| Titel: | Neue Methode zur Entfernung und Verwerthung der Phosphorsäure aus Eisenerzen; von Julius Jacobi, Hüttendirector zu Kladno in Böhmen. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXIV., S. 245 | 
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                        LXIV.
                        Neue Methode zur Entfernung und Verwerthung der
                           								Phosphorsäure aus Eisenerzen; von Julius Jacobi, Hüttendirector zu Kladno in
                           								Böhmen.
                        Bayerisches Patent vom 10. October 1869. —
                           								Aus dem bayerischen
                                 										Industrie- und Gewerbeblatt, 1871 S. 187.
                        Jacobi's Verfahren zur Entphosphorung der Eisenerze.
                        
                     
                        
                           Die von dem Erfinder vorgeschlagene ArbeitsmethodeIm polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVIII S. 32 u.
                                    											131 wurde von Hrn. Joh. Zeman die
                                    											Aufbereitungs- und Verschmelzungsmethode der Eisensteine beschrieben,
                                    											welche der Hüttendirector Jul. Jacobi auf der
                                    											Adalberthütte in Kladno eingeführt hat, und hierbei bemerkt, daß die von Jacobi nach mehrjährigen Versuchen erzielte Entphosphorung der Eisenerze bereits im Großen
                                    											mit sehr gutem Erfolg und Regelmäßigkeit im Gange ist.A. d. Red. besteht
                              									darin, die in den Eisenerzen gewöhnlich enthaltenen unlöslichen
                              									basisch-phosphorsauren Verbindungen in lösliche saure-phosphorsaure
                              									Verbindungen zu verwandeln, und die gelöste Phosphorsäure in ihren Verbindungen
                              									durch einfaches Auslaugen zu entfernen.
                           Um diese Umwandlung zu vollziehen, wird das Eisenerz mit einer Verbindung von
                              									Schwefel und Sauerstoff, am besten und billigsten mit schwefliger Säure in
                              									gasförmigem oder flüssigem Zustande behandelt, zu welchem Zwecke ein sehr dichtes
                              									Erz natürlich pulverisirt, ein Schwefelkies und Kohlensäure enthaltendes auf
                              									bekannte Art gut geröstet werden muß, während ein poröses Erz, welches das
                              									Eindringen einer Flüssigkeit in die Poren gestattet, auch in Stücken angewendet
                              									werden kann. Das so vorbereitete Erz wird in Behältnisse gethan, deren Größe und
                              									Form den jeweiligen Verhältnissen angepaßt werden muß, und auf dieselben Wasser
                              									geleitet, welches auf die bekannte Art mit schwefliger Säure imprägnirt wurde, oder
                              									es wird die schweflige Säure direct in das Erz geleitet und gleichzeitig ein Strom
                              									von kaltem Wasser eingeführt, so daß die Absorption der schwefligen Säure durch das
                              									Wasser im Erze selbst geschieht. Letzteres wird besonders bei porösen Erzen gut
                              									seyn, da das Gas leicht in die Poren eindringt und die Einwirkung dann eine
                              									schnellere seyn wird. Auch kann es zur Vereinfachung und ebenso rationellen
                              									Einwirkungen angezeigt erscheinen, die schweflige Säure mittelst Pumpen in die
                              									Flüssigkeit zu pressen. Die Flüssigkeit wird hiernach so lange auf dem Erze stehen
                              									gelassen, bis keine Einwirkung mehr erfolgt, also bis ein großer Theil der
                              									phosphorsauren Verbindungen in Lösung übergegangen ist. Es  ist sehr wichtig, dieß genau zu
                              									beobachten und die Einwirkung nicht zu lange fortzusetzen, weil dann leicht wieder
                              									phosphorsaure Salze niedergeschlagen werden können. Die Flüssigkeit wird hernach
                              									abgelassen und durch Wasser ersetzt, welches die bereits gelösten, aber nicht
                              									fortgeführten Salze aufnimmt. Dieses Auswaschen mit Wasser wird so lange
                              									fortgesetzt, als sich in demselben noch Phosphorsäure zeigt. Ist nun noch
                              									Phosphorsäure im Erze enthalten, so wird dasselbe Verfahren noch ein- oder
                              									mehrere Male wiederholt, wie es die gewünschte Reinheit des Erzes erfordert. Es ist
                              									klar, daß für jedes, dem Phosphorsäuregehalt und der Porosität nach verschiedene
                              									Erz, sich die Länge und Dauer des Processes richten muß. Nach der letzten Behandlung
                              									mit Säure muß jedoch sehr gut mit Wasser ausgewaschen werden, um alle Spuren
                              									derselben zu entfernen.
                           Die nach jeder Behandlung abgelassene Lauge, welche die Phosphorverbindungen enthält,
                              									wird gesammelt und direct durch ein Rostfeuer oder durch Einleiten von Dampf
                              									erhitzt, um die schweflige Säure auszutreiben, wobei ein Theil der phosphorsauren
                              									Salze gefällt wird. Die sich hierbei entwickelnde schweflige Säure kann man in die
                              									Luft entweichen lassen, oder wenn man ökonomisch verfahren will, wieder wie die
                              									ursprünglich erzeugte Säure an Wasser binden und abermals verwenden. Die Lauge, in
                              									welcher schon durch Erhitzen ein Theil der phosphorsauren Verbindungen
                              									niedergeschlagen war, wird nun mit gebranntem Kalk versetzt und ruhig stehen
                              									gelassen, bis der ganze Niederschlag, der alle fällbaren Substanzen enthält, sich am
                              									Boden des Behälters abgesetzt hat. Der Kalkzusatz ist jedoch nur dann nöthig, wenn
                              									in dem beim Erhitzen der Lauge gefallenen Niederschlag nicht alle Phosphorsäure
                              									enthalten war, wie dieß bei manchen Erzen vorkommt. Hierauf wird die klare
                              									Flüssigkeit abgelassen und der Bodensatz, wenn er die nöthige Consistenz erhalten
                              									hat, ausgehoben. Dieser ist nun wegen seines Phosphorsäuregehaltes ein für die
                              									Landwirthschaft und Industrie sehr werthvolles Product und kann zur directen
                              									Verwendung in der Landwirthschaft oder zur weiteren Verarbeitung verkauft
                              									werden.
                           In vielen Fällen wird der hierfür erzielte Erlös einen großen Theil der
                              									Manipulationskosten decken.
                           Die Darstellung der schwefligen Säure geschieht auf bekannte Art entweder aus
                              									Schwefel, Schwefelkiesen, wo dieselben billig zu haben sind, oder anderen geeigneten
                              									Stoffen.
                           Das gereinigte Erz wird aus den Behältern ausgehoben und im Hohofen verwendet, wo
                              									dasselbe gewiß ein gutes Roheisen ergeben wird. Wäre das Erz vorher in Pulverform
                              									verwandelt worden, so ist es gut,  wenn es vor seiner Verwendung im Hohofen mit Kalk oder
                              									einem anderen zur Gattirung nöthigen Körper zu Stücken geformt wird.
                           Durch die Entfernung der phosphorsauren Verbindungen wird das Eisenerz noch um einige
                              									Procente reicher an Eisen und deßhalb auch in dieser Beziehung werthvoller.