| Titel: | Main's Dampf-Canalboot. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. II., S. 5 | 
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                        II.
                        Main's Dampf-Canalboot.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Main's Dampf-Canalboot.
                        
                     
                        
                           Um verschiedenen Unzuträglichkeiten bei der Bewegung der Fahrzeuge in Canälen zu
                              									begegnen, hat der Amerikaner T. Main (im Staate
                              									New-York) die in Figur 1 – 6 dargestellte
                              									Anordnung erdacht.
                           Er bringt einen Schraubenpropeller in einer röhrenförmigen Aushöhlung an, welche an
                              									dem Boden des Fahrzeuges nach dem Vordersteven zu schräg aufsteigt, und den
                              									letzteren durchdringt, und treibt dieselbe auf die gewöhnliche Manier, indem er die
                              									Welle durch eine Stevenbuchse in den Schiffskörper leitet und mit einer
                              									Dampfmaschine in Verbindung bringt.
                           Die Schraube sitzt also vorn und saugt den Strom des
                              									Wassers durch den Bodencanal nach Achter.
                           Die Proben erwiesen eine Geschwindigkeit von ¾ deutschen Meilen pro Stunde, also immerhin ungefähr das Doppelte
                              									derjenigen, welche durch Tauen mit Pferden erreicht worden wäre. Eine Schleuse soll
                              									— dem Referate im Engineering, März 1871, S. 189
                              									zufolge — in 6 Minuten zu Passiren seyn. In welcher Weise jedoch hier das
                              									Ein- und Auslassen des Wassers in Rechnung gezogen wurde, ist aus dem Referat
                              									nicht ersichtlich.
                           Nach den Berichten soll ein Boot dieser Construction schon seit einiger Zeit
                              									regelmäßig den Erie-Canal befahren, und zwar mit einer durchschnittlichen
                              									Ladung von 200 Tonnen. Der Kohlenverbrauch betrug ½ Tonne per Tag, was nach den dortigen Preisen den 5,7 ten Theil
                              									der durch Tauen veranlaßten Unkosten ausmachen würde.
                           Auch hier dürfte bei strengerer Beurtheilung wohl eine Reduction eintreten durch
                              									Berücksichtigung der Unkosten für Erhaltung und Bedienung der Maschine und für die
                              									unausbleiblichen Reparaturen, so daß der Vortheil gerade nicht in den geringen
                              									directen Kosten zu suchen seyn würde. — Uebrigens ist die Idee, das Tauen
                              									auch in Canälen etc. durch Dampf zu ersparen, schon zu vielfach ausgeführt, als daß
                              									sie als eine neue bezeichnet werden könnte, und wäre daher nur die Originalität der
                              									vorgeführten maschinellen Anordnung zu beachten, deren Güte bei der Leichtigkeit,
                              									mit welcher die in dem engen Rohr arbeitende Schraube durch eingesaugte Holzstücke
                              									etc. unklar werden kann, so wie dem großen  Widerstand des wegzudrängenden Wassers noch eines
                              									Beweises bedürfen würde.
                           Wir bemerken hierbei, daß z. B. der Eidercanal trotz seiner 6 Schleusen seit geraumer
                              									Zeit von eigens dazu gebauten Dampfschiffen befahren wird, deren Bestimmung die
                              									Offenhaltung des Verkehres zwischen Nord- und Ostsee ist. Sie sind daher
                              									nicht nur reine Canalboote, sondern zu gleicher Zeit seetüchtige Fahrzeuge.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
