| Titel: | Ueber ein neues Verfahren bei der Scheidung von Gold und Silber im Großen; von F. Gutzkow. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CIII., S. 404 | 
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                        CIII.
                        Ueber ein neues Verfahren bei der Scheidung von
                           								Gold und Silber im Großen; von F.
                              									Gutzkow.
                        Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu
                                 										Berlin, 1871, Nr. 2.
                        Gutzkow, über ein neues Verfahren bei der Scheidung von Gold und
                           								Silber.
                        
                     
                        
                           Die seit langer Zeit übliche Methode, um bei der Scheidung des Goldes von Silber,
                              									Kupfer, Blei u.s.w. mittelst Schwefelsäure das sogenannte
                              										„Feinsilber“ darzustellen, besteht bekanntlich darin, aus
                              									der verdünnten Losung der in Schwefelsäure löslichen Metalle das Silber durch
                              									metallisches Kupfer niederzuschlagen und die entsilberte Lauge auf Kupfervitriol zu
                              									verarbeiten.
                           Dieses Verfahren hat einige wichtige Uebelstände. Erstens erfordert die
                              									Schwerlöslichkeit des Silbervitriols sehr bedeutende Flüssigkeitsmengen und dem
                              									entsprechende Gefäße, oder ein wiederholtes, Zeit und Geld in Anspruch nehmendes
                              									Digeriren desselben mit der entsilberten Lauge. Zweitens aber – und das ist
                              									der wichtigste Einwand – ist man genöthigt, große Quantitäten von Kupfervitriol zu
                              									fabriciren, von einem Salze, das bei so vielen metallurgischen Operationen jetzt als
                              									Nebenproduct gewonnen wird, ohne daß seine Verwendung sich erheblich gesteigert
                              									hätte, so daß es häufig nur schwer verkäuflich ist. Der Fabrikant muß gewöhnlich
                              									zufrieden seyn, wenn der verkaufte Kupfervitriol den Preis des zur Fällung
                              									verwendeten Kupferbleches und des im Scheidegut enthaltenen Kupfers deckt. In allen
                              									Fällen jedoch bleibt die Darstellung des Kupfervitriols eine lästige
                              									Nebenproduction, welche in großen Fabriken ungeheure Räumlichkeiten und Apparate
                              									erfordert.
                           Alle diese Umstände machten es zu San Francisco in Californien, wo der Verfasser
                              									viele Jahre die große Gold- und Silber-Raffinerie der San Francisco Assaying and Refining Comp. leitete,
                              									äußerst wünschenswerth, die bisherige Methode der Feinsilberdarstellung zu verändern
                              									und die Kupfervitriolfabrication auf die verhältnißmäßig geringe Menge zu
                              									beschränken, welche dem in den rohen Silberbarren enthaltenen Kupfer entspricht. Dem
                              									Kupferblech Eisenblech zu substituiren, ist wegen der Umständlichkeit, das
                              									mitausfallende Kupfer von Feinsilber zu trennen, nicht thunlich. Einen sehr guten
                              									Erfolg hatte dagegen die Verwendung der reducirenden Kraft, welche Eisenvitriol auf das schwefelsaure Silberoxyd ausübt. Das
                              									in dem Folgenden beschriebene Verfahren wurde von dem Verfasser vor mehreren Jahren
                              									in dem obenerwähnten Etablissement zu San Francisco permanent durchgeführt, und es
                              									wurden bereits viele Tausend Centner Feinsilber nach ihm dargestellt.
                           Die wässerige Lösung des schwefelsauren Silbers mit Eisenvitriol zu versetzen und
                              									dadurch Silber metallisch abzuscheiden, ist aus technischen Gründen, auf die ich
                              									hier nicht eingehen will, unausführbar. Man muß zunächst Krystalle von
                              									schwefelsaurem Silber darstellen und diese dann der Wirkung einer heißen
                              									concentrirten Eisenvitriollösung unterwerfen. Diese Krystalle müssen natürlich
                              									völlig frei von Gold, von schwefelsaurem Blei und anderen in der Eisenvitriollauge
                              									unlöslichen Substanzen seyn. Man gießt die heiße, trübe, dickflüssige Masse, wie sie
                              									vom Behandeln des Scheidegutes mit Schwefelsäure in gußeisernen Töpfen sich ergibt,
                              									in eine geräumige gußeiserne Pfanne, welche mit verdünnter Schwefelsäure von
                              									58° Baumé und etwa 110° C. gefüllt ist, fügt eine sehr geringe
                              									Wassermenge hinzu und zieht die nach wenigen Minuten geklärte Lösung in eine zweite
                              									Pfanne ab, die sich von außen durch Wasser kühlen läßt. Für einen Centner
                              									raffinirten Silbers rechnet man etwa 10 Kubikfuß der verdünnten Säure. Der geringe
                              									Wasserzusatz dient dazu, auch die hochconcentrirte Säure in der aus den Töpfen
                              									kommenden Masse auf 58° Baumé zu bringen, und seine Menge berechnet
                              									sich darnach. Doch erfüllt er auch noch einen anderen Zweck. Es entsteht nämlich ein Niederschlag von
                              									schwefelsaurem Blei und schwefelsaurem Silber, und zwar wird der von dem letzteren
                              									Salze nicht eher bleibend, ehe nicht sämmtliches in Lösung gewesene Blei ausgefällt
                              									wurde. Außerdem dient der schwere Niederschlag dazu, die die Lösung trübenden
                              									Substanzen und vor Allem etwa vorhandenes Gold zu Boden zu reißen. Auf diese Weise
                              									erhält man viel schneller eine klare Flüssigkeit, welche frei von Blei und Gold ist,
                              									als nach der alten Methode durch Eingießen des Inhaltes der Scheidetöpfe in
                              									Wasser.
                           Nach Abkühlung der Lösung in der unteren Pfanne zu 30 bis 40° C. und
                              									Zurückpumpen der Mutterlauge in die obere Pfanne, wo sie wieder erhitzt und wie
                              									zuvor als Säure von 58° Baumé benutzt wird, findet man das
                              									schwefelsaure Silberoxyd in harten, gelben Krystallen in einer ein bis zwei Zoll
                              									dicken Kruste angeschossen, die nur sehr wenig freie Säure enthalten; außerdem
                              									bleibt aber auch ein Ueberschuß an Muttersäure, welcher von der überschüssigen
                              									freien Säure berrührt, die man bei der Auflösung der Silberbarren in den Töpfen
                              									zugegeben hatte. Dieser Ueberschuß wird ohne Weiteres bei der nächsten Operation
                              									wieder in die Töpfe gegeben und erspart natürlich eine entsprechende Menge frischer
                              									Säure. Die Krystalle werden hierauf mit eisernen Schaufeln ausgestochen und auf den
                              										„falschen“ Boden eines mit Blei ausgeschlagenen Kastens
                              									geworfen, der auf Rädern läuft und unterhalb des falschen Bodens eine Oeffnung zum
                              									Ablaufen von Flüssigkeit hat. Vermischt mit diesen Krystallen ist ein rothes Pulver,
                              									welches im Wesentlichen aus schwefelsaurem Kupfer besteht. Durch dieselben läßt man
                              									hierauf eine heiße, möglichst concentrirte Lösung von Eisenvitriol in Wasser
                              									filtriren. Das Kupfersalz löst sich zuerst, und man läßt deßhalb das erste Filtrat
                              									in ein besonderes Gefäß laufen, um es später auf Kupfervitriol zu verarbeiten.
                              									Sobald das Filtrat jedoch die rein braune Farbe der schwefelsauren Eisenoxydlösung
                              									zeigt, gelangt es in ein zweites sehr flaches Gefäß, in welchem sich bei der
                              									Abkühlung der größte Theil des aufgelösten Silbersalzes zersetzt und metallisches
                              									Silber niederschlägt. Das letztere wird später zu der Hauptmasse im Filter gefügt.
                              									Hier hat sich mittlerweile die Krystallmasse in eine dichte zusammenhängende Masse
                              									von metallischem Silber verwandelt, welche, sobald die Eisenvitriollösung mit rein
                              									grüner Farbe durchfließt, als völlig reducirt zu betrachten ist. Sie wird dann noch
                              									mit reinem Wasser gewaschen, in einer hydraulischen Presse gepreßt und
                              									eingeschmolzen. Die oxydirte Eisenlösung gelangt nach mäßigem Erkalten in dem
                              									erwähnten flachen Gefäße in einen anderen mit Blei gefütterten Behälter, der einige
                              									alte Eisenbleche enthält. Dadurch wird sie wieder in eine Eisenvitriollösung verwandelt und
                              									bei der nächsten Operation verwendet. Die geringe Silber- und Kupfermenge,
                              									welche durch die Eisenbleche noch abgeschieden wird, fügt man von Zeit zu Zeit den
                              									Krystallen im Filter zu, wodurch das Kupfer sehr schnell in Lösung gelangt. Im
                              									Großen braucht man für einen Centner im Filter reducirten Silbers etwa 20 Kubikfuß
                              									der Eisenvitriollösung.