| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. , S. 272 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Fabrication von Nähmaschinen in Nordamerika.
                           Bis zum Jahre 1860 waren in den Vereinigten Staaten im Ganzen nicht mehr als etwa
                              									104,000 Maschinen hergestellt und verkauft. In jenem Jahre wurden insgesammt 55,000
                              									Maschinen gebaut, wovon Wheeler und Wilson 21,000; Grover und Baker 10,000; Singer und Comp. 11,000; Willcox und Gibbs 7500 und alle übrigen Fabriken etwa 5000 herstellten. Die
                              									Fabrication nahm außerordentlich rasch an Bedeutung zu; im Jahre 1870 wurden mehr
                              									als 500,000 — von Singer und Comp. allein 140,000 — Maschinen gebaut und dennoch konnte nicht
                              									allen Aufträgen genügt werden.
                           Die Verwendung der Nähmaschinen ist in Amerika außerordentlich verbreitet; man findet
                              									sie in allen Schuh- und Stiefelfabriken, in allen Garderobegeschäften, bei
                              									Hut- und Kappenmachern in großer Zahl. Einige große Geschäfte in
                              									New-York und in Neu-England haben je zwischen 200 und 1000 Maschinen
                              									im Gange.
                           Sie sind zwar auch in den bürgerlichen Haushaltungen sehr verbreitet; man nimmt
                              									jedoch an, daß in dieser Richtung bislang etwa nur der vierte Theil der
                              									Gesammtproduction seinen Absatz gefunden hat.
                           Die Fabrication dieser Maschinen muß in Amerika außerordentlich lohnend seyn.
                           Sie wird meist in größtem Maaßstabe betrieben; die betreffenden Gesellschaften haben
                              									eigene Fabriken, in denen sie alles für die Production von Nähmaschinen
                              									erforderliche Material selbst herstellen.
                           Unsere Quelle (Scientific American, Juni 187l, S. 373)
                              									meint, der Uneingeweihte würde sich über den verhältnißmäßig geringen Betrag des
                              									Selbstkostenpreises nicht wenig wundern und bemerkt, daß wenn Singer und Comp. an einer Maschine
                              									durchschnittlich nur 10 Dollars verdienten — es wird aber in Wirklichkeit
                              									mehr als das Doppelte, vielleicht sogar das Dreifache verdient — sich ihr
                              									Gewinn im vorigen Jahre auf 1,400,000 Dollars belaufen würde.
                           Nimmt man dasselbe Verhältniß für die übrigen Gesellschaften an, so würde sich der
                              									reine Gewinn der Nähmaschinenfabrikanten auf 5,000,000 Dollars stellen.
                           
                           Die größeren Gesellschaften haben seit Jahren Dividenden von 75–400 Procent
                              									bezahlt und außerdem sehr erhebliche Reservefonds angesammelt. (Hannoversches
                              									Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1871, Nr. 29.)
                           
                        
                           Hammond's verbesserte
                              									Thonröhrenpresse.
                           Nach dem Patent welches sich H. W. Hammond in Manchester
                              									für England ertheilen ließ, werden in einer Maschine — ein geschlossener
                              									Cylinder mit einem durch Wasserdruck abwärts getriebenen Kolben — aus Thon
                              									oder auch anderen bildsamen Materialien Drainröhren gepreßt.
                           An dem unteren Ende des Cylinders sind die Formbacken angesetzt, innerhalb welcher
                              									der Kern zum Pressen hohler Gegenstände durch eine Spindel gehalten wird, welche der
                              									Länge nach durch den Cylinder hindurchgeht und außerhalb desselben mit dem anderen
                              									Ende an einem Querbalken befestigt ist. In den Cylinder paßt ein Kolben, dessen
                              									Packung durch das Druckwasser stets dicht an die Cylinderwand angelegt wird. Der
                              									Kolben gleitet frei längs der vorher genannten Kernspindel, welche durch eine
                              									Stopfbüchse im Kolben hindurchgeht.
                           Der obere Cylinderdeckel ist mittelst Bajonettschluß aufgesetzt, d. h. derselbe läßt
                              									sich durch theilweise Drehung leicht befestigen oder abheben. Die Packung an der
                              									Innenseite des Deckels wird durch die Druckflüssigkeit dicht gegen den Cylinderrand
                              									gepreßt. Endlich führen in den Cylinderraum zwei Röhren; die eine oben zur Zuleitung
                              									des Druckwassers über den Kolben, die andere tiefer unten, um die Preßflüssigkeit
                              									durch einen Hahn abzulassen, wenn der Kolben seinen tiefsten Stand erreicht hat.
                           Zur Ingangsetzung der Röhrenpresse wird der Cylinderdeckel losgemacht und dann der
                              									Kolben durch Hebung eines Querstückes aufwärts geführt, mit welchem er durch zwei
                              									Stangen verbunden ist, deren jede durch eine Stopfbüchse im Cylinderdeckel
                              									hindurchgeht. Beim Heben des Kolbens wird der Deckel schließlich mitgenommen.
                           Sind die Vorbereitungen so weit gediehen, so wird der Cylinder mit dickem Thonbrei
                              									gefüllt, Kolben und Deckel werden herabgelassen und letzterer befestigt. Das
                              									Druckrohr wird nun geöffnet, worauf in Folge des Niederganges des Kolbens der Thon
                              									durch die Formöffnung austritt.
                           Zur Herstellung der Rohrmuffe benutzt man einen kleinen Hülfsapparat, welcher unter
                              									die Formbacken gesetzt wird, wenn der Thon an deren Mündung zum Vorschein kommt.
                              									(Nach dem Mechanics' Magazine, März 1871, S. 171.)
                           
                        
                           Wethered's Rettungsapparat bei
                              									Feuersgefahr.
                           Der von Major Wethered angegebene Rettungsapparat bei
                              									Feuersgefahr besteht in einem genügend langen und kräftigen Seil, an dessen einem
                              									Ende ein Sitzgurt angebracht ist. Dieses Seil geht zwischen Frictionsrollen, welche
                              									in einer Flasche gelagert sind, im Zickzack hindurch und je nachdem es durch
                              									Bewegung eines Hebels mehr oder weniger gebremst wird, erfolgt das Niederlassen der
                              									in dem Sitzgurt untergebrachten Person verschieden schnell. Die Flasche hängt an
                              									einem neben dem Fenster früher schon eingetriebenen Haken und den Bremshebel muß in
                              									diesem Falle eine zweite oben stehende Person dirigiren.
                           Eine andere Anordnung weicht hiervon zweckmäßig insoweit ab, als die sich rettende
                              									Person selbst den Bremshebel für das Seil lenkt, demnach auf eine weitere
                              									Unterstützung nicht angewiesen ist. Hierbei ist das eine Seilende mit einem Ring zum
                              									Einhängen in den Haken versehen, der Sitzgurt aber ist an der Flasche mit den
                              									Frictionsrollen befestigt, welche also nur mit der Last sich langsam hinabbewegen
                              									kann.
                           Diese gewiß einfachen Rettungsapparate sollten in jedem Schlafgemach, wo sie bei
                              									Feuersgefahr nothwendig werden, vorräthig liegen, ebenso die Befestigungshaken
                              									rechtzeitig ein- für allemal eingetrieben seyn. Bei eintretender Gefahr
                              									dürften diese Apparate in der angegebenen Weise recht nützliche Dienste leisten,
                              									weßhalb Ref. auf dieselben aufmerksam macht. (Nach dem Engineer, Juni 1871, S. 372.)
                           
                        
                           
                           Puddel- und Walzwerke in England 1869.
                           Nach dem officiellen Berichte von Hrn. Robert Hunt, Keeper of Mining Records, für das Jahr 1869, bestanden
                              									in Großbritannien im Ganzen 245 Puddel- und
                              									Walzwerke mit 6243 Puddelöfen und 859 Walzenstraßen. Dieselben vertheilen sich auf
                              									folgende Grafschaften mit:
                           
                              
                                 
                                 Werke.
                                 Puddel- öfen
                                 Walzenstraßen.
                                 
                              
                                 South Staffordshire (black country)
                                 110
                                 1700
                                 282
                                 
                              
                                 Nord Staffordshire
                                 8
                                 414
                                 46
                                 
                              
                                 Yorkshire
                                 33
                                 1098
                                 167
                                 
                              
                                 Durham
                                 19
                                 925
                                 58
                                 
                              
                                 Glamorganshire (Wales)
                                 17
                                 555
                                 88
                                 
                              
                                 Monmouthshire (Wales)
                                 12
                                 482
                                 52
                                 
                              
                                 Shropshire
                                 9
                                 208
                                 39
                                 
                              
                                 Lancashire
                                 8
                                 170
                                 36
                                 
                              
                                 Derbyshire
                                 5
                                 91
                                 18
                                 
                              
                                 Schottland
                                 14
                                 338
                                 44
                                 
                              
                           Außer den 245 Puddel- und Walzwerken existirten 18 Bessemerwerke. Dr. G. (Berggeist, 1871, Nr.
                              									58)
                           
                        
                           Eisen- und Stahlproduction in den Vereinigten Staaten
                              									von Nord-Amerika im Jahre 1869.
                           Dem Berichte des Hrn. Mc'Allister
                              									jun. zu Philadelphia, zeitigen Secretärs der Pennsylvania Iron and Steel Association, entnehmen wir
                              									folgende statistische Angaben:
                           Roheisen wurde producirt in den ganzen Vereinigten
                              									Staaten
                           1,916,641 Tonnen in 1869 gegen 584,041 Tonnen in 1865, also 4 Jahre nach beendetem
                              									Bürgerkriege in mehr als dreifacher Menge.
                           Von der Production von 1869 kamen auf
                           a. Anthracit-Roheisen
                              									in den Staaten Pennsylvania, New-York, New-Jersey, Massachusetts und
                              									Maryland
                           971,150 Tonnen in 1869 gegen 893,000 Tonnen in 1868 und 479,538 Tonnen in 1865,
                           auf den Staat Pennsylvania allein
                           692,739 Tonnen in 1869 gegen 671,955 Tonnen in 1868;
                           b. Steinkohlen- und Kohks-Roheisen in den Staaten Pennsylvania,
                              									Virginia und Ohio
                           553,341 Tonnen in 1869 gegen 340,000 Tonnen in 1868;
                           c. Holzkohlen-Roheisen
                              									in fast allen, namentlich den westlichen Staaten 392,150 Tonnen in 1869 gegen
                              									379,000 Tonnen in 1868.
                           Schmiedeeisen wurde auf den Puddel- und Walzwerken
                              									dargestellt:
                           
                              
                                 Eisenbahnschienen
                                 593,586
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 Stab- und Rundeisen
                                 292,500
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 Nageleisen
                                 146,000
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 Kesselbleche
                                 78,000
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 Bleche
                                 36,320
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 verschiedenes Eisen
                                 89,200
                                 Tonnen
                                 
                              
                           oder zusammen 1,235,586 Tonnen Schmiedeeisen aller Art; ferner in den Frischfeuern (forges and
                                 										bloomeriss)
                           69,500 Tonnen, meistens Kleineisen,
                           gibt in Summa 1,305,086 Tonnen.
                           Stahl wurde erzeugt auf den Gußstahl- und
                              									Bessemer-Stahlhütten 35,290 Tonnen, davon beinahe 12,000 Tonnen
                              									Bessemerstahl.
                           Zu den in 1869 erzeugten Eisenschienen von 593,586 Tonnen
                              									kommen noch
                           336,500 Tonnen importirt aus England,
                           8,500 Tonnen importirt aus Belgien und Deutschland, endlich
                           9,650 Tonnen im Lande erzeugte Bessemerstahlschienen, so daß der Gesammtverbrauch  der Vereinigten Staaten
                              									an Schienen sich im Jahre 1869 auf die hohe Zahl von
                              									948,236 Tonnen belief.
                           Die enorme Vermehrung der Eisenproduction Nordamerika's war lediglich ermöglicht
                              									durch den verhältnißmäßig hohen Einfuhrzoll auf Eisen, doch wird dieselbe auch bald
                              									ohne diesen Schutz Bestand haben. Dr. G. (Berggeist,
                              									1871, Nr. 53.)
                           
                        
                           Ueber wasserhaltigen kohlensauren Kalk; von C. Rammelsberg.
                           Hr. G. H. Bauer machte mich auf kleine Krystalle an
                              									Conferven in einem Teich aufmerksam. Die nähere Untersuchung zeigte, daß es das
                              									Hydrat mit 5 Mol. Wasser sey, welches Pelouze zuerst aus
                              									einer Auflösung von Kalk in Zucker erhalten und welches der Fürst Salm-Horstmar später in einer Brunnenröhre
                              									beobachtet hat. Die Eigenschaft, das Wasser über 15° C., selbst unter Wasser,
                              									zu verlieren, zeichnet dieses Hydrat aus. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 11.)
                           
                        
                           Das Vorkommen von Diamanten in Arizona, Nordamerika.
                           Schon im vorigen Jahre brachte der „Bulletin
                                 										von San Francisco“ bei Besprechung des Vorkommens von Diamanten in Californien die Nachricht, daß kürzlich auch
                              									Diamanten in Arizona, einem früher zu Mexico, jetzt zu
                              									den Vereinigten Staaten gehörigen Gebiete, welches bereits vor vielen Jahren durch
                              									das Vorkommen großer Massen Gediegen-Silber einen Ruf unter den reicheren
                              									Bergrevieren Mexico's sich erworben, gefunden worden seyen. Der Bulletin bemerkt dabei, daß man auch in Californien an
                              									15 bis 20 (?) verschiedenen Stellen Diamanten, aber nur
                              									iu geringer Zahl und von unbedeutender Größe gefunden, indem der größte darunter nur
                              									7¼ Gramme, weniger als 2 Karat, gewogen habe, eine lohnende Gewinnung von Diamanten in Californien daher wohl nicht zu erwarten
                              									stehe. Der sogenannte „californische
                                    										Diamant“ der Verkaufsladen in San
                                 										Francisco sey kein Diamant, sondern nur schöner reiner Bergkrystall.
                           In einer Sitzung der californischen Akademie der Wissenschaften
                                 										zu San Francisco hat der bei der Küstenaufnahme beschäftigte Professor G.
                              										Davidson die Angabe bestätigt, daß in Arizona Diamanten gefunden, mit dem Bemerken, daß
                              									Exemplare davon mit vielen anderen Mineralien zusammen, darunter auch Rubinen und
                              									Granaten, von mit Schürfen beschäftigten Bergleuten (prospecting miners) nach San Francisco gebracht worden seyen und daß der
                              									größte dieser Diamanten, einer Schätzung zufolge, geschliffen etwa 3 Karat wiegen
                              									und ungefähr 500 Dollars werth seyn würde. Die Bergleute, welche den rohen Diamant
                              									nicht kannten, sollen größere und werthvollere Exemplare davon weggeworfen
                              									haben.
                           Nähere Angaben über die Art des Vorkommens und die Lage des Fundpunktes in dem
                              									Territorium von Arizona, welchem die gedachten Diamanten entnommen wurden, werden
                              									nicht mitgetheilt, bei der Wichtigkeit des Gegenstandes aber nicht lange auf sich
                              									warten lassen, wenn dieses Vorkommen überhaupt ein reicheres als jenes in
                              									Californien seyn soll. Bis dahin dürfte die Nachricht aber auch im Allgemeinen mit
                              									Vorsicht aufzunehmen und vorerst ihre weitere Bestätigung abzuwarten seyn. —
                              									Mitgetheilt von Geh. Bergrath a. D. Dr.
                              									Burkart. (Berggeist, 1871, Nr. 58.)
                           
                        
                           Chlorcalcium als Entwässerungsmittel.
                           Sehr häusig wird das rohe geschmolzene Chlorcalcium da angewendet, wo das nicht
                              									geschmolzene, sondern nur scharf getrocknete Salz viel bessere Dienste leistet. Die
                              									Beschaffenheit des geschmolzenen Chlorcalciums macht den Gebrauch etwas mißlich; die
                              									festen, harten, compacten Stücke lassen sich nur schwierig in die geeignete
                              									zerkleinerte Form bringen und auch so noch wirken die kleinen Stücke nur mit ihrer
                              									Außenfläche, also ziemlich langsam. Diese Uebelstände werden bei Anwendung von
                              									scharf getrocknetem Chlorcalcium vermieden. Dieses Präparat bildet aufgeblähte,
                              									poröse Klumpen, die sich leicht zerkleinern lassen und mit großer Begierde Wasser
                              									aufnehmen. Die Erfahrungen welche E. Schering in seiner
                              									chemischen Fabrik in Berlin  (Chausséestraße 21) bei Anwendung des nur getrockneten
                              									porösen Chlorcalciums seit längerer Zeit unter den verschiedensten Verhältnissen, z.
                              									B. beim Entwässern von Alkohol, Aether, Chloroform, Chlor, Kohlensäure u. s. w.
                              									gesammelt hat, veranlassen ihn, die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen und
                              									technischen Chemiker auf dasselbe zu lenken.
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit des Leimes in Glycerin.
                           Hierüber hat John Maisch in Philadelphia Versuche
                              									angestellt und folgende Resultate erhalten: Der Leim ist bei gewöhnlicher Temperatur
                              									in einer großen Menge Glycerin löslich; er wird von Glycerin durchdrungen, langsam
                              									bei gewöhnlicher, schneller bei erhöhter Temperatur. In Folge von Wasserabsorption
                              									schwillt er auf, bleibt anscheinend unverändert und zwar selbst, wenn ihm das
                              									Glycerin Wasser entzieht, indem es an des letzteren Stelle tritt, wodurch einem
                              									Einschrumpfen des Leimes Vorgebeugt wird. Bei fortgesetzter Digestion löst er sich
                              									vollständig in Glycerin und bildet damit beim Erkalten eine Gallerte. Die Auflösung
                              									wird durch vorausgehende Maceration in Glycerin oder durch höhere Temperatur
                              									beschleunigt. War er vorher von Wasser durchdrungen, so löst er sich in heißem
                              									Glycerin etwa eben so leicht auf, wie in heißem Wasser. Der Verfasser hält die
                              									Auffindung dieses Verhaltens für wichtig, da man auf diese Weise eine Leimlösung
                              									herstellen kann, welche wegen der bekannten antiseptischen Eigenschaft des Glycerins
                              										haltbar ist, und eine solche Lösung dürfte sich
                              									namentlich da als werthvoll erweisen, wo häufig Gerbmaterialien zu prüfen sind.
                              									(Nach dem chemischen Centralblatt, 1871 S. 345.)
                           
                        
                           Neue Verbesserungen des Lichtdruckes.
                           Das Gelatine-Cliché, von welchem die Abdrücke in fetter Farbe gemacht werden,
                              									erhält eine vermehrte Dauerhaftigkeit, wenn man die Gelatine beim Aufgießen und
                              									Vertheilen nicht ganz bis an die Ränder der Spiegelplatte fließen läßt, so daß also
                              									ein schmaler Glasrand bleibt, und wenn man diesen sowohl wie den äußersten Rand der
                              									trockenen Gelatineschicht mit Talg überzieht. Der
                              									Talgrand stößt alsdann beim Auswaschen des Chromsalzes sowohl als beim Benetzen der
                              									Gelatineschicht die Feuchtigkeit ab, und verhindert das Anschwellen und Ablösen des
                              									Clichés. Nach dem Einschwärzen bedeckt man das Cliché mit einem Ausschnitt, welcher
                              									die Beschmutzung des Druckpapieres durch den Talg verhütet.
                           Ernst Edwards in London druckt gegenwärtig von
                              									Gelatinefolien, die vom Glas auf Zinkplatten übertragen sind, und erzielt auf diese
                              									Weise von einem einzigen Cliché 1500 gute Abdrücke. Dem brittischen Journal zufolge
                              									verfährt Edwards, wie folgt:
                           Eine matt geschliffene Glasplatte wird mit einem dünnen Wachsüberzuge versehen und
                              									auf einen Horizontalständer gelegt. Man gießt eine Mischung von Gelatine,
                              									doppelt-chromsaurem Kali und Chromalaun darauf, und zwar so viel, daß die
                              									Schicht nach dem Trocknen die Dicke eines Cartonblattes oder eines dicken Papieres
                              									besitzt. Der Zusatz von Chromalaun ist wichtig; er verhindert die Gelatine, nach dem
                              									Trocknen wieder flüssig zu werden und anzuschwellen, wodurch die Haltbarkeit der
                              									Schicht sehr gefährdet wird. Das Verhältniß des doppelt-chromsauren Kalis zur
                              									Gelatine ist 1 zu 5, richtet sich aber in etwas nach der Intensität des
                              									Negativs.
                           Wenn die Glasplatte überzogen ist, läßt man sie einige Minuten lang in horizontaler
                              									Lage, bis die Gelatine erstarrt ist. Dann bringt man sie in den Trockenraum, der
                              									ziemlich warm und ganz trocken seyn muß. In 24 Stunden ist die Schicht trocken. Sie
                              									wird dann vom Glase abgelöst.
                           Die Ablösung der Schicht bringt mancherlei Vortheile mit sich. Einer derselben ist,
                              									daß die Gelatinefolie sich auch an ein nicht ganz ebenes Negativ fest anschmiegt,
                              									was eine dicke Glasplatte niemals thut. Die Schärfe des Clichés wird also in vielen
                              									Fällen eine größere seyn, als wenn man auf Spiegelplatten arbeitet.
                           Nachdem man die Gelatinefolie unter dem Negativ belichtet hat, überträgt man sie auf
                              									eine Zinkplatte. Man legt die Platte in ein flaches Gefäß mit Wasser, taucht  die Folie hinein und
                              									bringt sie rasch mit der Platte in Contact, wobei man sich vor der Einschließung von
                              									Luftblasen hütet. Dann nimmt man die Platte heraus und streicht einigemal mit dem
                              									Kautschukwischer darüber. Durch den äußeren Luftdruck klebt die Gelatine fest an der
                              									Zinkplatte. In einigen Minuten ist die Schicht oberflächlich trocken. Man umzieht
                              									sie dann mit einem in Kautschuklösung getauchten Pinsel, damit keine Luft während
                              									des Druckes zwischen Schicht und Platte eindringen könne. Damit die Schicht sich
                              									beim Drucken nicht verschiebt, versieht man die Platte mit einem Ueberzuge von
                              									Kautschukfirniß.
                           Die Platte ist jetzt druckfertig. Sie wird, wie ein lithographischer Stein, mit dem
                              									Schwamm benetzt; das Wasser wird zum Theil durch den Kautschukwischer entfernt; den
                              									Rest nimmt man mit einem Stück Fließpapier weg. Das Einschwärzen geschieht mit
                              									Kautschukwalzen.
                           Beim Drucken kommt die Wichtigkeit der Edwards'schen
                              									Modification ganz besonders zur Geltung. Dem Zerspringen der Platten ist vorgebeugt,
                              									und dieß ist um so wichtiger, als für feinere Bilder ein stärkerer Pressendruck
                              									erforderlich ist, als ihn die Glasplatte aushält.
                           Wenn die erforderliche Anzahl von Abzügen gedruckt ist, löst man die Gelatinefolie
                              									von der Zinkplatte ab und bewahrt sie in einem Hefte auf. Für Anstalten, wo solche
                              									Clichés zu Hunderten und Tausenden verwahrt werden, ist es eine sehr große
                              									Annehmlichkeit, die schweren, kostbaren Spiegelplatten nicht mit verwahren zu
                              									müssen.
                           Es wurde oben gefagt, daß die Gelatineschicht auf einer matten Scheibe präparirt
                              									wird. Bei Bildern welche große Feinheit und Zartheit besitzen, bringt man die obere,
                              									glänzende Seite der Gelatinefolie in Contact mit dem Negativ. Wünscht man aber ein
                              									Korn, wie es die Lithographien zeigen, so belichtet man die untere, matte Seite der
                              									Folie.
                           Edwards hat gefunden, daß die Consistenz der Farbe auf den
                              									Charakter des Abdruckes von großem Einfluß ist. Eine feste Farbe setzt sich nur an
                              									den tiefsten Schatten an, während dünne Farbe mehr an die Halbtinten geht. Wünscht
                              									man also sehr zarte, harmonische Abzüge, so nimmt man dünne Farbe; sollen die Abzüge
                              									hingegen kräftig seyn, so wendet man consistente Farbe an. Auch lassen sich beide in
                              									einem einzigen Abdruck combiniren, indem man die tiefsten Partien mit dicker, die
                              									Halbtinten mit dünner Farbe einwalzt.
                           Da die Abzüge gleich mit weißem Rande auf gewöhnlichem oder glacirtem Papier gedruckt
                              									werden können, so eignet sich das Verfahren vorzüglich zur Illustration von Büchern.
                              									(Photographisches Archiv, 1871 S. 69.)
                           
                        
                           Leimwalzen zum Lichtdruck.
                           Versuche, die Leimwalzen der Buchdrucker zum Lichtdruck anzuwenden, sind bisher aus
                              									dem Grunde nicht sehr erfolgreich gewesen, weil diese Walzen, aus gleichen Theilen
                              									Leim und Syrup gegossen, meist zu viel von der letzteren Substanz enthielten.
                           Hr. I. Schaarwächter stellt geeignete Walzen her, indem er
                              									3 Theile braunen Tischlerleim zwei Tage lang in kaltem Wasser weichen läßt, die
                              									Stücke mit einem trockenen Tuche abtrocknet, ohne weiteren Wasserzusatz bei gelinder
                              									Wärme schmelzen läßt, 1 Theil vorher gekochten Syrup zusetzt, die Mischung aufkocht,
                              									und sie in einen im Inneren fein geschliffenen kupfernen Cylinder (nachdem die
                              									innere Wand mit Oel abgerieben ist) um eine in den Mittelpunkt gestellte hölzerne
                              									Achse gießt, welche an beiden Enden, gerade wie bei den gewöhnlichen Handdruckwalzen
                              									mit zwei conischen Haudgriffen versehen ist, Nachdem die Walze aus der Form genommen
                              									ist, wird sie mit Alkohol abgewaschen und einige Tage lang an der freien Luft
                              									trocknen gelassen. Dann wird sie in eine Lösung von Gerbsäure (Tannin) gelegt, mit
                              									Wasser abgewaschen und getrocknet. (Photographisches Archiv, 1871 S. 26.)
                           
                        
                           Herstellung transparenter Lacke zum Färben von Glas und
                              									Glimmer.
                           Zur Herstellung transparenter Lacke, welche bei geringerer Dichte hinlängliche
                              									Intensität besitzen, und zum Färben von Glas und Glimmer dienen können, eignen sich
                              									nach Ferd. Springmühl besonders die Anilinfarben und zwar
                              									die Auflösungen 
                              									derselben in weingeistigen Lacken aus gebleichtem Schellack oder Sandarach. Die
                              									concentrirten Lösungen der Farbstoffe in stärkstem Alkohol werden für sich
                              									hergestellt und jedesmal vor dem Gebrauche dem Lacke zugesetzt. Der zu
                              									überstreichende Glas- oder Glimmergegenstand wird gelinde erwärmt. —
                              									Auffallend schöne Farbschichten erhielt der Verfasser auch mit gefärbten Lösungen
                              									der Schießbaumwolle in Aether. Der Farbstoff wird hier in Aether und Alkohol gelöst.
                              									Die Collodiumhaut ist besonders bei Zusatz von etwas Terpenthinöl sehr elastisch und
                              									kann, wenn die Platte vor dem Auftragen kalt war, compact abgelöst werden, worauf
                              									man das farbige Häutchen in Figuren schneiden und alsdann wieder auf durchsichtige
                              									Gegenstände aufkleben kann. Sind die Glasgegenstände vorher geätzt, so haftet die
                              									Collodiumhaut sehr fest, wobei allerdings die Durchsichtigkeit verloren geht. Die im
                              									Handel vorkommenden sogen. „Prachtlacke“ sind größtentheils
                              									solche mit Anilin gefärbte weingeistige Harzlösungen. (Musterzeitung, Zeitschrift
                              									für Färberei etc., 1871, Nr. 20.)
                           
                        
                           Rothe und blaue Stempelfarbe.
                           Zur Erzeugung einer guten rothen oder blauen Stempelfarbe löst man nach Reimann's Färberzeitung Fuchsin oder Anilinblau in reinem
                              									Glycerin unter Erwärmen zur gesättigten Lösung auf, setzt nach Bedürfniß bei der
                              									rothen Farbe Krapplack, bei der blauen Ultramarin hinzu und verdickt mit so viel Dextrin, daß
                              									die Farbe Consistenz genug hat. Eine solche Farbe besitzt alle Eigenschaften, welche
                              									man an eine gute Stempelfarbe zu machen berechtigt ist.
                           
                        
                           Preisausschreibung für die Werthbestimmung der
                              									Rüben-Rohzucker.
                           Von der Annahme ausgehend, daß die in den Rohzuckern sich vorfindenden
                              									unverbrennlichen Salze die alleinige Ursache der Melassenbildung seyen, ist in den
                              									letzten Jahren, namentlich in Frankreich, ein Verfahren üblich geworden, um aus der
                              									Menge dieser Salze (der Asche) die Ausbeute an krystallisirtem weißem Zucker, welche
                              									ein Rohzucker bei der Raffination geben wird, auf theoretischem Wege festzustellen.
                              									Da die Melassen der verschiedenen Rübenzucker-Fabriken in der Mehrzahl der
                              									Fälle Aschensalze und Zucker fast constant in dem Verhältniß von 1:5 enthalten, so
                              									leitete man aus dieser Beobachtung nach dem Vorgange Sostmann's (Zeitschrift für Rübenzucker-Industrie Bd. XVI S. 703) den Schluß ab, daß je 1 Theil Aschensalz 5
                              									Theile Zucker in den unkrystallisirbaren Zustand zu versetzen und damit ungewinnbar
                              									zu machen vermöge. Dem entsprechend bemessen nun die französischen Zuckerfabrikanten
                              									und Händler den Raffinationswerth der Rohzucker in der Art, daß sie den fünffachen
                              									Betrag der in denselbeu sich findenden Asche von der durch Polarisation gefundenen
                              									Zuckermenge in Abzug bringen und die sich ergebende Differenz als theoretische
                              									Ausbeute (Rendement théorétique) bezeichnen und für die
                              									Preisbestimmung maaßgebend seyn lassen; ein Verfahren, welches dann auch in anderen
                              									Ländern, namentlich in Großbritannien, Eingang gefunden und die ältere ungenügende
                              									Methode der Werthbestimmung nach Typen, Farbe etc. verdrängt hat.
                           Nachdem aber die Voraussetzungen, worauf dieser Modus der Werthberechnung fußt,
                              									zuerst durch die Arbeiten Scheibler's (ebendaselbst Bd.
                              										XVII S. 449, Bd. XVIII
                              									S. 399) als unrichtige bezeichnet und weitere beweisende Belege für die
                              									Unrichtigkeit durch Untersuchungen im Vereins-Laboratorium von Marschall (ebendaselbst Bd. XX S. 339 und 619), sowie durch die schönen Versuche von Feltz (ebendaselbst Bd. XX S.
                              									357; polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVIII S. 421)
                              									beigebracht worden sind, erschien es an der Zeit, die Frage aufzuwerfen, ob dieser
                              									Modus beizube halten, resp. von den deutschen Interessenten zu adoptiren sey, oder
                              									durch ein anderes richtigeres Verfahren ersetzt werden könne?
                           Während der am 16. und 17. d. M. zu Berlin abgehaltenen Generalversammlung der
                              									Mitglieder unseres Vereines wurde jedoch bei der Discussion der im Hinblick auf
                              									diese Sachlage gestellten Frage 31 des Programmes, welche lautete:
                           
                              “Ist es wünschenswerth, für die Werthbestimmung der Rohzucker des Handels,
                                 										neben deren Polarisation einen melassimetrischen Quotienten für die
                                 										Nichtzuckerstoffe zur Berechnung der wahrscheinlichen Netto-Ausbeute (des
                                 										sogenannten 
                                 										theoretischen Rendement) einzuführen, und welche
                                 										Vorschläge können in dieser Richtung gemacht werden?“
                              
                           folgende Resolution einstimmig angenommen:
                           
                              „Die zollvereinsländischen Zuckerfabrikanten
                                    											erklären, daß der Coefficient 5, welcher seitens der französischen Börse als
                                    											Maaßstab für den melassimetrischen Werth der in den Rohzuckern enthaltenen
                                    											Salze festgestellt wurde, nicht wissenschaftlich begründet
                                    										ist.“
                              
                           Gleichzeitig wurde dann weiter das Vereins-Directorium aufgefordert, durch
                              									Aussetzen eines angemessenen Preises, Arbeiten und Untersuchungen anzuregen, die
                              									geeignet seyn möchten, ein wissenschaftlich begründetes genaues Verfahren der
                              									Untersuchung und Werthbestimmung der Rüben-Rohzucker herbeizuführen. Dem
                              									entsprechend setzen wir mit Genehmigung des Vereins-Ausschusses einen Preis
                              									von
                           
                              Tausend Thalern
                              
                           für die Lösung der folgenden Aufgabe aus:
                           „Der Ertrag an krystallisirtem weißen Zucker aus
                                 										verschiedenen Rüben-Rohzuckern steht nicht in einem directen Verhältniß
                                 										zu der Polarisation derselben. Welche Untersuchung und Berechnung ist
                                 										einzuschlagen, um die Ausbeute (Rendement), welche ein Rüben-Rohzucker an raffinirtem weißen Zucker
                                 										gewähren wird, im Voraus theoretisch festzustellen?“
                           Für den Fall, daß eine vollständige Lösung dieser Aufgabe nicht erfolgen sollte,
                              									bleibt vorbehalten, diejenigen Arbeiten welche am meisten geeignet erscheinen die
                              									Aufgabe ihrer Lösung näher zu bringen, in angemessener Weise zu honoriren.
                           Der ausschließende Zeitpunkt für die Einsendung von Bewerbungsarbeiten, welche in
                              									deutscher Sprache abgefaßt seyn müssen, ist der 31. Januar des künftigen Jahres. Die
                              									Bewerbungsschristen sind an das Directorium des Vereines, und zwar zu Händen des
                              									Geheimen Rathes Dr.
                              									Riedel in Berlin, Klosterstraße 76, zu adressiren, und
                              									muß jede derselben mit einem Motto versehen und dieses auf dem Aeußeren eines
                              									beigefügten versiegelten Couverts, welches den Namen des Verfassers enthält,
                              									wiederholt seyn.
                           Die Entscheidung über die Zuerkennung des ausgesetzten Preises, eventuell eines
                              									Honorars für die Lösung nicht erreichende, doch wesentlich fördernde Arbeiten,
                              									erfolgt durch eine Commission von Sachverständigen und wird in der
                              									Generalversammlung des Vereines im Mai 1872 bekannt gemacht werden.
                           Berlin, im Mai 1871.
                           Das Directorium des Vereines für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein.
                           
                              Riedel. Sombart. Treutler.
                              
                           
                        
                           Ueber Gährgefäße aus emaillirtem Gußeisen; Bericht von H. Pfauth, Assistent an der königl. landwirthschaftlichen
                              									Centralschule in Weihenstephan.
                           Metallene, besonders eiserne Gefäße haben schon seit längerer Zeit in der Brauerei,
                              									wo nur immer thunlich, z. B. als Wasserreservoirs, Weichen, Maischbottiche,
                              									diejenigen von Holz aus Zweckmäßigkeitsgründen, namentlich der Haltbarkeit wegen und
                              									weil sie der Reinlichkeitspflege in erwünschtem Grade Vorschub leisten, verdrängt;
                              									ihre Anwendung aber als Gährgefäße, bei denen der Reinlichkeitspunkt ja in ganz
                              									besonders mühsamer Weise behandelt seyn will und zu welchen sie daher so recht
                              									geeignet wären, ist an dem Mißstande gescheitert, daß das Metall von der gährenden Würze angegriffen wird und so der Geschmack des
                              									Bieres eine nicht unbemerkbare Beeinträchtigung erfährt. In dem Bestreben nun,
                              									diesem Hindernisse zu begegnen, wurden zunächst Versuche gemacht, das Innere des
                              									Bottiches mit einem passenden Lackanstrich zu versehen, und sie ließen auch von sehr
                              									guten Resultaten berichten. Derjenige, welcher es sich in solcher Weise angelegen
                              									seyn ließ, daß das werthvolle und für die in Rede stehende Art von Braugefäßen
                              									ungern entbehrte Eisenmaterial diesem Zwecke doch nicht verloren ginge, — es
                              									ist der in der Brauereitechnik namhafte Ingenieur I. PH. Lipps — ging noch einen Schritt weiter zu einer  in zymotechnischen Kreisen
                              									gewiß dankbarst begrüßten Vervollkommnung, indem er eiserne Gefäße zu
                              									Gährungszwecken mit Email, einer glasartigen, weißen Masse auskleidete, was um so
                              									mehr der Anerkennung werth ist, als man sich bisher der Aufgabe, so große Gefäße zu
                              									emailliren, nicht unterzogen hatte. Man versprach sich hiervon den Erfolg, daß nicht
                              									bloß das Bedenken bezüglich der erwähnten nachtheiligen Einwirkung auf den Geschmack
                              									des Bieres gehoben, sondern auch ein anderes Moment, vielleicht das noch einzige,
                              									bedeutsam dawidersprechende, nämlich die Wärmeleitung wesentlich beschränkt werde;
                              									und in der That läßt sich auf die Erfahrungen, welche in Weihenstephan während der
                              									vergangenen Sudperiode mit einem solchen Gährgefäß gemacht worden sind, nur ein
                              									günstiges und empfehlendes Urtheil für diese Neuigkeit gründen.
                           Der hier in Gebrauch gesetzte amaillirte gußeiserne Gährbottich besteht aus zwei
                              									passend zusammenfügbaren Theilen, ist im Lichten von 1,56 Meter Höhe und von ebenso
                              									großem Durchmesser; oben hat er eine kranzartige Erweiterung, was seine äußere Form
                              									gefälliger macht. Sein Inhalt beträgt etwa 3000 Liter oder 46½ Eimer
                              										bayerisch.Hr. Lipps fabricirt diese Gährbottiche jetzt auch aus einem Stück, was ein wesentlicher
                                    											Fortschritt ist.
                           Das Arbeiten mit diesem Bottich war, wie wohl leicht einzusehen, ein höchst sauberes
                              									und glattes. Die Gährungen vollzogen sich nach den äußeren Beobachtungen bei
                              									allerdings etwas längerer Dauer als hier gewöhnlich, zur vollsten Zufriedenheit, und
                              									was das Temperaturenverhältniß zwischen Keller und Würze, ferner die Annahme der
                              									Saccharometeranzeigen betrifft, so ist ein nennenswerther Unterschied gegen andere
                              									Sude ebensowenig hervorgetreten. Die Temperatur der Würze stieg bei einem genauer
                              									beobachteten Sude vom Anstellen bis zur Gährungserscheinung der hohen Kräusen
                              									allmählich regelmäßig von 5° auf 7,4° R.; dann aber ging sie abwärts;
                              									gegen das Ende hin auf 5° R. Im Vergleich zur Kellertemperatur, welche
                              									innerhalb der Grenzen 5° und 7° R. mannichfache Schwankungen zeigte,
                              									war sie immer, ausgenommen zu Anfang und zu Ende höher, so in den hohen Kräusen um
                              									1,4 und 2° R., später um 0,7–0,3° R. Die Saccharometeranzeigen
                              									verringerten sich in den hohen Kräusen um 1,4 und 1,2 Proc. Balling und in den beiden folgenden Tagen, in welchen, wie erwähnt, die
                              									Temperatur noch im Zunehmen war, um 1,2 und 1,7 Proc.; später betrug der Unterschied
                              									0,5 Proc., 0,3 Proc. . . . 0,1 Proc. Balling. Die
                              									Gährungsdauer war in diesem Falle 13 Tage. (Bayerischer Bierbrauer, 1871, Nr.
                              									6.)
                           
                        
                           Mittel zur Abhaltung der Motten von Tuch- und
                              									Pelzwaaren; von Dr. H. Hager.
                           Da mir fortwährend Briefe zugehen, welche mich um Vorschriften zu Mottenmitteln
                              									ersuchen, so theile ich hier solche mit, welche ich schon im vorigen Jahre in einer
                              									großen Niederlage von Militärtuch und an Kürschner abgegeben habe:
                           Für Tuchniederlagen. 45 Grm. reine Carbolsäure, 30 Grm.
                              									Campher, 30 Grm. Rosmarinöl, 5 Grm. Gewürznelkenöl, 5 Grm. Anilin, gelöst in
                              									2½ Liter gewöhnlichem Weingeist.
                           Für Kürschner. 20 Grm. reine Carbolsäure, 10 Grm.
                              									Gewürznelkenöl, 10 Grm. Citronenschalenöl, 10 Grm. Nitrobenzol, 2½ Grm.
                              									Anilin, gelöst in 1½ Liter reinem Weingeist.
                           Mit diesen Flüssigkeiten werden mittelst eines sogenannten Pulverisateurs die
                              									betreffenden Stoffe nur mäßig besprengt. Werden diese dann in dichte Behälter
                              									eingeschichtet, so ist eine Besprengung für das
                              									Sommerjahr aushaltend. Tuche in Lagerräumen werden eine zweimalige Besprengung
                              									nöthig haben. (Aus des Verfassers: pharmaceutische Centralhalle, 1871 S. 253.)