| Titel: | Ueber die Anwendung des Jods oder Broms zur Entdeckung geringer Mengen von Gold; von W. Skey, Chemiker der geologischen Untersuchungscommission von Neuseeland. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XVII., S. 59 | 
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                        XVII.
                        Ueber die Anwendung des Jods oder Broms zur
                           								Entdeckung geringer Mengen von Gold; von W. Skey, Chemiker der geologischen
                           								Untersuchungscommission von Neuseeland.
                        Aus Chemical News, vol. XXII p. 245; November
                              									1870.
                        Skey, über Entdeckung geringer Mengen von Gold durch Anwendung des
                           								Jods oder Broms.
                        
                     
                        
                           Die zahlreichen goldfreien oder nur geringe Goldmengen enthaltenden quarzigen Kiese,
                              									welche in der letzten Zeit hier auf Gold probirt werden mußten, machten es sehr
                              									wünschenswerth, ein analytisches Verfahren anwenden zu können, welches mit
                              									geringerem Aufwande an Zeit und Arbeit zum Ziele führt, als das bisher benutzte (mit
                              									Hülfe der Amalgamation). Nach mehrfachen Vorversuchen wendete ich meine
                              									Aufmerksamkeit ganz besonders der Anwendung des Jods oder Broms für den angegebenen
                              									Zweck zu.
                           Diese beiden Körper unterscheiden sich vom Chlor besonders durch ihre verhältnißmäßig
                              									schwächere Verwandtschaft zum Wasserstoffe, daher der Analytiker weit weniger zu
                              									befürchten hat, daß sich Wasserstoffsäuren bilden und in Folge davon neben dem
                              									Golde, dessen Abscheidung aus der zu untersuchenden Erzprobe beabsichtigt wird,
                              									gleichzeitig beträchtliche Quantitäten anderer Körper in Lösung gehen.
                           Das Jod ist auch wirklich schon mit Vortheil bei der Analyse gewisser Meteoriten zur
                              									Abscheidung des in denselben enthaltenen metallischen Eisens und Nickels benutzt
                              									worden; es verbindet sich mit diesen Metallen und läßt die gleichzeitig vorhandenen
                              									Silicate, Eisenoxyde und Schwefelmetalle unangegriffen zurück.
                           Dieses Verhalten des Jods zu anderen Substanzen veranlaßte mich, dasselbe und auch
                              									das Brom zu dem in Rede stehenden Zwecke versuchsweise anzuwenden.
                           Die im Folgenden mitgetheilten Versuche lieferten mir den Beweis, daß das Jod und
                              									Brom sicher und vortheilhaft zur Trennung des Goldes von seiner Bergart benutzt
                              									werden können.
                           Erster Versuch. – 2 Gramme gerösteter
                              										„Waschherd-Häuptel“ (buddle
                                 										headings) von einer in goldführendem Quarze betriebenen Grube an der
                              									Themse, welcher Schliech nach früheren Analysen ungefähr eine Unze Gold per Tonne enthält, wurden kurze Zeit mit ihrem gleichen
                              									Volum alkoholischer Jodlösung (Tinctura Jodi der
                              									Chemiker) tüchtig durchgeschüttelt und dann zum Absitzen hingestellt. Hierauf wurde
                              									ein Stück schwedisches Filtrirpapier mit der über dem ungelösten Rückstande
                              									stehenden klaren Flüssigkeit gesättigt, getrocknet und eingeäschert. Die erhaltene
                              									Asche erschien nicht weiß – wie es hätte seyn müssen, wenn sie rein gewesen
                              									wäre – sondern purpurfarbig. Die färbende Substanz wurde von Brom rasch
                              									aufgenommen – ein Beweis für die Gegenwart von Gold. Der ganze Versuch
                              									erforderte zwanzig Minuten Zeit.
                           Zweiter Versuch. – 1 Gramm von demselben Schliech,
                              									mit einer solchen Quantität Erde versetzt, daß der Goldgehalt der Probe auf 2
                              									Pennyweights per Tonne herabgedrückt war, wurde unter
                              									wiederholtem Umrühren zwei Stunden lang mit seinem gleichen Volum Jodtinctur in
                              									Berührung gelassen. Dann wurde ein Stück Filtrirpapier fünf Mal hinter einander mit
                              									der Tinctur gesättigt und jedesmal getrocknet, endlich wie beim ersten Versuche
                              									eingeäschert; auch in diesem Falle erschien der Aschenrückstand purpurfarben und gab
                              									dieselbe Reaction auf Gold.
                           Dritter Versuch. – 32 Gramme feingeriebener
                              									quarziger Hämatit wurden mit gefälltem metallischem Gold in dem einem Goldgehalte
                              									von 2 Pennyweights per Tonne entsprechenden Verhältnisse
                              									auf das Innigste gemengt, dann geglüht und hernach mit Bromwasser behandelt. Nach
                              									zwei Stunden wurde die Lösung filtrirt und auf das Volum von 20 Grain-Maaßen
                              									abgedampft, worauf sie mit Zinnchlorür die bekannte Goldreaction gab.
                           Vierter Versuch. – 100 Gramme desselben Hämatits
                              									wurden mit einer 1/2 Pennyweight per Tonne
                              									entsprechenden Quantität von gefälltem Golde zusammengerieben und auf dieselbe Weise
                              									wie beim dritten Versuch behandelt; diesesmal wurde aber die Masse nach Verlauf der
                              									zwei Stunden gut ausgewaschen und das Waschwasser zusammen mit dem ersten Filtrate
                              									eingedampft; ich erhielt darauf mit Zinnchlorür eine schwächere, aber noch immer
                              									entschiedene Goldreaction.
                           Fünfter Versuch. – Bei Anwendung von Jodtinctur
                              									anstatt des Broms erhielt ich bei Wiederholung des dritten und vierten Versuches
                              									gleiche Resultate; die einzige Abänderung bestand darin, daß ich wegen der
                              									schwächeren oder vielmehr langsameren Wirkung des Jods der Vorsicht halber die Probe
                              									mit dem Reagens zwölf Stunden lang in Berührung ließ.
                           Zur Vergleichung der Resultate des gewöhnlichen Amalgamationsverfahrens mit den
                              									vorhergehenden Methoden führte ich einige Versuche aus und fand dabei, daß man bei
                              									gleichem Aufwande an Arbeit nicht sicher ist zuverlässige Anzeigen von Gold zu
                              									erhalten, wenn der Gehalt desselben weniger als 2 Pennyweights per Tonne beträgt und man mit etwa 100 Grammen Substanz
                              									arbeitet.
                           Fassen wir die Resultate dieser Versuche zusammen, so ergibt sich, daß für
                              									qualitative Proben auf Gold überhaupt und für die quantitative Bestimmung dieses
                              									Metalles in gewissen Fällen, die Anwendung von Jod und Brom derjenigen des
                              									Quecksilbers vorzuziehen ist. Ferner ergibt sich, daß mittelst dieser Reagentien ein
                              									Goldgehalt von 1/2 Pennyweight per Tonne in einer
                              									Substanzmenge von 103 Grm. (etwa 4 Unzen) eisenhaltiger Erze leicht und rasch
                              									nachgewiesen werden kann.
                           Selbstverständlich würden sich, wenn man mit größeren Mengen Probemehl arbeitet,
                              									mittelst der beschriebenen Verfahrungsarten noch weit geringere Goldgehalte
                              									nachweisen lassen; doch ist die angegebene Minimalgrenze für die meisten Fälle
                              									genügend.
                           Diese Verfahrungsarten eignen sich besonders zur Abscheidung des Goldes aus Schwefelverbindungen
                              									(Sulfureten), weil das vorhergehende Rösten für dieselben äußerst günstig ist, nicht
                              									sowohl in chemischer, als vielmehr in mechanischer Beziehung, indem der Verlust in
                              									Folge der Ersetzung des Schwefels durch Sauerstoff 25 Gewichtsprocente beträgt,
                              									während das Volum constant oder doch beinahe constant bleibt; das Röstproduct erhält
                              									daher eine größere Porosität, wodurch sicher jedes Atom mit der Lösung dieser
                              									Reagentien in Berührung kommen kann. Diese mechanische Zugänglichgkeit kann aber
                              									offenbar für die Einwirkung des Quecksilbers nicht in gleichem Grade vortheilhaft
                              									seyn.
                           Durch die neuen Verfahrungsarten werden die goldhaltigen Schwefelmetallverbindungen
                              									(so weit es praktisch möglich ist) erschöpft, während außerdem die gleichzeitige
                              									Extraction anderer Bestandtheile vermieden wird oder nur in so geringem Maaße
                              									stattfindet, daß die eigentlichen Goldproben direct mit der concentrirten Lösung
                              									ausgeführt werden können.
                           Was nun die Wahl zwischen Jod und Brom anbetrifft, so würde ich das erstere
                              									vorziehen, wenn nur Spuren von Gold in der Erzprobe vermuthet werden oder wenn
                              									dieselbe ein feines Pulver bildet, wie es gewöhnlich der Fall ist, wenn die Bergart
                              									in Eisenkies besteht.
                           Beim Rösten derartiger Kiese muß die Temperatur gegen Ende des Processes bis zur
                              									vollen Rothgluth gesteigert werden, so daß die Eisensulfate sich zersetzen,
                              									widrigenfalls mit dem Golde auch viel Eisen in Lösung gehen würde.
                           Bei Gegenwart von viel kohlensaurem Kalk ist es rathsam, das geröstete Erz etc. mit
                              									kohlensaurem Ammoniak nochmals gelinde zu erhitzen, denn sonst könnte viel Kalk in
                              									die Jodid- oder Bromidlösung übergehen.
                           Andererseits ist beim Rösten eine zu hohe Temperatur zu vermeiden, denn sonst kann
                              									nach meinen Beobachtungen ein bedeutender Gehalt an Feingold der Auffindung durch
                              									das neue Verfahren entgehen, in Folge der theilweisen Verschlackung der
                              									leichtflüssigeren unter den vorhandenen Silicaten.