| Titel: | Modificirte Kelbe'sche Patent-Centrifugalreibe; von L. A. Thieme, Ingenieur-Chemiker in Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XLVI., S. 166 | 
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                        XLVI.
                        Modificirte Kelbe'sche Patent-Centrifugalreibe; von
                           									L. A. Thieme,
                           								Ingenieur-Chemiker in Dresden.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Thieme's modificirte Kelbe'sche
                           								Patent-Centrifugalreibe.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich kommt es bei der Bereitung eines Breies aus Früchten (Runkelrüben,
                              									Kartoffeln etc.) besonders auf die durchgängige Zerstörung der Zellen an, damit eine
                              									vollkommene Aufschließung der ganzen Frucht erfolge. Bei den gebräuchlichen
                              									Reibmaschinen gerathen aber die Früchte in Folge des regelmäßig wiederkehrenden
                              									Rückganges des Zuführapparates in's Rollen, und daher werden von den Zähnen der
                              									Reibe kleine Stücke aus denselben ausgebrochen, welche, weil nicht völlig zerstört,
                              									auch bei der stärksten Pressung ihren Saft zurückhalten. Relativ am vollkommensten
                              									wird dieser Uebelstand durch die Kelbe'sche
                              									Patent-Centrifugalreibe (siehe Sammlung von Zeichnungen für die
                              										„Hütte“ Jahrgang 1857) vermieden. Bei dieser Reibe werden
                              									die Früchte von einer rotirenden Flügelscheibe gegen eine feststehende Trommel
                              									geschleudert und an derselben vorbei geführt; eine solche Centrifugalreibe, obgleich
                              									viel wirksamer als die bisherigen Poussoirreiben, bietet jedoch dem Rollen der
                              									Früchte noch einen bedeutenden Spielraum, so daß durch sie in der That noch kein
                              									ganz gleichmäßiger Brei geliefert wird.
                           Diese Erfahrung und die Schwierigkeit der Abführung des Breies, sowie die
                              									Unzulänglichkeit des bloßen Wegspülens desselben durch Wasser, haben mich zu einer
                              									Modification der Kelbe'schen Reibe geführt, welche im
                              									Wesentlichen darin besteht, daß I) ein Behälter angebracht ist, in welchem die
                              									Früchte zusammengedrängt der Reibfläche zugeschoben werden, und 2) die feststehende
                              									cylindrische Reibtrommel durch eine rotirende conische ersetzt ist. Ich theile hier
                              									eine nähere Beschreibung dieser modificirten Kelbe'schen
                              									Centrifugalmaschine mit.
                           Eine senkrechte Welle a, Fig. 13, die an ihrem
                              									unteren Ende durch eine Riemenscheibe M in Umdrehung
                              									versetzt wird, trägt eine Rinne A (Fig. 13 und Fig. 14),
                              									deren Wandungen p parabolisch geformt, in inen Trichter
                              										N (Fig. 13) hineinragen;
                              									letzterer ist auf erstere festgeschraubt. Durch den Trichter N, die
                              									Wandungen p und den Boden k
                              									der Rinne A wird ein Raum begrenzt, der nach drei
                              									Richtungen offen bleibt; nämlich in horizontaler Richtung an beiden Enden der Rinne
                              										A, und senkrecht hierauf an der Mündung des
                              									Trichters N. Die oben in den Trichter N geschütteten Früchte gelangen in die Rinne A und werden bei der Drehung desselben durch die
                              									Centrifugalkraft nach zwei Seiten gegen die Reibtrommel B, welche diesen Zuführapparat umgibt, angetrieben und an denselben
                              									vorbeigeführt. Die mantelförmige Reibtrommel B wird von
                              									einem abgestumpften, aufrechten, 80° spitzen Hohlkegel gebildet und ruht auf
                              									den Klötzen i, i (Fig. 13 und Fig. 14) der
                              									Scheibe C; durch die Schrauben b,
                                 										B und C sind beide mit einander verbunden. Die
                              									Scheibe C setzt sich als Hohlwelle (Fig. 13) fort, welche
                              									über die senkrechte Welle a gesteckt ist. f bildet den Zwischenraum zwischen dieser Scheibe C und dem unteren Rande q
                              									des Mantels B, sowie zwischen den Klötzen i, i (Fig. 13 u. 14). Die
                              									Hohlwelle wird durch die Riemenscheibe L im
                              									entgegengesetzten Sinne zur inneren Welle umgetrieben. Die Bewegungen dieser beiden
                              									Wellen werden gleichzeitig durch einen Riemen, der über die Scheiben g der horizontalen Welle P,
                              									von denen die eine los, die andere fest ist, läuft, vermittelt; g ist die Antriebsscheibe der Maschine. Von der
                              									Grundplatte E (Figur 13) erheben sich
                              									drei Säulen e, e, welche die Traverse D tragen; auf dieser Traverse ruht mittelst eines
                              									Ansatzes die äußere oder Hohlwelle, während die innere in einem Spurlager F läuft; d bilden Lager für
                              									die verticale Welle; G sind die Lagerböcke für die
                              									Antriebswelle P. Die Traverse D trägt einen gußeisernen Mantel h, welcher
                              									den unteren Theil der Reibtrommel umgibt, nach einer Seite sich öffnet und dort den
                              									Ausflußcanal bildet, der in den Schlott J und in die
                              									Schöpfrinne K übergeht; nach oben setzt sich h als ein Blechmantel H
                              									fort. Dieser letztere Apparat dient zur Aufnahme und Ableitung des Breies und
                              									schützt den Antrieb vor Verunreinigung durch denselben.
                           Die Construction der Reibtrommel B ist der Thierry'schen ähnlich; gezahnte Stahlblätter m, Fig. 15, abwechselnd mit
                              									höheren Zwischenleisten l, stecken mit ihren Enden in
                              									Ruthen s und t der Ringe q
                              									Fig. 14,
                              									welche letztere durch Blech mit einander verbunden sind. Durch Lösen der Schrauben
                              										b läßt sich der Reibmantel abheben, wornach die
                              									Auswechselung der Stahlblätter und Holzleisten sehr leicht bewerkstelligt werden
                              									kann. Das Einsetzen derselben geschieht von Innen, und durch Uebergießen mit warmem
                              									Wasser wird das Aufquellen der Hölzer hervorgerufen, wodurch das Ganze Festigkeit
                              									erhält.
                           Schließlich sey noch die Vorrichtung erwähnt, durch welche das Auftreten ungeriebener Fruchttheile
                              									möglichst verhütet wird. Wie bei der Thierry'schen Reibe
                              									sind auch hier zwei stellbare Schienen l mit
                              									Stellschrauben o angebracht, nämlich an den Enden der
                              									Rinne A (Fig. 13). Die Wirkung
                              									derselben wird durch den conischen Bau der Reibtrommel wesentlich unterstützt; denn
                              									jedes flache Fruchtstück (Fladen, Schwarte), welches möglicherweise durchgerissen
                              									würde, bleibt, durch die Centrifugalkraft angedrückt, an den Zähnen der Reibeblätter
                              									haften und wird, von dem nachfolgenden anderen Ende der Rinne (an der nicht von
                              									einer Schiene verdeckten Seite, s. Fig. 14) aufgefangen,
                              									einer wiederholten Zerreibung unterworfen.
                           Die Wirkungsweise dieser Reibmaschine ist nun folgende: Sind die Früchte durch den
                              									Trichter N, in welchen gleichzeitig ein Wasserstrahl
                              									geleitet wird, in den Apparat hineingeworfen, so wird durch die Rotation der Rinne
                              									dessen Inhalt mittelst der Centrifugalkraft an den Reibmantel angedrückt und
                              									zerrieben. Da wo die Früchte an den Reibmantel anliegen, kann der entstandene Brei
                              									nicht ausweichen; indem aber diese Stellen fortschreiten, werden sie frei, wornach
                              									der zwischen den Blättern befindliche Brei von der Centrifugalkraft längs der
                              									inneren Seite des Reibmantels nach unten zwischen der Scheibe C und dem Mantel B durch f hindurch fortgeschleudert wird. Selbstverständlich
                              									kann der Brei den Zwischenraum f nur dort verlassen wo
                              									der Mantel h sich nach dem Schlott J öffnet. Durch diesen Schlott wird er abgeführt und aus
                              									der Rinne K geschöpft.
                           Angenommen, daß die Zuführrinne A dieselbe Größe besitzt
                              									wie bei der Thierry'schen Doppelreibe und deren Poussoire
                              									doppelt so schnell den Rücklauf vollenden als sie die Früchte an die Trommel stoßen,
                              									so läßt sich die Leistung der modificirten Kelbe'schen
                              									Reibe bei 500 Umdrehungen auf eine Thierry'sche
                              									Doppelreibe zurückführen, deren Reibtrommel 0,6 Meter Durchmesser hat und 3/2 . 2 .
                              									500 = 1500 Umdrehungen macht.
                           Die Vorzüge der im Vorstehenden beschriebenen Reibe sind nun folgende: 1) die Reibe
                              									wirkt stetig; 2) sie liefert einen sehr gleichmäßigen Brei; 3) sie verreibt bei
                              									mäßiger Umdrehung mehr Früchte als die üblichen Poussoirreiben; 4) die Trommel läßt
                              									sich leicht und bequem auswechseln; 5) die Construction ist einfach und solid, indem
                              									Nichts vorhanden ist, was brechen kann.
                           Der Preis der Maschine beläuft sich, durch den Verfasser bezogen, auf etwa zwei
                              									Drittel von dem der Doppelreiben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
