| Titel: | Neues Verfahren zur Prüfung der geschmeidigen Metalle und Legirungen auf ihre Qualität, und Beschreibung des dazu erforderlichen Apparates; von Gustav Bischof in Bonn. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CXXVI., S. 466 | 
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                        CXXVI.
                        Neues Verfahren zur Prüfung der geschmeidigen
                           								Metalle und Legirungen auf ihre Qualität, und Beschreibung des dazu erforderlichen
                           								Apparates; von Gustav
                              									Bischof in Bonn.Dieses Verfahren ist dem Verfasser in England, Frankreich, Belgien, Preußen,
                                 										Rußland, Oesterreich und Amerika patentirt.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									XII.
                        Bischof, über ein neues Verfahren zur Prüfung der geschmeidigen
                           								Metalle und Legirungen auf ihre Qualität.
                        
                     
                        
                           Princip, welches dem neuen Verfahren zu
                                 										Grunde liegt.
                           Wenn verschiedene Sorten desselben Metalles oder derselben Legirung in genau
                              									derselben Weise ausgewalzt worden sind, so läßt sich, wie leicht zu begreifen, das Metall um so öfter hin- und herbiegen, bevor es
                                 										bricht, je besser seine Qualität ist. Werden z.B. Stücke von reinem und von
                              									käuflichem Zink in derselben Weise ausgewalzt und hernach
                              										unter denselben Bedingungen gebogen, so läßt sich die
                              									Qualität der respectiven Proben aus der Anzahl der Hin- und Herbiegungen
                              									bestimmen, welche jede erträgt ohne zu brechen.
                           So verhielten sich die Hin- und Herbiegungen, welche reines Zink, ferner die
                              									beste und dann die schlechteste Sorte von käuflichem Zink, welche bisher probirt
                              									worden, aushielt, ohne zu brechen, respectiv wie 100 : 54 : 19. Hieraus läßt sich
                              									schließen, daß eine andere Zinksorte, welche z.B. 30 Biegungen aushielt, besser ist
                              									als die welche 19, und schlechter als die welche 54 Biegungen ertrug.
                           Dasselbe gilt für Kupfer, Eisen, Messing, Zinn, Blei etc. Somit sind alle Daten zur
                              									Vergleichung der Qualität verschiedener Sorten von Metallen und Legirungen gegeben,
                              										und diese Prüfungsmethode ist um so verläßlicher, als
                                 										Eigenschaften welche für praktische Zwecke höchst schätzbar sind, das Kriterium
                                 										der Probe bilden.
                           
                        
                           Die neue Probirmethode und die chemische
                                 										Analyse.
                           Der Unterschied zwischen dieser Probe und der chemischen Analyse besteht darin, daß
                              									erstere entweder die Abwesenheit von Verunreinigungen anzeigt, wenn die Probestücke
                              									von Metallen oder Legirungen die Normalbeschaffenheit des reinen Metalles oder der
                              									reinen Legirung erreichen, oder den schädlichen Einfluß von Verunreinigungen, ohne dieselben zu bezeichnen, nachweist, wohingegen die
                              									chemische Analyse nur die Abwesenheit oder die Gegenwart bestimmter Verunreinigungen ermitteln
                              									kann, ohne deren nachtheilige Einwirkungen auf die Qualität der Metalle genau
                              									nachzuweisen. – In vielen Fällen ist es allerdings von Wichtigkeit zu wissen,
                              										welche Substanz die Beschaffenheit des Metalles etc.
                              									beeinträchtigt; meistens aber handelt es sich – für praktische Zwecke
                              									– nur um die Frage, von welcher Qualität das
                              									Metall oder die Legirung ist.
                           Ueberdieß ist es bei dem im Handel vorkommenden Kupfer von
                              									großer Wichtigkeit zu ermitteln ob dasselbe gerade die richtige Menge der
                              									Verunreinigung (wenn man diesen Ausdruck gebrauchen will) mit Sauerstoff (Kupfeloxydul) enthält. Wenn käufliches Kupfer von hoher
                              									Probirmarke bei Dunkelrothgluth kurze Zeit einem Strome von reinem Wasserstoffgas
                              									ausgesetzt wird und dabei mehr oder weniger Sauerstoff verliert, so kann dessen Probe- oder Biegungszahl, meiner in einem Falle gemachten Beobachtung zufolge, in dem
                              									Verhältnisse von 100 bis zu 25 sinken. Das letztere Kupfer konnte nur zum Vergießen
                              									verwendet werden, wenn es nicht nochmals gepolt wurde.
                           Durch Hrn. Gibb,
                              									Betriebsdirector der Bede
                              									Metal Company in Newcastle am Tyne ward mir Gelegenheit
                              									geboten, verschiedene Proben eines Kupfers zu prüfen, welches von einer speciell in
                              									Bezug auf die obige Frage abgeführten Charge herrührte, wobei ich zu beiläufig
                              									demselben Resultate wie oben angegeben gelangte. Kupfer, sey es zu jung (überpolt) oder übergaar,
                              									gibt eine geringe Probemarke. Der Gehalt an Sauerstoff oder die Abwesenheit dieses
                              									Körpers kann durch die chemische Analyse sicher nachgewiesen werden; kann aber die
                              									chemische Analyse die Frage beantworten, ob eine gewisse Kupfersorte gerade die
                              									Menge Kupferoxydul enthält, welche für seine Streckbarkeit wesentlich erforderlich
                              									ist?
                           Die Genauigkeit der neuen Prüfungsmethode und die mit derselben verknüpfte
                              									Zeit- und Arbeitsersparniß läßt sich nach der (aus Tabelle I ersichtlichen)
                              									Thatsache bemessen, daß z.B. der schädliche Einfluß von nur 0,00001 Proc. Zinn oder
                              									0,0004 Proc. Cadmium auf reines Zink mit Sicherheit in weniger als einer Stunde nachgewiesen werden kann, während so geringe
                              									Spuren der Wahrnehmung des Chemikers wahrscheinlich entgehen würden, wenn er
                              									vierzehn Tage auf seine Analyse verwendete.
                           
                        
                           Ueber den Werth der Beobachtung der
                                 										Bruchbeschaffenheit bei der Prüfung des Kupfers.
                           Es ist jedoch nicht allein der zur Ausführung einer vollständigen chemischen Analyse
                              									erforderliche Aufwand an Zeit und Arbeit, welcher den Hüttenmann von der
                              									regelmäßigen Anwendung derselben bei der Prüfung des Kupfers auf seine Qualität
                              									abhielt. Ein noch wichtigerer Grund liegt vielmehr darin, daß man in den meisten
                              									Fällen unmöglich so lange warten kann, bis eine chemische
                                 										Analyse vollständig durchgeführt ist. So kam es denn, daß man verschiedene
                              									andere Kennzeichen zur Ermittelung der Beschaffenheit der Metalle benutzte. Ein
                              									solches und, wenigstens in Bezug auf Kupfer, das vorzüglichste, ist die Untersuchung des Bruches. Anstatt meine eigenen
                              									Ansichten hinsichtlich der Zuverlässigkeit dieses Kennzeichens auszusprechen, ziehe
                              									ich es vor, die Worte eines unserer ausgezeichnetsten Metallurgen, des Dr. Percy, anzuführen.
                              									Derselbe sagt im ersten Bande seiner „Metallurgie“ (S. 366 des
                              									Originals): „Manche behaupten, daß sie die Qualität des Kupfers aus dem
                                 										Ansehen seines Bruches mit Sicherheit zu beurtheilen vermögen; ein auf solche
                                 										Gründe gestütztes Urtheil kann sich aber ohne Zweifel als unrichtig erweisen.
                                 										Selbst bei der sorgfältigsten Untersuchung war ich häufig nicht im Stande, die
                                 										geringsten Unterschiede im Ansehen des Bruches von Kupferzainen aufzufinden,
                                 										deren Verschiedenheit hinsichtlich des Verhaltens beim Bearbeiten und des Grades
                                 										der Reinheit mir bekannt war. Es liegen zahlreiche Beweise vor, daß dasselbe Kupfer bedeutende Verschiedenheiten im
                                 										Ansehen des Bruches zeigen kann, je nachdem es vergossen worden ist. Schon die
                                 										Temperatur ist hinreichend, die Beschaffenheit des Bruches in sehr wahrnehmbarem
                                 										Grade zu modificiren. Einer der tüchtigsten Schmelzer zu Swansea, ein Mann von
                                 										großer Erfahrung und ein scharfer Beobachter, bemerkt in einem an mich
                                 										gerichteten Schreiben: „„Sie würden sehr erstaunen, wenn Sie
                                       												sähen wie sehr das Ansehen des Bruches durch verschiedene Temperaturen
                                       												beim Ausschöpfen verändert wird. Schöpft man sehr
                                          													heiß – d.h. was ein Kupferhüttenmann sehr heiß nennt, denn was andere Leute als
                                       												sehr heiß bezeichnen würden, nennt derselbe eiskalt – so erscheint die Structur des Kupfers
                                       												gänzlich verändert und das Metall zeigt auf dem Bruche ein Haufwerk von
                                       												größeren oder kleineren, mehr oder weniger vollkommen ausgebildeten
                                       												Krystallen, welche hingegen durchaus nicht auftreten, wenn das Metall
                                       												bei einer niedrigeren Temperatur geschöpft wird, und die seine
                                       												Hämmerbarkeit nicht im Geringsten beeinflussen.““
                                 									
                              								
                           Und doch berichtet uns derselbe Schrifsteller (a. a. O., S. 368), daß es früher, und,
                              									so viel ihm bekannt, auch noch jetzt Praxis selbst bei den Personen ist, welche mit
                              									der Untersuchung des für die englische Marine bestimmten Kupfers betraut sind,
                              										„sich bei Beurtheilung der Qualität dieses Metalles gänzlich auf das
                                 										Ansehen zu verlassen, welches dasselbe auf dem Bruche zeigt!“
                              								
                           
                        
                           
                           Beschreibung des neuen
                                 										Prüfungsverfahrens.
                           Bei meiner Methode zur Prüfung der Metalle und Legirungen auf ihre Qualität mache ich
                              									einen Unterschied zwischen denjenigen welche beim Umschmelzen ihre Beschaffenheit
                              									nicht oder nicht wesentlich ändern, wie Zink, Zinn etc., und denjenigen bei welchen
                              									dieß der Fall ist, wie Kupfer, Messing etc.
                           Gießen der Zink-, Zinn- etc. Stäbe.
                              									– Um die Metalle und Legirungen welche beim Umschmelzen ihre Beschaffenheit
                              									nicht ändern, zu der unten speciell zu beschreibenden Prüfung vorzubereiten, werden
                              									dieselben unter fortwährendem Umrühren mit einem Porzellanspatel geschmolzen und
                              									unmittelbar nach dem Einschmelzen in stehende schmiedeeiserne Formen gegossen, deren
                              									prismatischer Hohlraum 120 Millimet. hoch ist und im Querschnitt 13 Millim. auf 3
                              									Millim. mißt. Für jede Probe sind von Zink und Zinn 45 bis 50 Gramme, von Blei etwa
                              									60 Grm. erforderlich.
                           Auswalzendes Zinkes, Zinnes etc. – Die in diesen
                              									Formen erhaltenen Stäbchen werden bei gewöhnlicher Temperatur in dem sogleich näher
                              									zu beschreibenden „Probenwalzwerke“
                              									zu Streifen von 130 Millim. Länge und 7 Millim. Breite ausgewalzt, bis solche
                              									Streifen ein Gewicht von 1500 Milligrm. für Zink und Zinn, für Blei dagegen von 2500
                              									Milligrm. haben. Ich füge ausdrücklich hinzu, daß auch Zink, der gewöhnlichen
                              									Annahme entgegen, sich bei gewöhnlicher Temperatur walzen
                              									läßt.
                           Diese 7 Millimet. breiten Streifen, welche ich „Probestreifen“
                              									nenne, werden aus der Mitte der Proben mittelst des unten beschriebenen
                              									Schneidwerkes ausgeschnitten, nachdem sie bis beinahe zu der erforderlichen Dicke
                              									ausgewalzt worden sind. Nach dem Ausschneiden der Probestreifen wird ihr Auswalzen
                              									fortgesetzt bis sie das erforderliche Gewicht erlangt haben.
                           Tempern der Probestreifen von Zink etc. – Die
                              									Probestreifen von der jetzt in Rede stehenden Classe von Metallen werden in einem
                              									Metallkästchen fünf Minuten lang einer Temperatur von 115 bis 120° C.
                              									ausgesetzt. Dieses Tempern ist nothwendig, weil diese Metalle, besonders das Zink,
                              									nach dem Walzen ihre Beschaffenheit sehr verändern und nach ungefähr einer Stunde
                              									höhere Probe- oder Biegungszahlen geben, als bei der Prüfung unmittelbar nach
                              									dem Walzen. Durch das Tempern wird dieser Uebelstand wenigstens so weit verhütet,
                              									daß innerhalb einer mäßigen Zeit keine Veränderung eintritt. Schließlich wird jeder
                              									Streifen in zwei Längen von je 65 Millimet. zerschnitten, welche der Untersuchung mittelst des
                              									später zu beschreibenden „Metallometers“ unterworfen
                              									werden.
                           Das Probenwalzwerk. – Das von mir angewendete
                              									Probenwalzwerk ist in Figur 4 und 5 in 1/12
                              									natürlicher Größe dargestellt; Fig. 4 ist eine
                              									Seitenansicht, Fig.
                                 										5 eine Vorderansicht des Apparates; Fig. 6 ist in größerem
                              									Maaßstabe ein Grundriß der centralen Schraube. Die auszuwalzenden Proben werden von
                              									der linken Seite der Figur 4 her den Walzen zugeführt und gehen, sobald sie die Walzen
                              									verlassen haben, über einen kleinen Tisch a, a, welcher
                              									ganz nahe an die untere Walze, etwa bis 10 Millimet. unterhalb der oberen Fläche
                              									derselben, hinanreicht. An diesem Tische ist seitlich dicht an den Walzen, ein aus
                              									Eisen oder Zink bestehendes Kästchen b befestigt, so daß
                              									es mit seinem oberen Theile dicht an die obere Walze hinanreicht; die Länge
                              									desselben beträgt etwa 60 Millimet. und seine Höhe unmittelbar an den Walzen
                              									ungefähr 20 Millimet., am anderen Ende 10 Millimet. Dasselbe ist dazu bestimmt, ein
                              									Verbiegen der Probestreifen, wenn sie die Walzen verlassen, zu verhüten.
                           Die centrale Schraube setzt die beiden auf die obere Walze wirkenden Schrauben in
                              									Thätigkeit, und regulirt den stufenweisen Druck auf die Proben; sie ist mit einem in
                              									acht Theile getheilten kreisförmigen Zifferblatte versehen, auf welchem jedes Achtel
                              									wiederum in vier Theile abgetheilt ist. Die Ziffern auf diesem Index sind so
                              									angeordnet, daß 0 (oder 8, da beide zusammenfallen) mit einer auf der Rückseite der
                              									oberen Seitenplatte des Walzwerkes angebrachten Marke correspondirt (Fig. 5), wenn die Walzen
                              									fest zusammengeschraubt sind. Wird dann die centrale Schraube von rechts nach links
                              									einmal umgedreht, so beträgt der Abstand der beiden Walzen von einander 1
                              									Millimeter. Da nun sämmtliche Proben vor dem Auswalzen eine Stärke von 3 Millimet.
                              									haben, so muß jene Schraube drei solcher Drehungen erhalten, bevor eine Probe zum
                              									erstenmale die Walzen passirt.
                           Auswalzen der Proben. – Mit Ausnahme von Stahl und
                              									Stabeisen, von denen sogleich weiter die Rede seyn wird, werden sämmtliche zu
                              									probirende Metalle und Legirungen in derselben Weise ausgewalzt; sie passiren
                              									nämlich die Walzen zweimal, indem man bei jedem Durchgange das Ende des Stäbchens,
                              									welches zuerst zwischen die Walzen gesteckt wird, wechselt. Dann wird die centrale
                              									Schraube um einen ganzen Theilstrich von links nach rechts umgedreht, worauf man die
                              									Probe wiederum zweimal durch die Walzen hindurchgehen läßt, und so fort.
                           Beim Auswalzen von Stabeisen und Stahl wird die centrale Schraube nach der zweiten
                              									Umdrehung, während der letzten Umdrehung jedesmal wenn die Proben zweimal die
                              									Walzen passirt haben, nur um 1/4 eines ganzen Theilstriches gedreht.
                           Es ist nicht rathsam, die Metallstreifen beim Auswalzen zu lang werden zu lassen,
                              									sondern sie in bestimmten Zwischenräumen zu Längen abzuschneiden, welche für
                              									successive drei, zwei oder einen Probestreifen hinreichen. Es braucht wohl kaum
                              									erwähnt zu werden, daß zu den Probestreifen die besten Theile der Proben ausgewählt
                              									und daß alle Theile, welche Flecken, Schiefer oder andere dergleichen Fehler zeigen,
                              									verworfen werden müssen.
                           Zuschneiden der Probestreifen. – Zum Zuschneiden
                              									der Probestreifen zur Breite von 7 Millimet. aus der Mitte der gewöhnlich 13
                              									Millimet. breiten Probe bedient man sich des in Fig. 3 dargestellten, aus
                              									drei kleinen Walzen bestehenden Schneidwerkes. Die untere Walze desselben ist 7
                              									Millimet. breit, folglich wird ein durch den Apparat hindurchgeführter
                              									Metallstreifen ebenfalls zu dieser Breite zugeschnitten.
                           Vorbereitung des Kupfers, Messings, Eisens etc. zum
                                 										Walzen. – Bei Kupfer, Messing und anderen Metallen und Legirungen,
                              									welche durch das Umschmelzen in ihrer Qualität verändert werden, müssen wir wiederum
                              									unterscheiden, ob Bleche oder Gußstücke (Zaine) geprüft werden sollen. Im ersteren
                              									Falle werden mehrere Streifen von je 13 Millimet. Breite und ungefähr 4 Grm. Schwere
                              									nach der Richtung ausgeschnitten, in welcher die Bleche die Walzen passirt haben.
                              									Diese Streifen werden in der nachstehend beschriebenen Weise ausgewalzt. Sollen
                              									Zaine der Prüfung unterworfen werden, so wird ein Probestück von 13 Millimeter
                              									Breite, ungefähr 5 Millim. Dicke und 80 Millimet. Länge mittelst einer Metallsäge
                              									ausgeschnitten oder mittelst eines Meißels ausgehauen und dann bis zur Dicke von 3
                              									Millimet. abgefeilt. Die in Fig. 1 und 2 abgebildeten
                              									Instrumente, deren Benutzungsweise ohne weitere Beschreibung verständlich ist,
                              									dienen um das Zuformen solcher Proben zu erleichtern.
                           Auswalzen des Kupfers etc. – Das Auswalzen der so
                              									vorbereiteten Proben geschieht in derselben Art, wie für das Zink etc. angegeben
                              									wurde, und zwar unter wiederholtem Erhitzen oder Tempern, bis sie bei einer Länge
                              									von 130 Millimet. und einer Breite von 7 Millimet., bei Kupfer 1700 Milligrm. und
                              									bei Messing 1600 Milligrm. wiegen. Das Gewicht der Probestreifen bei Eisen und Stahl
                              									darf zur Schonung des unten näher beschriebenen Apparates (Metallometers) nur 1200
                              									Milligramme betragen.
                           Erhitzen oder Tempern des Kupfers etc. – Auch das
                              									Erhitzen muß unter denselben Umständen geschehen, wenn verschiedene Proben desselben
                              										Metalles oder
                              									derselben Legirung miteinander verglichen werden sollen. Ich benutze zu diesem
                              									Zwecke ein eisernes Rohr von ungefähr 25 Millimet. lichter Weite, welches zum
                              									Tempern von Kupfer und Messing innerlich mit dünnem Kupferblech ausgekleidet ist;
                              									man kann auch ein aus feuerfestem Thon angefertigtes Rohr benutzen. Zum Erhitzen des
                              									Rohres bediene ich mich eines kleinen, mit Rost versehenen und mit Kohks geheizten
                              									Ofens von ungefähr 500 Millimet. Länge, 400 Millimet. Breite und 350 Millimet. Höhe,
                              									welcher aus lose zusammengesetzten feuerfesten Steinen hergestellt wird.
                           Das Rohr wird für Kupfer, Eisen und Stahl zur starken Hellrothgluth, für Messing zur
                              									Dunkelrothgluth erhitzt. Sämmtliche Proben dürfen nur so lang im Rohre bleiben, bis
                              									sie die Temperatur desselben angenommen haben, worauf sie sogleich aus demselben
                              									entfernt werden. Kupfer- und Messingproben werden dann sofort in Wasser
                              									getaucht.
                           Das Erhitzen wird jedesmal wiederholt, wenn Theilstrich 4 und 8 an der centralen
                              									Schraube mit der Marke am Walzwerke correspondiren; schließlich werden die
                              									Probestreifen, nachdem sie fertig ausgewalzt sind, in einem Kästchen aus demselben
                              									respectiven Metalle nochmals getempert. Derartige Kästchen fertige ich mir auf die
                              									Weise an, daß ich ein Stück Blech um einen eisernen Dorn von der erforderlichen
                              									Stärke wickle, dann den Dorn herausziehe und die auf diese Weise gebildete Hülse an
                              									einem Ende zusammendrücke, so daß keine Luft hineindringen kann; in das andere Ende
                              									schiebe ich einen metallenen Stopfen ein, worauf das Kästchen zur Aufnahme des zu
                              									tempernden Probestreifens fertig ist.
                           Das Metallometer. – Der von mir erfundene,
                              										„Metallometer“ benannte Apparat zur Prüfung von Metallen
                              									ist in Figur 7
                              									und 8 in der
                              									Vorderansicht dargestellt. Die wesentlichsten Theile desselben bestehen in dem zum
                              									Festhalten der Probestreifen m bestimmten Schraubstock
                              										a, und in dem Führungsstück b, durch welches die Streifen hindurchgehen. Das Führungsstück kann sich
                              									auf zwei Achsen c, c drehen, welche in Lagern ruhen die
                              									an dem Schraubstock a befestigt sind. Dasselbe wird,
                              									wenn der Schraubstock auf der in den Lagern e, e (Fig. 7)
                              									ruhenden Achse f, f bewegt wird, durch Gewichte d, d in senkrechter Stellung erhalten. In dieser Weise
                              									bildet das Führungsstück mit dem Schraubstock bei jeder Hin- und Herbewegung
                              									einen Winkel, und ein Probestreifen der durch die Führung hindurchgeführt und
                              									mittelst des Schraubstockes befestigt ist, wird, nachdem der Apparat in Bewegung
                              									gesetzt worden, abwechselnd nach rechts und links gebogen werden und zwar am besten
                              									unter einem Winkel von 67 1/2°, bis er bricht, worauf der abgerissene Theil
                              									in Folge des von dem Gewichte g, g (Fig. 7) ausgeübten Zuges
                              									hinabfällt.
                           
                           Das Metallometer wird durch eine Triebkraft, am besten durch ein (in der Zeichnung
                              									nicht dargestelltes) Uhrwerk mittelst einer bei h
                              									angebrachten Verbindungsstange in Bewegung gesetzt. Das Uhrwerk oder der sonstige
                              									den Apparat bewegende Mechanismus hat zwei Zifferblätter, mit Zeigern welche die
                              									Anzahl der von einem Metallprobestreifen bis zum Bruche ausgehaltenen Hin-
                              									und Herbewegungen (Biegungen) angeben. Diese Anzahl nenne ich
                              										„Probezahl“ oder „Biegungszahl.“
                              								
                           In Fig. 7 ist
                              									ein Metallometer dargestellt, welches mit nur einem Spannkloben versehen ist; zur
                              									Beschleunigung der Prüfung gebe ich jedoch der Anwendung von fünf, zu je zwei
                              									Probestreifen eingerichteten Spannkloben den Vorzug. Bei der Prüfung von Eisen und
                              									Stahl darf in jedem Schraubstock nur ein Probestreifen auf einmal eingespannt
                              									werden, damit der Apparat nicht zu stark angestrengt wird.
                           Hinsichtlich des Gebrauches des Metallometers ist zu bemerken, daß die mit
                              									dreieckigen Köpfen versehenen Schrauben weder vorwärts noch rückwärts gedreht werden
                              									dürfen, weil sonst der Apparat in Unordnung gerathen würde. Die einzigen Schrauben,
                              									welche nach längerem Gebrauche ein schwaches Anziehen erfordern dürften, sind die
                              									mit c, c (Fig. 8) bezeichneten,
                              									mittelst deren das Führungsstück an den Schraubstock befestigt ist. Dieselben müssen
                              									sich ungehindert drehen können, ohne daß sie ein Schlottern des Führungsstückes
                              									zulassen.
                           Die verschiedenen Lager müssen von Zeit zu Zeit eingeölt werden, vorzugsweise mit
                              									einer Lösung von Paraffin in reinem Petroleum; zur Herstellung derselben setzt man
                              									gleiche Gewichtsmengen beider Substanzen einer gelinden Wärme aus, bis das Paraffin
                              									im Petroleum sich gelöst hat.
                           Da kein Metall und keine Legirung vollkommen homogen ist, so muß man, um zu einem
                              									Durchschnittsresultate zu gelangen, mit jeder Probe eine Reihe von Prüfungen
                              									ausführen; derselbe Probestreifen von 65 Millimet. Länge ist aber lang genug für
                              									fünf Prüfungen mit dem Metallometer. Das Durchschnittsresultat aus fünfzig Prüfungen
                              									ist für gewöhnliche Zwecke hinreichend genau. Die Ausführung der metallometrischen
                              									Prüfung von Zink, Zinn und Blei beansprucht ungefähr 50 Minuten; für die besten
                              									Sorten von Zinn ist etwas mehr Zeit erforderlich; die Prüfung von Messing, Eisen und
                              									Stahl beansprucht 80 Minuten, ungerechnet das Ausschneiden und Abfeilen der
                              									Proben.
                           So mannichfaltig die angegebenen Vorschriften beim ersten Anblick erscheinen mögen,
                              									ist das Verfahren doch so einfach, daß Jedermann dasselbe binnen wenigen Tagen
                              									erlernen kann.
                           Die in den folgenden Tabellen verzeichneten, mit dem Metallometer ausgeführten Prüfungen mögen als
                              									Beispiele der Resultate des neuen Verfahrens dienen. Ich füge jedoch die Bemerkung
                              									bei, daß so äußerst delicate Proben mehrmals wiederholt werden sollten, bevor man
                              									das erhaltene Resultat als ganz richtig betrachtet.
                           I. Zink.Probe- oder
                              									Biegungszahl des chemisch reinen Zinkes = 100.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 474
                              100 Theile chemisch reines Zink,
                                 										legirt mit den nachstehenden Verhältnissen von; Zinn; Cadmium; Blei; Kupfer
                                 										(galvanisch gefällt); Eisen; Aluminium; Biegungszahl der Legirung gleich; Ließ
                                 										sich nicht mehr walzen
                              
                           Bemerkung. Die Biegungszahl von beiläufig 25
                              									verschiedenen Sorten käuflichen Zinkes schwankte zwischen 54 und 19.
                           II. Zinn. Biegungszahl des
                              									Banca-Zinnes = 100.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 474
                              100 Theile Banca-Zinn legirt
                                 										mit den nachstehenden Verhältnissen von; Biegungzahl der Legirung gleich; Blei;
                                 										Antimon
                              
                           Bemerkung. Die Biegungszahl von vier, aus verschiedenen
                              									Quellen bezogenen Sorten Banca-Zinn war resp. = 100, 101, 88 und 78; die
                              									Biegungszahl von mehreren Sorten Lama-Zinn schwankte zwischen 37 und 16.
                           
                           III. Blei. Biegungszahl von M M M Mechernich Extra = 100.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 199, S. 475
                              100 Theile M
                                    											M M legirt mit den nachstehenden Verhältnissen von; Biegungzahl der
                                 										Legirung gleich; Blei; Antimon
                              
                           Bemerkung. Die Biegungszahl von vier Bleisorten schwankte
                              									zwischen 100 und 89.
                           Solche directe Versuche lassen sich selbstverständlich nur mit Metallen ausführen,
                              									welche geschmolzen und mit anderen Metallen legirt werden können, ohne Veränderungen
                              									in ihrer Qualität zu erleiden. Wenn sich aber die Prüfungsmethode in diesem Falle
                              									als richtig erweist, so ist der Schluß, daß sie bei Metallen und Legirungen welche
                              									durch Umschmelzen in ihrer Qualität verändert werden, ebenfalls richtig ist,
                              									unbestreitbar.
                           Die Probe- oder Biegungszahl steigt nicht immer proportional der Abnahme der
                              									Verunreinigungen, wie wir dieß bei Zink und Kupfer (Tabelle I), sowie bei Blei und
                              									Antimon (Tabelle III) sahen. Eine ähnliche Thatsache ist bekanntlich hinsichtlich
                              									der physikalischen Eigenschaften der Legirungen von Kupfer und Zink beobachtet
                              									worden; in diesem Betreff dürften die folgenden, von Mallet gefundenen Zahlen von Interesse seyn:
                           
                              
                                 Kupfer.
                                 
                                 Zink.
                                 Cohäsionskraft.
                                 Geschmeidigkeit.
                                 Härte.
                                 
                              
                                 3
                                 :
                                 1
                                 13,1
                                 10
                                 14
                                 
                              
                                 2
                                 :
                                 1
                                 12,5
                                   3
                                 23
                                 
                              
                                 1
                                 :
                                 1
                                 9,2
                                 12
                                 12
                                 
                              
                                 1
                                 :
                                 2
                                 19,3
                                   1
                                 10
                                 
                              
                                 8
                                 :
                                 17  
                                   2,1
                                 Sehr spröde
                                   5
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle ersieht man, wie leicht die chemische Analyse zu Täuschungen
                              									führen kann, wenn man sich hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften von
                              									Metallen und Legirungen auf dieselbe ausschließlich verläßt.
                           Eigenschaften, auf welche die metallometrische Prüfung sich
                                 										erstreckt. – In Bezug auf die Frage, welche Eigenschaften bei der Prüfung von
                              									Metallen und Legirungen mittelst des Metallometers in's Spiel kommen, stellte ich
                              									folgenden Versuch an. Ich nahm Stabeisen von guter Qualität, sowie eine Probe von
                              									sehr gutem harten Stahle, und walzte beide in gleicher Weise aus. Das erstere ließ
                              									sich leicht walzen und blieb außerordentlich geschmeidig; der letztere zeigte große
                              									Festigkeit und war im Vergleiche mit dem Stabeisen spröde. Bei der Prüfung beider
                              									stellte sich die Biegungszahl für den Stahl zu 100, für das Eisen zu ungefähr nur 30
                              									heraus.
                           Aus diesem, sowie aus dem oben erwähnten Versuche, bei welchem Kupfer in
                              									Wasserstoffgas erhitzt wurde, müssen wir meiner Ansicht nach schließen, daß die Biegungszahl eines Metalles oder einer Legirung als
                                 										das Resultat seiner Zähigkeit und Festigkeit, wie auch seiner Geschmeidigkeit
                                 										und Weichheit betrachtet werden kann.
                           Es ist demnach zu hoffen, daß die Metallurgie in ihren verschiedenen Zweigen aus der
                              									neuen Prüfungsmethode Nutzen ziehen wird. Dem Schmelzer ist es durch dieselbe
                              									ermöglicht, den Erfolg seiner Operationen zu controlliren und zweifelsohne in vielen
                              									Fällen deren Resultate zu verbessern. Der wirkliche Handelswerth eines Metalles und
                              									einer Legirung kann mittelst der metallometrischen Prüfung sowohl vom Schmelzer als
                              									vom Händler und Consumenten mit Leichtigkeit ermittelt werden, und somit jeder
                              									derselben sich überzeugen, daß er erhält was ihm gebührt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
