| Titel: | Boulton's Thonbearbeitungs-Maschinen. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. IX., S. 21 | 
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                        IX.
                        Boulton's Thonbearbeitungs-Maschinen.
                        Nach dem Engineer, Mai 1871, S. 319.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Boulton's Thonbearbeitungsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Firma W. Boulton in Burslem hat auf der
                              									internationalen Ausstellung in London zwei neue Thonbearbeitungs-Maschinen,
                              									eine Töpferdrehscheibe und eine Presse für ornamentale Ziegel (Fliesen) aufgestellt, welche nachstehend
                              									beschrieben werden sollen.
                           
                           Was die Drehscheibe (Fig. 39) betrifft, so ist
                              									bei derselben die Anordnung getroffen, die Umdrehungsgeschwindigkeit schnell nach
                              									Bedürfniß der Arbeit abändern zu können. Zu diesem Zwecke erhält die Drehachse für
                              									die Scheibe den Antrieb nicht unmittelbar von der treibenden Schnur, sondern
                              									mittelst Frictionskegel von einer in verschiebbaren Lagern laufenden Hülfswelle.
                           Der Antriebsconus A ist gewölbt, der getriebene B gerade oder auch gekrümmt. Der Bügel E mit den Lagern für die verschieden schief zu stellende
                              									Antriebswelle wird durch den Gewichtshebel C stets gegen
                              									die Drehscheibenwelle hin gepreßt. Die Schiefstellung der Welle, bezieh, des
                              									Conoides A erfolgt vom Arbeiter auf dem Sitze F, indem derselbe den Tritt G dirigirt. Durch Aenderung der Berührungsstellen der Frictionsconoide,
                              									wird das Verhältniß der wirksamen Durchmesser, d. h. die Umdrehungsgeschwindigkeit
                              									der Töpferscheibe größer oder geringer.
                           Nach einer anderen Anordnung erhält die Drehscheibe dadurch eine veränderliche
                              									Geschwindigkeit, daß der Arbeiter die Treibschnur für die nun unmittelbar auf der
                              									Drehspindel aufgesetzte Schnurrolle A (Fig. 40) mehr oder minder
                              									anspannt. Die Schnur läuft dicht an der Antriebsrolle vorbei, kann jedoch dadurch
                              									verschieden stark gegen letztere angedrückt werden, daß der Arbeiter gegen das Ende
                              									des Lagerungshebels C der Spannrolle B für die Schnur mit dem Knie sich anstemmt. In der
                              									normalen Lage steht die Töpferscheibe still, bewegt sich aber um so rascher, je
                              									kräftiger die Schnur gegen die Treibrolle A gedrückt
                              									wird.
                           Die zweite Thonbearbeitungsmaschine von Boulton zur Herstellung ornamentaler Ziegel, sogen. enkaustischer Fliesen oder incrustirter Fußbodenplatten (encaustic tiles)
                              									ist im Wesentlichen eine kräftige Schraubenpresse, in welcher zwischen Formen die
                              									Fliesen auf trockenem WegeDie schon im Alterthum bekannte Fabrication der enkaustischen Fliesen wurde
                                    											in der berühmten Thonwaarenfabrik von Minton zu
                                    											Stoke-upon-Trent zuerst wieder aufgenommen, seitdem aber auch
                                    											in deutschen Etablissements eingeführt.Das Verfahren ist im Wesentlichen folgendes. Zunächst wird eine Platte aus
                                    											plastischem Thon hergestellt und in diese mittelst einer Gypsform in einer
                                    											Presse die Verzierung der Fliese eingedrückt. Nach dem Erhärten der
                                    											gepreßten Fliesen gießt man die Thonmasse, welche die Verzierungen ausfüllen
                                    											soll, als dicken Brei der gewählten Farbe über die ganze Oberfläche aus,
                                    											wobei die Platte in einen Formkasten eingelegt ist. Nach etwa zwölfstündigem
                                    											Trocknen streicht man die überflüssig aufgegossene Masse soweit ab, bis die
                                    											Zeichnung rein zum Vorschein kommt. Nach längerem Trocknen wird die so auf
                                    												nassem Wege erzeugte Fliese gebrannt. Der
                                    											Proceß ist bei Herstellung mehrfarbiger Verzierungen, wobei das Vorgehen
                                    											entsprechend modificirt wird, sehr zeitraubend und mit gewissen Uebelständen
                                    											verknüpft, welche aber Boulton geschickt
                                    											beseitigt haben soll. verfertigt werden.
                           
                           Zunächst stellt man das Thonornament her, indem man eine nach dem Muster durchlochte
                              									Messingplatte von etwa ¼ Zoll Stärke und etwas größer als die künftige
                              									Platte, mit angefeuchtetem gefärbtem Thonpulver überdeckt, das überschüssige
                              									Material abstreicht und nun nach Auflegen einer correspondirenden Hochplatte das
                              									Ornament selbst in der Presse bildet. Die Seitenwände der Ziegelform werden alsdann
                              									nach dem Abheben der Messinglehre und der Preßplatte aufgeklappt, die Form selbst
                              									mit gegewöhnlichem feuchten Thonpulver angefüllt und mit Hülfe derselben Presse
                              									ausgedrückt. Auf diese Weise gewinnt man eine — etwa 1 Zoll dicke —
                              									Ziegelplatte mit einem eingelegten aber einfarbigen
                              									Thonornament.
                           In Fig. 41 ist
                              									eine solche Messinglehre mit dem durchlochten Dessin g
                              									und in Fig.
                                 										42 die entsprechende Hochplatte g′
                              									skizzirt. Die Löcher h passen in Führungsstifte der
                              									Ziegelform.
                           Soll das Muster aus mehreren nebeneinander laufenden oder auch getrennten, verschiedenfarbigen Streifen bestehen, so beginnt man von
                              									Innen, stellt die einzelnen Partien gleicher Farbe mit Zuhülfenahme zweckmäßig
                              									ausgebrochener Lehren und Preßplatten her, und bringt zum Schluß die Grundmasse
                              									auf.
                           Man findet auch in Fig. 41 ein dreifarbiges Muster mit verschiedener Straffirung angedeutet,
                              									welchem entsprechend drei verschiedene Lehren und Hochplatten verfertigt werden
                              									müssen.
                           
                        
                     
                  
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