| Titel: | Ueber die verschiedenen Methoden zur Bestimmung des Kohlenstoffes im Stahl; von W. D. Hermann in London. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LVII., S. 212 | 
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                        LVII.
                        Ueber die verschiedenen Methoden zur Bestimmung
                           								des Kohlenstoffes im Stahl; von W. D. Hermann in London.
                        Aus Journal
                              									of the Chemical Society durch Engineering, November 1870, S.
                              								341.
                        Hermann, über die Bestimmung des Kohlenstoffes im
                           								Stahl.
                        
                     
                        
                           Eine der bedeutendsten Schwierigkeiten der Eggertz'schen
                              									colorimetrischen Kohlenstoffprobe,Beschrieben im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 136. welche durch die Unbeständigkeit der benutzten farbigen, bekanntlich aus
                              									einer Lösung von gebranntem Zucker bestehenden Normalflüssigkeit bedingt ist, wurde
                              									vor einiger Zeit von Valentin dadurch beseitigt, daß er
                              									anstatt derselben mit vollständigem Erfolge eine durch Einwirkung des Sonnenlichtes
                              									zersetzte Lösung von Indigschwefelsäure anwandte. Eine im
                              									Juli 1868 versiegelte Portion dieser Lösung hat sich bis jetzt vollkommen erhalten
                              									Proben von derselben Indiglösung sind mit gleich günstigem Erfolge auf den
                              									Stahlwerken von Siemens, sowie auf verschiedenen
                              									Stahlhütten in Sheffield angewendet worden.
                           Obgleich durch den Ersatz einer unbeständigen Flüssigkeit durch eine beständige
                              									colorimetrische Normallösung viel gewonnen worden war, so zeigte es sich doch, daß
                              									die Farbe der salpetersauren Lösung verschiedener Stahlproben, namentlich der
                              									kohlenstoffreicheren Sorten, hinsichtlich ihrer Abstufung nicht immer mit derjenigen
                              									der neuen Normallösung übereinstimmte. Ich fand, daß eine mit einer größeren oder
                              									geringeren Menge einer Lösung von salpetersaurem
                                 										Kobaltoxydul versetzte Lösung von zweifach-chromsaurem Kali dem Zwecke besser entsprach, wenn
                              									verschiedene Farbentöne von Stahllösungen zu vergleichen waren, obgleich die Farbe
                              									einer Säule dieser Flüssigkeit, von oben betrachtet, unabänderlich gelb und
                              									derjenigen der Stahl- oder Indiglösung ganz unähnlich erscheint. Auch bei der
                              									Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes härterer Stahlsorten mittelst der Eggertz'schen Normalflüssigkeit hatte ich mit einigen Schwierigkeiten zu
                              									kämpfen, und da die Abweichungen in der Färbung der Lösungen sich meist dann
                              									zeigten, wenn Stahlsorten von höherem Kohlenstoffgehalte in Salpetersäure gelöst und
                              									dann auf die Stärke der Normallösung (= 0,5 Procent Kohlenstoff) verdünnt wurden, so
                              									kam ich natürlich auf die Vermuthung, daß die verschiedene Verdünnung keine ganz
                              									proportionale Veränderung im Farbentone der Normallösung hervorbringen dürfte, was
                              									mich veranlaßte die auf colorimetrischem Wege erhaltenen Resultate durch andere
                              									analytische Methoden zu controlliren.
                           Namentlich stellte sich hierzu ein Verfahren als sehr verführerisch dar – die
                              									in der englischen Ausgabe von Fresenius'
                              										„quantitativer Analyse“ als „A. H. Elliott's Verfahren“ beschriebene Methode,
                              									welche in Kürze folgende ist:
                           2 bis 2 1/2 Grm. des mäßig zerkleinten Roheisens werden unter Anwendung gelinder
                              									Wärme in einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd aufgelöst. Das niedergeschlagene
                              									Kupfer wird mittelst Chlorwasserstoffsäure und Kupferchlorid entfernt, dann der
                              									ausgeschiedene Kohlenstoff auf einem Asbestfilter gesammelt, durch Auswaschen von
                              									den anhaftenden Chloriden befreit und in einem Kölbchen mit einem Gemisch von
                              									Schwefelsäure und Chromsäure erhitzt. Die durch die Oxydation entstandene
                              									Kohlensäure wird getrocknet und zur Absorption in ein mit Natronkalk gefülltes Uförmiges Rohr geleitet. Nachdem die Gasentwickelung
                              									aufgehört hat, läßt man den Kolben erkalten und treibt alle in dem Apparate
                              									enthaltene Kohlensäure mittelst eines langsamen Stromes reiner trockener Luft in das
                              									Natronkalkrohr.
                           Diese Methode weicht von dem im deutschen Originale desselben WerkesAnleitung zur quantitativen Analyse, fünfte Auflage, S. 820. beschriebenen Verfahren von Ullgren nur in
                              									folgenden Punkten ab:
                           1) in der Beseitigung des Apparates welcher zur Condensirung der sauren Dämpfe dient,
                              									die aus dem Gemisch, worin der Kohlenstoff erhitzt wird, entweichen;
                           2) darin, daß Elliott, anstatt die durch die Einwirkung
                              									des Kupfervitriols auf das Eisen entstandene Lösung von Eisenvitriol zu decantiren
                              									und den Rückstand sofort mit dem Gemisch von Chromsäure und Schwefelsäure zu
                              									behandeln, es vorzieht das niedergeschlagene metallische Kupfer durch
                              									Chlorwasserstoffsäure und Kupferchlorid zu entfernen, und den Kohlenstoff durch
                              									Asbest zu filtriren.
                           
                           Hierdurch wird das Verfahren noch complicirter gemacht, denn das Filtriren und
                              									Auswaschen der Chloride erfordert, je nach der vorhandenen Kohlenstoffmenge, zwei
                              									Stunden bis zwei Tage. Wenn auch die Lösung im Anfange ziemlich rasch durch das
                              									Filter geht, so tritt doch, nachdem sich eine Kohlenstoffschicht auf dem Asbest
                              									abgesetzt hat, fast gar keine Flüssigkeit mehr hindurch; überdieß hat man bei dieser
                              									Art von Filtration einen Verlust an Kohlenstoff zu befürchten. Meinen Beobachtungen
                              									zufolge läßt sich die Mühe des Auswaschens bedeutend verringern, wenn man die durch
                              									die Einwirkung des Schwefelsäure-Chromsäure-Gemisches entwickelten
                              									Gase, bevor sie in die Trockenröhren treten, durch ein kleines Uförmiges Glasrohr leitet, welches Glasstücke enthält,
                              									die mit einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd befeuchtet sind. Bei einer nach
                              									dieser Methode ausgeführten Untersuchung von vier verschiedenen StahlprobenHrn. R. Smith, Ingenieur der Porter Stahlwerke zu Sheffield, verdanke ich die zu diesen
                                    											Versuchen verwendeten acht Proben von Tiegelgußstahl. erhielt ich folgende Kohlenstoffmengen:
                           
                              
                                 Proben.
                                 VII.
                                 IV.
                                 III.
                                 A.
                                 
                              
                                 Erste Analyse
                                  0,903
                                 0,451
                                 0,421
                                 0,9422
                                 
                              
                                 zweite  „
                                    0,7824
                                 0,554
                                 0,533
                                 0,9433
                                 
                              
                                 dritte    „
                                  0,734
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Wenn sich auch mit Ullgren's Methode oder mit der Elliott'schen Modification derselben genaue Resultate
                              									erhalten lassen, so ist dieselbe, meinen Erfahrungen zufolge, doch sehr umständlich
                              									und erfordert große Sorgfalt und ununterbrochene Aufmerksamkeit. Da die directesten
                              									analytischen Methoden bekanntlich die besten sind, so entschloß ich mich zur
                              									unmittelbaren Verbrennung des Eisens, bez. Stahles in einem Sauerstoffstrome
                              									– einem Verfahren welches meines Wissens zuerst von Wöhler empfohlen wurde. Die durch Verbrennen von Eisen in Sauerstoff
                              									erzeugte Hitze ist natürlich eine sehr bedeutende und die besten Verbrennungsröhren
                              									zerspringen beim Abkühlen sehr oft. Ich überwand diese Schwierigkeit, indem ich
                              									anstatt eines Glas- oder Porzellanrohres ein Platinrohr von der in
                              									nachstehender Figur dargestellten Form benutzte, welches mir von Hrn. Valentin zur Verfügung gestellt und von demselben zur
                              									Bestimmung des Schwefels im Steinkohlenleuchtgas benutzt worden war. Mittelst dieses
                              									Apparates konnte ich eine Verbrennung nach der anderen mit der größten Leichtigkeit
                              									ausführen.
                           
                           Der zwischen a und b
                              									befindliche weitere, 4 Zoll lange Theil des Rohres wird mit gekörntem, durch Glichen
                              									von Kupferdraht in einem Luftstrom dargestelltem Kupferoxyd gefüllt. Bei a und b werden kleine
                              									Asbestpfropfen eingesetzt, um das Kupferoxyd an seiner Stelle zurückzuhalten. Der
                              									zwischen a und c befindliche
                              									Rohrtheil dient zur Aufnahme des die zu verbrennende Substanz enthaltenden
                              									Porzellan- oder Platinschiffchens; nach dem Einsetzen des letzteren wird das
                              									offene Rohrende mit einem Korke d verschlossen, welches
                              									durch Umwickeln der äußeren Seite bei e mit einem nassen
                              									Lappen abgekühlt wird. Das andere Ende des Platinrohres wird mittelst des
                              									Bajonnetschlusses f mit einem innen verzinnten
                              									Bronzerohre und bei g mit einem kleinen, Bleisuperoxyd
                              									enthaltenden Glasrohre verbunden; letzteres wird in gewöhnlicher Weise mit einem
                              									Trockenrohre und einem Kaliapparate in Verbindung gesetzt. Das Sauerstoffgas wird
                              									dem Verbrennungsrohre durch den Ansatz h zugeführt. Die
                              									Verbrennung wird auf die übliche Weise geleitet; nur muß das Rohr mittelst eines Griffin'schen Gasverbrennungsofens erhitzt werden.Ich brauche wohl kaum zu bemerken, daß ein für derartige Verbrennungen im
                                    											Allgemeinen (nicht bloß für die Bestimmung des Schwefels im
                                    											Steinkohlenleuchtgase) geeignetes Rohr in viel einfacherer Weise construirt
                                    											werden könnte.
                              								
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 215
                              
                           Den ersten Versuch führte ich mit reinem Zucker aus, um zu erfahren ob ein
                              									Sauerstoffstrom in Verbindung mit einer nur 4 Zoll starken Schicht von Kupferoxyd
                              									zur Umwandlung des gesammten Kohlenstoffes in Kohlensäure hinreicht. Das Ergebniß
                              									fiel vollständig befriedigend aus; die Menge der erhaltenen Kohlensäure entsprach
                              									42,086 Proc, anstatt der von der Theorie geforderten 42,105 Proc., so daß ein
                              									Verlust von nur 0,019 Proc. stattgefunden hatte.
                           Hierauf wurde das Platinrohr zur Verbrennung des durch Anwendung von Elliott's Methode erhaltenen, gut ausgewaschenen und
                              									scharf getrockneten kohligen Rückstandes benutzt. Ein gewöhnliches gläsernes
                              									Verbrennungsrohr würde dem Zwecke fast eben so gut entsprechen, da die zur
                              									Verbrennung dieses Rückstandes erforderliche Hitze nicht sehr intensiv ist. Die
                              									erhaltenen Resultate waren gut, obgleich durch die Uebertragung des Rückstandes aus
                              									dem Trichter in das Schiffchen ein geringer Verlust verursacht wurde.
                           
                           Bei der Bestimmung des im Stahle enthaltenen Kohlenstoffes durch directe Verbrennung verfuhr ich in folgender Weise. Der
                              									vorher durch Anlassen weich gemachte Stahl wurde mittelst einer einhiebigen Feile in
                              									feine Späne verwandelt. Die Vortheile einer derartigen Feile sind zweifach: 1) die
                              									Gefahr des Abbrechens von Zähnen ist auf ein Minimum reducirt; 2) die erhaltenen
                              									Späne bilden feine Schnitzel, wodurch ihre rasche und vollständige Oxydation sehr
                              									begünstigt wird. Von diesen Spänen wurden nun, je nach dem Kohlenstoffgehalte 1 bis
                              									2,5 Grm. in einem kleinen Platinschiffchen abgewogen und dieses dann in das
                              									Platinrohr eingeschoben, dessen vorderer, das Kupferoxyd enthaltender Theil vorher
                              									zum Rothglühen erhitzt worden war. Alle Hähne unter dem Rohrtheile welcher das mit
                              									den Stahlspänen gefüllte Schiffchen enthält, können auf einmal aufgedreht werden, da
                              									eine plötzliche Bildung von Kohlensäure nicht zu befürchten ist. Hierauf wurde ein
                              									mäßig rascher Strom von Sauerstoff (welchen ich aus chlorsaurem Kali entwickelte und
                              									behufs der Reinigung und des Austrocknens erst durch eine Lösung von salpetersaurem
                              									Silberoxyd, dann durch eine solche von Kalihydrat ziehen ließ, und schließlich durch
                              									Röhren die mit Stückchen von grob gepulvertem und mit concentrirter Schwefelsäure
                              									angefeuchtetem Glase gefüllt waren), durch das Rohr geleitet. Die durch die
                              									Verbrennung des im Stahle enthaltenen Kohlenstoffes gebildete Kohlensäure nebst dem
                              									ihr beigemischten überschüssigen Sauerstoff ließ ich durch ein kleines mit
                              									Bleisuperoxyd gefülltes Rohr ziehen, um allenfallsige durch die Oxydation von
                              									Schwefel entstandene Spuren von Schwefligsäure zurückzuhalten, dann noch durch ein
                              									Chlorcalciumrohr, bevor sie in den Kaliapparat trat. Dieser letztere wurde mit einem
                              									kleinen, mit Stücken von Aetzkali gefüllten Sicherheitsrohre verbunden, um die von
                              									dem überschüssigen trockenen Sauerstoffe aus der Aetzkalilösung des Kugelapparates
                              									mitgerissene Feuchtigkeit zurückzuhalten.
                           Die zur vollständigen Verbrennung erforderliche Zeit hängt von der Menge und den
                              									Aggregatzustand des angewendeten Stahles, sowie von der Temperatur ab. Die Oxydation
                              									von 2 Grm. Stahl war gewöhnlich in vierzig Minuten beendigt. Werden die Feilspäne in
                              									ein Platinschiffchen gebracht, so ist es rathsam, die Temperatur nicht zu hoch zu
                              									steigern und den Sauerstoffstrom nicht zu rasch durch das Rohr ziehen zu lassen, da
                              									sonst die durch die Verbrennung des Eisens in diesem Gase erzeugte Hitze so intensiv
                              									ist, daß das Eisenoxyd schmilzt und das Schiffchen beschädigt. Bei Anwendung einer
                              									mäßigen Hitze ist dieß nicht zu befürchten. Das entstandene Oxyd, welches
                              									unabänderlich die Zusammensetzung Fe²O³
                              									hat, ließ sich aus dem Schiffchen in Form einer halbgeschmolzenen, nicht magnetischen Masse leicht
                              									entfernen. Seine Zusammensetzung erwies sich so constant, daß sie als zuverlässiges
                              									Kennzeichen einer vollständigen oder unvollständigen Verbrennung diente. Wenn daher
                              									dieser Rückstand beim Wägen in seiner Quantität mit der Formel Fe²O³ nicht übereinstimmte, so brachte ich
                              									das Schiffchen stets wieder in das Verbrennungsrohr zurück.
                           Die Uebereinstimmung der durch den Versuch gefundenen Gewichtsmenge des Oxydes mit
                              									der theoretisch berechneten, sowie die Constanz des Kohlenstoffgehaltes ergibt sich
                              									aus der folgenden Tabelle:
                           
                              
                                 Stahlprobe, Nr. VII.
                                 Menge des
                                    											zurVerbrennungverwendetenStahles.
                                 GefundenerProcentgehaltan
                                    											Kohlenstoff.
                                 GefundenesEisenoxyd(Fe²O³).
                                 BerechneteMenge desEisenoxydes.
                                 
                              
                                 Erster Versuch
                                 1,3935
                                 0,7632
                                 1,9765
                                 1,9755
                                 
                              
                                 zweiter Versuch
                                   1,58105
                                 0,7590
                                 2,2423
                                 2,2415
                                 
                              
                                 dritter Versuch
                                 1,2045
                                 0,7585
                                 1,706  
                                 1,707  
                                 
                              
                           Das von Eggertz zur Erzielung genauer Resultate mittelst
                              									seiner colorimetrischen Probe empfohlene Verfahren ist, kurz zusammengefaßt, das
                              									nachstehende.
                           Man behandelt ungefähr 1 Grm des zu untersuchenden Stahles mit 1 bis 5
                              									Kubikcentimeter Salpetersäure von 1,2 spec. Gewicht. Nachdem der Stahl aufgelöst
                              									ist, erhitzt man die Lösung auf 80° C. und erhält sie auf dieser Temperatur
                              									bis sich kein Gas mehr entwickelt, wozu gewöhnlich zwei bis drei Stunden
                              									erforderlich sind. Hierauf wird die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt, bis ihre
                              									Färbung mit derjenigen einer Normalstahllösung übereinstimmt, welche im
                              									Kubikcentimeter 0,0001 Grm. Kohlenstoff enthält.
                           Ich habe die Einzelheiten dieser Methode verschiedentlich abgeändert, dabei aber
                              									gefunden, daß man von dem ursprünglichen Verfahren nicht abweichen kann, ohne die
                              									Genauigkeit der Resultate zu beeinträchtigen. So z.B. ist die Wirkung eines länger
                              									als vorgeschrieben fortgesetzten Digerirens bei 80° C. oder die Wirkung eines
                              									kurze Zeit dauernden Kochens aus folgenden, mit der Stahlprobe A ausgeführten Versuchen deutlich ersichtlich:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Proc. Kohlenstoff
                                 
                              
                                 Durch Verbrennung wurde bei
                                    											zwei        Versuchen
                                    											erhalten
                                 
                                    
                                    
                                 0,9210,922
                                 
                              
                                 Durch etwa dreistündige Digestion bei 80°
                                    											C.  
                                    											„            „
                                 
                                 0,931
                                 
                              
                                     „      „      fünfzehnstündige  „      „  
                                    											80° C.  
                                    											„            „
                                 
                                    
                                    
                                 0,4920,4770,455
                                 
                              
                                     „      „      
                                    											zweistündige      
                                    											„      „ 100°
                                    											C.  
                                    											„            „
                                 
                                    
                                    
                                 0,6600,714
                                 
                              
                           
                           Die Ursachen derartiger Fehler lassen sich natürlich unschwer vermeiden; eine nicht
                              									so leicht zu beseitigende Schwierigkeit veranlaßt aber die Thatsache, daß Proben von
                              									derselben Stahlsorte, unter denselben Umständen behandelt, bei gleich starker
                              									Verdünnung verschieden gefärbte Lösungen geben, indem dieselben einen grünen,
                              									röthlichen oder gelblichen Ton besitzen; einmal gleicht die Flüssigkeit in dieser
                              									Hinsicht der Indiglösung, ein anderesmal nähert sie sich dem Gemisch von
                              									Kalibichromat und salpetersaurem Kobaltoxydul, und manchmal weicht sie von beiden
                              									ab. Auch geben Stahlsorten von verschiedenem Kohlenstoffgehalte, wenn man bis zur
                              									Normalstärke, d.h. so weit verdünnt, daß jeder Kubikcentimeter 0,0001 Grm.
                              									Kohlenstoff enthält, selten Lösungen von derselben Färbung. So wird man bei zwei
                              									Stahlsorten von z.B. 1,0 und bezüglich 0,25 Proc. Kohlenstoffgehalt in der Regel
                              									finden, daß der kohlenstoffreichere Stahl bei der Verdünnung zur Normalstärke eine
                              									röthlich gefärbte Lösung gibt, während die Lösung der anderen, nur 0,25 Procent
                              									Kohlenstoff enthaltenden Sorte einen grünlichen Ton zeigt. In derartigen Fällen läßt
                              									sich eine Annäherung zur Wahrheit dadurch vermitteln, daß man weniger den Ton, als
                              									die Tiefe der Färbung berücksichtigt. Ein besseres
                              									Verfahren besteht jedoch darin, daß man sich verschiedene Normallösungen bereitet,
                              									deren jede zwar 0,0001 Grm. Kohlenstoff per
                              									Kubikcentimeter enthält, aber einen anderen Farbenton besitzt. Dieß ist leicht auf
                              									die Weise ausführbar, daß man nach Eggertz's Vorschriften
                              									bekannte Mengen verschiedener Stahlsorten, welche abweichende (vorher durch directe
                              									Verbrennung genau bestimmte) Kohlenstoffmengen enthalten, auflöst, und jede dieser
                              									Lösungen auf die Normalstärke verdünnt. Die so erhaltenen Lösungen können nicht
                              									unmittelbar als Normalflüssigkeiten benutzt werden, da sie ihre Farbe sehr bald
                              									verlieren, selbst in zugeschmolzenen Gefäßen. Man muß daher ihre Färbungen durch
                              									irgend einen beständigen Körper nachahmen, z.B. durch die zersetzte Indiglösung oder
                              									durch das Gemisch von zweifach-chromsaurem Kali und salpetersaurem
                              									Kobaltoxydul. Zur Vergleichung von Stahlsorten welche einen niedrigen
                              									Kohlenstoffgehalt besitzen, ist die Indiglösung unschätzbar; bei stärker gekohlten
                              									Sorten hingegen gebe ich dem erwähnten Salzgemisch den Vorzug. Selbstverständlich
                              									müssen die Stahllösungen sowohl, als auch die gefärbten Normalflüssigkeiten in
                              									Röhren von demselben Durchmesser enthalten seyn. Bei meinen Versuchen benutzte ich
                              									gewöhnliche Probirgläser von 1/2 Zoll Durchmesser und etwa 5 Zoll Länge, welche in
                              									Kubikcentimeter eingetheilt waren.
                           Durch höchst sorgfältiges Experimentiren nach Eggertz's
                              									Vorschriften wurden die nachstehenden Resultate erhalten:
                           
                           
                              
                                 Stahl vonCrewe.
                                 Nr. VIII.
                                 Nr. VII.
                                 Nr. VI.
                                 Nr. V.
                                 Nr. IV.
                                 Nr. III.
                                 Nr. 0.
                                 
                              
                                 1,4401,239
                                 1,3671,2121,5151,1601,6921,1351,151
                                 0,8100,6350,8980,8460,9210,6250,844
                                 0,7430,8270,7130,6110,4960,676
                                 0,6450,6700,5470,5880,5150,560
                                 0,4920,5580,4840,5250,4100,451
                                 0,3300,3650,3400,360
                                 0,2670,3180,2720,276
                                 
                              
                                 Im Mittel 1,339
                                 1,319
                                 0,789
                                 0,701
                                 0,587
                                 0,486
                                 0,349
                                 0,283
                                 
                              
                           In der folgenden Tabelle sind Resultate zusammengestellt, welche ich bei Anwendung
                              									der vier verschiedenen Methoden zur Bestimmung des Kohlenstoffes in den Stahlproben
                              									erhielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Nr. VIII.
                                 Nr. VII.
                                 Nr. VI.
                                 Nr. V.
                                 Nr. IV.
                                 Nr. III.
                                 Nr. 0.
                                 A.
                                 
                              
                                 Mittelst
                                    											derChromsäure-Methodebestimmt.
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 1,248
                                 0,9030,78240,734
                                 0,724
                                 0,6701
                                 0,451 0,554
                                 0,4214 0,553
                                 0,349
                                 0,9433 0,9422
                                 
                              
                                 Durch directe Verbrennungder
                                    											Feilspäne inSauerstoffgasbestimmt
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 1,802 1,1510
                                 0,76320,7590,7584
                                 0,649 0,620
                                 
                                 
                                 0,3596 0,3592
                                 0,273
                                 0,921 0,922
                                 
                              
                                 Mittelst Verbrennungdes
                                    											Kohlenstoffes welcherdurch Auflösen desStahles in
                                    											schwefelsauremKupferoxyd abgeschiedenwurde.
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 1,165
                                 0,7086
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mittelst des
                                    											colorimetrischenVerfahrens bestimmt.Mittel aus
                                    											dervorhergehenden Tabelle.
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 1,319
                                 0,789
                                 0,701
                                 0,587
                                 0,486
                                 0,349
                                 0,283
                                 
                                 
                              
                           Aus meinen Untersuchungen ergibt sich:
                           1) Daß Eggertz's Verfahren nicht angewendet werden kann, wenn der Kohlenstoffgehalt bedeutend ist und
                              									genau bestimmt werden soll.
                           2) Das Verfahren, nach welchem der Stahl in Form von Spänen im Sauerstoffstrome
                              									verbrannt wird, verdient, da es ein directes und rasch ausführbares ist und genaue
                              									Resultate zu geben vermag, den Vorzug.
                           3) Von der vollständig erfolgten Verbrennung kann man sich
                              									nach meinem Verfahren leicht überzeugen, während dieser Punkt bei der bisherigen
                              									Ausführungsweise des Verbrennungsprocesses stets in Zweifel bleibt.