| Titel: | Beschreibung einer Dampfkessel-Anlage zur Feuerung mit nasser Lohe; von Ferd. Wecker, Ingenieur in Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. XL., S. 163 | 
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                        XL.
                        Beschreibung einer Dampfkessel-Anlage zur
                           								Feuerung mit nasser Lohe; von Ferd. Wecker, Ingenieur in
                           								Dresden.
                        Aus dem bayerischen Industrie- und
                                 								Gewerbeblatt, 1872 S. 9.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Dampfkessel-Anlage zur Feuerung mit nasser Lohe.
                        
                     
                        
                           Zum Zwecke der Feuerung mit nasser Lohe ist der in Figur 1 bis 6 dargestellte
                              									6pferdige Hochdruckdampfkessel mit einem gemauerten, inwendig trichterförmig
                              									gebildeten Vorbau versehen, in welchen die nasse gebrauchte Lohe, wie sie aus den
                              									Gruben kommt, von oben eingeschüttet wird. Dieselbe fällt darin auf drei horizontale
                              									schmiedeeiserne, je = 0,118 Meter und beziehentlich eine 0,118 Meter auf 0,235 Meter
                              									weite Röhren, welche der Lohe über den: ca. 0,28 Meter
                              									tiefen, etwas geneigt liegenden Roste als Träger dienen. Der Rost ist aus 0,018
                              									Meter breiten Roststäben mit je 0,006 Meter Zwischenraum hergestellt. Das Feuer wird
                              									darauf mittelst Holzspänen entzündet, bewirkt alsbald Trocknen und ganz
                              									selbstthätiges Nachbröckeln der darüber befindlichen Lohe, und entwickelt sich in
                              									kurzer Zeit so mächtig, daß es durch Regulirung am Rauchschieber gemäßigt werden
                              									muß. – Zum Feierabend bei Einstellung der Arbeit schiebt man den
                              									Rauchschieber ganz zu; nichtsdestoweniger glimmt das Feuer auf dem Roste über Nacht
                              									fort und brennt, sobald man früh den Schieber wieder hoch zieht, sogleich von Neuem
                              									in hellen Flammen. Das Feuer zieht vom Roste aus über zwei Feuerbrücken in Richtung
                              									der eingezeichneten Pfeile unter dem Kessel hin, steigt an dessen Ende empor und
                              									bewegt sich durch die beiden inneren Feuerröhren wieder nach vorn, theilt sich hier
                              									zu beiden Seiten, und zieht, die Außenwand des Kessels bestreichend, in zwei
                              									horizontalen Seitenzügen wieder nach hinten, woselbst angelangt es in einem
                              									verticalen Canale sich vereinigend herabfällt und durch den sogenannten Fuchscanal
                              									in den Schornstein entweicht. Die erwähnten drei horizontalen Röhren müssen so mit
                              									dem Kessel vernietet seyn, daß das Wasser desselben auch in ihnen circulirt. Es wird
                              									überdieß vorn jede mit einem abnehmbaren Deckel behufs innerer Reinigung versehen.
                              									Ueber dem Lohebehälter wird ein Blechdeckel mit Rollenzug angebracht, sowie es sich empfiehlt daselbst
                              									unter dem Dachstuhle einen Vresenfang in Form eines verkehrten Holztrichters
                              									anzubringen, weil die Entwickelung feuchten Dunstes nicht ganz zu vermeiden ist, und
                              									der Dachstuhl sich durch solche Vorrichtung besser conservirt. Hinter der zweiten
                              									Feuerbrücke ist ein abwärts führender, mit dem Aschenfallraume communicirender Canal
                              									anzulegen, dessen Breite oben mit der des ganzen Feuerzuges gleich ist und welcher
                              									die Bestimmung hat, den größten Theil der sich bildenden Flugasche aufzunehmen und
                              									Gelegenheit zu bieten, dieselbe jederzeit ohne Störung des Betriebes entfernen zu
                              									können. Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist es ferner, daß man die
                              									Feuerzüge an der Stelle wo sie die Kesselwandungen verlassen, nicht horizontal
                              									fortlaufend nach dem Schornstein führt, sondern sie vielmehr zwingt sich vertical
                              									herabzubewegen, so tief es die Ortsverhältnisse gestatten, weil dadurch ohne
                              									Schmälerung des erforderlichen Zuges eine Compression der Feuergase innerhalb der
                              									Feuerungscanäle entsteht, welche einen außerordentlich vortheilhaften Effect
                              									veranlaßt und wesentlich zur Ersparung von Brennmaterial beiträgt. Der Wasserstand
                              									und die Probirhähne müssen in Rücksicht auf den Vorbau seitwärts am Kessel
                              									angebracht werden, wo sich am besten Platz für sie findet; auf die übrigen
                              									Garniturtheile ist die Lohefeuerungs-Einrichtung einflußlos. Daß im Uebrigen
                              									das Mauerwerk entsprechend verankert werden mutz, wird jeder Maurer wissen und
                              									anzuordnen verstehen.
                           Die hier beschriebene Dampfkesselanlage mit Lohefeuerung ist schon mehrmals praktisch
                              									ausgeführt worden, so z.B. in der Carl Jul. Strubell'schen mechanischen Lederfabrik in Dresden, wo sie sich seit 1863 in
                              									unausgesetztem Betriebe vollkommen bewährt hat.
                           Die nasse gebrauchte Lohe wird dabei, sowie sie aus den Gruben kommt, mit 1/10,
                              									klarer Steinkohle vermengt zur Aufschüttung gebracht.
                           Bei alten Dampfkesseln, an denen man nicht gern durch Bohren, Nieten und Stemmen
                              									Veränderungen vornimmt, läßt sich die Lohefeuerung mit Hülfe von Stegen aus
                              									Chamotte, an Stelle der oben erwähnten schmiedeeisernen Wasserröhren, in Anwendung
                              									bringen; diese Einrichtung hat sich ebenfalls als ganz brauchbar und gut erwiesen,
                              									und hat nur die Schattenseite daß die Chamottstege von Zeit zu Zeit der Erneuerung
                              									bedürfen.
                           
                        
                     
                  
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