nun der Maschinenbauer F. Kienast in
                              									Berlin eine Nähmaschine erfunden, welche, wie uns scheint, in Zukunft auch die
                              									Handschuhnäherei lediglich auf Maschinenarbeit zurückführen und diese Arbeit
                              									billiger als bisher verrichten wird. Auf die genaue Construction dieser Maschine
                              									können wir jetzt noch nicht eingehen, sondern nur angeben, daß auch diese Maschine
                              									mittelst Fußtritt bewegt wird, daß die Nähmechanismen von einer horizontalen Welle
                              									getrieben werden und dabei die Nadel in horizontaler Richtung sich bewegt. Die Naht
                              									kann durch einen Faden und auch durch zwei Fäden gebildet werden, und erscheint
                              									dauerhaft sowie elegant; alle Theile der Maschine sind als sehr solide zu
                              									bezeichnen. In Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Maschine bleibt noch zu
                              									bemerken, daß ein Mädchen mittelst derselben das Sechsfache der bisherigen Arbeit
                              									verrichtet. Dr. Rob. Schmidt.
                           
                        
                           Walk's
                              									Sicherheits-Vorrichtungen für Cassen.
                           Bei dem Umstande, daß die bisherigen Cassenversicherungen sich sämmtlich als
                              									unzureichend erwiesen haben, wäre es jedenfalls wichtig solche Schutzvorrichtungen
                              									zu erfinden, welche in allen Fällen verläßlich sind.
                           Herr Joh. Walk, Beamter der nieder-österreichischen
                              									Escompte-Gesellschaft in Wien, hat sich ein neues Princip für den Betrieb von
                              									Alarm- oder Weckervorrichtungen bei Cassen patentiren lassen, welches Vieles
                              									verspricht. Er will außer den vorhandenen inneren und äußeren Cassawänden noch eine
                              									dritte luftdichte Blechwandung einsetzen und den zwischen ihr und der inneren
                              									Cassawand hohl gelassenen Raum mit comprimirter oder deprimirter Luft ausfüllen.
                              									Dringt nun irgend ein Werkzeug durch die Cassenwand, so erfolgt sofort der
                              									aërostatische Ausgleich und damit die Auslösung der Alarmvorrichtung (ein
                              									Hebelsystem mit Percussion oder mit einem elektrischen Läutewerk).
                           Soll Aviso gegeben werden, daß die Cassa in Feuersgefahr ist, so würde die
                              									Alarmvorrichtung so eingerichtet seyn, daß sie durch die bloße Expansion der
                              									zwischen den Cassawänden befindlichen, wärmer gewordenen Luft ausgelöst wird.
                           Ueberhaupt will Walk in jedem Falle, sey es also zum
                              									Schutze gegen Einbruch, unbefugte Uebertragung, Feuer etc., die Alarmvorrichtung
                              									dadurch in Thätigkeit versetzen, daß bei der respectiven Schädigung der Cassa das
                              									aërostatische Gleichgewicht zwischen der in den Luftwänden befindlichen und
                              									der äußeren atmosphärischen Luft entweder hergestellt oder gestört wird.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß das angeführte Princip, welches in anderer Richtung
                              									schon mehrfach für Weckereinrichtungen zweckdienlich ausgenutzt wird, auch zu
                              									Sicherheitsvorrichtungen für Cassen eine ausgezeichnete Anwendung zuläßt. L. K.
                           
                        
                           Das Verhalten der Stahlschienen in der praktischen
                              									Verwendung.
                           Der Bericht, welchen die Eisenbahn-Commissäre des Staates Massachusetts im Monat Februar d. J. dem
                              									Senatspräsidenten desselben Staates erstattet haben, ist eine brauchbare
                              									Zusammenstellung der Thatsachen, die sich auf
                              									Eigenschaften und Kostenverhältniß der Stahlschienen
                              									beziehen und soweit sie vor der amerikanischen Praxis an
                              									den Tag gelangt sind.
                           Die Commissäre hatten von 57 Bahnlinien Auskunft erhalten; von 20 derselben waren
                              									noch keine Versuche mit Stahlschienen gemacht worden; 11 hatten nur wenige einzeln
                              									probirt und allerdings von bedeutender Festigkeit befunden. Die übrigen 26 Linien
                              									hatten Stahlschienen in Quantitäten von 100–15,000 Tonnen angewendet und ihre
                              									Berichte waren im Allgemeinen den Stahlschienen günstiger, als den anderen;
                              									namentlich hatte sich überall da ein Vorzug herausgestellt, wo die Bahn einem
                              									schweren Dienst und starkem Gebrauch ausgesetzt war.
                           Das Gewicht der Schienen variirt von 52–67 Pfd. per Yard und sie stammen von den verschiedensten Fabricationsbezirken
                              									sowohl Europa's als des Inlandes. Die Mehrkosten der Beschaffung schwanken gegen Eisen schienen von 50–100 Proc.; trotzdem schätzen die Commissäre
                              									das Quantum an Stahlschienen, welches zur Zeit verwendet wird, auf 100,000 Tonnen
                              									und (genau bis 1. Januar 1870) daneben das der Stahlkopfschienen auf etwa 10,000
                              									Tonnen noch nebenher. Wenn auch (nach amerikanischen Urtheilen) hierbei vielleicht
                              									eine Ueberschätzung stattgefunden, so ist doch hervorzuheben, daß der Verbrauch in
                              									enormen Verhältnissen wächst und jene Zahl vermuthlich leicht überstiegen haben
                              									mag.
                           Die allgemeinen Schlußfolgerungen aber, zu denen die Commissäre nach Ausweis ihrer
                              									Zusammenstellung gelangt sind, lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen;
                           1) Temperaturextreme, selbst in weiten Schwankungen, afficiren die Stahlschienen
                              									nicht ernstlich; die eine Bahnlinie berichtet, daß ein Frost von 30° F. und
                              									0° keinen Einfluß gezeigt, und auch von anderen Bahnen ist nichts bemerkt
                              									worden.
                           2) Die Dauerhaftigkeit der Stahlschienen übertrifft die der besten Eisenschienen um
                              									ein Bedeutendes. Bis jetzt wurde noch keine Stahlschiene als in Folge starken
                              									Verbrauches ausrangirt angemeldet. Die Eriebahn zeigt an, daß ihre Stahlschienen
                              									eine Dauer gezeigt, welche 14 Erneuerungen eiserner Bahnschienen entspreche und
                              									dabei kaum Spuren von Gebrauch sehen lasse.
                           3) Die starken Steigungen und scharfen Curven afficiren nicht merklich die materielle Beschaffenheit der
                              									Schienen.
                           4) Vor dem Legen der Schienen ist es gut, dieselben einer sorgfältigen Besichtigung
                              									zu unterwerfen, wobei alle Fehler und Unvollkommenheiten leicht entdeckt und Brüche
                              									während des Betriebes verhütet werden können.
                           Das gegenwärtig noch geltende Risico an Leben und Eigenthum kann in den meisten
                              									Fällen illusorisch gemacht werden durch Anwendung zweckmäßiger Proben und ohne große
                              									Geldausgaben.
                           5) Viereckige Bolzenlöcher im Fuß der Schiene scheinen Veranlassung zu feinen Rissen
                              									zu geben, aus denen später offene Brüche sich ausbilden. In Betreff einer
                              									Durchlochung des Halses sind keine Meinungen laut geworden, doch neigt sich die
                              									Majorität hierbei der Anwendung des Bohrens zu. Eine umschließende Verbindung,
                              									welche keinerlei Löcher in den Schienen verlangt, dürfte als die anwendbarste für
                              									Stahlschienen überhaupt erscheinen.
                           Die Stahlkopfschienen haben bis jetzt noch nicht so lange
                              									der Prüfung unterlegen als die ganz aus Stahl bestehenden Schienen; die ersten,
                              									welche zur Anwendung kamen, hatten sehr oft Anzeichen unvollkommener Schweißung
                              									zwischen Eisen und Stahl. Die inspicirenden Commissarien waren wenigstens in der
                              									Lage dergl. öfters zu constatiren. Mit den gemachten Erfahrungen kamen aber auch die
                              									Fabrikanten nach und nach dahin, Stahlkopfschienen zu liefern, welche sich durch
                              									gelungene Schweißung auszeichneten; der niedriger als für Stahlschienen sich
                              									stellende Preis verursachte eine rasche Steigerung des Verbrauches, die noch lange
                              									anhalten wird. Von 21786 Stück Stahlkopfschienen, welche zu Trenton gemacht und auf der Eriebahn verlegt
                              									worden sind, erwiesen sich nur 107 als nicht brauchbar. Daneben sind Versuche mit
                              									der Booth'schen Schiene gemacht worden, welche eine
                              									Stahlkappe trägt und nicht von der Schweißung des Eisens und Stahles abhängt,
                              									sondern von der rein mechanischen Umschließung der stählernen
                              									Kopfumhüllungsplatte.
                           Außer ihrer größeren Dauer haben die Stahlschienen auch den Vorzug größerer
                              									Festigkeit und Steifigkeit auf dieselbe Materiallänge bezogen; die vergleichende
                              									Festigkeit gleicher Querschnitte an Eisen oder Stahl stellt sich wie 5 : 3 und die
                              									Steifigkeit wie 4 : 3.
                           Seit der ersten Einführung der Eisenbahnen in dieser Gegend hat sich das Gewicht der
                              									Maschinen bekanntlich verdoppelt und wächst noch immer mehr. Dagegen hat sich
                              									durchschnittlich das Gewicht der Schienen noch nicht verdoppelt und wenn es auch hie
                              									und da geschehen seyn mag, so ist doch kein entsprechender Vortheil in Betreff der
                              									Festigkeit und Steifigkeit erzielt worden. Stahlschienen
                              									erfüllen deßhalb alle Anforderungen, welche mit der Anwendung schwererer Maschinen
                              									und stärkeren Verkehres sich verbinden.
                           Mit Stahlschienen, welche 50 Proc. mehr als Eisenschienen kosten, erreicht man in
                              									ökonomischer Beziehung mehr, sobald die durchschnittliche Dauer der Eisenschienen
                              									nicht über 5 Jahre hinausgeht.
                           Rechnet man die Eisenschienen mit 80 Doll. per Tonne,
                              									ferner den Umtausch gegen neue nach 5 Jahren mit 40 Doll., endlich die Kosten des
                              									Umlegens mit 3 Doll. per Tonne und nimmt man 7 Proc. Capitalinteressen als
                              									Betrag des Zins auf Zins an, so stellt sich eine Tonne Schienen nach dem zehnten
                              									Jahr auf 258 Doll. Eine Tonne Stahlschienen zu 120 Doll. Ankaufspreis, ebenfalls mit
                              									7 Proc. Capitalinteressen verzinst, ergibt am Ende des zehnten Jahres erst 247,88
                              									Doll. und repräsentirt außerdem eine größere Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit als
                              									die Eisenschienen. Trotzdem sind die Grundlinien des Problemes, betreffend den
                              									Vorzug der einen oder anderen Schienensorte, so außerordentlich variabel, daß die
                              									Bestimmung einer Regel hierfür als fruchtloser Versuch gelten muß.
                           Jede Bahn muß, wenn die Zeit der Auswechselung gekommen ist, die Summe der Lasten und
                              									die Geschwindigkeit in Betracht ziehen, welche der Betrieb in Thätigkeit gebracht
                              									hat, daneben auch das Wachsen des Verkehres während einer gewissen Periode, um sich
                              									über die Lebensdauer einer Schiene Gewißheit zu verschaffen; die Preisdifferenz
                              									zwischen Eisen und Stahl und die Capitalsinteressen kommen demnächst erst zur
                              									Berücksichtigung. (Der gebräuchliche Zinsfuß jeder Gegend und daneben der
                              									geschäftliche Credit jeder Bahngesellschaft alteriren indessen die Grundlagen der
                              									Geldberechnung in allen einzelnen Fällen.)
                           Vergleicht man mit den amerikanischen Berichten die über englische Schienen gemachten Angaben von Williams (aus 1866) und von Sandberg (aus
                              									1868), so zeigt sich eine deutliche Aehnlichkeit in den meisten Resultaten.
                           Keine einzige Stahlschiene wurde bis jetzt außer Dienst gesetzt und unter zahlreichen
                              									Beispielen für die Haltbarkeit ist nur eine Notiz anzuführen, daß auf der London and Northwestern railroad eine Stahlschiene 23
                              									ihr gegenüber eingelegte Eisen schienen überdauert habe und nur wegen eines Unfalles
                              									ausgewechselt werden mußte; dabei zeigt sich eine gleichmäßige Abnutzung von 5/16''
                              									auf dem Kopf derselben.
                           Die Dauer der Schienen wird gemessen durch das Product des
                                 										Gewichtes der getragenen Lasten mit der Schnelligkeit der Bewegung, und
                              									beträgt für England nach älteren Versuchen 220,000,000 Tonnen mit 1 Meile pro Stunde für Eisenschienen guter Qualität. Nach
                              									neueren Mittheilungen wird dieses Maaß jedoch selten mehr erreicht – ein
                              									Beweis daß die Eisenschienen schlechter geworden
                              									sind.
                           Die Stahlkopfschienen, deren Anfertigung im Anfang
                              									ähnliche Schwierigkeit bot wie in Amerika, sind jetzt sehr verbreitet und stellen
                              									sich selbst solchen Eisenschienen gegenüber billiger, welche 10–15 Jahre
                              									halten, während Stahlschienen nur einer 5jährigen
                              									Haltbarkeit der Eisenschienen gegenüber vortheilhaft verwendbar erscheinen.
                           Die auf der Charing Cross Linie in London gelegten
                              									Schienen mit aufgeschraubtem Stahlkopf (compound rails) ergaben noch keine Resultate.
                              									(Berggeist, 1870, Nr. 68.)
                           
                        
                           Die sogen. Drittel-Silberlegirung.
                           Diese Legirung (alliage tiers-argent) besteht
                              									nicht, wie in Les Mondes, 1868, t. XV p. 557 (polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 356) angegeben wurde, aus
                              									1/3 Silber und 2/3 Nickel, sondern nach Dr. El. Winkler (Blaufarbenwerk Pfannenstiel bei Aue) aus:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 59,06
                                 
                              
                                 Silber
                                 27,56
                                 
                              
                                 Zink
                                 9,57
                                 
                              
                                 Nickel
                                 3,42
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,61
                                 
                              
                           Die äußere Farbe des verarbeiteten Drittel-Silbers (von Mousset, 116 rue de Rivoli in Paris) ist der
                              									des reinen Silbers vollständig gleich; auf dem Bruche, welcher feinkörnig erscheint,
                              									ist dagegen die Farbe lichtgelb mit einem Seich in's Röthliche. (Wagner's Jahresbericht über die Leistungen der chemischen
                              									Technologie für 1869, S. 115.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Verwendung des wolframsauren Natrons zu einer
                              									elastischen Masse.
                           Nach Sonnenschein erhält man eine elastische,
                              									kautschukartige Masse durch Zusammenbringen von wolframsaurem Natron mit einem
                              									Proteinkörper. Fügt man nämlich zu Leim Wolframsäure oder wolframsaures Natron und
                              									dann Salzsäure, so schlägt sich eine Verbindung von Wolframsäure mit Leim nieder,
                              									welche bei + 30 bis 40°C. so elastisch ist, daß man ganz dünne Platten daraus
                              									ziehen kann. Die beim Erkalten erstarrende Masse wird brüchig und fest, läßt sich
                              									aber durch Wärme wieder plastisch und knetbar machen. Es wurde dieses Mittel statt
                              									des theuren Eiweißes dazu verwendet, die Baumwolle damit zu animalisiren, sie der
                              									Wolle ähnlich und dann mit Anilinfarben färbbar zu
                              									machen. Auch zum Gerben und zum Schutz der leimgebenden
                              									Gewebe vor Verwesung ist der Körper versucht worden. Das Leder war zwar sehr
                              									dauerhaft, wurde aber steinhart, was die Anwendung zur Fußbekleidung beeinträchtigt.
                              									– Eine als Kitt zu verwendende Masse entsteht,
                              									wenn man zu Gelatinelösung wolframsaures Natron und Salzsäure setzt und den
                              									Niederschlag erwärmt, worauf derselbe plastisch wird.
                           
                        
                           Ueber Bereitung farbiger, in kurzer Zeit sehr fest werdender
                              									Kitte; von Professor Böttger.
                           Rührt man eine Natronwasserglaslösung von 33° Baumé mit feiner
                              									Schlämmkreide (kohlensaurem Kalk), unter Zusatz nachfolgender Stoffe, recht innig zu
                              									einer dicken plastischen Masse an, so erhält man in sehr kurzer Zeit (meistens schon
                              									innerhalb 6 bis 8 Stunden) erhärtende, verschieden gefärbte Kitte von
                              									außerordentlicher Festigkeit, welche für chemische, industrielle wie häusliche
                              									Zwecke gewiß die ausgebreitetste Anwendung zulassen, und zwar unter Anwendung
                              									von:
                           1) fein gesiebtem (oder besser gebeuteltem) Schwefelantimon, eine schwarze Kittmasse, die
                              									sich nach erfolgtem Festwerden mit einem Achatstein poliren läßt und dadurch ein
                              									metallisch glänzendes Ansehen erhält;
                           2) Limatura ferri (staubförmigem Gußeisen) einen
                              										grauschwarzen Kitt;
                           3) Zinkstaub (sogenanntem Zinkgrau) eine außerordentlich
                              									festwerdende graue Masse, welche nach ihrem Erhärten mit
                              									einem Achatstein polirt die glänzende weiße Farbe des
                                 										metallischen Zinkes annimmt, so daß schadhaft gewordene Zinkornamente,
                              									sowie Zinkgefäße aller Art auf das Dauerhafteste damit ausgebessert werden können,
                              									einen Kitt, den man einen Zinkguß auf kaltem Wege nennen könnte; derselbe haftet
                              									ebenso fest an Metallen, wie an Stein und Holz;
                           4) kohlensaurem Kupferoxyd, einen hellgrünen,
                           5) Chromoxyd, einen dunkelgrünen,
                           6) sogenanntem Thénard'schen (oder Kobalt-)
                              										Blau, einen blauen,
                           7) Mennige, einen orangefarbenen,
                           8) Zinnober, einen hochrothen,
                           9) Carmin, einen violettrothen
                              									Kitt.
                           Wasserglaslösung mit Schlämmkreide allein gemengt, gibt
                              									einen weißen Kitt von großer Festigkeit; Schwefelantimon
                              									und Limatura ferri zu gleichen Maaßtheilen gemengt und
                              									mit einer Wasserglaslösung angerührt, gibt einen außerordentlich festwerdenden schwarzen Kitt; Zinkstaub und Limatura ferri zu gleichen Maaßtheilen und mit Wasserglaslösung gemischt,
                              									einen steinhart werdenden dunkelgrauen Kitt. (Jahresbericht des physikalischen
                              									Vereines zu Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.)
                           
                        
                           Fenster- oder Glaskitt
                           von vorzüglicher Schönheit und Dauerhaftigkeit erhält man,
                              									indem man 7 Theile Leinöl 2 bis 3 Stunden lang mit 4 Theilen gemahlener Umbra kocht,
                              									der heißen Masse 4
                              									Theile gelbes Wachs zumischt, die Mischung vom Feuer nimmt und noch warm mit 5 1/2
                              									Theilen fein geschlämmter Kreide und 11 Theilen gemahlenem Bleiweiß zusammenknetet.
                              									(Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen
                              									Gewerbevereines.)
                           
                        
                           Chlorcalcium zum Besprengen von Straßen.
                           Wiederholt, zuerst wohl vor circa 40 Jahren von Leuchs, ist das Chlorcalcium, welches bei mehreren
                              									Industriezweigen als Nebenproduct abfällt, wegen seiner bekannten Eigenschaft, aus
                              									der Atmosphäre Feuchtigkeit anzuziehen, zum Besprengen von Straßen empfohlen worden
                              									(man s. z.B. polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXIX S. 269); diese Verwendungsweise
                              									ist aber wohl nirgends über das Versuchsstadium hinausgekommen. Der Grund dafür
                              									dürfte theilweise in den Kostenverhältnissen zu suchen seyn. In Paris brauchte man
                              										pro Quadratmeter 0,25 Kilogrm. gereinigtes
                              									Chlorcalcium, welches 15,07 Frcs. pro 100 Kilogrm.
                              									kostete, so daß sich also der Quadratmeter ohne Arbeitslöhne und Anfuhrkosten auf
                              									3,8 Centimes stellte. Die Wirkung des Besprengens war 5 bis 6 Tage zu bemerken; bei
                              									Anwendung von ungereinigtem, Chlormangan haltendem Chlorcalcium, welches 7,6 Frcs.
                              										pro 100 Kilogrm. kostete, brauchte man 1/2 Kilogrm.
                              										pro Quadratmeter und die Wirkung dauerte nur 3 Tage.
                              									Fr. Scheeffer in Mainz berechnet dagegen im Gewerbeblatt
                              									für das Großherzogthum Hessen, 1870 S. 216, 1 Kubikmeter – circa 2000 bis 2500 Pfd. Flüssigkeit zu circa 3 Thlr. und veranschlagt, daß man damit 10
                              									Quadratmeter Fläche etwa 1 Centimeter zu gießen habe; es würde sich also der
                              									Quadratmeter auf 9 Sgr. stellen. Wie man sieht, ist diese Annahme eine viel zu hohe.
                              									Mehr begründet sind dagegen Scheeffer's weitere
                              									Einwendungen, daß nämlich der erste Regen die Salzlösung spurlos hinwegspüle und
                              									daß, wenn von der Lösung etwas an Kleider und Schuhe komme, was doch fast
                              									unvermeidlich sey, dieselben befleckt und zerstört werden. In Berührung mit Seife
                              									werde das Chlorcalcium derart zersetzt, daß in den Stoffen Kalkseife sich
                              									niederschlägt, welche dieselben vollständig verdirbt, namentlich würden Strümpfe
                              									nach dem Waschen sehr übel aussehen. Welche Wirkungen der rohe salzsaure Kalk der
                              									Salinen auf die Geruchs- und Athmungsorgane und den Feuchtigkeitsgehalt der
                              									Luft ausüben dürfte, sey abzuwarten und reines Chlorcalcium möchte doch wohl nicht
                              									angewendet werden. Auch dürften die Fische der benachbarten Gewässer, wohin der
                              									Regen abfließt, zu berücksichtigen seyn, ebenso alle Diejenigen, welche reines
                              									Flußwasser zum Waschen und zu technischen Zwecken bedürfen. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1870, Nr. 35.)
                           
                        
                           Ueber arsensaures Kali zu Reservagen für den Druck von
                              									Lapisartikeln; von Girardin.
                           Im Moniteur de la teinture, Juli 1870, S. 154 macht Girardin auf die Nachtheile aufmerksam, welche bei
                              									Anwendung von saurem arsensaurem Kali zu Reservagen für den Druck von Lapisartikeln
                              									entstehen können, wenn dieses Salz durch arsenige Säure verunreinigt ist. Letztere
                              									reducirt, namentlich wenn sie in saurem arsensaurem Kali eingemengt ist, sehr leicht
                              									verschiedene Metalloxyde etc., so wird Kupferoxyd zu Kupferoxydul,
                              									Quecksilber- und Silberoxyd und ebenso Quecksilberchlorid zu Metall reducirt.
                              										Girardin wurde auf diesen Gegenstand schon vor
                              									längerer Zeit durch ein Vorkommniß in der Indiennesfabrik von H. Simont in Rouen aufmerksam gemacht Hier wurde nämlich die
                              									Reservage für Lapis hergestellt aus
                           10 Klgrm. saurem arsensaurem Kali,
                           2,5    
                              									„       Quecksilberchlorid,
                           48 Liter lauem Wasser.
                           Dieser Lösung wurden dann noch
                           7,5 Klgrm. kohlensaures Kali und
                           0,5    
                              									„     Salmiak zugesetzt.
                           Es zeigte nun auf einmal diese Flüssigkeit einen gräulichen Niederschlag, anstatt wie
                              									früher klar zu seyn, und die Reservage war nicht mehr brauchbar. Die Untersuchung
                              									ergab in dem sauren arsensauren Kali einen beträchtlichen Gehalt an arseniger Säure.
                              									Ein solcher Gehalt läßt sich am besten dadurch nachweisen, daß man das feingemahlene
                              										saure arsensaure
                              									Kali mit starkem Alkohol auszieht, der nur die arsenige Säure löst; diese
                              									alkoholische Lösung wird auf 1/3 ihres Volumens eingedampft und mit Wasser verdünnt;
                              									sie gibt dann mit schwefelsaurem Kupferoxydammoniak einen gelbgrünen Niederschlag,
                              									sowie mit den anderen bekannten Reagentien auf arsenige Säure die entsprechenden
                              									Reactionen. Die Verunreinigung des arsensauren Kalis war übrigens in dem
                              									vorliegenden Falle durchaus keine absichtliche, sondern vielmehr durch fehlerhafte
                              									Fabrication herbeigeführt. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 32.)
                           
                        
                           Anthracenroth von Gebrüder Gessert
                              									in Elberfeld.
                           Dr. J. Gessert in Elberfeld
                              									bemerkt in einem Schreiben an Prof. Dr.
                              									Wagner in Würzburg über das Anthracenroth Folgendes:
                           „Die Darstellungsmethoden für das künstliche Alizarin aus dem Anthracen
                                 										wurden bisher geheim gehalten. Der erzielte Farbstoff liefert sehr schöne
                                 										Nüancen in Roth und Braun, vorzüglich aber ein sehr feuriges Gelbroth. Das mit
                                 										ihm erzeugte Violett hat einen bläulich grauen, lernen Stich und steht bei
                                 										Weitem dem mit Alizarin aus Krapp erzeugten nach. Diese Eigenthümlichkeit des
                                 										Anthracenroths dürfte darauf beruhen, daß in demselben neben reinem Alizarin ein
                                 										gelber Farbstoff enthalten ist, und es wird ohne Zweifel bald gelingen diesen zu
                                 										entfernen, und das Anthracenroth dem Alizarin gleichwerthig zu machen. In der
                                 										Aechtheit steht das Anthracenroth dem Alizarin nicht nach, und Garn welches mit Anthracenroth türkischroth gefärbt ist, verliert bei der Avivage wesentlich weniger,
                                 										als mit Krapp oder Garancin auf gleiche Stärke gefärbtes Garn. Was endlich die
                                 										Concurrenzfähigkeit des Anthracenroths mit dem Krappfarbstoff betrifft, so sieht
                                 										es damit vor der Hand für das erstere noch sehr ungünstig aus. Die durch sehr
                                 										lebhafte Nachfrage bei sehr geringer Production zu einer unnatürlichen Höhe
                                 										gesteigerten Preise des Anthracens sowohl, als die Neuheit der Fabrication macht
                                 										es verständlich, daß das Anthracenroth bisher sehr wesentlich theurer zu stehen
                                 										kommt, als derselbe Farbstoffwerth in dem Garancin. Dagegen ist schon jetzt eine
                                 										Concurrenz des Anthracenroths mit dem Krappextract möglich, und da sicher zu
                                 										erwarten ist, daß die Preise des Anthracens sich binnen Kurzem auf 1/3 des
                                 										jetzigen Preises reduciren werden, und daß man in der Fabrication des
                                 										Anthracenroths sehr wesentliche Fortschritte machen wird, so darf es nicht
                                 										bezweifelt werden, daß nach einer gewissen Zeit das künstliche Alizarin aus
                                 										Anthracen dem Krappbau und der Garancinfabrication eine tödtende Concurrenz
                                 										machen wird.“ (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 22.)
                           
                        
                           Spritzdruck auf Tuch.
                           Gewisse Tuchsorten pflegt man mit feinen, von der Farbe des Tuches grell abstechenden
                              									Pünktchen zu bedecken, die mit Hülfe seidener Fädchen eingewebt werden. Man hat
                              									angefangen, diese Art Verzierung auch für ordinäre Tuche anzuwenden, indem man die
                              									Pünktchen nicht einwebt, sondern durch Oeldruck hervorbringt. Das Aufbringen der
                              									Pünktchen geschah mit Hülfe einer Spritzvorrichtung, welche die Oelfarbe
                              									außerordentlich fein vertheilt über das Tuch hinspritzt. Der Apparat besteht aus
                              									einem Blechkasten, welcher überall geschlossen und nur an der Vorderseite offen ist.
                              									Auf den Boden des Kastens bringt man die Oelfarbe, und in diese taucht eine kleine
                              									rotirende Bürste, welche parallel der offenen Vorderseite im Kasten liegt und mit
                              									Hülfe einer Kurbel an der Seile gedreht werden kann. Die Haare der Bürste laufen,
                              									nachdem sie sich mit Oelfarbe getränkt haben, gegen eine kleine Schneide und
                              									spritzen so die aufgenommene Oelfarbe in ganz feinen Tröpfchen aus dem Kasten
                              									heraus. Auf der Rückseite des Kastens ist eine Handhabe angebracht, an welcher man
                              									mit der linken Hand den Kasten festhält, während die rechte die Kurbel dreht. Auf
                              									diese Weise kann man den Staubregen von Farbe nach Belieben über das auf einen Tisch
                              									ausgebreitete Tuchstück dirigiren. Will man zwei Farben aufbringen, so wird nach dem
                              									Aufspritzen der ersten Farbe eine zweite darüber gespritzt. (Musterzeitung für
                              									Färberei etc.)
                           
                        
                           
                           Bleicherei der Schwämme.
                           Zum Bleichen der gelben Badeschwämme benutzt man die schweflige
                                 										Säure, da das Chlor das Material zu stark angreift.
                           Zu diesem Zweck legt man die zu bleichenden Schwämme in verdünnte Salzsäure ein,
                              									welche auf 4 Quart gewöhnlicher Salzsäure immer 6 Quart
                              										Wasser enthält.
                           In diesem Bade entwickeln sich aus den Schwämmen Gasblasen von Kohlensäure. Dieß
                              									rührt daher, daß die Schwämme immer kleine Quantitäten kohlensauren Kalkes
                              									enthalten, welcher durch die Salzsäure zerlegt wird. So lange sich noch Gasblasen
                              									entwickeln, bleiben die Schwämme in der verdünnten Salzsäure liegen.
                           Man legt dann die Schwämme in reines Wasser, drückt sie in demselben mehrfach aus und
                              									erneuert das Wasser von Zeit zu Zeit.
                           Die Waare kommt nun in ein Bad, welches man aus 2 Pfd. unterschwefligsaurem Natron, 12 Pfd. Wasser und
                              									2 Pfd. Salzsäure zusammengesetzt hat. Die Salzsäure macht
                              									aus dem unterschwefligsauren Natron schweflige Säure frei, welche zum Bleichen des
                              									Schwammes dient.
                           Man läßt die Schwämme etwa zwei Tage in dem letzten Bade und bedeckt dasselbe
                              									möglichst gut, um ein Ausströmen des schwefligsauren Gases an die Luft zu
                              									verhindern.
                           Man spült nochmals. Sind die Schwämme noch nicht weiß genug geworden, so gibt man ein
                              									neues Bad aus unterschwefligsaurem Natron, dem man aber in diesem Falle, ohne die
                              									oben angegebenen Mengen Wasser und Salzsäure zu verändern, 4 Pfd. des Natronsalzes
                              									hinzusetzt.
                           An Stelle des unterschwefligsauren Natrons (Antichlor), welches man allerdings
                              									gewöhnlich zur Hand hat, läßt sich mit noch größerem Vortheil das
                              									doppelt-schwefligsaure Natron verwenden; die Art der Benutzung dieses Salzes
                              									ist dieselbe wie beim Antichlor. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr.
                              									30.)
                           
                        
                           Anwendung des Naphtalins gegen Motten etc.
                           Gegen Motten und anderes Ungeziefer empfiehlt Prof. A. Gray (American Journal of Pharm.) nach
                              									gründlichen und höchst befriedigenden Versuchen Naphtalin, welches für den
                              									fraglichen Zweck besonders auch in Museen, Herbarien etc. sehr vortheilhaft statt
                              									des Kamphers anwendbar sey. Von Janota wurde das
                              									Naphthalin früher anstatt des weißen Arseniks zum Ausstopfen von Thieren
                              									vorgeschlagen. (Industrie-Blätter, 1870, Nr. 21.)
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In Jacobi's Beiträgen zur Statistik der sächsischen
                                 										Schwelerei-Industrie, im vorhergehenden Heft S. 417, lese man Brennkohle statt „Braunkohle“
                              								
                           
                              
                                 auf
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                                 in den Köpfen beider Tabellen in Spalte 2.