| Titel: | Neues Verfahren zur Bestimmung des Schwefels im Roheisen; von Arthur H. Elliott. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCIX., S. 391 | 
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                        XCIX.
                        Neues Verfahren zur Bestimmung des Schwefels im
                           								Roheisen; von Arthur H.
                              									Elliott.
                        Aus Chemical News, vol. XXIII p. 61; Februar
                              									1871.
                        Mit einer Abbildung.
                        Elliott, Verfahren zur Bestimmung des Schwefels im
                           								Roheisen.
                        
                     
                        
                           Die meisten der jetzt gebräuchlichen Methoden zur Bestimmung des Schwefels im
                              									Roheisen zielen darauf ab, schließlich den Schwefel als Schwefelsäure in Lösung zu
                              									erhalten und diese als schwefelsauren Baryt zu fällen. Bei einigen Methoden wird
                              									dieser Zweck erreicht durch Behandlung des Eisens mit Säure, um den Schwefel als
                              									Schwefelwasserstoff auszuscheiden. Auffangen des letzteren in einer alkalischen
                              									Blei- oder Zinklösung, Sammeln des gebildeten Schwefelmetalles und Oxydation
                              										desselben durch
                              									Schmelzung (mit Salpeter etc.) oder Behandlung mit Säuren. Bei anderen Methoden wird
                              									der Schwefel unmittelbar im Eisen selbst, ohne vorherige Abscheidung von demselben,
                              									oxydirt. Es lassen sich gegen diese Methoden viele Einwendungen machen. Bei den
                              									ersteren ist das Schmelzen eine sehr mühselige Arbeit, und abgesehen von den
                              									zahlreichen vorbereitenden Operationen, muß das in Alkalien lösliche, in der Lösung
                              									des geschmolzenen Schwefelmetalles zurückgebliebene Metalloxyd vor dem Fällen mit
                              									Chlorbaryum erst abgeschieden werden. Bei den Methoden der zweiten Art, wo man den
                              									Schwefel unmittelbar durch Behandlung mit Säuren oxydirt, ist vor dem Fällen mit
                              									Chlorbaryum ein lästiges Abdampfen zur Entfernung der vorhandenen Kieselsäure
                              									erforderlich.
                           Die im Folgenden beschriebene, von mir ermittelte Methode zur Bestimmung des
                              									Schwefels im Eisen ist rasch ausführbar, und liefert genaue und übereinstimmende
                              									Resultate. Derselben liegt die Entbindung des Schwefels als Schwefelwasserstoffgas
                              									zu Grunde, welches in einer Natronlösung aufgefangen und in derselben nach
                              									vorherigem Ansäuern mit Normaljodlösung bestimmt wird.
                           Darstellung der Normaljodlösung. – Man löst
                              									ungefähr 5 Grm. Jod mit Zusatz von ungefähr 7 Grm. Jodkalium in 1000 K. C. (1 Liter)
                              									Wasser. Hierauf bereitet man eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron, welche in
                              									1000 K. C. etwa 25 Grm. des Salzes enthält; diese dient zur Titerstellung der
                              									Jodlösung mittelst einer Normallösung von zweifach-chromsaurem Kali. Die
                              									Normallösung des Chromsäuresalzes wird durch Lösen von 4,92 Grm. des reinen
                              									geschmolzenen Salzes in 1000 K. C. dargestellt; 1 K. C. dieser Lösung entspricht
                              									0,0127 Jod. Um den Titer der Jodlösung zu finden, verfährt man in folgender Weise:
                              									Man nimmt 20 K. C. Bichromatlösung, fügt 10 K. C. einer Jodkaliumlösung (1 : 10),
                              									und ungefähr 15 K. C. Salzsäure (1 Theil concentrirter Säure auf 2 Theile Wasser)
                              									hinzu. Hierauf läßt man aus einer Bürette so viel von der Lösung des
                              									Unterschwefligsäuresalzes hinzufließen, daß die Lösung im Becherglase grünlichgelb
                              									erscheint; dann fügt man eine geringe Menge klaren Stärkekleisters hinzu und fährt
                              									mit dem Zusatze von Unterschwefligsäuresalz so lange fort, bis die entstandene blaue
                              									Färbung verschwindet und die Lösung hellgrün erscheint. Dadurch erhält man den Titer
                              									der Hyposulfitlösung, in Jod ausgedrückt. Hierauf titrirt man die Jodlösung, indem
                              									man 20 K. C. derselben mit Unterschwefligsäuresalz-Lösung versetzt, bis ein
                              									Tropfen der letzteren jene farblos macht.
                           Die Berechnungen werden in nachstehender Weise ausgeführt: Angenommen 20 K. C.
                              									Bichromat entsprechen 21,8 K. C. Unterschwefligsäuresalz, und 20 K. C. Jod
                              									entsprechen 7,6 K. C. Unterschwefligsäuresalz. Da alsdann 20 K. C. Bichromat = 0,254 Jod, so entsprechen
                              									21,8 Unterschwefligsäuresalz ebenfalls 0,254 Jod; folglich ist 1 K. C.
                              									Unterschwefligsäuresalz = 0,01165 Jod. Da 7,6 K. C. Unterschwefligsäuresalz = 20 K.
                              									C. Jodlösung, so sind 20 K. C. der letzteren = = 0,08354 Jod; daher entspricht 1 K.
                              									C. 0,004427 Jod. Nun ist aber nach der Gleichung
                           H²S + J² = 2 HJ + S
                           J² gleich S, d.h. 254 Jod entsprechen 32 Schwefel.
                              									Demnach ergibt sich aus der weiteren Berechnung, daß 1 K. C. Jodlösung = 0,000557
                              									Schwefel ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 392
                              
                           Verfahren. – Der vorstehend abgebildete Apparat
                              									dient zum Auflösen des Eisens und zum Auffangen des entwickelten
                              									Schwefelwasserstoffes. Der enghalsige Kolben a hat etwa
                              									500 K. C. Inhalt; das Trichterrohr b ist am oberen Ende
                              									mit einer Kugel von circa 70 K. C. Inhalt und unterhalb
                              									derselben mit einem Glashahn versehen. Das Ableitungsrohr c ist an dem im Kolben befindlichen Ende schräg abgeschliffen, so daß die
                              									in demselben condensirte Flüssigkeit in den Kolben zurückfließen kann, ohne den
                              									Durchgang des Gases zu verhindern; dieses Rohr ist auch mit einer Kugel zur Aufnahme
                              									der condensirten Flüssigkeit und zur Verhinderung des Hinübertretens derselben in
                              									das Absorptionsrohr e versehen. Das letztere ist etwa 10
                              									Centimet. lang und 18 Millimeter im Lichten weit; durch seinen doppelt durchbohrten
                              									Stopfen gehen zwei Rohre, wovon das mit dem Ableitungsrohre verbundene, bis auf den
                              									Boden des Absorptionsrohres reicht, während das Austrittsrohr unterhalb des Stopfens
                              									endigt. Dieses Absorptionsrohr hat dicke Wandungen, und ist von der Art wie sie zum
                              									Aufbewahren von Präparaten etc. dienen. Es wird zur Hälfte mit Natronlösung gefüllt,
                              									welche mit 1 Th. Natron (aus Natrium bereitet) und 5 Th. Wasser dargestellt wird; diese Lösung verbraucht
                              									gar kein Jod, nachdem sie angesäuert und mit Stärkekleister versetzt worden ist. Mit
                              									dem Absorptionsrohre kann man zur Aufnahme des auf den Operirenden eine sehr
                              									unangenehme Wirkung ausübenden Phosphorwasserstoffgases ein zweites Rohr verbinden,
                              									welches eine starke Lösung von Jod in Jodkalium enthält.
                           5 Grm. feingepulverter Bohrspäne des Roheisens werden mittelst eines zu einem
                              									Cylinder gerollten Stückes Glanzpapier in den Kolben gebracht. Der das Eisenpulver
                              									enthaltende Papiercylinder wird nämlich in den Hals des Kolbens eingeschoben, wobei
                              									man dem Kolben eine horizontale Lage gibt; dann wird letzterer aufrecht gestellt, so
                              									daß das Eisenpulver, indem man das Papier mit den Fingern festhält, hineinfällt; die
                              									letzten Reste des Eisenpulvers entfernt man von dem Papier durch Anklopfen desselben
                              									an den Kolbenhals. Nachdem man den Kolben mit seinem das Trichterrohr enthaltenden
                              									Stopfen verschlossen und das Absorptionsrohr an demselben angebracht hat, gießt man
                              									bei geschlossenem Hahne 70 K. C. verdünnte Salzsäure (1 Th. concentrirte Säure auf 2
                              									Th. Wasser) in die Kugel des Trichterrohres, läßt dann eine kleine Quantität Säure
                              									in den Kolben treten und mischt dieselbe durch Schütteln vollständig mit dem
                              									Eisenpulver. Wenn die Wirkung der Säure nachgelassen hat, läßt man mehr von ihr
                              									einfließen, indem man nach jedem Zusatze den Kolbeninhalt umschüttelt. Nachdem alles
                              									Eisen gelöst ist, bringt man den Kolben über eine schwache Flamme und regulirt die
                              									Wärme entsprechend dem Aufsteigen von Gasblasen im Absorptionsrohre. Sobald der
                              									Kolbeninhalt in's Sieden gekommen ist, erhält man ihn einige Minuten lang auf dieser
                              									Temperatur, bis er überzukochen droht. Hierauf entfernt man die Wärmequelle und
                              									öffnet gleichzeitig den Glashahn des Trichterrohres. Vor Beginn des Versuches muß
                              									man dafür Sorge tragen, daß sich der Schlüssel des Hahnes leicht drehen läßt. Nun
                              									nimmt man das Absorptionsgefäß von den übrigen Theilen des Apparates ab, spült
                              									seinen Inhalt in ein ungefähr 500 K. C. fassendes Becherglas aus, verdünnt ihn mit
                              										circa 200 K. C. gekochtem Wasser,Nach Bunsen kann man auf die Reaction zwischen dem
                                    											Schwefelwasserstoff und Jod nicht mehr mit Sicherheit rechnen, wenn die
                                    											Lösung mehr als 0,04 Proc. Schwefelwasserstoff enthält. säuert mit Salzsäure an, setzt etwas klaren Stärkekleister zu und titrirt
                              									mit der Normaljodlösung, bis blaue Färbung eintritt.
                           Phosphorwasserstoff, welcher sich bei der Behandlung des Roheisens mit Säure
                              									gleichfalls bildet, wird von Natronlösung nicht absorbirt.
                           
                           Ich habe mich von dieser Thatsache vor Anwendung des beschriebenen Verfahrens
                              									hinlänglich überzeugt.
                           Die nachstehenden Bestimmungen wurden nach dieser Methode mit zwei verschiedenen
                              									Roheisenproben ausgeführt:
                           
                              
                                 A.Schwefelgehalt in Procenten.
                                 B.Schwefelgehalt in
                                    											Procenten.
                                 
                              
                                 0,136
                                 0,077
                                 
                              
                                 0,120
                                 0,072
                                 
                              
                                 0,136
                                 0,080
                                 
                              
                                 0,119
                                 0,076
                                 
                              
                                 0,130
                                 0,085
                                 
                              
                                 
                                 0,083
                                 
                              
                                 
                                 0,081
                                 
                              
                           Hat man sich die oben erwähnten Normallösungen einmal dargestellt, so wird man
                              									finden, daß dieses Verfahren sehr rasch ausführbar ist. Hält man die
                              									Normalbichromatlösung und die Normallösung von unterschwefligsaurem Natron
                              									vorräthig, so kann man leicht zu jeder Zeit die Normaljodlösung bereiten; letztere
                              									hält sich Monate lang unverändert, wenn man sie in einer schwarzen Glasflasche und
                              									an einem kühlen Orte aufbewahrt.