| Titel: | Ueber die Bestimmung des Mangans im Spiegeleisen; von J. Spear Parker. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XV., S. 49 | 
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                        XV.
                        Ueber die Bestimmung des Mangans im Spiegeleisen;
                           								von J. Spear
                              								Parker.
                        Aus Chemical News, vol. XXII p. 186; October
                              									1870.
                        Parker, über Bestimmung des Mangans im Spiegeleisen.
                        
                     
                        
                           Bei der Bestimmung des Mangangehaltes von Spiegeleisen beobachtete ich häufig die
                              									auffallende Thatsache, daß, wenn die Lösung in Folge eines Kupfergehaltes der Probe blau gefärbt ist, diese Färbung nach der Fällung
                              									des Mangans als Superoxydhydrat stets verschwindet.
                           Das von mir zur Analyse angewendete Verfahren ist folgendes. Das fein zertheile
                              									Spiegeleisen wird in Salzsäure gelöst, die Lösung mittelst chlorsauren Kalis
                              									oxydirt, die überschüssige Säure durch Kochen verjagt, die Lösung verdünnt, zum
                              									Sieden erhitzt, mit Ammoniak neutralisirt und das Eisen durch Zusatz einer kochenden
                              									(schwach sauren) Lösung von essigsaurem Ammoniak gefällt. Nach einstündigem Sieden
                              									läßt man den Niederschlag sich absetzen, worauf man ihn abfiltrirt und mit kochendem
                              									Wasser auswäscht. Der Rückstand wird in Salzsäure gelöst und die Fällung wiederholt.
                              									Beide Filtrate werden vereinigt und auf ein kleines Volum abgedampft. Bei Gegenwart
                              									von nachweisbaren Kupfermengen hat diese Lösung eine entschieden blaue Färbung.
                              									Nöthigenfalls wird die Flüssigkeit nochmals filtrirt; das erhitzte Filtrat wird mit
                              									einem geringen Ueberschusse von Ammoniak versetzt und dann wird Brom zugefügt, bis
                              									das Mangan vollständig niedergeschlagen ist. Nachdem das Ganze zwölf Stunden lang
                              									ruhig gestanden hat, wird der Niederschlag abfiltrirt; das Filtrat ist stets
                              									farblos. (Beim Verbrennen des Filterpapieres zeigt die Flamme die charakteristische
                              									grüne Färbung der Kupferverbindungen.)
                           Das Spiegeleisen enthält gewöhnlich 0,2 bis 0,3 Procent, zuweilen 0,5 Procent oder
                              									sogar mehr Kupfer; die Richtigkeit des analytischen Resultates muß daher durch die
                              									gleichzeitige Fällung des Kupfers mit dem Mangan wesentlich beeinträchtigt
                              									werden.
                           Um hierüber in's Klare zu kommen, führte ich folgende Versuche aus. Das geglühte, aus
                              									20 GranEnglisches Apothekergewicht. eines kupferhaltigen Spiegeleisens erhaltene Manganoxyduloxyd wurde in
                              									Salzsäure gelöst, die hellgrün gefärbte Lösung wurde verdünnt und in einen gewogenen
                              									Platintiegel gebracht. Nun wurde ein Stück Zink in die Flüssigkeit gestellt, worauf
                              									sich der Tiegel beinahe augenblicklich mit einem kupferrothen Niederschlage überzog.
                              									Nach vollständiger Fällung des Kupfers und Lösung des Zinkes wurde die Flüssigkeit
                              									abgegossen und der Tiegel wiederholt mit kochendem Wasser ausgewaschen (indem man
                              									jedesmal die Kupfertheilchen sich absetzen ließ und dann das Wasser decantirte);
                              									schließlich wurde der Niederschlag im Wasserbade getrocknet. Das so erhaltene Kupfer
                              									wog 0,07 Gran.
                           Hierauf stellte ich mir eine Lösung von schwefelsaurem Manganoxydul dar, und maß von
                              									derselben mittelst einer Pipette zwei gleiche Mengen ab. Die eine Portion wurde mit
                              									essigsaurem Ammoniak erhitzt und dann mit Brom gefällt; der anderen Portion wurde
                              									etwa 1 Gran krystallisirtes schwefelsaures Kupferoxyd hinzugefügt und dann das
                              									Mangan wie vorher ausgefällt.
                           Das aus dem Niederschlage der ersten Portion Mangansulfatlösung erhaltene
                              									Manganoxyduloxyd wog 1,582 Gran; die Menge des aus der zweiten Portion erhaltenen
                              									betrug 1,823 Gran. Das aus dem letzteren erhaltene Kupfer wog 0,188 Gr.,
                              									entsprechend 0,235 Gr. Kupferoxyd; ziehen wir letzteres vom Gesammtgewichte des
                              									zweiten Niederschlages ab, so bleiben für denselben 1,588 Gr.
                           Durch directe Bestimmung erhielt ich: Mangan = 1,144 Gr.; durch Fällung mit Kupfer,
                              									welches später bestimmt und als Kupferoxyd berechnet wurde: Mangan 1,140 Gr.
                           Um zu ermitteln, wie viel Kupfer zusammen mit dem Mangan niedergeschlagen werden
                              									kann, fällte ich eine Lösung welche gleiche Mengen von schwefelsaurem Kupferoxyd und
                              									schwefelsaurem Manganoxydul enthielt, mit Brom (indem ich
                              									die Lösung möglichst neutral erhielt).
                           Der Niederschlag hatte eine hellere braune Farbe als das reine Mangansuperoxydhydrat.
                              									Beim Erhitzen nahm er anfangs eine schöne schwarze Farbe an; nach starkem und
                              									anhaltendem Glühen wurde er braunschwarz. Nach dem Wägen wurde das Kupfer wie früher
                              									bestimmt; ich erhielt:
                           
                              
                                  Mn³ O⁴ (+ CuO)
                                 = 2,98 Gr.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 = 0,70  „
                                 
                              
                           Diese Kupfermenge entspricht 0,88 Gr. Kupferoxyd; ziehen wir dieses letztere von der
                              									ersteren Quantität ab, so bleiben 2,10 Gr. Manganoxyduloxyd, welche 1,51 Gr.
                              									metallisches Mangan enthalten. Demnach haben wir beinahe 1 Aequivalent Kupfer auf 2
                              									Aequivalente Mangan. Das Kupfer läßt sich aus dem feuchten Niederschlage durch
                              									Kochen mit concentrirtem
                              									Aetzammoniak, oder durch Digeriren mit kalter verdünnter Schwefelsäure ausziehen (im
                              									letzteren Falle geht jedoch ein kleiner Antheil Mangan mit in Lösung).
                           Wahrscheinlich ist das Kupfer in dem geglühten Niederschlage als ein Kupfermanganit enthalten, entsprechend Weldon's saurem Calciummanganit.Polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVIII S. 231. Diese Verbindung scheint etwas unbeständig zu seyn; denn wenn man die Lösung
                              									während der Fällung stärker sauer werden läßt, besonders aber wenn von vorn herein
                              									ein Ueberschuß von Ammoniak zugegen ist, so fällt die Menge des Kupfers bedeutend
                              									geringer aus.
                           Zur Vermeidung des durch den Kupfergehalt des Spiegeleisens entstehenden Fehlers
                              									lassen sich zwei Methoden anwenden. Man kann nämlich entweder das Kupfer vom Mangan
                              									vor der Fällung des letzteren trennen, oder man bestimmt den Kupfergehalt im
                              									geglühten Oxyde und bringt dann eine äquivalente Menge Kupferoxyd von der
                              									Gesammtmenge des Niederschlages in Abzug.
                           Bei Anwendung der ersten Methode löste ich 20 Gran von dem fein zertheilten
                              									Spiegeleisen vollständig in Salzsäure auf, verdünnte die Lösung und leitete einen
                              									Strom von Schwefelwasserstoffgas durch dieselbe. Nach zwölfstündigem Stehenlassen
                              									wurde die Lösung filtrirt und der Niederschlag mit Schwefelwasserstoffwasser
                              									ausgewaschen; das Filtrat wurde zum Kochen erhitzt, darauf wurden 10 Gr. chlorsaures
                              									Kali zugesetzt, dann wurde das Eisen abgeschieden und schließlich das Mangan in der
                              									gewöhnlichen Weise bestimmt.
                           Zur Prüfung dieses Verfahrens auf seine Genauigkeit wurden nachstehende Versuche
                              									ausgeführt:
                           1) Die Bestimmung des Mangans geschah nach der in der oben angegebenen Weise
                              									bewirkten Abscheidung des Kupfers; ich erhielt 2,380 Gr. Manganoxyduloxyd = 8,57
                              									Procent Mangan.
                           2) Das Mangan wurde, wie bisher gebräuchlich, nach der Abscheidung bloß des Eisens
                              									bestimmt; erhalten wurden 2,457 Gr. Manganoxyduloxyd = 8,85 Proc. Mangan.
                           Das in diesem Niederschlage enthaltene Kupfer wurde durch Fällung auf einen
                              									Platintiegel mittelst Zink bestimmt; ich erhielt 0,074 Gr. Kupfer, entsprechend
                              									0,093 Gr. Kupferoxyd. Ziehen wir dieses von der ursprünglichen Gewichtsmenge ab, so
                              									bleiben 2,364 Gr. Manganoxyduloxyd, entsprechend 8,52 Proc. Mangan.
                           Zwei weitere, in derselben Weise ausgeführte Versuche gaben: 1) Manganoxyduloxyd =
                              									2,375 Gr. = 8,55 Proc. Mangan;
                           
                           2) Manganoxyduloxyd (plus Kupferoxyd) = 2,459 Gr. = 8,86
                              									Proc. Mangan. Kupfer = 0,077 Gr., entsprechend 0,096 Gr. Kupferoxyd. Bringen wir
                              									diesen Betrag in Abzug, so bleiben Manganoxyduloxyd = 2,363 Gr. = 8,51 Proc.
                              									Mangan.
                           Stellen wir diese Resultate zusammen, so haben wir:
                           
                              
                                 Mangangehalt,bestimmt mittelst:
                                 ErsterVersuch:
                                 ZweiterVersuch:
                                 
                              
                                 der gewöhnlichen Methode
                                    8,85 Proc.
                                    8,86 Proc.
                                 
                              
                                 nach Abzug des Kupferoxydes
                                    8,52    „
                                    8,51   „
                                 
                              
                                 nach vorgängiger Abscheidung des Kupfers
                                    8,57    „
                                    8,55   „
                                 
                              
                           Bei jedem der mit 1) bezeichneten Versuche entzog sich eine Spur Kupfer der
                              									Abscheidung und konnte im geglühten Oxyduloxyde nachgewiesen werden.
                           Bei Anwendung der Methode nach welcher das Kupfer im Niederschlage bestimmt wird, muß
                              									man mit der größten Sorgfalt verfahren, da der Kupfergehalt ein nur sehr geringer
                              									ist; die Flüssigkeit muß unmittelbar nach vollständig erfolgter Auflösung des Zinkes
                              									decantirt und ein Säureüberschuß sorgfältig vermieden werden, weil sich sonst das
                              									Häutchen von metallischem Kupfer theilweise wieder auflöst.
                           Es ist klar, daß wenn man zur Fällung Ammoniumsulfid, oder Natriumsulfid, oder
                              									kohlensaures Natron anwendet, eine Abtrennung oder quantitative Bestimmung des
                              									Kupfers gleichfalls erforderlich ist.
                           Die genaue Bestimmung des Mangangehaltes der Spiegeleisensorten ist in commercieller
                              									Hinsicht von Belang; denn da das Mangan den wichtigsten Bestandtheil des
                              									Spiegeleisens ausmacht, so wird der Handelswerth dieser Eisensorte häufig bloß nach
                              									dem Procentgehalte an Mangan beurtheilt, während der durch die Gegenwart von Kupfer
                              									verursachte analytische Fehler gleichzeitig durch die Thatsache verschlimmert wird,
                              									daß das Kupfer nicht allein werthlos, sondern auch der Qualität des mit dem
                              									Spiegeleisen herzustellenden Productes absolut schädlich ist.
                           Die im Vorstehenden gebrauchten Aequivalentgewichte sind: Mn = 55; Cu = 63,4; O =
                              									16.