| Titel: | Ueber die Wiedergewinnung der salpetrigen Säure in der Schwefelsäurefabrication; von Dr. Georg Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXXXVII., S. 342 | 
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                        LXXXVII.
                        Ueber die Wiedergewinnung der salpetrigen Säure
                           								in der Schwefelsäurefabrication; von Dr. Georg Lunge.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Lunge, üb. Wiedergewinnung der salpetrigen Säure in der
                           								Schwefelsäurefabrication.
                        
                     
                        
                           Die wichtigste Aufgabe welche dem Schwefelsäurefabrikanten heut zu Tage obliegt, ist
                              									unstreitig die mehr oder weniger vollständige Wiedergewinnung der während des
                              									Processes in Verwendung kommenden salpetrigen Säure. Es ist wohl bekannt, daß man
                              									mit verhältnißmäßiger Leichtigkeit eine  gute Ausbeute an Schwefelsäure erhalten kann, wenn man
                              									nur recht viel Salpeter anwendet.
                           Dieß ist der Fall sowohl bei der Fabrication aus Schwefel, als bei derjenigen aus
                              									Kiesen, wobei selbstverständlich hier vorausgesetzt werden muß, daß man die
                              									letzteren so viel als möglich todt brennt (was bei kupferhaltigen Kiesen freilich
                              									nicht ganz so leicht als bei reinem Eisenkies zu erreichen ist, und auch, mit
                              									Rücksicht auf die spätere Verhüttung, bei denselben nicht so sehr angestrebt wird).
                              									Wenn wir eben nur von der einmal erzeugten schwefligen Säure reden, so liegt Alles
                              									daran, daß dieselbe in den Kammern eine reichliche Menge Salpetergas vorfinde, um
                              									ihr zur Oxydirung in Schwefelsäure behülflich zu seyn. So wie man, etwa veranlaßt
                              									durch die neuerlich so hoch gestiegenen Salpeterpreise, versucht an Salpeter
                              									abzubrechen, rächt sich dieß gleich in einer Verminderung der Ausbeute, welche mit
                              									Leichtigkeit 20 oder 25 Procent betragen kann. Nach meiner Erfahrung darf man (ohne
                              									Anwendung des Gay-Lussac'schen Apparates) nicht
                              									wesentlich unter 10½ Procent Natronsalpeter von dem im rohen Kiese
                              									enthaltenen Schwefel gebrauchen, wenn man nicht die Ausbeute an Schwefelsäure
                              									vermindert sehen will, und andere Fabrikanten wenden sogar 12 Procent an. Bis vor
                              									einigen Jahren konnte es noch streitig bleiben, ob es sich mehr lohne dieses Quantum
                              									Salpeter einfach verloren zu geben, und etwa nur hinter der letzten Kammer einen
                              									kleinen mit Kohks gefüllten Bleithurm aufzustellen, in welchem durch einen
                              									Dampfstrahl oder durch herabtröpfelndes Wasser noch eine geringe Condensation
                              									stattfinden kann, — oder aber sich des in Anlage und Betrieb einigermaßen
                              									complicirten Gay-Lussac'schen Apparates zur
                              									theilweisen Wiedergewinnung der salpetrigen Säure zu bedienen. Häufig wurde
                              									namentlich behauptet, daß das Erstere besser für kleinere, das Letztere für größere
                              									Fabriken angebracht sey. Jetzt, kann man sagen, ist die Frage unbedingt zu Gunsten
                              									des Gay-Lussac'schen Apparates entschieden, einmal
                              									in Folge der seit einigen Jahren eingetretenen und permanent scheinenden Steigerung
                              									in dem Preise des Natronsalpeters, außerdem aber auch in Folge der bedeutenden
                              									Verbesserungen in den Apparaten selbst. Namentlich in den Sodafabriken am Tyne (in
                              									der Gegend von Newcastle) ist die Salpeterwiedergewinnung fast ganz allgemein und
                              									sie bürgert sich immer mehr auch in den westenglischen Fabriken ein, in welchen sie
                              									sonderbarerweise bis vor Kurzem häufig verschmäht wurde, obwohl einige derselben in
                              									allen technischen Fortschritten an der Spitze stehen.
                           Der allerwesentlichste Fortschritt welcher seit einigen Jahren in England gemacht
                              									worden ist, besteht in der verbesserten Art die mit Salpetergas  beladene Schwefelsäure (welche
                              									ich der Kürze wegen hinfort Salpeterschwefelsäure nennen will) zu zersetzen und das
                              									Salpetergas wieder daraus zu gewinnen. Erst seit Einführung dieser neuen Methode hat
                              									sich das ganze Verfahren nach Gay-Lussac am Tyne
                              									allgemein Bahn gebrochen. Es scheint aber diese Methode außerhalb England noch nicht
                              									sehr bekannt zu seyn, was ich daraus schließen darf, daß sie einem weltberühmten
                              									französischen Fabrikanten, und einem weniger berühmten, aber vielleicht eben so
                              									tüchtigen deutschen Fabrikanten vollständig neu war, als ich sie diesen Herren in
                              									meiner Fabrik zeigte; auch macht Dr. Schwarzenberg in seiner sonst ganz ausgezeichneten und
                              									ganz monographisch behandelten Beschreibung der Schwefelsäurefabrication in Bolley's Handbuch der chemischen Technologie keine
                              									Erwähnung davon. Ich werde also vielleicht manchem meiner HHrn. Collegen einen
                              									kleinen Dienst erweisen, wenn ich das am Tyne angewendete Verfahren zur
                              									Wiedergewinnung der salpetrigen Säure im Einzelnen beschreibe.
                           Das Hauptverdienst der neuen Methode scheint ganz entschieden meinem Freunde Hrn.
                              									John Glover in Wallsend bei Newcastle zu gebühren,
                              									welcher die jetzt gebräuchliche Form der Denitrirungs-Thürme eingeführt hat.
                              									Ich habe zwar von einem Fabrikanten behaupten gehört daß Hr. Glover nur die in seiner Fabrik seit vielen Jahren gebräuchliche Methode
                              									copirt habe, aber dem widerspricht die Meinung der übrigen Fabrikanten und der
                              									Umstand daß diese Thürme in Lancashire (weniger am Tyne) ausdrücklich als Glover's towers bezeichnet
                              									werden.
                           Die Absorption der Salpetergase durch concentrirte Schwefelsäure findet bei uns ganz
                              									in derselben Weise statt wie es von jeher geschehen und allen deutschen Fabrikanten
                              									vollkommen bekannt ist, in einem Kohksthurme, mit möglichst guter Vertheilung der
                              									absorbirenden Schwefelsäure.In dieser Beziehung sind die besseren deutschen Fabriken den allerbesten
                                    											englischen mindestens ebenbürttig. Anders steht es dagegen mit der Zersetzung der Salpeterschwefelsäure. Gay-Lussac schlug vor, dieselbe in einer eigenen
                              									kleinen Bleikammer welche mit theilweise durchgehenden horizontalen Scheidewänden
                              									(zur Verlangsamung des Herabströmens der Säure) versehen ist, dem aus einigen
                              									Schwefelöfen aufsteigenden Gase entgegenfließen zu lassen. Dabei tritt die
                              									schweflige Säure mit den Stickstoffsäuren in Wechselwirkung, und es erzeugt sich
                              									einerseits Schwefelsäure, andererseits Stickoxyd, welches weiter nach den
                              									Bleikammern geht. Man fand es aber bald zweckmäßig, Wasserdampf zur Zersetzung
                              									mitwirken zu lassen, wesentlich weil die kleine Vorkammer außerordentlich schnell
                              									zerstört wurde; nach Schwärzenberg
                              									 (a. a. O.)
                              										„zieht man es jetzt überall vor, Wasserdampf zur Zersetzung
                                 										anzuwenden.“ Wenn man dieß nun einmal thun muß, so verläßt man die
                              									Form der Vorkammer wie sie aus Payen's Précis de Chimie industrielle in alle Lehrbücher
                              									übergegangen und allgemein bekannt ist, und wendet die
                              										„Kochtrommel“ an, welche Schwarzenberg sehr gut beschreibt und abbildet. Man gewinnt dabei ohne
                              									Frage die salpetrige Säure wieder, erhält aber nothwendigerweise die denitrirte
                              									Schwefelsäure in verdünntem Zustande, etwa 51° Baumé stark, und muß sich alle
                              									im Absorptionsthurme zu gebrauchende Schwefelsäure erst durch Eindampfen
                              									concentriren.
                           Die Fabrikanten am Tyne, und neuerlichst auch in Lancashire, sind nun wieder zu dem
                              									ursprünglichen Principe zurückgekehrt, die Zersetzung durch die Einwirkung der
                              									schwefligen Säure zu bewerkstelligen, aber in einer von der ursprünglichen sehr
                              									verschiedenen Ausführung. Wir lassen die Salpeterschwefelsäure, zugleich mit sämmtlicher, der Concentrirung bedürftigen
                                 										Kammersäure durch einen Kohksthurm fließen, in welchem sie dem Gase aus sämmtlichen oder doch den
                                 										meisten Kiesöfen begegnet, welches darin von unten nach oben streicht.
                              									Diesem „Denitrirungsthurm“ ist eben von Glover eine solche Construction gegeben worden, daß er der großen, theils
                              									den Ofengasen an sich zukommenden, theils durch die chemische Reaction entstehenden
                              									Hitze, zugleich mit der zerstörenden Wirkung der Säuren auf längere Zeit widerstehen kann. Ohne eine solche Construction wäre das
                              									ganze Verfahren praktisch nicht durchführbar. Bei der Vermischung der
                              									Salpeterschwefelsäure mit der Kammersäure, welche am besten durch geeignete
                              									Vorrichtungen erst innerhalb des Thurmes stattfindet,
                              									entbindet sich schon ein großer Theil des Salpetergases; der Rest wird auf dem Wege
                              									welchen die Säure durch die Kohks und andere Hindernisse zu machen hat, durch die
                              									ihm begegnende schweflige Säure zu Stickoxyd reducirt (unter gleichzeitiger Bildung
                              									von Schwefelsäure) und sämmtliche Gase entweichen mit dem Strome in die erste
                              									Kammer. Die große Hitze aber, welche in dem Thurme herrscht, reicht hin sämmtliche
                              									durchfließende Säure so weit zu concentriren, daß sie in
                              									der Regel unten schon so starkgradig anlangt, um ohne alles weitere Eindampfen in
                              									dem Absorptionsthurme verwerthbar zu seyn. Natürlich kann man sie gar nicht
                              									sämmtlich dazu verwenden, sondern behält einen bedeutenden Ueberschuß an
                              									concentrirter Säure übrig, welcher meist noch mit Kammersäure verdünnt wird, um zur
                              									Glaubersalzdarstellung zu dienen. Die Mehrzahl der Fabriken verschafft sich ihren
                              										ganzen Bedarf an concentrirter Säure auf diesem
                              									Wege.
                           
                           Die großen Vortheile dieses Verfahrens liegen auf der Hand. Man erspart nicht nur den
                              									Wasserdampf für eine Kochtrommel und die Feuerung zur Wieder-Eindampfung der
                              									verdünnten Schwefelsäure, sondern man concentrirt nebenbei auch noch sämmtliche
                              									Kammersäure, und zwar ohne allen Verlust durch entweichende Schwefelsäuredämpfe, da
                              									ja sämmtliche Gase in die erste Kammer gehen; dieß erspart also wiederum Feuerung
                              									und Reparaturkosten für die Abdampfpfannen. Zu gleicher Zeit kühlt man das aus den
                              									Kiesöfen kommende Gas in dem Denitrirungsthurm so weit ab, daß es unmittelbar ohne
                              									den mindesten Schaden in die erste Hauptkammer gehen kann.
                           Wenn man (wie dieß in England wohl ganz allgemein geschieht) das nothwendige
                              									Salpetergas dadurch erzeugt, daß man Töpfe oder offene Cylinder in den Weg der
                              									Ofengase einschaltet und dieselben mit Natronsalpeter und Schwefelsäure beschickt,
                              									so leitet man am besten das Gemisch von schwefliger Säure und Salpetergasen direct in die erste Kammer, nicht durch den Denitrirungsthurm. Das Gas von einigen wenigen Kiesöfen
                              									wird aber für diesen Zweck ausreichen, und dasjenige aller übrigen Oefen ist für den
                              									Apparat disponibel. Wo man flüssige Salpetersäure verwendet, wird diese Frage
                              									natürlich gar nicht auftauchen.
                           Diese Methode vereinigt die Vortheile beider früheren Methoden; auf der einen Seite
                              									gelingt es dabei die Nitroverbindungen vollständig aus
                              									der Salpeterschwefelsäure auszutreiben, was bei der Anwendung der ursprünglichen Gay-Lussac'schen Methode (Berührung von
                              									schwefliger Säure mit der Säure aus dem Absorptionsthurme allein) kaum möglich ist;
                              									man erreicht die vollständige Austreibung der Nitroverbindungen eben durch eine
                              									Combination der chemischen Wirkung der schwefligen Säure mit Verdünnung durch
                              									Kammersäure. Auf der anderen Seite aber vermeidet man den Uebelstand der bleibenden
                              									Verdünnung, wie sie die Säure in der gewöhnlichen Kochtrommel erfährt, dadurch daß
                              									man den Apparat zweckmäßig dazu einrichtet um die ganze Menge oder doch den größeren
                              									Theil des zur Verwendung kommenden schwefligsauren Gases mit der Mischung von
                              									Kammersäure und Salpeterschwefelsäure in Berührung zu bringen, und die Hitze des
                              									Gases selbst sowie die bei der Reaction (erfahrungsgemäß) auftretende zur
                              									Concentration des Säuregemisches benutzt. Wollte man das in dem Apparate versuchen,
                              									wie er von Payen abgebildet ist, so würde man in
                              									allerkürzester Zeit wieder einhalten müssen, weil sich das Blei durchbrennen würde,
                              									und somit ist eine ganz wesentliche Vorbedingung des ganzen Verfahrens die
                              									Construction des Denitrirungsthurmes, auf welche ich nun im Folgenden eingehen
                              									will.
                           Die Abbildungen (Figur 20 bis 22) sind im Maaßstabe 1 :
                              									64 der  wirklichen
                              									Größe, und ein Thurm von den hier abgebildeten Dimensionen reicht hin um das Gas von
                              									etwa 140 oder 150 Centner 48 procentigem Schwefelkies per 24 Tage aufzunehmen; wenn möglich, sollte man ihn nicht ganz so weit
                              									anstrengen.
                           Fig. 20 gibt
                              									eine Ansicht von vorn, mit Wegnahme der vorderen Wand der die Cisterne schützenden
                              									Breterhütte; Fig.
                                 										21 einen Längsschnitt, senkrecht darauf, nach A¸
                                 										B des Grundrisses; Fig. 22 einen
                              									Horizontalschnitt nach der Linie C, D von Fig. 21. Auf
                              									dem nach den Localumständen einzurichtenden, aber stets sehr solid anzulegenden
                              									Fundamente ist ein Balkengerüst aufgestellt. Dasselbe besteht aus vier Eckbalken von
                              									etwa 12 Zoll im Quadrat a, a, welche am Boden in die
                              									eichenen Querschwellen b verzapft und an der Spitze
                              									durch einen viereckigen Rahmen c mit allerseits
                              									vorspringenden Balken verbunden sind. Außerdem wird das Gerüst noch durch eine
                              									Anzahl eiserner Schraubenbolzen zusammengehalten und empfängt noch schließlich
                              									bedeutende Festigkeit durch die zahlreichen Querriegel d,
                                 										d, welche zum Befestigen der Bleilappen dienen. Man sieht aus der
                              									Zeichnung, daß sämmtliches Holzwerk, sowohl die senkrechten Balken a, a, als auch der Querriegel d,
                                 										d so angebracht ist, daß dasselbe nicht unmittelbar mit dem Blei in
                              									Berührung steht; dieß ist nothwendig, um ein Werfen oder gar Verkohlen des Holzes
                              									durch das sehr heiß werdende Blei zu verhüten. Auf der anderen Seite müssen die
                              									Querriegel doch wieder nicht zu weit vom Blei abstehen, weil sonst die frei tragende
                              									Oberfläche der Befestigungslappen e, e zu groß wird, was
                              									natürlich wegen der geringen Festigkeit des Bleies zu vermeiden ist. Innerhalb des
                              									Holzgerüstes wird dann der Bleithurm in gewöhnlicher Weise aufgebaut, so daß die
                              									Seiten um den obersten Querriegel d' aufgebogen werden
                              									und frei in die Schale f hinabhängen, der ganzen Länge
                              									nach durch die Bleilappen e, e an die übrigen Querriegel
                              									befestigt. Der Deckel ist dann ganz wie bei einer Bleikammer an Querbohlen g, g aufgehängt. Die Bleistärke beträgt für den Deckel
                              									und die Seiten ¼ Zoll, für den Boden 5/8 Zoll. Man nimmt hin und wieder etwas
                              									schwächeres Blei für die Seiten, es ist aber nicht zu empfehlen, da der Thurm dann
                              									viel eher reparaturbedürftig wird. Der Boden muß unbedingt aus einem Stücke
                              									bestehen, und dieß regulirt die Dimensionen des Grundrisses. Man kann nämlich am
                              									Tyne keine breiteren Bleitafeln als 8 Fuß weit gewalzt bekommen; da nun 1 Fuß auf
                              									jeder Seite aufliegen muß, um die Schale herzustellen, so bleiben nur 6 Fuß für die
                              									Länge der einen Seite des Grundrisses. Aus diesem Grunde ist die andere Seite 10
                              									Fuß. lang genommen, und der Thurm somit nicht ein Quadrat (was am besten wäre),
                              									sondern ein Oblong, weil sonst der durch die Ziegelverkleidung  so bedeutend verengerte Schacht
                              									im Inneren zu klein werden würde. Wenn man also breitere Bleitafeln erhalten kann,
                              									so ist dasselbe vorzuziehen. Die Seiten bestehen jede aus einer einzigen Bleitafel;
                              									die Verlöthung (selbstredend mit Blei in der Knallgasflamme) findet nicht in den
                              									Ecken statt, sondern man hält die die schmalen Seiten bildenden Tafeln etwas weiter
                              									und biegt sie rechtwinkelig um, so daß die Naht an den mit x,
                                 										x (Fig.
                                 										22) bezeichneten Punkten der breiten Seite entlang verläuft. Der Boden
                              									wird nicht unmittelbar auf das Fundament gelegt, sondern auf eine bei h (Fig. 20) angedeutete
                              									Schicht Sand, etwa 2 oder 3 Zoll dick. Die Höhe des Bleithurmes ist 25 Fuß gewählt
                              									worden; es ist natürlich darin viel Spielraum möglich.
                           Der Thurm ist nur inwendig ganz und gar mit feuerfesten Steinen ausgefüttert, und
                              									zwar in viel soliderer Weise als dieß bei den gewöhnlichen Absorptionsthürmen üblich
                              									und nöthig ist. Man muß dazu die allerdichtesten Ziegeln und Platten wählen, welche
                              									man sich verschaffen kann. Manche Sorten Chamotte widerstehen dem Feuer
                              									vortrefflich, halten aber den Säuren gegenüber nicht so gut Stich, als andere,
                              									weniger feuerfeste, aber mehr glasartig gebrannte Sorten. Die letzteren sind für den
                              									vorliegenden Zweck bei weitem vorzuziehen. Solche feuerbeständige Ziegeln und
                              									Thonwaaren werden z. B. im Norden von Wales (bei Mold) hergestellt, und ich habe
                              									meine Rechnung dabei gefunden dieselben zu beziehen, obwohl sie mich loco Fabrik doppelt so viel als die weltberühmten
                              									Newcastler Chamottesteine kosteten, welche ihnen an Widerstandsfähigkeit gegen Säure
                              									bedeutend nachstehen. Solche Ziegel von Wales, nachdem sie der heißen Säure
                              									anderthalb Jahre ausgesetzt gewesen waren, zeigten sich noch immer vollkommen dicht
                              									und klingend.Am besten für den vorliegenden Zweck wären vielleicht Ziegeln aus ordinärer
                                    											Glasmasse, so langsam wie möglich gekühlt.
                           Zunächst also ist der Boden mit 3 Zoll dicken Fliesen ausgelegt; mehr ist nicht
                              									nöthig, da ja stets eine Schicht Säure darauf steht und die heißen Gase davon
                              									abhält. Die Seiten aber bis zur Höhe des durchbrochenen Gewölbes i sind ringsherum durch eine 18 Zoll dicke Mauer von
                              									Chamottesteinen geschützt. Das eben erwähnte Gewölbe ruht auf derselben Mauer und
                              									ist so construirt, daß es nicht auf die Seiten, sondern nur nach unten drückt. Die
                              									Durchbrechung u. s. w. sind aus der Zeichnung ohne specielle Beschreibung
                              									ersichtlich.
                           Weiter darüber ist die Schutzmauer zur unteren Hälfte der Höhe 14 Zoll, und zur
                              									oberen Hälfte 9 Zoll stark. Sämmtliche Mauern und auch das durchbrochene Gewölbe i müssen trocken aufgeführt
                              									werden;  sowohl Theer
                              									als Thon sind völlig unzulässig als Bindemittel, wie es sich ja von selbst versteht,
                              									zumal da der Thon sich nicht hartbrennen kann.
                           Die innere Füllung des Thurmes, über dem Gewölbe i,
                              									geschieht auf das erste Drittel seiner Höhe mit lose eingesetzten feuerfesten
                              									Steinen von derselben Masse wie die zur Verkleidung dienenden. Darauf folgen in
                              									manchen Fällen regelmäßig geschichtete Quarz- oder Feuersteinstücke, welche
                              									letztere durch Waschen mit Säure von aller anhängenden Kreide sorgfältig befreit
                              									werden müssen. Man kann aber auch gleich die Kohks folgen lassen, wie sie in jedem
                              									Falle die obere Hälfte des Thurmes einnehmen müssen. Daß man nur die allerhärtesten
                              									Ofenkohks (nicht Gaskohks) verwenden darf, versteht sich von selbst.
                           Daß die schweflige Säure durch das Chamotterohr bei k
                              									eintritt und oben durch das Bleirohr bei l abzieht, ist
                              									ohne weitere Erläuterung ersichtlich. Beide Rohre sind mindestens zwei Fuß weit. Ein
                              									Thurm von den hier gezeichneten Dimensionen wird die schweflige Säure von etwa 140
                              									Eentner Schwefelkies in 24 Stunden aufnehmen können, und es ist entschieden
                              									anzurathen, wie schon oben bemerkt, diejenigen Kiesöfen, welche den
                              									Salpeterzersetzungsapparat erhitzen, direct in die erste Kammer münden zu
                              									lassen.
                           Auf der Spitze des Balkengerüstes ist ein durch eine Scheidewand in zwei Theile
                              									getheilter Holzbottich, mit starkem Blei ausgefüttert, errichtet, und zum Schutze
                              									gegen das Wetter mit einer leichten Breterbehansung umgeben, welche eine Passage um
                              									den Bottich freiläßt. Die vermittelst des später zu beschreibenden Monte-jus gehobenen Säuren fließen durch das
                              									Steigrohr m in den kleinen mit Blei ausgelegten Kasten
                              										n, welcher mit zwei conischen Ventilen im Boden
                              									versehen ist, und je nachdem man das eine oder das andere davon lüftet, die Säure
                              									entweder in die Abtheilung o oder in die Abtheilung p fließen läßt. Die eine Abtheilung ist permanent für
                              									die Salpeterschwefelsäure, die andere für die zur Verdünnung nothwendige Kammersäure
                              									bestimmt. Die beiden Säuren dürfen sich eben erst innerhalb des Thurmes mischen,
                              									damit kein salpetriges Gas dabei verloren geht. In der Zeichnung ist, um dieselbe
                              									nicht zu compliciren, die einfachste Art der Mischungseinrichtung angedeutet wie sie
                              									früher meist gebräuchlich war, welche aber jetzt meist durch die eine weit bessere
                              									Vertheilung ermöglichenden selbstthätig rotirenden Vertheilungsapparate verdrängt
                              									worden ist. In jedem Falle läuft die Säure aus den Bottichen o und p vermittelst der bekannten, auch in
                              										Figur 20
                              									gezeichneten Regulirungsvorrichtung zur Herstellung eines gleichmäßigen Druckes und
                              									damit Geschwindigkeit ab (Pflockventil, durch einen Bleieimer balancirt); die früher
                              									gebräuchlichen sogenannten Mariotte'schen  Gefäße (zum Ablaufe von Säure
                              										ohne Eintritt von Luft) sind jetzt abgekommen. Die
                              									Säure gelangt dann durch die beiden Bleirohre r, r in
                              									den luftdicht geschlossenen Bleikasten s, durch dessen
                              									Boden die Vertheilungsrohre t, t gehen; die Rohre r, r reichen tiefer hinab als die oberen Enden der Rohre
                              										t, t wie es Fig. 21 zeigt, und sind
                              									daher stets durch Säure lutirt; mithin kann das salpetrige Gas, welches bei der
                              									innerhalb s vor sich gehenden Mischung beider Säuren
                              									entsteht, nicht durch r nach den Bottichen o und p zurücksteigen und
                              									in's Freie entweichen, sondern muß mit durch t, t nach
                              									dem Inneren des Bleithurmes gehen und mit sämmtlichen darin befindlichen Gasen in
                              									die erste Sänrekammer abziehen. Schließlich sieht man noch wie sie bei u, u auf Thonplatten fällt, welche sie herumspritzen
                              									machen und noch besser über den Kohks vertheilen. Wenn sie, ihres Salpetergases
                              									beraubt, und durch die heißen Ofengase concentrirt, unten ankommt, fließt sie durch
                              									das Ueberlaufrohr w ab und durch eine mit Wasser
                              									gekühlte Rinne nach dem für sie bestimmten Behälter, aus welchem sie theilweise
                              									wieder auf den Absorptionsthurm gehoben und theilweise zu anderweitigem Verbrauche
                              									abgelassen wird.
                           Das Heben der Säure auf die Höhe des Thurmes geschieht durch einen mit comprimirter
                              									Luft betriebenen Monte-jus, wie dieß ja allgemein
                              									üblich ist. In den größten Fabriken dürfte es sich empfehlen, für jede der drei
                              									Arten Säuren, deren man bedarf, besondere Monte-jus aufzustellen, zumal da die concentrirte Säure gewöhnlich
                              									auf eine viel größere Höhe (diejenige des Absorptionsthurmes) gedrückt werden muß,
                              									als die Salpeterschwefelsäure und die Kammersäure. In mittleren und kleineren
                              									Fabriken wird man jedoch fast immer mit einem einzigen Monte-jus ausreichen, welcher in den Tyne-Fabriken überall
                              									eine der in
                              									Figur 23
                              									gezeichneten ähnliche Einrichtung hat. Der Hauptkörper ist ein liegender Cylinder
                              									von starkem Eisenguß, nicht mit Blei ausgefüttert,
                              									welcher sehr lange dauert ehe er abgenutzt wird. Das Mannloch a ist, wie man sieht, seitlich angebracht, während die drei Rohrstutzen
                              										c, d und e zur Aufnahme
                              									des Luft-, Füll- und Druckrohres oben angebracht sind. Diese Anordnung
                              									scheint mir folgende Vortheile gegenüber den sonst verbreiteten stehenden
                              									Monte-jus zu haben: Erstens leichtere
                              									Aufstellung, da man keinen Brunnen braucht wie bei dem stehenden Monte-jus und Zugänglichkeit ringsum, so daß man
                              									sich stets ohne Mühe von dem Zustande des Apparates überzeugen kann. Zweitens ist
                              									die schwächste Stelle des Mannloches seitwärts; wenn also irgendwo eine
                              									gefahrdrohende Verstopfung eintritt, so gibt fast immer die Dichtung um a nach und bläst Säure aus, ohne sonderlichen Schaden
                              									anzurichten; selbst wenn der Mannlochdeckel ganz fortgeschleudert wird, so kann dieß
                              									keine solche Zerstörung 
                              									anrichten wie bei dem stehenden Monte-jus, weil
                              									die übrige Montirung ganz unabhängig von dem Mannloch ist und dabei nicht beschädigt
                              									wird. Ueber das Luftdruckrohr bei c und das Steigrohr
                              									bei e, welches in die Vertiefung b eintaucht und somit völlige Entleerung des Cylinders gestattet, ist
                              									nichts weiter zu sagen. Dagegen beachte man den in den Stutzen d mündenden Einfüllungsapparat. Derselbe besteht aus dem
                              									Bleicylinder f, welchen man so hoch macht, daß seine
                              									Oberkante mit derjenigen der Säurevorraths-Behälter auf gleichem Niveau ist.
                              									Innerhalb desselben geht ein conisches Ventil von Hartblei mit eiserner
                              									bleiüberzogener Stange g, welches in dem gleichfalls aus
                              									Hartblei geformten Ventilsitze h spielt; beide sind auf
                              									der Drehbank ineinander passend abgedreht. Der aus dem Bleicylinder f hervorragende Theil der Ventilstange ist nicht mehr
                              									mit Blei überzogen, sondern frei, und mit einem Schraubengewinde versehen; der
                              									oberste Theil ist vierkantig geformt, so daß er sich in dem gleichfalls viereckig
                              									geformten Loche in der Wölbung des Bügels i nicht
                              									herumdrehen und hinauf- oder herabgehen kann. Auf der Stange sitzt ein mit
                              									Muttergewinde versehenes Stellrad k, welches durch die
                              									beiden Querarme des Bügels an seiner Stelle gehalten wird, und somit bei seiner
                              									Drehung die Ventilstange g hebt oder senkt. Der Bügel
                              										i ist auf das starke Bohlengerüst l aufgebolzt, welches durch die eisernen Streben m, m aus dem Monte-jus-Cylinder selbst, oder auch in beliebiger anderer
                              									Weise, aber stets sehr stark befestigt ist; man ist mithin im Stande die
                              									Ventilstange g mit sehr großem Drucke niederzuschrauben
                              									und das Ventil gegen den Druck im Inneren des Monte-jus dicht zu halten. Das Ventil hat oben zwei Zoll im
                              									Durchmesser und verjüngt sich auf anderthalb Zoll Durchmesser, das heißt 1¾
                              									Quadratzoll Oberfläche, und hat, wenn man Säure von 1,75 spec. Gewicht 72 Fuß hoch
                              									zu heben hat, einen Druck von 85 Pfund auszuhalten.
                           In den Ventilcylinder f werden nun die drei Arten Säure,
                              									jede durch ihr eigenes Verbindungsrohr mit Ventil eingelassen; in der Figur sind der
                              									Deutlichkeit wegen nur zwei solche angedeutet, bei n und
                              										o. Man sieht ohne Weiteres die Einrichtung der
                              									Ventilcylinder, welche gleiche Höhe mit f haben; die
                              									conischen Hartbleiventile werden einfach eingesteckt oder ausgehoben, da sie keinen
                              									Druck von unten auszuhalten haben; sobald der Monte-jus gefüllt ist, wird eben g
                              									niedergeschraubt. Man sieht bei p und q die (in der Zeichnung abgeschnittenen) Röhren, welche
                              									zu den Säurebehältern führen, und es wird sofort klar seyn, warum man f, n und o von gleicher Höhe
                              									mit den letzteren wählt: nämlich damit unter keinen Umständen ein Ueberlaufen
                              									stattfinden kann, auch wenn der Arbeiter die Ventile länger als nöthig offen
                              									gelassen hat.
                           
                           Auf die übrige Einrichtung, Luftpumpe, Vorrichtung um das Verspritzen an der Spitze
                              									des Steigrohres zu verhüten etc., brauche ich nicht einzugehen, da jeder praktische
                              									Fabrikant in Deutschland damit bekannt ist; nur das will ich bemerken, daß man bloß
                              									ein Steigrohr für alle drei Säuren braucht, und statt Zweigrohren und Hahnen, welche
                              									natürlich in diesem Falle sehr mißlich wären, die Vertheilung der Säuren nach den
                              									verschiedenen Behältern oben auf den Thürmen durch ähnliche Ventilkästen wie der in
                              										n (Fig. 20 und 21)
                              									angedeutete bewerkstelligt. Es ist sehr wünschenswerth, die Denitrirungs- und
                              									Absorptionsthürme dicht neben einander aufzustellen, da sie dann viel leichter zu
                              									bedienen sind und man nur eine kurze Rohrleitung von der Spitze des Druckrohres nach
                              									den anderen Thürmen hin braucht; kann man dieß aber aus localen Gründen nicht thun,
                              									so muß der Monte—jus in der Nähe des
                              									Absorptionsthurmes anfgestellt werden, welcher ja stets der höhere ist um von dort
                              									die Salpeterschwefelsäure und die Kammersäure durch eine Rohrleitung nach dem
                              									Denitrirungsthurm gehen zu lassen.
                           Bei der Aufstellung der Thürme muß jedoch eine Betrachtung durchaus entscheidend
                              									seyn, nämlich daß der Denitrirungsthum nicht allzuweit von den Kiesöfen entfernt
                              									seyn darf. Was die richtige Entfernung ist, läßt sich schwer sagen und wird wohl
                              									erst in einigen Jahren mit Sicherheit zu bestimmen seyn, wenn man längere
                              									Erfahrungen über die Dauer der Thürme hat. Je näher man den Thurm an die Kiesöfen
                              									bringt, desto heißeres Gas, bessere Denitrirung und stärkere Concentrirung wird man
                              									erreichen; legt man den Thurm weiter weg, so kühlt sich das Gas schon theilweise ab,
                              									ehe es in den Thurm gelangt, und man kann dann nicht mehr so starke Säure erzielen,
                              									wird aber dafür auf eine viel längere Dauer des Thurmes rechnen können; natürlich
                              									muß man dann doch noch zum Verdampfen durch Feuer greifen, um die Säure auf die zur
                              									Absorption erforderliche Stärke zu bringen, was dann wieder Kosten für separate
                              									Feuerung und Reparatur der Abdampfpfanne verursacht. Was die richtige Mitte ist,
                              									läßt sich theoretisch gar nicht feststellen und nur durch Tasten ermitteln.
                           Da manche Fabrikanten also doch gezwungen sind, schließlich noch zum Abdampfen zu
                              									greifen, weil ihre Säure vom Denitrirungsthurm vielleicht nur mit 57 oder 58°
                              									Baumé kommt, während sie doch 62° Baumé für den Absorptionsthurm brauchen, so
                              									will ich hier noch schließlich eine Abbildung und Veschreibung einer Abdampfpfanne
                              									geben wie sie mir unter den vielen von mir beobachteten Formen am zweckmäßigsten
                              									erschienen ist, was ich auch durch mehrjährigen Gebrauch erprobt habe. Voranschicken
                              									muß ich, daß in England die Abdampfpfannen mit Unterfeuer  nur selten augewendet werden,
                              									und zwar ausschließlich zur Concentrirung von Verkanfssäure. Selbst der größere
                              									Theil der zum Verkauf bestimmten und sämmliche zum Verbranche bestimmte Säure wird
                              									stets durch Pfannen mit Oberfeuer concentrirt. Man findet diese öfters mit einer
                              									rings um den Oberrand angelötheten Bleiröhre versehen, in welcher ein Wasserstrom
                              									zur Abkühlung circulirt, um den nicht von Säure bedeckten Theil der Pfanne vor dem
                              									Schmelzen zu schützen; diese Einrichtung hat aber viele praktische Umständlichkeiten
                              									und Uebelstände zur Folge. Diese werden völlig vermieden durch eine Construction,
                              									wobei das Feuer an keiner Stelle mit der Pfanne in Berührnng kommt, und das
                              									Feuergewölbe ebenfalls von derselben unabhängig ist, wie es Fig. 24, 25 und 26 zeigen, wovon Fig. 24 ein
                              									Grundriß nach A, B, Fig. 25 ein Vorderaufriß
                              									und Fig. 26
                              									ein Querschnitt nach C, D, im Maaßstabe von 1 : 48 sind.
                              									Um nicht zu viel Raum wegzunehmen, ist die Pfanne nur 15 Fuß lang gezeichnet; in
                              									Wirklichkeit muß sie bedeuteud länger seyn, um die Wärme besser auszunutzen, und ist
                              									in meiner Fabrik factisch 33 Fuß lang.
                           Die Feuerung a. ist von der Abdampfpfanne ganz
                              									abgesondert und hier nur ganz flüchtig skizzirt.Man kann auch Gasfeuerung anwenden. Der einen Fuß weite offene
                              									Raum zwischen der Außenwand des Feuerherdes und der Bleipfanne ist mit zwei Fuß
                              									breiten Fliesen überdeckt, welche 6 Zoll Auflagerung in der Wand der Feuerung haben,
                              									und somit noch 6 Zoll über den Rand der Bleipfanne vorragen; innerhalb der letzteren
                              									ruhen sie dann auf der das ganze Innere der Pfanne verkleidenden Schutzmauer b. Die Pfanne selbst ist aus einer einzigen, mindestens
                              									¼ Zoll starken Bleitafel hergestellt, wobei ihre Länge ziemlich unbeschränkt
                              									ist, ihre Breite dagegen wiederum von der gerade im Handel zu erlangenden Breite des
                              									Walzbleies abhängt; sie ist hier mit 5 Fuß Breite und 16½ Zoll tief, also aus
                              									7′ 9″ breitem Walzblei, gezeichnet. Da das Blei zu stark ist, um mit
                              									Leichtigkeit kalt gebogen werden zu tönnen, so macht man längs der vorgezeichneten
                              									Biegungsstellen ein Feuer aus Hobelspänen an, natürlich mit größter Vorsicht, um ein
                              									Schmelzen zu vermeiden; man kann das Biegen mit Leichtigkeit vornehmen. Die Ecken
                              									werden nicht ausgeschnitten, sondern das Blei dreieckig zusammengeschlagen und
                              									eingebogen. An einer Stelle bringt man eine Erweiterung c an, welche den Spiegel der Säure außen sehen läßt und gestattet Proben
                              									zu ziehen, Heber einzusetzen u. dgl. Das Princip beim Setzen dieser Pfanne ist, das
                              									Blei so viel wie möglich auswendig mit der Luft in Berührung zu bringen und inwendig
                              									vom Feuer zu bewahren. Die Pfanne ruht auf einer Reihe von Mauerpfeilern 
                              									d, d, 14 Zoll im Quadrat, welche ganz frei stehen, so
                              									daß der Raum dazwischen und unter der Pfanne stets zugänglich ist. Auf diesen liegen
                              									dann zunächst starke hölzerne Längsschwellen e, e und
                              									auf diesen, dicht neben einander, als Querschwellen dreizöllige Bohlen f, f. Diese sind mit einer dünnen Schicht Sand bedeckt,
                              									und darauf endlich kommt die Bleipfanne selbst. Die Pfeiler, Bohlen u. s. w. sind
                              									derartig angebracht, daß sie etwa 10 Zoll zu beiden Seiten der Pfanne hervorragen
                              									und es gestatten kleine Mauerpfeiler g, g von 9 Zoll im
                              									Quadrat, das Blei nicht ganz berührend, anzubringen, welche oben einen fortlaufenden
                              									eisernen Querträger h tragen. Dieser letztere dient als
                              									Widerlager des Pfannengewölbes i, welches somit ganz
                              									unabhängig von der Pfanne selbst ist. Man wählt diesen Querträger am besten von
                              									winkelförmigem Querschnitt, wie es in Fig. 26 angedeutet ist
                              									und wendet natürlich, wie gleichfalls in allen drei Figuren gezeigt, die nothwendige
                              									Verankerung an. Der obere Rand der Bleipfanne ist rechtwinkelig umgebogen, und
                              									zwischen dem Eisen von h und dem Mauerwerk von i festgeklemmt (Fig. 26); dieß geschieht
                              									um dem Rande mehr Steifigkeit zu geben. An der Feuerseite, wo die Pfanne am
                              									heißesten wird und am ehesten nachgibt, kann man eiserne Querschienen und
                              									Strebestangen anbringen bei k (Fig. 24 und 25). Innerhalb
                              									der Pfanne, um ihren ganzen Rand herum, ist eine trockene
                              									Mauer b, b von den allerhärtesten Chamottesteinen
                              									aufgeführt, welche an den Längsseiten oben bis an das Gewölbe reicht, an der
                              									Feuerseite, wie vorher bemerkt, die übergreifenden Chamotteplatten trägt, und an der
                              									Fuchsseite ebenfalls nur bis zur Höhe der Pfanne geht und mit Chamotteplatten
                              									bedeckt ist, welche bis zum Fuchs l reichen. Die Mauer
                              										b, b steht etwa einen Zoll von den Seitenwänden der
                              									Pfanne ab und hat unten Lücken, so daß die Säure frei circuliren kann. Es ist wohl
                              									ganz klar ersichtlich, wie die Flamme nirgend das Blei selbst erreichen kann,
                              									sondern stets durch eine das Blei selbst nicht berührende Chamottewand davon
                              									abgehalten wird. Am meisten Sorgfalt muß man immer auf die dem Feuer zunächst
                              									liegende Seite verwenden. Man sieht auch daß auswendig die ganze Pfanne der Luft
                              									ausgesetzt ist und ihr Schmelzen auch dadurch verhütet wird. Wie bekannt, arbeitet
                              									man in diesen Pfannen in der Regel der Art, daß man continuirlich verdünnte Säure an
                              									der Oberflache einlaufen läßt, und concentrirte Säure durch einen Heber oder ein
                              									unten angelöthetes Rohr dicht über dem Boden der Pfanne wegnimmt; findet man daß
                              									diese Säure nicht hinreichend concentrirt ist, so verstärkt man einfach das Feuer,
                              									oder verringert den Zufluß von verdünnter Säure, oder Beides zugleich.
                           South Shields, Tyne Chemical Company, im Juli 1871.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
