| Titel: | Dampfmaschinenconstruction von James Robertson in Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CXII., S. 433 | 
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                        CXII.
                        Dampfmaschinenconstruction von James Robertson in Glasgow.
                        Nach dem Artizan, Januar 1871, S. 2.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									XI.
                        Robertson's Dampfmaschinenconstruction.
                        
                     
                        
                           Die in Figur
                                 										15 bis 20 dargestellte horizontale Dampfmaschine ohne Condensation hat Robertson für das Röhrenwerk der Firma Eadie und Spencer in Glasgow
                              									geliefert; der Dampfcylinder hat 20 Zoll engl. Durchmesser und der Hub beträgt 2
                              									Fuß. Außerdem sind schon mehrere Dampfmaschinen dieses Systemes gebaut worden, so
                              									eine zum Betreiben des Ventilators in der Glasgower Universität und eine zweite für
                              									des Erfinders eigene Werkstätte.
                           Robertson's
                              									Dampfmaschinensystem zeichnet sich dadurch aus, daß Schieber
                                 										oder Ventile, sowie die dazu gehörigen Maschinentheile, ferner die Bleuelstange
                                 										fehlen. Die Bewegung des Kolbens wird auf die Kurbel durch einen
                              									kurbelähnlichen Arm übertragen.
                           Kolben und Stange sind zumeist aus einem Stück hergestellt und die Kolbenhöhe ist
                              									größer wie gewöhnlich. Der Kolben ist hohl gegossen, aber außerdem aus zwei
                              									concentrischen Ringen hergestellt, so daß der Querschnitt des Kolbens an einen
                              									Cylinder mit Dampfmantel erinnert. Die zwischen den beiden Ringen des Kolbenkörpers
                              									bleibenden und durch eine Leiste in zwei Abtheilungen getrennten Hohlräume dienen
                              									zur Zu- und Ableitung des Dampfes, welcher aus der einen Hälfte nur nach der
                              									einen, aus der zweiten Kolbenhälfte nur nach der anderen Cylinderseite gelangen
                              									kann.
                           Auf der Kolbenstange ist ein Arm B festgekeilt, um die
                              									Verbindung derselben mit der Kurbel A herzustellen. Zu
                              									diesem Zweck greift der Kurbelzapfen in eine – im vorderen ausgehöhlten Ende
                              									des Armes B frei drehbare – cylindrische Hülse
                              										C, welche sich jeder Stellung des Kolbens und der
                              									Kurbel anpaßt.In einigen ausgeführten Fällen ist der Kurbelzapfen am Arme B resp. an der Kolbenstange fest, und die
                                    											Gelenkbüchse C in der Kurbel A angebracht.
                              								
                           
                           Bei der hin- und hergehenden Bewegung des Kolbens muß dieser Verbindung gemäß
                              									der Kolben gleichzeitig eine drehende Bewegung annehmen, d.h. jeder Punkt der
                              									Kolbenoberfläche beschreibt eine in sich zurückkehrende Curve auf der inneren
                              									Cylinderwand, deren große Achse gleich dem Kolbenhub ist und deren kleine Achse dem
                              									Verhältniß der Längen der Kurbel A und des Armes B entspricht.
                           Die besondere Kolbenbewegung bietet hinlängliche Leichtigkeit, um die Mündungen der
                              									Dampfeinlaß- und Auslaßwege im Kolben so anzuordnen, daß der Dampf in jedem
                              									beliebigen Punkt des Hubes plötzlich abgesperrt und gleichzeitig auf der anderen
                              									Cylinderseite abgelassen wird.
                           Wie im Grundriß (Fig. 16) und deutlich in Fig. 17, einem
                              									Querschnitt nach der Linie ab der Fig. 16, angezeigt ist,
                              									strömt der Dampf bei D ein und verläßt bei E den Cylinder. Die halbkreisförmigen Ringräume F und G im Kolben bilden die
                              									Einlaß-, beziehungsweise Auslaßwege für den Dampf, welche einerseits mit den
                              									Zutrittsöffnungen I und H
                              										(Fig.
                                 									19), andererseits mit den Ausströmungsöffnungen J
                              									und K (Fig. 20) versehen sind.
                              									Letztere liegen entgegengesetzt den vorhergenannten und diese sind im speciellen
                              									Falle so angeordnet, daß der durch die Cylinderöffnung D
                              									zutretende Dampf in 1/4 des Kolbenhubes abgeschnitten wird. Während nun Dampf auf
                              									die eine Cylinderhälfte zugeleitet wurde, entweicht der Retourdampf auf der anderen
                              									während des ganzen Hubes durch die Oeffnung J oder K, welche eben der Auslaßöffnung E zugewendet bleibt.
                           Der Kolben ist (wie dieß auch in Figur 19 und 20 angedeutet
                              									wurde) an beiden Enden, sowie zwischen den verschiedenen Dampföffnungen zweckmäßig
                              									mit Packung versehen.
                           Der Expansionsgrad wird durch Verlängerung oder Verkürzung der Dampföffnungen im
                              									Kolben verändert und da der Dampf beim Beginne jedes Hubes direct gegen den
                              									Cylinderdeckel wirkt, so ist auch der schädliche Dampfraum ein geringer.
                           Wie schon Eingangs bemerkt wurde, ist die abgebildete Maschine für die Firma Eadie und Spencer gebaut
                              									worden und wird daselbst von einem Howard'schen Kessel
                              									mit Dampf von 70 Pfund Pressung pro Quadratzoll
                              									gespeist; dieselbe arbeitet mit aller Kohlenökonomie, wie sie bei Hochdruckmaschinen
                              									mit fester Expansion bekannt ist.
                           Nach ganz gleichem System construirt Robertson
                              									Condensations- und auch gekuppelte Dampfmaschinen, sowie Maschinen für Pumpen
                              									und Gebläse, welche letztere ebenfalls ohne Schieber und drgl. functioniren.
                           
                        
                     
                  
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