| Titel: | Ueber die Bestandtheile des Rheinwassers bei Cöln und seine Verwendbarkeit zu technischen und Haushaltungs-Zwecken; von Dr. H. Vohl in Cöln. | 
| Autor: | Hermann Vohl | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LXXXIII., S. 311 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber die Bestandtheile des Rheinwassers bei Cöln
                           								und seine Verwendbarkeit zu technischen und Haushaltungs-Zwecken; von Dr.
                           									H. Vohl in
                           									Cöln.
                        Vohl, über die Bestandtheile des Rheinwassers bei Cöln und seine
                           								Verwendbarkeit zu technischen und Haushaltungs-Zwecken.
                        
                     
                        
                           Das Wasser der Flüsse und Ströme ist in der Regel „weich,“ d.h. es enthält dem „harten“ Brunnenwasser gegenüber
                              									verhältnißmäßig nur geringe Mengen Mineralsubstanzen gelöst, namentlich enthält es
                              									wenig Kalk- und Magnesiaverbindungen und selbst auch dann, wenn die Quellen sehr reich an diesen Verbindungen
                                 									waren.
                           Je mehr sich nämlich das Wasser von der Quelle entfernt, um so mehr entweicht die
                              									Kohlensäure, welche einen Theil der Mineralsubstanzen und namentlich Kalk und
                              									Magnesia in Lösung brachte, und es fallen alsdann selbstverständlich der Kalk und
                              									die Magnesia in Form neutraler kohlensaurer Salze nieder, so daß in einer großen
                              									Entfernung von der Quelle das Flußwasser, wenn es auch ursprünglich hart war, weich geworden
                              									ist.
                           Es erhellt daraus, daß das Wasser eines Flusses an verschiedenen Stellen geschöpft,
                              									deßhalb eine ganz verschiedene Verwendbarkeit finden kann. (Abgesehen von den
                              									verunreinigenden Zuflüssen gewerblicher Anlagen oder putrider Flüssigkeiten.)
                           Es findet hier dasselbe statt was man beim Kochen von hartem, also kalk- und magnesiahaltigem Wasser beobachtet. Die
                              									ausgeschiedenen Kalk- und Magnesiaverbindungen bilden in letzterem Falle den
                              									sogenannten Kesselstein und das Wasser büßt einen großen Theil seiner Härte ein.
                           Das reinste Wasser enthält der kleine schwedische Fluß Loka. Das Wasser desselben
                              									enthält in 100000 Theilen 0,434 Th. Mineralsubstanz. Dagegen enthält die Themse bei
                              									London in derselben Wassermenge zwischen 69 bis 70, die Seine bei Paris 23 bis 24
                              									und der Jordan 130 bis 131 Theile Mineralsubstanzen.
                           Für manche Zwecke ist es demnach von der größten Wichtigkeit, die Menge und die
                              									Qualität der im Flußwasser enthaltenen fremden Bestandtheile zu kennen, und
                              									besonders ist dieß der Fall wenn das Wasser als Trinkwasser oder zur Bereitung der
                              									Speisen und Nahrungsmittel benutzt werden soll. Da man nun den Vorschlag gemacht
                              									hat, das Rheinwasser zur Speisung der Wasserwerke Cöln's
                              									zu verwenden, so ist es
                              									von großem Interesse die Bestandtheile des Rheinwassers bei Cöln zu kennen, um seine
                              									Verwendbarkeit zu diesem Zwecke darzuthun.
                           Um in dieser Hinsicht ein richtiges Urtheil fällen zu
                              									können, reicht eine einzige Untersuchung nicht aus. Es
                              									müssen vielmehr mehrere Analysen ausgeführt werden, und
                              									zwar muß das dazu benöthigte Wasser bei verschiedenen
                                 										Pegelständen und an verschiedenen Stellen geschöpft werden. Nur derartige
                              									vergleichende Versuche ermöglichen es, ein annähernd
                                 										richtiges Urtheil bezüglich der Brauchbarkeit desselben zu genanntem Zwecke
                              									zu fällen. Nur derartig angestellte Versuche können aber auch einen Aufschluß über
                              									die Art und Weise der vorzunehmenden vorherigen Reinigung des Rheinwassers geben,
                              									die deßwegen zu machenden Anlagen und Einrichtungen vorschreiben, und vor einem
                              									enormen Zeit- und Geldverlust schützen.
                           Ein eclatantes Beispiel für die Richtigkeit dieser Bemerkungen und besonders
                              									bezüglich der vorherigen Reinigung haben die verschiedenen Wasserwerke London's
                              									geliefert.
                           Von den acht großen Gesellschaften London's wurden Millionen geopfert, ehe sie im
                              									Stande waren der Stadt ein einigermaßen gereinigtes
                                 										Themsewasser continuirlich zu liefern. Die Gesellschaft von Chelsea erreichte zuerst dieses Ziel.
                           Im Jahre 1848 untersuchte Sainte-Claire Deville das
                              									Rheinwasser bei Straßburg (Annales de chimie et de
                                 										physique, 3me
                              									série, t. XXIII p.
                              									32) und 1853 J. W. Gunning dasselbe bei Arnheim (
                              										„über die Zusammensetzung niederländischer Wässer“ im
                              									Journal für praktische Chemie, Bd. LXI S. 139).
                           Das Rheinwasser bei Cöln wurde im Jahre 1853 und 1855 von Hrn. Prof. M. Freytag mit Angabe des
                              									Schöpfortes und von Hrn. W. L.
                                 										Richter, Verwalter der Armenapotheke in Cöln, ohne Angabe des Schöpfortes und der Zeit (wahrscheinlich 1861 oder 1862)
                              									untersucht und die Resultate in einer kleinen Brochüre, betitelt: „Die künstliche Wasserleitung in Cöln – ihr Wesen,
                                    											ihr Wirken und ihr Segen“ (Druck und Verlag von J. J. Bock in Cöln) veröffentlicht.
                           Nach den obgenannten Analytikern enthielten 10,000 Theile Rheinwasser bei:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                    Straßburg
                                    
                                 
                                    Arnheim
                                    
                                 
                                    Cöln
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 1848
                                 1853
                                 1853
                                 1855
                                 1861 (?)
                                 
                              
                                 
                                 Sainte-ClaireDeville
                                 J. W.Gunning
                                 M. Freytag(Geschöpft amBayenthurm)
                                 W. L. Richter(Schöpfort nichtangegeben, trüb)
                                 
                              
                                 
                                    Aufgelöste
                                       												Mineralsubstanzen
                                    
                                    in Summa
                                    
                                 2,317
                                 
                                 1,593
                                 1,769
                                 1,886
                                 
                                 2,480
                                 
                              
                                 Diese Mineralsubstanzen bestanden aus:
                                 
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    Thonerde
                                    
                                    Eisenoxyd
                                    
                                 0,4880,0250,058
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 0,0190,014
                                 0,0390,0100,058
                                 0,022Spur0,039
                                 
                                    
                                    
                                 0,388
                                 
                              
                                 
                                    kohlensaurem Kalk
                                    
                                 1,356
                                 
                                 0,875
                                 1,323
                                 1,341
                                 
                                 0,836
                                 
                              
                                 
                                    kohlensaurer Magnesia
                                    
                                 0,050
                                 
                                 0,029
                                 0,113
                                 0,172
                                 
                                 0,334
                                 
                              
                                 
                                    schwefelsaurem Kalk
                                    
                                 0,147
                                 
                                 0,199
                                 –
                                 –
                                 
                                 0,348
                                 
                              
                                 
                                    Chlornatrium
                                    
                                 0,020
                                 
                                 0,183
                                 0,022
                                 0,069
                                 
                                 0,084
                                 
                              
                                 
                                    schwefelsaurem Natron
                                    
                                 0,135
                                 
                                 –
                                 0,125
                                 0,243
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    salpetersaurem Kali
                                    
                                 0,038
                                 
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    schwefelsaurer Magnesia
                                    
                                 –
                                 
                                 0,064
                                 –
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    kieselsaurem Kali
                                    
                                 
                                    –
                                    
                                 
                                 0,080
                                 –
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    kohlensaurem Kali
                                    
                                 
                                    –
                                    
                                 
                                 0,029
                                 –
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    kohlensaurem Natron
                                    
                                 –
                                 
                                 –
                                 0,079
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Magnesia
                                    
                                 –
                                 
                                 0,065
                                 –
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Natron
                                    
                                 –
                                 
                                 0,036
                                 –
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 Chlormagnesium (?)
                                 –
                                 
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                                 0,120(?)
                                 
                              
                                 
                                    Außer den
                                    
                                    organischen Stoffen
                                    
                                 –
                                 
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                                 0,354(?)
                                 
                              
                                 
                                    suspendirten Stoffen
                                    
                                 –
                                 
                                 –
                                 0,743
                                 0,557
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,317
                                 
                                 1,593
                                 2,503
                                 2,443
                                 
                                 2,464(?)
                                 
                              
                           Aus den Resultaten von Deville und Gunning ersteht man sofort, daß das Wasser des Rheines bei Arnheim 0,724
                              									Gewichtstheile (31,242 Proc. der festen Bestandtheile) weniger wie bei Straßburg
                              									enthält. Hauptsächlich sind es, wie auch schon a priori
                              									anzunehmen war, die kesselsteinerzeugenden Substanzen welche in Folge des
                              									Kohlensäureverlustes ausgeschieden wurden.
                           Die Analysen von Freytag stimmen sehr gut zu den beiden
                              									vorhergehenden; sie sind um so werthvoller, weil auch die im Rheinwasser
                              									aufgeschwemmten (suspendirten) Stoffe bestimmt sind. Freytag gibt ferner noch speciell an, daß diese suspendirten Substanzen
                              									auch zum Theil organischer Natur sind und zwar:
                           
                              
                                 
                                 1853
                                 1855
                                 
                              
                                 Suspendirte Stoffe:
                                 
                              
                                 a) organische
                                 0,287
                                 0,165
                                 
                              
                                 b) unorganische
                                 0,456
                                 0,392
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 0,743
                                 0,557
                                 
                              
                           
                           Was die Richter'sche Rheinwasser-Analyse
                              									anbetrifft, so muß es auffallend erscheinen daß er weder Zeit
                                 										noch Ort des Schöpfens angibt; daß er ferner das untersuchte Wasser als
                              											„nicht vollkommen klar“
                              									bezeichnet, nichtsdestoweniger aber die suspendirten
                              									Stoffe weder bestimmt, noch anführt
                                 										ob dieselben vorher beseitigt wurden und die Analyse sich auf filtrirtes klares
                                 										Wasser bezieht. Die Angabe von Eisenoxyd, Thonerde und Kieselsäure in cumulo ist gewiß zu tadeln, da es bei der Benutzung für
                              									manche Zwecke z.B. Färberei, Wäscherei und Gerberei auf den Eisengehalt besonders
                              									ankommt. Die Angabe von Chlormagnesium ist unrichtig,
                              									weil beim Abdampfen sich bekanntlich das Chlormagnesium zerlegt und demnach im
                              									Rückstande keine Spur mehr enthalten seyn kann. Dagegen sind mehrere Bestandtheile
                              									vollständig übersehen worden. Die Richter'sche Analyse
                              									ist demnach mangelhaft und unrichtig. (Bezüglich der Richter'schen Wasser-Analysen überhaupt sehe man das Archiv der
                              									Pharmacie, Decemberheft 1870, S. 277).
                           Die Richter'sche Rheinwasser-Analyse kann uns somit
                              									keinen Aufschluß über die Verwendbarkeit desselben zur Speisung der Wasserwerke
                              									Cöln's geben.
                           Das zu den nachfolgenden Analysen benutzte Wasser wurde zu drei verschiedenen Zeiten
                              									und zwar bei einem sehr niedrigen, mittleren und hohen
                                 										Pegelstand an drei verschiedenen Orten, nämlich oberhalb, in der Mitte und unterhalb der Stadt Cöln dem Rheine entnommen
                              									(der Nullpunkt des Cölner Pegels liegt 114 Fuß 2 Zoll über dem Amsterdamer
                              									Pegel).
                           
                        
                           I. Untersuchung.
                           Zuerst wurde am 21. October 1870 bei einem sehr niedrigen
                              									Pegelstande = 4 Fuß 9 Zoll des Cölner Pegels, an drei verschiedenen Stellen 1)
                              									oberhalb der Stadt d.h. oberhalb dem Bayenthurm, 2) in
                              									der Mitte der Stadt zwischen den beiden Brücken, und 3)
                              									unterhalb der Stadt unterhalb dem Thürmchen das Wasser
                              									geschöpft. Das Wasser war im Steigen begriffen, das Wetter regnerisch und stürmisch,
                              									und in Folge dessen das Wasser trüb.
                           Da das Wasser trübe war, so wurde es durch abgewogene, bei 100°C. getrocknete
                              									Filter filtrirt und die aufgelösten Substanzen im Filtrat
                              									bestimmt.
                           
                           10,000 Kubikcentimeter = 10 Liter
                              									ergaben an:
                           
                              
                                 
                                    Suspendirten Stoffen
                                    
                                 
                                    Oberhalb
                                    
                                    dem
                                    
                                    Bayenthurm
                                    
                                 
                                    Zwischen
                                    
                                    den
                                    
                                    Brücken
                                    
                                 
                                    Unterhalb
                                    
                                    dem
                                    
                                    Thürmchen
                                    
                                 
                              
                                 in Summa bei 100°C.
                                    												getrocknetdieselben verloren
                                       												beimGlühenGlührückstand,
                                       											resp.   Mineralsubstanzen
                                    0,4222
                                    											Grm.0,1254    „–––––––––––––––––  
                                    											0,2968 Grm.
                                    0,3154
                                    											Grm.0,1294    
                                    											„–––––––––––––  
                                    											0,1860 Grm.
                                    0,3829
                                    											Grm.0,1670    „–––––––––––––––  
                                    											0,2159 Grm.
                                 
                              
                                          
                                    												Aufgelösten Stoffenin Summa bei 100°C. getrocknetDiese bestanden
                                       												aus:a) organischen, resp.
                                       											beim   Glühen flüchtigen
                                       												Substanzen   (stickstoffhaltig)b) unorganischen, nicht
                                       												flüchtigen    Mineralsubstanzenc) Wasser (Krystallwasser) und   Verlust
                                    2,5000
                                    											Grm.–––––––––––––––––  
                                    											0,5198
                                    											Grm.1,9106    „0,0696    „–––––––––––––––––  
                                    											2,5000 Grm.
                                    2,4500
                                    											Grm.–––––––––––––  
                                    											0,2929 Grm.2,0895    
                                    											„0,0676    
                                    											„–––––––––––––  
                                    											2,4500 Grm.
                                    2,3000
                                    											Grm.–––––––––––––––  
                                    											0,0055
                                    											Grm.2,2127    „0,0818    „–––––––––––––––  
                                    											2,3000 Grm.
                                 
                              
                                 Die im Wasser
                                       												aufgelösten Substanzen bestanden aus:
                                 
                              
                                 ChlorSchwefelsäureKalkMagnesiaNatriumKaliumEisenoxydThonerdeKieselsäurePhosphorsäureSalpetersäureKohlensäureWasserorganische
                                       												Substanzen (stickstoffhaltig)
                                    0,0247
                                    											Grm.0,1957    „0,7494    „0,2054    „0,0160    „Spuren0,0012    „0,0010    „0,0040    „0,0061    „Spuren0,7071    „0,0696    „0,5198    „–––––––––––––––––  
                                    											2,5000 Grm.
                                    0,0875
                                    											Grm.0,1902    
                                    											„0,7815    
                                    											„0,2141    
                                    											„0,0560    
                                    											„0,0012    
                                    											„0,0014    
                                    											„0,0010    
                                    											„0,0038    
                                    											„0,0079    
                                    											„Spuren0,7439    
                                    											„0,0676    
                                    											„0,2929    
                                    											„–––––––––––––  
                                    											2,4500 Grm.
                                    0,0868
                                    											Grm.0,2300    
                                    											„0,8523    
                                    											„0,2054    
                                    											„0,0560    
                                    											„0,0003    
                                    											„Spuren–0,0041    
                                    											„0,0088    
                                    											„Spuren0,7690    
                                    											„0,0818    
                                    											„0,0055    
                                    											„–––––––––––––––  
                                    											2,3000 Grm.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Der Analyse zu Folge kann man annehmen, daß die einzelnen Stoffe infolgender Weise in dem
                                       												Wasser enthalten sind:
                                 
                              
                                 
                                 
                                    Oberhalb
                                    
                                    dem
                                    
                                    Bayenthurm
                                    
                                 
                                    Zwischen
                                    
                                    den
                                    
                                    Brücken
                                    
                                 
                                    Unterhalb
                                    
                                    dem
                                    
                                    Thürmchen
                                    
                                 
                              
                                 ChlornatriumChlorkaliumschwefelsaurer
                                       												Kalk    (wasserfreigedacht)kohlensaurer Kalkkohlensaure MagnesiaEisenoxydThonerde
                                    											KieselsäurePhosphorsäure (an Eisen geb.)Salpetersäure
                                    											Wahrscheinlich an Thonerde gebunden.organische SubstanzenWasser und Verlust
                                    0,0407
                                    											Grm.Spur0,3326    „1,0937    „0,4313    „0,0012    „0,0010    „0,0040    „0,0061    „Spuren0,5198    „0,0696    „–––––––––––––––––  
                                    											2,5000 Grm.
                                    0,1425
                                    											Grm.0,0022    „0,3233    „1,1578    „0,4486    „0,0014    „0,0010    „0,0038    „0,0079    „Spuren0,2929    „0,0676    „–––––––––––––––2,4500
                                    											Grm.
                                    0,1425
                                    											Grm.0,0006    „0,3910    „1,2344    „0,4313    „Spuren–0,0041    „0,0088    „Spuren0,0055    „0,0818    „–––––––––––––––  
                                    											2,3000 Grm.
                                 
                              
                           
                        
                           II. Untersuchung.
                           Das zur zweiten Analyse benutzte Wasser wurde am 8. November 1870 bei einem hohen
                              									Wasserstande = 20 Fuß 11 Zoll des Cölner Pegels an den schon früher bezeichneten
                              									Orten geschöpft. Es regnete und das Wasser war noch im Steigen begriffen. Das Wasser
                              									war sehr stark getrübt, namentlich dasjenige welches zwischen den beiden Brücken
                              									genommen wurde. Wie bei der ersten Untersuchung wurde auch hier eine Filtration
                              									vorgenommen, die suspendirten Stoffe bestimmt und im Filtrat die aufgelösten
                              									Substanzen nachgewiesen.
                           
                           10,000 Kubikcentimeter = 10 Liter
                              									ergaben an:
                           
                              
                                 
                                    Suspendirten Stoffen
                                    
                                 
                                    Oberhalb
                                    
                                    dem
                                    
                                    Bayerthurm
                                    
                                 
                                    Zwischen
                                    
                                    den
                                    
                                    Brücken
                                    
                                 
                                    Unterhalb
                                    
                                    dem
                                    
                                    Thürmchen
                                    
                                 
                              
                                 in Summa bei 100°C.
                                       												getrocknetdieselben verloren
                                       											beim   GlühenGlührückstand,
                                       											resp.   Mineralsubstanzen
                                    1,4974
                                    											Grm.0,0851    „––––––––––––––––  
                                    											1,4123 Grm.
                                    2,0546
                                    											Grm.0,2873    „–––––––––––––  
                                    											1,7673 Grm.
                                    1,1666
                                    											Grm.0,0239    „–––––––––––––––  
                                    											1,1427  Grm.
                                 
                              
                                          Aufgelösten Stoffenin
                                       												Summa bei 100°C. getrocknetDiese
                                       												bestanden aus:a) organischen, resp. beim   Glühen flüchtigen   stickstoffhaltigen Substanzenb) unorganischen, nicht
                                       												flüchtigen   Mineralsubstanzenc) Wasser (Krystallwasser) und   Verlust
                                    1,6000
                                    											Grm.––––––––––––––––  
                                    											0,6399
                                    											Grm.0,9388    „0,0213    „––––––––––––––––1,6000
                                    											Grm.
                                    1,8900
                                    											Grm.–––––––––––––  
                                    											0,0422
                                    											Grm.1,7783    „0,0695    „–––––––––––––1,8900
                                    											Grm.
                                   
                                    											2,6592  Grm.–––––––––––––––  
                                    											0,5180  
                                    											Grm.2,0592    „0,0820    „–––––––––––––––2,6592
                                    											Grm.
                                 
                              
                                 Die im Wasser
                                       												aufgelösten Substanzen bestanden aus:
                                 
                              
                                 
                                    Chlor
                                    
                                    Schwefelsäure
                                    
                                    Kalk
                                    
                                    Magnesia
                                    
                                    Natrium
                                    
                                    Kalium
                                    
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    Thonerde
                                    
                                    Kieselsäure
                                    
                                    Phosphorsäure
                                    
                                    Salpetersäure
                                    
                                    Kohlensäure
                                    
                                    Wasser
                                    
                                    organischen
                                       												Substanzen
                                    
                                    0,0988
                                    											Grm.0,0927    „0,3582    „0,0432    „0,0640    „Spuren0,0012    „0,0008    „0,0020    „SpurenSpuren0,2779    „0,0213    „0,6399    „––––––––––––––––  
                                    											1,6000 Grm.
                                    0,1482
                                    											Grm.0,1957    „0,5229    „0,2414    „0,0960    „Spuren0,0015    „0,0010    „0,0029    „SpurenSpuren0,5687    „0,0695    „0,0422    „–––––––––––––  
                                    											1,8900 Grm.
                                    0,0865
                                    											Grm.0,2305    „0,7699    „0,2066    „0,0560    „Spuren0,0012    „0,0010    „0,0021    „SpurenSpuren0,7054    „0,0820    „0,5180    „–––––––––––––––  
                                    											2,6592 Grm.
                                 
                              
                                 Der Analyse zu Folge kann man annehmen, daß die einzelnen Körper infolgender Weise in dem Wasser enthalten
                                       											sind:
                                 
                              
                                 ChlornatriumChlorkaliumschwefelsaurer Kalk (wasserfrei)kohlensaurer Kalkkohlensaure
                                       												MagnesiaEisenoxydThonerdeKieselsäurePhosphorsäureSalpetersäureorganische SubstanzenWasser und
                                       												Verlust
                                    0,1628
                                    											Grm.Spuren0,1576    „0,5237    „0,0907    „0,0012    „0,0008    „0,0020    „SpurenSpuren0,6399    „0,0213    „––––––––––––––––  
                                    											1,6000 Grm.
                                    0,2442
                                    											Grm.Spuren0,3326    „0,6892    „0,5069    „0,0015    „0,0010    „0,0029    „SpurenSpuren0,0422    „0,0695    „–––––––––––––  
                                    											1,8900 Grm.
                                    0,1425
                                    											Grm.Spuren0,3918    „1,0868    „0,4338    „0,0012    „0,0010    „0,0021    „SpurenSpuren0,5180    „0,0820    „–––––––––––––––  
                                    											2,6592 Grm.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           III. Untersuchung.
                           Das Wasser zu dieser Analyse wurde am 6. Januar 1871 bei einem Pegelstande von 7 Fuß
                              									und nach 17 tägigem harten Frostwetter zwischen den beiden Brücken geschöpft.
                           Da durch den anhaltenden Frost die meisten Zuflüsse gewerblicher Anlagen und putrider
                              									Herkunft (Straßenrinnen der Stadt etc.) gehemmt waren, so wurde nur an dieser
                              									einzigen Stelle das Wasser genommen.
                           Das Wasser war schwach opalisirend getrübt. Bei der Untersuchung wurde dieselbe
                              									Methode, wie früher angegeben, in Anwendung gebracht.
                           10,000 Kubikcentimeter = 10 Liter
                              									ergaben an:
                           
                              
                                        Suspendirten Stoffen
                                 
                                    Zwischen den
                                    
                                    Brücken
                                    
                                 
                              
                                 in Summa bei 100°C. getrocknet
                                 0,1053
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                    dieselben verloren beim
                                       											Glühen
                                    
                                 0,0017
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    Glührückstand, resp.
                                       												Mineralsubstanzen
                                    
                                 0,1036
                                 Grm.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                        Aufgelösten Stoffenin
                                       												Summa bei 100°C. getrocknet
                                 2,4500
                                 Grm.
                                 
                              
                                 a) organischen, resp. beim
                                       												Glühen    flüchtigen Substanzen (stickstoffhaltig)
                                 0,0364
                                 „
                                 
                              
                                 b) unorganischen, nicht
                                       												flüchtigen    Mineralsubstanzen
                                 2,3072
                                 „
                                 
                              
                                 c) Wasser (Krystallwasser) und
                                       											Verlust
                                 0,1064
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,4500
                                 Grm.
                                 
                              
                                     Die im
                                       												Wasser aufgelösten Substanzen bestanden aus:
                                 
                              
                                 
                                    Chlor
                                    
                                 0,0371
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                    Schwefelsäure
                                    
                                 0,2987
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Kalk
                                    
                                 0,8935
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Magnesia
                                    
                                 0,2431
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Natrium
                                    
                                 0,0240
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Kalium
                                    
                                 0,0007
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                 0,0022
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Manganoxydul
                                    
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                 0,0010
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                 0,0009
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Phosphorsäure
                                    
                                 0,0014
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Salpetersäure
                                    
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Kohlensäure
                                    
                                 0,8045
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Wasser
                                    
                                 0,1064
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    organischen Substanzen
                                    
                                 0,0364
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,4500
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                     Es werden demnach in diesem Wasser folgende Verbindungen
                                    											vorkommen:
                                 
                              
                                 
                                    Chlornatrium
                                    
                                 0,6811
                                 Grm.
                                 
                              
                                 Kali (als kieselsaures
                                    											Salz)
                                 0,0008
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    schwefelsaurer Kalk
                                    
                                 0,5086
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    kohlensaurer Kalk
                                    
                                 1,2207
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    kohlensaure Magnesia
                                    
                                 0,5105
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                 0,0022
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Manganoxydul
                                    
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                 0,0010
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                 0,0009
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Phosphorsäure
                                    
                                 0,0014
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Salpetersäure
                                    
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 
                                    organische Substanzen
                                    
                                 0,0364
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Wasser und Verlust
                                    
                                 0,1064
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,4500
                                 Grm.
                                 
                              
                           Die in dem Rheinwasser enthaltenen suspendirten Stoffe bestehen, wie schon angegeben,
                              									zum Theil aus organischen Substanzen. Beim Erhitzen entwickeln diese Schlammtheile
                              									einen ekelhaften urinösen, zuweilen einen brenzlichen Fettgeruch. In beiden Fällen sind die sich
                              									entwickelnden Dämpfe ammoniakhaltig, ein Zeichen daß der
                              									Schlamm stickstoffhaltig ist. Mit Natronkalk gemengt und
                              									geglüht entwickelt er reichlich Ammoniak.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein Theil der suspendirten Stoffe thierischen
                              									Ursprunges ist und somit dem Wasser das Vermögen ertheilt leicht in Fäulniß
                              									überzugehen. Diese stickstoffhaltigen Substanzen sind gleichsam als Fermente, als Fäulnißerreger
                              									anzusehen.
                           Größere Mengen Rheinwasser vom 21. October und 8. November 1870 (zwischen den Brücken
                              									und unterhalb dem Thürmchen geschöpft) wurden, um die Fäulniß zurückzuhalten, bei
                              									0°C. durch Decantiren geklärt und der abgeschiedene Schlamm einer weiteren
                              									Untersuchung unterworfen.
                           Durch bloßes vorsichtiges Schlämmen konnte diese Schlammmasse in einen specifisch sehr schweren und specifisch leichten Theil getrennt werden. Ersterer ergab sich als ein Gemenge
                              									verschiedener Mineralsubstanzen. Außer Sand (Quarz) enthielt derselbe einen sehr
                              									eisenschüssigen Thon (Lehm), Glimmerblättchen, kohlensauren Kalk und kohlensaure
                              									Magnesia (vielleicht Dolomit), Gyps und geringe Mengen phosphorsaurer Erden.
                           Der durch Schlämmen erhaltene leichte Theil der Schlämmmasse bestand zum größten
                              									Theil aus organischen Pflanzen- und Thierüberresten.
                           Die mikroskopische Untersuchung ergab eine Menge von Pflanzenfasern, die oft in ihrer
                              									Bildung die frappanteste Aehnlichkeit mit den so gefürchteten Pilzsporen etc.
                              									zeigten. Nicht minder deutlich zeigten sich Fragmente von thierischen Substanzen,
                              									nämlich Stückchen Haare (Wolle). Letztere tragen offenbar zur Ammoniakbildung bei,
                              									welche bei der trockenen Destillation des getrockneten Schlammes eintritt.
                           Ferner wurden durch das Mikroskop eine Menge von Kleienpartikelchen, von Cerealien
                              									herrührend, deutlich erkannt. Besonders häufig fanden sich dieselben in der
                              									Schlammmasse welche aus dem Wasser unterhalb dem
                                 										Thürmchen ausgeschieden worden war. Ueber den Ursprung dieser Kleien kann
                              									man nicht lange im Zweifel seyn, wenn man bedenkt daß in Cöln in denjenigen
                              									Stadttheilen, welche dem Strome zunächst liegen, sich eine große Menge Abtritte
                              									befindet, welche ihren Inhalt dem Rheine durch Canäle zuführen und daß hierorts das
                              									sogenannte Schwarzbrod genossen wird, welches sehr kleienreich ist. Diese Kleien
                              									stammen demnach unzweifelhaft von Menschenexcrementen
                              									her.
                           Später fand ich auch, daß das Wasser oberhalb dem Bayenthurm (im Bayenthal)
                              									geschöpft, in dem suspendirten Schlamme Kleien enthielt.
                           Wurde der Schlamm bei einer Temperatur von 16 bis 18°C. sich selbst
                              									überlassen, so trat schon den dritten Tag Fäulniß lebhaft ein und zwar unter
                              									Entwickelung höchst übelriechender Exhalationen. Schwefelwasserstoff trat dabei
                              									ziemlich reichlich auf und konnte mit Bleipapier schon den zweiten Tag nachgewiesen
                              									werden; in einem späteren Stadium trat Schwefelammonium auf. Der ursprünglich
                              									gelblichgraue Schlamm schwärzte sich während der Fäulniß durch die Bildung von
                              									Schwefeleisen. Lebende Organismen konnten in dem gefaulten Schlamme nicht
                              									nachgewiesen werden.
                           Obgleich man schon a priori annehmen kann, daß bei diesem
                              									Fäulnißproceß sich auch Ameisen-, Metaceton-, Essig-,
                              									Butter- und Baldriansäure, überhaupt die Glieder der einbasischen fetten
                              									Säuren der Formel (CnHn) + O⁴ bilden würden, so war ich
                              									jedoch wegen der zu geringen Menge der gefaulten Substanz nicht im Stande diese
                              									Säuren mit Bestimmtheit nachzuweisen. Wurde von dem ursprünglichen Schlamme etwas zu
                              									Zuckerwasser gesetzt, so trat nach 2 bis 3 Tagen bei einer Temperatur von +
                              									18° C. eine vollständige Gährung unter Alkoholbildung ein.
                           Wurde ein Theil des Schlammes mit verdünnter Salzsäure behandelt, so entwickelte sich
                              									ein höchst ekelhafter ranziger resp. thraniger Geruch. Diese Masse wurde nun mit
                              									Aether geschichtet, welcher schwach gelb gefärbt wurde.
                           Nach dem Verdunsten des Aethers blieben sauer reagirende Oeltröpfchen zurück, welche
                              									bei einer Temperatur von circa + 4° C. Spuren von Krystallisation
                              									zeigten. Unter dem Mikroskop wurden ganz deutlich concentrisch gruppirte
                              									Krystallvegetationen erkannt, welche eine große Aehnlichkeit mit Stearinsäure
                              									zeigten. Diese Oeltröpfchen lösten sich in verdünnter Kalilauge und auch in einer
                              									schwachen Potaschelösung auf und wurden durch Zusatz einer Säure wieder daraus
                              									ausgeschieden.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieser Gehalt an fettsauren Verbindungen den schon
                              									früher erwähnten brenzlichen Fettgeruch beim Erhitzen des
                              									getrockneten Schlammes bedingt. Ueber den Ursprung kann man sich nicht täuschen,
                              									wenn man bedenkt daß die Abfallwässer der Haushaltungen (resp. Seifenwässer) dem
                              									Rheine zugeführt werden und daß die fetten Säuren mit den Kalk- und
                              									Magnesiaverbindungen des Cloaken- oder Rheinwassers eine unlösliche
                              									Kalk- oder Magnesiaseife bilden, welche nun eine Trübung des Wassers und
                              									Schlammbildung bedingen.
                           Bei der Reinigung resp. Filtration des Rheinwassers muß demnach auf alle diese
                              									Bestandtheile und Eigenschaften des Schlammes Bedacht genommen und denselben
                              									Rechnung getragen werden.
                           Was die in dem Rheinwasser gelösten Substanzen anbetrifft,
                              									so gibt die Qualität recht deutlich zu erkennen daß das Wasser mit putriden Stoffen
                              									verunreinigt ist, die man durch eine bloße Filtration nicht davon trennen kann.
                           Fassen wir den Unterschied des Chlorgehaltes des an verschiedenen Stellen zu gleicher
                              									Zeit geschöpften Wassers näher in's Auge, so sehen wir, daß beim Wasser zwischen den Brücken der Chlorgehalt erheblich zugenommen
                              									und unterhalb dem Thürmchen sich noch mehr gesteigert
                              									hat. Es gibt keine andere Erklärung dafür als die, daß die Zuflüsse welche der Rhein
                              									von der Stadt aus empfängt, chlorhaltig sind. Mit dem
                              									Chlorgehalt geht jedoch auch der Natriumgehalt Hand in Hand, woraus dann sofort
                              									erhellt daß das Chlor dem Strome in Form von Chlornatrium (Kochsalz) zugeführt wird.
                              									Leider stammt dieses Kochsalz wieder aus einer sehr unsauberen Quelle und es
                              									unterliegt keinem Zweifel, daß es in dem Urin welcher dem
                                 										Rheine aus den Abtritten und Straßenrinnen resp. Canälen zufließt, ursprünglich
                                 										enthalten war.
                           Wollte man auch nur den geringsten Zweifel bezüglich dieser Ansicht hegen, so wird
                              									derselbe sofort gehoben, wenn man in Betracht zieht daß das Rheinwasser
                              									Phosphorsäure in Lösung enthält, daß der
                              									Phosphorsäuregehalt mit dem Chlorgehalt sich steigert und der Harn der Menschen und
                              									Thiere eine reichliche Quelle von löslicher Phosphorsäure
                              									bietet.
                           
                           Was im Allgemeinen den Gehalt an aufgelösten Substanzen betrifft, so ist leicht
                              									ersichtlich, daß bei einem hohen Wasserstand die Quantität durch Verdünnung
                              									abnehmen, daß aber bezüglich der suspendirten Stoffe die Menge bedeutend zunehmen
                              									wird.
                           Bei lang anhaltendem Frost werden zwar viele unsaubere Zuflüsse versiegen, dafür wird
                              									aber bei Thauwetter die Verunreinigung des Stromes um so bedeutender seyn.
                           Aus diesen Gründen ist es selbstverständlich, daß das durch Filtration gereinigte
                              									Rheinwasser in dem Gehalt an aufgelösten Substanzen sehr variiren wird und von einem
                              									constanten Gehalt an fremden Bestandtheilen vernünftiger Weise nicht die Rede seyn
                              									kann.
                           Ich habe viele Brunnenwässer aus der Umgegend von Cöln untersucht, wobei nachgewiesen
                              									war daß die Brunnen, denen man das Wasser entnommen hatte, mit dem Rheine
                              									zusammenhängen, insofern sie ihr Niveau mit dem Steigen und Fallen des Rheinwassers
                              									veränderten. Das Wasser dieser Brunnen zeigt niemals einen constanten Gehalt an
                              									gelösten Mineralsubstanzen, obgleich hier eine Filtration des Rheinwassers in bester Form durch eine enorme Sand- und Kiesschicht
                                 										stattfindet, wie man sie künstlich zu bieten nicht im Stande ist.
                           Auch viele Brunnen in Cöln selbst enthalten gutes Trinkwasser. In den meisten Fällen
                              									wo die Brunnen Cöln's schlechtes Wasser liefern, hat man die Schuld selbst; die
                              									Brunnen liegen alsdann in zu großer Nähe der Schling- oder Abtrittsgruben,
                              									deren Flüssigkeiten durch die Erde sickern und so das Wasser der Brunnen verderben.
                              									Es liegt der Bau- und Sanitäts- sowie der Medicinalpolizei ob, diese
                              									Uebelstände zu beseitigen.
                           Die Ströme und Flüsse dienen bei ihrem Durchgange durch die Städte und Dörfer stets
                              									zur Aufnahme des gesammten Unrathes. Es sind besonders die unreinlichen Gewerbe,
                              									welche sich zunächst den Flüssen und Strömen etablirt finden und auch an manchen
                              									Orten gesetzlich gezwungen sind unmittelbar an den Flüssen angelegt zu werden, um
                              									eben den bei denselben abfallenden Unrath leicht los werden zu können.
                           Ferner werden den Flüssen die Abfallwässer anderer gewerblichen Anlagen zugeführt,
                              									welche nicht nur unreine oder putride Stoffe, sondern oft höchst giftige Substanzen, z.B. Arsenik, Kupfer, Blei, Zink etc.
                              									enthalten. Namentlich sind es die an den Strömen angelegten großen Färbereien,
                              									Anilin- überhaupt chemischen Fabriken welche durch das Zuführen ihrer
                              									Abfallwasser das Wasser der Flüsse und Ströme auf weite Strecken hin vergiften und
                              									zu vielen Gewerben unbrauchbar machen. Einen schlagenden Beweis für die Wahrheit
                              									dieser Angabe liefert das Wasser der Wupper und der Sieg. Mit dem Aufblühen der chemischen Industrie verschlechtert sich das
                              									Wasser unserer Flüsse.
                           Die Flüsse und Ströme bilden in dieser Hinsicht die natürlichen Cloaken, und es kann
                              									uns gerade nicht wundern daß das Wasser derselben sehr häufig recht unappetitlich
                              									aussieht und uns der Gebrauch desselben als Genußwasser versagt wird.
                           Schon die Völker des Alterthums haben die Verunreinigung ihrer Flüsse und Ströme
                              									erkannt und oft aus weit entfernten Gegenden reiche Quellen zur Beschaffung des
                              									Genußwassers vermittelst kostspieliger Anlagen nach ihren Städten hingeleitet. Wenn
                              									man schon damals einsah daß die großen Flüsse und Ströme nicht vermögend waren ein
                              									gutes gesundes Genußwasser zu liefern, um wie viel mehr muß man heute mit desto
                              									größerem Recht die Benutzung des Rheinwassers zu diesem Zwecke verwerfen, weil mit
                              									dem Fortschritt der Cultur und der Gewerbe die unreinen Zuflüsse zu dem Strome sich
                              									vermehrt haben und eine Entfernung dieser Verunreinigungen durch eine künstliche
                              									Filtration niemals in der Weise zu ermöglichen ist, daß man ein constant
                              									zusammengesetztes Wasser erhält.
                           Brunnen, in einer gewissen Entfernung vom Rheine angelegt und bis auf solche Tiefe
                              									abgeteuft, daß ein Versiegen des Wassers nie eintreten kann, werden, wenn durch
                              									einen cementirten Brunnenschacht die seitlichen Zuflüsse abgehalten sind, ein gutes
                              									Trinkwasser liefern, wie es eine künstliche Filtration niemals aus dem Rheinwasser
                              									zu beschaffen im Stande seyn wird.
                           Cöln, im Januar 1871.