| Titel: | Bericht über Versuche an einer 400pferdigen Ventil-Dampfmaschine von Gebrüder Sulzer in der Kammgarnspinnerei zu Augsburg; von Prof. C. Linde in München. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. CXVII., S. 481 | 
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                        CXVII.
                        Bericht über Versuche an einer 400pferdigen
                           								Ventil-Dampfmaschine von Gebrüder Sulzer in der Kammgarnspinnerei zu Augsburg; von Prof.
                           									C. Linde in
                           									München.
                        Aus dem bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt,
                              									1871 S. 131.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									X.
                        Linde, über Versuche an einer 400pferdigen
                           								Ventildampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Versuche, über welche hier berichtet werden soll, waren dadurch veranlaßt, daß
                              									ermittelt werden sollte, ob die von Gebrüder Sulzer in
                              									Winterthur gelieferte Dampfmaschine die garantirte Leistung habe. Die Garantie bezog
                              									sich auf den Wasserverbrauch für die indicirte Arbeitsleistung  und es war somit zunächst bloß
                              									die Beantwortung der Frage nothwendig: wie groß der stündliche
                                 										Wasserverbrauch
                              									pro indicirte Pferdest ärke sey. Derselbe sollte gemäß
                              									der durch die Lieferanten übernommenen Verpflichtung zwischen 16 und 18 Pfd. liegen.
                              									Wenn eine Ausdehnung der Versuche über weitere Fragen statt gefunden hat, so geschah
                              									dieß nur insoweit, als es sich leicht im Anschluß an jene Untersuchung durchführen
                              									ließ, und geschah theilweise erst, nachdem die Versuche bereits im Gange waren. Es
                              									muß dieß voraus geschickt werden, um in den Dispositionen und in der Durchführung
                              									der Versuche Manches zu erklären, was in anderer Weise hätte behandelt werden
                              									müssen, wenn eine umfassende und wissenschaftlich exacte Unter suchung der
                              									Gesammtanlage in allen ihren Organen beabsichtigt gewesen wäre.
                           Insbesondere mußte bei der erheblichen Stärke der Maschine von 400 Pferdekräften und
                              									wegen localer Schwierigkeiten auf eine genaue Ermittelung der effectiven Arbeitsleistung der Maschine durch Bremsdynamometer verzichtet
                              									werden.
                           Dagegen wurden diejenigen Beobachtungen vorgenommen, welche die Leistung der
                              									Dampferzeugungsapparate und des benutzten Brennmateriales zu ermitteln geeignet
                              									sind.
                           Die gefundenen Resultate stellen immerhin eine so stattliche Summe interessanter und
                              									wichtiger Thatsachen dar, daß deren Veröffentlichung willkommen seyn muß, wobei nur
                              									zu wünschen ist, daß durch allgemeinere und häufigere Vornahme solcher Versuche und
                              									durch Publication des Gefundenen in der Weise, wie es besonders im Elsaß mehrfach
                              									geschehen ist, die Zusammenstellung der Daten ermöglicht werde, welche zu einer
                              									vergleichenden Beurtheilung der verschiedenen Systeme von Dampfapparaten
                              									erforderlich sind.
                           Alle Angaben und Zahlen, welche hier mitgetheilt werden, beruhen auf sorgfältiger und
                              									gewissenhafter Beobachtung und Aufzeichnung, welche zum großen Theil durch
                              									Doppelbeobachtung und dadurch controllirt erscheinen, daß die Versuche die
                              									beträchtliche Dauer von 4 Tagen umfaßten.An diesen Versuchen haben folgende Herren ohne Unterbrechung theilgenommen:
                                    												Bissinger, Ingenieur der Maschinenfabrik
                                    											Augsburg; Hirzel und Märklin, Ingenieure der Maschinenfabrik von Gebr. Sulzer in Winterthur; Maurer, Studirender der polytechnischen Schule in
                                    											München; Mehl, technischer Dirigent der Augsburger Kammgarnspinnerei; Schoffer, Civilingenieur in Augsburg; Sommer, Techniker in der Augsburger
                                    											Kammgarnspinnerei; Walther, Ingenieur des
                                    											bayerischen Dampfkessel-Revisionsvereines, endlich der Berichterstatter.
                           
                           I. Beschreibung
                                 										der Anlage.
                           Die Augsburger Kammgarnspinnerei bedient sich zum Betriebe ihrer 36780 Spindeln nebst
                              									142 Webstühlen und 3733 Zwirnspindeln in erster Linie dreier Turbinen von zusammen
                              									80 bis 90 Pferdestärken und sodann zur Ergänzung der erforderlichen Betriebskraft
                              									der den Versuchen zu Grunde gelegenen Dampfmaschine.
                           Die Maschine. Diese von Gebrüder
                                 										Sulzer in Winterthur (Schweiz) nach eigenem Constructionssystem erbaute und
                              									seit Mitte December 1870 im Betriebe befindliche Maschine ist eine liegende
                              									Zwillingsmaschine mit Ventilsteuerung, variabler vom Regulator abhängiger Expansion
                              									und mit Condensation.Eine solche Hochdruckdampfmaschine von Gebrüder
                                       												Sulzer — mit deren neuer cylindrischen
                                       												Geradführung des Querhauptes der Kolbenstange und mit deren besonderer Ventilsteuerung versehen —
                                    											gehörte zu den schönsten und zweckmäßigst construirten Dampfmaschinen,
                                    											welche auf der Weltausstellung zu Paris i. J. 1867 zu sehen waren. Eine
                                    											Beschreibung derselben hat Prof. Carl Jenny in
                                    											seinem Bericht über die Motoren im officiellen österreichischen
                                    											Ausstellungsbericht (sechste Lieferung, Heft 4, S. 102) mitgetheilt; die
                                    											seinem Bericht beigegebenen Figurentafeln enthalten ein perspectivisches
                                    											Bild der Maschine, ferner das genaue Detail des Dampfcylinders mit den
                                    											Ventilen, dann der Steuerung und des Regulators.A. d. Red.
                           Ihre Dimensionen sind folgende: Kolbendurchmesser 0,7 Meter, Kolbenhub 1,5 Meter.
                           Sie läuft mit einer mittleren Geschwindigkeit von 40 Umdrehungen pro Minute, so daß die mittlere Kolbengeschwindigkeit 2
                              									Meter beträgt. Auf der Kurbelwelle befindet sich das mit Zahnkranz versehene
                              									Schwungrad von 6,87 Meter Durchmesser und greift in ein auf einer hohlen Achse
                              									sitzendes Zahnrad von 2,35 Meter Durchmesser ein. Von dieser hohlen Achse wird die
                              									Transmissionswelle umfaßt, so daß durch Einrückung einer Kuppelung die Wirkung der
                              									Kraftmaschinen combinirt werden kann.
                           Der Dampfeintritt aus der vom Kesselhause kommenden
                              									Rohrleitung findet durch Vermittelung der die Cylinder völlig umschließenden
                              									Dampfmäntel statt, so daß die durch Excenter geöffneten und durch Federn
                              									geschlossenen (Doppelsitz-) Einlaßventile von 186 Millimeter mittlerem
                              									Durchmesser hart bei der Eintrittsstelle in den Cylinder die Verbindung zwischen
                              									jenem durch den Mantel gebildeten Raum und dem Raum hinter dem Kolben herstellen.
                              									Der „schädliche Raum“ beträgt hierbei circa 3 Procent.
                           Der Dampfaustritt findet je durch die beiden vermittelst
                              									Excenter geöffneten und geschlossenen Auslaßventile in die auf der Rückseite  der Cylinder gelegenen
                              									Condensatoren statt. Die Anordnung der Condensatorpumpen c, deren Bewegung durch die nach rückwärts verlängerten Kolbenstangen b vermittelst der Winkelhebel d, sowie die Ableitung des Condensationswassers aus den Dampfmänteln und
                              									des Kühlwassers aus den Condensatoren ist aus Fig. 19 der bezüglichen
                              									Abbildungen ersichtlich.
                           Die Kesselanlage. Zum Betriebe der besprochenen Maschine
                              									dienen sechs neben einander liegende Dampfkessel, welche drei verschiedenen Typen
                              									angehören. Die Kessel Nr. 1, 2 und 3 sind einfache cylindrische Kessel mit je zwei
                              									Vorwärmern, die Kessel Nr. 4 und 5 sind Röhrenkessel mit je 95 Rauchröhren von 85
                              									Millimeter innerem Durchmesser, der Kessel Nr. 6 endlich ist ein Fairbairn-Kessel mit zwei Vorwärmern. Bei
                              									sämmtlichen sechs Kesseln findet dreifache Circulation der Feuergase statt, welche
                              									durch einen gemeinsamen Kamin von 38 Meter Höhe und 1,75 Meter Durchmesser im
                              									Lichten (bei achteckigem Querschnitt) abziehen.
                           Besonders bemerkenswerth ist die Einrichtung der Feuerroste. Die dem technischen Dirigenten des Etablissements, Hrn. Mehl, seit einem Jahre patentirte und bereits vielfach
                              									mit vorzüglichem Erfolge angewendete Construction dieser PlanrosteMitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 436 (zweites Märzheft
                                    											1871). bietet, besonders für die Verbrennung kleinkörnigen
                              									Materiales, große Vorzüge. Zur Erfüllung der vor Allem für solches Brennmaterial
                              									vorliegenden Hauptbedingung gleichmäßiger, fein vertheilter Luftzuführung ist die
                              									aus Fig. 16
                              									ersichtliche Anordnung und Dimensionirung gewählt.
                           Die Stäbe sind mit ihren Enden so neben einander gelegt, daß sie bei seitlicher
                              									Unverschiebbarkeit sich in der Längenrichtung nach Bedürfniß bewegen können, ohne
                              									daß zwischen liegende Brennmaterialtheile hinderlich seyn können, wie dieß bei
                              									gestoßenen Stäben der Fall ist. Durch die starke Abrundung der Enden ist das
                              									Aufstoßen der Stäbe durch die Schürwerkzeuge, überhaupt das Hängenbleiben der
                              									letzteren vermieden. Da die obere Stabdicke 6 Millimeter bei 2 Millimeter
                              									Luftöffnung, die untere 4 Millimeter beträgt, so umfaßt der freie Querschnitt für
                              									den Luftzutritt oben 25 und unten 50 Proc. der Rostfläche.
                           Als Brennmaterial dient für alle sechs Kessel Penzberger Kohlenklein,
                              										„Gries“ und „Mischkohle,“ welches in
                              									ganz dünnen Schichten aufgetragen wird, wodurch verhältnißmäßig große Rostflächen
                              									bedingt werden.
                           Die Größe der Heizfächen und Rostflächen bei den sechs Kesseln ist folgende:
                           
                           
                              
                                 
                                 Heizfläche bayerische
                                 Rostfläche Quadratfuß
                                 Verhältniß der Rostfläche zur Heizfläche
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 644
                                 21
                                 1/30
                                 
                              
                                 Nr. 2
                                 481
                                 23
                                 1/22
                                 
                              
                                 Nr. 3
                                 644
                                 20,5
                                 1/31
                                 
                              
                                 Nr. 4
                                 1302
                                 24
                                 1/54
                                 
                              
                                 Nr. 5
                                 1302
                                 21
                                 1/63
                                 
                              
                                 Nr. 6
                                 1100
                                 24,5
                                 1/45
                                 
                              
                           Die gesammte Heizfläche beträgt 5473 Quadratfuß oder 466
                              									Quadratmeter; die gesammte Rostfläche aber 134 Quadratfuß
                              									oder 11,4 Quadratmeter; das Gesammt-Flächenverhältniß also 1/40.
                           Der Dampfdruck in den Kesseln ist auf 5 Atmosphären
                              									Ueberdruck normirt.
                           Die Speisung dieser Kessel geschieht durch zwei mit
                              									Oberflächencondensation versehene Dampfpumpen (Fig. 17 und 18), so daß
                              									das Speisewasser durch den Abdampf derselben vorgewärmt wird.
                           Die Dampfentnahme findet in üblicher Weise dadurch statt,
                              									daß aus jedem Kessel, durch ein Ventil abschließbar, ein Dampfrohr in das zum
                              									Maschinenhaus führende Hauptrohr mündet, welches seinerseits durch ein Hauptventil
                              									geschlossen werden kann. Dieses Hauptrohr hat bei 0,21 Meter Durchmesser die
                              									beträchtliche Länge von 63,8 Meter aus dem Grunde, weil die Aufstellung der neuen
                              									Maschine localer Zweckmäßigkeitsrücksichten wegen in jener Entfernung von der
                              									bereits bestehenden Kesselanlage geboten erschien. Zur Ansammlung und Entfernung der
                              									hierdurch bedingten beträchtlichen Condensationswassermenge dient ein vor dem
                              									Maschinenhause aufgestellter Condensationstopf. (Dieses Condensationswasser, sowie
                              									das aus den Dampfmänteln der Cylinder und aus dem Condensator kommende Wasser findet
                              									bei dem starken Bedarf an warmem Wusser in der Fabrik zweckmäßige Verwendung.)
                           Alle Kessel sind mit Federmanometern versehen; außerdem ist an den Enden der
                              									Hauptleitung im Kesselhause und im Maschinenhause ein solches Manometer
                              									angebracht.
                           II. Dispositionen für die Versuche.
                           Zur Beantwortung der Hauptfrage: wie groß der stündliche
                                 										Wasserverbrauch
                              									pro
                              									indicirte Pferdestärke sey, war die Erfüllung folgender
                              									Bedingungen erforderlich: 1) constante Füllung in den Cylindern, 2) annäherungsweise
                              									constante Geschwindigkeit, 3) constanter Druck in der Hauptleitung, 4) constanter
                              									Condensatordruck, 5) Messung der während einer beträchtlichen Arbeitsdauer
                              									verbrauchten Wassermenge  und 6) Zählung der während dieser Dauer von der Maschine gemachten
                              									Umdrehungen.
                           Wäre die genaue Erfüllung aller dieser Bedingungen möglich gewesen, so hätte die
                              									Abnahme einiger Diagramme mit dem Watt'schen Indicator
                              									die präcise Beantwortung jener Frage gestattet.
                           Da aber eine solche genaue Erfüllung nicht zu erwarten war, so wurde zu möglichster
                              									Eliminirung aller aus unvermeidlichen Schwankungen resultirenden Fehler die Abnahme
                              									einer sehr großen Zahl von Diagrammen während einer längeren Dauer in regelmäßigen
                              									Intervallen beschlossen. Diese Dauer wurde zu 4 Tagen à;
                              									12 Stunden, also zu 48 Stunden festgesetzt, innerhalb welcher von 10 zu 10 Minuten
                              									je auf beiden Cylinderseiten Diagramme abgenommen werden sollten, so daß die hohe
                              									Zahl von ungefähr 4×6×48 = 1152 Diagrammen erhalten werden mußte. Auf
                              									diese Art durfte darauf gezählt werden, daß einerseits alle eintretenden
                              									Schwankungen, sowie etwaige Störungen in der Abnahme der Diagramme selbst
                              									ausgeglichen, und ein vollkommen zuverlässiger Mittelwerth zu erzielen seyn werde.
                              									Zur Abnahme der Indicatorcurven war folgende Einrichtung getroffen:
                           Auf der Achse e (Fig. 19) des zur Bewegung
                              									der Condensatorpumpen dienenden Winkelhebels war ein Segment aufgekeilt, welches
                              									durch ein Hanfband i seine Bewegung auf eine durch ein
                              									Kautschukrohr g gespannte und zurückgeleitete Rolle m übertrug. Auf gleicher Achse mit letzterer befand sich
                              									eine kleinere Rolle, um welche die zur unmittelbaren Bewegung der Indicatortrommel
                              									dienende Hanfschnur f geschlungen war. Zur Aufnahme der
                              									Indicatoren waren vorn und hinten an jedem Cylinder der Achsenhöhe entsprechende
                              									Ansatzstücke angeschraubt. Bei dieser Anordnung und Uebertragung der geradlinigen in
                              									die rotirende Bewegung konnten allerdings die Diagramme kein vollkommen richtiges
                              									Bild von den jeder Kolbenstellung entsprechenden Dampfspannungen geben. Da aber
                              									wegen des großen Hubes von einer directen Ableitung der Bewegung von der
                              									Kolbenstange resp. vom Kreuzkopfe aus abgesehen war, so wäre auch bei Führung des
                              									Hanfbandes durch einen Hebel statt durch das Segment wegen Einflusses der ziemlich
                              									kurzen Lenkstange k die Beziehung zwischen dem Diagramm
                              									und der Kolbenbewegung keine absolut genaue gewesen. Deßhalb war die sichere Führung
                              									durch das Segment vorgezogen worden. Der Fehler, der hierbei den Indicatorcurven
                              									bezüglich der Größe der indicirten Arbeit anhaftet, konnte einerseits nur
                              									unbedeutend seyn, andererseits mußte sich derselbe vollständig eliminiren lassen,
                              									wenn nur an einem Diagramme eine genaue Correction vorgenommen, und dieselbe auf die
                              									übrigen übertragen wurde, da die Diagramme  so wenig von einander abweichen, daß der Fehler als ein
                              									constanter anzusehen war.
                           Für die Erfüllung der beiden ersten Bedingungen, also für die Erhaltung constanter Arbeitsleistung, war der Umstand sehr günstig, daß
                              									zum Betriebe des Etablissements neben der Dampfmaschine, wie oben erwähnt, drei
                              									Turbinen dienen. Man konnte also die Maschine ihre gewöhnliche Arbeit verrichten und
                              									dabei alle Schwankungen in der zum Betriebe der Fabrik erforderlichen
                              									Arbeitsleistung durch die Turbinen allein übernehmen lassen. Es wurde zu diesem
                              									Zwecke der Regulator von der Maschine entfernt, und die Steuerung —
                              									vorausgegangenen Versuchen mit dem Indicator entsprechend — so regulirt, daß
                              									bei 5 Atmosphären Ueberdruck in der Rohrleitung und bei 40 Umdrehungen pro Minute eine Arbeit von circa 400 Indicatorpferdestärken durch die Maschine verrichtet wurde. Die
                              									Füllung, welche circa 10 Proc. betrug, war also
                              									vollständig constant gemacht, so daß die Schwankungen in der Arbeitsleistung, so
                              									weit sie durch die Turbinen nicht ausgeglichen wurden, nur in kleinen Aenderungen
                              									der Geschwindigkeit sich äußern konnten. Da nun mäßige Differenzen in der
                              									Geschwindigkeit die Dampfarbeit während einer Umdrehung nicht bemerkbar verändern
                              									können, die Zahl der Umdrehungen aber beobachtet werden sollte, so war thatsächlich
                              									den ersten Bedingungen vollständig entsprochen. Um übrigens den Grad der
                              									Geschwindigkeitsdifferenzen beobachten zu können, war im Maschinenhause ein sehr
                              									empfindliches Centrifugalpendel aufgestellt, welches die kleinsten
                              									Geschwindigkeitsdifferenzen ersichtlich machte.
                           Zur Constanthaltung des Dampfdruckes mußte man sich damit
                              									begnügen, die Heizung und Speisung der Kessel möglichst gleichmäßig zu halten und
                              									nach den Manometerständen zu reguliren. Es konnte hierbei nicht darauf gerechnet
                              									werden, daß es gelingen werde, die Schwankungen innerhalb sehr enger Grenzen zu
                              									halten, und wurde gerade deßhalb die fortdauernde Abnahme von Indicatorcurven unter
                              									gleichzeitiger Beobachtung der Manometerstände für nothwendig erachtet. Die
                              									Mittelwerthe 'aus beiden Beobachtungen ließen dann aber auf ein immerhin fehr genaues
                              									Resultat zählen.
                           Die Constanthaltung des Condensatordruckes war hinreichend
                              									genau durch Zuführung constanter Kühlwassermengen garantirt.
                           Ein Quecksilbervacuummeter und ein Federvacuummeter sollten die etwa eintretenden
                              									Differenzen angeben, aus deren Aufzeichnung wiederum der Mittelwerth zu suchen
                              									war.
                           Die Ablesung der Dampfspannungen konnte nur an den oben erwähnten Federmanometern
                              									vorgenommen werden, da ein Quecksilbermanometer  nicht zur Verfügung stand. Es
                              									wurden aber sämmtliche Manometer mit einem Normal-Federmanometer verglichen,
                              									welches vor und nach den Versuchen an einem Quecksilbermanometer im Laboratorium für
                              									Maschinenlehre an der polytechnischen Schule in München verificirt worden ist.
                           Zur Messung der während der vier Versuchstage verbrauchten Dampfmenge waren folgende Dispositionen getroffen:
                           Die Saugpumpen a (Fig. 17 und 18) der beiden
                              									Dampfpumpen, welchen der Dampf nicht durch die zum Betriebe der Dampfmaschine
                              									dienende Kesselanlage geliefert wird, heben das Speisewasser aus dem Brunnen b abwechselnd in zwei geaichte Fässer I und II, aus welchen die
                              									Druckpumpen c die Kessel gemeinsam speisen. Dabei wird
                              									das eine Faß je bis zu einem Ueberlaufe gefüllt, während das andere Faß nach Bedarf
                              									der Speisung geleert wird. Da also die jeder Füllung und Entleerung entsprechende
                              									Wassermenge dieselbe seyn mußte, so war nur eine Notirung der Füllungen
                              									erforderlich, welche neben der Anzahl den Zeitpunkt der Füllungen, sowie die
                              									Temperatur des Speisewassers umfassen sollte. Die Aichung der beiden Fässer wurde in
                              									der Art vorgenommen, daß dieselben bis zum Ueberlauf gefüllt und dann mit Hülfe
                              									eines bis in die Vertiefung des Ablaufrohres reichenden und durch einen Hahn
                              									abschließbaren Hebers in Gefäße geleert wurden, deren Füllung unter jedesmaliger
                              									Tarirung abgewogen wurde. Diese Messung ergab beim Faß I
                              									einen Fassungsraum für 1578,4 Zollpfd., beim Faß II für
                              									1581,2 Pfd. Wasser. Wenn hierdurch eine sehr genaue Controlle für das in die Kessel
                              									(durch eine gemeinsame Leitung) gepumpte Wasser gegeben war, so mußten noch folgende
                              									Momente berücksichtigt werden, um zu einem richtigen Resultate für den
                              									Dampfverbrauch zu gelangen. Erstlich mußte dafür gesorgt werden, daß bei Beginn und
                              									bei Beendigung der Versuche gleich große Wassermengen in dem Kessel sich befänden.
                              									Sodann sind die etwaigen Verluste der Kessel durch Undichtheiten zu ermitteln, auf
                              									welche man bei sechs größtentheils älteren Kesseln immerhin gefaßt seyn mußte.
                              									Während der eigentlichen Arbeitsperiode lassen sich solche Verluste im Allgemeinen
                              									nicht quantitativ nachweisen, dagegen läßt sich wohl nachweisen, ob über Nacht
                              									während des Stillstandes eine Wasserabnahme in den Kesseln stattfindet, wenn Abends
                              									und Morgens, nach Beendigung und Wiederaufnahme der Arbeit, die Wasserstände bei
                              									gleichen Dampfspannungen gemessen werden. Freilich läßt eine so ermittelte Abnahme
                              									nicht mit Genauigkeit auf den während der Arbeitszeit stattfindenden Verlust
                              									schließen, immerhin aber darf angenommen werden, daß der Verlust während des
                              									Stillstandes wegen der eintretenden Abkühlung eher  größer ist, als während der
                              									Heizperiode. Es wurde festgesetzt, daß die Messung der Wasserstände nicht bloß zu
                              									genannten Zeiten, sondern überhaupt von halber zu halber Stunde vorgenommen werden
                              									solle, und wurden hierzu besondere Maaßstäbe aus Flacheisen vorgerichtet, welche an
                              									einem rechtwinkelig gebogenen Ende zugeschärft waren. Die Schneide war an das Niveau
                              									im Wasserstandsglas zu halten, während von einem Fixpunkte am unteren Gehäuse aus je
                              									ein Bleistiftstrich zu ziehen war, dessen Entfernung von der Schneide mit einem
                              									Maaßstabe bestimmt werden sollte. Endlich mußte wenigstens ein Theil des im
                              									Condensationstopfe in der Hauptdampfleitung sich ansammelnden Wassers der abnormen
                              									Länge dieser Leitung wegen in Abzug gebracht werden. Es wurde als normale Rohrlänge
                              									eine solche von circa 20 Meter angenommen, so daß zwei
                              									Drittheile jenes Condensationswassers bei Berechnung der verbrauchten Dampfmenge
                              									abgezogen werden sollten. Hierzu war die Gewichtsbestimmung jener Wassermenge
                              									nothwendig, welche in der Weise geschehen sollte, daß aus dem durch einen Hahn
                              									abschließbaren Austrittsrohre tragbare Gefäße gefüllt und einzeln abgewogen werden
                              									sollten.
                           Zur Erfüllung der letzten der vorhin aufgezählten Bedingungen wurde ein Tourenzähler
                              									so mit der Maschine in Verbindung gebracht, daß er direct die Anzahl der Umdrehungen abzulesen gestattete und fortwährend den
                              									Beobachtern vor Augen blieb.
                           Damit waren die zur Erledigung der Hauptfrage erforderlichen Dispositionen erschöpft.
                              									Es sollten aber noch eine Reihe solcher Beobachtungen und Arbeiten angeschlossen
                              									werden, welche leicht vorzunehmen waren, und zur Ermittelung der Bedingungen dienen
                              									konnten, unter welchen einerseits die Maschine, andererseits die
                              									Dampferzeugungsapparate functioniren. In ersterer Beziehung wurde festgesetzt, daß,
                              									wenn auch auf Bremsversuche verzichtet werden mußte, doch der Leerlauf der Maschine untersucht werden sollte, daß also Curven von der
                              									mit gleicher Geschwindigkeit leer laufenden Maschine abgenommen werden sollten. Da
                              									erfahrungsgemäß die hierdurch bestimmbaren constanten Widerstände der Maschine viel
                              									beträchtlicher sind, als die variabeln, und da das Verhältniß der letzteren zu jenen
                              									aus früheren Versuchen an Maschinen ähnlicher Construction bekannt ist, so konnte
                              									darauf gerechnet werden, daß auch die effective Leistung
                              									der Maschine mit sehr angenäherter Richtigkeit gefunden werden würde. Fernerhin
                              									sollten die in den Dampfmänteln und in den Cylindern während der Arbeit condensirten Wassermengen bestimmt, sowie Notirungen der
                              										Wassertemperaturen in den Condensatoren vorgenommen
                              									werden.
                           Bezüglich der Dampferzeugungsapparate war vor Allem die
                              										 Frage nach dem Brennmaterialverbrauch zu untersuchen. Es war im
                              									Kesselhause eine Decimalwaage in das Pflaster so eingelassen, daß mit den zur Zufuhr
                              									dienenden tarirten eisernen Handkarren bequem aufgefahren und deren Inhalt gewogen
                              									werden konnte. Die Ermittelung der Leistungsfähigkeit je eines der drei
                              									Kesselsysteme, welche allerdings von großem Interesse gewesen wäre, war nicht
                              									durchführbar, weil die Speisung eine gemeinsame seyn sollte, um größere Schwankungen
                              									in den Dampffpannungs-Verhältnissen der einzelnen Kessel zu vermeiden.
                              									Dagegen sollte mit zwei sehr verschiedenen Kohlengattungen geheizt werden, und zwar
                              									an den beiden ersten Tagen mit ⅓ Penzberger „Mischkohle“
                              									und ⅔ Penzberger „Gries,“ an den beiden letzten Tagen
                              									aber mit Saarkohle Rheden I. Der Schlackengehalt beider
                              									Kohlensorten sollte in gleicher Weise wie die zugeführte Kohle jeden einzelnen Tag
                              									abgewogen werden.
                           Fernerhin war die leicht durchführbare Beobachtung und Aufzeichnung der Temperaturen
                              									in Aussicht genommen, mit welchen die Verbrennungsgase
                              									aus den Zügen der einzelnen Kessel in den gemeinsamen Abzugscanal treten. Die
                              									Einrichtungen für diese Ablesungen konnten übrigens erst im Laufe des ersten
                              									Versuchstages vorgenommen werden. Es wurde von jedem Kesselsystem je ein Kessel
                              									ausgewählt und zwar die Kessel Nr. 2, 4 und 6. Unmittelbar hinter den Registern
                              									wurden bei Nr. 2 und 4 in der Decke der Feuercanäle Löcher gebohrt und in dieselben
                              									Eisenrohre eingesetzt, welche unten durch Verschraubung geschlossen und so lang
                              									waren, daß sie nahezu bis zum Boden der Feuercanäle reichten; dieselben wurden
                              									sodann mit Talg gefüllt und in diese Füllung lange Quecksilberthermometer
                              									eingetaucht, welche ihrerseits nahezu das untere Ende der Eisenrohre erreichten. Auf
                              									diese Art durfte man erwarten, vollkommen zuverlässig je die Maximaltemperatur der
                              									abziehenden Gase zu ermitteln. Beim Kessel Nr. 6 mußte von der Seite angebohrt und
                              									das Eisenrohr schräg eingeführt werden, so daß es allerdings nicht mit allen
                              									Schichten des Feuerluftstromes in Berührung kam, weßhalb während der Versuche die
                              									Höhe des Bohrloches mehrfach verlegt wurde.
                           Die Vertheilung der Arbeiten auf die Beobachter wurde in
                              									der Weise vorgenommen, daß vier derselben paarweise und abwechselnd einerseits die
                              									Aufnahme der Indicatorcurven, andererseits die Messung der
                              									Speisewasser-Mengen und Temperaturen übernahmen, ein fünfter Beobachter
                              									sollte mit einem Gehülfen den Brennmaterialverbrauch, sowie die Wasser- und
                              									Manometerstände im Kesselhause, ein sechster die Temperaturen der abziehenden
                              									Feuergase notiren, endlich hatten zwei Beobachter  die in der Dampfleitung, in den
                              									Dampfmänteln und in den Cylindern condensirten Wassermengen zu wägen, sowie die
                              									Ablesungen der Manometer- und Vacuummeterstände im Maschinenhause und der
                              									Temperaturen in den Condensatoren zu besorgen.
                           III. Gang der
                                 										Versuche.
                           Die Versuche begannen Dienstag früh 5½ Uhr und wurden in der festgesetzten
                              									Weise bis Freitag Abend 8 Uhr durchgeführt. Jeden Morgen zu eben genannter Stunde
                              									waren die Beobachter auf ihren Posten, welche sie erst nach Abstellung der Maschine
                              									um 12 Uhr verließen. Vor der um 1 Uhr stattfindenden Ingangsetzung wurden die
                              									Arbeiten wieder aufgenommen und nach 7 Uhr Abends beendet. Sämmtliche Beobachter
                              									haben diesen anstrengenden Turnus ohne Unterbrechung eingehalten. Es ist während
                              									dieser ganzen Dauer überhaupt keine Störung vorgekommen, welche die Zuverlässigkeit
                              									der Resultate in Frage stellen und die Einschließung der möglichen Fehler innerhalb
                              									enger Grenzen verhindern könnte.
                           Als wesentlichste Störung muß angegeben werden, daß am ersten Vormittage der
                              									Tourenzähler eine Zeit lang versagte, so daß man genöthigt war, den Mittelwerth aus
                              									den übrigen sieben halben Tagen auf jenen zu übertragen. Als weitere Störungen sind
                              									besonders solche in der Functionirung der Indicatoren zu bezeichnen. Namentlich hat
                              									sich mehrfach eine unfreie Bewegung der Indicatorkolben bei den niedrigen
                              									(Condensator-) Spannungen gezeigt, so daß wegen mangelhaft ausgebildeten
                              									Vacuums eine beträchtliche Anzahl von Diagrammen cassirt werden mußte, was übrigens
                              									bei der großen Zahl von 1150 wirklich abgenommenen Diagrammen leicht geschehen
                              									konnte, ohne eine merkliche Beeinflussung des Mittelwerthes befürchten zu
                              									müssen.
                           Es kamen im Ganzen fünf Indicatoren Elliot'scher
                              									Construction in Verwendung, und zwar functionirten die Instrumente A, D, E fortdauernd, während B am letzten
                              									Nachmittage durch C ersetzt wurde. Die Instrumente A und B hatten seit der
                              									letzten Verificirung ihrer Scalen längere Zeit gearbeitet. Um etwa eingetretene
                              									Differenzen zu ermitteln, wurden sämmtliche Instrumente nach Ablauf der Versuche im
                              									Laboratorium für Maschinenlehre an der polytechnischen Schule in München an einem
                              									Quecksilbermanometer mit Dampfdruck nochmals geprüft und hiernach die Scalen zur
                              									Berechnung der mittleren Spannungen festgestellt.
                           In den sonstigen Beobachtungen sind folgende Unregelmäßigkeiten vorgekommen: Die Manometerstände im
                              									Maschinenhause sind erst von 8 Uhr des zweiten Morgens an regelmäßig alle 10 Minuten
                              										 notirt worden, und
                              									dieß geschah von da an auch am Anfang der Dampfleitung im Kesselhause in gleichen
                              									Intervallen, während am ersten Tage dort von halber Stunde zu halber Stunde
                              									abgelesen war. Die Vacuummeterstände und Condensatortemperaturen sind nur an den
                              									beiden letzten Tagen regelmäßig von 10 zu 10 Minuten notirt worden, endlich konnte
                              									die Ablesung der Temperaturen der abziehenden Gase erst um 11 Uhr Vormittags des
                              									ersten Tages begonnen werden.
                           Am 22. März Mittags wurden mehrere Leerlauf-Diagramme abgenommen, nachdem die
                              									Transmission ausgekuppelt war. Hierbei wurde in der Rohrleitung eine Dampfspannung
                              									von 2 Atm. hergestellt und dann so lange gedrosselt, bis die Maschine 40 Umdrehungen
                              									machte. Am 25. März wurde dieselbe Arbeit ohne Auskuppelung der Transmission (mit
                              									sämmtlichen Riemen auf den Leerlaufscheiben) vorgenommen.
                           Die Abmessung der Speisewassermengen, der Wasserstände an
                              									den Kesseln, sowie der verschiedenen Condensationswassermengen hat ohne jegliche
                              									Störung stattgefunden. Hinsichtlich der Speisewassertemperaturen wurde am zweiten Versuchstage die Einrichtung
                              									angefügt, daß an dem zu den Kesseln führenden Speiserohr ein Zweigröhrchen mit Hahn
                              									angebracht wurde, um nicht bloß die Temperatur in den Fässern, sondern auch die
                              									durch den Abdampf der Speisepumpe erhöhte Temperatur in der Leitung messen zu
                              									können.
                           Die Ermittelung des Brennmaterial-Verbrauches ist
                              									mit vollkommener Genauigkeit während der vier Tage in der Weise durchgeführt, daß
                              									continuirlich in dem Maaße, in welchem es consumirt wurde, zugefahren und abgewogen
                              									und daß jeden Abend sorgfältig sowohl hinsichtlich der im Laufe des Tages
                              									verbrannten Menge, als des entsprechenden Schlacken- und Aschengewichtes
                              									abgeschlossen worden ist. Dem Programme gemäß wurde am 21. und 22. März ⅓
                              									Penzberger „Mischkohle“ und ⅔ Penzberger
                              										„Gries“ zur Heizung gebraucht, während am 23. und 24. März
                              									mit Saarkohle Rheden I geheizt wurde. Da die Heizanlage
                              									für das erstgenannte Brennmaterial construirt ist, so mußte eine relativ geringere
                              									Leistung der Saarkohle erwartet werden. Um die Verbrennung derselben aber doch unter
                              									möglichst günstigen und annähernd normalen Bedingungen zu erzielen, wurde bei
                              									denjenigen Kesseln, welche ein sehr großes Verhältniß der Rost- zur
                              									Heizfläche hatten, die Rostfläche in der nachstehenden Weise dadurch verkleinert,
                              									daß ein Theil derselben mit Chamottesteinen verdeckt wurde.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 493
                              Für „Gries“
                                 										Für Saarkohle; Rostfläche; Verhältniß; Rostfläche; Verhältniß
                              
                           Es war hierdurch das Gesammt-Flächenverhältniß von 1/40 auf 1/55 reducirt
                              									worden. Bei dieser mehrere Stunden in der Nacht vom 22. auf 23. März andauernden
                              									Arbeit der Rostverkleinerung war es allerdings unvermeidlich, daß eine erhebliche
                              									Abkühlung der genannten Kessel und ihrer Einmauerung eintrat.
                           Da die in den beiden ersten Tagen verbrannte Mischung von Penzberger Kohlenklein in
                              									Folge dreiwöchentlichen Regenwetters bei Lagerung im Freien sehr naß war, so wurde
                              									der Wassergehalt (gegenüber dem lufttrockenen Zustande) aufgesucht, und zwar
                              									einerseits dadurch daß die abgewogene Füllung eines Handkarrens auf der Decke der
                              									Kesseleinmauerung ausgebreitet, nach 24 Stunden sorgfältig gesammelt und wiederum
                              									abgewogen wurde, andererseits dadurch daß mehrmals je ein Pfund Gries oder
                              									Mischkohle von verschiedenen Stellen der Kohlenhaufen in ein Blechgefäß genommen,
                              									auf einer feinen Waage abgewogen und sodann das Gefäß so lange auf einen Dampfdom
                              									zur Austrocknung gestellt wurde, bis keine Gewichtsabnahme mehr bemerkbar war. Wurde
                              									das Gefäß dann in's Freie gesetzt, so nahm es aus der Luft wieder eine gewisse
                              									Wassermenge auf. Die Differenz des nunmehrigen Gewichtes zu dem ursprünglichen ist
                              									dann der Berechnung des Wassergehaltes zu Grunde gelegt worden.
                           IV. Resultate
                                 										der Versuche.
                           Am 25. und 26. März wurde die gemeinsame Zusammenstellung und Berechnung der
                              									Versuchsresultate vorgenommen.
                           1) Bestimmung der geleisteten Dampfarbeit. Die Elemente
                              									zur Bestimmung der während der vier Tage geleisteten Dampfarbeit in Pferdestärken
                              									sind: a) Größe der Dampfarbeit pro Hub, b) Tourenzahl, c) Arbeitsdauer.
                           Die Dampfarbeit pro Hub
                              									wiederum ergibt sich, da die Füllung eine constante war, aus dem mittleren
                              									Dampfdrucke, aus der Kolbenfläche und aus der Hublänge. Der mittlere Dampfdruck ist
                              									als variabel zu betrachten, da die Kessel- und Condensatorspannung innerhalb
                              										 gewisser Grenzen
                              									schwankten. Um einen zuverlässigen Mittelwerth zu erhalten, mußte eine große Anzahl
                              									der abgenommenen Diagramme und zwar aus allen und möglichst gleich weit von einander
                              									liegenden Intervallen ausgerechnet werden. Es wurden zu diesem Zwecke je von den 36
                              									während eines halben Arbeitstages pro Cylinderseite von
                              									10 zu 10 Minuten abgenommenen und in ihrer Reihenfolge numerirten Diagrammen 15 in
                              									der Weise ausgesucht, daß je eine Nummer übersprungen wurde, und außerdem diejenigen
                              									Diagramme beseitigt wurden, an welchen sich eine durch mangelhafte Functionirung
                              									eines Apparates entstandene Unvollkommenheit zeigte. Auf diese Art wurden 4 ×
                              									8 × 15 = 480 Diagramme gewonnen, welche man mit Hülfe von vier Amsler'schen Planimetern ausrechnete.
                           Auf Grund der hiernach verificirten Scalen für die bei jedem Diagramme benutzten
                              									Instrumente ergeben sich die in Tabelle I enthaltenen
                              									Werthe für den mittleren Dampfdruck an jedem Tage. Eine Controlle für die
                              									Richtigkeit jener (auf den beigegebenen Abbildungen angegebenen) Scalen für die
                              									ganze Dauer der Versuche ergibt sich durch Vergleichung der aus denselben
                              									ermittelten Dampfspannungen in den Cylindern während der Volldruckperiode. Wurden
                              									die Mittelwerthe dieser Spannungen aus allen mit je einem Instrumente abgenommenen
                              									Diagrammen aufgesucht, so mußten sich nahezu gleiche Werthe ergeben. Diese Rechnung
                              									ist durchgeführt worden, und fanden sich folgende Zahlen für die vier Instrumente
                              										A, , B, , D und E, welche an allen
                              									vier Tagen functionirt haben:
                           
                              
                                 Instrument
                                 A
                                 B
                                 D
                                 E
                                 
                              
                                 Mittelwerth der Anfangsspannungen
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 in Atmosphären
                                 4,89
                                 4,83
                                 4,88
                                 4,88
                                 
                              
                                 Der Gesammtmittelwerth ist also 4,87 Atmosphären.
                                 
                              
                           Die größte Abweichung (beim Apparat B) beträgt sonach
                              									noch nicht 1 Procent. Für den Apparat C findet sich die
                              									mittlere Anfangsspannung zu 4,95 Atm., was gut mit dem Mittelwerthe (4,93 Atm.) der
                              									übrigen Apparate für den 24. März Nachmittags, an welchem dieser Apparat arbeitete,
                              									übereinstimmt. Da der mittlere Druck am Ende der Dampfrohrleitung, wie sich unten
                              									ergibt, 5,02 Atm. betrug, so hat beim Durchgange durch die Dampfmäntel und durch die
                              									Ventile eine Reduction um 0,15 Atm. stattgefunden. Die Uebereinstimmung welche
                              									zwischen diesen Zahlen herrscht, darf wohl als eine Garantie fär die Exactheit der
                              									gefundenen Resultate angesehen werden.
                           Zur Bestimmung der Kolbenfläche wurde eine directe Messung
                              										 der
                              									Cylinderdurchmesser (nach Abnahme der Cylinderdeckel), sowie der beiderseitigen
                              									Kolbenstangendurchmesser vorgenommen, welche in Millimetern ergab
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 Rechter Cylinder
                                 Linker Cylinder
                                 
                              
                                 des Cylinders
                                 702
                                 703
                                 
                              
                                 der vorderen Kolbenstange
                                 105
                                 105
                                 
                              
                                 der hinteren Kolbenstange
                                 104
                                 105
                                 
                              
                           Hieraus berechnet sich die mittlere Kolbenfläche beim rechten Cylinder zu 3784,7,
                              									beim linken Cylinder zu 3794,9 Quadratcentimeter.
                           Der Hub wurde bei beiden Cylindern aus den Endstellungen
                              									des Kreuzkopfes zu genau 1,5 Meter abgemessen.
                           Nun ließ sich die mittlere Dampfarbeit pro Hub
                              										ausrechnen,Mittelst der Formel L Meterkilogramme = 1,0334
                                    												p F s, wobei p
                                    											den mittleren Dampfdruck in Atmosphären, F die
                                    											Kolbenfläche in Quadratcentimetern und s den Hub
                                    											in Metern ausdrücken. wobei noch der Fehler zu corrigiren war,
                              									welcher (wie oben auseinandergesetzt ist) von der Art der Bewegungsübertragung
                              									herrührt. Die Correction dieses Fehlers wurde in der Art vorgenommen, daß in je
                              									einem vergrößerten Diagramme für die vordere und hintere Seite eines Cylinders die
                              									aus dem geometrischen Zusammenhange durch Zeichnung sich ergebende Verschiebung von
                              									je 50 Ordinaten aufgesucht und die Differenz der ursprünglichen Fläche zu der aus
                              									den neuen Ordinaten sich ergebenden Fläche bestimmt wurde. Die Bewegung der
                              									Lenkstange k (Fig. 19) bedingt eine
                              									größere Flächendifferenz für die vordere als für die hintere Cylinderseite. Erstere
                              									wurde zu 1,70 Proc., letztere zu 0,83 Proc., im Mittel also eine Flächendifferenz
                              									von 1,26 Procent gefunden, um welche die mittleren Dampfspannungen zu verkleinern
                              									sind. Wegen der geringen Verschiedenheit der Diagramme unter einander durfte diese
                              									Correction als eine constante betrachtet und gleichmäßig auf alle Diagramme
                              									angewendet werden.
                           Um nun auf die mittlere Dampfarbeit pro Tag und
                              									Pferdestärke überzugehen, war die gefundene Dampfarbeit pro Hub (L Meterkilogrm.) mit der doppelten
                              									Anzahl der in jedem Tage gemachten Touren zu multipliciren und mit der Anzahl der
                              									Secunden (welche der jeweiligen Arbeitsdauer entsprechen), sowie mit 75 (Anzahl der
                              									Secundenmeterkilogramme pro Pferdestärke) zu dividiren.
                              									Die Tourenzahlen, sowie die Arbeitsdauer waren aus den Notirungen der Beobachter zu
                              										entnehmen.Die Anlaufperiode hat nie mehr als 10 bis 12 Touren umfaßt. In
                              									Tabelle I sind die Werthe für die Dampfarbeit in
                              									Pferdestärken eingezeichnet, wie sie sich aus dieser Rechnung ergeben haben.
                           
                           TabelleI.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 496
                              Tag; Mittlere Damfspannung in
                                 										Atmosphären; Rechter Cylinder Linker Cylinder; Tourenzahl der Machine
                                 										Arbeitsdauer in Minuten Mittlere Tourenzahl pro
                                 										Minute; Rechter Cylinder Linker Cylinder; Mittlere Damfarbeit in
                                 										Pferdestärken
                              
                           
                              
                                 
                                 Für den ersten Vormittag ist der Mittelwerth aus den sieben anderen halben
                                    											Tagen unter Reduction auf die Arbeitsdauer eingesetzt.
                                 
                              
                           Da die Differenzen in der Arbeitsdauer für die verschiedenen Tage gering sind, so
                              									kann ohne Weiteres das arithmetische Mittel aus den Werthen für die tägliche
                              									Dampfarbeit als Gesammtmittelwerth betrachtet werden.
                           Hieraus ergibt sich aber die mittlere Dampfarbeit während der
                                 										Versuchsdauer zu 400,34 Indicatorpferdestärken.
                           Die Vergleichung der Werthe für die tägliche Dampfarbeit in Tab. I zeigt erstlich, daß im rechten Cylinder die Füllung
                              									eine größere gewesen seyn muß, als im linken, was die Betrachtung der Diagramme auch
                              									bestätigt; sodann läßt sie die Differenzen zwischen der im rechten und im linken
                              									Cylinder geleisteten Dampfarbeit an den verschiedenen Tagen ungleich erscheinen. Da
                              									aber keine bemerkbaren Differenzen in den Condensatorspannungen stattgefunden haben,
                              									so können jene Ungleichheiten nur von ungleicher Functionirung der Indicatoren
                              									herrühren. Es ist oben gezeigt worden, daß die Scalen mit den Mittelwerthen der
                              									Anfangsspannungen sehr gut übereinstimmen. Wenn also trotzdem in den Mittelwerthen
                              									der mittleren Spannungen sich größere Differenzen ergeben (deren Maximum übrigens 4
                              									Procent beträgt), so muß wohl auf kleine Verschiedenheiten in dem Verhalten der
                              									Instrumente bei den niedrigen (Condensator-) Spannungen geschlossen werden.
                              									Vergleicht man nun darauf hin die von den verschiedenen Instrumenten aufgezeichneten
                              									Diagramme, z. B. die gerade herausgegriffenen und mit absoluter Treue copirten
                              									Diagramme (Nr. 1–4), so erkennt man, daß der Apparat B, welcher thatsächlich größere mittlere Spannungen geliefert hat, als die
                              									übrigen Apparate, obwohl er den kleinsten Mittelwerth für die Anfangsspannungen  ergab, das stärkste
                              									Vacuum zeigt. Während die mit den übrigen Instrumenten abgenommenen Diagramme
                              									durchweg im Mittel einen Condensatordruck von mehr als 1/5 Atm. am Ende des
                              									Rückganges zeigen, geht bei B das Vacuum auf 0,18 Atm.
                              									herunter, und außerdem zeigt sich dieser geringere Druck schon füher und
                              									gleichmäßiger, es ist das Vacuum im Ganzen schöner ausgebildet, als bei den übrigen
                              									Diagrammen. Da aber die Spannung von 0,18 Atm. den Vacuummeter-Beobachtungen
                              									entspricht und wohl angenommen werden darf, daß wenigstens auf dem zweiten Theile
                              									des Kolbenhubes der Condensatordruck fast vollständig erreicht werde, so ist es
                              									wahrscheinlich, daß bei allen Apparaten (mit Ausnahme des B) die Federn den Druck unter der atmosphärischen Linie etwas zu groß
                              									angegeben haben.
                           Es ist fernerhin also wahrscheinlich, daß die Dampfarbeit in Wirklichkeit etwas
                              									größer als 400,34 Indicatorpferdestärken (im Mittel) gewesen ist. Da dieser etwaige
                              									Mehrbetrag aber nicht bedeutend seyn kann und um den Boden der exacten, nur auf
                              									sichere Beobachtung gestützten Rechnung nicht zu verlassen, ist der Werth von 400,34
                              									Indicatorpferdestärken der Ermittelung des Dampfverbrauches zu Grunde gelegt, wobei
                              									nun mit Bestimmtheit ausgesprochen werden kann, die mittlere Dampfarbeit war nicht
                              									kleiner als 400,34 Indicatorpferdestärken; sie ist wahrscheinlich um ein GeringesNimmt man an, es sey der Condensatordruck bei drei Apparaten um 0,03 Atm. zu
                                    											hoch angezeigt worden, so ergibt sich bei einem mittleren Drucke von 2 Atm.
                                    											die Differenz zu ca. 1 Procent.
                              									größer gewesen.
                           2) Wasser- und Dampfverbrauch. Die ausgeführten
                              									Haupttabellen enthalten die Notirungen über Anzahl und Zeit der Füllungen der
                              									Speisekufen, sowie der Speisewassertemperaturen. Im Zusammenhalt mit den bei der
                              									Inhaltsbestimmung der Fässer enthaltenen Zahlen (1578,4 Pfd. für Faß I und 1581,2 Pfd. für Faß II) ergeben sich hieraus für die an jedem Tage in die Kessel gepumpte Wassermenge die in Tabelle II
                              									enthaltenen Werthe.
                           Um den wirklichen Dampfverbrauch der Maschine zu
                              									bestimmen, sind von dieser Wassermenge in Abzug zu bringen einerseits, der
                              									getroffenen Bestimmung gemäß, zwei Dritttheile der in der langen Dampfleitung
                              									condensirten Dampfmenge, andererseits die etwaigen Verluste in den Kesseln durch
                              									Undichtheiten. Während die erstere Quantität durch die Abwägungen des aus dem
                              									Condensirtopf ausgetretenen Wassers (wie sie in Tabelle II gegeben sind) genau bestimmbar ist, bleibt die quantitative Ermittelung
                              									der Verluste in den Kesseln innerhalb gewisser Grenzen  zweifelhaft. Führt man zunächst
                              									die Rechnung ohne Berücksichtigung dieser, jedenfalls relativ geringen Verluste
                              									durch, so stellt sich der Dampfverbrauch pro TagWenn die reducirte Menge Speisewasser durch die Arbeitsdauer (in Stunden) und
                                    											durch die mittlere Dampfarbeit eines jeden Tages dividirt wird.
                              									in der aus Tabelle II ersichtlichen Weise heraus.
                           TabelleII. (Zollpfund.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 498
                              Speisewassermenge; Wassermenge aus
                                 										dem Condensirtopf; zwei Dritttheile hiervon; reducirte Wassermenge;
                                 										Arbeitsdauer; mittler Dampfarbeit in Pfedeftärken stündlicher Dampfverbrauch pro Indicatorpferdestärke
                              
                           Wenn sich für den stündlichen Dampfverbrauch pro
                              									Indicatorpferdestärke an den verschiedenen Tagen Differenzen bis zu 1,192 Pfd. oder
                              									nahezu 7 Procent ergeben, so muß dieß seine Erklärung einerseits darin finden, daß
                              									der Wasserstand in den Kesseln nicht an jedem Tage Morgens und Abends, sondern nur
                              									für Anfang und Ende der Versuche auf gleiche Höhe gebracht wurde, so daß z. B. der
                              									unten folgenden Zusammenstellung gemäß am 22. Abends bei Abstellen der mittlere
                              									Wasserstand um 20 Millimeter höher war, als Morgens bei Beginn der Arbeit, während
                              									am 23. der Unterschied nur 6 Millimeter betrug, andererseits in dem schon bezüglich
                              									der Differenzen in der Dampfarbeit berührten Umstande.
                           Wird nun aus der gesammten Speisewassermenge (340572,8 Zollpfd.) nach Abzug von zwei
                              									Drittheilen der im Condensirtopf gesammelten Wassermenge (⅔ × 8657,4
                              									Zollpfd.) durch Division mit der gesammten Arbeitsdauer (47 Stunden 40 Minuten) und
                              									mit der mittleren Dampfarbeit (400,32 Indicatorpferdestärken) der mittlere stündliche Dampfverbrauch
                              									pro
                              									Indicatorpferdestärke gesucht, so findet sich derselbe zu
                              									27,523 Zollpfd. ohne Berücksichtigung der Verluste in den Kesseln durch
                              									Undichtheiten.
                           Zur Untersuchung der Frage, in wie weit solche Verluste stattgefunden haben, sind vor
                              									Allem die in den Haupttabellen aufgenommenen Notirungen über den Wasserstand je
                              									Abends nach dem Abstellen und Morgens vor dem Anlassen der Maschine zu
                              									vergleichen.
                           
                           
                              
                                 Wasserstände (in Millimetern über den
                                    											Fixpunkten) in den Kesseln Nr.
                                 
                              
                                 Tag
                                 Stunde
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                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 
                              
                                 20.
                                 7 Abends
                                 216
                                 231
                                 224
                                 251
                                 249
                                 268
                                 
                              
                                 21.
                                 5½ Morgens
                                 220
                                 234
                                 224
                                 224
                                 225
                                 243
                                 
                              
                                 
                                 Differenz
                                 +4
                                 +3
                                 0
                                 -27
                                 -24
                                 -25
                                 
                              
                                 21.
                                 7 Abends
                                 219
                                 226
                                 223
                                 227
                                 249
                                 290
                                 
                              
                                 22.
                                 5½ Morgens
                                 219
                                 227
                                 223
                                 204
                                 205
                                 253
                                 
                              
                                 
                                 Differenz
                                 0
                                 +1
                                 0
                                 -23
                                 -44
                                 -37
                                 
                              
                                 22.
                                 7 Abends
                                 240
                                 225
                                 230
                                 242
                                 259
                                 291
                                 
                              
                                 23.
                                 5½ Morgens
                                 237
                                 224
                                 222
                                 211
                                 205
                                 240
                                 
                              
                                 
                                 Differenz
                                 -3
                                 -1
                                 -8
                                 -31
                                 -54
                                 -51
                                 
                              
                                 23.
                                 7 Abends
                                 219
                                 217
                                 199
                                 221
                                 229
                                 291
                                 
                              
                                 24.
                                 5½ Morgens
                                 215
                                 211
                                 192
                                 200
                                 189
                                 244
                                 
                              
                                 
                                 Differenz
                                 -4
                                 -6
                                 -7
                                 -21
                                 -40
                                 -47
                                 
                              
                                 24.
                                 7 Abends
                                 216
                                 231
                                 224
                                 251
                                 249
                                 268
                                 
                              
                                 25.
                                 5½ Morgens
                                 216
                                 231
                                 224
                                 228
                                 215
                                 237
                                 
                              
                                 
                                 Differenz
                                 0
                                 0
                                 0
                                 -23
                                 -34
                                 -31
                                 
                              
                           Wenn die Kessel Nr. 1, 2 und 3 im Allgemeinen keine Abnahme, ja in der ersten Nacht
                              									sogar eine Zunahme zeigen, während in den drei anderen Kesseln durchweg eine
                              									beträchtliche Abnahme eingetreten ist, so erklärt sich dieß zunächst einfach daraus,
                              									daß erstere mit äußerer, letztere mit innerer Feuerung versehen sind. Bei der über
                              									Nacht eintretenden Abkühlung ziehen sich natürlich alle Kesselwände zusammen,
                              									insbesondere die dem Feuer direct zugekehrten Wandungen, und es ist klar, daß dieß
                              									bei Rauchröhren ein Sinken, bei Siederöhren ein Heben des Wasserstandes zur Folge
                              									hat, weßhalb bekanntlich das Wasser in Röhrenkesseln beim Anheizen viel
                              									beträchtlicher wächst, als in solchen mit äußerer Feuerung. Halten wir damit
                              									zusammen, daß die Druckabnahme, resp. Temperaturabnahme in den KesselnDie Haupttabellen zeigen, daß um 5 Uhr 30 Minuten Morgens gerade bei den drei
                                    											fraglichen Kesseln der Druck durchweg erheblich kleiner war, als 7 Uhr
                                    											Abends. ein Schwinden des Wasserstandes veranlaßt, so ist mit
                              									Sicherheit zu behaupten, daß die Verluste über Nacht und (da die etwaigen Verluste
                              									während des Tages jedenfalls geringer sind, als Nachts) daß überhaupt die durch
                              									Rinnen eines oder des anderen Kessels herbeigeführten Verluste nur sehr gering
                              									gewesen seyn können. Andererseits hat sich aber bei einer nach Ablauf der Versuche
                              									vorgenommenen Untersuchung und Reparatur des Kessels Nr. 6 gezeigt, daß er
                              									thatsächlich etwas Wasser verlor.
                           
                           Legt man nun, um den Maximal-Einfluß dieser Verluste auf die Versuchsresultate
                              									zu untersuchen, einer Rechnung die Voraussetzungen zu Grunde, 1) die Verluste seyen
                              									bei Tag eben so groß gewesen wie Nachts; 2) es sey die ganze, aus der
                              									Wasserstandsdifferenz resultirende, Wassermenge verloren gegangen, und 3) es werde
                              									für die ganze Dauer der Versuche die in der Nacht vom 24. auf 25. März beobachtete
                              									Differenz substituirt, weil am Abend des 24. der sorgfältige Abschluß der
                              									Dampfventile controllirt wurde, während dieß an den anderen Tagen nicht geschehen
                              									war, so ergeben sich folgende Werthe:
                           
                              
                                 Kesselnummer
                                 4
                                 5
                                 6
                                 
                              
                                 Wasserverlust in Millimetern Höhe pro
                                    											Tag
                                 50
                                 74
                                 67
                                 
                              
                                 Wasserfläche in der Wasserstandsebene in Quadratcentimetern
                                 620
                                 620
                                 1140
                                 
                              
                                 Gesammtverlust in Litern
                                 1240
                                 1840
                                 3050
                                 
                              
                           Nach dieser Rechnung wären also 12260 Zollpfd. Wasser von den 334844 Zollpfd. der
                              									reducirten Speisewassermenge abzuziehen und es fände sich dann der stündliche
                              									Dampfverbrauch pro Indicatorpferd zu 16,9 Zollpfd., also
                              									3½ Proc. kleiner wie oben.
                           Aus dem oben Gesagten geht aber hervor, daß die hierbei gemachten Voraussetzungen
                              									nicht richtig sind und die Differenz viel zu groß angeben; es sollte hierdurch nur
                              									die äußerste Grenze des Einflusses bezeichnet werden, welchen die Verluste durch
                              									Undichtheiten auf das Versuchsresultat gehabt haben könnten. Da auch die Berücksichtigung nur eines bestimmten Theiles jener
                              									berechneten Verluste problematisch bleibt, und da es wahrscheinlich ist, daß der
                              									wahre Werth dem erstgefundenen viel näher steht, als dem letzteren, so müssen wir
                              									dabei stehen bleiben, mit derjenigen Sicherheit, zu welcher der Umfang und die
                              									Genauigkeit der Versuche unter Ausschluß jeglicher hypothetischen Annahme
                              									berechtigen, auszusprechen, der stündliche Dampfverbrauch
                              									pro
                              									Indicatorpferd ist jedenfalls nicht größer gewesen als
                              									17,523 Zollpfd., er ist im Gegentheil um einen kleinen, nicht genau bestimmbaren
                              									Theil kleiner gewefen.
                           3) Kohlenverbrauch. Aus den Notirungen über das (incl.
                              									Anheizen) verbrauchte Brennmaterial ergeben sich die in Tabelle III
                              									zusammengestellten Werthe.
                           
                           TabelleIII.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 501
                              Kesselnummer; Zusammen; Heizfläche,
                                 										Quadratfuß bayerisch; Quadratfuß
                              
                           Durch Vergleichung dieser Zahlen mit denjenigen für den Wasserverbrauch erhält man
                              									die pro 1 Pfd. Kohle verdampfte Wassermenge. Wird
                              									zunächst die wirkliche Speisewassermenge pro Tag durch
                              									das wirkliche Kohlengewicht pro Tag dividirt, so findet
                              									sich
                           
                              
                                 
                                 21.
                                 22.
                                 23.
                                 24.
                                 
                              
                                 Pfd. Wasser pro 1 Pfd. Kohle
                                 3,304
                                 3,395
                                 5,96
                                 6,37
                                 
                              
                           Während für die Penzberger Kohle die Verdampfungsfähigkeit also an den beiden Tagen
                              									nahezu dieselbe blieb, ergibt sich für die Saarkohle eine erhebliche Differenz.
                              									Berücksichtigt man jedoch, daß in der Nacht vom 22. auf den 23. März bei vier
                              									Kesseln mehrere Stunden lang Register und Heizthüren offen standen, somit eine sehr
                              									erhebliche Abkühlung herbeigeführt wurde, um die oben erwähnte Verkleinerung der
                              									Rostflächen bewerkstelligen zu können, so erklärt sich der Mehrverbrauch am 23.
                              									März, und es darf zur Beurtheilung des Nutzeffectes nur das am 24. März erhaltene
                              									Resultat zu Grunde gelegt werden.
                           Um fernerhin absolut vergleichbare Werthe für den Nutzeffect zu bekommen, muß
                              									einerseits die Temperatur des Speisewassers, andererseits
                              									der Zustand des Brennmateriales in Betracht gezogen  werden. Die mittlere
                              									Temperatur des Speisewassers im Speiserohr ist aus den Notirungen (wie sie in den
                              									Haupttabellen enthalten sind) bekannt, wobei jedoch für den ersten Tag der
                              									Mittelwerth aus den drei anderen Tagen zu fubstituiren ist, weil an jenem Tage die
                              									Temperatur nur in den Fässern gemessen worden war. Führt man die Reduction der
                              									Speisewassermenge auf 0° durch,Indem man dieselbe mit 655 — t°/655 multiplicirt, wobei t die Temperatur des Speisewassers bedeutet und
                                    											655 die Gesammtwärme eines Kilogrammes Dampf von 5,1 Atm. Ueberdruck
                                    											ist. so ergeben sich für die vier Tage folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 21.
                                 22.
                                 23.
                                 24.
                                 
                              
                                 Mittlere Temperatur des Speisewassers (C.)
                                 18,43
                                 18,59
                                 18,56
                                 18,06
                                 
                              
                                 Wirkliche Menge Speisewasser
                                 82149,6
                                 86887,3
                                 83728,0
                                 87807,6
                                 
                              
                                 auf 0° reducirte Menge Speisewasser
                                 80043,9
                                 84659,8
                                 81586,2
                                 85528
                                 
                              
                           Was sodann den Zustand des verbrannten Materiales betrifft, so ist schon oben gesagt
                              									worden, daß die Penzberger Kleinkohle durch zufällige Einflüsse sehr naß war und daß
                              									auf verschiedene Weise der Wasserüberschuß bestimmt worden sey. Der Mittelwerth
                              									dieser Bestimmung ergab einen Wasserüberschuß von 7,6
                              									Proc.
                           Zur Beurtheilung des Güteverhältnisses der Kessel muß endlich der Schlackengehalt der Kohle in Rechnung gezogen werden.
                           Faßt man diese Berechnungen für die am 21. und 22. verbrannte Penzberger Kohle und
                              									für den Saarkohlenverbrauch am 24. MärzNur der Schlackengehalt ist aus beiden Tagen berechnet, da je am zweiten Tage
                                    											Abends der Rost vollständig gereinigt worden ist. zusammen, und schließt man hieran die Ermittelung des stündlichen
                              									Kohlenverbrauches pro Indicatorpferdestärke, so findet
                              									man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 502
                              Verdampfte Wassermenge in Pfunden
                                 											pro I Pfd. Kohle; Stündlicher Kohlenverbrauch in
                                 										Pfunden pro Indicatorpferd; Penzberger Kleinkohle;
                                 										Saarkohle Rheden I.; Penzberger Kleinkohle;
                                 										Saarkohle Rheden I. Wirkliche Wassermenge;
                                 										Deßgleichen nach Abzug des Wasserüberschusses; Deßgleichen und nach Abzug des
                                 										Schlackengehaltes; Auf 0° reducirte Wassermenge; Deßgleichen nach Abzug
                                 										des Wasserüberschusses; Deßgleichen und nach Abzug des Schlackengehaltes
                              
                           
                           Man ersieht aus dieser Zusammenstellung, daß sich der Heizeffect der Penzberger
                              									Kleinkohle zu dem der Saarkohle erster Qualität verhalten hat, wie nahezu 4 zu 7.
                              									Vergleicht man aber die Preise beider Kohlensorten, so erhält man ganz andere
                              									Verhältnisse, welche hier näher zu erörtern nicht unser Zweck ist.
                           Es ist nun nicht zu verkennen, daß die Verbrennung der Kleinkohle unter relativ
                              									günstigeren Umständen stattgefunden hat, als diejenige der Saarkohle. Bei der oben
                              									besprochenen Construction der Roste, durch welche eine sehr fein vertheilte
                              									Luftzuführung ermöglicht und das Durchfallen der Kohle verhindert wird, bei der
                              									außerordentlich gleichmäßigenEs ist notirt worden, wie oft bei den einzelnen Kesseln geschürt wurde; wir
                                    											lassen die betreffenden Zahlen hier folgen:Textabbildung Bd. 201, S. 503Kesselnummer; ZusammenEs ist somit durchschnittlich (die Schürzeit auf je 25 Stunden gerechnet) bei
                                    											der Kleinkohle von je 7 zu 7 Minuten, bei der Saarkohle in Pausen von 12,6
                                    											Minuten geschürt worden, und im ersteren Falle wurden je 39,2 Pfd., im
                                    											letzteren Falle je 39,5 Pfd. Kohle aufgeschüttet. und sorgfältigen Beschickung durch gut geschulte Heizer hat eine sehr
                              									vollkommene, gewissermaßen moleculare Verbrennung der Penzberger Kohle
                              									stattgefunden, wie denn auch niemals Qualm in den aus dem Kamin abziehenden Gasen
                              									bemerkbar war. Mit Stückkohle wird bei unseren üblichen Heizeinrichtungen nie
                              									dasselbe in gleichem Maaße erreichbar seyn. Für die Saarkohle sind die großen Räume
                              									unter den Kesseln und die Vergrößerung der Mauerfläche jedenfalls ungünstige Momente
                              									gewesen. Immerhin liegen die gefundenen Werthe für das letztere Material nicht
                              									allzuweit von den experimentell bestimmten absoluten Heizwerthen ab. Bei den
                              									Versuchen von Scheurer-Kestner und MeunierBulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t.
                                       												XXXIX p. 295. verdampften verschiedene Saarkohlensorten nach Abzug des Wassergehaltes und
                              									der Asche (bei 0° Temperatur des Speisewassers und 147° C. mittlerer
                              									Temperatur der abziehenden Gase) im Mittel 7,87 Mal ihr Gewicht. Oben haben wir ohne
                              									Abzug des Wassergehaltes 6,65 hierfür gefunden, so daß mit Berücksichtigung des
                              									Wassers etwa 1 Pfd. Wasser pro Pfd. Kohle oder 13 Proc.
                              									weniger verdampft worden ist, als bei den Scheurer'schen
                              									Versuchen.
                           Für die Vergleichung des absoluten Brennwerthes unserer beiden  Kohlensorten werden uns die (in
                              									den Haupttabellen aufgenommenen) Notizen über die Temperaturen
                                 										der abziehenden Gase dienen können, welche von 10 zu 10 Minuten beobachtet
                              									worden waren. Es ist oben gesagt worden, daß bei den Kesseln Nr. 2 und 4 die
                              									Thermometer in der Mitte der Canäle vertical aufgestellt waren, während beim Kessel
                              									Nr. 6 dieselben nahezu horizontal eingeführt werden mußten. Es haben sich nun bei
                              									Verlegung des Bohrloches in verschiedene Höhenlagen Temperatur-Differenzen
                              									von ca. 30° C. ergeben, und zwar ist in den
                              									unteren Schichten die Temperatur eine höhere gewesen, als in den oberen, was sich
                              									wohl daraus erklärt, daß bei mehr oder weniger herabgelassenem Register in der Nähe
                              									desselben der Strom sich unten hält, während oben Stagnation herrscht. Offenbar sind
                              									daher die bei Einführung des Thermometers in den unteren Theil des Canales
                              									erhaltenen Temperaturen als die wahren zu betrachten, und es wäre richtiger gewesen,
                              									nur unten zu beobachten, nachdem es nicht möglich war, das Thermometer vor dem
                              									Register einzuführen. Unter dieser Voraussetzung für den Kessel Nr. 6 ergibt sich
                              									folgende Zusammenstellung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 504
                              Kesselnummer; Temperatur (C.) der
                                 										abziehenden Gafe; Verhältniß der Rostfläche zur Heizfläche; a. 21. u. 22.
                                 										Penzberger Kohlenklein; a. 23. u. 24. Saarkohle (Rheden I.); am 21. und 22.; am
                                 										23. und 24.; 2; Cylinderkessel mit zwei Vorwärmern; 4; Röhrenkessel ohne
                                 										Vormärmer; 6.; Fairbairn-Kessel mitzwei
                                 										Vormärmern Mittelwerthe
                              
                           Die Mittelwerthe der Temperaturen sind hierbei unter Reduction auf die Rostfläche
                              									jedes Kessels berechnet, der Annahme zufolge, daß die in jedem Kessel verbrannte
                              									Kohlenmenge annähernd der Rostfläche proportional sey.
                           Diese Zusammenstellung bietet eine gute Uebersicht über die Heizungsverhältnisse.
                              									Zunächst ist es klar, daß die Verbrennungsgase der Saarkohle mit niedrigerer
                              									Temperatur abziehen müssen, als diejenigen der Penzberger Kohle. Die bei der
                              									Verbrennung entwickelte Wärme ist bei ersterem Material an eine geringere Gasmenge,
                              									aber unter höherer Temperatur gebunden, als bei letzterem. In Folge davon wird
                              									Anfangs in jenem Falle eine raschere Abkühlung der Gase eintreten, welche bei
                              									genügend großer Heizfläche die Temperatur bald unter diejenige der Anfangs kühleren
                              									aber in größerer Quantität vorhandenen Gase des kohlenstoffärmeren  Materiales herab zieht. Darin
                              									liegt ja großentheils der Vorzug der besseren Kohle, daß bei gleicher Heizfläche die
                              									Gase mit geringerer Temperatur und in geringerer Menge abziehen, so daß sie in
                              									doppelter Hinsicht weniger Wärme dem Kamin zuführen.
                           Es folgt fernerhin daraus, daß durch Vergrößerung der Heizfläche der Nutzeffect der
                              									Kleinkohle in höherem Maaße verbessert werden würde, als bei der Saarkohle, daß also
                              									der absolute Brennwerth der ersteren noch in günstigerem Verhältniß zu demjenigen
                              									der letzteren steht, als der relative bei der vorliegenden Kesselanlage. Für die
                              									Saarkohle ist die Heizfläche offenbar vollkommen ausreichend gewesen, denn die mit
                              									Vorwärmern versehenen Kessel haben die Temperaturen der Verbrennungsgase auf
                              									140° (im Mittel) reducirt, was bei einer Wassertemperatur in den Kesseln von
                              										ca. 165° schon als sehr günstiges Resultat zu
                              									betrachten ist. Ja im Fairbairn-Kessel sind die
                              									Verbrennungsgase mit einer mittleren Temperatur von 129° abgezogen, was nur
                              									bei den sehr niedrigen Wassertemperaturen in den Vorwärmern möglich war. Mehrfachen
                              									Beobachtungen zufolge haben diese Temperaturen im ersten Vorwärmer durchschnittlich
                              									41°, im zweiten aber 62° C. betragen. Dagegen hätte sich die
                              									Temperatur der Verbrennungsgase bei der Kleinkohle durch größere Heizflächen
                              									wesentlich herunter ziehen lassen, was selbstverständlich den Nutzeffect um so
                              									stärker beeinflußt hätte, als die Quantität dieser Gase eine viel größere ist, wie
                              									bei der Saarkohle.
                           Endlich mag noch auf den Einfluß der Vorwärmer hingewiesen werden, wie er sich aus
                              									der Vergleichung der, bei den Kesseln Nr. 2 und 6 gegenüber Kessel Nr. 4,
                              									beobachteten Temperaturen ergibt.
                           Dem Verhältniß der Rost- und Heizflächen entsprechend, hätte der Röhrenkessel
                              									für die Kleinkohle weitaus die niedrigste, für die Saarkohle aber ungefähr dieselbe
                              									Temperatur ergeben sollen, wie der Fairbairn-Kessel. Er ist aber bei der Kleinkohle vom Fairbairn-Kessel um 50°, bei der Saarkohle
                              									aber vom Cylinderkessel um 30° überholt worden.
                           4) Effective Arbeitsleistung der Maschine. Nachdem die
                              									Vornahme von Bremsversuchen nicht thunlich war, blieb zur Bestimmung der Arbeit
                              									welche durch Ueberwindung der „schädlichen Widerstände“
                              									absorbirt wird, nur die Abnahme von Leerlaufdiagrammen übrig. Da aber weitaus der
                              									größere Theil jener Widerstände auch beim Leerlauf zu überwinden ist, so ließ sich
                              									doch sehr annähernd die Effectivleistung mit Hülfe solcher Diagramme bestimmen.
                           Es ist oben schon mitgetheilt worden, unter welchen Umständen die  Abnahme stattfand. Die
                              									Bewegungsübertragung erstreckte sich bis zur Transmissionskuppelung; der Stirnkolben
                              									und die hohle Achse auf der Transmission liefen also mit um. Die Geschwindigkeit
                              									wurde unter Beobachtung des bei den „Dispositionen“ erwähnten
                              									Centrifugalpendels auf ca 40 Touren erhalten, die
                              									Steuerung unverändert gelassen und demgemäß nur durch Drosseln regulirt. Das
                              									herausgegriffene Diagramm Nr. 3 (der beigegebenen Abbildungen) läßt das Resultat
                              									dieser Untersuchung erkennen. Der mittlere Dampfdruck fand sich zu 0,1125
                              									Atmosphären, so daß die gesammte Leerlaufarbeit sich zu
                              									24,2 Indicatorpferdestärken oder zu 6 Procent der Dampfarbeit berechnet.Außerdem wurden Diagramme (siehe Nr. 4 der beigegebenen Abbildungen) bei leer
                                    											mitlaufender Transmission abgenommen. Sämmtliche Transmissionswellen der
                                    											Fabrik mit allen Riemen auf den Leerlaufrollen waren hierbei im Gange. Die
                                    											Diagramme ergaben einen mittleren Druck von 0,615 Atm., also eine
                                    											Arbeitsleistung von 128,2 Pferdestärken.Hier mag auch die Bemerkung Platz finden, daß während der Versuchstage je
                                    											Vormittags neben der Dampfmaschine die Turbinen fast ihre volle verfügbare
                                    											Arbeit zu leisten hatten, während sie Nachmittags fast ganz abgestellt
                                    											werden mußten, um die Geschwindigkeit bei der constanten Arbeitsleistung der
                                    											Dampfmaschine nicht anwachsen zu lassen. Morgens hat die Fabrik also in
                                    											Folge der Temperaturdifferenzen ungefähr 80 Pferdestärken oder ca. 16 Procent mehr Arbeit consumirt als
                                    											Nachmittags.
                           Während also die Größe der constanten schädlichen Widerstände hierdurch festgestellt
                              									ist, fehlen noch unmittelbare Anhaltspunkte zur Bestimmung der variabeln, mit der
                              									Arbeitsleistung wachsenden Widerstände. Wenn nun auch aus den vorliegenden Versuchen
                              									auf dieselben keinerlei Schluß gezogen werden kann, so ist schon aus einer einfachen
                              									Betrachtung der Verhältnisse zu entnehmen, daß die Vermehrung der Widerstände bei
                              									der Arbeitsleistung sich nur auf einzelne Theile derselben erstrecken kann und zwar
                              									nicht auf die hervorragendsten. Die Reibungen der Dampf- und
                              									Pumpen-Kolben und Stangen, sowie die zur Bewegung der Steuerungstheile
                              									erforderlichen Kräfte sind absolut constant. Die Zapfenreibungen in der
                              									Schwungradwelle und die Kreuzkopfreibungen erleiden bei der vorliegenden
                              									Construction (da die bezüglichen Kräfte den Gewichten entgegengesetzt wirken) eine
                              									unwesentliche Veränderung, ebenso die Arbeit in der Luftpumpe. Es ist somit a priori anzunehmen, daß die variabeln Widerstände viel
                              									geringer seyn werden, als die constanten.
                           Dieß wird durch Versuche bestätigt, welche früher an ähnlichen Maschinen gemacht
                              									worden sind. Auch bei Versuchen an anderen Maschinen hat sich dieß ergeben. Grosseteste und HallauerBulletin de la Société industrielle de Mulhouse,
                                    											1869 p. 507. z. B. haben für eine Woolf'sche Zwillingsmaschine
                              									von ca. 200 Pferdestärken 19,78  Pferdestärken für den Leerlauf
                              									und 20,74 als Differenz zwischen der indirecten und effectiven Arbeit gefunden.
                           Wenn wir die variabeln Widerstände zu 25 Proc. der constanten, oder also zu 1,5 Proc.
                              									der Dampfarbeit annehmen, so kann hierbei der Fehler sonach im schlimmsten Falle
                              									etwa 1 Proc. der Arbeitsleistung betragen. Es ist wahrscheinlich, daß die variabeln
                              									Widerstände etwas kleiner gewesen sind. Iene Annahme ergibt aber die effective Leistung zu 370,3 Pferdestärken.
                           5) Sonstige Beobachtungsresultate. Verhalten des Dampfes auf
                                 										dem Wege von den Kesseln in die Cylinder. Ueber die Druckabnahme zunächst
                              									gibt folgende Zusammenstellung Aufschluß:
                           
                              
                                 Mittlerer Dampfdruck in Atmosphären
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gesammtmittel
                                 
                              
                                 
                                 21.
                                 22.
                                 23.
                                 24.
                                 
                                 
                              
                                 in den sechs Kesseln
                                 5,05
                                 5,19
                                 5,14
                                 5,15
                                 5,132
                                 
                              
                                 am Anfang der Dampfleitung
                                 5,05
                                 5,17
                                 5,13
                                 5,14
                                 5,122
                                 
                              
                                 am Ende der Dampfleitung
                                 4,95
                                 5,06
                                 5,02
                                 5,03
                                 5,016
                                 
                              
                                 in den Cylindern während der Volldruckperiode
                                 4,78
                                 4,93
                                 4,87
                                 4,89
                                 4,869
                                 
                              
                           Es hat somit, wenn man das arithmetische Mittel der an den sechs Kesseln abgelesenen
                              									Spannungen als wahren Mittelwerth der in den Kesseln erzeugten Dampfspannungen
                              									ansehen darf, der gesammte Druckverlust 0,263 Atmosphären betragen, woran die
                              									Dampfrohrleitung, trotz ihrer Länge von 64 Metern, mit nur 0,12 Atmosphären
                              									participirt.
                           Ueber die Wassermenge, welche sodann unterwegs
                              									niedergeschlagen wurde, geben die oben besprochenen Abwägungen Auffchluß.
                           Das niedergeschlagene Wasser wurde aufgefangen 1) im Condensirtopf vor dem
                              									Dampfmaschinenhause, 2) durch ein Ausblaserohr im Dampfmaschinenhause unmittelbar
                              									vor dem Eintritt in die Dampfmäntel, 3) in den Dampfmänteln. Iene Abwägungen ergaben
                              									Folgendes:
                           Gewicht des niedergeschlagenen Wassers in Pfunden.
                           
                              
                                 
                                 
                                 21.
                                 22.
                                 23.
                                 24.
                                 zusammen
                                 
                              
                                 Condensirtopf
                                 
                                 2158,3
                                 2074,7
                                 2175,3
                                 2249,1
                                 8657,4
                                 
                              
                                 Ausblaserohr
                                 
                                 84,6
                                 27,0
                                 23,0
                                 11,0
                                 145,6
                                 
                              
                                 Dampfmantel
                                 linksrechts
                                 2724,42466,1
                                 2838,62751,5
                                 2652,12479,1
                                 2867,12520,3
                                 11082,210217,0
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 
                                 7433,4
                                 7691,8
                                 7329,5
                                 7647,5
                                 30102,2
                                 
                              
                           Hierbei ist derjenige Theil nicht mitgerechnet, welcher beim Austritte  aus den betreffenden Mündungen
                              									in Folge der Druckreduction in Dampfform entweichen mußte. Wird die Wassertemperatur
                              									vor dem Austritte zu 150° C. gesetzt, so sind pro
                              									Kilogramm Wasser 50 Calorien frei geworden und konnten hierdurch je 50/652 Kilogrm.
                              									oder 1/13 des Eigengewichtes verdampft werden. Streng genommen, wären sonach die
                              									obigen Zahlen mit 13/12 zu multipliciren. Die gesammte Wassermenge welche auf dem
                              									Wege von den Kesseln in die Cylinder während der vier Tage niedergeschlagen wurde,
                              									beträgt hiernach 326 Zollctr. gegenüber 3406 Zollctrn. welche in die Kessel gepumpt
                              									wurden, also nahezu 10 Procent der Speisewassermenge. Hieran participirt übrigens
                              									die Dampfrohrleitung (Condensirtopf und Ausblaserohr) selbst mit nur 95,3 Ctrn. oder
                              									2,8 Procent, während in den Dampfmänteln 230,8 Ctr. oder 7 Procent der
                              									Speisewassermenge condensirt wurden. Ob diese 230,8 Ctr. allein von der Wärmeabgabe
                              									an die Cylinder- und Mantelwände herrühren, oder ob aus der Dampfrohrleitung
                              									ein Theil des condensirten Wassers mitgerissen wurde, läßt sich a priori nicht entscheiden; jedoch dürfte der Umstand
                              									daß durch das Ausblaserohr (beim Eingange in die Cylinder) beinahe gar kein Wasser
                              									austrat, gegen das Letztere sprechen. Was den Trockenheitsgrad des Dampfes in den
                              									Cylindern betrifft, so ergibt die Untersuchung der Expansionscurve, auf welche wir
                              									an dieser Stelle nicht eingehen, daß der Dampf nach Eintritt in die Cylinder einen
                              									sehr mäßigen Wassserzusatz hatte, welcher unter der Einwirkung der Wärmeaufnahme von
                              									den Cylinderwänden (aus dem Dampfmantel) schon in der ersten Hälfte des Hubes
                              									verschwindet, so daß der Dampf am Ende des Hubes jedenfalls fast ganz trocken
                              									gewesen ist.
                           Bezüglich der Verhältnisse in den Condensatoren ist neben
                              									den aus den Haupttabellen ersichtlichen Resultaten hervorzuheben, daß die mittlere
                              									Temperatur des Einspritzwassers 7,5° C. und diejenige im Condensator
                              									38,3° C. betrug, welcher Temperatur ein Dampfdruck von 0,07 Atm. entspricht,
                              									während ein mittlerer Druck von 0,186 Atm. beobachtet worden ist.
                           6) Zusammenstellung der
                                 										Versuchsresultate.
                           Mittelwerthe aus den vier Tagen.
                           
                              
                                 Dampfüberdruck am Ende der Dampfleitung
                                 5,02 Atm.
                                 
                              
                                 Condensatordruck
                                 0,186 Atm.
                                 
                              
                                 Expansionsverhältniß
                                 ca. 10 Proc. des Hubes
                                 
                              
                                 Dampfarbeit
                                 400,34 Indicatorpferdest.
                                 
                              
                                 effective Arbeit
                                 370 Pferdest.
                                 
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 201, S. 509
                              
                                 
                                 Es muß dieser Zusammenstellung die Bemerkung angefügt werden, daß die
                                    											Resultate welche sich auf den Dampf- und Kohlenverbrauch pro Pferdestärke beziehen, in Wirklichkeit etwas
                                    											günstiger gewesen sind, als vorstehende Zahlen es erkennen lassen. Es ist
                                    											insbesondere daran zu erinnern:
                                 1) daß die Dampfarbeit wegen des in den Diagrammen vielfach nicht vollständig
                                    											ausgebildeten Vacuums etwas zu klein berechnet ist;
                                 2) daß die „schädlichen Widerstände“ wahrscheinlich
                                    											etwas zu hoch eingesetzt sind;
                                 3) daß in den Kesseln Wasserverluste durch Undichtheiten stattgefunden
                                    											haben;
                                 4) daß ein Theil des in der Dampfleitung condensirten und in Abzug zu
                                    											bringenden Wassers als Dampf entwichen ist.
                                 Es darf aus diesen Gründen als wahrscheinlich bezeichnet werden, daß der
                                    											stündliche Dampfverbrauch pro
                                    											Indicatorpferdestärke kaum mehr als 17 Zollpfd. und derjenige pro effective Pferdestärke wenig über 18
                                    											Zollpfd. betragen habe.
                                 Fernerhin mag noch darauf hingewiesen werden, daß die Einspritzwassermenge
                                    											während der Versuchstage sich als ungenügend herausgestellt hat, wie dieß
                                    											die Diagramme zeigen und daß vielleicht auch eine stärkere Voreilung für die
                                    											Ausströmungsventile vortheilyaft gewesen wäre. Thatsächlich ist durch
                                    											seither vorgenommene Correctionen in dieser Richtung der Arbeitsproceß
                                    											verbessert worden, indem gegenwärtig die Diagramme während des ganzen Hubes
                                    											ein gleichmäßiges und vollkommeneres Vacuum aufweisen. Kann nun aus den
                                    											vorstehenden Bemerkungen auch keine genaue und unantastbare Bestimmung für
                                    											die Berichtigung jener Zahlen gewonnen werden, so läßt sich mit um so
                                    											größerer Sicherheit das immerhin außergewöhnlich günstige Resultat
                                    											aussprechen: die Maschine hat
                                    											pro
                                    											Stunde und Pferdestärke nicht mehr als 17½
                                       												Zollpfd. Dampf verbraucht.
                                 
                              
                           (Der Schluß folgt.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
