| Titel: | Rädermechanismus für Aufwickelung von Garn auf conische Spulen, von John Boyd in Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCII., S. 353 | 
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                        XCII.
                        Rädermechanismus für Aufwickelung von Garn auf
                           								conische Spulen, von John
                              									Boyd in Glasgow.
                        Nach Engineering, Januar 1871, S. 20; aus der
                              									deutschen Industriezeitung Nr. 7.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									X.
                        Boyd's Rädermechanismus für Aufwickelung von Garn auf conische
                           								Spulen.
                        
                     
                        
                           Der Rädermechanismus welchen sich John Boyd kürzlich in
                              									England patentiren ließ, soll ermöglichen Garn mit gleichmäßiger Geschwindigkeit auf
                              									conische Spulen aufzuwickeln. Die Räder machen eine halbe Umdrehung, während das
                              									Garn sich nach aufwärts auf der Spule aufwickelt und ebenso während die Aufwickelung
                              									nach unten zu erfolgt; jedes Rad besteht daher aus zwei symmetrischen Hälften. In
                              										Fig. 4
                              									bezeichnet a ein derartiges treibendes und b ein getriebenes Rad. Die Construction der Räder beruht
                              									darauf, daß im treibenden Rad bestimmte Radien bis zum Theilkreis gezogen werden,
                              									welche gleich einer Reihe äquidistanter Ordinaten sind, die in einer Hyperbel nach
                              									deren Asymptote gezogen werden; werden dann die Längen dieser Ordinaten einzeln von
                              									der Mittelpunktsentfernung beider Räder abgezogen, so erhält man die Radien, welche
                              									im getriebenen Rad nach entsprechenden Punkten des Theilkreises gezogen werden. Die
                              									abgebildeten Räder sind für conische Spulen bestimmt, bei denen der Halbmesser der
                              									größten Grundfläche sich zu dem der kleinsten wie 2 1/2 : 1 verhält. Die punktirt angegebenen Halbmesser
                              									theilen den halben Umfang eines jeden Rades in 16 Sectoren, von denen die im
                              									treibenden Rad ungleiche, die im getriebenen gleiche Winkel haben. Durch
                              									nachstehende Formeln lassen sich die einzelnen Radien des getriebenen Rades für jede
                              									beliebige Eintheilungszahl des halben Umfanges und für jedes beliebige Verhältniß
                              									der größten und kleinsten Spulen-Halbmesser berechnen. Es ist nämlich die
                              									Länge x eines Halbmessers im getriebenen Rad, der um n Sectoren von dem kürzesten Halbmesser absteht, während
                              									der halbe Umfang in N Sectoren getheilt ist:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 354
                              
                           wobei noch a den
                              									Mittelpunktsabstand beider Räder und r die Zahl
                              									bezeichnet, welche angibt wievielmal der größte Spulenhalbmesser größer ist als der
                              									kleinste. Der kürzeste und längste Halbmesser lassen sich durch die Formeln 2a/(r + 3) und 2ar/(3r + 1) berechnen.
                              									Geometrisch oder durch Zeichnung lassen sich die Halbmesser am geeignetsten in
                              									folgender Weise finden (Fig. 5). Mit der Seite cd, welche den Abstand a zwischen den Rädermittelpunkten in geeigneter Verjüngung darstellt,
                              									construire man das Quadrat cdef. Nachdem man den
                              									längsten und kürzesten Halbmesser für das getriebene Rad berechnet hat, trägt man
                              									dieselben von e aus als es und et auf der Seite ef auf und zieht durch die so bestimmten Punkte
                              									gerade Linien von c nach der verlängerten Linie ed, z.B. nach g und
                              										h. Die Länge eg
                              									läßt sich auch durch die Formel 2a/(r + 1) und eh durch
                              									die Formel 2ar/(r + 1)
                              									berechnen.
                           Man theilt nun gh in N
                              									Theile (in Fig.
                                 										5 sind der Einfachheit wegen nur 4 angenommen) und zieht durch gh und die einzelnen Theilpunkte Senkrechte hl, gk etc. zur
                              									Verlängerung fl der Seite cf, sowie von c aus
                              									gerade Linien nach allen Theilpunkten von gh.
                              									Endlich trage man auf den zu fl senkrecht
                              									gezogenen Geraden von gh aus Abstände hh' etc. auf, welche gleich sind den Abständen es etc., in welchen die von c aus gezogenen Geraden die Linie ef
                              									schneiden. Die so bestimmten Punkte h' etc. liegen in
                              									einer Hyperbel und die von gh aus aufgetragenen
                              									Längen hh' sind die Längen der gleich weit von
                              									einander abstehenden Halbmesser im getriebenen Rad. Die Stücke h'l etc, also die Ordinaten zwischen der Hyperbel
                              									und ihrer x Asymptote cl'
                              									geben die Halbmesser des treibenden Rades an den Punkten des Theilkreises, welche
                              									mit den bereits
                              									gefundenen Theilkreispunkten des getriebenen Rades zusammenfallen müssen. Diese
                              									Punkte, welche im getriebenen Rad um gleiche Winkel von einander abstehen, sind im
                              									treibenden um ungleiche Winkel von einander entfernt. Der erste dieser ungleichen
                              									Winkel berechnet sich nach der Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 355
                              
                           Die anderen Winkel erhält man dadurch, daß man zur Differenz
                              									zwischen den zunächst vorhergehenden noch eine nach der Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 355
                              
                           berechnete Größe hinzu addirt. So sind z.B. die Winkel für das
                              									in Fig. 4
                              									dargestellte treibende Rad für N = 16, r = 2 1/2
                              									folgende
                           
                              
                                 1.
                                 6°
                                 43'
                                 48''
                                 9.
                                 82°
                                 15'
                                 56''
                                 
                              
                                 
                                 7°
                                 19'
                                 57''
                                 
                                 12°
                                 9'
                                 14''
                                 
                              
                                 2.
                                 14°
                                 3'
                                 45''
                                 10.
                                 94°
                                 25'
                                 11''
                                 
                              
                                 
                                 7°
                                 56'
                                 7''
                                 
                                 12°
                                 45'
                                 24''
                                 
                              
                                 3.
                                 21°
                                 59'
                                 52''
                                 11.
                                 107°
                                 10'
                                 35''
                                 
                              
                                 
                                 8°
                                 32'
                                 17''
                                 
                                 13°
                                 21'
                                 34''
                                 
                              
                                 4.
                                 30°
                                 32'
                                 8''
                                 12.
                                 120°
                                 32'
                                 9''
                                 
                              
                                 
                                 9°
                                 8'
                                 26''
                                 
                                 13°
                                 57'
                                 43''
                                 
                              
                                 5.
                                 39°
                                 40'
                                 35''
                                 13.
                                 134°
                                 29'
                                 52''
                                 
                              
                                 
                                 9°
                                 44'
                                 36''
                                 
                                 14°
                                 33'
                                 53''
                                 
                              
                                 6.
                                 49°
                                 25'
                                 11''
                                 14.
                                 149°
                                 3'
                                 45''
                                 
                              
                                 
                                 10°
                                 20'
                                 46''
                                 
                                 15°
                                 10'
                                 3''
                                 
                              
                                 7.
                                 59°
                                 45'
                                 56''
                                 15.
                                 164°
                                 13'
                                 48''
                                 
                              
                                 
                                 10°
                                 56'
                                 55''
                                 
                                 15°
                                 46'
                                 12''
                                 
                              
                                 8.
                                 70°
                                 42'
                                 51''
                                     16.
                                 180°
                                 0'
                                 0''
                                 
                              
                                 
                                 11°
                                 33'
                                 5''
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           der Unterschied in den Differenzen ist 36' 9,6.''
                           Eine gerade Linie mn (Fig. 5) läßt sich in
                              									folgender Weise so theilen, wie der halbe Umfang des treibenden Rades. fp und fm werden
                              									gleich eg gemacht, von p werden nach k und l und den übrigen Theilpunkten von kl
                              									gerade Linien und von k, l und den übrigen auf kl befindlichen Theilpunkten Senkrechte km, in
                              									etc. auf pk, pl etc. gezogen; die Durchschnittspunkte dieser
                              									Senkrechten mit der Linie mn theilen letztere in
                              									gewünschter Weise. Die Radien für das treibende Rad erhält man, indem man die Länge
                              										mn in gleiche Theile theilt und von den
                              									Theilpunkten, wie in Fig. 5 durch punktirte Linien angedeutet, nach bekannten Methoden gerade
                              									Linien nach kl der Art zieht, daß dieselben auf
                              									den Verbindungslinien, die von p nach ihren
                              									Durchschnittspunkten mit kl gezogen werden,
                              									senkrecht stehen. Werden dann durch diese auf kl
                              									gelegenen Durchschnittspunkte Senkrechte auf xx
                              									gezogen, so sind die Theile derselben, welche zwischen der Hyperbel und den Asymptoten xx liegen, die gesuchten Längen. Die Linie kl wird dann in demselben Verhältnisse getheilt,
                              									wie ein Halbkreis durch die ungleichen Winkel, welche in dem getriebenen Rade den
                              									gleichen Winkeln des treibenden Rades entsprechen. Die ungleichen Winkel des
                              									getriebenen Rades können auch in der Weise erhalten werden, daß man ein
                              									Paralleltrapez, welches einem Achsendurchschnitt des conischen Spulentheiles gleich
                              									oder ähnlich ist (Fig. 6) durch Parallelen zur Basis in so viel gleiche Flächentheile
                              									theilt, als das halbe Rad Sectoren hat. Die Theilungslinien schneiden dann die
                              									Seiten des Trapez so, daß sich die einzelnen Längentheile zur ganzen Seite verhalten
                              									wie die einzelnen gesuchten Linien zu 180°.
                           Die Spulen brauchen nicht gerade genau die gleichen Verhältnisse zu haben wie die,
                              									für welche die Räder construirt sind; ist aber ein Unterschied vorhanden, so soll
                              									die Differenz zwischen dem größten und kleinsten Spulendurchmesser eher kleiner als
                              									größer seyn, wie die, für welche die Räder berechnet sind.
                           Die gewöhnliche Herzscheibe des Fadenführers, welche den Faden über die einzelnen
                              									Theile der Spulenoberfläche führt, sitzt auf dem getriebenen Rade. Der Faden wird
                              									annähernd in Form einer continuirlichen conischen Spirale aufgewickelt und die im
                              									Obigen angegebenen Formeln etc. basiren auf der Annahme daß die Länge einer solchen
                              									Spirale gleich der Summe der Umfänge der mittleren Kreise der einzelnen Windungen
                              									ist. Diese Voraussetzung weicht von der mathematischen Genauigkeit nur um einen für
                              									die Praxis ganz unmerklichen Betrag ab und um so weniger, je größer die Zahl der
                              									Windungen zwischen den beiden Endflächen der conischen Spule ist.
                           
                        
                     
                  
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