| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. , S. 509 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Verbesserung an mechanischen Webstühlen.
                           Die dem Amerikaner E. P. Terrel patentirte Verbesserung an
                              									mechanischen Webstühlen bezieht sich auf die Anordnung, durch welche eine von der
                              									Geschwindigkeit des Kraftstuhles unabhängige
                              									Schützenbewegung erzielt werden soll.
                           Zu diesem Ende wirkt der sonst den Treiber bewegende schwingende Hebel (Schlagruthe)
                              									zunächst auf eine Spiralfeder, welche unterhalb des Schützenkastens angeordnet, an
                              									einem Ende fest, am anderen mittelst einer Schnur an dem einen schwingenden Hebel
                              									und mittelst einer zweiten Schnur an dem Treiber der anderen Seite befestigt ist.
                              									Die Spiralfeder wird nun während der Ruhepause des betreffenden Treibers angespannt,
                              									der Treiber selbst aber in Folge der Verbindung mit dem schwingenden Hebel an das
                              									äußerste Ende des Schützenkastens geführt. Sowie die Schütze durch diesen Treiber
                              									durch das neue Fach geführt werden soll, gibt der durch einen Kamm an einer
                              									Zwischenwelle in Thätigkeit gesetzte schwingende Hebel nach, und der Treiber übt
                              									zufolge der Zusammenziehung der Spiralfeder seinen Schlag auf die Schütze aus.
                           Die Geschwindigkeit der Schütze hängt demnach nur von der Gleichförmigkeit der
                              									Federspannung ab und bewirkt Terrel durch eine
                              									Schraubenmutter die Regulirung der Spannung der Spiralfedern. (Nach dem Scientific American, December 1870, S. 400)
                           
                        
                           Apparat zum Erwärmen von Badewasser.
                           Der Apparat welchen sich G. B. Cooper in London zur
                              									Erwärmung von Badewasser in Privathäusern etc. patentiren ließ, besteht in einem
                              									einfachen kastenähnlichen verschlossenen Metallkessel mit Innen horizontal
                              									eingelegten Abtheilungswänden, so daß das unten eingeleitete Wasser zickzackförmig
                              									hin- und herstreicht und erwärmt oben durch ein Rohr nach dem Bestimmungsort
                              									geleitet wird.
                           Diesen Wasserkasten hängt man nun in einen gewöhnlichen Wasch- oder
                              									Wasserkessel, wie er in der Küche im Herd vorkommt und entgeht bei dieser
                              									Erwärmungsart jeder
                              									Gefahr einer Dampfkesselexplosion. (Wird das Badewasser auf diese Weise eigens
                              									erwärmt, so geht man sehr unökonomisch zu Werk. D. Red.)
                           Tritt das zu erwärmende Wasser unter genügendem Druck in den Kessel, so kann auch das
                              									erwärmte Badewasser in höher gelegene Localitäten getrieben werden. Durch einen Hahn
                              									am Zuleitungsrohre regulirt man den Wasserzufluß in der Art, daß die erforderliche
                              									Temperatur beim Durchgange des Wassers durch den Apparat erzielt wird. (Nach dem Mechanics' Magazine, Februar 1871, S. 114.)
                           
                        
                           Einfluß der Kälte auf Eisen.
                           Die Thatsache, daß Brüche von Eisenbahnschienen und Radreifen bei kalter Witterung
                              									häufiger vorkommen als bei warmer, hat zu der weitverbreiteten Ansicht geführt, daß
                              									die Festigkeit von Eisen und Stahl in der Kälte abnehme. Mehrere bedeutende
                              									Eisenbahnunfälle, welche in den kalten Tagen des vergangenen Winters in England
                              									vorgekommen sind, haben nun unter hervorragenden englischen Technikern eine lebhafte
                              									Discussion über die Frage veranlaßt, ob ein derartiger Einfluß der Kälte wirklich
                              									stattfinde. Die Ansichten darüber waren sehr verschieden. So glaubte Brockbank durch
                              									seine Versuche mit gußeisernen Stäben unzweifelhaft constatirt zu haben, daß deren
                              									Festigkeit bei einer Temperatur von unter 0° C. beträchtlich abnehme, daß
                              									dagegen die Festigkeit von Eisendraht und überhaupt von kleineren
                              									Schmiedeeisenmassen entschieden in der Kälte größer sey, als in der Wärme. Die
                              									Versuche mit Eisendraht ergaben z.B., daß Draht von Nr. 5 1/2 der
                              									Birmingham-Lehre bei – 7° C. durchschnittlich nur 2123 Pfd.,
                              									bei 32° C. dagegen 2097,6 trug, bei der ersten Temperatur 15 Windungen
                              									aushielt, ehe er brach, bei der zweiten dagegen während der 14. brach. Andererseits
                              									zeigten größere Schmiedeeisenstücke und Eisenbahnschienen in der Wärme größere
                              									Festigkeit als in der Kälte. – Sir W. Fairbairn
                              									behauptete dagegen, ebenfalls auf Grund seiner Versuche, daß Eisen und Stahl in der
                              									Kälte stets fester seyen als in der Wärme, und daß das häufige Brechen von Radreifen
                              									etc. bei strenger Kälte nur der zu starken Zusammenziehung zuzuschreiben sey. Ebenso
                              									gab Spence als Resultat seiner mit schwachen Stäben
                              									angestellten Versuche an, daß die Festigkeit von Gußeisen im Winter größer sey, als
                              									im Sommer. Aus Allem scheint hervorzugehen, daß der Einfluß von Temperaturänderungen
                              									bei großen Massen bedeutend, bei kleinen Massen dagegen gering ist, daß auch
                              									vielleicht bei letzteren die Erwärmung durch Biegung, Drehung etc. berücksichtigt
                              									werden muß und daß endlich auch die Art, in welcher das Eisen oder der Stahl
                              									beansprucht wird, von Bedeutung ist. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 11.)
                           Diese lebhafte Discussion, welche unter den englischen Technikern über die Frage
                              									entstanden ist, ob die Festigkeit von Eisen durch die Kälte verringert wird, hat uns
                              									veranlaßt, die von den Eisenbahnverwaltungen veröffentlichten Angaben über
                              									Achsenbrüche, welche in den Jahren 1863 bis 1869 auf deutschen Eisenbahnen
                              									vorgekommen sind, in dieser Hinsicht zu vergleichen. Die nachstehende Uebersicht
                              									läßt erkennen, wie sich diese Fälle auf die einzelnen Jahreszeiten vertheilt
                              									haben.
                           
                              
                                 
                                 December bisFebruar
                                 März bisMai
                                 Juni bisAugust
                                 September bisNovember
                                 Anzahlder Brüche
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 1863
                                 31,9
                                 24,4
                                 21,5
                                 22,2
                                 135
                                 
                              
                                 1864
                                 39,0
                                 18,2
                                 22,1
                                 20,7
                                 154
                                 
                              
                                 1865
                                 29,4
                                 23,6
                                 24,8
                                 22,2
                                 153
                                 
                              
                                 1866
                                 26,0
                                 17,9
                                 25,4
                                 30,7
                                 169
                                 
                              
                                 1867
                                 28,0
                                 22,9
                                 16,8
                                 32,3
                                 214
                                 
                              
                                 1868
                                 33,8
                                 22,1
                                 26,0
                                 18,1
                                 204
                                 
                              
                                 1869
                                 22,7
                                 28,8
                                 22,1
                                 26,4
                                 163
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Durchschnitt
                                 30,1
                                 22,6
                                 22,7
                                 24,6
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 Durchschnitt für September bis Februar
                                 54,7 Proc.
                                 
                              
                                 Durchschnitt für März bis August
                                 45,3    „
                                 
                              
                           Hiernach kommen Achsenbrüche entschieden häufiger im Winter als in einer anderen
                              									Jahreszeit vor und es würde allerdings am nächsten liegen, den Grund dieser
                              									Erscheinung in den Temperaturverhältnissen zu suchen. (A. a. O., Nr. 12.)
                           
                        
                           
                           Die Salz-Industrie Lothringens.
                           Als im Jahre 1842 die Salzfabrication Frankreichs frei gegeben wurde, ließ die
                              									Königin Christine von Spanien durch General Narvaez sämmtliche Salinen Frankreichs, welche der Krone
                              									Ludwig Phillip's gehörten,
                              									aufkaufen; so gelangte auch das große Steinsalzwerk Dieuze in ihren Besitz; die drei anderen Salinen Salzbronn, Sarre-Albe und Harras blieben
                              									in dem Gedanken, der Königin Christine Concurrenz zu
                              									machen, als unverkäuflich im Privatbesitze. Dieuze ist
                              									eines der größten Werke, welches unstreitig einen sehr bedeutenden Theil Frankreichs
                              									mit Salz versorgte. Nächst diesem kommt die Saline Salzbronn (der als Chef der
                              									Fabrication vorzustehen, ich bis zum Jahre 1848 die Ehre hatte), welche circa 200,000 Ctr. Salz herstellt, und die Salinen Sarre-Albe und Harras
                              									mit einer Fabrication von circa 60,000 Ctr. Das
                              									Productionsquantum genannter Salinen beläuft sich in runder Summe auf jährlich 1
                              									Million Ctr. Kochsalz, die Frankreich, so sehr es sich auch von Deutschlands
                              									Industrie lossagen möchte, unter allen Umständen Lothringen, resp. Deutschland
                              									entnehmen muß.
                           Würde diese Million Ctr. Kochsalz in Deutschland zur
                              									Consumtion kommen, so würde nach den jetzt bestehenden Gesetzen der Bundescasse die
                              									Summe von 2 Mill. Thlrn. zufließen. Da aber jedenfalls diese Salinen den größten
                              									Theil des linken Rheinufers wie von Mannheim aufwärts bis Basel mit Salz versorgen
                              									werden, so kommt wenigstens ein guter Theil dieser Summe Deutschland zu Gute, wie
                              									auch den Neckarsalinen, deren Concurrenz hier allein in
                              									Betracht käme, wiederum ein größeres Absatzfeld eröffnet ist. Bei der stets
                              									wachsenden Zunahme der Salzconsumtion ist unstreitig Saarbrücken derjenige Punkt, an welchem die Anlage einer Salzsiederie eine
                              									große Zukunft hat, zudem sie in der Lage seyn würde, billiger als jegliche andere Saline zu fabriciren. Dr. Hellmann. (Berggeist, 1871, Nr. 23.)
                           
                        
                           Anwendung des Chloralhydrats als Reductionsmittel.
                           Die Anwendung des Chloralhydrats als Reductionsmittel ist, nach einer Mittheilung in
                              									der „pharmaceutischen Centralhalle,“ in manchen Fällen eine
                              									sehr bequeme. Alle edlen Metalle lassen sich damit unter gleichzeitiger Einwirkung
                              									von Aetzkali oder Aetznatron schnell und sicher reduciren Da sich gleichzeitig
                              									Chloroform abscheidet und dieses das ausgeschiedene Metall umhüllt, so lassen sich
                              									diese Niederschläge sehr leicht aussüßen. Wenn man Gold oder die zur Platingruppe
                              									gehörenden Metalle in ihrer Lösung mit Chloralhydrat versetzt, erwärmt, dann
                              									allmählich mit überschüssiger Aetznatronlauge versetzt und circa 1 Minute im Kochen erhält, so findet (wahrscheinlich in Folge von
                              									freiwerdender Ameisensäure bei der Spaltung des gleichzeitig auftretenden
                              									Chloroforms) vollständige Reduction statt. Bei Silberlösungen ist diese Reduction
                              									eine vollständige, indem die Bildung von Chlorsilber stattfindet; bei
                              									Quecksilbersalzlösungen findet keine Reduction statt.
                           
                        
                           Ueber das chemische Verhalten des Phosphors zum Terpenthinöl
                              									und die antidotarische Wirkung des letzteren bei der Phosphorvergiftung; von H.
                              										Köhler.
                           In gemeinschaftlich mit Schimpf ausgeführten Versuchen
                              									bestätigte der Verf. die zuletzt von Personne (polytechn.
                              									Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 440) gemachte Angabe, daß das gewöhnliche
                              									(sauerstoff- und wasserhaltige) Terpenthinöl ein wirksames Gegengift des
                              									Phosphors sey. Von 25 „Versuchsthieren,“ welche neben 0,006 bis
                              									0,09 Grm. Phosphor bis zu 4,5 Grm. solchen Terpenthinöls erhielten, ging kein
                              									einziges durch Phosphor zu Grunde; bei der Section derselben fand sich keine Spur
                              									von Verfettung oder anderen Folgen der acuten Phosphorvergiftung; im Koth und Harn
                              									ließ sich nach Blondlot-Neubauer niemals Phosphor
                              									nachweisen.
                           Diese Wirkung des sauerstoffhaltigen Terpenthinöls beruht darauf, daß dieses mit dem Phosphor eine schon
                              									von Jonas (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XXXIV S.
                              									238) beschriebene, aber nicht näher untersuchte unschädliche Verbindung eingeht,
                              									welche durch den Harn wieder ausgeschieden wird. Man erhält dieselbe nach dem Verf.,
                              									wenn man in 2 Pfd. gewöhnlichen Terpenthinöls, welches auf 40° C. erwärmt
                              									wird, nach und nach 1 1/2 Loth Phosphor einträgt, mit der Vorsicht, den Kolben vom
                              									Sandbade zu entfernen, wenn der Phosphor geschmolzen ist, und dann zu schütteln.
                              									Beim Erkalten scheidet sich etwas überschüssiger, schnell roth werdender Phosphor
                              									und ein Theil der Verbindung als krystallinische, wallrathähnliche Masse aus, welche
                              									man durch Lösen in Alkohol von dem Phosphor trennen kann. Die Mutterlauge gibt bei
                              									freiwilligem Verdunsten noch mehr von der krystallinischen Verbindung und erstarrt
                              									zuletzt vollständig. Die Krystalle werden dann abgepreßt. Diese Verbindung entsteht
                              									bloß aus sauerstoffhaltigem Terpenthinöl; aus der Lösung von Phosphor in reinem
                              									Terpenthinöl scheidet sich beim Erkalten der Phosphor unverändert wieder ab.
                              									Terpenthinöl welches längere Zeit im Lichte gestanden hat, entwickelt dagegen bei
                              									der Berührung mit Phosphor so viel Wärme, daß das Gemisch sich von selbst entzünden
                              									kann.
                           Die Verbindung ist vollständig krystallinisch und weiß, reagirt sauer, läßt sich an
                              									der Luft nicht aufbewahren, sondern wird schnell klebrig und verwandelt sich in eine
                              									nach Kienöl riechende harzige Substanz, in welcher sich Phosphorsäure direct
                              									nachweisen läßt. Oberhalb 50° C. schmilzt sie unter Zersetzung zu einer
                              									gelblichen Harzmasse, bei 40° zersetzt sie sich im Wasserstoffstrome unter
                              									Entwickelung selbstentzündlichen Phosphorwasserstoffes. Sie löst sich in Alkohol,
                              									Aether, Petroleumäther, Benzol und Alkalien. Mit den Erden und Metalloxyden bildet
                              									sie unlösliche Salze. Die Analyse des Barytsalzes führte zu der Formel C²⁰H¹⁵PO², Ba. Der
                              									Verfasser nennt diese Verbindung terpenthinphosphorige
                                 										Säure.
                           Von der terpenthinphosphorigen Säure vertragen Kaninchen und Hunde 0,03 bis 0,3 Grm.
                              									(in alkoholischer Lösung) ohne irgend welche Intoxications-Erscheinungen; nur
                              									die Körpertemperatur sinkt. Die terpenthinphosphorige Säure wird durch den
                              									eigenthümlich campherartig riechenden Harn abgeschieden und geht bei der
                              									Destillation desselben in das alkalisch reagirende Destillat über. Das Destillat
                              									reducirt Sublimat zu Calomel und scheidet aus Silberlösung metallisches Silber ab;
                              									läßt man dasselbe Wochen lang an der Luft stehen, oder behandelt man es mit
                              									oxydirenden Substanzen, so läßt sich in ihm Phosphorsäure nachweisen. Ebenso verhält
                              									sich der Harn mit Phosphor vergifteter und mit Terpenthinöl behandelter Thiere.
                              									Derselbe riecht nicht veilchenartig; das Destillat besitzt einen starken
                              									Opodeldocgeruch, reducirt die genannten Metallsalze und gibt erst nach der Oxydation
                              									mit rauchender Salpetersäure Reaction auf Phosphorsäure. Ob auch chemisch reines,
                              									sauerstofffreies Terpenthinöl ein Antidot gegen Phosphor ist, bleibt weiterer
                              									Untersuchung vorbehalten. (Berliner klinische Wochenschrift, 1870 Nr. 50; chemisches
                              									Centralblatt, 1871, Nr. 5.)
                           
                        
                           Zwei neue Flammenschutz-Präparate.
                           Unter dem Titel: „über Flammenschutzmittel, von
                                 										A. Patera,“ hat
                              									dieser verdienstvolle Metallurg kürzlich (bei W. Braumüller in Wien) eine Brochüre erscheinen lassen, welche als die besten
                              									Flammenschutzmittel nachweist: ein Gemenge von Borax und Bittersalz, sowie ein
                              									Gemenge von schwefelsaurem Ammoniak und schwefelsaurer Kalkerde. (Berg- und
                              									hüttenmännische Zeitung, 1871, Nr. 11.)
                           
                        
                           Ueber Lichtempfindlichkeit des Kautschuks; Mittheilung von
                              									Wharton Simpson in London.
                           Swan hat gefunden, daß Kautschuk durch das Licht in
                              									eigenthümlicher Weise verändert wird; eine belichtete Kautschukschicht auf einen
                              									lithographischen Stein übertragen und belichtet, ertheilt dem Stein die Fähigkeit,
                              									an den belichteten Stellen fette Schwärze anzuziehen und festzuhalten. Auf diese
                              									Thatsache läßt sich ein lithographischer Proceß gründen, indem man nämlich einen
                              									Bogen mit einer Lösung von Kautschuk in Benzol überzieht, unter einem Negativ belichtet und
                              									alsdann auf einen Stein überträgt. Swan erwähnt, daß er
                              									sogenannten „gekauten Kautschuk“ versucht habe. Daß Kautschuk
                              									in Berührung mit Schwefel lichtempfindlich ist, fand bereits Professor Seely vor mehreren Jahren, es tritt
                              									in diesem Gemenge durch das Licht eine förmliche Vulcanisirung ein.
                           Swan beobachtete später, daß gewöhnlicher Kautschuk durch
                              									das Licht unauflöslich in Benzol und Terpenthinöl wird, dafür aber löslich in
                              									Alkohol.
                           Diese Veränderungen im Licht haben auch Einfluß auf die Kautschukschichten, welche
                              									zum Isoliren der Telegraphendrähte etc. angewendet werden. Der Kautschuk wird
                              									brüchig, oxydirt sich und verhält sich mehr wie ein Harz. In Folge dessen gehen
                              									auch, wie Spiller bemerkt, die Kautschuküberzüge der
                              									wasserdichten Patronen langsam zu Grunde.Es folgt daraus die originelle Thatsache, daß auch unsere Gummischuhe
                                    											lichtempfindlich sind. Der Umstand, daß dieselben oft beträchtliche Mengen
                                    											Asphalt enthalten, ändert daran nichts, da auch auf letzteren das Licht
                                    											wirkt. (Berliner photographische Mittheilungen, März 1871, S. 307.)
                           
                        
                           Ein neues lithographisches Aetzverfahren; von E. Funke.Auszug aus dem Protokoll des Fortbildungsvereines für Lithographen und
                                    											Steindrucker in Leipzig, durch „Lithographia.“
                                    										
                              								
                           Sehr schöne Proben eines mir bis dahin unbekannten Aetzverfahrens (wenn ich nicht
                              									irre, Erfindung eines Müncheners) veranlaßten mich zu dem Versuche, dieselben
                              									nachzumachen. Da mein erster Versuch einigermaßen gelungen ist, theile ich mein
                              									Verfahren mit.
                           Die Manier besteht darin, daß man auf einen Aetzgrund gezogene Striche nach dem
                              									Aetzen so behandelt, daß dieselben nach Belieben schwarz auf weißem Grunde oder
                              									umgekehrt erscheinen. Man will z.B. auf einer Relief-Medaille den Kopf und
                              									umstehende Schrift mit weißen Linien auf schwarzem Grunde, alle geraden Striche dann
                              									mit schwarzen Strichen auf weißem Grunde darstellen, so ergibt das einen ganz
                              									schönen Eindruck, wie man denn auch auf diese Weise die mannichfachsten
                              									Erscheinungen hervorbringen kann.
                           Das Verfahren geschieht in folgender Ordnung:
                           1) Gehört dazu ein zum Graviren fertiger, mit gutem Aetzgrund überzogener Stein;
                           2) wird darauf die Maschinenarbeit vollendet und
                           3) 2 bis 10 Minuten, je nach der Stärke des zu erzielenden Striches mit einer
                              									Mischung aus einem Theil Essigsäure und 6 Theilen Wasser geätzt.
                           4) Ist der Stein ordentlich getrocknet und etwas erwärmt, so decke man mit einem
                              									Pinsel und guter lithographischer Tusche alle Stellen, die schwarz auf weiß werden
                              									sollen, zu;
                           5) kann man, um die weißen Striche etwas breiter zu bekommen, noch zum zweiten Male 1
                              									bis 5 Minuten weiter ätzen.
                           6) Nachdem der Stein wieder ordentlich abgespült und getrocknet ist, decke man mit
                              									einem Pinsel und Kreideätze das Uebrige zu.
                           7) Nach dem Trocknen wird der Stein abgewaschen und mit einer gut trocknenden Farbe,
                              									die jedoch Widerstand gegen Säure haben muß, eingeschwärzt, wobei nur die unter 4
                              									angeführten, mit Tusche gedeckten Stellen annehmen, alles Uebrige ist weiß.
                           8) Wird der ganze Stein durch Citronensäure gesäuert, d.h. für Fett empfindlich
                              									gemacht; dieses geschieht durch eine schwache Lösung dieser Säure, welche man etwa
                              									6–10 Secunden darauf stehen läßt, dann abspült und mit Maculatur
                              									abtrocknet;
                           9) werden mit einer Gummilösung alle Stellen welche schwarz auf weiß werden sollen,
                              									so wie diejenigen rings um die Zeichnung her mit einem Pinsel zugedeckt.
                           10) Jetzt verfertigt man sich einen kleinen Tupfer von Glacée-Leder mit
                              									Watte gefüllt, dessen glatte Seite nach außen, etwa von der Größe eines
                              									Viergroschenstückes und verreibe auf Leinwand etwas Kreide oder Tusche mit etwas
                              									Talg oder Baumöl, und
                              									tupfe nun alle Stellen behutsam an, bis sie ordentlich schwarz sind; man darf indeß
                              									die Farbe nicht zu schmierig machen, da man sonst auch die tief geätzten Striche mit
                              									zutupfen würde;
                           11) wird mit einem Pinsel und Kreideätze sorgfältig geätzt und schließlich das Ganze
                              									mit der Walze gedruckt.
                           
                        
                           Filtrirvorrichtung zum Reinigen des Wassers.
                           Ein entsprechend großes Reservoir von Holz oder mit Oelfarbe angestrichenem
                              									Eisenblech ist so eingerichtet, daß man in der Mitte desselben quer durch von unten
                              									bis oben eine Zwischenwand hat, die aus zwei Rahmen gebildet ist, welche mit
                              									Drahtoder Haargaze bespannt und so mit einander verbunden sind, daß ein 2 bis 3 Zoll
                              									breiter Zwischenraum zwischen der Gaze entsteht. Diesen Zwischenraum füllt man mit
                              									Scherwolle, welche vorher mit Soda kalt oder lau gereinigt wurde, aus, indem man
                              									dieselbe darin eindrückt. Füllt man nun das unreine Wasser in die eine Hälfte ein,
                              									so füllt sich die andere Hälfte fast in demselben Maaße mit geklärtem Wasser,
                              									welches man benutzt. Die Scherwolle hält sich sehr lange wirksam; einfaches
                              									Auswaschen der heraus genommenen Wolle macht dieselbe wieder benutzbar, wenn sie
                              									nach längerer Zeit zu sehr mit Unreinigkeiten gemischt ist. Ganz besondere Dauer und
                              									Widerstand gegen Fäulniß erhält die Scherwolle durch Ansieden mit einer Eisenlösung
                              									und nachheriges Auswaschen, welches letztere sich sehr leicht in groben leinenen
                              									Tüchern ausführen läßt. Jede Tuchfabrik liefert solche Wolle; auf Farbe und
                              									Verschiedenheit der Farbe kommt es dabei nicht an. (Industrieblätter, 1870, Nr.
                              									52.)
                           
                        
                           Verfahren zum Filtriren von Spirituosen.
                           Nach dem „württembergischen Gewerbeblatt“ wird in den großen
                              									Spirituosenfabriken Norddeutschlands folgende, angeblich als Geheimniß der
                              									Fabrikanten behandelte Methode angewendet. Man nimmt gutes schwedisches
                              									Lösch- oder Fließpapier (ungeleimtes, grobes Papier), reißt dasselbe in
                              									kleine Stücke von 1 1/2 bis 2 Quadratzoll und wirft diese Stückchen in die zu
                              									filtirirende Flüssigkeit. Wenn nun dieses Papier, das selbstverständlich ganz rein
                              									und geruchlos seyn muß, aufgeweicht ist, so bildet es mit der Flüssigkeit einen
                              									dünnen Brei, den man in einen Flanell-Sack gießt, aus welchem sofort die
                              									schönste klarste Flüssigkeit abläuft. – Einen anderen Filtrirapparat mit
                              									demselben Löschpapier kann man sich auf folgende Art herstellen: Man weicht das
                              									Löschpapier 1/2 Tag im Wasser ein, rührt den dadurch entstehenden Papierbrei tüchtig
                              									durcheinander und gießt denselben auf ein aufgespanntes Flanelltuch. Das Wasser wird
                              									selbstverständlich ablaufen und der dicke Brei auf dem Flanelltuch liegen bleiben.
                              									Diesen Brei streicht man nun mit einem Stück Holz ganz glatt und gleichförmig auf
                              									dem aufgespannten Flanelltuch aus, läßt die Papiermasse so einige Tage auf demselben
                              									trocknen und wird dann einen Filtrirapparat bekommen der manchen bisher angewendeten
                              									vorzuziehen ist.
                           
                        
                           Schellacklösung als Dichtungsmittel für
                              									Kautschukplatten.
                           Die Kautschukplatten als Dichtungsmittel bringen in ihrer
                              									Anwendung sehr häufig den Uebelstand mit sich, daß, indem dieselben an den
                              									Dichtungsstellen nicht fest anschließen, ihr Zweck nur unvollständig erreicht wird.
                              									Um einen dichten Kautschukverschluß zwischen metallenen Leitungsröhren oder bei
                              									Dichtungen von Holzgefäßen herbeizuführen, ist es zweckmäßig, den Metall-
                              									oder Holzflächen selbst, auf welche der Kautschuk aufgelegt wird, ein Binde-
                              									oder Zwischenmittel zur Vereinigung mit dem Kautschuk zu geben. Ein solches
                              									Zwischenmittel ist eine ammoniakalische Schellacklösung.
                              									Der gebleichte Schellack quillt, in der zehnfachen Gewichtsmenge Salmiakgeist
                              									verrieben, schleimartig auf und wird nach 3–4 Wochen zu einer Flüssigkeit,
                              									welche, auf Holz oder Eisen aufgestrichen, das beste Befestigungsmittel für
                              									Kautschukplatten bietet. Der ammoniakalische Schellacküberzug erweicht den Kautschuk
                              										und erhärtet bei
                              									seiner Austrocknung mit demselben und der Dichtungsfläche zu einer für Gase und
                              									Flüssigkeiten undurchdringlichen Schicht. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei,
                              									Druckerei etc., 1871, Nr. 4.)
                           
                        
                           Eine eigenthümliche Verfälschung von Anilinfarben.
                           Eine solche hat Dr. M. Reimann, wie er in seiner Färberzeitung mittheilt, in seiner Versuchsstation
                              									beobachtet. In einem Anilinbraun nämlich, das zu weniger als 1/3 des üblichen
                              									Preises verkauft wird, ließen sich schon mit bloßem Auge krystallähnliche, längliche
                              									Stücke wahrnehmen, welche, genau so gefärbt wie die übrige stückige Farbstoffmasse,
                              									an und für sich zu keinem Verdacht Anlaß gaben. Kochte man diese Stücke mehrmals mit
                              									heißem Alkohol, so blieb dieser schließlich farblos, während die vermeintlichen
                              									Krystalle an Gestalt und Größe durchaus nichts verloren. Es ergab sich dann, daß
                              									diese Stücke aus gestoßener Holz- oder Braunkohle bestanden, die, mit der
                              									Lösung des Farbstoffes stark imprägnirt, sich auf den ersten Blick von der
                              									eigentlichen Farbstoffmasse nicht unterscheiden lassen. Beim Gebrauch wird der
                              									Färber diese Art Fälschung schwer wahrnehmen können, da er sich Farbstofflösungen
                              									macht und diese filtrirt. Die Kohlestückchen bleiben dabei im Rückstand, welchen ja
                              									die geringen Anilinfarbstoffe sämmtlich lassen, und man muß gestehen, daß diese Art
                              									der Verfälschung wirklich sinnreich ist. Die Wahrnehmung derselben ist dadurch
                              									möglich, daß man die Farbstoffmasse auf Papier ausbreitet und nach diesen Stückchen
                              									sucht, dieselben sammelt, und nun so lange mit heißem Alkohol behandelt, bis die
                              									letzte Quantität Alkohol ungefärbt bleibt. Das lebhafte Verbrennen der Körperchen,
                              									zum Theil mit rußender Flamme, gibt dann den sicheren Beweis von dem Vorhandenseyn
                              									des Holzes oder der Kohle, wenn dieß noch nicht durch das Abfärben derselben, sowie
                              									mit dem Auge erkenntlich ist. Natürlich wird eine Beimischung von gepulverter Kohle
                              									noch schwerer zu entdecken seyn, und diese mag oft genug vorkommen. Das sicherste
                              									Mittel, sich nachhaltig vor dergleichen Verfälschungen zu sichern, ist neben dem
                              									Festhalten an reellen Lieferanten, die Vergleichung der Intensität der Lösungen
                              									eines zu kaufenden und eines anerkannt guten Farbstoffes derselben Art, dessen Preis
                              									man kennt. Wird eine solche Vergleichung mit gehöriger Umsicht und unter
                              									Berücksichtigung aller Nebenumstände ausgeführt, so kann von einem Uebervortheilen,
                              									selbst bei verfälschter Waare, darum nie die Rede seyn, weil es dann möglich ist,
                              									den Preis eines Farbstoffes ganz genau nach seiner Brauchbarkeit festzustellen.
                              									Dergleichen Untersuchungen führt Dr. Reimann's Versuchsstation in Berlin
                              									(Neanderstr. 8) aus.
                           
                        
                           Darstellung der chinesischen Tusche.
                           Nach Erfahrungen des französischen Chemikers Champion,
                              									welcher sich längere Zeit in China aufhielt, wird der Ruß, der zur Darstellung der
                              									chinesischen Tusche dient, theils aus Oelen und Fetten, theils aber auch, und zwar
                              									gewöhnlicher, aus dem Holze der Fichte und anderer harzreicher Bäume und aus dem
                              									Harze selbst hergestellt. Verbrannt wird das Material an der gewöhnlich 2 Fuß großen
                              									Mundöffnung eines 8 bis 40, selbst 50 Fuß langen Ofens; am äußersten Ende desselben
                              									setzt sich der zur besten Tusche verwendbare feinste Ruß ab. Die Feinheit des Rußes
                              									hängt auch von der Langsamkeit des Verbrennungsprocesses ab. Den feinsten Ruß soll
                              									Schweinefett, nach diesem Oel und andere Fette liefern. Doch ist die Güte der Tusche
                              									im hohen Grade auch von der Sorgfältigkeit abhängig, mit der man den Ruß durch
                              									seidene Beutel oder Siebe siebt. Zur Bereitung der Tusche setzt man Büffelleim, der
                              									von einer ganz besonderen Güte seyn soll, mit Wasser an, erhitzt in einem eisernen
                              									Napf und setzt die entsprechende Menge Ruß zu. Unter Zusatz einer geringen Quantität
                              									Oel wird der Teig sorgsamst mit der Hand geknetet und auf einer Temperatur von circa 55° C. erhalten, bis er vollkommen homogen
                              									ist. Dann wird er zu flachen, ein bis zwei Pfund schweren Kuchen ausgegossen und
                              									einige Tage sich selbst überlassen, um zu „reifen.“ Der
                              										„gereifte“ Teig erhält dann die für die Tusche übliche
                              									Form; der Former wärmt hernach mit einem kleinen Kohlenbecken ein Stück Teig an, knetet es stark
                              									mit der Hand, gießt es in die Form, setzt diese unter einen langen Hebel, an dessen
                              									anderem Ende er sitzt, und preßt nun auf ganz kurze Zeit durch sein eigenes Gewicht
                              									die Tusche sehr heftig, indem er unterdessen schon wieder die nächste Form füllt.
                              									Die angewendeten Formen sind von Holz, ebenso die Stempel, welche die Buchstaben
                              									etc. enthalten, welche der Tusche aufgepreßt werden. Der lebhafte Glanz wird der
                              									Tusche durch Bürsten mit einer harten, mit Baumwachs getränkten Bürste verliehen,
                              									was außerdem noch den Zweck hat, die Hand vor Beschmutzung zu schützen, wenn die
                              									Tusche angefeuchtet wird. Der charakteristische Geruch, den die feinen Tuschesorten
                              									besitzen, wird durch Beimengung einer kleinen Menge Campher oder Moschus zum noch
                              									warmen Teig erreicht; die gewöhnlichen Sorten haben keinen specifischen Geruch. Die
                              									bunten Buchstaben und Decorationen werden mit einem Haarpinsel gemalt, wobei Gold,
                              									Silber und die anderen Farben in Wasser suspendirt sind, dem ein wenig Gelatine
                              									beigesetzt ist.
                           In ganz gleicher Weise stellen auch die Japanesen Tusche dar, doch ist die
                              									chinesische bei weitem besser, ein Umstand der seinen Grund in der unendlichen
                              									Sorgfalt haben kann, welche die Chinesen auf Darstellung des Rußes verwenden, denn
                              									der japanesische Leim steht dem chinesischen ebenbürtig zur Seite. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1870, Nr. 38.)
                           
                        
                           Die Rübenzuckerfabrication im Zollverein während der
                              									Betriebsjahre 1868/69 und 1869/70.
                           Nach den vom Centralbureau des deutschen Zollvereines aufgestellten Uebersichten der
                              									während der beiden letzten Betriebsjahre zur Zuckerfabrication versteuerten rohen
                              									Runkelrüben haben im Jahre 1869/70 296 Zuckerfabriken überhaupt 51,691,737 Ctr.
                              									Rüben verarbeitet, während in der Campagne von 18 68/69 von 295 Fabriken 49,953,656
                              									Ctr. verbraucht worden sind (gegen etwas über 40 1/2 Million in 293 Fabriken 18
                              									67/68 und 50,712,709 Ctr. in 18 66/67).
                           Die Zahl der Fabriken ist hiernach nur um eine, das Quantum der versteuerten Rüben
                              									dagegen um 1,738,081 Centner oder um 3,5 Procent gestiegen.
                           Bei der ungemein großen Bedeutung dieser Industrie wird es unseren Lesern erwünscht
                              									seyn, die Vertheilung derselben über den ganzen Zollverein und insbesondere auch
                              									über Preußen nach Anzahl der Fabriken und der Menge der versteuerten Rüben in der
                              									nachfolgenden Zusammenstellung veranschaulicht zu sehen.
                           Aus derselben geht hervor, daß die Betheiligung der einzelnen Vereinsstaaten und
                              									beziehungsweise der Provinzen Preußens an der Zuckerproduction eine höchst ungleiche
                              									ist.
                           Im Uebrigen sey zu der Zusammenstellung noch bemerkt, daß die Provinzen Posen und
                              									Preußen keine Rübenzuckerfabriken besitzen. In der Provinz Hannover bestanden 18
                              									68/69 die Fabriken zu Nordstemmen, Groß-Lafferde, Peine, Einbeck und Neuwerk,
                              									zu denen für 18 69/70 noch die Fabrik zu Clauen hinzugekommen ist.
                           Der Durchschnittspreis der Rüben mag sich auf 9 Sgr. belaufen und sind etwa
                              									12–12 1/2 Centner Rüben zur Herstellung eines Centners Zucker erforderlich
                              									(in der Provinz Sachsen 18 68/69 nur 12 Centner gegen 12,3 und 12,6 Centner 18 67/68
                              									und 18 66/67). Die Rübensteuer ist seit dem 1. September 1870 von 7 1/2 Sgr. auf 8
                              									Sgr. per Centner erhöht.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Anzahl derFabriken
                                 VerarbeitetesRübenquantum in
                                    											Centnern
                                 
                              
                                 
                                 
                                 18 68/69
                                 18 69/70
                                 18 68/69
                                 18 69/70
                                 
                              
                                 Prov.
                                 Sachsen
                                 141
                                 141
                                 25,583,900
                                 25,338,820
                                 
                              
                                 „
                                 Schlesien
                                   39
                                   40
                                   4,530,198
                                   6,073,575
                                 
                              
                                 „
                                 Brandenburg
                                   18
                                   18
                                   2,475,408
                                   2,918,392
                                 
                              
                                 „
                                 Rheinprovinz
                                     5
                                     5
                                      989,047
                                   1,208,730
                                 
                              
                                 „
                                 Pommern
                                     7
                                     7
                                      837,699
                                   1,176,125
                                 
                              
                                 „
                                 Hannover
                                     5
                                     6
                                      854,067
                                      894,590
                                 
                              
                                 „
                                 Westphalen
                                     2
                                     2
                                      129,128
                                       
                                    											95,584
                                 
                              
                                 „
                                 Hessen-Nassau
                                     1
                                     1
                                       
                                    											55,990
                                       
                                    											61,270
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Anzahlder Fabriken
                                 VerarbeitetesRübenquantum in
                                    											Centnern
                                 
                              
                                 
                                 
                                 18 68/69
                                 18 69/70
                                 18 68/69
                                 18 69/70
                                 
                              
                                 Uebrige Vereinsstaaten:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   Anhalt
                                   35
                                   35
                                   6,902,930
                                   6,149,768
                                 
                              
                                   Braunschweig
                                   25
                                   24
                                   4,463,310
                                   4,371,215
                                 
                              
                                   Württemberg
                                     6
                                     5
                                   1,137,975
                                   1,471,815
                                 
                              
                                   Baden
                                     1
                                     1
                                      908,735
                                      867,148
                                 
                              
                                   Bayern
                                     4
                                     4
                                      379,750
                                      387,085
                                 
                              
                                   Die großherzoglich
                                    											sächs.    Aemter Allstedt
                                    											und    Oldisleben
                                     2
                                     2
                                     
                                    											327,211
                                     
                                    											331,108
                                 
                              
                                   Thüringen
                                     2
                                     2
                                      196,608
                                      164,858
                                 
                              
                                   Schwarzburg-Rudolstadt
                                     1
                                     1
                                      118,420
                                      101,290
                                 
                              
                                   Luxemburg
                                     –
                                     2
                                      –
                                       
                                    											80,364
                                 
                              
                                   Königreich Sachsen
                                     1
                                     1
                                       
                                    											63,280
                                 Nicht im Betriebe.
                                 
                              
                           
                        
                           Bereitung der Glycerin-Wichse; nach Prof. Dr. Artus in Jena.
                           Bekanntlich hat in neuester Zeit das Glycerin in der Gerberei Eingang gefunden, indem
                              									man die Erfahrung gemacht hat, daß dasselbe die Geschmeidigkeit des Leders bedeutend
                              									unterstützt und dadurch die Haltbarkeit desselben im hohen Grade befördert.
                              									Insbesondere hat sich die Anwendung des Glycerins bei Treibriemen bewährt, welche
                              									bekanntlich wegen der beständigen starken Spannung und Reibung sehr dem Brechen
                              									ausgesetzt sind. Man bringt das Leder in schwach lohgarem Zustande längere Zeit in
                              									Glycerin, wobei dasselbe in die Poren des Leders eindringt und demselben eine solche
                              									Geschmeidigkeit ertheilt, daß die daraus gefertigten Gegenstände weit weniger dem
                              									Brechen unterworfen sind.
                           Um nun mittelst des Glycerins eine säurefreie Gutta-percha-Wichse zu
                              									bereiten, nehme man 3 bis 4 Pfd. Kienruß und 1/2 Pfd. gebrannte Knochen (sogenanntes
                              									gebranntes Elfenbein), bringe dieses Gemenge in ein Gefäß, übergieße dasselbe mit 5
                              									Pfd. Glycerin und 5 Pfd. gewöhnlichem Syrup, und rühre die Masse so lange um, bis
                              									das Glycerin und der Syrup sich mit der Kohle vollkommen vermengt haben, d.h. bis
                              									sich keine zusammengeballten Kohlenpartikelchen mehr zeigen. Dann werden 5 Loth
                              									Gutta-percha, vorher etwas zerschnitten, in einen eisernen oder kupfernen
                              									Kessel gegeben und über Kohlenfeuer so lange gelinde erwärmt, bis die
                              									Gutta-percha so ziemlich zerflossen ist; darauf werden allmählich und unter
                              									stetem Umrühren 20 Loth Baumöl zugesetzt, und nachdem die Gutta-percha
                              									vollständig aufgelöst ist, werden noch 2 Loth Stearin zugefügt. Diese Auflösung wird
                              									hierauf noch warm unter Umrühren der Mischung von Kohle, Glycerin und Syrup
                              									zugesetzt, und nachdem auch hier eine gleichförmige Mischung stattgefunden hat,
                              									werden 10 Loth Senegalgummi in 1 1/2 Pfd. Wasser gelöst und ebenfalls der Masse
                              									unter Umrühren zugesetzt. Um endlich der Masse einen angenehmen Geruch zu ertheilen,
                              									fügt man derselben noch 1 Quentchen Rosmarinöl und eben so viel Lavendelöl
                              									hinzu.
                           Beim Gebrauche wird diese Glycerin-Gutta-percha-Wichse mit 3 bis
                              									4 Theilen Wasser verdünnt. Sie gibt einen schönen Glanz und zeichnet sich dadurch
                              									aus, daß sie keine Säure enthält, dem Leder also in keiner Weise nachtheilig seyn
                              									kann, daß sie dagegen das Leder weich und geschmeidig erhält und dadurch die Dauer
                              									desselben erhöht. (Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1869.)
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In der Beschreibung von Schwärzler's Typotelegraph im
                              									vorhergehenden Heft lese man Seite 359 Zeile 13 von oben: „und setzt das Uhrwerk in Bewegung.“