| Titel: | Ueber die Staßfurter Kali-Industrie; von Theodor Becker. | 
| Autor: | Theodor Becker | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LII., S. 194 | 
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                        LII.
                        Ueber die Staßfurter Kali-Industrie; von
                           								Theodor Becker.
                        Becker, über die Staßfurter Kali-Industrie.
                        
                     
                        
                           Die bisherigen Veröffentlichungen über die Staßfurter Kali-Industrie
                              									erschöpfen, so werthvoll sie sind, den Gegenstand nicht, und dieß mag die folgende
                              									Mittheilung rechtfertigen.
                           Die nachstehenden Versuche sind auf Veranlassung des Herrn Dr. A. Frank in dessen Fabrik zu Staßfurt in
                              									den Jahren 1863/65 ausgeführt worden und ihre Veröffentlichung geschieht mit seiner
                              									Genehmigung.
                           Die erste technische Verwendung fanden die Abraumsalze als Zusatz zur Schlempekohle,
                              									aber nur kurze Zeit, denn bald wurde die Abnahme der so versetzten Rübenpotasche
                              									verweigert, des hohen Chlor- und namentlich Chlormagnesiumgehaltes wegen. Es
                              									liegt in der Natur der Sache, daß diese Anwendung nicht sonderlich bekannt wurde.
                              									Die anderen, wenn ich so sagen darf, Vorstadien der technischen Verwendung der
                              									Abraumsalze sind von anderer Seite schon vielfach besprochen worden, ebenso die
                              									erste Entwickelung der Kali-Industrie selbst.Frank, in der Zeitschrift des Vereines deutscher
                                    											Ingenieure, Mär 1869.
                              								
                           Somit wende ich mich gleich zu dem jetzt üblichen Verfahren der Chlorkalium-Darstellung.
                           Die Abraumsalze gelangen entweder gemahlen oder in Stücken, wie sie eben gefördert
                              									werden, zur Lösung. Im ersten Falle werden sie in großen geschlossenen Gefäßen, wie
                              									diese von Fuchs und Strohmeyer
                              										beschriebenWagner's Jahresbericht für 1866, S. 210. gelöst, im letzteren Falle in offenen, cylinderförmigen eisernen Kesseln,
                              									welche dicht über dem Boden einen Siebboden haben und zwischen beiden ein
                              									spiralförmig gebogenes Dampfrohr, welches oben mit Oeffnungen versehen ist. Die
                              									Kessel haben 6–10 Fuß Durchmesser bei 4–6 Fuß Höhe. Die fertige Lösung wird
                              									entweder durch ein an der Seite unter dem Doppelboden angebrachtes, durch einen Hahn
                              									verschließbares Rohr, oder durch ein in der Mitte des Bodens befindliches
                              									kegelförmiges Eisen, welches an einer langen Stange sitzt und von einem
                              									durchlöcherten Blechmantel umgeben ist, abgelassen. Neuerdings hat man (Frank) den Siebboden in 1/3–1/4 der Höhe
                              									angebracht und erreicht dadurch ein weit schnelleres Lösen, muß aber allerdings
                              									etwas trübe Lauge mit in den Kauf nehmen. Zum Schutz gegen Abkühlung haben die
                              									Kessel eine Holzverkleidung.
                           Auf 1 Theil Abraumsalz verwendet man rund 2/3 Theile Wasser zum Lösen. Unter stetem
                              									Umrühren der Salze wird so lange Dampf zugeführt, bis die Lauge 34 1/2°
                              									Baumé wiegt. Dann bleibt der Kessel etwa zwei Stunden stehen, um dem
                              									außerordentlich fein vertheilten thonigen Schlamm, welcher mit durchschnittlich 2
                              									1/2° am specifischen Gewicht participirt, Zeit zu geben, sich wenigstens
                              									größtentheils zu setzen. Gleichzeitig scheidet sich, da die Temperatur doch, wenn
                              									auch nur wenig sinkt, Kochsalz aus und reißt weitere Schlammpartien mit nieder. Ist
                              									die Lauge „blank,“ so wird sie in die Krystallisirgefäße
                              									abgelassen. Die Rückstände werden noch 1–2mal mit kochendem Wasser abgesüßt
                              									und bestehen dann hauptsächlich aus Kiserit, Steinsalz, Mergel und etwas ungelöstem
                              									Kalisalz, welche nach später zu beschreibenden Verfahrungsarten getrennt und zu gute
                              									gemacht werden.
                           Die „blanke“ Lauge schwankt natürlich in ihrer Zusammensetzung,
                              									namentlich in dem Verhältniß von Chlorkalium zu Kochsalz, je nach der
                              									Zusammensetzung des Rohsalzes. Die folgenden Analysen sind zu verschiedenen Zeiten
                              									ausgeführt worden und mögen ein Bild ihrer Zusammensetzung und deren Schwankungen
                              									geben.
                           
                              
                                 
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                   9,65
                                 10,24
                                   9,96
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   6,89
                                   6,22
                                   2,48
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 14,62
                                 15,73
                                 19,67
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   4,11
                                   3,74
                                   4,26
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 35,27
                                 35,93
                                 36,38
                                 
                              
                           Die blanke Lauge geht zunächst in große freistehende eiserne Cylinder von 10 Fuß
                              									Durchmesser und 8 Fuß Höhe, um hier bis 58° C. abzukühlen. Es scheidet sich
                              									nämlich nicht bei allen Temperaturen ein gleich reiches Chlorkalium aus. Die
                              									Ausscheidung beginnt zwischen 60–50°, vorher fällt Kochsalz. Die Art
                              									der Ausscheidung erhellt aus der folgenden Tabelle; die hierbei benutzte Löselauge
                              									hat die unter 3 angegebene Zusammensetzung.
                           
                           I.
                           
                              
                                 Temperatur,Grade C.
                                 KCl
                                 NaCl
                                 MgCl
                                 MgSO⁴
                                 Wasser
                                 Salzmengein
                                    											Proc.derverwandtenLöselauge
                                 
                              
                                   108–100
                                   3,15
                                 92,78
                                 0,51
                                 0,69
                                 3,95
                                 0,78
                                 
                              
                                 100–90
                                   1,35
                                 94,84
                                 0,78
                                 0,69
                                 2,24
                                 0,61
                                 
                              
                                   90–80
                                   1,63
                                 95,61
                                 0,83
                                 0,57
                                 2,65
                                 0,47
                                 
                              
                                   80–70
                                   0,86
                                 96,64
                                 0,58
                                 0,43
                                 2,25
                                 0,50
                                 
                              
                                   70–60
                                   3,70
                                 92,70
                                 0,76
                                 0,63
                                 2,68
                                 0,40
                                 
                              
                                   60–50
                                 25,16
                                 70,56
                                 0,12
                                 0,72
                                 3,04
                                 0,57
                                 
                              
                                   50–40
                                 72,01
                                 23,49
                                 0,32
                                 0,50
                                 3,11
                                 1,91
                                 
                              
                                   40–30
                                 75,75
                                 19,07
                                 0,87
                                 0,42
                                 3,76
                                 1,16
                                 
                              
                                   30–20
                                 74,51
                                 21,05
                                 0,80
                                 0,89
                                 2,15
                                 1,03
                                 
                              
                                   20–10
                                 25,77
                                   8,62
                                 1,42
                                 29,46   
                                 34,62   
                                 2,25
                                 
                              
                                 10–0
                                 11,91
                                   7,18
                                 3,34
                                 36,77   
                                 40,93   
                                 4,88
                                 
                              
                           Aus einer anderen, bis 55 1/2° C. abgekühlten Löselauge krystallisirten bei
                              									weiterem Abkühlen aus:
                           II.
                           
                              
                                 Temperatur,Grade C.
                                 KCl
                                 NaCl
                                 MgCl
                                 MgSO⁴
                                 Wasser
                                 Salzmengein
                                    											Proc.derverwandtenLöselauge
                                 
                              
                                 55 1/2–19
                                 81,36
                                 13,07
                                 1,02
                                 0,30
                                 3,84
                                 5,96
                                 
                              
                                 55 1/2–17 1/2
                                 81,10
                                 12,93
                                 0,99
                                 0,33
                                 3,88
                                 5,86
                                 
                              
                                 55 1/2–15
                                 82,91
                                 11,77
                                 0,91
                                 0,33
                                 4,76
                                 6,36
                                 
                              
                                      15–11 1/2
                                 56,99
                                 38,39
                                 1,09
                                 0,37
                                 2,62
                                 1,18
                                 
                              
                           Aus obigen Tabellen erhellt also, daß aus der Löselauge Chlorkalium erst zwischen 60
                              									und 50° C. auskrystallisirt und daß zwischen 20 und 10° C. wieder eine
                              									vermehrte Kochsalzausscheidung stattfindet, zu welcher eine solche von Bittersalz
                              									tritt.
                           Etwas Anderes ist die Krystallisation, wenn man die Abraumsalze nicht in Wasser,
                              									sondern in der Mutterlauge von der ersten Krystallisation löst. Eine so erhaltene
                              									Löselauge zeigte folgende Zusammensetzung bei einem specifischen Gewicht von 1,273
                              									bei 100° C.:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 12,28 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   4,97   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 17,93   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   2,28   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 37,46 Proc.
                                 
                              
                           
                           Die Zusammensetzung und Menge der beim Erkalten auskrystallisirten Salze war wie
                              									folgt:
                           
                              
                                 Temperatur, Grade C.
                                 KCl
                                 Wasser
                                 Salzmenge in Proc.der Löselauge
                                 
                              
                                 98–90
                                   6,61
                                 16,67
                                 1,12
                                 
                              
                                 90–80
                                   3,45
                                   4,19
                                 0,38
                                 
                              
                                 80–70
                                 24,64
                                   3,07
                                 0,61
                                 
                              
                                 70–60
                                 76,92
                                   4,19
                                 1,03
                                 
                              
                                 60–50
                                 78,52
                                   5,38
                                 1,50
                                 
                              
                                 50–40
                                 80,40
                                   4,75
                                 1,46
                                 
                              
                                 40–30
                                 94,57
                                   3,50
                                 1,23
                                 
                              
                                 30–20
                                 68,50
                                   2,96
                                 2,03
                                 
                              
                                 20–15
                                 86,71
                                   2,42
                                 0,52
                                 
                              
                                 15–10
                                 87,54
                                   2,97
                                 0,81
                                 
                              
                           Die resultirende Mutterlauge enthielt 2,10 Proc. Chlorkalium. Hiernach würde es
                              									entschieden angezeigt seyn, mit Lauge zu lösen. In der That bleibt aber bei diesem
                              									Lösen so viel Carnallit ungelöst, daß damit der eventuelle Vortheil paralysirt wird;
                              									es lassen sich mit der Mutterlauge nur 2/5 des ganzen zu verarbeitenden Salzquantums
                              									lösen.
                           In der Praxis sind nun allerdings die im „Cooler“ sich
                              									ausscheidenden Salze kalireicher, als Tabelle I vermuthen ließe; ihr Kaligehalt
                              									schwankt, auf den wasserleeren Zustand berechnet, zwischen 15 und 22 Proc. KCl; der
                              									Wassergehalt ist im Durchschnitt 30 Proc. Es rührt dieser höhere Gehalt von der
                              									schärferen Abkühlung der Wände, überhaupt der Oberfläche her. Wenn die Temperatur
                              									sich 60° nähert, wird namentlich die Ausscheidung an den Wänden stärker und
                              									mit der Bildung von Wandsalz treten gleichzeitig reiche Salze auf; vorher bedecken
                              									die Wände nur spärliche, aber kräftige Kochsalzkrystalle, welche sich hierdurch und
                              									durch ein porzellanähnliches Aussehen vom Chlorkalium leicht unterscheiden lassen.
                              									Die Arbeiter richten sich daher beim Ablassen der Cooler mehr nach dem Auftreten des
                              									Wandsalzes als nach dem Thermometer. Der weitere Vortheil dieser fractionirten
                              									Krystallisation ist die Erzielung weit reinerer Krystalle, da fast aller Schlamm mit
                              									dem niederfallenden Kochsalz zu Boden gerissen wird. Die Lauge kühlt nun in den
                              									Krystallisationsgefäßen bis 15° C. ab; im Sommer muß sie natürlich oft mit
                              									höherer Temperatur abgelassen werden. Da es mehr auf schnelles Abkühlen als auf die
                              									Erzeugung großer Krystalle ankommt, sind die Krystallisirräume sehr luftig gebaut.
                              									Bis zu 6 Fuß Höhe haben die Umfassungswände möglichst viel Zwischenräume, welche im
                              									Winter durch Holzklappen geschlossen werden. Die Krystallisirbassins sind gußeiserne
                              									oder schmiedeeiserne von verschiedener Größe, 10–12 Fuß lang, 5–12 Fuß breit und 2–4
                              									Fuß tief, mit schrägem Boden, welcher an der tieferen Seite ein mit einem Holzpflock
                              									zu verschließendes Loch zum Ablassen der letzten Partien Mutterlauge hat; die
                              									Hauptmenge derselben wird abgehebert.
                           Die Cooler-Einrichtung ist mit der Zeit in mehrere Fabriken übergegangen;
                              									andere benutzen die vorerwähnte Erscheinung, daß die Ausscheidung an den Seiten erst
                              									mit dem Auftreten von reichem Chlorkalium beginnt, und setzen möglichst viel Bündel
                              									von Drahtruthen ein, und werfen das hier anhaftende Salz mit dem Wandsalz und der
                              									oberen Schicht des Bodensalzes zusammen, während die untere Schicht desselben
                              									entweder zur Anreicherung von Düngsalz oder Darstellung eines geringhaltigen
                              									Chlorkaliums verwendet oder durch Raffination in höheres Salz verwandelt wird.
                           Die Zusammensetzung der Mutterlauge der ersten Krystallisation erhellt aus den
                              									folgenden beiden Analysen:
                           
                              
                                 
                                 a.
                                 b.
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                   4,89
                                   5,41
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   4,83
                                   5,50
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 17,58
                                 15,55
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   3,66
                                   3,78
                                 
                              
                           Die Concentration der Laugen geschieht in Sattelpfannen. Sie sind 12–30 Fuß
                              									lang; die 30füßigen haben oben 8 Fuß Breite. Die Pfannen werden durch directes Feuer
                              									geheizt und dienen dabei meist Braunkohlen als Brennmaterial. Dieselben werden auf
                              									Treppenrosten welche eine Neigung von 30° gegen die Horizontale haben,
                              									verbrannt. Die Feuergase gehen zuerst durch den „Wolf,“
                              									welcher, um das Eisen vor der Stichflamme zu schützen, auf 3 Fuß Tiefe mit
                              									flachgelegten Chamottesteinen gefüttert ist. Hinten angekommen, theilt sich die
                              									Flamme und kommt an beiden Seiten vor, um dann in den Hauptfuchs zu fallen.
                           Die beim Eindampfen ausfallenden Salze werden, wenn die Pfanne abgelassen, in
                              									darüberstehende, mit Siebböden versehene „Särge“ geworfen und
                              									von da ausgefahren.
                           Die erste Mutterlauge von den Wasserlösungen wird zweimal eingedampft, einerseits
                              									weil die Pfannen durch Aufbrennen des niederfallenden
                              										„Fischsalzes“ zu sehr leiden, andererseits weil zu viel
                              									Chlorkalium in dieses übergehen würde. Ganz vermeiden läßt sich das Aufbrennen
                              									nicht, und es muß das festgebrannte Salz durch Klopfen oder durch Aufkochen mit
                              									Wasser von Zeit zu Zeit entfernt werden. Das Eindampfen selbst hat nicht nur den
                              									Zweck, die Lauge zu concentriren, sondern auch Kochsalz und schwefelsaures Magnesium
                              									auszuscheiden.
                           
                           Die Erscheinungen beim Eindampfen von I. Lauge von Wasserlösungen zeigen die
                              									folgenden Tabellen. Die Abkühlung der blanken Lauge geschah bis 15° C.
                           Die angewandte I. Lauge ist die oben unter b
                              									angegebene.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 203, S. 199
                              Concentration in Graden
                                 										Baumé; Verdampftes Wasser; Beim Erkalten auskrystallisirtes Salz; Beim
                                 										Einkochen ausgefallenes Fischsalz; Beim Erkalten auskrystallisirtes Salz; Beim
                                 										Einkochen ausgefallenes Fischsalz; In Proc. der angewandten Lauge; In Proc. d.
                                 										resultirenden Lauge
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 203, S. 199
                              Concentration in Graden
                                 										Baumé; Auskrystallisirtes Salz; Fischsalz; II. Lauge
                              
                           Aus 100 Theilen I. Lauge = 541 Proc. Chlorkalium wurden erhalten:
                           
                              
                                 Concentration
                                 Auskrystallisirtes Salz
                                 Fischsalz
                                 II. Lauge
                                 
                              
                                 in GradenBaumé
                                 KCl
                                 Proc.Salz
                                 Proc.KCl
                                 KCl
                                 Proc.Salz
                                 Proc.KCl
                                 KCl
                                 Proc.Lauge.
                                 Proc.KCl
                                 
                              
                                 28
                                 38,64
                                   4,69
                                 181,2
                                 –
                                 –
                                 –
                                 4,33
                                 89,88
                                  359,5
                                 
                              
                                 29 1/2
                                 32,22
                                   5,59
                                 180,1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 4,00
                                 83,47
                                  333,9
                                 
                              
                                 31
                                 44,51
                                   6,09
                                 271,1
                                   3,66
                                   1,75
                                     6,4
                                 3,90
                                 76,01
                                  296,4
                                 
                              
                                 32
                                 27,41
                                   8,89
                                 243,6
                                   3,78
                                   2,42
                                     9,1
                                 3,42
                                 68,16
                                  233,1
                                 
                              
                                 33
                                 29,13
                                 10,83
                                 315,5
                                   3,21
                                   4,17
                                   13,4
                                 3,69
                                 59,68
                                  220,2
                                 
                              
                                 34
                                 30,12
                                 10,05
                                 302,7
                                   7,05
                                   7,26
                                   51,2
                                 2,96
                                 55,32
                                  163,7
                                 
                              
                                 35
                                 25,50
                                 13,41
                                 331,9
                                 12,05
                                 10,09
                                 121,6
                                 2,08
                                 43,23
                                   89,9
                                 
                              
                           
                           Die Carnallitbildung, welche wir hier beim Eindampfen bis 33° Baumé
                              									schon theilweise haben, tritt nicht immer bei derselben Concentration ein, weil der
                              									Chlormagnesiumgehalt, welcher zum Carnallit- und Tachydritgehalt der Rohsalze
                              									in Beziehung steht, ein schwankender ist, und es muß sich daher das Eindampfen nach
                              									dem Auftreten des Carnallits richten. Man hält sich eben unterhalb der
                              									Carnallitgrenze.
                           Anders sind die Erscheinungen beim Eindampfen von Mutterlauge von Laugenlösung: hier
                              									schießen beim Krystallisiren gleich Carnallite an, und sie wird deßhalb und,
                              									correspondirend damit, ihres geringen Chlorkaliumgehaltes wegen nur einmal
                              									eingedampft. Beim Auskrystallisiren der verdampften Lauge treten ähnliche
                              									Erscheinungen auf, wie bei der I. Krystallisation; dieselben erhellen aus der
                              									folgenden Tabelle. Die hierzu benutzte blanke Lauge enthielt:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                   6,97 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   7,23    „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 17,30    „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   4,65    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 36,15 Proc.
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 Temperaturin Graden C.
                                 KCl
                                 NaCl
                                 MgCl
                                 MgSO⁴
                                 Wasser
                                 Proc. Salz
                                 
                              
                                   110–100
                                   2,25
                                 95,05
                                 0,79
                                 0,63
                                 2,15
                                 0,68
                                 
                              
                                 100–90
                                   2,03
                                 93,53
                                 0,51
                                 0,72
                                 2,51
                                 0,48
                                 
                              
                                   90–80
                                   2,98
                                 92,09
                                 0,85
                                 0,49
                                 3,29
                                 0,49
                                 
                              
                                   80–70
                                   3,30
                                 93,62
                                 0,92
                                 0,50
                                 2,43
                                 0,44
                                 
                              
                                   70–60
                                   2,52
                                 93,76
                                 0,63
                                 0,64
                                 1,95
                                 0,48
                                 
                              
                                   60–50
                                 56,07
                                 40,75
                                 0,92
                                 0,62
                                 2,19
                                 0,86
                                 
                              
                                   50–40
                                 70,68
                                 23,64
                                 1,33
                                 0,65
                                 3,36
                                 1,00
                                 
                              
                                   40–30
                                 79,69
                                 15,04
                                 1,29
                                 0,48
                                 3,35
                                 1,73
                                 
                              
                                   30–20
                                 72,83
                                 21,16
                                 1,22
                                 0,94
                                 3,08
                                 1,28
                                 
                              
                                   20–10
                                 53,72
                                 26,70
                                 1,41
                                 7,74
                                 10,12   
                                 1,26
                                 
                              
                                 10–0
                                 21,69
                                 2,09
                                 0,95
                                 37,05   
                                 38,67   
                                 3,16
                                 
                              
                                 100–10
                                 52,05
                                 42,96
                                 1,14
                                 0,78
                                 3,06
                                 7,44
                                 
                              
                           Da hier eine Einrichtung wie beim I. Product, also Cooler sich nicht gut anbringen
                              									ließ, wurde eine gußeiserne Kühlrinne von 30 Fuß Länge zwischen Pfanne und
                              									Krystallisirbassin eingeschaltet, in welcher Wasser gegen Lauge fließt. Das in der
                              									Rinne sich ausscheidende Salz enthält 6–14 Proc. Chlorkalium und wird zu
                              									Düngsalzen verarbeitet.
                           Die Mutterlauge von der zweiten Krystallisation wird nochmals in den oben
                              									beschriebenen Pfannen eingedampft. Die Menge und der Gehalt der bei den
                              									verschiedenen Concentrationen ausfallenden und beim Erkalten auskrystallisirenden
                              									Salze erhellen aus nachstehender Tabelle. Es wurde bei diesem Versuch eine
                              									Mutterlauge von folgender Zusammensetzung benutzt:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                   3,47 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   2,85    „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 19,35    „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   3,27    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 28,94 Proc. 
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 203, S. 201
                              Concentration in Graden
                                 										Baumé; Verdampftes Wasser; Auskrystallisirtes Salz; Fischsalz;
                                 										Auskrystallisirtes Salz; Fischsalz; In Proc. der angewandten Lauge; In Proc. der
                                 										blanken Lauge
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 203, S. 201
                              Concentration in Graden
                                 										Baumé; Auskrystallisirtes Salz; Fischsalz; III. Lauge
                              
                           Da die Zusammensetzung der zweiten Mutterlauge wesentlich constanter als die der
                              									Rohlauge oder ersten Mutterlauge ist, so haben die obigen Zahlen in engeren Grenzen
                              									allgemeine Gültigkeit und wird deßhalb das zweite Einkochen constant bis 35°
                              									Baumé vorgenommen, wobei dann, wie die Tabelle ja ergibt, die höchste
                              									Kaliausbeute erzielt wird.
                           Beim Erkalten der blanken Lauge scheidet sich auch hier zuerst Kochsalz ab. Aus der
                              									folgenden Tabelle ist die Menge und Zusammensetzung der bei den verschiedenen
                              									Temperaturen erfolgenden Ausscheidungen ersichtlich. Die zum Versuch benutzte blanke
                              									Lauge enthielt:
                           
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                   5,55 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   1,95    „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 25,62    „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   3,03    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 36,15 Proc.
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 Temperaturin Graden C.
                                 KCl
                                 NaCl
                                 MgCl
                                 MgSO⁴
                                 Wasser
                                 Gesammtsalze
                                 
                              
                                 106–90
                                   3,31
                                 89,67
                                   1,07
                                 1,39
                                   3,92
                                 0,61
                                 
                              
                                   90–80
                                   6,51
                                 89,24
                                   1,34
                                 0,45
                                   3,41
                                 0,22
                                 
                              
                                   80–70
                                   5,09
                                 89,74
                                   1,09
                                 0,80
                                   4,33
                                 0,32
                                 
                              
                                   70–60
                                 20,48
                                 24,64
                                 24,84
                                 0,33
                                 28,95
                                 0,83
                                 
                              
                                   60–50
                                 28,13
                                 –
                                 33,78
                                 0,16
                                 38,81
                                 0,75
                                 
                              
                                   50–40
                                 26,72
                                 –
                                 33,68
                                 0,24
                                 40,10
                                 0,69
                                 
                              
                                   40–30
                                 26,67
                                 –
                                 33,80
                                 0,27
                                 39,49
                                 4,38
                                 
                              
                                   30–20
                                 23,87
                                   6,41
                                 31,64
                                 0,91
                                 36,43
                                 2,44
                                 
                              
                                   20–10
                                 27,01
                                 –
                                 33,23
                                 0,30
                                 38,65
                                 2,12
                                 
                              
                                 10–0
                                 12,47
                                 –
                                 18,61
                                 24,97   
                                 43,87
                                 3,97
                                 
                              
                           Auch hier ist, wie bei der II. Krystallisation eine Kühlrinne eingeschaltet, derart
                              									daß die Lauge mit 65° C. in die Krystallisirbassins läuft.
                           Eine nochmalige Concentration dieser III. Lauge findet nicht statt; ihr
                              									Chlorkaliumgehalt schwankt zwischen 0,5 und 1,5 Proc.
                           Wenden wir uns zunächst wieder zu den auskrystallisirten Salzen. So wie sie fallen,
                              									sind sie nicht verkäuflich, denn einerseits ist ihr Gehalt an Chlorkalium zu hoch,
                              									und andererseits sind die Anschüsse zu geringhaltig, da meist ein Chlorkalium von
                              									80–85 Proc., oft aber auch von 95–97 Proc. verlangt wird. Um beiden
                              									Mängeln abzuhelfen, wird das Salz in großen hölzernen Bottichen mit kaltem Wasser
                              									behandelt („gedeckt“). Dieses schon von Balard angegebene Verfahren beruht auf der verschiedenen Löslichkeit von
                              									Kochsalz und Chlorkalium. Die Vorgänge bei dieser Arbeit erhellen aus den folgenden
                              									Versuchen.
                           Zu denselben diente ein „Rohes I. Product,“ welches nicht den
                              									Cooler passirt hatte und folgende Zusammensetzung zeigte:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 62,55 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 23,95   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   3,20   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   1,12   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 11,25   „
                                 
                              
                           also auf den wasserfreien Zustand berechnet, 70,47 Proc.
                              									Chlorkalium.
                           1) Es wurden 4 Pfd. in einem Becherglase mit 700 Kubikcentimeter Wasser übergossen.
                              									Dieses reichte aus, um das Salz vollständig zu durchdringen und noch 1 Zoll hoch zu
                              									bedecken. Die Lufttemperatur war 20° C.; die Temperatur des Gemisches sank
                              									sofort bis 10°, stieg aber bald auf 13°, worauf sie längere Zeit blieb,
                              									war nach 1 1/2 Stunden 15° und am anderen Morgen gleich der Stubentemperatur,
                              									nämlich 20°. Nach dem Ablaufen wog das Salz 3,18 Pfd., mithin hatten sich 21
                              									Proc. gelöst und es enthielt das Salz jetzt:
                           
                              
                                 1a. Chlorkalium
                                 73,04 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 17,70   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,24   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,54   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                   9,58   „
                                 
                              
                           oder im wasserfreien Zustande 80,78 Proc. KCl. Bei gleichem
                              									Wassergehalt beträgt das Gelöste 20,6 Proc. Die bei diesem Versuche resultirende
                              									Lauge hatte folgende Zusammensetzung beim specifischen Gewicht 1,249:
                           
                              
                                 1a. Chlorkalium
                                   8,66 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 15,71   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   4,98   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   1,48   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 30,83 Proc.
                                 
                              
                           Von diesem Salz wurden zu einem neuen Versuch angesetzt 2,9 Pfd., welche mit 500
                              									Kubikcentimeter Wasser behandelt wurden. Die Lufttemperatur war 18°. Die
                              									Masse zeigte bei der Berührung von Wasser und Salz + 5°, nach 5 Minuten
                              									7°, nach einer Stunde 15°, am anderen Morgen die Lufttemperatur. Nach
                              									dem Ablaufen der Lauge wog das Salz 2,5 Pfd.; es hatten sich also 13,8 Proc. Salz
                              									gelöst. Das Salz enthielt:
                           
                              
                                 1b. Chlorkalium
                                 78,89 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   9,52   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,24   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,29   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 10,81   „
                                 
                              
                           oder auf den wasserleeren Zustand berechnet, 88,45 Proc.
                              									Chlorkalium; auf gleichen Wassergehalt wie das Rohmaterial berechnet, wurden gelöst
                              									14,9 Proc. Die zugehörige Lauge enthielt bei einem specifischen Gewicht von
                              									1,239:
                           
                              
                                 1b. Chlorkalium
                                 10,49 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 17,35   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   2,17   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,37   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 30,38 Proc.
                                 
                              
                           
                           Von diesem Salz 1 b. wurden 2,25 Pfd. mit 350
                              									Kubikcentimeter Wasser behandelt; es resultirten, auf gleichen Wassergehalt
                              									berechnet, 1,90 Pfd., also Verlust 15,5 Proc. Das Salz enthielt:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 77,16 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   4,35   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,35   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 18,91   „
                                 
                              
                           oder auf den wasserfreien Zustand berechnet, 95,19 Proc.
                              									Chlorkalium. Die Lauge enthielt beim specifischen Gewicht 1,228:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 11,61 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 19,17   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,12   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,16   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 31,06 Proc.
                                 
                              
                           2) Von dem ursprünglichen Salz wurde eine andere Probe von 4 Pfd. (2 a.) angesetzt mit 520 Kubikcentimeter Wasser, welches
                              									ausreichte um das Salz vollständig zu bedecken. Die Temperatur sank auf 12°,
                              									war nach 1 1/2 Stunden 15° und am anderen Morgen diejenige der Luft
                              									(20°). Es wurden von Neuem 520 K. C. Wasser tropfenweise zugegeben, während
                              									die Lauge mit derselben Geschwindigkeit in ein anderes Gefäß abgehebert wurde,
                              									welches 3 Pfd. Salz (2 b.) enthielt. Diese zweiten 520
                              									K. C. zeigten gleich nach dem Einlaufen 16°, wurden bald wärmer und hatten
                              									beim Ausfluß die Stubentemperatur (21°). Nach dem Ablaufen wog das Salz 2 a. = 2,12 Pfd.; mithin hatten sich 47 Proc. gelöst; es
                              									enthielt:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 75,20
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 11,34
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,42
                                 
                              
                                 Wasser
                                 11,85
                                 
                              
                           oder auf den wasserfreien Zustand berechnet, 85,32 Proc.
                              									Chlorkalium.
                           Das Salz 2 b. wog nach dem Ablaufen, auf gleichen
                              									Wassergehalt wie das Rohsalz berechnet, 3,00 Pfd.; es hatte sich also Nichts gelöst;
                              									seine Zusammensetzung war:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 63,47 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 26,45   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,24   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,59   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                   9,34   „
                                 
                              
                           oder auf den wasserleeren Zustand berechnet, 70,01 Proc.
                              									Chlorkalium; also der
                              									gleiche Gehalt wie im Rohsalz, es waren nur Magnesiumsalze gegen Kochsalz
                              									ausgetauscht worden.
                           Die von 2 b. ablaufende Lauge enthielt beim specifischen
                              									Gewicht 1,241:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                   8,52 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 11,70   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   8,22   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   1,38   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 29,82 Proc.
                                 
                              
                           2,68 Pfd. vom Salz 2 b. wurden mit Lauge 1 b. versetzt. Diese enthielt nach dem Ablaufen beim
                              									specifischen Gewicht 1,238:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 10,22 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 19,63   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   1,03   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,44   „
                                 
                              
                           3) 3,62 Pfd. Rohsalz wurden mit 650 Kubikcentimeter Wasser behandelt und es bleiben
                              									nach dem Ablaufen 2,96 Pfd., mithin gelöst 18,2 Pfd. Das Salz stand, wie auch bei
                              									den früheren Versuchen, 12 Stunden mit Wasser zusammen. Das Salz wurde in 4 Zonen
                              									von gleicher Höhe getheilt, von oben angefangen A, B, C,
                                 										D, und enthielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    D
                                    
                                 
                              
                                 Salzmenge in Pfd
                                   0,65
                                   0,81
                                   0,73
                                   0,71
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 90,61
                                 73,91
                                 62,75
                                 54,41
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   0,19
                                 18,34
                                 26,57
                                 28,94
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,16
                                   0,08
                                   0,12
                                   0,67
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,24
                                   0,33
                                   0,41
                                   0,42
                                 
                              
                                 Wasser
                                   8,27
                                   8,35
                                 11,31
                                 15,14
                                 
                              
                           oder auf den Wassergehalt des Rohmateriales berechnet:
                           
                              
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    D
                                    
                                 
                              
                                 Salzmenge in Pfd
                                   0,63
                                   0,78
                                   0,73
                                   0,74
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 87,62
                                 71,54
                                 62,81
                                 56,91
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   0,19
                                 17,75
                                 26,59
                                 30,27
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,16
                                   0,08
                                   0,12
                                   0,70
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,23
                                   0,32
                                   0,41
                                   0,44
                                 
                              
                                 Wasser
                                 11,25
                                 11,25
                                 11,25
                                 11,25
                                 
                              
                           Auf den wasserleeren Zustand berechnet, enthalten die einzelnen Partien an
                              									Chlorkalium:
                           
                           
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    D
                                    
                                 
                              
                                 98,78 Proc.,
                                 80,64 Proc.,
                                 70,75 Proc.,
                                 64,11 Proc.
                                 
                              
                           Die zugehörige Lauge enthielt beim specifischen Gewicht 1,248:
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                   8,85 Proc.
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 13,88   „
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   6,12   „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,93   „
                                 
                              
                           4) Es wurden verschiedene Salzmengen 1, 2 und 3 Stunden mit Wasser zusammen und dann
                              									ablaufen gelassen.
                           
                              
                                 
                                 Salze
                                 Laugen
                                 
                              
                                 
                                 1 Stunde.
                                 2 Stunden.
                                 3 Stunden.
                                 1 Stunde.
                                 2 Stunden.
                                 3 Stunden.
                                 
                              
                                 Angewandtes Salz, Pfd.
                                   3,78
                                   2,37
                                   3,03
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 resultirendes Salz, Pfd.
                                   2,98
                                   1,98
                                   2,38
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 angewandtes Wasser, Kub. Centim.
                                 750
                                 460
                                 600
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 KCl, Proc.
                                 72,27
                                 67,89
                                 71,29
                                   9,63
                                   9,04
                                 10,16
                                 
                              
                                 NaCl     „
                                 17,29
                                 17,60
                                 18,61
                                 15,28
                                 17,02
                                 13,76
                                 
                              
                                 MgCl    „
                                   0,28
                                   0,51
                                   0,24
                                   4,07
                                   4,42
                                   5,57
                                 
                              
                                 MgSO⁴ „
                                   0,55
                                   0,45
                                   0,93
                                   0,93
                                   1,06
                                   1,04
                                 
                              
                                 Wasser
                                   9,03
                                 14,66
                                 10,06
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 spec. Gew.
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1,242
                                 1,242
                                 1,243
                                 
                              
                           oder auf den Wassergehalt des Rohmateriales berechnet:
                           
                              
                                 
                                 Salze
                                 
                              
                                 
                                 1 Stunde.
                                 2 Stunden.
                                 3 Stunden.
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 70,10
                                 70,21
                                 69,93
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 17,38
                                 18,20
                                 18,26
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                   0,27
                                   0,53
                                   0,22
                                 
                              
                                 schwefelsaures Magnesium
                                   0,53
                                   0,46
                                   0,91
                                 
                              
                                 Wasser
                                 11,25
                                 11,25
                                 11,25
                                 
                              
                           Die aus vorstehenden Versuchen für die große Praxis zu
                                 										ziehenden Schlüsse sind die folgenden:
                           1. Geringhaltige Balze lassen sich durch Ausdecken schwerer anreichern als
                              									hochprocentige.
                           2. Das Lösen von Kochsalz geschieht sehr schnell; das Wasser kann schon nach wenigen
                              									Stunden wieder abgelassen werden.
                           3. Die erhaltenen Laugen sind zum weiteren Decken nicht verwendbar.
                           
                           Die Laugen laufen zur I. Mutterlauge und werden mit ihr concentrirt. Das Salz wird in
                              									Flammöfen getrocknet.
                           Ein gleiches Verfahren wird angewandt beim zweiten Anschuß; er wird einmal gedeckt,
                              									dann calcinirt, nur daß hier ein Product von 50–60 Proc. Chlorkaliumgehalt
                              									resultirt, während das erste mit 80–90 Proc. verkauft wird.
                           Der letzte Anschuß, welcher zumeist aus Carnallit besteht, läßt sich zwar auch auf
                              									kaltem Wege zu gute machen, doch ist dieß eine umständliche und etwas schwierige
                              									Operation. Einfacher ist es, ihn heiß zu lösen, zur Concentration von 33°
                              									Baumé; es schießt dann beim Erkalten Chlorkalium an, während das
                              									Chlormagnesium in Lösung bleibt; so wird auch im Großen verfahren.
                           Wenden wir uns, nachdem wir das Hauptproduct der Staßfurter Industrie, das
                              									Chlorkalium, bis zu seiner Fertigstellung verfolgt haben, zurück zu den Abfällen, zunächst zu den Löserückständen.
                           Das Steinsalz derselben wird, nachdem das Salzmonopol aufgehoben ist, in Stücken oder
                              									gemahlen als Viehsalz verkauft; der Kieserit wird geschlämmt und auf Bittersalz,
                              									– wie von Grüneberg im polytechn. Journal, 1868,
                              									Bd. CLXXXIX S. 238 beschrieben – verarbeitet.
                           Die Fischsalze, in denen das meiste Kalium an Schwefelsäure gebunden, mit
                              									schwefelsaurem Magnesium in dem bekannten Doppelsalze vereinigt enthalten ist,
                              									werden zusammen mit den im Cooler und den Rinnen ausgeschiedenen niedrigprocentigen
                              									Salzen in Flammöfen geglüht, dann in Kaffeemühlen gemahlen und zu Düngezwecken
                              									verkauft.
                           Dieser Theil der Staßfurter Industrie, die Darstellung von Düngsalzen, datirt seinen Aufschwung vom Jahre 1864. In den Vorjahren war
                              									diese Verwendung der Kalisalze nicht über das Stadium, wenn auch ausgedehnter
                              									Feldversuche hinausgekommen; der gute Ausfall der von Frank angeregten und mit seinen Fabricaten ausgeführten Waldauer Versuche
                              									wirkte durchschlagend und seitdem hat sie derart zugenommen, daß im vorletzten
                              									Frühjahr die bedeutenderen Etablissements Mühe hatten, allen Aufträgen gerecht zu
                              									werden. Wie die ersten Versuche auf Frank's Veranlassung
                              									angestellt wurden, so hat er auch das fast ausschließliche Verdienst, dem Düngen mit
                              									Kalisalzen die jetzige Ausdehnung gegeben zu haben. Mit Energie faßte er diesen
                              									Zweig an und war unermüdlich thätig, durch theoretische und praktische Vorarbeiten,
                              									sowie durch Wort und Schrift für die Ausbreitung der Kalidünger zu wirken, die
                              									Darstellung zu verbessern und den Bezug nach entfernteren Gegenden durch Erwirkung
                              									billiger Bahnfracht zu ermöglichen. Später, als die Sache in Fluß war, kamen auch
                              									die anderen Fabriken nach.
                           
                           Es sey mir gestattet, an dieser Stelle die Nomenclatur der Düngesalze zu berühren.
                              									Fast jede Fabrik hat andere Bezeichnungen für die einzelnen Salze, so daß es selbst
                              									denjenigen welche mehrere Jahre in der Industrie thätig gewesen sind, schwer wird
                              									sich zu orientiren. Die von Frank zuerst gewählten
                              									Bezeichnungen sind ganz klar und übersichtlich; nehme man diese allgemein an, oder
                              									verständige man sich über eine andere Bezeichnung. Die Landwirthe kennen sich nicht
                              									mehr aus, wenn sie die Preiscourante der verschiedenen Fabriken vergleichen, und
                              									eine gemeinsame Bezeichnungsweise liegt ja in hohem Grade im Interesse der
                              									Producenten.
                           Die letzte Lauge nun ist das Rohmaterial der Bromfabrication. Dieselbe wurde von Frank
                              									Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, März 1869. im Frühjahr 1865 begonnen und wird bisher noch ausschließlich von ihm
                              									betrieben, da die in späteren Jahren von Vorster und Grüneberg und von anderen Firmen zur Einführung dieser
                              									Fabrication gemachten Versuche ohne Resultat geblieben sind. Die Gewinnung des Broms
                              									ist, wenn auch der Theorie nach einfach, durch die mannichfachen Modificationen
                              									bezüglich Zusatz von Säuren, anzuwendenden Dampfdruckes etc., welche die wechselnde
                              									Zusammensetzung der Laugen erfordert, und durch die vielen praktischen Handgriffe
                              									welche nöthig sind um die Gesundheit der Arbeiter vor der Einwirkung der schädlichen
                              									Bromdämpfe zu schützen, eine ziemlich schwierige; eine Besprechung dieser Details
                              									würde hier zu weit führen.
                           Zur Destillation des Broms werden von Frank große
                              									Sandsteinapparate eigener Construction benutzt, in welchen die Laugen mit Säuren und
                              									Braunstein durch ein offenes Dampfrohr erhitzt werden. Das überdestillirende Brom
                              									wird in Blei- oder Thonschlangen gekühlt und kommt flüssig in vorgelegte Woulf'sche Flaschen, von denen die erste Wasser enthält,
                              									die zweite und dritte aber Aetzalkalien. Zur weiteren Reinigung wird es aus
                              									Glasretorten nochmals umdestillirt resp. fractionirt, und kommt so in vorzüglicher,
                              									absolut jodfreier Qualität in den Handel.
                           Was in letzter Lauge nicht auf Brom verarbeitet wird, wird in Salpeterkesseln über
                              									freiem Feuer bis zum gelinden Schmelzen concentrirt und dann in Blöcke gegossen mit
                              									einem Gehalt von 55 Proc. Chlormagnesium verkauft; es geht meist nach England und
                              									findet dort in Baumwollspinnereien Verwerthung.
                           Die Staßfurter Industrie ist somit auf dem Punkt angekommen alle ihre Producte zu
                              									verwerthen. Während die Verwendung von Chlorkalium zu Salpeter und Potasche, sowie
                              									schwefelsaurem Kalium limitirt ist, gewähren die Düngsalze wegen ihrer steigenden
                              									Verwendung Garantie für genügenden Absatz und lohnende Fabrication.
                           Ich habe noch Einiges über die bei den beschriebenen Versuchen angewandten Methoden
                              									zu sagen. Die Salze wurden, mit Ausnahme derjenigen von den Deckversuchen, zwischen
                              									Ziegelsteinen von der Hauptmenge der adhärirenden Lauge befreit.
                           Die analytischen Bestimmungen anlangend, sind die von Schwefelsäure und Magnesia in
                              									der bekannten Weise vorgenommen worden. Das Chlor wurde maaßanalytisch mit 1/10
                              									Normalsilberlösung und chromsaurem Kali als Gegentiter bestimmt. Das Kali wurde als
                              									Kaliumplatinchlorid in der Art bestimmt, daß man die Lösung mit so viel
                              									Platinchlorid versetzte, daß alles Kochsalz in Natriumplatinchlorid verwandelt
                              									wurde; darauf wurde eingedampft und mit Wasser mehrmals aufgenommen, bis alle freie
                              									Säure verdampft war, und zuletzt wurde so weit eingedampft, daß die Masse beim
                              									Erkalten erstarrte. Die wenig Magnesiumsalze enthaltenden Objecte wurden darauf mit
                              									80 grädigem Alkohol ausgewaschen; diejenigen mit viel Magnesiumsalzen wurden noch
                              									vorsichtiger verdampft, so daß beim Erkalten eben Alles krystallisirte, dann mit
                              									einer gesättigten Lösung von Kaliumplatinchlorid ausgewaschen und zuletzt noch
                              									1–2 Filterfüllungen 60 grädigen Alkohols gegeben.
                           Wenn diese beiden Methoden auch keine haarscharfen Resultate lieferten, so waren sie
                              									doch für den vorliegenden Zweck ausreichend genau, und durch die Ueberfülle des
                              									analytischen Materiales geboten.
                           Bahrendorf bei Altenweddingen, im December 1871.