| Titel: | Ueber J. Stoddard's Verfahren zum Concentriren der Schwefelsäure; von John Galletly. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. CXXIII., S. 538 | 
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                        CXXIII.
                        Ueber J. Stoddard's Verfahren zum Concentriren der
                           								Schwefelsäure; von John
                              									Galletly.
                        Aus Chemical News, vol. XXIV p. 106; September
                              									1871.
                        Ueber Stoddard's Verfahren zum Concentriren der
                           								Schwefelsäure.
                        
                     
                        
                           Als ich vor nunmehr zwei Jahren auf einer Fabrik des Hrn. Young zu Bathgate beschäftigt war, kam ich auf den Gedanken, Schwefelsäure
                              									in Bleigefäßen mit Hülfe eines Luftstromes zu concentriren, und stellte nach dieser
                              									Richtung hin einige Versuche an, welche also ganz unabhängig von denen Stoddard's sind, daher ihre Resultate — bezüglich
                              									der kürzlich von Fr. Bode veröffentlichten
                              										BemerkungenIn diesem Bande des polytechn. Journals S. 45
                                    											(erstes Juliheft 1871). über das Stoddard'sche Verfahren — einer
                              									kurzen Mittheilung werth seyn dürften.
                           
                           Ich concentrirte zu wiederholten Malen einen Gallon sogen. brauner Schwefelsäure (brown vitriol)Von 1,700 specifischem Gewicht. in einer kleinen Bleipfanne, in welcher die Säure 4 bis 5 Zoll hoch stand,
                              									bei einer zwischen 190 und 200° C. wechselnden Temperatur, bis die
                              									Flüssigkeit ein specifisches Gewicht von beiläufig 1,840 erlangt hatte. Bei diesen
                              									Experimenten untersuchte ich hauptsächlich das Verhalten der Bleipfanne und verglich
                              									das Aussehen des durch Verdünnung dieser Säure mit Wasser erhaltenen Niederschlages
                              									von schwefelsaurem Bleioxyd mit dem, welchen ich durch Verdünnen derselben, jedoch
                              									in Glasgefäßen concentrirten Säure erhielt; ich fand zu meiner Befriedigung, daß die
                              									Einwirkung auf das Blei eine nur geringe war und wenigstens bei aus Schwefel
                              									dargestellter Säure keine Schwierigkeit darbieten würde, wenngleich dieß bei aus
                              									Kiesen erzeugter Schwefelsäure wohl der Fall seyn dürfte.
                           Einen — dieser Versuche habe ich genauer notirt. Ich benutzte zu demselben
                              									eine kleine Bleipfanne von 18 Zoll Länge und 12 Zoll Breite, in welcher eine Brücke,
                              									aus Vleiblech angefertigt und von der ganzen Breite und beinahe derselben Länge wie
                              									das Pfännchen, in solcher Höhe festgelöthet war, daß letzteres, wenn die Brücke von
                              									der Säure gerade bedeckt wurde, 5 Gallons faßte. Unter diese Brücke wurde ein mit
                              									feinen Löchern versehenes Bleirohr eingeführt, durch welches Luft gepreßt wurde;
                              									letztere drang unter der Brücke, etwa 1 Zoll unter dem Spiegel der Säure, aus dem
                              									durchlöcherten Rohre heraus; der Apparat hatte also dieselbe Einrichtung wie der von
                              										Young bei der Fabrication von chlorsaurem Kali zum
                              									Sättigen seiner Lösungen mit Chlor angewendete. Mit Hülfe desselben bereitete ich
                              									aus Schwefelsäure (brown vitriol) von 1,745 spec.
                              									Gewicht 5 Gallons Säure von 1,830 spec. Gewicht, indem ich die Temperatur eine
                              									Stunde lang auf 205° C. erhielt und 16¼ Kubikfuß Luft durch die
                              									Flüssigkeit preßte. Der Verlust an Schwefelsäuremonohydrat betrug 11,19 Procent
                              									gegen 8,8 Proc., den Verlust welchen die Säure, wie ich gefunden habe, beim
                              									Concentriren in den gewöhnlichen Glasgefäßen erleidet; diese verloren gehende Säure
                              									ließe sich aber dadurch wieder gewinnen, daß die Luft in die Kammern oder durch
                              									einen Condensator geleitet würde. Die bei diesem Versuche verbrauchte Luftmenge wird
                              									klein erscheinen; dieselbe wurde nur im Groben gemessen, indem Luft durch dasselbe
                              									Bleirohr in möglichst derselben Weise in einen Gasbehälter geblasen wurde; da ich
                              									jedoch eine Notiz besaß, daß 24000 Kubikfuß Gas mittelst Ventilatoren mit einem
                              									Kohlenaufwande von 1 Tonne gegen einen Druck von 5 bis 6 Zoll Wassersäule in einen
                              										 Gasometer gepreßt
                              									werden konnten, so war für meinen Zweck eine genauere Messungsmethode nicht
                              									nöthig.
                           Das zuerst abziehende Wasser enthielt, vom praktischen Gesichtspunkte aus betrachtet,
                              									keine Schwefelsäure; das letzte Viertel dagegen zeigte ein specifisches Gewicht von
                              									1,070. Der Hauptzweck bei meinen Versuchen war die Concentrirung der Säure auf ein
                              									spec. Gewicht von etwa 1,840 in Bleigefäßen, bei einer Temperatur welche nicht höher
                              									als die bei der Fabrication der Säure von 1,745 spec. Gew. (brown vitriol) gewöhnlich erreichte ist. Ich war der Ansicht, daß das
                              									Angegriffenwerden der Bleipfanne bei Befolgung der gewöhnlichen
                              									Concentrationsmethode weit mehr Folge der zum Austreiben des Wassers aus der braunen
                              									Säure erforderlichen Temperaturerhöhung ist, als es von der Einwirkung der stärkeren
                              									Säure auf das Blei herrührt, und diese Ansicht wurde zu meiner Befriedigung durch
                              									meine Experimente bestätigt. Bisher habe ich noch nicht die gewünschte Gelegenheit
                              									gehabt, dieses Verfahren in größerem Maaßstabe auszuführen, obgleich dieß vor
                              									einigen Monaten in Addiewell beabsichtigt wurde. Ich zweifle am Gelingen der Methode
                              									nicht, muß aber beifügen, daß Hr. Napier in Glasgow, als
                              									er von den von mir erhaltenen Resultaten hörte, im vorigen Jahre einen Versuch
                              									begann und einige Zeit fortführte, jedoch ohne einen Erfolg zu erzielen. Wie ich
                              									erfuhr, behielt seine Bleipfanne ihre Form nicht, eine Schwierigkcit die sich jedoch
                              									leicht hätte vermeiden lassen, aber ich habe nicht vernommen, daß er seine Versuche
                              									wieder aufnahm.
                           Theoretische Berechnungen der Vortheile dieses Verfahrens zum Concentriren der
                              									Schwefelsäure können, obschon sie nicht vernachlässigt werden sollen, den
                              									praktischen Resultaten sich nur in weiten Grenzen nähern. Selbst von den best
                              									construirten Pfannen entweicht so viel Wärme in die Züge, daß sie zum Ueberhitzen
                              									der Luft und zum Betriebe einer kleinen Dampfmaschine für das Durchblasen der Luft
                              									durch die Säure reichlich genügt. Wenn ferner das Wasser bei Anwendung eines
                              									Luftstromes mit Hülfe einer Temperatur verdampft werden kann, welche um 80°
                              									C. niedriger seyn darf, als ohne Anwendung eines Luftstromes, so wird die
                              									Extra-Hitze welche in Folge davon der Schwefelsäure vom Ofen mitgetheilt
                              									wird, sehr beträchtlich seyn, jedoch mit jeder anderen Ofenconstruction wechseln.
                              									Dann würde die Hitze, sobald die Säure concentrirt ist, derselben durch directen
                              									Contact mit den Wandungen des Bleigefäßes mitgetheilt werden, wohingegen sie bei
                              									Anwendung der gewöhnlichen Glasgefäße auf die Säure von den heißen Seiten eines
                              									Eisengefäßes ausgestrahlt wird. Die lästige Arbeit des Füllens und Entleerens  so vieler Gefäße
                              									mittelst Hebern und die Abwartung so zahlreicher Feuerungen würde gleichfalls
                              									vermieden werden. Addiewell Chemical Works, 24. August
                              									1871.