| Titel: | Mittheilungen aus dem technischen Laboratorium des böhmischen Polytechnirums in Prag; von Prof. Franz Stolba. | 
| Autor: | Franz Stolba | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XLI., S. 146 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLI.
                        Mittheilungen aus dem technischen Laboratorium
                           								des böhmischen Polytechnirums in Prag; von Prof. Franz Stolba.
                        I. Ueber Vernickeln durch Ansieden.
                        Stolba, über Vernickeln durch Ansieden.
                        
                     
                        
                           Von dem Wunsche geleitet, das Vernickeln, dem man in neuester Zeit so viel
                              									Aufmerksamkeit zuwendet, zu einer so einfachen Operation
                              									gemacht zu sehen, wie es das Verzinnen durch Ansieden
                              									ist, stellte ich einige Versuche an, welche sogleich zu dem gewünschten Ziele
                              									führten.
                           Den Ausgangspunkt derselben bildete die Ansicht, daß das Vernickeln durch Ginwirkung
                              									von Zink auf Nickelsalze bei
                              									Gegenwart von Chlorzink und dem zu
                                 										vernickelnden Metall gelingen dürfte, und dieß ist in
                                 										der That der Fall.
                           Die Methode, wie ich sie im Laufe eines halben Jahres ausgearbeitet habe,
                              									erfordert:
                           1) Ein passendes Gefäß. Man kann ebenso gut Metall-
                              									wie Porzellangefäße verwenden. Letztere stehen ersteren schon wegen der
                              									Zerbrechlichkeit, dann wegen der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit entschieden nach.
                              									Ich stellte meine meisten Versuche mit Kupferkesseln an,
                              									die gleichzeitig schön vernickelt wurden.
                           2) Ein passendes Nickelsalz. Ich wandte bei meinen
                              									Versuchen mit gleich günstigem Erfolge das Chlorid,
                                 										Sulfat und das Kaliumnickelsulfat an. Das
                              									betreffende Nickelfalz braucht nicht chemisch rein zu seyn, doch darf es keine durch
                              									Zink fällbaren Metalle enthalten, sonst müssen diese durch Kochen der
                              									Nickelsalzlösung mit Zink ausgefällt werden.
                           3) Eine Lösung von Chlorzink, erhalten durch Einwirkung
                              									von concentrirter Salzsäure (wozu die gewöhnliche rohe
                              									vollkommen ausreicht) auf metallisches Zink, am besten Zinkblech.
                           Ich lasse die Lösung auf dem metallischen Zink in einem großen  Gefäße bei Luftzutritt bis zum
                              									Gebrauche stehen, und filtrire vor dem Versuche einen entsprechenden Antheil der
                              									abgegossenen Lösung ab.
                           4) Zinkblechabschnitzel oder auch Zinkdraht, und Zinkpulver.
                           5) Reine Salzsäure.
                           Die zu vernickelnden Gegenstände können von Schmiedeeisen,
                                 										Gußeisen, Stahl, Kupfer, Messing, Zink und Blei
                              									seyn. Ihre Größe muß gestatten daß sie von der Vernickelungsflüssigkeit vollkommen
                              									bedeckt werden, und ihre Oberfläche muß vollkommen frei
                              									von Fett und Oxyd seyn.
                           Man putzt dieselben mit einer geeigneten Masse, und insbesondere müssen eiserne
                              									Gegenstände, falls sie Glühspan enthalten, durch Behandeln mit 3–5 Proc.
                              									Salzsäure und nachheriges Putzen, davon sorgfältig befreit werden.
                           Es muß bemerkt werden, daß man bei Anwendung geräumiger Gefäße eine große Anzahl von
                              									Gegenständen auf einmal vernickeln kann, und daß man auch verschiedene Metalle wie
                              									Eisen und Kupfer gleichzeitig zu vernickeln vermag.
                           Man verfährt in folgender Weise:
                           Man bringt in das blanke Metallgefäß eine genügende Menge der concentrirten Chlorzinklösung und das gleiche bis doppelte Volum
                              									Flußwasser.
                           Man erhitzt nun zum Kochen und fügt tropfenweise so viel Salzsäure hinzu, bis der durch Verdünnen der Chlorzinklösung mit Wasser
                              									entstandene Niederschlag verschwunden ist, worauf man
                              									etwa eine Messerspitze Zinkpulver hinzubringt, welcher
                              									Zusatz im Laufe einiger Minuten ein VerzinkenNach der Beobachtung von Prof. Böttger; man s.
                                    											polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S.
                                    										467. des Metalles, so weit es von der Flüssigkeit berührt wird, zur
                              									Folge hat.
                           Nun bringt man so viel Nickelsalz (fest oder in Lösung) dazu, daß die Flüssigkeit
                              									deutlich grün gefärbt erscheint, legt die zu vernickelnden Gegenstände und mit diesen kleine Zinkblechabschnitzel oder auch Zinkdrahtstücke
                              									der Art ein, daß beim Kochen hinreichend viel
                              									Berührungspunkte geboten werden, und erhält im Kochen.
                           Das Nickel schlägt sich bald nieder, und im Verlaufe von etwa 15 Minuten findet man
                              									bei richtiger Arbeit sämmtliche Gegenstände vollkommen vernickelt.
                           Sollten einzelne Stellen noch nicht vernickelt erscheinen, so muß man  das Kochen länger fortsetzen,
                              									auch wohl frische Zinkstückchen, oder wenn die Lösung wenig gefärbt erscheint,
                              									frisches Nickelsalz zufügen.
                           Es ist wesentlich, wenn die Nickelschicht recht glänzend erscheinen soll, daß die
                              									Flüssigkeit beim Kochen weder trüb (von basischem Zinksalze) noch auch sauer (durch
                              									freie Salzsäure) sey, welche Bedingung bei einiger Vorsicht leicht zu erreichen
                              									ist.
                           Enthält die Flüssigkeit freie Säure, so erscheint der Nickelüberzug matt, manchmal auch schwärzlich.
                           Bei guter Beschaffenheit der Vernickelungsflüssigkeit ist die Nickelschicht auf
                              									polirter Oberfläche von großem Glanze, auf matter Oberfläche wieder matt.
                           Die gehörig vernickelten Gegenstände müssen mit Wasser gut
                              									gewaschen und hierauf mit Schlämmkreide geputzt werden; sie haben alsdann ein sehr
                              									hübsches Ansehen.
                           Die Farbe ist jene des polirten Stahles mit einem starken Stich
                                 										in's Gelbliche, und die Nickelschicht haftet so fest, daß sie bei Anwendung
                              									mechanischer Mittel (wie durch Reiben mit scharfem Sand) nur sehr langsam abgerieben
                              									werden kann.
                           Als ich derart vernickelte Münzen beim Goldarbeiter gleichmäßig auswalzen ließ,
                              									erschienen sie noch bei dreifacher Vergrößerung der Oberfläche gut vernickelt, ohne daß sich die kleinste
                                 										Menge Nickel abgelöst hatte; erst bei der vierfachen Vergrößerung der
                              									Oberfläche trat ein Stich in's Rothe ein.
                           Um auch einige Erfahrungen über die Abnutzung der so fest haftenden Nickelschicht zu
                              									machen, trug ich eine Anzahl gut vernickelter Kupfermünzen Monate lang
                              									gemeinschaftlich bei mir und konnte so constatiren, daß selbe erst nach wochenlanger Reibung an den hervorragenden Theilen durchgerieben worden
                              									waren, daß aber die Farbe, der Glanz etc. der anderen Theile nicht gelitten
                              									hatte.
                           Als einige in dieser Art vernickelte Gegenstände von Kupfer wochenlang der
                              									Laboratorium-Atmosphäre ausgesetzt wurden, war die Einwirkung kaum zu
                              									bemerken, während die anderen Kupfergegenstände stark angegriffen worden waren.
                           Ich kann demnach nicht umhin, diese leicht ausführbare Methode des Vernickelns den
                              										Industriellen zu empfehlen, welche allein competent
                              									sind, an der Hand der Erfahrung über den wahren Werth derselben zu entscheiden.
                           Zum Schlusse sey bemerkt, daß dieselbe Flüssigkeit, namentlich bei Anwendung von
                              									Chlornickel, wiederholt zum Vernickeln gebraucht werden kann, daß man ferner durch
                              									Vernickeln von Kupferblech Gegenstände erhält,  an denen man die Haupteigenschaften des Nickels leicht nachweisen kann.
                           Den Wunsch, eine genaue Analyse des Nickelniederschlages
                              									anzustellen, um die An- oder Abwesenheit anderer Metalle (etwa des Zinkes)
                              									constatiren zu können, vermochte ich bisher bei der so schwierigen Ablösbarkeit der
                              									Schicht nicht auszuführen.
                           
                        
                           II. Ueber Verkobalten durch
                              									Ansieden.
                           Wenn man gerade so verfährt wie für das Vernickeln angegeben wurde, mit dem
                              									Unterschiede jedoch, daß man ein Kobaltsalz anwendet, so
                              									erhält man ebenso leicht auf den betreffenden Metallen einen Niederschlag von
                              									Kobalt.
                           Dieser unterscheidet sich jedoch von der Nickelschicht auf den ersten Blick, indem er
                              									stahlfarbig ist, keinen solchen Glanz besitzt wie die Nickelschicht und leichter
                              									anlauft.
                           Uebrigens haftet er auf den betreffenden Gegenständen ebenso fest wie das Nickel, ist
                              									aber von diesem schon wegen des hohen Preises der Kobaltsalze in entschiedenem
                              									Nachtheil.
                           Uebrigens beeinflussen kleinere Mengen von den Nickelsalzen beigemengten Kobaltsalzen
                              									die Schönheit der abgesetzten Nickelschicht nicht.
                           
                        
                           III. Reinigung der mit Petroleum
                              									verunreinigten Glasgefäße.
                           Die zweckmäßigste Methode, Glasgefäße welche früher Petroleum enthielten, der Art zu
                              									reinigen daß auch der Geruch vollkommen beseitigt wird,
                              									ist folgende.
                           Um zunächst das Petroleum zu beseitigen, bringt man in das Gefäß dünne Kalkmilch in der Menge von etwa 50–100
                              									Kubikcentimetern, und schüttelt tüchtig. Man reinigt gleichzeitig die ganze Oberfläche des Gefäßes mittelst eines in Kalkmilch getauchten Lappens und entleert nach einer
                              									5–10 Minuten dauernden Einwirkung.
                           Das Petroleum bildet mit der Kalkmilch eine Emulsion und läßt sich so leicht
                              									beseitigen.
                           Sollten durch Verdickung einzelne Theilchen am Glase sehr
                              									fest haften, so fügt man PyropPyrop (böhmischer Granat) ist zum Putzen von Glas weit besser als Sand
                                    											geeignet, da er dichter ist und trotz seiner Härte wegen seiner abgeriebenen
                                    											Oberfläche das Glas nicht ritzt. hinzu, wodurch beim Schütteln dieselben sehr leicht abgelöst werden.
                           
                           Nun bringt man zur Beseitigung des Geruches nach einmaligem Ausspülen mit Wasser
                              									dieselbe Menge von Kalkmilch ein, gleichzeitig aber
                              									einige Messerspitzen Chlorkalk, schüttelt wieder, und
                              									läßt etwa eine Stunde einwirken.
                           Man wäscht mit der entleerten Flüssigkeit die Oberfläche des Gefäßes ab, spült mit
                              									Wasser gehörig aus und läßt abtropfen.
                           Der Erfolg ist ein derartiger, daß ich so gereinigte Gefäße zur Aufbewahrung von Bier
                              									verwenden konnte. Wenn man mit warmen Flüssigkeiten operiren kann, so wird die
                              									Arbeit ungemein gefördert.
                           Prag, den 15. Juli 1871.