| Titel: | Präg- und Schneidstempel zur Handschuhfabrication. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. XLV., S. 171 | 
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                        XLV.
                        Präg- und Schneidstempel zur
                           								Handschuhfabrication.
                        Präg- und Schneidstempel zur
                           								Handschuhfabrication.
                        
                     
                        
                           Handschuhe werden entweder auf Kulir Wirkstühlen mit genau richtiger Form ihrer
                              									Theile gewirkt und dann zusammengenäht, oder sie werden aus großen Stücken eines
                              									Stoffes (Leder, Kettenwirkwaaren etc.) herausgeschnitten und dann ihre Theile
                              									zusammengenäht. Das Ausschneiden der Handschuh-Theile geschieht entweder
                              									nach, mit hölzernen Formen vorgedruckten Zeichnungen mit der Handschere, oder durch
                              									Ausdrücken oder Pressen mittelst scharfschneidiger Formen in Schrauben- oder
                              									Hebelpressen. Die einzelnen Theile aus denen ein Handschuh zusammen genäht wird,
                              									sind zwar, je nach Material und Mode, etwas verschieden, bestehen aber im
                              									Allgemeinen aus:
                           1) dem Ober- und Untertheile von der Handfläche und von vier Fingern ohne
                              									Daumen, mit Angabe der Daumenöffnung;
                           2) dem Daumenfinger und
                           3) den sogenannten Keilen, d.h. Verbindungsstücken der Ober- und Untertheile
                              									der vier Finger außer dem Daumen.
                           
                           Alle diese Stücke wurden bisher nur glatt ausgestoßen, durch Schneidformen welche man
                              									aus einzelnen Stahlmessern zusammensetzte, die aber nicht complicirte Figuren und
                              									Verzierungen bilden konnten. Es sind deßhalb kürzlich von dem
                              									Strumpfwaarenfabrikanten C. Willhain in Limbach in
                              									Sachsen neue Schneidstempel erfunden und ihm patentirt worden, welche nicht aus
                              									einzelnen Messern zusammengesetzt werden, sondern aus einem Stahlstücke bestehen. In dem weichen Stahlstücke werden die
                              									gewünschten Formen und Figuren gravirt und die Linien, in welchen sie den Stoff
                              									durchschneiden sollen, bleiben als hohe scharfe Kanten stehen. Hierdurch kann man
                              									aber leicht irgend welche Muster herstellen und die Enden der Handschuhflächen
                              									können also sofort verziert oder mit dem „Ausputze“ versehen,
                              									ausgeschnitten werden. Man gravirt nun aber, außer den Schneidkanten, nicht allen
                              									Stahl heraus, sondern läßt auf den Stempeln noch weitere Kanten, zu Zeichnungen
                              									zusammengesetzt, stehen, welche nicht scharf schneidig zulaufen. Die Stempel werden
                              									nun gehärtet, eine leichtere Arbeit als das Härten der dünnen Schneidmesser, und
                              									dann in den Pressen verwendet. Die nicht scharfen Kanten durch schneiden den Stoff
                              									natürlich nicht, sondern prägen Verzierungen in ihn ein, welche bei Leder dauernd
                              									und bei baumwollenen Wirkwaaren vorübergehend sichtbar sind; diese Verzierungen
                              									bilden eine neue Art des Ausputzes der Handschuhe.
                           
                              W.