| Titel: | Schwarze Glanzfarbe auf Zuckerpapier; von Dr. Kielmeyer. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LXIV., S. 233 | 
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                        LXIV.
                        Schwarze Glanzfarbe auf Zuckerpapier; von Dr.
                           									Kielmeyer.
                        Aus der Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei,
                              									Druckerei etc., 1871, Nr. 4.
                        Kielmeyer, Darstellung schwarzer Glanzfarbe auf
                           								Zuckerpapier.
                        
                     
                        
                           Solches Papier, von der Stärke eines gewöhnlichen Packpapieres, auf der einen Seite
                              									mit einer schwarzen glänzenden Farbe gedeckt, findet vielfach Anwendung und wird
                              									besonders in Oesterreich in größerer Menge für Zuckerfabriken hergestellt oder auch
                              									an Stelle von Wachsleinen verwendet.
                           Das Papier wird in Bogen geschnitten und von Hand mittelst Bürsten mit einer Farbe
                              									angestrichen die aus Blauholzabsud, Eisenvitriol und Kartoffelstärke besteht. Dann
                              									wird es in einem auf 20° R. erwärmten Saale aufgehängt, wo das Papier auf der
                              									bestrichenen Seite ein mattes Dunkelgrau zeigt. Hierauf nimmt man die trockenen
                              									Bogen wieder ab, bestreicht sie zum zweiten Mal mittelst Bürsten mit einer
                              									Leimlösung und hängt wieder zum Trocknen auf. Das Schwarz ist jetzt fertig und hat
                              									einen lebhaften Glanz; aber offenbar vertheuern die doppelten Manipulationen den an
                              									und für sich einfachen Artikel, so daß es angezeigt war, eine anders
                              									zusammengesetzte Farbe zu suchen, welche, ohne auf die Rückseite des Papieres
                              									durchzuschlagen, nur einmal aufgestrichen zu werden
                              									braucht, um in einer Operation das Schwarz von
                              									gewünschtem Ton und Glanz zu geben.
                           Folgende Vorschrift erfüllt nun vollkommen diese Bedingungen und läßt sicher nach
                              									geringer Abänderung in der Verdickung die Benutzung einer Anstreichmaschine zu,
                              									welche einerseits mit der Papiermaschine, andererseits mit einem Trockencylinder
                              									verbunden, die Handarbeit auf ein Minimum reduciren dürfte.
                           
                              
                                 8
                                 Pfund
                                 ordinärer Leim,
                                 
                              
                                 16
                                 „
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Kartoffelstärke,
                                 
                              
                                 5 1/2
                                 „
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 5 1/4
                                 „
                                 Campeche-Extract von 6° Baumé,
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 1
                                 Pfund
                                 4 Loth Eisenvitriol,
                                 
                              
                                 4
                                 „
                                 Wasser und
                                 
                              
                                 8 3/4
                                 „
                                 dunkles Glycerin.
                                 
                              
                           Alles zusammen gekocht, kalt gerührt und die frische Farbe einmal aufgestrichen,
                              									zuletzt getrocknet wie oben, gibt dem Papier sogar noch ein schöneres Schwarz und
                              									lebhafteren Glanz, als Beides nach dem früheren Verfahren zu erreichen war. Zugleich
                              									erhält das Papier einen auffallend milden Griff. Ist die Farbe einen Tag alt, so
                              									streckt sie sich, wie alle leimhaltenden Flüssigkeiten; durch gelindes Erwärmen
                              									bekommt sie wieder die ursprüngliche Consistenz. Das Glycerin hindert beim Trocknen
                              									nicht, auch wird das farbige Papier bei längerem Aufbewahren in einem Keller nicht
                              									feucht. Will man die Farbe dicker oder dünner haben, so müssen Kartoffelstärke und
                              									Leim immer im gleichen Verhältniß vermehrt oder vermindert werden, um nichts am
                              									Glanz einzubüßen.
                           Läßt man das Glycerin aus der Vorschrift weg, so resultirt immer nur ein mattes,
                              									fahles Schwarz. Der im Blauholzabsud enthaltene Gerbstoff gibt mit dem Leim in der
                              									Farbe die bekannte unlösliche Verbindung und diese scheint der Bildung einer
                              									zusammenhängenden, glänzenden Oberfläche beim Trocknen auf dem Papier entgegen zu
                              									wirken; das zugesetzte Glycerin aber scheint diesen Uebelstand aufzuheben, indem es
                              									die unlösliche Leim-Gerbstoffverbindung in Lösung erhält. In der That, bringt
                              									man eine verdünnte Tanninlösung und eine verdünnte Leimlösung zusammen, so entsteht der zu erwartende weiße,
                              									flockige Niederschlag nicht, wenn man die eine oder die andere wässerige Lösung
                              									zuvor mit einer genügenden Menge Glycerin vermischt
                              									hat.