| Titel: | Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. | 
| Autor: | C. Schinz | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXI., S. 205 | 
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                        LXI.
                        Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
                        (Fortsetzung von Bd. CXCVIII S. 395.)
                        Schinz, pyrotechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           XX. Untersuchungen über die Verbrennung
                                 										der Steinkohlen, von A. Scheurer-Keftner und C. Meunier.
                           Wenn die Herren Scheurer und Meunier in ihrer Originalabhandlung über diesen Gegenstand bewiesen haben,
                              									daß sie mehr dem Scheine nach als in Wirklichkeit dem Bestreben huldigen,
                              									wissenschaftliche Wahrheiten zu ermitteln, so ist ihre (in diesem Journal Bd. CC S. 459,
                              									zweites Juniheft 1871 erschienene) Entgegnung auf meine Kritik weder eine
                              									Widerlegung dafür, noch ein Beweis ihres Strebens nach Wahrhaftigkeit.
                           Diese Herren müssen darauf gerechnet haben, daß ihre Leser eben so oberflächlich zu
                              									Werke gehen würden wie sie selbst, sonst würden sie nicht sagen: „Schinz scheint vollständig übersehen zu haben, daß
                                 										wir die Gase in der ganzen Breite des Canales aufsaugten,“ während
                              									meine  Kritik in den
                              									ersten Sätzen sagt: „diesem Erfordernisse haben die Verfasser zu
                                 										entsprechen gesucht, indem sie eine lange Platinröhre durch den ganzen
                                 										Querschnitt des Canales durchgehen ließen,“ und dann wieder auf S.
                              									42: „die Verbrennungsproducte wurden ebenfalls in der ganzen Breite des
                                 										Querschnittes des Canales— — — aspirirt.“
                              									Aehnliche Vorwürfe werden mir in dieser Entgegnung eine Menge gemacht, welche aber
                              									ebenso unbegründet sind, doch will ich sie nicht widerlegen ehe der Text uns zu
                              									denselben führt.
                           Gegen die Art der Schöpfung der Verbrennungsproducte habe ich zwei Ausstellungen
                              									verschiedener Natur gemacht: 1) den Mangel einer gesicherten Mischung der Gase, und
                              									2) daß namentlich in der Nähe von Umbiegungen des Stromes, der Querschnitt des
                              									Canales nicht gleichförmig vom Strom durchzogen werde, daher eine in solchen
                              									eingesenkte Röhre zum Ansaugen der Gase schlecht angeordnet sey.
                           Gegen die erstere Kritik wird eingewendet, daß das Probenehmen der Gase erst nach
                              									dreimaligen Umbiegungen des Canales stattgefunden habe, und daher man wohl annehmen
                              									könne, daß die Gase im Zustande gleichmäßiger Mischung gewesen seyen. Wenn die Gase
                              									so leicht mischbar wären, so würde bei Gegenwart von dem geringsten Ueberschusse an
                              									Sauerstoff die Verbrennung stets eine vollkommene seyn; das gleichzeitige Vorkommen
                              									von freiem Sauerstoffe und brennbaren Gasen in den Verbrennungsproducten beweist
                              									aber daß dieß nicht der Fall ist, und was bürgt uns dafür daß eine dreimalige
                              									Umbiegung des Stromes die vollständige Mischung herstelle, besonders wenn die Canäle
                              									wie im vorliegenden Falle einen großen Querschnitt haben. Wer daher zuverlässige
                              									Resultate gewinnen will, der muß sich vorsehen daß diese Bedingung mit Sicherheit
                              									erfüllt sey.
                           Wer sich einmal ernstlich mit den Strömungen der Luft oder von Gasen in Canälen und
                              									Röhren befaßt hat, der weiß daß sowohl bei Querschnitts-Veränderungon als bei
                              									Umbiegungen der Strom keineswegs gleichförmig den Querschnitt einnimmt, sondern daß
                              									die elementaren Ströme sich zusammendrängen und ein Theil des Canales oder der Röhre
                              									stagnirende Luft oder Gase enthält.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 206
                              
                           
                           Es gestaltet sich der Strom wie in der vorstehenden Skizze; in o sind die Gase oder die Luft zusammengedrängt, in p sind sie stagnirend. Diese Gestaltung kann man beobachten, wenn man mit
                              									Rauch vermischte Luft durch durchsichtige ähnlich gestaltete Canäle ansaugt oder
                              									durchbläst, und beweisen kann man sie, wenn man die Punkte o und p mit Manometern in Verbindung bringt,
                              									indem dann diese in o eine merklich höhere Pressung als
                              									in p anzeigen, ja unter Umständen in p sogar eine Depression. Es wird daher unendlich viel
                              									darauf ankommen, ob man die Gas-Sammel- oder Aspirationsröhre in den
                              									Punkt o oder p legt.
                           Ich wiederhole also: Es ist ganz dem Zufalle überlassen, ob
                                 										diese Aspirationsröhre wirklich in den eigentlichen Strom hineinrage oder ganz
                                 										oder theilweise in die stagnirenden Gase.
                           Als äußerst oberflächlich und willkürlich, hatte ich die Folgerungen bezeichnet,
                              									welche die HHrn. Scheurer und Meunier aus den 14 Analysen von Verbrennungsproducten aus Kohlen von
                              									Ronchamp zogen.
                           Nun werde ich angeschuldigt, meinerseits mir die größte Willkür erlaubt zu haben,
                              									indem ich eine Tabelle construirt hätte die alle Umstände welche bei der Verbrennung
                              									vorgekommen, unberücksichtigt lasse. Ich habe durchaus keine Tabelle construirt,
                              									sondern ganz einfach alle 14 Analysen die gemacht wurden, der Reihenfolge der
                              									Luftmenge folgend, unter einander gestellt, darin besteht die ganze Willkür! Es wird
                              									nun eine neue Tabelle aufgestellt, sehr weislich ohne den nicht verbrannten
                              									Wasserstoff in dieselbe mit aufzunehmen. Setzen wir den unverbrannten Wasserstoff
                              									wieder bei, so wird diese Tabelle:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Luftmenge
                                 
                                 C aus CO u. CH =
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Versuchs-Nr.
                                 
                                    XI
                                    
                                 8,393
                                 Kub.Met.
                                 18,55
                                 H =
                                 18,50
                                 
                              
                                 
                                 
                                    XII
                                    
                                 8,389
                                 Kub.Met.
                                 18,80
                                 
                                 23,70
                                 
                              
                                 
                                 
                                    IX
                                    
                                 8,550
                                 Kub. Met
                                 11,90
                                 
                                 10,50
                                 
                              
                                 
                                 
                                    III
                                    
                                 8,728
                                 Kub.Met.
                                 6,19
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 
                                    I
                                    
                                 9,525
                                 Kub.Met.
                                 5,85
                                 
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 
                                    XIII
                                    
                                 9,920
                                 Kub.Met.
                                 6,80
                                 
                                 19,50
                                 
                              
                                 
                                 
                                    XIV
                                    
                                 9,919
                                 Kub.Met.
                                 6,30
                                 
                                 21,60
                                 
                              
                                 
                                 
                                    V
                                    
                                 15,313
                                 Kub.Met.
                                 3,21
                                 
                                 17,70
                                 
                              
                                 
                                 
                                    II
                                    
                                 16,182
                                 Kub.Met.
                                 4,97
                                 
                                 —
                                 
                              
                           Kein Chemiker, heißt es, werde den Werth dieser Zahlen bestreiten, noch behaupten daß
                              									die daraus zu ziehenden Folgerungen nicht begründet seyen.
                           Diese Folgerungen, welche dann später Anwendung finden um den Wärmeverlust durch
                              									unvollkommene Verbrennung zu bestimmen, ohne die Analyse der Producte zu machen,
                              									sind:
                           
                           
                              
                                 Luftmenge =
                                 9
                                 Kub.Met. bringen
                                 18
                                 Proc. C und
                                 20
                                 Proc. H zu Verlust.
                                 
                              
                                 
                                 10
                                 
                                 12
                                 
                                 18
                                 
                                 
                              
                                 
                                 12
                                 
                                 8
                                 
                                 15
                                 
                                 
                              
                                 
                                 13
                                 
                                 6
                                 
                                 10
                                 
                                 
                              
                                 
                                 14
                                 
                                 3
                                 
                                 7
                                 
                                 
                              
                           Wer kann in den Versuchen die Luftquantitäten 12, 13 und 14 Kub.Met. finden? Wer wird
                              									glauben daß der der Verbrennung entgehende Wasserstoff 15, 10 und 7 Proc. betrage,
                              									wenn die Versuche schon bei bloß 8,5 Kub. Met. Luft im Minimum 10 und bei 10 Kub.
                              									Met. Luft 21,6 geben? Wer kann begreifen daß 14 Kub. Met. Luft nur 3 Proc.
                              									Kohlenstoff zu Verlust bringen, wenn 15,3 und 16,2 Kub. Met. deren 3,21 und 4,97 zu
                              									Verlust bringen, so daß 13 Kubikmeter Luft 6 Proc. C
                              									unverbrannt lassen, wenn 8,7 bis 9,9 Kub. Met. bereits Verluste geben welche um
                              									diese Zahl schwanken?
                           Ich denke, mein Urtheil: „Es sind wohl kaum jemals
                                    											Ergebnisse von Experimenten mit größerer Willkür und größerem Leichtsinne
                                    											zur Induction benutzt worden, als in diesem Falle, wo die Experimentatoren
                                    											durch weitläufige Beschreibung der umständlichsten Vorsichtsmaßregeln sich
                                    											den Anschein geben als hätten sie alle früheren Untersuchungen dieser Art im
                                    											höchsten Maaße übertroffen,“ ist und bleibt begründet,
                              									trotzdem daß die Gewissenhaftigkeit dieser Herren sie veranlaßt hat unter den
                              									Versuchsreihen diejenigen zu eliminiren, welche ihnen nicht in dem Kram paßten.
                           Ich will nun nochmals die ungeheure Willkür begehen, nicht eine neue Tabelle zu
                              									construiren, sondern wieder alle gemachten Analysen mit ihren Resultaten unter
                              									einander zu stellen, dießmal aber nicht nach der Reihenfolge der angewandten
                              									Luftmenge, sondern nach den freien Sauerstoffmengen, welche in den
                              									Verbrennungsproducten vorhanden gewesen, wodurch dann den HHrn. Scheurer und Meunier jeder
                              									Vorwand benommen ist, einen Theil ihrer Resultate zu eliminiren, denn das was
                              									eigentlich die Verbrennung von allem C zu CO2 und allem H zu Wasser verhindert, das ist der relative Mangel an
                              									Sauerstoff.
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Luft, Kub.Met.
                                 O in den Producten
                                 Verlust
                                 C =
                                 H =
                                 
                                 
                              
                                 Versuch
                                 
                                    XII
                                    
                                 8,389
                                 1,41
                                 Proc.
                                 18,80
                                 Proc.
                                 23,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    XI
                                    
                                 8,393
                                 2,18
                                 Proc.
                                 18,55
                                 Proc.
                                 18,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    III
                                    
                                 8,728
                                 2,62
                                 Proc.
                                 6,19
                                 Proc.
                                 —
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    IX
                                    
                                 8,550
                                 2,80
                                 Proc.
                                 11,90
                                 Proc.
                                 10,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    XIII
                                    
                                 9,920
                                 3,77
                                 Proc.
                                 6,80
                                 Proc.
                                 19,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    XIV
                                    
                                 9,919
                                 4,42
                                 Proc.
                                 6,30
                                 Proc.
                                 21,60
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    I
                                    
                                 9,525
                                 4,49
                                 Proc.
                                 5,85
                                 Proc.
                                 —
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    VI
                                    
                                 9,993
                                 5,27
                                 Proc.
                                 7,65
                                 Proc.
                                 21,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    IV
                                    
                                 9,638
                                 5,53
                                 Proc.
                                 12,40
                                 Proc.
                                 20,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    VIII
                                    
                                 9,920
                                 5,53
                                 Proc.
                                 4,64
                                 Proc.
                                 22,30
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    X
                                    
                                 13,195
                                 8,99
                                 Proc.
                                 3,10
                                 Proc.
                                 6,30
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    II
                                    
                                 16,182
                                 10,48
                                 Proc.
                                 4,97
                                 Proc.
                                 —
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    V
                                    
                                 15,313
                                 10,83
                                 Proc.
                                 3,21
                                 Proc.
                                 17,70
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    VII
                                    
                                 16,086
                                 11,35
                                 Proc.
                                 0,90
                                 Proc.
                                 18,10
                                 Proc.
                                 
                              
                           Aber auch da ist keine Uebereinstimmung zu finden, und wenn auch tausend Andere die
                              									Versuche wiederholen würden, ja wenn sie dazu eine bessere Methode in Anwendung
                              									brächten als die hier befolgte, selbst die beste, so würde eine Uebereinstimmung
                              									nicht zu finden seyn, weil die ganze Anlage des Verbrennungsapparates keine
                              									Regelmäßigkeit gestattet. Aber das was man hätte finden können, das ist eine
                              									Bestimmung der Umstände, unter welchen die Verbrennung sich am günstigsten
                              									gestaltete, wie z. B. in den Versuchen III, IX und X, und dann wieder derjenigen welche zu den
                              									schlechtesten Resultaten führten, wie II, IV und VI.
                           Der mir gemachte Vorwurf, daß ich mir nicht die Mühe gegeben hätte, im Bulletin de la Société industrielle de mulhouse alle
                              									Notizen über den in Rede stehenden Gegenstand nachzusuchen, da ich es sonst
                              									vermieden hätte eine der Wahrheit völlig widersprechende Angabe zu machen, ist ein
                              									fernerer Beweis der Wahrheitsliebe meiner Gegner.
                           Die incriminirte Bemerkung ist: „obgleich die Versuche
                                 										nur mit einer einzigen Kohlensorte angestellt sind.“ Nicht nur ist
                              									diese Bemerkung buchstäblich wahr, denn andere Analysen von Verbrennungsproducten
                              									sind nicht gemacht worden, sondern nur der Gehalt an CO2 und O
                              									bestimmt worden, und wären später auch noch andere wirkliche Analysen von
                              									Verbrennungsproducten gemacht worden, so wäre die gemachte Bemerkung dennoch wahr,
                              									denn sie kann sich nur auf diejenigen Analysen beziehen, aus welchen jene oben
                              									erwähnte unberechtigte Induction gezogen wurde.
                           Gleich darauf kommt dann die Bemerkung: „Man begreift, daß es über unsere
                                 										Kräfte ging, für jede Steinkohlensorte die zahlreichen Versuche zu wiederholen,
                                 										welche wir mit der Ronchamper gemacht haben“. Dieß ist wieder ein
                              									Geständniß daß keine weiteren eigentlichen Analysen  von Verbrennungsproducten
                              									gemacht worden sind. Und was dann die Kräfte anbetrifft, so hat Niemand den HHrn Scheurer und Meunier
                              									vorgeschrieben, welchen Umfang sie ihrer Arbeit geben sollen; wenn sie daher sich
                              									selbst einen Umfang vorschrieben, der über ihre Kräfte ging und durch welchen der
                              									Werth der Arbeit vereitelt wird, so ist es wohl ihre Schuld.
                           Meine die calorimetrischen Bestimmungen betreffende Kritik hat die Entgegnung
                              									hervorgerufen: „Als Mittel der Controlle wandten wir dasselbe Verfahren
                                 										an, dessen sich alle Chemiker bedienen, und das darin besteht, mehrere Versuche
                                 										mit derselben Substanz zu machen und die erhaltenen Resultate zu
                                 										vergleichen.“
                           Die Chemiker bestimmen bei der organischen Verbrennungsanalyse den Sauerstoff nur
                              									deßhalb nicht, weil sie keine Mittel dazu haben ihn mit zu bestimmen, daß aber dieß
                              									als ein Mangel von ihnen angesehen wird, zeigen die öfter sich wiederholenden
                              									Bestrebungen dem abzuhelfen. Dann ist ferner die Bedingung daß für alle zu
                              									vergleichenden Analysen die gleiche Substanz verwendet werde, keineswegs erfüllt,
                              									wenn wirklich dieselbe Probe so ungleiche Aschenmengen gibt wie die HHrn. Scheurer und Meunier gefunden,
                              									welche in einem Falle sogar eine Differenz von 20,80 – 12,49 = 8,31 Proc.
                              									ausweist. Auch die Resultate der Verbrennung sind sich für dieselben Proben
                              									außerordentlich ungleich; so gab z. B. die dritte Probe das einemal 0,0362 CO und 0,0392 H, das
                              									anderemal 0,0558 CO und 0,0580 H.
                           Was verstehen die HHrn. Scheurer und Meunier unter Prise d'essai? Das wird nicht
                              									gesagt, und doch kann es nicht bedeuten dem Versuch unterworfene Substanz, denn
                              									sonst würde man diese Prise d'essai nicht einfach in die
                              									beobachtete calorimetrische Ablesung dividiren können, um die frei gewordene
                              									Wärmemenge aus der Gewichtseinheit zu bestimmen. Prise
                                 										d'essai kann aber auch nicht bedeuten zur Verbrennung gekommene Substanz,
                              									denn in diesem Falle müßte mehr Asche in den Rückständen gefunden werden als es der
                              									Fall war.
                           Die Kohle von Nonchamp, zweite Probe, ergab als Resultat der Analyse:
                           
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 68,65
                                 
                                 
                                    C
                                    
                                 87,53
                                 
                              
                                 
                                    H
                                    
                                 3,97
                                 
                                 
                                    H
                                    
                                 5,06
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,77
                                 
                                 
                                    N
                                    
                                 1,35
                                 
                              
                                 
                                    N
                                    
                                 1,06
                                 
                                 
                                    O
                                    
                                 6,06
                                 
                              
                                 
                                    O
                                    
                                 4,75
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                 20,80
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Nun sind als calorimetrische Versuchsresultate hingestellt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 211
                              Prise
                                    											d'essai; Asche; Analyse; Wärmeeinheiten per
                                 										1 Gramm Substanz; (Probequantum); Proc.; beobachtet; brutto; ohne Asche C; CO; H
                              
                           Dividirt man nun diese Prise d'essai in der beobachteten
                              									Wärmeproduction, so ergibt sich: 2991/0,383 = 7809 wie angegeben, und zieht man von
                              									0,482 den angegebenen Aschenrückstand = 0,0477 ab, so erhält man 2991/0,383 –
                              									0,0477 = 8921, ebenfalls wie angegeben.
                           Es ist also klar, daß die Zahl 0,383 die Aschenmenge 0,0477 in sich schließt.
                           Aber die 0,090 Rückstand an Kohlenstoff, welche wohl von 0,383 in Abzug gebracht
                              									sind, waren ursprünglich verbunden mit:
                           H 0,0035, Wasser 0,0007, N
                              									0,0009, O 0,0042, Asche 0,0187,
                           die verbrannten 0,383 enthalten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 211
                              
                           Daher mußten in den Verbrennungsproducten sich vorfinden:
                           
                              
                                 
                                 
                                    H
                                    
                                 =
                                 0,0187
                                 =
                                 4,88
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    Aq
                                    
                                 =
                                 0,0031
                                 =
                                 0,81
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    N
                                    
                                 =
                                 0,0049
                                 =
                                 1,28
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    O
                                    
                                 =
                                 0,0224
                                 =
                                 85,85
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Asche
                                 =
                                 0,0984
                                 =
                                 25,69
                                 Proc.
                                 
                              
                                 und nur
                                 
                                    C
                                    
                                 =
                                 0,2355
                                 =
                                 61,49
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 0,3830
                                 =
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Es findet also keinerlei Uebereinstimmung mehr mit der Zusammensetzung der
                              									verbrannten Steinkohle statt, und statt 12,49 Proc. Aschenrückstand hätten 25,69
                              									Proc. bleiben sollen.
                           Wären alle Verbrennungsproducte gewogen worden, so hätte man darin eine Controlle und
                              									es würde sich dann zeigen, ob es überhaupt möglich gewesen, im
                              									Verbrennungsrückstande statt die Hälfte mehr, weniger Asche zu haben, als in der
                              									Kohle vorhanden war.
                           Die Behauptung daß die Verbrennung in Wirklichkeit mehr Wärme producire als wenn man
                              									diese Production aus den Elementen berechnet, ist daher auf keine Weise begründet
                              									und ebenso fallen alle anderen gezogenen 
                              									InductioneuInductionen, da diese Versuche uns keineswegs ein Maaß der effectiven Production
                              									gegeben haben.
                           Wenn 0,383 = 0,0031 H enthalten, so müßte 1 Gramm =
                              									0,0081 H enthalten
                           Wenn 0,383 = 0,23,55 C enthalten, so müßte 1 Gramm =
                              									0,6149 C enthalten
                           
                              
                                 Nun geben
                                 0,00810,6149
                                 ..
                                 346008080
                                 ==
                                 2804968
                                 W.E. u. W.E. u.
                                 
                                    
                                    
                                 5248 W.E. statt 7809,
                                 
                              
                                 und wenn wir die Asche abrechnen, so haben wir:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0,06460,8275
                                 ..
                                 346008080
                                 ==
                                 22356686
                                 W.E. u.W.E. u.
                                 
                                    
                                    
                                 8921 W.E.
                                 
                              
                           also gleich viel wie die HHrn. S. und M. berechnen, aber indem
                              									wir 25,69 Proc. statt 12,49 Proc. Asche in Abzug bringen.
                           Nun enthalten 100 aschenfreie Kohle = 0,8753 C u. 0,0506
                              										H, so räsonniren die HHrn. S. u. M.,
                           
                              
                                 daher ist die berechnete Wärmeproduction = 0,8753 . 8080 = 7072und =
                                    											0,0506 . 34600 = 1751
                                 
                                    
                                    
                                 = 8823 W.E.
                                 
                              
                                 davon gehen ab für 0,0606 O, die als
                                    											mit Wasserstoff verbunden betrachtet, 0,0076 H
                                    											der verbrennung entziehen 0,0076 . 34600
                                 = 273 W.E.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 und es bleiben
                                 
                                 8550 W.E.
                                 
                              
                                 daher ist die effective Production um 8921 – 8550 = 371
                                    											W.E. = 4,1 Proc. größer als die berechnete.
                                 
                              
                           Da aber, wie wir gesehen haben, die im Calorimeter verbrannte Substanz H und C in einem ganz
                              									anderen Verhältnisse enthielt, nämlich 4,88 : 61,49 gegen 0,0506 : 0,8753
                           = 1 : 12,6 gegen 1 : 17,3
                           so folgt daraus, daß diese Vergleichung gänzlich unberechtigt
                              									ist.
                           Ob der Sauerstoff in den Steinkohlen an Wasserstoff oder an Kohlenstoff gebunden sey,
                              									wissen wir nicht; wir brauchen aber dieß auch nicht zu wissen, und nicht wie die
                              									HHrn. Scheurer und Meunier
                              									drei Fälle der Verbindung in Parallele zu stellen, sondern der vorhandene Sauerstoff
                              									muß unter allen Umständen aus dem festen in den gasförmigen Zustand übergeführt
                              									werden, und zwar auf Kosten der entwickelten Wärme, daher ist der Wärmeverlust durch
                              									diesen Sauerstoff positiv = 0,0606 . 4200 = 254 W. E., da 4200 = der latenten
                              									Vergasungswärme des Sauerstoffes ist.
                           Das ist aber nicht der einzige Verlust welcher bei der Verbrennung im Calorimeter
                              									stattfindet, sondern es entgehen der Verbrennung CO, CHx und H, die alle in Rechnung zu bringen sind, was aber in der
                              									Arbeit der HHrn. Scheurer und Meunier unterlassen ist, obgleich sie in den einleitenden Bemerkungen zu
                              									diesen calorimetrischen Versuchen als Elemente derselben aufzählen:
                           4) Bestimmung des Wasserstoffes welcher der Verbrennung entgeht und der per 1 Kil. 34600 W. E. hätte produciren können, und
                           
                           5) Bestimmung des Kohlenoxydes welches der Verbrennung entgeht und das per 1 Kil. 2403 W. E. hätte produciren können.
                           Auch sind diese Quantitäten, wie wir gesehen haben, bestimmt worden, nachträglich
                              									dann aber gänzlich außer Acht gelassen, was doch gewiß kein Beweis von ernstlichem
                              									Streben nach der Wahrheit ist.
                           Wie gut die HHrn. Scheurer und Meunier das Princip der Dissociation verstehen, beweisen sie schon im
                              									Beginne ihrer Untersuchungen; sie benutzen zum Ansaugen der Gase eine Platinröhre
                              									und bemerken dabei, daß man zu diesem Zwecke sich auch einer eisernen und selbst
                              									kupfernen Röhre bedienen könne, wenn man nicht zu befürchten habe daß diese unter
                              									dem Einflusse einer hohen Temperatur oxydirt werden. Die Wahl des Platins beweist
                              									also daß sie diese höhere Temperatur zu fürchten hatten, und doch behaupten sie
                              									jetzt in ihrer Entgegnung daß die Temperatur an dem Orte wo die Gase aspirirt
                              									werden, nie 300° überstiegen hätte!!
                           An einem anderen Orte führen sie die von Cailletet
                              									gemachten Versuche über die Verbrennungsproducte in einem FlammofenComptes rendus, t. LXIIp. 891; polytechn. Journal Bd. CLXXXI S.
                                       												291. an und sagen (pag.
                              									204): „Diese Versuche haben gezeigt, daß um genaue Resultate zu bekommen,
                                 										es absolut nothwendig ist die zu analysirenden Gase erst dann zu schöpfen wenn
                                 										sie vollkommen erkaltet sind.“ Das Wesentliche aber, daß diese
                              									Abkühlung nur allmählich stattfinden dürfe und daß gerade die plötzliche Abkühlung
                              									das Mittel ist um die Gase im dissocirten Zustande zur Analyse zu erhalten, das ist
                              									ihnen nie bekannt gewesen, denn sonst hätten sie nicht auch jene Platinröhre durch
                              									einen Kühlapparat verlängert, der eine solche plötzliche Abkühlung bewirken mußte.
                              									Und doch haben Cailletet und Sainte-Claire Deville sich bündig und klar über die Wirkungsweise
                              									solcher plötzlichen Abkühlung ausgesprochen.
                           Noch mehr, Cailletet hat auch an einem Dampfkesselofen auf
                              									15 Meter Entfernung vom Feuerherde operirt und in den Gasen bei zwei verschiedenen
                              									Versuchen 8 und 7,3 Proc. freien Sauerstoff erhalten; als er dann aber die Gase an
                              									derselben Stelle durch eine ungekühlte Metallröhre ansog, in der sich die Gase nach
                              									und nach abkühlten, erhielt er nur noch 1,21 Proc. freien Sauerstoff. Da nun die
                              									gekühlte Aspirationsröhre der HHrn. Scheurer und Meunier auch sehr nahe an 15 Meter vom Herde entfernt
                              									war, so frage ich ob meine Kritik berechtigt sey oder nicht? Will man selbst
                              									zugeben, daß möglicherweise bei diesen Versuchen die Temperatur etwas niedriger
                              									gewesen sey als bei denen, welche Cailletet gemacht hat,
                              									so ist nicht einzusehen warum  nicht dennoch dissocirte Gase zur Analyse gelangt seyen,
                              									wenn auch weniger als bei den angeführten, und unter allen Umständen ist die von den
                              									HHrn. Scheurer und Meunier
                              									gewählte Art ihre Gase anzusaugen, in Betracht vorliegender Erfahrungen, die
                              									schlechteste die sie hätten wählen können.
                           Wer im Ernste die Wahrheit sucht und nicht bloß dem Scheine huldigt, wie das leider
                              									jetzt so häufig vorkommt, der wird nicht aus Gewissenhaftigkeit von angestellteu
                              									Versuchen ohne Princip diejenigen auslesen welche zu dem passen was er darzuthun
                              									wünscht, sondern er wird sich und Anderen eingestehen daß dieses aus den Versuchen
                              									nicht zu folgern ist; er wird nicht bei größter Breite und Weitläufigkeit der
                              									Mittheilung gerade da schweigen, wo eine Erklärung nothwendig wäre wie z. B. bei dem
                              									Worte Prise d'essai, und er wird nicht gegen eine
                              									begründete Kritik Einwendungen machen, um sein Unrecht nur noch mehr zur Schau zu
                              									stellen. Wohlwollend sollen wir gegen alle Menschen seyn, aber nicht gegen das
                              									Bestreben den Schein statt die Wahrheit zu fördern, und eine überall begütigende
                              									Höflichkeit ist nicht am Platze wo man der Wahrheit die Ehre geben will.