| Titel: | Munson's Strickmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. X., S. 24 | 
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                        X.
                        Munson's Strickmaschine.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1871, Nr.
                              								22.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Munson's Strickmaschine.
                        
                     
                        
                           Neben den mechanischen Wirkerstühlen, welche zur Massenproduction regulärer
                              									Wirkwaaren verwendet werden, ist seit etwa einem Jahrzehnt eine ganze Anzahl sogen.
                              									Strickmaschinen erfunden worden. Es sind dieß in der Hauptsache auch Wirkmaschinen
                              									und zwar mechanische Kulirstühle, meist für den Handbetrieb eingerichtet, einfach in
                              									der Construction und Behandlung, und mehr für den Hausgebrauch als den Fabrikbedarf
                              									bestimmt; sie sollen das mühsame Handstricken verdrängen, so wie die Nähmaschinen
                              									das Handnähen durch leichtere Arbeit ersetzen. Diese  Strickmaschinen sind entweder
                              									Rundstühle oder flache Stühle; die ersteren liefern entweder nur cylindrische
                              									Waarenstücke oder gestatten auch das Arbeiten einzelner Streifen des
                              									Cylindermantels, die letzteren geben entweder nur einflächige (ebene) Waaren oder
                              									auch mehrflächige, d. h. schließlich cylindrische Stücke. Die erstere Art ist
                              									neuerdings um die in Figur 7 abgebildete Construction vermehrt worden; dieselbe (im Mechanics' Magazine, April 1871, S. 239 mitgetheilt) ist
                              									Patent von R. C. Munson in London (36, Hop and Malf exchange, southwark street), arbeitet
                              									cylindrisch rund und bandförmig flach, und ähnelt in der Art und Weise des
                              									Flachwirkens den älteren Strickmaschinen von Raymond
                              									(Amerika, 1860 patentirt).
                           Munson's Strickmaschine enthält Zungennadeln, welche,
                              									vertical auf einer Kreislinie stehend, in Schlitzen am Umfang eines Hohlcylinders
                              										L sich führen; sie sind am unteren Ende
                              									rechtwinkelig umgebogen und reichen mit diefen Vorsprüngen in die wellenförmige Nuth
                              									auf der Innenseite eines anderen Hohlcylinders K. L ist fest mit dem ringförmigen Gestellrahmen N verbunden, welcher durch Klemmschrauben an eine
                              									Tischplatte befestigt werden kann; der Cylinder K ist um
                              										L drehbar, er enthält am unteren Ende ein conisches
                              									Zahnrad, in welches ein zweites dergleichen von der Kurbelwelle E eingreift. Bei der Drehung des Cylinders K schiebt dessen wellenförmige Nuth die Nadeln
                              									auf- und abwärts; letztere steigen in die Höhe, erfassen den zugeführten
                              									Faden, ziehen ihn herab und als Schleifen durch die alten Maschen hindurch, wie dieß
                              									bei Anwendung beweglicher Zungennadeln allenthalben geschieht. Die Nuth im Cylinder
                              										K ist auf nahezu den ganzen Umfang eben und
                              									horizontal umlaufend, und nur an einer Stelle auf- und abwärts gerichtet; man
                              									arbeitet auch nur mit Einem Faden, welchen ein Fadenführer D um den Nadelkreis herumführt. Dieser Fadenfühler, ein Blechstreifen mit
                              									Oehr, ist auf einem Ring M befestigt, welcher lose auf
                              									dem Fuß von K aufliegt und nur durch eine Feder (in der
                              									Zeichnung rechts von M angegeben) so fest aufgedrückt
                              									wird, daß er sich gleichmäßig mit dem Cylinder K
                              									umdreht; er kann auch unabhängig von K, mit der Hand
                              									verschoben werden. Beim Stricken eines Cylinders rotirt nun D mit K um L,
                              									dabei schiebt die vor D herlaufende schräge Nuth die
                              									Nadeln hoch, diese erfassen den Faden, werden durch die hinter D wieder abfallende Nuth herabgezogen und bilden
                              									Maschen, genau so, wie dieß in geradliniger Richtung bei Lamb's Strickmaschine geschieht. Die Maschine kann auch wegen dieser
                              									Einrichtung der Fadenführung nur Ein System der Maschenbildung erhalten; mehrere
                              									Fäden können nur duplirt an einer Stelle zugeführt werden, sie würden, sich einzeln
                              									bei jeder Umdrehung 
                              									einmal zusammenwinden. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist natürlich eine ziemlich große,
                              									ähnlich der an Lamb's Strickmaschine.
                           Zur Herstellung von flacher Waare dreht man nun den Cylinder K nicht um ganze Umdrehungen fort, sondern läßt ihn nur auf gewisse Theile
                              									des Umfanges ausschwingen, indem man mit der Kurbel E
                              									abwechselnd rechts und links dreht, ungefähr so viel, als die Breite des zu
                              									wirkenden Waarenstückes beträgt (in der beigegebenen Abbildung ist die Waarenbreite
                              									zu ungefähr ⅓ Cylinderumfang angegeben). Um genau bei jeder Schwingung
                              									dieselbe Breite zu erhalten, begrenzt man den Fadenführerweg nach links und rechts
                              									durch zwei Stifte (bei N), welche man in Oeffnungen des
                              									Rahmens N einsteckt; beim Arbeiten stößt D an je einen dieser Stifte an und bleibt stehen, man
                              									hält nun auch die Drehung von K an und kehrt sie in die
                              									entgegengesetzte um. Der Fadenführer D hat immer an der
                              									Spitze der Erhöhung und Senkung der Nuth in K zu stehen
                              									und die Stifte N sind ungefähr um so viel entfernt von
                              									der letzten arbeitenden Nadel einzustecken, als die halbe Breite dieser Erhöhung und
                              									Senkung der Nuth beträgt, so daß die letzten Nadeln, welche sich bei jeder
                              									Schwingung mit heben, keinen Faden erhalten. — Da die Maschine Zungennadeln
                              									enthält, so ist sie nur für starke Waaren zu verwenden; Strümpfe werden natürlich
                              									ohne Form der Wade und des Unterbeines gearbeitet, der Längen bildet einen
                              									gleichmäßig weiten Cylinder, die Ferse kann als Deckelferse hergestellt werden, die
                              									Fußspitze ist zu schneiden und zu nähen, oder man bildet Ferse und Fußspitze durch
                              									Arbeiten der Reihen von abnehmender und wieder zunehmender Breite, wie bei Raymond's Strickmaschine; es ist endlich nur die
                              									Herstellung glatter Waare, nicht die von Wirkmustern möglich.
                           
                        
                     
                  
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