| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. , S. 72 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Torfbenutzung.
                           Der Bezirk Rosenheim (in Bayern) erfreut sich bekanntlich
                              									eines sehr wichtigen Factors einer blühenden Industrie, nämlich eines reichlich
                              									vorhandenen billigen Brennmateriales, des Torfes, der, wenn auch nicht von dem
                              									industriellen Werth der Steinkohlen, denselben doch für viele Zwecke nahezu, in
                              									Manchem auch vollständig erreicht.
                           Die Producte unserer Waldungen werden mehr und mehr als Nutzholz verwerthet, so daß
                              									z.B. die Kesselheizungen, Brauereien, Kalköfen und Ziegeleien etc., die früher
                              									ausschließlich mit Holz geheizt wurden, sich mehr und mehr auf Torfbetrieb
                              									einrichten.
                           In den Gemeindefluren Groß-Carolinenfeld und Kolbermoor werden auf beiläufig 2000 Tagwerk Torfgründen
                              									ungefähr 60,000 Schachtruthen Torf gestochen und zwar durch die königl. Saline Rosenheim, sowie die chemische Fabrik Heufeld,
                              									ausschließend, die beiden übrigen Etablissements, größtentheils ihren
                              									Brennstoffbedarf deckend; in Holzhausen und Brannenburg und den verschiedenen Gemeinden um den
                              									Sim-See werden annähernd weitere 20,000 Schachtruthen Torf gewonnen, zusammen
                              									im Verkaufswerth von rund 250,000 fl.
                           Das Torfwerk Kolbermoor producirt ferner noch 200,000
                              									Centner Preßtorf, bisher ausschließend zum Bahnbetrieb.
                           So wird auf diese Weise durch das Wachsen der Torfgewinnung die Production unserer
                              									Wälder an Brennholz der Metallindustrie, der sie unentbehrlich ist, reservirt, und
                              									der Preis des Brennmateriales auf einer für alle Verhältnisse günstigen Höhe
                              									erhalten.
                           Außerdem concurrirt der Stichtorf, bei günstiger Situation der Torfgründe und bei
                              									rationellem Betriebe, in hiesiger Gegend wirksam mit den Kohlen von Miesbach. Der Werth der Torfgründe hat durch die stetige
                              									Zunahme der Torfproduction bedeutend gewonnen und es ist dadurch das Vermögen in den
                              									betreffenden Gemeinden beträchtlich gewachsen.
                           Zu bedauern ist hier das Eingehen der Kugeltorf-Fabrik bei Failenbach,
                              									besonders da das Fabricat, seiner Qualität nach, die günstigste Beurtheilung fand.
                              									An dem Eingehen dieses Etablissements dürften nicht die im Verhältnisse zum
                              									Brennwerth zu hohen Herstellungskosten des Kugeltorfes, sondern lediglich
                              									finanzielle Schwierigkeiten die Schuld tragen. (?)
                           Es ist mit Befriedigung zu vernehmen, daß die königl. Bahnverwaltung an verschiedenen
                              									den Torfgründen des Bezirkes nahegelegenen Stationen Torfmagazine anlegen läßt,
                              									demnach die Torfheizung der Locomotiven auszudehnen beabsichtigt. Wie sehr dieß im
                              									Interesse der Bahnverwaltung selbst liegt, darüber gibt folgende zuverlässige Vergleichung des
                              									Betriebes mit Torf mit demjenigen mit Traunthaler Braunkohle ein sprechendes Beispiel:
                           Eine Fahrt von Rosenheim nach Salzburg kostet
                           
                              
                                 mit Traunthaler Braunkohle
                                 
                                 mit Preßtorf
                                 
                              
                                 120 Ctr. à 22
                                    											kr.
                                  44  fl.  –  kr.
                                 
                                 100 Ctr. à 22 kr. 36 fl. 40 kr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 mit Stichtorf
                                 
                                 
                              
                                 
                                 8 Sch.-Rth. à 3 fl. 12
                                    											kr.
                                 25 fl. 36 kr.
                                 
                              
                                 
                                 1 Waggon für Torf
                                   2  „  –  
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 1 Hülfsheizer
                                   1  „
                                    											24  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Summa
                                 29 fl. –  kr.
                                 
                              
                           Neben dieser bedeutenden Ersparniß bei Torfbrand gegenüber dem Heizen mit genannter
                              									Braunkohle kommt aber noch ganz besonders die starke Abnutzung der Locomotiven bei
                              									Verwendung des letzteren Brennmateriales in Betracht, die eine derartige ist, daß
                              									z.B. von 1864 bis 1869 drei Maschinenlieferungen mit zusammen 42 Locomotiven
                              									unbrauchbar geworden sind. Langjährige Erfahrungen über Locomotivheizung mit
                              									Stichtorf begründen die Annahme, daß bei Verwendung des letzteren Materielles
                              									mindestens 14 Maschinen in genanntem Zeitraum hätten erspart werden können. Nehmen
                              									wir nun täglich 10 Fahrten zwischen Rosenheim und Salzburg an, so erreicht die Ersparniß
                           
                              
                                 a)
                                 bei Stichtorfverwendung gegen Traunthaler
                                    											Braunkohlerund jährlich
                                   55,000 fl.
                                 
                              
                                 
                                     an Maschinen, 14 Maschinen (à 30,000 fl. = 420,000
                                    											fl.    in 5 Jahren)
                                   84,000  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 im Ganzen also die bedeutende Summe von
                                 139,000 fl.
                                 
                              
                           
                              
                                 b)
                                 bei Preßtorfverwendung
                                   26,000 fl.
                                 
                              
                                 
                                 und
                                   84,000  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 in Summa
                                 110,400 fl.
                                 
                              
                           (Aus dem Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer von
                              									Oberbayern pro 1870; württembergisches Gewerbeblatt,
                              									1870, Nr. 48.)
                           
                        
                           Fröhlich's patentirte Generatorfeuerung.
                           In der neuerbauten Drahtzieherei von Gray und Comp. in Sheffield ist zum ersten Male in England eine
                              									Generatorfeuerung nach Fröhlich's Patent ausgeführt
                              									worden, deren Einrichtung folgende ist. Der Gaserzeugungsapparat besteht aus zwei
                              									Kammern von feuerfesten Ziegeln, die durch einen kurzen Canal am Boden mit einander
                              									in Verbindung stehen. In der ersten Kammer wird Brennmaterial in Pulverform, das von
                              									oben zugeführt wird und allmählich niedersinkt, mittelst Gebläseluft verbrannt, die
                              									durch eine Anzahl Formen in der Nähe des Bodens zutritt. Die hier entstehenden
                              									gasförmigen Verbrennungsproducte entweichen durch den Canal am Boden nach der
                              									zweiten Kammer, welche zeitweilig durch eine Thür nahe am oberen Ende mit Kohks oder
                              									großen Stücken nicht bituminöser Kohle versehen wird, so daß die aus der ersten
                              									Kammer zuströmenden Gase durch eine glühende Kohkssäule aufsteigen müssen. Die Gase
                              									werden so möglichst vollständig in Kohlenoxyd umgewandelt und können dann nach der
                              									Verbrauchsstelle abgeleitet werden. Die Resultate dieser Feuerungsmethode werden als
                              									höchst befriedigend bezeichnet. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 49.)
                           
                        
                           Neue Heiz- und Wärmapparate.
                           Für die verschiedenen Räume, in welchen jetzt der Mensch zeitweise sich aufhalten
                              									muß, und für die verschiedenen Zustände in welche einzelne Glieder des menschlichen
                              									Körpers zeitweise gelangen können, ist es wünschenswerth Mittel zu besitzen die
                              									unseren jetzigen Oefen ähnlich, aber einfacher wie diese, besonders aber leicht
                              									transportabel sind. Zu den in Rede stehenden Räumen können wir z.B. die
                              									Personenplätze der Eisenbahn-Waggons, zu den erwähnten Gliedern die Füße des
                              									Menschen rechnen, welche ja oft eines besonderen Wärmmittels bedürfen. Zur
                              									Beschaffung der in Rede
                              									stehenden Mittel hat der hiesige Maschinenbauer Kienast
                              									Apparate construirt, welche ihren Zweck vollkommen zu erfüllen scheinen und bereits
                              									auf mehreren Bahnen mit bestem Erfolge angewendet werden. Ein solcher Apparat
                              									besteht in der Hauptsache aus einem parallelopipedischen Kasten von Messing-
                              									oder Eisenblech, welcher an zwei Stellen mit verstellbaren Zugöffnungen versehen
                              									ist. In diesen Kasten wird ein aus Draht gefertigter Cylinder gelegt, in welchen die
                              									Kohle, die für den Gebrauch entzündet wird, gelegt wird. Diese Kohle, das Geheimniß
                              									des Erfinders, ist zwar aus gewöhnlicher Holzkohle zubereitet, welche aber, nachdem
                              									sie gemahlen worden, mit Zusätzen versehen und wieder gepreßt wird, so daß sie bei
                              									ihrer Verbrennung keine der Gesundheit schädlichen Gase entwickelt. Die Kienast'sche Fabrik stellt sowohl die Kohle, als alle
                              									Apparate für ähnliche Zwecke her.
                           Dr. Rob. Schmidt in Berlin.
                           
                        
                           Deacon's
                              									mechanische Feuerung.
                           G. F. Deacon hielt in der Versammlung der British Association zu Liverpool einen Vortrag über die
                              									Wirksamkeit von Feuerungen mit mechanischer Aufschüttung und besprach bei dieser
                              									Gelegenheit die von ihm construirte Anordnung, welche unter anderen an einem Kessel
                              									mit zwei Feuerrohren angebracht ist.
                           Durch einen Rumpf gelangt das aufgeschüttete Brennmaterial in einen
                              									Zerkleinerungsapparat, aus einem Cylinder bestehend in welchem eine gußeiserne
                              									conische Doppelschraube sich stetig umdreht. Dieselbe ist rechts- und
                              									linksgängig, und nimmt im Durchmesser von der Mitte nach beiden Seiten zu.
                           Die in der Mitte einfallenden Kohlen werden daher nach beiden Seiten abgeleitet und
                              									auf gleichmäßiges Korn zerbröckelt.
                           Das Kohlenklein gelangt zu zwei Ventilatoren, deren Flügel das Brennmaterial über die
                              									Rostfläche gleichförmig vertheilen, eine Anordnung welche schon von Stanley ausgeführt wurde. Das Ausziehen der Asche und
                              									Schlacke erfolgt wie gewöhnlich durch den Heizer.
                           Durch eine entsprechende Transmission werden die Zuführschnecke und die Flügel in
                              									Umdrehung versetzt und je nach der Stellung des Antriebsriemens auf den conischen
                              									Scheiben kann die Geschwindigkeit der Schraube und hierdurch die Menge des in den
                              									Ofen gelangenden Brennmateriales regulirt werden. (Engineer, September 1870, S. 226.)
                           
                        
                           Mit Draht durchnähte Riemen.
                           Die englische Firma T. Hepburn und Söhne stellte auf der Islingtoner Cattle Show
                              									einfache und doppelte Riemen aus, welche mittelst biegsamen Drahtes auf die ganze
                              									Länge durchnäht sind. Hierdurch wird die Fähigkeit des Riemens, sich um Scheiben
                              									selbst von geringem Durchmesser zu legen, nicht vermindert, hingegen größere
                              									Dauerhaftigkeit und Festigkeit erzielt. Bei großen Entfernungen der Scheiben kann
                              									der mit Draht durchnähte Riemen schlaffer gelassen werden wie gewöhnlich. Diese
                              									Riemen müssen natürlich aus sehr gut gegerbtem Leder gearbeitet seyn. (Mechanics' Magazine, December 1870, S. 424.)
                           
                        
                           Nickelplattirung für Maschinentheile.
                           L. A. Scofield, Oberingenieur der
                              										„Lodona“, Dampfer der C. H. Mallory Linie zwischen
                              									New-York und New-Orleans, lenkt die Aufmerksamkeit der
                              									Marine-Ingenieure auf die Zweckmäßigkeit der Nickelplattirung von
                              									Schraubenbolzen, welche den Ventilsitz in der Luftpumpe der Schiffsmaschine
                              									befestigen und hier den Einflüssen des Einspritzwassers, des Dampfes –
                              									nebenbei auch galvanischen Einwirkungen – ausgesetzt sind. Diese Eisenbolzen
                              									unterlagen erfahrungsgemäß rasch dem Zerfressen und ihre Köpfe waren nach
                              									dreimaliger Hin- und Rückfahrt auf mehr als die Hälfte reducirt.
                           
                           Die Herstellung dieser Bolzen aus Metall (Legirung) behufs größerer Dauerhaftigkeit
                              									erwies sich, wegen der unzulänglichen Festigkeit derselben, unausführbar.
                           Schließlich wurde der Bolzenkopf mit Nickel überzogen und das Resultat war ein sehr
                              									günstiges. Derselbe war nach dreimonatlicher Fahrt nur matt angelaufen, ohne daß die
                              									Nickelhaut irgend Schaden gelitten hätte.
                           Es scheint demnach in solchen Fällen ein Nickelüberzug einen vollkommenen Schutz zu
                              									gewähren. (Scientific American, Juli 1870, S. 50.)
                           
                        
                           Ablöschen der Hohofenschlacke.
                           Zum Ablöschen der Hohofenschlacke hat G. D'Adelswärd,
                              									Ingenieur der Prieuré-Eisenwerke in Longwy, folgende Anordnung
                              									construirt. In einem mit Wasser gefüllten, im Hüttenboden versenkten Reservoir wird
                              									durch eine hydraulische Pumpe eine große Platte auf- und abbewegt, auf welche
                              									ein Schlackenhund längs Schienen zugeführt werden kann. In der Höhenlage dieser
                              									Platte liegt dieselbe im Niveau des Hüttenbodens und die Schlacke fließt durch eine
                              									bewegliche Rinne vom Ofen in den aufgefahrenen Schlackenhund. Ist derselbe
                              									angefüllt, so läßt man die Platte, welche an dem Plungerkolben eines hydraulischen
                              									Cylinders befestigt ist, nieder unter das Wasser, wobei die Schlacke bald abgekühlt
                              									wird. Man pumpt alsdann die Platte wieder in die Höhe und führt den Schlackenhund
                              									mittelst Pferden nach dem Abladeplatz.
                           Bei der früheren Einrichtung auf dieser Hütte soll die Wegschaffung der Schlacke bei
                              									einer Production von 1000 Centner Roheisen pro Tag 14
                              									Arbeiter (à 4 Frcs. Tagelohn) und 3 Pferde (7
                              									Frcs. tägliche Kosten) beansprucht haben. Bei der jetzt üblichen Methode sind nur 6
                              									Arbeiter und 2 Pferde erforderlich, weßhalb eine tägliche Ersparniß von 39 Frcs.
                              									erzielt wird. Der früher erforderlich gewesene Abkühlungsraum für die Schlacke
                              									betrug pro Hohofen 420 Quadratmeter gegen jetzt von nur
                              									52 Quadratmeter. (Nach Engineering, November 1870, S.
                              									349, woselbst auch eine Durchschnittsskizze mitgetheilt ist.)
                           
                        
                           Ueber die Erkennung eines ächten Silberüberzuges auf
                              									Metallen.
                           Aechten Silberüberzug auf Metalle (Versilberung) erkennt man am schnellsten mittelst
                              									einer kalt gesättigten Lösung von doppelt-chromsaurem Kali in reiner
                              									Salpetersäure von 1,2 spec. Gewicht. Nachdem die zu prüfende Fläche mit starkem
                              									Weingeist gereinigt worden, um etwaigen Lacküberzug zu entfernen, bringt man
                              									mittelst eines Glasstabes einen Tropfen von obiger Flüssigkeit darauf und spült dann
                              									die benetzte Stelle unmittelbar hiernach mit etwas Wasser ab. Bei vorhandenem Silber ist nun ein deutlicher blutrother Fleck (chromsaures Silberoxyd) sichtbar. Auf Neusilber färbt sich der Tropfen braun und hinterläßt
                              									nach dem Abspülen keinen rothen Fleck. Auf Britanniametall (aus Zinn, Antimon und wenig Kupfer bestehend) erhält man
                              									einen schwarzen Fleck. Auf Platin findet keine Einwirkung
                              									statt. Auf einer durch Quecksilber amalgamirten
                              									Metallfläche erhält man einen röthlichbraunen Niederschlag, der beim Uebergießen mit
                              									Wasser vollständig fortgespült wird. Auf Blei, ebenso auf Wismuth, erhält man einen gelben Niederschlag. Zink wird stark geätzt, die
                              									Probeflüssigkeit spült sich vollständig ab. Auch Zinn wird stark angegriffen; die
                              									Probeflüssigkeit färbt sich bräunlich, und ein Zusatz von Wasser gibt einen gelben
                              									Niederschlag, der auf dem Metall leicht haftet. Eine Auflösung von Höllenstein
                              									(salpetersaurem Silberoxyd) veranlaßt auf die fremden Metalle (Platin und
                              									Quecksilber ausgenommen) einen schwarzen Fleck, kann aber auch zur Erkennung einer
                              									ächten Silberfläche benutzt werden. (Böttger's
                              									polytechnisches Notizblatt, 1870, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber die Straßenbesprengung mit Chlorcalcium
                           und anderen zerfließlichen Chlorsalzen wurden zuletzt im
                              									Jahrgang 1870 des polytechn. Journals, Bd. CXCVII
                                 										S. 546 einige Mittheilungen gemacht; wir schließen an dieselben die Notiz an, daß
                              									diese Methode während der Jahre 1869 und 1870 in London in größerem Maaßstab zur
                              									Anwendung gekommen ist, nachdem einige vorläufige Versuche in Liverpool und anderen
                              									Städten sehr gute Resultate ergeben hatten. Es wurden dabei durch tägliche
                              									Verwendung von 30 Ctrn. Chloride, welche 25 Thlr. kosteten, zehn einspännige, von je
                              									einem Arbeiter bediente Wasserkarren erspart, deren tägliche Kosten sich auf 30
                              									Thlr. stellten, sowie das von diesen zu liefernde Wasser, nämlich 87,500 Gallons à 4,5 Liter, die in London 24 1/3 Thaler kosten,
                              									so daß die gesammte tägliche Ersparniß 29 1/3 Thlr. betrug. Als ein weiterer
                              									Vortheil wird hervorgehoben, daß das Chlorcalcium auf das kohlensaure Ammoniak,
                              									welches aus dem faulenden Pferdemist entsteht, zersetzend einwirke. Um überhaupt dem
                              									gesundheitsschädlichen Einflusse solcher faulender organischer Stoffe, die sich auf
                              									den Straßen ansammeln, entgegenzuwirken, hat man in mehreren englischen Städten
                              									Carbolsäure und andere Desinfectionsmittel in Anwendung gebracht: in neuester Zeit
                              									glaubt man ein besonderes entsprechendes Mittel für diesen Zweck in dem von Prof.
                              										Gamgee hierfür vorgeschlagenen wasserhaltigen
                              									Aluminiumchlorid (sogen. Chloralaun) gefunden zu haben, das außerdem auch nur 1/3 so
                              									viel kostet wie Carbolsäure. Dieser Körper soll nun nach einem Vorschlag von W. J.
                              										Cooper auch den zur Straßenbesprengung benutzten
                              									Chloriden zugesetzt werden. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 47.)
                           
                        
                           Gewinnung und Verbrauch von Salz in den Vereinigten Staaten
                              									Nordamerikas.
                           Der Oberinspector der Onondaga Salt Springs hat im
                              									Anfange dieses Jahres seinen Bericht an die Legislatur abgestattet, welcher manche
                              									interessante Daten enthält.
                           Der Staat selbst besorgt die Bohrung der Quellen, pumpt und vertheilt die Soole,
                              									beaufsichtigt und wägt die dargestellten Artikel, und das Alles gegen eine Abgabe
                              									von einem Cent für den Bushel. Das Salzwasser am Ohio, Kanawha und im
                              									Saginaw-Thale kostet nur die Bohrung der Quellen. Pumpung und Zutheilung, so
                              									daß, falls der Zufluß nicht abnimmt, der Preis nicht allzu hoch steigen kann. Wie
                              									der Verfasser mittheilt. beläuft sich die Production jährlich, wenn verlangt wird,
                              									im Staate New-York auf 12 Millionen, in Ohio auf 25 Mill, in Virginien auf 50
                              									Mill. und in Michigan auf 100 Millionen Bushels. So zu sagen unbegrenzt ist dieselbe
                              									in Louisiana. Kansas, Nebraska, Idaho und Texas. Es gibt Salzquellen überhaupt in
                              									New-York, Pennsylvanien, Ohio, Michigan, Illinois, Indiana,
                              									West-Virginien, Virginia, Kansas, Nebraska, California, Louisiana, Oregon,
                              									Texas, New Mexico und Arizona. Steinsalz liefern Louisiana, Texas,
                              									New-Mexico, California. Virginien, Montana, Arizona' Idaho.
                           Nach den neuesten statistischen Ermittelungen beträgt der jährliche Verbrauch des
                              									Salzes in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt an 30 Pfund für den Kopf. Es
                              									würden demnach New-York, Ohio, Michigan und West-Virginien, wenn man
                              									ihre größten Leistungen annimmt, jährlich so viel Salz erzeugen können, als für den
                              									Verbrauch einer Bevölkerung von mehr als 350 Millionen Seelen, d. i. des Achtfachen
                              									der jetzigen Einwohnerschaft der Union, ausreichen würde. (Berggeist, 1870, Nr.
                              									81.)
                           
                        
                           Steinsalzbohrungen in Preußen.
                           Seitdem die mächtigen Salzlager zu Staßfurt in der Provinz Sachsen das rasche
                              									Emporblühen einer großartigen Industrie in der dortigen Gegend veranlaßten, hat man
                              									im preußischen Staate einige weitere wichtige Erbohrungen von Steinsalz gemacht.
                           Auf Vorschlag von Berghauptmann Huyssen wurde am 15. März
                              									1867 bei Sperenberg, etwa 6 Meilen südlich von Berlin,
                              									ein Bohrloch angesetzt. Mit demselben erreichte man nach Durchbohrung von Gyps und
                              									Anhydrit, am 18. October desselben Jahres bei 280 Fuß Tiefe ein Steinsalzlager. Ende
                              									Juli 1870 hatte das Bohrloch eine Tiefe von 3242 Fuß und ist bis dahin
                              									ununterbrochen in Steinsalz betrieben worden, so daß eine Mächtigkeit des
                              									Steinsalzlagers von 2962 Fuß nachgewiesen ist. In einer Entfernung von etwa 330 Lachtern vom ersten
                              									Bohrloche wurde ein zweites Bohrloch angesetzt und am 17. August 1870 Steinsalz 369
                              									Fuß tief getroffen. Es geht hieraus hervor, daß das Sperenberger Lager, welches die
                              									Verticalmächtigkeit der bis jetzt bekannten Steinsalzlager weit übertrifft, auch in
                              									horizontaler Richtung eine bedeutende Ausdehnung besitzt.
                           Ferner wurde bei Segeberg im Holsteinischen Steinsalz
                              									nachgewiesen. Das dort betriebene Bohrloch erreichte eine Tiefe von 490 Fuß, bei
                              									welcher es bereits 24 Fuß tief in Steinsalz anstand. Da man an dem weiteren
                              									Niederbringen durch einen Bruch des Bohrwerkzeuges gehindert war, so setzte man im
                              									Mai vorigen Jahres eine halbe Stunde östlich von Segeberg bei dem Dorfe Stipsdorf
                              									ein zweites Bohrloch an. In demselben ist am 3. Mai 1870 in einer Tiefe von 310 Fuß
                              									ein Steinsalzlager, welches aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem bei Segeberg im
                              									Zusammenhang steht, aufgefunden worden. Ende Mai hatte dieses Bohrloch eine Ttiefe
                              									von 333 Fuß 10 Zoll erreicht und stand noch im Steinsalz an. Die aus demselben zu
                              									Tage geförderten Steinsalzbrocken zeigten sich von vorzüglicher Reinheit. (Nach dem
                              									k. preuß. Staatsanzeiger.)
                           
                        
                           Das Vorkommen von Diamanten in Californien.
                           In der Chemical News (Novemberheft 1869) erschien eine
                              									Mittheilung des Prof. Wöhler in Göttingen darüber, daß er
                              									in dem natürlichen Platin von Oregon Diamanten gefunden habe. Nachdem er Gold,
                              									Platin, Chromeisenerz, Kieselsäure, Ruthenium u.s.w. nach den üblichen
                              									Verfahrungsarten ausgezogen hatte, entdeckte er bei der mikroskopischen Untersuchung
                              									des Rückstandes farblose, durchsichtige Körner, von denen er wegen ihrer
                              									Unangreifbarkeit durch die chemischen Mittel annahm, daß sie Diamant seyen. Diese
                              									Vermuthung bestätigte er dadurch, daß er die Verbrennung im Sauerstoffgas vornahm
                              									und mittelst des erzeugten Gases in einer Barytlösung einen Niederschlag
                              									kohlensaurer Baryterde darstellte. Der Sand stammte vom unteren Trinity in der Nähe
                              									seiner Vereinigung mit dem Klamath.
                           Diamanten sind bereits an mehreren Stellen in Californien gefunden, und man erwartet
                              									weitere Ausbeute davon. Wie übrigens H. G. Hanes der
                              									San-Francisco Microscopical Society angezeigt
                              									hat, war ihm das Vorkommen der farblosen Körner im Platinsande schon länger bekannt,
                              									ohne daß er jedoch deren wahre Natur ermittelte.
                           Das Platin findet sich mit Iridium und den verwandten Metallen in reichlicher Menge
                              									in Trinity County. So enthält das Gold aus dem Hay Fork, einem beträchtlichen Strom dieses County, größere oder geringere Mengen der Platinmetalle,
                              									so daß sogar die Händler 2 Dollars auf die Unze Goldstaub vom Preise abzuziehen
                              									pflegen. Am North Fork des Trinity River erscheint das Platin zwar in geringerer Menge aber in
                              									größeren Stücken. Merkwürdig ist, daß das Platin zwar in den Betten und an den
                              									Rändern der Flüsse auftritt, dagegen schon in etwa 1/2 Mile Abstand, wo die sogenannten Hill Claims
                              									angelegt sind, fehlt.
                           Das Platin ist in dem Sande des unteren Trinity so
                              									häufig, daß die Wäscher es nur mit der größten Mühe aus dem Golde fern zu halten
                              									vermögen. Seine Theilchen sind so fein, daß man kaum im Stande ist, dieselben von
                              									dem schweren Sande, welcher das Gold begleitet, zu unterscheiden. Man hat noch nicht
                              									versucht, das Platin für sich allein zu gewinnen und an den Markt zu bringen.
                           Zu Volcano in Amador County
                              									hat man ebenfalls Diamanten entdeckt, und zwar in einer eigenthümlichen,
                              									vulcanischen Formation, welche Prof. Whitney beschreibt
                              									als vulcanische Aschen und Bimsstein, die durch Wasser geschichtet und cementirt
                              									seyen.
                           Es gewinnt demnach das Ansehen, als wenn man – da auch eine Anzahl anderer Counties bereits Platin geliefert haben – mit
                              									einiger Aussicht auf Erfolg in allen Goldwäschereien Californiens, soweit sie in
                              									Flußbetten angelegt sind, nach Diamanten suchen dürfe. (Berggeist, 1870, Nr.
                              									81.)
                           
                        
                           
                           Rother und violetter Fuchsinfirniß zum Zeugdruck.
                           Um einen rosenrothen Firniß darzustellen, trug Armand Müller nach einer Mittheilung im „chemischen
                                 										Centralblatt“ in eine weingeistige Schellacklösung eine ganz geringe
                              									Menge Fuchsin, ebenfalls in Weingeist gelöst, ein; dann wurde bis zum Sieden auf
                              									einem Dampfbade erhitzt. Nach einiger Zeit sing die Lösung an aus Rosa in dunkel
                              									Amaranth, Rothviolett, Violettblaustich und zuletzt in Blau mit schwachem
                              									Violettstich überzugehen. Durch diese Farbenveränderung aufmerksam gemacht, stellte
                              									Müller eine etwas eingehendere Untersuchung an, deren Resultate folgende sind:
                           Es wurden 2 Grm. Fuchsin, röthlich, und 15 Grm. ungebleichter Schellack mit 100
                              									Kubikcentimeter Weingeist von 95 Proc. Tralles übergossen und auf dem Dampfbade
                              									erwärmt. Die erste Veränderung in der Nuance zeigte sich nach circa 20 Secunden bei einer Temperatur von 31° Cels.: Fuchsin mit
                              									schwachem Violettstich; dann nach 1 1/2 Minuten Temperatur 35° Cels.: Lila;
                              									nach 2 1/60 Minuten, Temperatur 42° C.: Violettröthlich; nach 3 Minuten,
                              									Temperatur 53° C.: rein Violett; nach 4 1/2 Minuten, Temperatur 61°
                              									C.: Violettblaustich; nach 5 Minuten, Siedepunkt: Blau, starker Violettstich; nach 6
                              									1/3 Minuten, Siedepunkt: Blau, schwacher Violettstich.
                           Bei Versuchen mit gebleichtem Schellack traten, soviel man sehen konnte, die
                              									Uebergänge immer etwas früher ein. Mit 15 Grm. Schellack konnten bis 7 Grm. Fuchsin
                              									in Violett übergeführt werden. Der dickflüssige Firniß wurde mit viel Weingeist
                              									aufgelöst und die Solution, trotz ihrem Schellackgehalt, zu einer Druckfarbe auf
                              									Baumwolltuch benutzt, nach einer einfachen Methode, die Müller jedoch verschweigt,
                              									fixirt und die Zeuge hierauf gewaschen.
                           Die Farbe ist durchaus waschächt gegen kochendes Wasser, heiße Soda- und
                              									Seifenlösung, und wenig empfindlich gegen das Licht. Alle Zwischennüancen von
                              									Fuchsinroth bis Violettblau können permanent auf Baumwolle (natürlich auch auf Seide
                              									und Wolle) befestigt werden. Die Versuche von Labouret
                              									mit Harz- und Gummilacklösungen und die von Schäfer und Gros-Renaud (mit
                              									Gummilacklösung: Bleu de Mulhouse) haben mit Müller's Versuchen nichts Aehnliches, da nicht dieselben
                              									Stoffe angewendet und auch nicht dieselben Nüancen erzielt wurden.
                           Diese Methode bietet große Vortheile, da sie einfach ist und bis jetzt kein Violett
                              									so billig zu stehen kommt. Was die Ausbeute an Violett anbetrifft, so ist sie
                              									ziemlich bedeutend, doch sind noch keine eingehenderen Untersuchungen darüber
                              									angestellt.
                           
                        
                           Waschlauge für gefärbte Zeuge.
                           Als Waschlauge für gefärbte Zeuge empfiehlt Dr. G. A. Gräfe eine Waschlauge, welche aus der amerikanischen
                              									Seifenrinde oder Quillaja-Rinde und Carraghenmoos hergestellt wird. Es werden
                              									nämlich 1 Pfd. Quillaja-Rinde und 1/4 Pfd. Carraghenmoos jedes für sich mit
                              									10 Pfd. Wasser tüchtig gekocht, die abgekochten Flüssigkeiten werden durchgeseiht
                              									und geben nun die Waschlauge. Nach dem Behandeln mit dieser Waschflüssigkeit werden
                              									die Zeuge in reinem Wasser gespült. Erfahrungsmäßig leistet diese Lauge
                              									vortreffliche Dienste, ohne nur im Geringsten der Farbe zu schaden. Es dürfte
                              									dieselbe wohl auch statt Soda und Seife zum Entfetten der wollenen Garne vor dem
                              									Färben mit Erfolg anzuwenden seyn; der Vortheil ist aber nicht in der Billigkeit zu
                              									suchen, vielmehr darin, daß die mit Soda oder Seife gekochten Garne bei nicht
                              									gehörigem Spülen alkalische Bestandtheile zurückbehalten, wodurch beim Ausfärben
                              									leicht Flecke entstehen. (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Ueber die Reinigung des Chloralhydrats; von F. A. Flückiger.
                           Durch Umschmelzen und Destilliren des Chloralhydrates lassen sich die letzten Spuren
                              									von Verunreinigungen desselben nicht leicht entfernen, und man erhält so immer nur
                              									ein unansehnliches Präparat. Das Umkrystallisiren führt allein zum Ziele. Wasser,
                              									Weingeist und Aether eignen sich dazu nicht gut, weil in ihnen das Chloralhydrat zu leicht löslich
                              									ist. Besser geeignet sind Chloroform und Benzol, noch besser Terpenthinöl, welches
                              									die schönsten Tafeln und Blätter liefert, wenn 1 Th. Chloralhydrat in ungefähr 5 bis
                              									6 Th. Terpenthinöl bei 30 bis 40° C. gelöst wird, und die Flüssigkeit langsam
                              									erkaltet. Auch Petroleumäther löst bei gelindem Erwärmen diel Chloralhydrat und läßt
                              									es bei geringer Temperaturerniedrigung wieder auskrystallisiren, zu rasch jedoch, um
                              									das Auftreten ansehnlicher Krystalle zu gestatten. Das vorzüglichste Lösungsmittel
                              									ist Schwefelkohlenstoff. Bei 15 bis 18° C. erfordert 1 Th. Chloralhydrat 45
                              									Th. Schwefelkohlenstoff; aber bei Temperaturen welche noch unter dem Siedepunkt des
                              									Schwefelkohlenstoffes liegen, genügen 4 bis 5 Theile. Läßt man langsam erkalten, so
                              									erhält man die schönsten, bisweilen zolllangen Prismen, welche an der Luft rasch den
                              									letzten Rest von anhängendem Lösungsmittel verlieren. Diese Krystalle beginnen bei
                              									49° C. zu schmelzen, in größerer Menge erst bei 53°. Nicht gut
                              									krystallisirte Proben von Chloralhydrat schmelzen bei niederer Temperatur. Den
                              									Siedepunkt (Thermometerfaden ganz in Dampf gehüllt) fand der Verf. bei 97,5°.
                              									Der Verf. empfiehlt, für die medicinische Anwendung nur das ganz reine, gut
                              									krystallisirte Präparat zuzulassen. (Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXXIII S.
                              									200.)
                           
                        
                           Anwendung von Jod bei der Chloralbereitung; von F. Springmühl, Assistent im chemischen Laboratorium der
                              									Universität zu Breslau.
                           Bei dem in der letzten Zeit so bedeutend gesteigerten Bedarf an Chloralhydrat dürfte
                              									es vielleicht von Interesse seyn, die langwierige Darstellung desselben zu
                              									beschleunigen. Es gelang mir dieß durch die Anwendung von Jod. Ebenso, wie der
                              									Jodzusatz beim Chloriren aromatischer Verbindungen wirkt, wirkt er auch beim
                              									Chloriren des Alkohols. Auf 1/2 Pfd. absoluten Alkohol wendete ich 0,5 Grm. Jod an.
                              									Der durch den Jodzusatz braun gefärbte Alkohol entfärbte sich schnell beim Einleiten
                              									des Chlors, welches zur Absorption des mitgerissenen Chlorwasserstoffes durch Wasser
                              									und zur Entfernung des Wassers durch concentrirte Schwefelsäure und über
                              									Chlorcalcium geleitet wurde. Er erhitzte sich anfangs, wie immer, und mußte
                              									abgekühlt werden; später jedoch wurde er bis zum Sieden erhitzt. Nachdem 12 Stunden
                              									bei vollem Tageslichte Chlor durch zwei bis auf den Boden der 250 Grm. Alkohol
                              									enthaltenden tiefen tubulirten Retorte reichende Röhren eingeleitet war, entwich
                              									kein Chlorwasserstoff mehr, und das Chlor ging selbst beim Erhitzen der Flüssigkeit
                              									unabsorbirt durch. Die erhaltene chlorirte Masse, welche neben Chloral verschiedene,
                              									mehr oder minder flüchtige Verbindungen enthielt, versetzte ich mit Aetzkalk zur
                              									Entfernung freier Säure, filtrirte noch warm und destillirte. Bei 72° C. ging
                              									das durch den Proceß gebildete Jodäthyl über, darauf bei 110 bis 1150 Chloral,
                              									welches gesondert aufgefangen, dann zur Entwässerung mit concentrirter reiner
                              									Schwefelsäure gemischt, nochmals destillirt und nach vollständiger Abkühlung zur
                              									Krystallisation sublimirt wurde. Das erhaltene Chloralhydrat enthielt kein Jod mehr
                              									und war, soweit die Untersuchung ergab, vollkommen rein. Die Ausbeute an reinem
                              									Chloralhydrat betrug bei zwei Versuchen 90 bis 96 Procent des angewendeten absoluten
                              									Alkohols. (Polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 1584.)
                           
                        
                           Ueber Aufbewahrung der Hefe; von Prof. Dr. Artus.
                           Wenn schon ein früherer Vorschlag von mir,Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCI S. 422. die ausgewaschene dicke noch feuchte Hefe mit gepulvertem Zucker, und zwar
                              									mit so viel zu vermischen, daß ein dicker Syrup entsteht, zur längeren Aufbewahrung
                              									vollkommen genügt, so wird doch oft bei dieser Art und Weise der Zubereitung
                              									zuweilen dadurch ein Mißgriff gethan, daß die Hefe, bevor sie mit Zucker vermischt
                              									wird, noch zu viel Wasser enthält, und dann nicht die gehörige Menge Zucker
                              									zugesetzt wird; so ereignet es sich oft, daß dann die Masse bei wärmerer
                              									Jahreszeit in Gährung geräth. Diesem Umstande wird jedoch dadurch vorgebeugt, daß
                              									man die Hefe, statt mit Zucker, mit Glycerin
                              									vermischt.
                           Das Verfahren selbst besteht in Folgendem: Die betreffende Hefe, nachdem sie
                              									ausgewaschen und das Waschwasser in soweit entfernt worden ist, wird dieselbe dann
                              									mit reinem Glycerin, und zwar mit so viel angerührt, daß
                              									das Ganze eine dicke syrupartige Masse darstellt. Die auf diese Weise vorbereitete
                              									Hefe habe ich seit dem 20. November 1869 aufbewahrt und heute, den 2. April 1870,
                              									hat sich die Hefe noch als eine kräftige erwiesen, so daß ich hiermit Gelegenheit
                              									nehme, das Glycerin ebenfalls als ein vorzügliches Conservationsmittel der Hefe zu
                              									empfehlen. (Vierteljahresschrift für technische Chemie.)
                           
                        
                           Ueber die Resultate der Desinfection auf den Schlachtfeldern
                              									in Frankreich; Bericht von E. Junghans.
                           Im Monat October habe ich im Auftrage des Vorstandes der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu BerlinDie vom Vorstande dieser Gesellschaft veröffentlichte „Anleitung
                                       												zur Desinfection der Schlachtfelder und der Lazarethe“ wurde
                                    											im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVIII S. 350 mitgetheilt. die Umgegend von Metz bereist und bin auf den Schlachtfeldern von St.
                              									Privat, Amanvillers, Vernéville im größeren Maaße für Desinfection thätig
                              									gewesen. Die Mittel, welche für diesen Zweck zu Gebote standen, waren Chlorkalk,
                              									Manganlauge (saure Rückstände bei der Chlorgasentwickelung), Carbolsäure in größeren
                              									Mengen, Eisenvitriol und ein Desinfectionspulver, welches Carbolsäure und
                              									Eisenvitriol enthielt, in kleineren Mengen.
                           Bei den dortigen Massengräbern, zahlreich nahe beisammen gelegen, und oft 100 bis 200
                              									Todte bergend, so wie an den vielen, fast überall nur eingescharrten Pferdecadavern,
                              									kam es darauf an, mit den gegebenen Mitteln sowohl eine sofortige Desinfection zu
                              									erreichen, als auch dieselbe auf längere Zeit wirksam zu machen. Es wurde zu diesem
                              									Zwecke auf den großen Grabhügeln, welche eine Erddecke von 1–3 Fuß zeigten,
                              									mittelst Chlorkalk und der sauren Manganlauge eine sofortige reichliche
                              									Chlorentwickelung dadurch eingeleitet, daß in eine Längsfurche, welche man einen
                              									Spatenstich tief auf dem Grabe zog, reichlich Manganlauge einfließen gelassen wurde;
                              									hierauf wurde Chlorkalk in größerer Menge, bis 100 Pfund, eingeschüttet, die Rinne
                              									mit Erde zugedeckt, der Hügel weiter mit Chlorkalk bestreut und Erde aufgeworfen,
                              									resp. der Hügel, da wo nöthig, erhöht. – In der That zeigte sich noch nach 10
                              									bis 12 Tagen – so lange konnte die Beobachtung ausgedehnt werden, in der
                              									nächsten Umgebung und bis auf einige hundert Schritte von Orten wo mehrere so
                              									behandelte Gräber zusammenlagen, ein deutlicher Chlorgeruch. Namentlich trat der
                              									Geruch nach stärkerem Regen, der die Chemikalien in Lösung zusammenführte, merklich
                              									hervor.
                           Es wurde auch die Desinfectionskraft der Manganlauge für sich allein bestätigt
                              									gefunden. – Einige Pferdecadaver, welche wie alle, in der Verwesung schon
                              									weiter fortgeschritten waren, als die Menschenleichen, auf die wir stießen, –
                              									und welche großen Gestank entwickelten, – waren mit Manganlauge reichlich
                              									besprengt worden, ohne daß an diesem Tage Chlorkalk aufgestreut werden konnte. Nach
                              									einigen Tagen, als wieder an dieser Stelle gearbeitet wurde, war jeder Gestank
                              									verschwunden. – Es sey erwähnt, daß die Manganlauge unverdünnt, so wie sie
                              									aus Mannheim von dem Verein chemischer Fabriken erhalten
                              									war, angewendet wurde.
                           Die Carbolsäure, eine bessere rohe Säure des Handels, mit angeblich 60 Proc. reiner
                              									Säure, wurde bei den Pferdecadavern verwendet; soweit die Vorräthe reichten, in
                              									Verbindung mit Eisenvitriol oder Desinfectionspulver. – Es wurden die
                              									Cadaver, die meistens zum Theil bloßlagen, alle jedoch nur über der Erde verscharrt
                              									waren, möglichst direct mit Carbolsäure besprengt, Eisenvitriol oder
                              									Desinfectionspulver aufgegeben und Erde aufgeworfen. – Allerdings konnte
                              									durch die Carbolsäure, ein wie geschätztes Mittel, Fäulniß zu verhindern, sie auch ist, keine
                              									augenblickliche Desinfection erzielt werden; am meisten noch da, wo zugleich
                              									Eisenvitriol mitangewendet wurde. War indessen schließlich der Gestank durch
                              									Aufstreuen von Chlorkalk einmal beseitigt, so konnte auch hier ein erneuertes
                              									Auftreten desselben nicht bemerkt werden. – Dieß wurde namentlich an einer
                              									größeren Anzahl von Cadavern beobachtet, welche in einem Stalle der ausgebrannten
                              									Meierei „Champenois“ bei Vernéville lagen, und die nicht
                              									mit Erde bedeckt werden konnten. – Es war die Anwendung der Carbolsäure als
                              									mumificirendes Mittel bei diesen großen Fleischmassen, welche wahrscheinlich auch
                              									jetzt noch nicht besser vergraben sind, immerhin nützlich.
                           Aus diesen an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen und Erfahrungen glaube ich
                              									entnehmen zu dürfen, daß es gerathen ist, so frühzeitig wie möglich die Erddecke der
                              									Gräber stark mit Salzlösungen zu tränken, welche die Fähigkeit haben, Gase zu binden
                              									resp. zu zersetzen. – Eisenvitriol- und Manganlösung haben den
                              									Vortheil, daß sie bei bekannter großer Wirksamkeit sehr billig zu beschaffen wären.
                              									Sind schon Miasmen aufgetreten, so wird die gleichzeitige Anwendung von Chlorkalk
                              									das bequemste Mittel zur Zerstörung derselben seyn.
                           Brom, ebenso energisch wirksam als Chlor, ist bei Desinfection von stinkenden
                              									Gewässern schon mit Vortheil angewendet worden. Auf den Gräbern der Schlachtfelder
                              									ist es wohl zu flüchtig, auch unbequem bei der Anwendung.
                           Pferdecadaver, welche leider stets am schlechtesten verscharrt werden, müßten sofort
                              									in passender Weise mit Carbolsäure imprägnirt werden. Es würde genügen, wenn man die
                              									Säure in die Ohren und in die Bauchhöhle und äußerlich davon aufsprengte.
                           Ein sorgfältiges Begraben jedoch, ohne zu große Aufhäufung von Cadavern an einem
                              									Orte, selbst mit Aufbieten großer Arbeitskräfte, und wenn es viel Zeit erforderte,
                              									wäre unbestritten das sicherste Mittel, späteren Calamitäten vorzubeugen.
                           Es ist schon Vieles officiell und nicht officiell, aus humanen und egoistischen
                              									Gründen für den Krieg ermöglicht worden, – auch das genügende Beerdigen der
                              									Todten ist zu ermöglichen! (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu
                              									Berlin, 1870, Nr. 17.)