| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. , S. 240 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Deacon's
                              									empfindliches Manometer.
                           Bei der letzten Versammlung der British Association zu
                              									Liverpool legte Henry Deacon eine sehr einfache
                              									Modification des gewöhnlichen heberförmigen Manometers vor, welche die Depression
                              									stark vergrößert angibt. Das Instrument besteht aus einer mit Aether gefüllten, 1
                              									1/8 Zoll weiten Uförmigen gebogenen Glasröhre mit 10
                              									Zoll langen Schenkeln, welche an einem schräg liegenden und die Scala tragenden
                              									Brete befestigt ist. Das schräge Bret ist auf einer durch Stellschrauben horizontal
                              									zu stellenden Platte befestigt und kann beliebig stark geneigt werden. Aether gibt
                              									einen sehr scharf gezeichneten Meniscus, so daß der tausendste Theil eines Zolles
                              									ohne Vernier abgelesen werden kann.
                           
                        
                           Ueber die Zuverlässigkeit der Federmanometer.
                           Einen interessanten Beitrag zu der Frage über die Zuverlässigkeit der Metallmanometer
                              									geben die Vergleiche, welche bei der letzten Ausstellung (1870) der Royal Agricutural Society die in Oxford abgehalten
                              									wurde, über die Angaben von Manometern verschiedener Fabrikanten mit denen des
                              									Controlmanometers der Gesellschaft angestellt wurden. Fast sämmtliche auf dem Platze
                              									anwesende Manometer wurden der Prüfung unterzogen, und gaben einige derselben
                              									allerdings nicht unerhebliche Abweichungen gegen den Druck des Controlmanometers von
                              									50 Pfd. engl. Maaß (3,5 Kilogrm. pro Quadratcentimeter),
                              									welcher den Proben zu Grunde gelegt wurde.
                           Der Engineer brachte in Nr. 761 eine ausführliche Tabelle
                              									über die 120 untersuchten Instrumente, aus welcher wir die nachstehenden
                              									Vergleichungen abgeleitet haben.
                           Die größten Abweichungen waren 60 Pfd., welche dreimal vorkommen und nach der anderen
                              									Seite 44 Pfd. einmal vorkommend; dagegen stimmten mit den Controlmanometern überein
                              									acht Angaben, und zwar bei Schäffer und Budenberg 5 unter 43 Stück, bei Salter eines von 3 Stück und bei Bourdon 2 von
                              									15 Stück.
                           Bei weitem die meisten Manometer waren von Schäffer und
                              										Budenberg, nämlich 43, von welchen, wie oben erwähnt,
                              									fünf übereinstimmten. Die Grenzangaben waren 49 Pfd. und 58 Pfd., beide einmal
                              									vorkommend, 55 Pfd. wurden von 24 Instrumenten markirt. Darnach kommen 15 Manometer
                              									von Bourdon, drei übereinstimmend, die Grenzen zwei mit
                              									51 Pfd. und eines mit 60 Pfd. Smith hatte 8 Stück
                              									zwischen 52 und 58 Pfd. schwankend, ebensoviel Ruston
                                 										Proctor und Comp., nach Dewitt gebaut, mit Angaben zwischen 51 1/2 und 60 Pfd., auch Baines und Tait (Bourdon'sche Construction), deren Anzeigen zwischen 52
                              									1/2 und 57 Pfd. liegen. Schäffer, Budenberg und Comp. hatten 6 Manometer am Platz, deren Mehrzahl 55 Pfd.
                              									Druck zeigte, mit niedrigstem Druck von 54 Pfd., und höchstens von 56 Pfd., also
                              									ziemlich unter einander übereinstimmend. Darnach folgten 5 Stück, Dubois (nach Bourdon) 56 und
                              									58 Pfd zeigend, und Smith in Nottingham mit Angaben
                              									zwischen 51 und 56 Pfd. Von Salter waren drei Manometer,
                              									eines 50 Pfd., die anderen höhere Spannungen bis zu 60 Pfd. angebend, ebenso viele
                              									von Hayward, Tyler und Comp.,
                              									die von 48 bis 59 Pfd. variirten, und Dewitt (nach Bourdon'schem System) von 56 und 58 Pfd. zeigend. Die
                              									beiden Manometer von Ashby Jeffery (nach Bourdon) zeigten 51 und 54 Pfd., die von Isaac Storey (ebenfalls Construction nach Bourdon) 54 und 57 Pfd.; die übrigen Firmen waren mit je einem Apparat
                              									vertreten und zwar hatten Ashby Jeffery (Schäffer'sche Anordnung) 53 Pfd., Llewellyn und James 56 Pfd, Slack und Wells 44 Pfd., Austin in Newcastle 54 Pfd, Middleton
                              									 56 Pfd., die
                              									Reading-Eisenwerke 53 1/2 Pfd, Tuxford 54 und Yarrow und Headley 52 Pfd.
                              									angezeigt. F. Z. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S.
                              									663.)
                           
                        
                           Herstellung der Spiralbohrer; von G. Lander, Civilingenieur.
                           Diese vortrefflichen Bohrer, deren Gebrauch in Europa jetzt erst anfängt sich zu
                              									verbreiten, obwohl dieselben schon lange bekannt sind, wurden bisher in der Art
                              									dargestellt, daß man die Vertiefungen derselben aus einer massiven Rundstahlstange
                              									ausfräste, dann den Bohrer abdrehte, härtete und richtete; dieser Proceß war langsam
                              									und kostspielig, obwohl die hierzu benutzten Vorkehrungen und Maschinen in ihrer Art
                              									bewundernswerth waren. Neuerdings werden diese Bohrer in England mit Erfolg in einer
                              									Weise dargestellt, welche gänzlich von dieser Art abweicht. Zur Anfertigung dieser
                              									Bohrer wird zunächst besonders geformter Stahl gewalzt, sodann in entsprechende
                              									Längen abgetheilt und noch ein Mal in Kammrollen gewalzt, welche eine gerade
                              									Vertiefung bilden, während der Zapfen durch entsprechende Höhlungen gebildet wird.
                              									Hierauf wird der „Blank,“ wie er nun genannt wird, zu der
                              									Windemaschine gebracht, welche im Wesentlichen aus einer hohlen Spindel besteht, die
                              									an ihrem Ende ein durchlöchertes Stahlstück trägt, in welches der
                              										„Blank“ eingeführt wird. Wenn die Maschine in Gang gesetzt
                              									wird, hat die Spindel sowohl eine Umdrehungsbewegung als auch eine Verschiebung
                              									ihrer Achsenrichtung, so daß sie sich dazu eignet, den Blank zu verwinden, welcher
                              									am äußeren Ende fest zwischen Klammern gehalten wird. Andere Klammern, welche durch
                              									passende Vorkehrungen bewegt werden, schließen sich an den Blank, sowie sich die
                              									Spindel von ihm entfernt; diese dienen dazu, die dem Blank gegebene Drehung zu
                              									erhalten. Nach Vollendung der Drehung öffnen sich die Klammern, der Blank wird
                              									weggenommen, und die Drehspindel kehrt zu ihrem Ausgangspunkte zurück. Nach dem
                              									Winden werden die Bohrer centrirt und aus dem Groben geschliffen, dann durch
                              									Erhitzen in einem Bleibade und Abkühlen in Wasser gehärtet, angelassen und
                              									schließlich auf das bestimmte Maaß fertig geschliffen.
                           Die Hauptzüge dieses neuen Verfahrens sind das Schmieden und Winden, anstatt des
                              									Schneidens aus dem vollen Metalle; die Hauptschwierigkeit lag auch darin, die Blanks
                              									zu schmieden, da Genauigkeit ganz wesentlich war; nach Ueberwindung dieser
                              									Schwierigkeit wurden die Vorzüge bald klar. Neuere Versuche haben gezeigt, daß es
                              									für die Formgebung der Metalle sehr wesentlich ist, auf den „Strich des
                                 										Metalles“ Rücksicht zu nehmen. Jede besondere Form, in welche eine
                              									Eisen- oder Stahlstange geschmiedet wird, hat eine besondere Anordnung der
                              									Theilchen, und jede Abweichung von dieser Anordnung ist nachtheilig. Beim Schmieden
                              									und Winden der Spiralbohrer wird diesem Umstande die vollste Rechnung getragen, da
                              									jeder Bohrer, was seine Gestalt betrifft, vollendet ist, ehe ein Spänchen Metall
                              									davon abgeschnitten wird. Diese Rücksichtnahme auf die Lage des
                              										„Striches“ belohnt sich dadurch, daß die Anzahl der durch
                              									Härterisse verloren gehenden Bohrer so gering ist, um den Einfluß derselben auf die
                              									Kosten der Production gänzlich außer Acht lassen zu können. (Arbeitgeber.)
                           
                        
                           Die Härtung der Eisenbahnschienen.
                           Schon seit Jahren ist man allerorts bestrebt, den Eisenbahnschienen durch eine
                              									größere Härte im Kopf, an der Bahnfläche, eine längere Dauer zu geben, nachdem die
                              									Erfahrung gezeigt hat, wie schnell die gewöhnlichen Eisenschienen auf allen mehr
                              									befahrenen und auf gebirgigen Strecken situirten Bahnen zu Grunde gehen. Man
                              									verwendet zu dem Ende für den Kopf der Schiene entweder ein phosphorhaltiges, oder
                              									besser ein stahlartiges Eisen, Puddelstahl, oder noch besser – man stellt die
                              									ganze Schiene aus entsprechendem Bessemermetalle dar. Die Verwendung eines härteren
                              									Eisens oder Stahles erschwert die Fabrication und erleichtert das Brechen der
                              									Schienen im Gebrauche. Ohne Zweifel aus Besorgniß vor dem Brechen der Schienen hat
                              									man mit einer Härtung der Schienen durch plötzliche Abkühlung bisher in Oesterreich
                              									und Deutschland keinen Versuch, noch weniger eine Anwendung im Großen gemacht.
                           Ein reiner Zufall führte in Rußland, u. z. auf der Demidoff'schen Schienenhütte zu Salda Nischue, vor etlichen Jahren zu der Erfahrung,
                              									daß die aus geeignetem Materiale angefertigten Schienen durch eine Härtung mittelst
                              									rascher Abkühlung an ihrem Werthe für die Verwendung wesentlich gewinnen,Bei der gewöhnlichen Schienenfabrication ohne eine Härtung war man in Salda
                                    											wegen Mangel an Raum veranlaßt, eine Partie der erzeugten Schienen im Winter
                                    											außerhalb der Hütte auf gefrorenen Boden in Schnee zu legen. Bei den darauf
                                    											von der Uebernahms-Commission mit sämmtlichen Schienen vorgenommenen
                                    											Proben hat sich gezeigt, daß die auf diese Weise zufällig gehärteten
                                    											Schienen den gestellten Anforderungen auffallend
                                       												besser entsprachen, als die langsam erkalteten. und seit dieser Zeit werden in Rußland auf allen Schienenfabriken die fertig
                              									gewalzten und abgeschnittenen Schienen in Wasser gehärtet. Auf der Schienenhütte des
                              									Hrn. v. Putilow bei St. Petersburg, wo die Schienen mit
                              									Köpfen aus ziemlich weichem Puddelstahl erzeugt werden, läßt man die Schiene bis zum
                              									nahen Verschwinden der sichtbaren Hitze abkühlen, bevor man sie in das Wasser wirft;
                              									in Salda, sowie auf der ärarischen Hütte zu Wolkinsky, wo die ganze Schiene aus
                              									hartem Eisen, u. z. im Kopf und Fuß aus doublirten (geschweißten) Platten
                              									hergestellt ist, wird die von der Säge kommende Schiene sogleich, daher in noch
                              									deutlich sichtbarer Glühhitze in kaltes Wasser
                              									geworfen.
                           Wenn dieß für die russischen Bahnen, welche im Winter bei einer Temperatur von
                              									30–40° R. unter Null befahren werden, seit Jahren als zulässig erprobt
                              									ist, so muß dieses Härten für unsere Verhältnisse um so mehr zulässig und
                              									vortheilhaft erscheinen.
                           Offenbar hängt die Gefahr der Brüche bei guten gehärteten Schienen nur von dem Grade
                              									der Härte, des Kohlengehaltes im stahlartigen Eisen und von der Temperatur ab, in
                              									welcher die Härtung vorgenommen wird, und dürfte kaum ein haltbarer Grund
                              									aufzufinden seyn, warum man bei den Schienen die Härtung gar nicht anwenden soll,
                              									während sie doch in so vielen anderen Fällen bei Artikeln in einem höheren Grade
                              									angewendet wird, bei denen ein Bruch von nicht geringeren Nachtheilen als bei einer
                              									Eisenbahnschiene ist. – Unbestreitbar ist, daß eine solche Härtung durch
                              									rasche Abkühlung mehr wirkt und von geringerer Gefahr begleitet seyn muß, als es bei
                              									Verwendung eines phosphorhaltigen, kaltbrüchigen Eisens der Fall ist. Aber auch bei
                              									reinem Eisen dürfte bei ein und demselben Härtegrad, welcher bei ungehärteten
                              									Schienen durch einen höheren Kohlengehalt, und bei gehärteten Schienen von
                              									geringerem Kohlengehalte durch die rasche Abkühlung, d. i. durch die Härtung erzielt
                              									wird, in letzterem Falle die Gefahr eines Bruches geringer seyn, und jedenfalls ist
                              									die Fabrication der Schienen aus Eisen von geringerem Kohlengehalte eine leichtere,
                              									billigere.
                           Die Härtung der Schienen, entsprechend der Beschaffenheit des in denselben
                              									enthaltenen Eisens ausgeführt, ist um so mehr der Beachtung der Schienenfabriken und
                              									Eisenbahnen zu empfehlen, als die dießbezüglichen Versuche zwar einige Fachkenntniß
                              									erfordern, aber fast keine Kosten verursachen, für die Praxis aber gleichwohl von
                              									wichtigen ökonomischen Folgen seyn können, und nach den Erfahrungen in Rußland seyn
                              									müssen.
                           (Aus einem von Ministerialrath Ritter v. Tunner dem k. k.
                              									Ackerbau-Ministerium erstatteten Gutachten über eine von ihm in den Monaten
                              									Juli bis September 1870 unternommene Reise nach Rußland, um die St. Petersburger
                              									Ausstellung und die Werke am Ural zu besuchen; österreichische Zeitschrift für
                              									Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr. 52.)
                           
                        
                           Die Panzerplatten-Fabrication betreffend.
                           Der Umstand, daß die für die Armirung von Schiffen erforderlichen Panzerplatten
                              									großentheils aus dem Ausland bezogen werden, hat in Oesterreich zu näheren
                              									Nachforschungen Anlaß gegeben. Diese haben gezeigt, daß bei vergleichenden
                              									Beschießungsproben, welche seinerzeit mit steirischen, französischen und englischen
                              									Panzerplatten vorgenommen wurden, die erstgenannten, welche übrigens fast um ein
                              									Drittel mehr kosten,
                              									ernstere Beschädigungen und eine geringere Widerstandsfähigkeit zeigten, als die
                              									concurrirenden ausländischen Platten. Der Grund für diese Thatsache ist nicht in der
                              									Beschaffenheit des verwendeten Materiales – denn in dieser Beziehung haben
                              									die steirischen Platten den Vorzug – sondern in der
                                 										Verschiedenartigkeit der Fabrications-Methode zu suchen. In neuerer
                              									Zeit werden die Panzerplatten nämlich in England, Frankreich – und nach
                              									Mittheilung des Ministerialrathes Ritter v. Tunner auch
                              									in Rußland – nicht mehr wie es noch bei den
                              									inländischen Werken geschieht, geschmiedet, sondern
                                 										gewalzt und hierdurch wird ein weiches und möglichst homogenes Fabricat
                              									erzielt, welches selbst höher gespannten Anforderungen zu entsprechen vermag. (Vom
                              									k. k. Ackerbau-Ministerium mitgetheilt in der österreichischen Zeitschrift
                              									für Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr. 50.)
                           
                        
                           Verwendung von Sodarückständen bei Eisenbahnbauten; von M. Schaffner.
                           Fast sämmtliche Sodafabriken stellen jetzt aus den Sodarückständen Schwefel dar. Nach
                              									der Entschwefelung besteht dieser Rückstand im Wesentlichen aus kohlensaurem Kalk,
                              									schwefelsaurem Kalk und schwefligsaurem Kalk.
                           Abgesehen davon, daß man mit diesen Rückständen Eisenbahndämme ausführen kann, die
                              									sehr fest werden, so eignen sie sich aber ganz besonders zum Oberbau, wo sie statt
                              									des Flußsandes und mit diesem gemeinschaftlich angewendet werden. – Die
                              									Schwellen liegen trocken, indem die entschwefelten Rückstände wasserdurchlassend
                              									sind und ebenso scheinen diese Rückstände äußerst conservirend auf die Holzschwellen
                              									zu wirken. Versuche welche vor vielen Jahren angestellt wurden, bestätigen diese
                              									Ansicht, da die in Rückständen gelagerten Schwellen viel besser erhalten sind als
                              									andere die zu gleicher Zeit gelegt wurden. Schon G. Juncker (polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIV S. 543) machte auf die
                              									holzconservirende Eigenschaft der Sodarückstände aufmerksam und empfahl dieselbe als
                              									Mittel gegen den Hausschwamm.
                           Aussig, im Februar 1871.
                           
                        
                           Die Heißwasserheizung im neuen Verwaltungsgebäude der
                              									niederschlesischmärkischen Eisenbahn in Berlin.
                           Weil die Warmwasserheizung zu kostspielig ausgefallen seyn würde und für die
                              									Heißwasserheizung noch der Vortheil sprach, daß sie die unabhängige Heizung
                              									einzelner Zimmer-Gruppen gestattete, wurde letztere Art von Centralheizung
                              									gewählt und durch Joh. Haag in Augsburg ausgeführt. Der
                              									im Keller aufgestellte Heizapparat umfaßt 15 Systeme,
                              									welche paarweise eine gemeinsame Feuerung besitzen und aus der Feuerung, der Schlange, den Heizrohren und dem Expansionsgefäß bestehen.
                           Die Roste besitzen 28,8 auf 36,6 bis 28,8 auf 60,1 Centimet. Oberfläche und auf 100
                              									Kubikmeter zu heizenden Raum sind 0,024 bis 0,032 Quadratmeter totale Rostfläche
                              									gerechnet, wobei die Zwischenräume 1/4 der totalen Rostfläche betragen.
                           Die Schlange besteht aus einem 18,8 bis 31,4 Met. langen,
                              									19,6 Millimet. weiten schmiedeeisernen Rohre mit 6,5 Millimet. Wandstärke und 1,97
                              									bis 3,28 Quadratmeter Heizfläche, so daß auf 100 Kubikmeter zu heizenden Raum 4,27
                              									bis 7,40 Meter Schlange kommen.
                           Auch die Heizrohre haben 19,6 Millimet. Lichtweite und 6,5
                              									Millimet. Wandstärke; sie steigen von der Schlange vertical in die Höhe, sind dann
                              									horizontal unter den Fußböden der zu heizenden Räume (unter durchbrochenen Platten)
                              									hingezogen und gehen zuletzt in paralleler Richtung nach dem unteren Ende der
                              									Schlange zurück. Für einzelne Räume sind auch in den Ecken Spiralen aufgestellt, um
                              									mehr Heizfläche zu gewinnen, und es sind überhaupt 10 bis 40,6 Met. Rohrleitung auf
                              									100 Kubikmeter Raum gerechnet.
                           Als Expansionsgefäß ist im obersten Punkte der Leitung ein
                              									zum größten Theil mit Luft gefülltes Gußeisenrohr angebracht.
                           Geheizt wird mit Steinkohlen und es muß 2 bis 3 Stunden vor Benutzung der Räume damit begonnen, auch 4
                              									bis 6 Stunden lang geheizt werden, wenn die Räume 6 Stunden lang warm seyn sollen.
                              									Die Temperatur des Wassers in den Röhren beträgt 120 bis 140°, diejenige der
                              									Zimmerluft 16° R. und der Kohlenverbrauch pro
                              									1000 Kubikfuß (30,92 Kubikmeter) Raum täglich 0,073 Scheffel (à 0,55 Hektoliter) Kohle bei – 9°, bei 0° aber
                              									0,053 und bei + 10° R. 0,023 Scheffel. – Erwähnenswerth ist noch, daß
                              									bei der Probefeuerung an einer Stelle, wo ein Zuleitungsrohr um einen Gurtbogen nach
                              									unten geführt war, eine Explosion erfolgt ist, ohne jedoch Schaden anzurichten,
                              									indem das Rohr der Länge nach aufplatzte und das Wasser als Dampf ausströmte. (Sandler, in der Zeitschrift für Bauwesen, 1870.)
                           
                        
                           Ueber das Grègegarn.
                           Das Grègegarn ist aus Wolle und Seide erzeugtes Gespinnst, welches seit
                              									ungefähr acht Jahren in Frankreich gesponnen wird und in der Fabrication der feinen
                              									Longshawls die Kette bildet. Bis zur Herstellung des Grègegarnes war man
                              									gezwungen, wollene Garne zur Kette zu verwenden, welche immer stärker ausfielen, als
                              									das Grègegarn ist; oder aber man verwendete direct Seidengarn zur Kette. Im
                              									ersteren Falle konnte man die Feinheit der Waare nicht erzielen, welche das
                              									Grègegarn zu erreichen gestattet; im letzteren Falle war der Shawl ein Gewebe
                              									aus Wolle und Seide, und die Schönheit der Farbe wie auch des Musters kamen dadurch
                              									nicht genügend zur Geltung. Lange Jahre hatten die Franzosen das Monopol für die
                              									Fabrication der Longshawls auf den Weltmärkten, und erst in neuerer Zeit ist dieser
                              									Fabricationszweig im größten Umfange in Deutschland und namentlich in Berlin
                              									eingeführt worden, obgleich das zur Production nöthige Garn aus Frankreich bezogen
                              									werden mußte. Die Production des Grègegarnes ist nicht nur wegen der
                              									außerordentlichen Feinheit des Fadens schwierig, sondern auch wegen der großen
                              									Festigkeit, welche von dem Garne verlangt wird. Die Festigkeit desselben muß die
                              									eines baumwollenen Zwirnes gleicher Nummer seyn. Da das Zollpfd. Grègegarn
                              									ein Längenmaaß von 60,000 bis 70,000 Berliner Ellen ergibt, so muß man die
                              									Festigkeit desselben anerkennen, welche so groß ist, daß ein Faden mit Leichtigkeit
                              									7 bis 8 Loth trägt. Dabei darf die Seide natürlich nur zur Vermehrung der Bindekraft
                              									der Wolle benutzt und in keinem Falle dem bloßen Auge sichtbar seyn. Bei
                              									oberflächlicher Besichtigung hat das Grègegarn nur das Ansehen eines fest
                              									gesponnenen, sehr feinen wollenen Kettfadens, wodurch natürlich auch die feinste
                              									Qualität der Longshawls als rein wollene Maare erscheint. Man hat in neuerer Zeit
                              									auch Kleiderstoffe producirt, indem man das Grègegarn zur Kette verwendete
                              									und mit sehr feinen wollenen Fäden durchschoß. Dadurch wird eine Waare erzielt, in
                              									welcher auf eine Breite von einer Berliner Elle 32 0 Fäden kommen. Diese Waare
                              									übertrifft die bisher gefertigten Cachemirs bedeutend. In gleicher Weise hat sich
                              									das Grègegarn in der Fabrication von Cachenez feinster Qualität genügend
                              									bewährt.
                           Bis vor einem Jahre wurde das Gespinnst nur in Frankreich hergestellt, seitdem aber
                              									wird es auch in Deutschland erzeugt. Der Fabrik von S. M. Jonas in Berlin ist es gelungen, die Production dieses geschätzten
                              									Artikels auf deutschen Boden zu verpflanzen und zwar mit solcher Vollkommenheit, daß
                              									die Verdrängung des französischen Fabricates sicher seyn dürfte. Das deutsche
                              									Grègegarn besitzt eine entschieden größere Haltbarkeit als das französische,
                              									was ein leichteres Vermeiden von Webefehlern bedingt.
                           Dr. M. Reimann hat in seiner
                              									Färberzeitung, 1871 Nr. 1 – welcher diese Notiz entnommen ist – einen
                              									Artikel über das Färben dieses Garnes begonnen.
                           
                        
                           Darstellung von Zinkamalgam für das Reibzeug der
                              									Elektrisirmaschinen.
                           Ich nehme Feilspäne von Zink, übergieße dieselben mit Petroleum und gebe die gleiche
                              									Menge Quecksilber dazu (überschüssiges Quecksilber fördert den Proceß), reibe Alles
                              									in einer Reibschale, bis keine Zinkspäne mehr fühlbar sind, sondern das Ganze einen
                              									Brei bildet; diesen gebe ich zwischen doppelte Leinwand und presse das überschüssige
                              										Quecksilber und
                              									Petroleum aus. Die in der Leinwand zurückbleibende Masse ist anfangs weich, wird
                              									aber bald hart, läßt sich dann fein pulverisiren und wird hierauf mit etwas Fett auf
                              									das Reibzeug aufgetragen, wo sie als glänzender Spiegel erscheint.
                           Wischt man die Glasscheibe vor dem Experimentiren mit einem Leinwandfleckchen, das
                              									schwach mit Petroleum befeuchtet ist, so wird man selbst in feuchten Localen, wo
                              									sonst kein Funke zu bekommen ist, noch eine ziemliche Wirkung erzielen. F. Dietlen in Klagenfurt. (Württembergisches Gewerbeblatt,
                              									1871, Nr. 4.)
                           
                        
                           Anwendung der Photographie in dem cernirten Paris.
                           Ein englisches Blatt (Daily News) berichtet von einer
                              									eigenthümlichen Anwendung der Photographie, welche der Mangel an Beförderungsmitteln
                              									gewöhnlicher Natur die belagerten Pariser zu machen genöthigt hat. Die Zeitung sagt:
                              										„Wir haben eine Copie des „Soir“ vom 25. November, die vermöge der Photographie auf
                                 										einem Blatt Papier von 3 1/2 : 2 1/2 Zoll Größe hergestellt war. Dieses
                                 										Zwergjournal repräsentirte nichtsdestoweniger den vollen Inhalt einer
                                 										gewöhnlichen Nummer und konnte mit Hülfe eines guten Mikroskopes deutlich
                                 										gelesen werden. Es ist nur auf eine Seite des Bogens gedruckt und trägt an der
                                 										Spitze die Anweisung, es gegen das Licht zu halten und transparent mit Hülfe
                                 										eines Vergrößerungsglases zu entziffern. Ein Journal bis zu dieser Kleinheit
                                 										zusammengedrängt zu liefern ist keine neue Sache; es war längst als ein
                                 										photographisches Kunststückchen bekannt; neu ist die praktische Anwendung der
                                 										Sache, denn in dieser Weise ist die Redaction des „Soir“ im Stande, ihr Blatt in
                                 										zahlreichen Exemplaren den Luftballons anzuvertrauen und es so ohne Kürzung des
                                 										Inhaltes einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen.“
                              									(Photographische Mittheilungen.)
                           
                        
                           Nußbaum-Beize auf weißem Holz.
                           Möbeln aus Birken- oder Tannenholz kann man sehr leicht das Ansehen geben, als
                              									ob sie mit Nußbaum-Furnüren versehen wären, und zwar durch einfache Beizung.
                              									Man bereitet sich dazu eine Auflösung von 6 Loth über
                                 										mangansaurem Kali und 6 Loth schwefelsaurer
                                 										Magnesia in 2 Quart heißem Wasser. Diese Auflösung trägt man mit einem
                              									Pinsel auf das Holz auf, und wiederholt das Ueberstreichen noch einmal. Das
                              									mangansaure Salz zersetzt sich in Berührung mit der Holzfaser und es entsteht eine
                              									hübsche und sehr haltbare Nußbaumfarbe. Hat man kleine Holzgegenstände in der
                              									erwähnten Art zu beizen, so bereitet man sich ein sehr verdünntes Bad, taucht die
                              									Gegenstände hinein und läßt sie, je nach der gewünschten Färbung, 1 bis 5 Minuten
                              									lang darin.
                           
                        
                           Anwendung von Reisstärke zum Appretiren.
                           Die Reisstärke wird bekanntlich neuerdings zum Appretiren vielfach angewandt und hat
                              									dieser Umstand bereits im Verein deutscher Stärkefabrikanten die Erörterung der
                              									Frage veranlaßt, ob die Reisstärke der Weizenstärke auf dem deutschen Markte wirksam
                              									werde Concurrenz machen können. Maschinenfabrikant Fesca
                              									bestätigte, daß die Reisstärke bei der Appretur in Berlin gegenwärtig mit
                              									vorzüglichem Effect angewendet werde. Es habe sich herausgestellt, daß 100 Pfund
                              									derselben ebenso viel leisten wie 115 Pfund Weizenstärke. Bei gewissen Waaren gebe
                              									die Reisstärke, weil sie sandfrei sey, was durch das bei ihr übliche Schlämmen
                              									erzielt weide, eine ganz außerordentliche Appretur; gerade auf diese sandfreie
                              									Beschaffenheit der Stärke lege der Appreteur einen sehr hohen Werth. Die
                              									Weizenstärke erweise sich auch deßhalb zuweilen nachtheilig, weil sie öfters klebe.
                              									Die Preisdifferenz beider Sorten sey ziemlich hoch; während die Weizenstärke 7
                              									Thaler per Centner koste, belaufe sich der Preis der
                              									Reisstärke auf 11 Thlr. per Centner. Der oben genannte
                              									Verein sprach sich übrigens übereinstimmend dahin aus, daß bei der Vergünstigung welche Reis und
                              									Reisstärke bei der Einführung in den Zollverein habe, und bei der Vorzüglichkeit der
                              									Reisstärke für gewisse Arten von Appreturen, dieselbe im Laufe der Zeit sehr wohl
                              									mit der Weizenstärke werde concurriren können. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum
                              									Hessen, 1870, S. 143.)
                           
                        
                           Analyse des Reisbieres aus der „Rheinischen
                                 										Bierbrauerei“ in Mainz; von A. Metz.
                           Die unter theilweiser Verwendung von Reis erzeugten Biere haben sich in jüngster Zeit
                              									unzweifelhaft ein Terrain erworben, das sich rasch noch weiter auszubreiten
                              										verspricht.Man sehe: Belohubeck über die Erzeugung von
                                    											Reisbier im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 370. Der specifische Charakter des Reisbieres hat etwas sehr Angenehmes;
                              									unterschieden vom reinen Malzbier, kann man es gleichwohl nicht weinig nennen; es
                              									besitzt eine Feinheit des Geschmackes, die ihm täglich neue Anhänger zuführt. Für
                              									Bayern traten die bisherigen Ausschlagsverhältnisse der Reisbier-Brauerei
                              									hindernd entgegen; an dem eingeführten Reisbier gewahren wir jedoch, daß dasselbe
                              									auch dem sonst heiklichen und in solchen Dingen competenten bayerischen Gaumen
                              									vortrefflich mundet.
                           Der Verf. fand sich hiernach veranlaßt, ein Reisbier zu analysiren, und wählte dazu
                              									das sehr gut renommirte Bier aus der „Rheinischen
                                 										Actien-Brauerei“ in Weisenau bei Mainz, welches sich eines
                              									umfangreichen Consums erfreut.
                           Zufolge der Mittheilung der genannten Firma wurde zur Erzeugung dieses Bieres eine
                              									Mischung von 40 Centnern Malz auf 8 Centner Reis, also eine Schüttung von 5/6 Malz
                              									und 1/6 Reis verwendet.
                           Das Bier besaß eine außergewöhnliche Klarheit, war glanzhell und von sehr lichter
                              									Farbe. Eine colorimetrische Bestimmung nach E. Leyser's
                              									Verfahren ergab, daß eine Mischung von 1,2 Kubikcentimeter
                              									Zehntel-Normal-Jodlösung und 100 Kubikcentimetern Wasser in der
                              									Farbentiefe mit dem Reisbier übereinkam Münchener Biere haben im Mittel etwa die
                              									Färbung eines Gemisches von 3 bis 3,5, Weihenstephaner Bier sogar 4,9
                              									Kubikcentimeter der Jodlösung auf 100 Kubikcentim. Wasser.
                           Der Geschmack des Mainzer Bieres war sehr lieblich, eigenthümlich mild. Das Bier
                              									moussirte stark, hielt aber die Kohlensäure energisch zurück. Sein specifisches
                              									Gewicht betrug 1,0238.
                           Die Analyse des Mainzer Bieres, welche in unserer Quelle beschrieben ist, gab
                              									folgende Resultate.
                           Zusammensetzung des Bieres.
                           
                              
                                 Alkohol
                                 3,65 Proc.
                                 
                              
                                 ZuckerDextrinProteinoideunorgan. Bestandtheile
                                    											(mit 0,0775 Phosphorsäure)Differenz der Analyse
                                 1,635,130,370,220,01
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 7,36 Proc.Extract.
                                 
                              
                           Procentische Zusammensetzung des
                                 										Extractes.
                           
                              
                                 Zucker
                                 22,15
                                 
                              
                                 Dextrin
                                 69,70
                                 
                              
                                 Proteinoide
                                 5,03
                                 
                              
                                 Asche (mit 1,05 Phosphorsäure)
                                 2,99
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,87
                                 
                              
                           C. Prandtl hat vor einiger Zeit 21 Münchener Biere auf
                              									ihre Hauptbestandtheile untersucht polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXIX S. 396).
                              									Eine Zusammenstellung des summarischen Ergebnisses dieser Untersuchung mit der
                              									gegenwärtigen Analyse dürfte geeignet seyn, von dem allgemeinen Charakter des
                              									Reisbieres ein Bild zu entwerfen. Die Zusammenstellung gestaltet sich nun in
                              									folgender Weise:
                           
                           
                              
                                 
                                 Mainzer
                                 Münchener Biere
                                 
                              
                                 
                                 Reisbier
                                 Durchschnitt
                                 Extreme
                                 
                              
                                 Alkohol
                                 3,65
                                 3,55
                                 3,98
                                 3,23
                                 
                              
                                 Gesammtextract
                                 7,36
                                 6,17
                                 6,61
                                 5,42
                                 
                              
                                 Zucker
                                 1,63
                                 1,08
                                 1,38
                                 0,82
                                 
                              
                           Hiernach übersteigt der Alkoholgehalt des Reisbieres den mittleren Alkoholgehalt der
                              									Münchener Biere nur unbedeutend; dagegen ist der Gesammt-Extractgehalt
                              									desselben und namentlich der Zuckergehalt wesentlich höher, und sogar beträchtlicher
                              									als das an den gewöhnlichen Münchener Bieren dafür beobachtete Maximum. (Der
                              									bayerische Bierbrauer, 1870, Nr. 3–6.)
                           
                        
                           Anfertigung einer schönen blauen Tinte.
                           Die beste reinblaue Tinte bereitet man, wie folgt: 10 Theile gelbes Blutlaugensalz
                              									(Kaliumeisencyanür) werden in 160 Theilen destillirtem Wasser gelöst, der Lösung
                              									allmählich und unter Umrühren eine Mischung aus 5 Theilen Eisenchloridlösung von
                              									1,480 spec. Gewicht und 160 Theilen destillirtem Wasser zugefügt. Der entstehende
                              									blaue Niederschlag (Eisencyanür-Cyanid) wird auf einem Filter gesammelt und
                              									so lange mit Wasser gewaschen, bis die aus dem Filter abtropfende Flüssigkeit
                              									blaugefärbt zu werden beginnt. Dann wird der nunmehr in Wasser löslich gewordene
                              									Filterrückstand in circa 400 Theilen destillirten
                              									Wassers gelöst. (Industrieblätter, 1870. S. 416.)
                           
                        
                           Ueber ein sehr wirksames Mittel, übelriechende, eiternde
                              									Wunden u.s.w. zu desinficiren; von Dr. Ph. Fresenius.
                           Die Desinfection beschäftigt sich bekanntlich damit, gesundheitsschädliche Gase,
                              									Miasmen u.s.w. unschädlich zu machen. Es wird dieser Zweck auf zweierlei Weise,
                              									nämlich theils durch Oxydationsmittel, theils durch Reductionsmittel erreicht.
                           Bei Gelegenheit des Krieges wurde, für alle vorkommenden Fälle, im September
                              									vergangenen Jahres, von dem Vorstande der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft zu Berlin an alle Mitglieder dieser Gesellschaft eine Tabelle
                              										gesandt,Mitgetheilt im polytechn. Journal Bd.
                                       												CXCVIII S. 350. welche in kurzen Grundzügen, auch für Laien faßliche Weise die Mittel an die
                              									Hand gab, Räume, sowohl offene als geschlossene, deßgleichen Flüssigkeiten,
                              									Auswurfsstoffe, Wäsche u. dergl. zu desinficiren. Obgleich diese Tabelle zwar für
                              									Chemiker nichts Neues enthielt, so ist man doch der genannten Gesellschaft für diese
                              									sinnreiche und nutzbringende Zusammenstellung zu großem Danke verpflichtet.
                           Leider ist bei der lange anhaltenden Dauer des Krieges das Feld der Desinfection ein
                              									immer größeres geworden, und mußte man daher auf Mittel und Wege sinnen, wie man
                              									dasselbe immer vortheilhafter bearbeite, um schneller zum Ziele zu gelangen.
                           Unsere hauptsächlichsten Hülfsmittel zur Desinfection bestehen kurz aus folgenden
                              									Agentien: übermangansaurem Kali in wässeriger Lösung, Carbolsäurelösung,
                              									Chlorwasser, Chlorkalk, Aetzkalk, verschiedenen Vitriolen, Essigsäure u.s.w. In den
                              									meisten Fällen kam man mit diesen Mitteln in verschiedener Form aus. Nur ein Uebelstand blieb uns noch in den Lazarethen zu
                              									bekämpfen übrig und gerade der belästigt uns am meisten.
                              									Es ist dieß die Ausdünstung von eiternden Wunden, welche
                              									die Lazarethe oft mit pestilenzialischem Gestanke erfüllt, der durch keines der bis
                              									jetzt angewandten Mittel gänzlich zu vertreiben gewesen, wenn die Ursache des Uebels
                              									nicht gleich im Keime erstickt wurde.
                           In der am 3. December 1870 abgehaltenen 13. Sitzung „der chemischen Gesellschaft zu Frankfurt a.
                                 										M.“ wurde nun durch Schreiber dieses die Frage gestellt, ob wohl ein
                              									Weg ausfindig gemacht werden könne, die Ausdünstung von eiternden Wunden zu beseitigen und dabei
                              									angeführt, daß alle seither angewandten Mittel, selbst poröse Kohle, ohne Erfolg
                              									geblieben seyen.
                           Prof. Böttger schlug vor, Schießwolle (oder Collodiumwolle), die mit einer Lösung von übermangansaurem Kali getränkt
                                 										sey, zu genanntem Zwecke anzuwenden. Dieser Vorschlag wurde von sämmtlichen
                              									anwesenden Chemikern als vortrefflich begutachtet, und fiel ein Versuch damit in der
                              									That über alles Erwarten günstig aus. Die Wunde eines durch die Brust geschossenen,
                              									in einem hiesigen Lazarethe liegenden Soldaten verbreitete einen höchst
                              									pestilenzialischen Gestank, der die ganze Umgebung inficirte, so daß die Aerzte kaum
                              									das Zimmer zu betreten wagten und erklärten, daß der Geruch von Eiterlappen anderer Kranken gegen diesen
                              									Geruch wie der von cölnischem Wasser erscheine. Hier nun wurde über die Compressen
                              									ein Bäuschchen Schießwolle, die mit einer Lösung von übermangansaurem Kali getränkt
                              									war, applicirt und verbunden. Von dem Augenblicke des Beginnes dieser Operation an
                              									hörte die üble Ausdünstung auf und hat sich dieses Mittel so ausgezeichnet bewährt,
                              									daß der den Verwundeten behandelnde Arzt nicht Lobes genug dafür aufzubringen
                              									wußte.
                           In der That läßt sich auch die Wirksamkeit dieses Mittels leicht theoretisch
                              									nachweisen. Baumwolle hat bekanntlich die Eigenschaft, Gase mit Leichtigkeit zu
                              									filtriren und von organischen, Gährung und Fäulniß bedingenden Stoffen,
                              									Staubtheilchen u.s.w. zu befreien; findet sich nun zu gleicher Zeit ein Körper vor,
                              									der die Eigenschaft besitzt, Miasmen oder was sonst von schädlichen Stoffen da seyn
                              									mag, zu zerstören, wie es die Manganlauge thut, so liegt das günstige Resultat auf
                              									der Hand.
                           Zu diesen Operationen wurde nicht gewöhnliche Baumwolle,
                              									sondern Schießwolle deßhalb genommen, weil diese die
                              									Manganlauge unzersetzt in sich aufnimmt und kein anderer
                              									Körper so geeignet erschien in allen Fällen Anwendung zu finden beim Anlegen der
                              									Verbände.
                           Der Erfolg dieses Mittels ist ein so schlagender, daß ich nicht umhin kann, alle
                              									Aerzte, die in Lazarethen beschäftigt sind, darauf aufmerksam zu machen und diese
                              									Methode des Verbandes allgemein einzuführen bei übelriechenden Wunden.
                           Auch bei übelriechendem Athem der Tuberculosen u. dergl. dürfte dieses Mittel mit
                              									Erfolg Anwendung finden, indem man den Kranken durch einen Respirator, der mit
                              									übermangansaurer Kalilösung imprägnirter Schießwolle versehen, athmen läßt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1871, Nr. 3.)
                           
                        
                           Ventilationseinrichtung für Zimmer.
                           Eine Ventilationseinrichtung für Zimmer von Th. Sander in
                              									Braunschweig besteht aus einer größeren Glasscheibe, die als Fensterscheibe
                              									eingesetzt wird und welche vier runde Zuglöcher hat; auf dieser Scheibe ist eine
                              									zweite runde ebenfalls mit vier gleich großen Löchern versehene Glasscheibe so
                              									angebracht, daß sie sich leicht drehen läßt, im Uebrigen aber fest anschließt. Will
                              									man die Luft ausströmen lassen, so kann man die zweite Scheibe so stellen, daß die
                              									Oeffnungen beider Scheiben zusammenfallen; will man dieß nicht, so bewirkt eine
                              									kleine Drehung, daß die Oeffnungen der einen Scheibe durch das Glas der anderen
                              									geschlossen werden. Der Apparat ist von elegantem Aussehen und wird am Fenster kaum
                              									wahrgenommen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1870 S. 94.)
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In der Beschreibung der Kiesler'schen Lüstrirmaschine für
                                 										halbwollene Waaren im vorhergehenden Heft lese man Seite 99 Zeile 8 v. o.
                              										„Dämpfe von 4 bis 5 Atmosphären (statt
                                 										Centimeter) Spannung.“