| Titel: | Kiesler's Garnwaschmaschine mit selbstthätiger Ausrückung; von Ingenieur P. Ziesler in Zittau. | 
| Autor: | P. Ziesler | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCI., S. 352 | 
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                        XCI.
                        Kiesler's Garnwaschmaschine mit selbstthätiger
                           								Ausrückung; von Ingenieur P.
                              									Ziesler in Zittau.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IX.
                        Kiesler's Garnwaschmaschine mit selbstthätiger
                           								Ausrückung.
                        
                     
                        
                           Eine Hauptprocedur in der Leinengarn-Bleicherei bildet unstreitig das Waschen
                              									der Garne, und wenn dasselbe wohl in den meisten Bleichereianstalten noch mit der
                              									Hand vorgenommen wird, so war man doch schon früher, namentlich zunächst in
                              									Schottland bemüht, diese Arbeit durch dazu geeignete Maschinen verrichten zu lassen,
                              									und in unserer Zeit, wo die sogenannte schottische Garnwaschmaschine so
                              									außerordentliche Verbesserungen erfahren hat, wird derselben auch in Fachkreisen
                              									eine große Aufmerksamkeit geschenkt.
                           Man hat bereits erkannt, daß in wirthschaftlicher Beziehung die Einführung von
                              									Garnwaschmaschinen in größeren Bleichereianstalten von gewissem Einflusse ist,
                              									während man von anderer Seite wieder bemüht ist, diese Maschinen durch stete
                              									Verbesserungen lebensfähig und in jeder Weise brauchbar zu machen, was immer seine
                              									Schwierigkeiten hatte, weil bei denselben das Arbeiten mit der Hand so vollkommen
                              									als nur irgend möglich nachgeahmt werden muß.
                           Die vielseitigen Versuche, welche nach dieser Richtung hin bisher angestellt wurden,
                              									scheiterten namentlich daran, daß man bei denselben nicht alle sich darbietenden
                              									Umstände und Verhältnisse berücksichtigte, und somit Maschinen hervorgingen, die
                              									ihren Zweck nur immer nach einer Seite hin erfüllten, während sie nach der anderen
                              									geradezu schädlich auf die Garne einwirkten. Ich erwähne hier beispielsweise nur das
                              									Zerreißen und Verziehen der sogenannten Fitzfäden der Garne, welches ich bei einer
                              									größeren Anzahl von Garnwaschmaschinen zu beobachten Gelegenheit hatte und bezüglich
                              									der weiteren Verarbeitung dieser so gewaschenen Garne höchst nachtheilig war, so daß
                              									die Besitzer solcher Garnwaschmaschinen in große Verlegenheiten geriethen und zum
                              									Theil veranlaßt wurden diese Maschinen wieder ganz zu verwerfen.
                           Dieses so höchst nachtheilige Zerreißen und Verziehen der Fitzfäden beim Waschen der
                              									Garne mittelst Maschinen, wird aber gänzlich beseitigt durch die im Nachfolgenden
                              									beschriebene Garnwaschmaschine, welche in der Maschinenfabrik der Herren Albert Kiesler u. Comp. in Zittau
                              									gebaut wird und die zufolge mehrfacher anderweiten Verbesserungen zu einem in den
                              									Bleichereianstalten sehr beliebten Apparat geworden ist, und mit Recht die
                              									Aufmerksamkeit der Fachmänner auf sich zog.
                           Diese Maschine ist in Figur 5 in der Seitenansicht und in Fig. 6 im Grundriß, in
                              									1/12 der natürlichen Größe dargestellt und zwar als eine mit 5 Docken; solche
                              									Maschinen werden jedoch auch in größeren Verhältnissen ausgeführt.
                           Die Aufstellung und Fundamentirung dieser Maschine ist aus der Zeichnung leicht
                              									ersichtlich, a bezeichnet einen hölzernen Kasten,
                              									welcher das zum Waschen erforderliche Wasser in sich aufnimmt, dessen fortwährender
                              									Ab- und Zufluß, je nach den localen Verhältnissen in verschiedener Weise
                              									angeordnet wird. Ueber diesem Waschkasten sind die Docken 1, 2, 3, 4, 5 so gelagert,
                              									daß ihre gegenseitige Bewegung durch Zahnräder leicht erfolgt. Diese Docken sind
                              									ganz von Gutta-percha angefertigt, welches Material sich am besten dazu
                              									bewährt hat. Jede Docke ist mit einer Kuppelung b
                              									versehen, vermittelst welcher dieselbe beliebig ein- und ausgerückt werden
                              									kann, ohne den Gang der übrigen Docken irgendwie zu beeinträchtigen. Der Antrieb
                              									sämmtlicher Docken erfolgt bei Nr. 3 durch die Riemenscheiben c, welche auf der Welle d sitzen. Diese Welle
                              									erhält durch einen einfachen Umsteuerungsmechanismus abwechselnd eine Rechts-
                              									und Linksdrehung, welche allen anderen Wellen und den mit diesen verbundenen Docken
                              									mitgetheilt wird. Die Garne welche über die letzteren hängen, werden somit ebenfalls
                              									in abwechselnder Richtung durch das Wasser gezogen, und gerade dadurch wird einem
                              									Zerreißen und Verziehen der Fitzfäden vorgebeugt.
                           Um ferner das Waschen mit der Hand recht vollständig nachzuahmen, werden die Garne dabei
                              									gleichzeitig in dem Wasser hin- und hergeschweift; diese Bewegung geschieht
                              									durch eine Art Schläger e, welche senkrecht unter den
                              									Docken aufgehängt sind, durch eine Latte sämmtlich in gegenseitiger Verbindung
                              									stehen und von der Kurbelscheibe g aus bewegt
                              									werden.
                           Zur Bedienung einer derartigen Maschine von 5 Docken, die zu ihrem Betriebe nur den
                              									unbedeutenden Kraftaufwand von 1/4–1/2 Pferdestärke erfordert, sind 2
                              									Arbeiter erforderlich und zwar vertheilen sich dieselben so, daß der eine 3 Docken
                              									und der andere 2 Docken bedient, während der letztere gleichzeitig das Auflegen der
                              									Garne auf die unmittelbar neben der Waschmaschine stehenden Quetschen besorgt. Es
                              									können dann in circa 20 Minuten ca. 10 Schock Garne von mittlerer Nummer gut auf dieser Maschine gewaschen
                              									werden, ein Resultat welches gewiß günstig für die Einführung von Garnwaschmaschinen
                              									spricht.
                           
                        
                     
                  
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