| Titel: | Ueber die Zerstreuung des Lichtes im Wasser und in der Luft, von Prof. Tyndall. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CXXXIII., S. 501 | 
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                        CXXXIII.
                        Ueber die Zerstreuung des Lichtes im Wasser und
                           								in der Luft, von Prof. Tyndall.
                        Tyndall, über die Zerstreuung des Lichtes im Wasser und in der
                           								Luft.
                        
                     
                        
                           In diesem Betreff hielt Professor Tyndall in einer der letzten Sitzungen der Royal Institution in London einen Vorrrag, aus welchem wir nach dem Engineer (vom 27. Januar 1871) nachfolgenden Auszug
                              									mittheilen.
                           Fällt ein Lichtstrahl in einen dunklen Raum, so ist es uns möglich seinen Weg zu
                              									verfolgen, wenn die Luft mit Staubtheilchen angefüllt ist. Die Oberflächen derselben
                              									zerstreuen das Licht nach allen Seiten hin. Ist die Luft völlig frei von fremden
                              									darin schwebenden Körperchen, so bleibt der Strahl unsichtbar. Ganz dieselbe Wirkung
                              									bringen nun die in dem Wasser mechanisch aufgelösten oder darin schwimmenden
                              									Beimischungen hervor. Diese Lichtprobe ist eine ungemein
                                 										empfindliche für das Wasser und läßt unendlich viel kleinere Theilchen im Wasser
                                 										erkennen, als es mit einem noch so guten Mikroskop möglich ist.
                           Auf einer Expedition hatte Professor Tyndall Meerwasser von verschiedenen Stellen in weißen Flaschen
                              									geschöpft, wo das Meer eine gelbgrüne, eine hervorragend grüne, eine blaugrüne, eine
                              									blaue, und eine dunkel indigoblaue Farbe hatte. Diese Proben wurden später durch den
                              									Lichtstrahl unter Anwendung einiger einfacher Kunstgriffe zur Erhöhung der
                              									Empfindlichkeit des Auges während der Beobachtung untersucht und es zeigte sich, daß
                              									das gelbgrüne Wasser am stärksten das Licht zerstreute und die meisten festen
                              									Bestandtheile enthielt. Die übrigen Wässer verhielten sich in Betreff der
                              									Lichtzerstreuung und des Gehaltes an festen Bestandtheilen in derselben Reihenfolge,
                              									wie sie vorhin angeführt, so daß das Wasser, welches von der Stelle war wo das Meer
                              									dunkelindigoblau gefärbt erschien, am wenigsten das Licht zerstreute und die
                              									wenigsten Beimengungen enthielt. Wenn weißes Licht in das Wasser fällt, so werden
                              									die rothen Strahlen zuerst zerstört und zwar ziemlich nahe an der Oberfläche. Darauf
                              									verschwinden die orangefarbigen Strahlen, dann die gelben, dann die grünen und so
                              									fort. Enthielte das Meerwasser nicht fremde Beimengungen, welche das nicht
                              									absorbirte Licht reflectiren können, so würde das Meer schwarz wie Tinte mit einer
                              									etwas schimmernden Oberfläche erscheinen. Die Indigofarbe des Meeres nähert sich am
                              										meisten der Farbe
                              									des reinen Wassers. Bis jetzt ist es weder durch künstliche noch durch andere Mittel
                              									möglich gewesen, ein Wasser zu erhalten, welches den Grad von Reinheit besitzt, daß
                              									ein elektrischer Lichtstrahl bei seinem Durchgange nicht zerstreut würde. Das Wasser
                              									aus dem Genfer See ist sehr rein unter der Lichtprobe, das Wasser der Stadt London
                              									aber erscheint sehr schmutzig. Diese Andeutungen mögen genügen, die Aufmerksamkeit
                              									auf diese neue Wasserprobe zu lenken. (Journal für
                              									Gasbeleuchtung, 1871 S. 165.)