| Titel: | Die neuen Hohöfen zu Newport bei Middlesbrough. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XXXVII., S. 106 | 
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                        XXXVII.
                        Die neuen Hohöfen zu
                           									Newport bei Middlesbrough.
                        Ueber die neuen Hohöfen zu Newport.
                        
                     
                        
                           Nach den im „Berggeist“ (1871, Nr. 46) wiedergegebenen
                              									Mittheilungen von Bernh. Samuelson in einer der letzten
                              									Sitzungen des Institutes der Civilingenieure sind in den großen neuen Hohöfen
                              									bedeutende Brennstoffersparungen und größere Productionen dadurch herbeigeführt
                              									worden, daß man den Inhalt der Oefen von 5000 auf 16000 und dann auf 30000 Kubikfuß
                              									brachte, und den Wind von früher nur 650° F. auf 1100° F. (593°
                              									C.) erhitzte. Die Production war bei den neuesten Oefen auf 490 bis 500 Tonnen pro Woche gestiegen und man verbrauchte auf 1 Tonne Roheisen 20,35 Ctr. Kohlen, während i. J. 1854 noch 32–40 Ctr., später 23–24
                              									Ctr. erforderlich waren. Der  oolithische Thoneisenstein des
                              									Lias enthält 26–33 Proc., im gerösteten Zustande 37–40 Proc. Eisen.
                              									Alle rohen Materialien treten an dem einen Ende des Gebäudes ein, während Roheisen
                              									und leere Erzwagen an der entgegengesetzten Seite das Areal der Werke verlassen.
                              									Beim Durchgang durch das Werk werden die Waggons mittelst einer Dampfhebevorrichtung
                              									auf das Niveau eines hochgelegenen Bahngeleises gehoben, auf diesem zu den Röstöfen,
                              									Kohksabstürzen u. s. w. geführt, ausgestürzt und die leeren Wagen auf einer mit
                              									Gegengewichten äquilibrirten Fallbühne unter Anwendung einer Bremsvorrichtung
                              									niedergelassen.
                           Die cylindrischen, mit Eisenmantel umgebenen Röstöfen mit
                              									kegelförmigem Boden und 15,800 Kubikfuß Rauminhalt fassen 630 Tonnen Eisen-
                              									und Kalkstein, welche dann zum Gichtaufzug mittelst
                              									Gichtwagen gelangen. Letzterer besteht aus einem Treibrade von 12 Fuß Durchmesser,
                              									welches beiderseits Seilscheiben für ein 1¼ Zoll dickes Drahtseil trägt. An
                              									dessen entgegengesetzten Enden hängen die Aufzugsgestelle und werden durch die
                              									Reibung des Seiles in der Radkehle bewegt. Der Aufzug hat eine Niveaudifferenz von
                              									92 Fuß zu überwinden. Auf dem Fundament —
                              									Ziegelmauerwerk von 14 Fuß Durchmesser unmittelbar auf festem Thon — erheben
                              									sich 18 Fuß hohe gußeiserne Säulen als Stützen für den Schacht und das obere
                              									Mauerwerk, während das untere theils durch die conische Armatur der Rast, theils
                              									durch die Mauerwände des Gestelles unterstützt wird. Ein Mantel von
                              									3/8–½ Zoll dickem Blech umgibt zwei Steinfutter, das innere von
                              									starken feuerfesten Steinen, das äußere schwächer. Die 4½ Fuß starken
                              									Bodensteine, sowie die Gestellsteine sind an den zusammentretenden Seiten mit dem
                              									Meißel bearbeitet.
                           Die Oefen haben bei 4 Düsen und 30,085 Kubikfuß Fassungsraum 85 Fuß Höhe, 13 Fuß
                              									Gichtweite, 8 Fuß Herddurchmesser, 28 Fuß Kohlensackdurchmesser und 3½ Fuß
                              									Formhöhe. Die aufgefangenen Gichtgase heizen auf der Sohle den Winderhitzungsapparat
                              									und Dampfkessel. Die Gichtgase zeigten vor dem Chargiren 634°, nach demselben
                              									315° F. Temperatur, durchschnittlich 245,8° C.
                           Die Winderhitzungsapparate enthalten in 9 Abtheilungen für
                              									jeden Ofen, von welchen immer nur 8 im Betriebe sind, eine jede 12 Hosenröhren von
                              									oblongem Querschnitt mit 10000 Quadratfuß Heizfläche pro
                              									Ofen. Die heiße Luft tritt mit nur 3¾ Pfund Pressung in die Düse.
                           Die Gebläse, nach verticalem System gebaut, liefern jedem
                              									Ofen etwa 8000 Kubikfuß Wind pro Minute mit 4½
                              									Pfd. Ueberdruck. Zwei Locomotiven mit nur 2½ Fuß großen Rädern und solcher
                              									Bauart, daß  sie kleine
                              									Curven bequem fahren können, bewirken die Bewegung der Materialien und der
                              									Schlacken. Die vollständigen Anlagekosten, außer der Bodenbeschaffung, betrugen circa 56,331 Pfd. Sterl.