| Titel: | Ueber das in den königl. großbrit. Münzen in Ostindien übliche Verfahren zum Probiren des Silbers; von Dr. H. E. Busteed, Probirmeister der Münze von Calcutta. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. XXIX., S. 98 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIX.
                        Ueber das in den königl. großbrit. Münzen in
                           								Ostindien übliche Verfahren zum Probiren des Silbers; von Dr. H. E. Busteed, Probirmeister der Münze von Calcutta.
                        Aus dem Journal of the
                              									Asiatic Society of Bengal durch Chemical News, vol.
                              								XXIV p. 243; November 1871.
                        Busteed, über die ostindische Silberprobe.
                        
                     
                        
                           Das im Nachstehenden zu erörternde Verfahren beim Probiren des zum Vermünzen und zu
                              									anderweitiger Verarbeitung bestimmten Silbers ist – wenigstens insofern es in
                              									großem Maaßstabe ausgeführt wird – den ostindischen Münzanstalten
                              									eigenthümlich; i. J. 1850 wurde dasselbe in der Münze von Calcutta eingeführt,
                              									verbreitete sich von dort nach Bombay und gelangte später auch nach Madras.
                           Obgleich dieses Verfahren nach verschiedenen amtlichen Berichten sich bei sehr
                              									ausgedehnter Anwendung als sehr vortheilhaft erwiesen hat, so ist doch bezüglich der
                              									Einzelheiten der Manipulationen etc. bisher nichts Näheres bekannt geworden; ich
                              									unternehme es daher, die praktische Ausführung eines Systemes zu beschreiben,
                              									mittelst dessen (nach dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre) jährlich für mehr als
                              										sieben Millionen Pfund Sterling von den ostindischen
                              									Münzanstalten angekauften Zain- oder Barrensilbers und ungefähr ebenso viel
                              									vermünzten Silbers probirt wird.
                           Bevor ich nun, mit Uebergehung der ganz untergeordneten Manipulationen, mit denen nur
                              									die Praxis vertraut machen kann, eine ziemlich eingehende Beschreibung des Processes
                              									gebe, will ich zunächst unter Vermeidung der in chemischen und dokimastischen Werken
                              									aufzufindenden rein
                              									technischen Details, kurz die Principien besprechen, auf denen die übrigen Systeme
                              									der Silberprobe beruhen.
                           Bekanntlich ist es Aufgabe des Probirers, die Menge von reinem Gold, beziehungsweise
                              									reinem Silber zu bestimmen, welche in der ihm übergebenen Probe eines
                              									Metallgemisches enthalten ist, um aus dem Resultat seiner Untersuchung den
                              									Metallwerth der Masse berechnen zu können, deren durchschnittliche Zusammensetzung
                              									jene Probe (der Voraussetzung nach) repräsentirt.
                           Dieß geschieht durch die Scheidung der Edelmetalle von den unedlen Metallen, mit
                              									denen sie verbunden sind. Das älteste Verfahren zur Abscheidung des Silbers ist das
                              										„Abtreiben“ oder die „Kupellation,“
                              									dieser bekannte Proceß, bei welchem der beabsichtigte Zweck durch Benutzung der
                              									Eigenschaft des Silbers erreicht wird, bei hoher Temperatur der Einwirkung des
                              									Sauerstoffes der Luft zu widerstehen, während die Unedelmetalle unter denselben
                              									Verhältnissen oxydirt oder verschlackt werden; ist nun eine gewisse Menge Blei
                              									zugegen, so verbindet sich dessen sehr leichtflüssiges Oxyd mit den anderen während
                              									der Operation entstandenen Oxyden und kann sich dann mit denselben in ein kleines
                              									poröses, aus Knochenasche angefertigtes Gefäß, die Kapelle, einsaugen, während auf
                              									der Oberfläche derselben ein Korn (Regulus) von reinem metallischem Silber
                              									zurückbleibt, dessen Gewicht genau bestimmt werden kann. Diese Operation wird in
                              									einem „Muffelofen“ ausgeführt.
                           Das Resultat des Abtreibens wird jedoch durch verschiedene, dem Probirer wohl
                              									bekannte Zufälle und Nebenumstände modificirt, welche derselbe zu berücksichtigen
                              									hat, widrigenfalls seine Angaben ganz unrichtig ausfallen würden; somit hängt Alles
                              									von seiner Erfahrung und seiner Geschicklichkeit ab; aber selbst in den Händen des
                              									erfahrensten und gewandtesten Probirers ist das Ergebnis der Kupellation niemals
                              									ganz richtig und es wird deßhalb in Folge der unvermeidlichen Unvollkommenheit des
                              									Probirens stets ein sogen. „Remedium“ (eine, bestimmte Grenzen
                              									nicht übersteigende Abweichung über oder unter dem erforderlichen Feingehalt)
                              									zugestanden. Der Fehler darf jedoch nie mehr als zwei Tausendtheile betragen, so daß
                              									dieses Verfahren hinlänglich genau ist, um das Münzsilber auf dem gesetzlichen
                              									Feingehalte zu erhalten.Sollte in der untersuchten Probe Gold oder Platin enthalten seyn, so bleiben
                                    											diese Metalle, da sie der oxydirenden Einwirkung der Luft widerstehen,
                                    											gleichfalls auf der Kapelle zurück und werden unter gewöhnlichen Umständen
                                    											als Silber gerechnet.
                              								
                           Diese Probirmethode ist jedoch nicht genau genug, um darnach den Werth von
                              									ungemünztem Silber zur Zufriedenheit des Verkäufers oder des Käufers, welcher letztere in
                              									Ostindien fast immer die Münze ist, reguliren zu können.D.h. die Münze kauft das ungemünzte Silber in Zainen oder in anderer Form und
                                    											gibt es nach Abzug einer bestimmten Präg- oder Münzgebühr (seignorage) in ausgemünztem Zustande zurück.Durch ein vor Kurzem erschienenes Gesetz der Regierung von Ostindien ist das
                                    												„Remedium,“ welches bisher etwa 4 1/2 Tausendtel
                                    											betrug, für die ganze und die halbe Rupie auf 2 Tausendtheile, für die
                                    											kleineren Silbermünzen auf 3 Tausendtheile festgestellt.
                              								
                           Die im Vorstehenden flüchtig skizzirte Probirmethode war in der Münze zu Calcutta bis
                              									zum Jahr 1850 üblich. Obgleich dieselbe in England von vielen Probirern noch jetzt
                              									angewendet wird, ist sie dagegen auf dem Continente fast gänzlich von der von Gay-Lussac erfundenen Methode verdrängt worden,
                              									welche weniger von der Individualität des Probirers abhängt. Bei diesem Verfahren
                              									der „Silberprobe auf nassem Wege“ oder der
                              										„volumetrischen Probe,“ wird bekanntlich das Silber aus der
                              									salpetersauren Lösung eines bestimmten Gewichtes der zu untersuchenden Metallprobe
                              									durch eine wässerige Kochsalzlösung, welche eine bekannte Menge Salz enthält, als
                              									Chlorsilber niedergeschlagen; aus der hierzu genau erforderlichen Kochsalzlösung
                              									läßt sich der Silbergehalt leicht berechnen. Dieses Verfahren ist in den meisten
                              									großen Münzwertstätten Europa's und Amerika's eingeführt; mittelst desselben kann
                              									der Feingehalt bis auf ein halbes Tausendtel mit Sicherheit bestimm: werden.
                              									– Die volumetrische Methode ist besonders dann mit Vortheil anwendbar, wenn
                              									das zu probirende Silber nur mit Kupfer legirt und sein Feingehalt bereits annähernd
                              									bekannt ist; diesen Bedingungen entsprechen die Münzwerkstätten wo nur Silber
                              									probirt wird welches zum Vermünzen mit dem vorschriftsmäßigen Feingehalte schon
                              									legirt ist.
                           Durch einen Gehalt der zu probirenden Legirung an Quecksilber wird jedoch die Genauigkeit der Probe wesentlich
                              									beeinträchtigt; in diesem Falle ist zur Vermeidung von Irrthum eine ziemlich
                              									umständliche Abänderung des Verfahrens erforderlich.Man s. die Mittheilung von Debray im polytechn.
                                    											Journal, 1870, Bd CXCVI S. 520.
                              								
                           Die Einführung des Gay-Lussac'schen Verfahrens in
                              									die ostindischen Münzanstalten wurde von den Wardeinen derselben nicht für
                              									wünschenswerth gehalten, hauptsächlich aus folgenden Gründen:
                           1) Ein sehr beträchtlicher Theil des in die ostindischen Münzwerkstätten gelangenden
                              									Silbers (nämlich China- und Rangoon-Seißi-Silber,Sycee- oder Seißi-Silber ist ein sehr feines Silber, welches in drei
                                    											bis vier Zoll starken Platten oder (zur leichteren Verpackung) in Form einer
                                    											Dschonke, in der Mitte mit einer Prägmarke vergehen, in China im Verkehre
                                    											ist.
                              									Bazar-Kuchen-Silber, japanesische Münzen etc.) enthält nicht nur
                              									Quecksilber, sondern auch Blei und andere Unedelmetalle.
                           2) Der Probirer ist durchaus nicht im Stande, sich im Voraus eine hinlänglich
                              									annähernde Vorstellung vom Feingehalte eines solchen Silbers zu bilden, daher eine
                              									vorläufige Kapellenprobe unerläßlich wird.
                           3) Die hohe Temperatur des ostindischen Klima's macht es unmöglich, die
                              									Kochsalzlösung längere Zeit auf demselben Titer zu erhalten; die Verdampfung und die
                              									hierdurch verursachte stärkere Concentration stören die nothwendige Aequivalenz
                              									zwischen dem Salzgehalte der Lösung und der durch dieselbe niederzuschlagenden
                              									Silbermenge, weßhalb sehr häufige Titerstellungen der Normallösung unerläßlich
                              									werden.
                           4) Das Ganze der wichtigen Manipulationen muß durch die Hände des Wardeins
                              									(Probirmeisters) selbst oder seines Stellvertreters gehen, eine Aufgabe welche in
                              									diesem Klima bei einer so großen Anzahl täglicher Proben von sehr verschiedenem
                              									Feingehalte deren Kräfte weit überschreiten und sie außer Stand setzen würde, ihre
                              									zahlreichen anderen, gleichfalls sehr wichtigen Obliegenheiten zu erfüllen.
                           Da also die Kupellationsmethode für die Erfordernisse des Silberhandels nicht genau
                              									genug ist, das französische Probirverfahren aber für die speciell von den Probirern
                              									der Münzanstalten in Ostindien (wo keine Affiniranstalten für mit Kupfer legirtes
                              									Silber existiren) zu lösenden Aufgaben sich ungeeignet herausstellt, so war es hier
                              									nothwendig, ein allen Zwecken besser entsprechendes System einzuführen.
                           Bei dem volumetrischen System wird, wie wir sahen, die Menge des in einem
                              									Metallgemisch enthaltenen Silbers durch genaue Bestimmung der Kochsalzmenge
                              									berechnet, welche zur Fällung des Silbers in Form von Chlorsilber erforderlich ist;
                              										derselbe Zweck kann durch Sammeln, Trocknen und Wägen des
                                 										Chlorsilbers selbst erreicht werden. 100 Theile Chlorsilber entsprechen 7
                              									5,3 Thln. reinen (metallischen) Silbers.
                           Hrn. J. Dodd, früherem Wardein (assay master) der Münze zu Calcutta (und Arzt in der Madras-Armee)
                              									gebührt das Verdienst, die mit der Ausführung des letzteren Verfahrens verbundenen
                              									Schwierigkeiten (i. J. 1852) vollständig überwunden zu haben, was natürlich nicht
                              									ohne große Mühe und ohne vielfache fleißige und anstrengende Untersuchungen erreicht
                              									wurde; das Vertrauen, mit welchem sein System von allen seinen Nachfolgern
                              									angenommen wurde, ist die höchste Anerkennung der Genauigkeit und Zweckmäßigkeit
                              									desselben.
                           
                        
                           
                           Beschreibung des Verfahrens zur
                                 										Silberprobe nach dem „Chlorid-Processe,“ wie
                                 										dasselbe in der Münze zu Calcutta ausgeführt wird.
                           Die Proben (musters) werden zunächst, um Zeit zu
                              									ersparen, von einem Assistenten annähernd gewogen; dann werden sie, und zwar jede
                              									Probe doppelt, in kleine flache Pfännchen von polirtem Kupfer gelegt und zu je
                              									vierzig auf einem mit numerirten Vertiefungen für die Pfännchen versehenen Brete dem
                              									Wardein (assay master) übergeben, welcher auf einer
                              									feinen Probirwaage jede Probe genau auf das erforderliche Gewicht bringt.Der Betrag dieses Gewichtes wird später speciell angegeben werden.
                              								
                           Jede Probe wird, nachdem sie gewogen ist, von dem auf der einen Schale der Waage
                              									stehenden Platinschiffchen mittelst eines kleinen kupfernen Trichters in ein zur
                              									Linken des Probirers stehendes Fläschchen gebracht. Zu diesem Behufe werden die
                              									Fläschchen von einem Assistenten bereit gehalten;Die wichtigsten Einrichtungen und Apparate sind im
                                    												„Anhange“ ausführlicher beschrieben. derselbe trägt sie, nachdem die Proben eingefüllt sind, zu je sechs Stück in
                              									das Laboratorium.
                           Hier werden sie auf eine runde drehbare Scheibe gestellt, und einer der
                              									(europäischen) Gehülfen füllt mittelst einer Pipette in jedes Fläschchen anderthalb
                              									Drachmen Salpetersäure. Die gefüllten Fläschchen werden nun ohne Stopfen in ein
                              									Sandbad gestellt und in demselben ziemlich stark erhitzt, bis der Inhalt in Lösung
                              									gegangen ist.
                           Gewöhnlich wird zum Auflösen der Silberproben eine Salpetersäure vom specifischen
                              									Gewichte 1200 benutzt, d.h. wenn man mit Legirungen zu thun hat, von denen man weiß,
                              									daß sie nur aus Kupfer und Silber bestehen, wie Münzzaine, Münzen u.s.w.; wenn aber
                              									die Natur der Legirung ungewiß ist, wie bei Bazar- und bei manchem
                              									Seißi-Silber (worin ein Quecksilbergehalt vermuthet werden kann), so wird
                              									eine concentrirtere Säure, vom specif. Gewichte 1320 angewendet. Man hat auch durch
                              									Erfahrung gefunden, daß das von feinen Silberzainen herrührende Chlorid sich besser
                              									ausscheidet, wenn das Metall in der stärkeren Säure aufgelöst wurde.
                           Sind die Proben vollständig in Lösung gegangen,Sehr häufig bleibt eine geringe Menge Gold in Form eines schwarzen Pulvers
                                    											zurück. so werden die Flaschen wieder auf die Scheibe gestellt und dort in jede
                              									derselben mittelst eines
                              										GlastrichtersDer in den Flaschenhals reichende Theil des Trichterrohres ist mit einem
                                    											zolllangen Stücke Kautschukrohr bekleidet, damit er nicht zerbrechen kann,
                                    											wenn er an den Flaschenhals gestoßen werden sollte. beiläufig sechs Unzen kaltes destillirtes Wasser gegossen.
                           Hierauf werden in jede Lösungsflasche mittelst einer Pipette anderthalb Drachmen
                              									Salzsäure von 1060 specif. Gewicht gefüllt, wodurch das vorhandene Silber als
                              									Chlorsilber (in weißen käseartigen, sich langsam absetzenden Flocken) gefällt
                              									wird.
                           Jetzt werden die (vorher in destillirtes Wasser getauchten) Stopfen vorsichtig
                              									aufgesetzt und die Flaschen bleiben fünf Minuten ruhig stehen.
                           Nun werden die Flaschen zu je zweien von den Arbeitern des Laboratoriums drei bis
                              									vier Minuten geschüttelt, bis sich das Chlorsilber zusammenballt und rasch zu Boden
                              									sinkt; alle am Halse oder am oberen Theile der Flaschen anhaftenden Theilchen werden
                              									durch eine rasche kreisförmige Bewegung abgespült und dann wird noch mehr
                              									destillirtes Wasser, bis ungefähr zwei Zoll unterhalb des Halses, hinzugefügt (beim
                              									Abnehmen und Wiederaufsetzen der Stopfen muß man sehr vorsichtig verfahren), worauf
                              									die Flaschen, jede an der ihr angewiesenen Stelle, auf der Scheibe vier Stunden lang
                              									ruhig stehen bleiben.
                           Nach Verlauf dieser Zeit wird die über dem Niederschlage stehende klare Flüssigkeit,
                              									welche bei Gegenwart von Kupfer blau gefärbt ist, mittelst eines Glashebers, welcher
                              									bis auf einen Zoll oberhalb des Chlorsilbers eingesenkt wird, abgezogen, wobei man
                              									die größte Sorgfalt darauf verwenden muß, daß vom Niederschlage Nichts mitgerissen
                              									wird. Der auf seinem Platze sitzen kleidende Probirer dreht, sobald die Flüssigkeit
                              									aus einer Flasche abgezogen worden, die Scheibe bis die nächste Flasche unter den
                              									Heber kommt und fährt in dieser Weise fort, bis sämmtliche Flaschen an die Reihe
                              									gekommen sind. Die Flüssigkeit fließt aus dem langen Schenkel des Hebers durch einen
                              									im Tische steckenden Trichter in ein darunter stehendes Gefäß ab.
                           Nach dem ersten Abziehen werden die Flaschen sogleich wieder mit frischem
                              									destillirtem Wasser gefüllt und jede erhält auf einige Augenblicke eine sanfte
                              									kreisförmige Bewegung, worauf man den Niederschlag sich möglichst gleichmäßig
                              									absetzen läßt; diesesmal genügt ein zwei Stunden langes ruhiges Stehen, worauf die
                              									Flüssigkeit wiederum, wie vorhin, mit dem Heber abgezogen wird. Schließlich werden
                              									die Stopfen vorsichtig aufgesetzt.
                           Unter gewöhnlichen Umständen sind diese zwei Auswaschungen hinreichend; ist aber das Silber
                              									augenscheinlich „grob“ (stark mit Kupfer legirt), so wäscht man
                              									noch zum dritten und zum vierten Male aus.
                           Nachdem das Chlorsilber genügend ausgesüßt worden, läßt man die Flaschen eine halbe
                              									Stunde lang in geneigter Lage auf ihren Scheiben stehen, damit der Niederschlag sich
                              									an einer Stelle ansammelt und daher leichter aus den Flaschen entfernt werden
                              									kann.
                           Inzwischen wird eine pneumatische Wanne in Bereitschaft gehalten, welche auf einmal
                              									zwanzig umgekehrte Flaschen aufzunehmen vermag; sie wird mit destillirtem Wasser
                              									gefüllt. Zur Aufnahme jeder einzelnen Flasche wird auf den Boden der Wanne ein
                              									kleines Porzellannäpfchen gestellt, welches einen kleinen Tiegel von Porzellan oder
                              									Steinzeug, oder eine dergleichen kleine Schale enthält; sämmtliche Näpfchen und
                              									Tiegel sind den Flaschen entsprechend numerirt. Hierauf nimmt ein Arbeiter die
                              									Stopfen von den Flaschen und übergibt eine Flasche nach der anderen einem an der
                              									Wanne stehenden Assistenten, welcher dieselbe, indem er ihre Mündung mit dem
                              									Zeigefinger verschließt, über dem entsprechenden Tiegel (oder der Schale) umkehrt
                              									und den Finger nicht eher wegnimmt, als bis der Hals der Flasche durch das Wasser
                              									hindurch geführt ist und in den Tiegel eintaucht; wird nun der Finger entfernt, so
                              									fällt das Chlorsilber in Folge seines eigenen Gewichtes auf den Boden des
                              									Tiegels.
                           Die Flasche wird mittelst zweier Ringe in ihrer Stellung erhalten, von denen der
                              									größere sich über dem anderen befindet und welche beide an den Seiten der Wanne
                              									befestigt sind. Mittelst dieser Anordnung wird die Flasche in der gehörigen schrägen
                              									Lage zurückgehalten, so daß sie der Operirende mit der linken Hand sanft um ihre
                              									Achse drehen oder vorsichtig etwas heben kann, während er mit der rechten Hand leise
                              									gegen ihren Boden und die Seitenwandungen klopft, bis alles Chlorid herausgefallen
                              									ist; dann wird die Mündung wieder mit dem Finger geschlossen, die Flasche durch die
                              									Ringe hindurch emporgehoben und (die Mündung nach oben gerichtet) dem Probirer oder
                              									seinem Assistenten übergeben, welcher sie einer sorgfältigen Untersuchung
                              									unterwirft, um sich zu überzeugen daß jedes Chlorsilbertheilchen in die Schale oder
                              									den Tiegel gefallen ist. Bei gewandter Ausführung dieses Theiles der Operation fällt
                              									kein Chlorsilber über den Tiegel in das Näpfchen welches zur Vorsicht unter jeden
                              									Tiegel gestellt ist.
                           Das Chlorsilber bildet nach dem Herausfallen aus der Flasche ein unebenes Klümpchen
                              									und läßt sich in diesem Zustande nicht gut gleichmäßig trocknen; die Klümpchen
                              									müssen daher zunächst zerdrückt werden. Zu diesem Zwecke werden die (das Chlorsilber
                              									enthaltenden und bis zum Rande mit Wasser angefüllten) Schalen (Tiegel) nach ihrer
                              									Entfernung aus der Wanne
                              									auf ein mit Rand versehenes Bret gesetzt und einem an einem feststehenden Tische
                              									sitzenden Assistenten übergeben, welcher zunächst die Hälfte des Wassers vorsichtig
                              									decantirt und dann mit einem fein polirten (vier Zoll langen und einen Drittelszoll
                              									dicken) Glasstabe den klumpenförmigen Niederschlag unter Umdrehen der Schale auf dem
                              									Tische leise umrührt und zerdrückt; derselbe liegt dann als ein purpurgraues, nicht
                              									zu feines Pulver eben und lose auf dem Boden der Schale. Hierauf wäscht er den
                              									Glasstab über der Schale mittelst eines Tropfglases mit destillirtem Wasser ab,
                              									damit, falls eine Spur von Chlorsilber an demselben haften sollte, auch dieses
                              									abgespült wird und läßt auch einen oder zwei Tropfen auf die Oberfläche des Wassers
                              									in jeder Schale fallen, um alle kleinen Chlorsilbertheilchen welche noch suspendirt
                              									seyn könnten, zum Sinken zu bringen. Dann gießt er nach Verlauf von zehn Minuten
                              									ungefähr drei Viertel von dem über dem Niederschlage stehenden Wasser ab, indem er
                              									dasselbe am Glasstabe hinab in ein neben ihm stehendes Gefäß laufen läßt und mit
                              									einem oder zwei leisen, mit dem Glasstabe gegen die Außenseite der Schale geführten
                              									Schlägen, welche ein weiteres Lockern des Niederschlages bezwecken, ist dieser
                              									Abschnitt der Manipulation beendet.
                           Die Schalen oder Tiegel werden nun zunächst in den Trockenofen gebracht; darin werden
                              									sie auf die gelochte Platte eines Wasserbades gestellt und bleiben auf derselben
                              									eine Stunde lang stehen; auf diese Weise wird das Chlorsilber allmählich und ohne zu
                              									spritzen von aller ihm anhaftenden Feuchtigkeit befreit, deren Verschwinden man
                              									daran erkennt, daß das Chlorid „zusammenbackt“ (caking), d.h. daß es sich von den Seiten des Tiegels
                              									zurückzieht und auf dem Boden desselben einen losen, einem Pfropfe ähnlichen Kuchen
                              									bildet. Hierauf werden die Tiegel auf einem Luftbad etwa zwei Stunden lang auf 150
                              									bis 170° C. erhitzt, bis ihr Inhalt vollkommen trocken ist, worauf er gewogen
                              									werden kann.Das Chlorsilber wird in warmem Zustande gewogen, um das Anziehen von
                                    											Feuchtigkeit zu vermeiden, eine Vorsicht welche besonders während der
                                    											schweren Monsoon's (Passatwinde) in diesem Lande nothwendig ist.
                              								
                           Wenn die erwähnten Manipulationen mit hinlänglicher Sorgfalt und Genauigkeit
                              									ausgeführt wurden, so enthält jeder Tiegel (Schale) einen unzerbrochenen, ziemlich
                              									festen, lose auf dem Boden liegenden kleinen Chlorsilberkuchen, welcher sich mit
                              									einer Pincette oder einer Kornzange fassen und sauber aus dem Tiegel in das auf der
                              									einen Schale der Probirwaage stehende Schiffchen bringen läßt. Die Tiegel werden aus
                              									dem Laboratorium dem Probirer gewöhnlich in Partien von acht oder zehn Stück überbracht. Eine aus
                              									reinem Silber und Kupfer auf synthetischem Wege dargestellte
                              										„Normalprobe“ (standard) und
                              									ein Probirpfund reines Silber werden den für jeden Tag bestimmten Proben hinzugefügt
                              									und ihre Chloride mit den anderen getrocknet, aber vor denselben zur Gegenprobe
                              									gewogen. Gelegentlich werden diese Gegenproben (checks)
                              									auch in kleinen Porzellanschälchen geschmolzen und gewogen; ihr Gewicht weicht
                              									jedoch von dem des nach dem angegebenen Verfahren bloß getrockneten Chlorsilbers
                              									niemals ab.
                           Die angesammelten Chlorsilberproben werden monatlich ein- oder zweimal zu
                              									metallischem Silber reducirt. Zu diesem Behufe wird das Chlorid in einer Reibschale
                              									in feines Pulver verwandelt, im geeigneten Verhältniß mit Kreide und Holzkohle innig
                              									gemengt und dann in einem schmiedeeisernen Tiegel dem gehörigen Hitzegrade
                              									ausgesetzt. Das so wiedergewonnene Silber kommt in die Münze.
                           Bei dem im Vorstehenden beschriebenen Verfahren zum Auflösen und Fällen wird etwa
                              									vorhandenes Gold nicht aufgelöst; dasselbe mengt sich
                              									also dem gefällten Chlorsilber bei, und wird mit diesem getrocknet und verwegen,
                              									daher als Silber betrachtet und verrechnet. In dieser Hinsicht gleicht der
                              									Chlorid-Proceß dem Kupellationsverfahren; beide Processe contrastiren darin
                              									mit der volumetrischen Methode, welche eine strenge Probe auf Silber allein bildet;
                              									genau genommen wird also mittelst der beiden ersten Methoden die Menge der
                              									vorhandenen Edelmetalle, d.h. des Silbers und des Goldes zusammen nachgewiesen.Ein großer Theil des in die ostindischen Münzanstalten gelangenden Silbers
                                    											hat einen mehr oder weniger bedeutenden Goldgehalt, so z.B. enthält
                                    											Seißi-Silber durchschnittlich ungefähr 12 Grains Gold im Troypfunde.
                                    											Dieses wird beim Vermünzen als Silber betrachtet und geht als solches in die
                                    											geprägten Stücke über. Da Silberaffiniranstalten in denen solches Silber vom
                                    											Golde vor dem Vermünzen geschieden werden könnte, in Ostindien noch nicht
                                    											bestehen, so enthalten die Silbermünzen welche während einer Periode wo eine
                                    											bedeutende Menge von Seißi-Silber verarbeitet wurde, geprägt worden
                                    											sind, 4 bis 6 Grains Gold in je 32 Tola's oder 1
                                    											Troypfund.
                              								
                           Durch die Gegenwart von Quecksilber wird das Resultat
                              									nicht beeinflußt, wenn zum Auflösen ein Ueberschuß von Salpetersäure angewendet und
                              									dasselbe in starker Wärme vorgenommen wurde. Dadurch wird das Quecksilber in
                              									Oxydsalz verwandelt, welches durch Salzsäure nicht gefällt wird; das entstandene
                              									Quecksilberchlorid bleibt also in Lösung und wird im Verlaufe des Processes
                              									ausgewaschen. Sollte Blei zugegen seyn, so gibt Salzsäure
                              									in einer verdünnten Lösung keinen Niederschlag mit
                              									demselben, weil das Chlorblei in einer gewissen Menge destillirten Wassers löslich
                              									ist; aber selbst wenn die Menge des Bleies im Verhältnisse zu der des Silbers
                              									ziemlich groß wäre und Chlorblei niedergeschlagen würde, müßte dieses durch das wiederholte
                              									Auswaschen gelöst und entfernt werden.
                           Die Proben der auf ihren Feingehalt zu untersuchenden Silbermasse werden in den
                              									ostindischen Münzen durch Granuliren einer kleinen
                              									Portion vom Inhalte jedes SchmelztiegelsDas durchschnittliche Gewicht der Metallbeschickung eines jeden
                                    											Schmelztiegels beträgt 12500 Tola's oder ungefähr
                                    											390 Pfund Troygewicht. gezogen. Nachdem das Metall in dünnen Fluß gerathen und so eben gut
                              									umgerührt worden ist, wird von demselben ein kleiner Gießlöffel voll aus einer
                              									angemessenen Höhe rasch in ein Gefäß mit Wasser ausgegossen; die dabei entstandenen
                              									Granalien werden auf einem Seihetuche aufgefangen, herausgenommen und vollständig
                              										getrocknet.Die Einführung dieses Systemes der Probenahme oder des Probeziehens in die
                                    											Münze von Calcutta rührt von Dr. Boycott, früheren Wardein, und von Dr. Shekelton her;
                                    											dieselben überzeugten sich durch zahlreiche Versuche daß die auf diese Weise
                                    											genommenen Proben die Zusammensetzung der zu probirenden Legirung besser
                                    											repräsentiren, als Proben von derselben Metallmasse, welche aus ihr
                                    											herausgehauen oder herausgeschnitten wurden, nachdem sie zum Gusse gelangt
                                    											und in den Zainformen erkaltet ist, weil dabei eine theilweise Abscheidung
                                    											einer kupferreicheren Legirung von einer silberreicheren stattzufinden
                                    											scheint: in Folge davon ist (nach den Versuchen der Genannten) bei Anwendung
                                    											von stehenden Zainformen die ganze Außenseite weit unter, und die Mitte ziemlich hoch über
                                    											dem durchschnittlichen Feingehalte der zu probirenden Metallmasse. Dieß gilt
                                    											für Legirungen von beiläufig dem gesetzlichen Feingehalte (standard). Aus Levol's Beobachtungen ergibt sich andererseits, daß wenn eine
                                    											Silberkupferlegirung welche sehr viel Kupfer (nämlich über 28 Procent)
                                    											enthält, geschmolzen und zu Zainen vergossen wird, nach dem Erkalten die
                                    											Außenseite der Zaine einen höheren als den durchschnittlichen Feingehalt
                                    											hat. Jedenfalls muß also die Untersuchung einer Granalienprobe ein der
                                    											Wahrheit näher kommendes Resultat geben, als die einer ausgeschnittenen oder
                                    											ausgehauenen Probe.
                              								
                           Das jetzt eingeführte „Probirpfund“ ist 18,825 Grains schwer
                              									18,825 Grains reines Silber geben (nach Turner) 25 Grains Chlorsilber.
                           Um der Nothwendigkeit überhoben zu seyn, das Aequivalent der bei jeder Probe
                              									gefundenen Chlorsilbermenge an reinem Silber in einer hierzu berechneten Tabelle
                              									aufsuchen zu müssen, entschloß man sich, die Probirgewichte statt mit der Angabe
                              									ihres wirklichen Gewichtes, mit den Zahlen zu stempeln, welche den Promillegehalt
                              									dieses Chlorsilber-Gewichtes an reinem Metall repräsentiren. Nehmen wir z.B.
                              									an, es sey eine Tiegelcharge Fünffrankenstücke zu probiren und das Probirpfund davon
                              									habe 32,5 Grains Chlorsilber gegeben (wornach der wirkliche Gehalt an reinem Silber
                              									16,94 Grains betragen würde); anstatt nun in der Tabelle den äquivalenten
                              									Promillegehalt an reinem Silber aufzusuchen, liest der Probirer von dem 22,5 Grains
                              									schweren Gewichtsstück einfach dessen Bezeichnung mit 900 ab.
                           
                           Hiernach gehören zu einem Satze Probirgewichte folgende Gewichtsstücke:
                           
                              
                                 Wirkliches Gewichtin Grains.
                                 
                                 
                                    Auf den
                                       												Gewichtsstücken
                                    
                                    markirte
                                       											Zahlen
                                    
                                 
                              
                                 25,000
                                 
                                 1000,00
                                 
                              
                                 22,910
                                 (gesetzlicher Feingehalt, standard)
                                   916,66
                                 
                              
                                 22,500
                                 
                                   900,00
                                 
                              
                                 20,000
                                 
                                   800,00
                                 
                              
                                 17,500
                                 
                                   700,00
                                 
                              
                                 15,000
                                 
                                   600,00
                                 
                              
                                 12,500
                                 
                                   500,00
                                 
                              
                                 10,000
                                 
                                   400,00
                                 
                              
                                   7,500
                                 
                                   300,00
                                 
                              
                                   5,000
                                 
                                   200,00
                                 
                              
                                   2,500
                                 
                                   100,00
                                 
                              
                                   1,250
                                 
                                    50,00
                                 
                              
                                   1,000
                                 
                                    40,00
                                 
                              
                                   0,750
                                 
                                    30,00
                                 
                              
                                   0,500
                                 
                                    20,00
                                 
                              
                                   0,250
                                 
                                    10,00
                                 
                              
                                   0,125
                                 
                                     5,00
                                 
                              
                                   0,100
                                 
                                     4,00
                                 
                              
                                   0,075
                                 
                                     3,00
                                 
                              
                                   0,050
                                 
                                     2,00
                                 
                              
                                   0,025
                                 
                                     1,00
                                 
                              
                                 
                                 1 Probirpfund = 18,825 Grains.
                                 
                                 
                              
                           Obgleich das ganze Verfahren bei einer geringen Anzahl von Proben binnen 24 Stunden
                              									zu Ende geführt werden kann, so werden bei der gewöhnlichen Ueberbürdung des
                              									Probirbureau's die Proben doch erst am dritten Tage vollendet. Nehmen wir z.B. an,
                              									das Silber werde Montags angeboten, so werden die Proben noch an demselben Tage
                              									eingewogen, aufgelöst und gefällt; am Dienstage werden sie zweimal ausgewaschen und
                              									mit dem Heber behandelt; am Mittwoch werden sie in die Tiegel oder Schalen gebracht
                              										(potted), getrocknet und gewogen. Die
                              									Werthbescheinigungen (Probirzettel, Probirscheine) werden am anderen Morgen vom
                              									Wardein geprüft und unterzeichnet, und dem Verkäufer oder seinem Agenten
                              										eingehändigt.Wenn Sonntage oder Feiertage dazwischen kommen, so wird die laufende Arbeit
                                    											so eingerichtet, daß das Chlorsilber nicht zu lange in den Flaschen stehen
                                    											bleibt, besonders nach dem zweiten Abheben des Waschwassers, wo ein Minimum
                                    											von Säure zugegen ist; denn unter solchen Umständen erleidet das Chlorsilber
                                    											einigen Gewichtsverlust, wird fein zertheilt, läßt sich leicht brechen und
                                    											zeigt eine Neigung den Tiegelwandungen anzuhaften. Aehnliche Erscheinungen
                                    											treten ein, wenn man das Chlorsilber mit einer ungenügenden Menge Säure in
                                    											den Flaschen stehen läßt, selbst dann, wenn die Flaschen vom Lichte
                                    											abgeschlossen worden sind. Aus ähnlichen Gründen darf man auch beim
                                    											Auswaschen des Chlorsilbers und beim Abheben der Waschwässer mit dem Heber
                                    											nicht zu langsam zu Werke gehen.
                              								
                           
                           Ein gewöhnliches Tagewerk umfaßt achtzig ProbenMit Ausschluß der etwa vorkommenden Goldproben. und zwar von importirtem Zain- oder Barrensilber zum Werthe von vier
                              									Lacs Rupien, und von Schmelzsilber und Münzen vom gesetzlichen Feingehalte zum
                              									Werthe von fünf Lacs Rupien.
                           Dieß ist ein Umriß der ostindischen Silberprobe, wie sie in großem Maaßstabe
                              									ausgeführt wird. Erfolgreiche Resultate lassen sich von derselben natürlich nur dann
                              									erwarten, wenn alle Manipulationen mit großer Sorgfalt und Genauigkeit ausgeführt
                              									werden, und überdieß viel Uebung und Erfahrung erlangt worden sind.
                           Wenn Zainsilber von Kontinente nach Ostindien eingeführt wird, so stimmen die hier
                              									gemachten Proben desselben fast immer auf das Genaueste mit den vorher in Paris nach
                              									der volumetrischen Methode gemachten überein.
                           Ohne diese Methode (wie sie von den Probirbeamten nach und nach verbessert und
                              									vervollkommnet worden) würde es für die Probiranstalten der ostindischen Münzen sehr
                              									schwierig seyn, die erforderlichen Proben für die ungeheure Einfuhr von Silber
                              									auszuführen, welche in den letzten fünfzehn Jahren nach Ostindien stattgefunden hat.
                              									In dem einzigen Jahre 1865–66 wurde Silber im Werthe von über vierzehn Millionen Pfund Sterling in die indischen Münzen
                              									geliefert und ausgeprägt.
                           
                        
                           Anhang.
                           1. Die bei diesem Probirverfahren benutzten Flaschen sind
                              									aus dünnem (aber gutem) weißem Glase angefertigt und enthalten beiläufig 12
                              									Unzenmaaße; am Boden, welcher ganz eben und horizontal seyn muß, haben sie 2 1/2
                              									Zoll Durchmesser; ihre Höhe beträgt ungefähr 6 Zoll; sie haben keine (scharf
                              									abgesetzte) Schulter, sondern verjüngen sich, etwa von der halben Länge ab, nach dem
                              									Halse zu pyramidal; durch diese Form wird das Herausfallen des Chlorsilbers
                              									erleichtert. Der Hals ist ungefähr 1 Zoll lang, an seiner inneren Oberfläche polirt;
                              									die Stopfen bestehen aus geschliffenem Glas, sie sind polirt, mit kugelförmigen
                              									Köpfen versehen und passen äußerst genau und mit ganz sanfter Reibung. Flaschen und
                              									Stöpsel sind numerirt; die Nummern entsprechen denen des Probenbretes und der
                              									Schalen (Tiegel).
                           2. Die Schalen sind aus Steinzeug (Wedgewood) angefertigte
                              									Tiegel, glatt und dünn, von beiläufig 1 1/2 Zoll Höhe; sie haben oben 1 1/2 Zoll
                              									Durchmesser und am Boden etwas unter 1 Zoll äußeren Durchmesser. Der Boden muß vollkommen
                              									horizontal seyn, und darf ebenso wenig wie die Seitenwandungen, irgend eine
                              									Rauhigkeit zeigen, woran Chlorsilber hängen bleiben könnte. Die Schalen sind
                              									gleichfalls sämmtlich numerirt.
                           3. Die Porzellannäpfe, in denen die Schalen stehen, sind
                              									flach, 3/4 Zoll tief; ihr oberer Durchmesser beträgt ungefähr 4 Zoll, am Boden haben
                              									sie 2 1/2 Zoll Durchmesser.
                           4. Die Drehscheibe ist ein kreisrundes Bret von etwa 3 Fuß
                              									Durchmesser, welches mit einem vorstehenden Messingrande (oder einer bloßen Leiste)
                              									umgeben ist; in ihrer Mitte ist eine erhöhte Scheibe (Plattform) von ungefähr 2 Fuß
                              									Durchmesser angebracht, zwischen welcher und dem vorragenden Rande die Flaschen (auf
                              									jeder Scheibe 26 Stück) stehen. Der runde äußere Rand der Scheibe ist mit
                              									halbmondförmigen Ausschnitten versehen, in welche die Flaschen hineinpassen; jedem
                              									Ausschnitte an der erhöhten Scheibe gegenüber ist eine kleine Vertiefung angebracht,
                              									in welcher die Stopfen liegen, wenn sie nicht in den Flaschen stecken. Jede Scheibe
                              									läßt sich um ihren Mittelpunkt nach jeder Richtung drehen und ragt etwa 6 Zoll über
                              									dem langen, gemeinsamen Tische vor, auf welchem sämmtliche Drehscheiben angebracht
                              									sind. Nahe an jeder Scheibe steckt ein Trichter in der Platte des unteren
                              									(gemeinsamen) Tisches, mittelst dessen die mit dam Heber aus jeder Flaschenreihe
                              									abgehobene Flüssigkeit weggeführt wird.
                           5. Die Wanne ist ein Becken von lackirtem Gußeisen; sie
                              									kann rechteckig oder rund seyn, und steht ungefähr 3 Fuß hoch über dem Boden des
                              									Zimmers. Ist sie rund und groß genug für zwanzig Flaschen, so kann man in ihrer
                              									Mitte zur Ersparung an Raum und destillirtem Wasser eine isolirte Brücke (wie in
                              									gewöhnlichen pneumatischen Wannen) anbringen, auf welcher man die Flaschen stehen
                              									läßt, nachdem das Chlorsilber aus denselben entfernt wurde. Eine solche Wanne hat
                              									ungefähr 2 1/2 Fuß Durchmesser; zwischen dem äußeren Rand der freiliegenden Brücke
                              									und dem Umkreis des Beckens selbst bleibt ein Raum von 7 Zoll Breite und 4 Zoll
                              									Tiefe, in welchen 3 Zoll hoch destillirtes Wasser gegossen wird. An dem Rande der
                              									Wanne sind so viele Messingträger angebracht, als Flaschen umzustürzen sind;
                              									dieselben bestehen aus zwei, hinten mittelst eines gemeinsamen Stabes verbundenen
                              									kreisförmigen Klammern; die größere derselben ist anderthalb Zoll von der kleineren
                              									entfernt, welche sich unter ihr im Wasser befindet; an ihrer vorderen Seite (oder
                              									gegen den Mittelpunkt des Beckens) sind beide Klammern auf ungefähr 3/4 Zoll Breite
                              									offen; ihre Oeffnungen liegen in derselben Linie. Mittelst dieser Anordnung werden
                              									die umgestürzten Flaschen in der erforderlichen Stellung erhalten. Die Wanne
                              									wird vom destillirten Wasser durch Ausziehen eines Pflockes entleert. Zuweilen sind
                              									diese Becken so eingerichtet, daß sie sich um ihren Mittelpunkt drehen lassen.
                           6. Das Tropfglas zum Abspülen des Glasstabes nach dem
                              									Zerdrücken des Chlorsilbers und zum Betröpfeln der Oberfläche des in den Schalen
                              									enthaltenen Wassers, ist klein und von runder Form, so daß es sich bequem halten
                              									läßt; es faßt etwa 6 Unzen.
                           7. Das Wasserbad besteht einfach aus einem quadratischen,
                              									aus Kupferblech angefertigten Gefäße von 3 bis 4 Zoll Tiefe, dessen Deckplatte mit
                              									einer Anzahl kreisrunder Oeffnungen versehen ist, von beiläufig 2/3 des Durchmessers
                              									eines Wedgewood-Tiegels. Von der Mitte aus erhebt sich ein etwa einen Fuß
                              									hohes Dampfableitungsrohr. Man hat solche Wasserbäder für 10 bis 150 Schalen. Zum
                              									leichteren Transporte sind sie mit zwei seitlich angebrachten Handhaben
                              									versehen.
                           8. Das Luftbad besteht aus einer mit Oeffnungen zur
                              									Aufnahme der Schalen (Tiegel) versehenen Platte von dünnem Eisenblech, welche durch
                              									ihre eisernen Füße sich beiläufig 1 1/2 Zoll über der Ofenplatte befindet. Sie ist
                              									mit einem quadratischen zinnernen Deckel versehen, welcher über sie paßt; derselbe
                              									hat seitlich Löcher durch welche die erhitzte Luft entweichen kann; ein auf dem
                              									Deckel angebrachtes kurzes Rohr dient zur Aufnahme eines Thermometers.
                           Der Trockenofen, auf welchem das Wasser- und
                              									Luftbad ruhen, ist mit einem Dome versehen, dessen (emaillirte) Thür mittelst über
                              									Rollen laufender Gewichtsketten auf- und niedergeschoben werden kann. Die
                              									Platte selbst wird mittelst Gasbrennern erhitzt; der Ofen hat einen guten Zug, um
                              									die Salpetrigsäuredämpfe abzuleiten, da auf dieser Platte auch das erste Auflösen
                              									der Proben (in Salpetersäure) im Sandbade vorgenommen wird.
                           9. Die zum Abheben des Chlorsilberkuchens aus jeder Schale und zu dessen Uebertragung
                              									in das Schiffchen der Waage dienende Pincette darf nicht
                              									zu spitz seyn.
                           10. Die Probirgewichte werden im Gewichtsetui in
                              									elfenbeinernen Abtheilungen angeordnet; auf dem Boden eines jeden dieser kleinen
                              									Behälter ist die dem betreffenden Gewichtsstücke entsprechende Zahl eingravirt, so
                              									daß der Probirer nur auf das Etui zu blicken braucht, um zu sehen welche
                              									Gewichtsstücke in der Waagschale liegen.