| Titel: | Depeschen-Tableau, construirt von Keiser und Schmidt in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CXXV., S. 464 | 
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                        CXXV.
                        Depeschen-Tableau, construirt von
                           									Keiser und
                           									Schmidt in
                           									Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									XI.
                        Keiser und Schmidt's Depeschentableau.
                        
                     
                        
                           Zwischen den complicirteren Telegraphen-Apparaten welche auf den
                              									Staatstelegraphenlinien den Gedankenaustausch auf meilenweite Entfernungen
                              									vermitteln, und den kleinen einfachen Haustelegraphen-Apparaten welche durch
                              									einfache akustische oder sichtbare Zeichen den Verkehr mit dem Dienstpersonal
                              									erleichtern, machte sich in unserem Geschäftsbetrieb eine Lücke fühlbar, die wir
                              									durch den nachstehend beschriebenen, einfachen und zuverlässigen Apparat ausgefüllt
                              									zu haben glauben.
                           Während sich die Haustelegraphie auf Mittheilung weniger Zeichen beschränkt und alle
                              									eigentlichen Telegraphen-Apparate, welchen Systemes sie auch seyen, eines
                              									geübten Telegraphisten sowie fortwährender technischer Aufsicht und Regulirung
                              									bedürfen, kann man mit unserem Apparat nicht allein 12 oder 24 vorher bestimmte
                              									Zeichen geben, sondern auch ohne jede Uebung oder Vorkenntniß und ohne daß der
                              									Apparat irgend welcher Regulirung bedarf, kurze Depeschen bequem telegraphiren.
                           Der in Figur
                                 										24 und 25 dargestellte Apparat, von uns Depeschentableau benannt, besteht aus
                              									einem Zeichengeber und einem Zeichenempfänger.
                           Der Zeichengeber besteht aus zwei durch drei Pfeiler
                              									getrennten Messingplatten P, P und P', P', zwischen denen sich ein Uhrwerk befindet, dessen
                              									Zweck es ist sichere Contacte herzustellen, ohne des Aufziehens zu bedürfen.
                           Die Kurbel A ist auf der Achse W angeschraubt, wird von einer Feder nach der Richtung des Pfeiles X über eine mit 12 oder 24 Depeschen oder Buchstaben
                              									versehene Scheibe herumgedreht und durch das Hinderniß G
                              									auf- und festgehalten.
                           Auf der Achse W ist die Rolle F mit dem Sperrrad angeschraubt, so daß beide sich mit der Achse
                              									drehen.
                           Die erwähnte Uhrfeder ist um die Rolle F gewunden und mit
                              									einem Ende an den Pfeiler O festgeschraubt.
                           Das Zahnrad D ist mit dem Rade E zu einem Ganzen verbunden und beide sind auf der Achse W drehbar.
                           Um eine Depesche zu geben, dreht man die Kurbel A in der
                              									Richtung des Pfeiles X von ihrem Ruhepunkt nach dem
                              									Buchstaben oder der
                              									Depesche, welche man geben will; hierdurch wird das durch den in den Windfang,
                              									eingreifenden Hebel G gehemmte Uhrwerk frei, kann sich
                              									aber in der Richtung, in welcher wir die Kurbel drehen, nicht bewegen, weil der
                              									Winkelhebel B das Zahnrad D
                              									festhält, während die Feder sich hierdurch aufzieht; sobald wir indessen die Hand
                              									vom Knopf der Kurbel A entfernen, setzt sich das Rad D und das Uhrwerk in Bewegung, und die Kurbel A läuft auf ihren Ruhepunkt zurück; hierbei gleitet der
                              									Hebel B über die Zähne des Rades E, wird mit jedem Zahn einmal gehoben und erzeugt hierdurch einen sicheren
                              									Contact mit der Säule C, und zwar so oft als man mit der
                              									Kurbelumdrehung Zähne gegriffen hat.
                           Der Zeichenempfänger unterscheidet sich von dem Kramer'schen Zeigertelegraphen nur dadurch, daß der
                              									Zeiger desselben bei O seinen Ruhepunkt hat, von dem er
                              									sich nur in der Richtung des Pfeiles X entfernen kann
                              									und zwar so oft als der Hebel B des Zeichengebers, der
                              									natürlich mit demselben in leitende Verbindung gebracht seyn muß, Contacte macht; er
                              									springt also genau dieselbe Zahl Felder vor, als der Depeschirende am Zeichengeber
                              									Contacte erzeugte, und wird durch einen leichten Ruck an der Schnur (Fig. 24) nach jeder
                              									Depesche in seine Ruhestellung bei O zurück
                              									versetzt.
                           Um auf einfache Weise einen Wecker einzuschalten, wird der Messingring h mit dem Draht R in
                              									leitende Verbindung gebracht und nach dem Wecker geführt. Da die Kurbel A mit dem Körper des Gebers, also mit einem Pol der
                              									Batterie verbunden ist, so hat man nur nöthig diese Kurbel während des Depeschirens
                              									auf den Ring h zu drücken, um den Wecker in Thätigkeit
                              									zu setzen.
                           Die zum Betrieb des Apparates incl. Wecker nöthige
                              									Batterie besteht aus vier Leclanché'schen
                              									Elementen (man s. Preisverzeichniß von Keiser und Schmidt, I. Theil Seite 12).
                           Der Preis des Apparates beträgt excl. Wecker
                           
                              
                                 mit 12 Feldern für Zeichengeber und Empfänger
                                 25 Thlr.
                                 
                              
                                 deßgleichen mit 24 Feldern
                                 35 Thlr.
                                 
                              
                                 1 Wecker kostet
                                   4 Thlr. 20 Sgr.
                                 
                              
                           Der Apparat hat seine Brauchbarkeit bereits an mehreren Orten praktisch bewährt (drei
                              									dieser Apparate sind z.B. im Wolf'schen
                              									Telegraphen-Bureau seit mehreren Monaten in ununterbrochener Thätigkeit);
                              									größeren Fabriken, Feuerwehren, Bergwerken, Schießständen etc. dürfte derselbe eine
                              									sehr empfehlenswerthe Verkehrserleichterung bieten.
                           Berlin, 17. Februar 1871.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
