| Titel: | Der rotirende Puddelofen von S. Danks. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LXXII., S. 277 | 
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                        LXXII.
                        Der rotirende Puddelofen von S. Danks.
                        Aus dem Berggeist, 1871 Nr. 104 und 1872 Nr.
                              								10.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Ueber Danks' rotirenden Puddelofen.
                        
                     
                        
                           Das Bestreben, beim Puddelproceß die Handarbeit nach und nach und in immer größerem
                              									Maaße durch mechanische Hülfsmittel zu ersetzen, führte zunächst zur Construction
                              									des mechanischen Puddlers, dann zu der Erfindung von beweglichen Oefen. Die neueste
                              									derartige Construction ist die des Nordamerikaners Samuel Danks.
                           
                        
                           Beschreibung des Danks'schen rotirenden
                                 										Ofens.
                           Dieser in den Figuren
                                 										1–5 dargestellte Ofen hat einen dem der gewöhnlichen Puddelöfen scheinbar
                              									ähnlichen Rost, welcher sich aber doch in mancher
                              									Beziehung unterscheidet. Zunächst ist zu erwähnen, daß der Apparat mit Unterwind
                              									betrieben wird und daß außerdem noch über den Rost die erforderliche
                              									Verbrennungsluft für die Gase, ebenfalls comprimirt, eingeführt wird. Der Zufluß der
                              									letzterwähnten geschieht durch eine Reihe schwacher Düsen und kann von Außen her
                              									durch eine Klappe regulirt werden, um den Verbrennungszustand der Gase in der Hand
                              									zu haben.
                           Die Feuerbrücke wird durch eine mit Wasser gekühlte Platte
                              									gestützt und ähnliche Kühlungen sollen auch in den übrigen Wänden des Feuerraumes
                              									eingemauert seyn.
                           Die Anschlüsse des feststehenden Feuerraumes und des Drehherdes sind, wie Danks
                              									angibt, aus Hartgußringen zur Vermeidung des Verschleißes
                              									gemacht; der Drehherd selbst hat eine zweitheilige
                              									Armatur, welche übereinander geschoben wird und im Inneren mit vorspringenden Ringen
                              									und Rippen versehen ist, welche das Futter des Ofens festhalten sollen. Diese
                              									Armatur trägt 2 Spuren für die Gleitrollen, auf denen der Apparat beweglich aufruht
                              									und das Zahnrad, auf welches von einer kleinen oscillirenden Dampfmaschine die
                              									Bewegung übertragen wird.
                           
                           Während die eine Oeffnung des rotirenden Ofenherdes mit
                              									der wassergekühlten Feuerbrücke zusammenstößt, dient die andere als Einsatz-
                              									und als Arbeitsthur (d.h. zum Ausziehen der fertigen Luppen) und wird deßwegen mit
                              									der Esse des Ganzen durch einen beweglichen Fuchs verbunden, der an einem
                              									beweglichen Schlitten aufgehängt ist.
                           Eine kleine verschließbare Oeffnung in dem Fuchse B
                              									gestattet die Beobachtung des Processes während Alles im Gang ist, und wird
                              									ebenfalls mit Wasser gekühlt.
                           Wenn die Luppen fertig sind, schiebt man den Fuchs bei Seite und bringt die Gabel an
                              									die bei der Rotation niederwärts sich bewegende Seite des Apparates, läßt denselben
                              									eine Viertelsdrehung machen und rollt auf diese Weise die Luppen auf die Gabel
                              									auf.
                           In Cincinnati hat man Luppen von 650–1000 Pfd. gepuddelt und selbst Chargen
                              									von über 1400 Pfd., welche dann in einer Luppe beisammen blieben und hat im
                              									Allgemeinen gefunden, daß, obwohl es mit Zuhülfenahme von Handarbeit leicht ist, die
                              									Charge zu theilen, es vortheilhafter erscheint, kleine Chargen und diese zu je einer
                              									Luppe zu verarbeiten.
                           Das Zängen der Luppe geschieht in einer Luppenquetsche.
                           Dieses sind die Hauptumrisse der constructiven Eigenthümlichkeit von dem Danks'schen Ofen und es kommt nun noch der wesentlichste
                              									Punkt aller solcher beweglichen Apparate – das
                                 										Futter.
                           Es ist klar, daß die bisher vorgeschlagenen Rotationsöfen, z.B. der sonst in jeder
                              									Beziehung vortreffliche von Menelaus construirte, nur aus
                              									dem Grund keinen Erfolg hatten, weil ein haltbares Futter nicht zu finden war oder
                              									weil es beim Drehen des Apparates leicht losbröckelt.
                           Danks versichert nun, daß seine Fütterungsmethode bessere
                              									Resultate gäbe und verfährt folgendermaaßen. Er überzieht zunächst die Armatur mit
                              									einem zähen Teig aus gepulvertem Eisenerz und feuerfestem Thon, dann gibt er etwa
                              									den fünften Theil der noch nothwendigen Fütterung an gepulvertem Eisenerz hinzu,
                              									heizt den Apparat und dreht ihn langsam um, bis das Eisenerz vollkommen geschmolzen
                              									ist; in den Sumpf von Eisenerz wirft man nun verschieden große Stücke von Eisenerz,
                              									welche 2–6 Zoll über das Bad heraussehen und läßt es erstarren. Dann
                              									wiederholt man die Operation und bringt den Sumpf an einer anderen Stelle zum
                              									Erstarren, und so fort, bis der ganze Ofen gleichmäßig gefüttert wurde.
                           Es werden 2–2 1/2 Tonnen Eisenerz gebraucht, um einen Ofen zu 700 Pfd. Charge
                              									zu füttern.
                           
                           Betrieb des Ofens. – Man füllt das Eisen entweder
                              									flüssig ein oder gibt es in festem Zustande auf; im letzteren Falle dauert das
                              									Schmelzen 30–35 Minuten bei theilweiser Drehung des Apparates. Sobald das
                              									Roheisen flüssig ist, dreht man ein- auch zweimal in der Minute um und behält
                              									diese Geschwindigkeit etwa 5–10 Minuten bei; während dieser Zeit spritzt man
                              									einen feinen Wasserstrahl auf die niedergehende Wand des Ofens und verursacht so ein
                              									Abspringen von Schlacken und Eisensinter, der in dem Bade zu Boden sinkt und
                              									oxydirend wirkt. Nach 5–10 Minuten wird das Eisen dick und man bringt den
                              									Apparat zum Stillstand. Eine Abstichöffnung (welche in der Zeichnung nicht
                              									angedeutet ist) wird gerade über das Niveau des Eisens gebracht und nun die Hitze
                              									gesteigert. Die Schlacke schmilzt und durch das Zurückschieben des teigig gewordenen
                              									Metalles nach der Feuerbrücke zu gelingt es dem Puddler, den größten Theil der
                              									Schlacke abzustechen. Dann wird die Hitze nochmals gesteigert und der Apparat mit
                              									einer Geschwindigkeit von 6–8 Drehungen pro
                              									Minute bewegt, um die Luppen zu machen; der Inhalt des Apparates, heftig hin-
                              									und hergeschleudert, macht das letzte Stadium durch und das Eisen beginnt sich zu
                              									ballen. Eine geringere Geschwindigkeit (2–3 Umwälzungen pro Minute) gestattet die Bildung der Luppe, welche nach
                              									einiger Nachhülfe durch den Puddler ausgezogen und abgezängt werden kann.
                           Aus dem Futter des Ofens werden circa 50 Proc. Eisen
                              									gezogen, und man erhält deßhalb bei der Charge keinen Abbrand, sondern eine Zunahme
                              									von 10–15 Proc. Eisen. Das Erz muß aber ziemlich rein seyn, darf namentlich
                              									nicht über 5 Proc. Silicium enthalten und muß einen ziemlichen Grad von
                              									Strengflüssigkeit besitzen.
                           
                        
                           Bericht der englischen
                                 										Special-Commission über das Danks'sche Puddelverfahren.
                           S. Danks hatte auf der Generalversammlung des Iron and Steel Institute of Great Britain zu Dudley im August 1871 einen Vortrag über seinen
                              									Maschinenofen gehalten und sich erboten, ihn durch eine Commission auf den
                              									amerikanischen Hütten prüfen und darin Versuche mit englischem Roheisen anstellen zu lassen. In Folge davon wurden die HHrn.
                              									J. A. Jones, G. J. Snelus und
                              									J. Lester dahin committirt und nahmen dieselben 40 Tonnen
                              									Roheisen von Dowlais, Coneygree, Butterley und Cleveland, sowie Material zum Füttern
                              									des Ofens, bestehend aus Marabella-, spanischem, Lissaboner-,
                              									Purpur-, Pottery- und Titan Eisenstein mit sich hinüber, um mit
                              									denselben ihre Versuche auf den Cincinnati Railway
                                 										Ironworks auszuführen. Die Commission reiste Anfang October v. J. von Liverpool ab, verfaßte
                              									ihren gemeinschaftlichen Bericht am 12. December in Washington und am 12. Januar d.
                              									J. konnte er dem Puddlings Comité des Institute
                              									vorgelegt werden, welches denselben kürzlich veröffentlicht hat.Im Engineering vom 26. Januar 1872, S. 53; ferner
                                    											im Engineer vom 26. Januar, 2. und 9. Februar,
                                    											S. 64, 78 und 102. Da die Ausführung der chemischen Untersuchung der vielen bei den Versuchen
                              									genommenen Proben aber noch viel Zeit erfordert, so werden die Nachträge wohl erst
                              									bis zur dießjährigen Generalversammlung des Iron and Steel
                                 										Institute, welche in London am 19. März stattfindet, zu liefern seyn.
                           Mit Hrn. Danks hat das Comité die Uebereinkunft
                              									getroffen, daß die ihm zu entrichtende Abgabe nicht mehr als 2 Shilling englisch per Tonne
                              									maschinengepuddeltes Eisen betragen soll.
                           Der Drehherd oder das Ei (des oben nach den beigegebenen
                              									Zeichnungen beschriebenen Danks'schen rotirenden Ofens)
                              									ist aus gußeisernen Segmenten zusammengesetzt, welche durch die beiden Endringe, mit
                              									denen der Ofen auf den Frictionsrädern läuft, zusammengehalten werden. Seine innere
                              									Oberfläche ist mit Reihen von schwalbenschwanzförmigen Längsrippen zum Festhalten
                              									des Futters oder „Fix,“ wie der
                              									amerikanische Ausdruck lautet, versehen.
                           Gebläsewind wird von einem Ventilator unter den Rost,
                              									doch auch z. Th. horizontal über denselben eingeblasen. Der Fuchs des Ofens ist, wie
                              									früher mitgetheilt, auf Hängeschienen verschiebbar, so daß das vordere Ende des Eies
                              									frei wird und als Arbeitsöffnung benutzt werden kann. Die Endringe des Eies oder
                              									Drehherdes, die Feuerbrücke und der verschiebbare Ofenfuchs sind mit Wasserkühlung
                              									versehen.
                           Die Gezähe, welche zur Bedienung des Ofens gehören, bestehen zunächst in einem großen
                              										Einsatzlöffel, der den ganzen Satz nebst Gaarschlacke
                              									hält und einen 10 Fuß langen Stiel hat. Er wird vom Boden mit Hülfe eines hölzernen
                              									Drehkrahnes, der vor jedem Ofen steht, gehoben, indem man den Stiel in einen Haken
                              									legt, der mit einer Kette durch ein Vorgelege in die Höhe gezogen wird. Durch Drehen
                              									des Krahnes vor die Oeffnung des Ofens und Ausschieben des Löffels wird der Ofen
                              									geladen. Zum Ausnehmen der fertigen Luppe dient eine, in der obigen Beschreibung
                              									erwähnte Ausziehgabel, welche man auf die hohe Kante
                              									setzt und dann den Ofen noch 1/3 Drehung machen läßt, wodurch die Luppe auf die
                              									Gabel rollt. Sie wird dann mit Krahn und Kette angehoben, ausgezogen und seitwärts
                              									gedreht, um auf eine Transportgabel zu fallen. Mit dieser
                              									wird die Luppe zur Luppenquetsche gebracht; letztere besteht aus einem stark nach
                              									oben gebogenen und mit einem langen Stiele versehenen Doppelhaken, ist in einer Kette
                              									aufgehangen und läuft mit Rollen in einer Hängeschiene. Zwei Mann balanciren so die
                              									Luppe ganz leicht, schieben sie nach der Zängemaschine und werfen sie hinein.
                           Als Zängemaschine dient Winslow's Luppenquetsche, welche
                              									von Danks noch speciell für sehr schwere Luppen
                              									umconstruirt ist.Die betreffende Zeichnung werden wir nachliefern. Sie besteht aus zwei horizontalen neben einander liegenden, fest
                              									verankerten, cannelirten Walzen von 4 Fuß Länge und 18 Zoll Durchmesser, die sich
                              									beide in derselben Richtung 15–20 Mal per Minute
                              									drehen. Ueber ihnen liegt ein starkes Excenter von derselben Länge wie die Walzen
                              									und dreht sich mit derselben peripherischen Geschwindigkeit wie diese. Die zwischen
                              									die Walzen und das in derselben Richtung laufende Excenter gebrachte Luppe wird nun
                              									zu einem Cylinder zusammengequetscht und erhält gleichzeitig auf das eine Ende
                              									Schläge von einem horizontalen Dampfhammer, während das andere gegen eine verticale
                              									Amboßplatte gestaucht wird. Winslow's Luppenquetsche
                              									stellt somit eine Combination der rotirenden Luppenmühle mit dem Dampfhammer dar,
                              									und nach zweimaliger Umdrehung gilt die Luppe als genug gezängt. Doch geht aus dem
                              									Berichte hervor, daß der Apparat etwas zu schwach construirt war, so daß man ihn bei
                              									so schweren Luppen schonen mußte, sonst hatte man auch stärker zängen können. Die
                              									gezängte Luppe wird nun mit einer Hebelvorrichtung abgenommen und auf die
                              									Hüttensohle geworfen; sie wird dann mit einer von oben fassenden Zange auf eine
                              									Gabel und mit dieser auf einen kleinen Transportwagen gehoben, der sie zu einem Wärmofen führt, wo sie nochmals angewärmt wird, ehe man
                              									sie im Luppen-Walzwerke zu Luppenstäben auswalzt. Hierbei gibt sie noch
                              									reichlich Schlacke aus, welche in der Quetsche nicht recht ausgepreßt wird, und muß
                              									das Walzwerk als eine wesentliche Ergänzung der Zängemaschine angesehen werden. Ein
                              									Dampfhammer mit Gesenk und zweckmäßiger Hebevorrichtung oder horizontalwirkende
                              									Quetschen würden zweckmäßiger anzuwenden seyn.
                           Die Herstellung des Herdes oder Futters geschieht in der schon früher mitgetheilten
                              									Weise, durch Einführung eines Unter- und Ober-Futters, des
                              											„Initial“ und des
                              											„Fix.“ Der Initial besteht aus einer zähen Mischung von feuerfestem
                              									Thon und fein gepulvertem Eisenerz; er wird mit wenig Wasser gemengt,
                              									abtheilungsweise immer je 1/3 des Herdes nach dem Umfange, 4–5 Zoll dick
                              									eingetragen, festgestampft und mit einem Holzfeuer abgetrocknet. In dieser Weise
                              									wurde am 6. November im Ofen Nr. 4 der Initial gemacht,
                              									1/3 mit amerikanischem Rotheisenstein, 1/3 mit Blue Billy-Eisenstein und 1/3 mit
                              									Bilbao-Eisenstein. Am Tage darauf begann man mit Steinkohlen zu heizen und
                              									trug nach 4 1/2 Stunden Hammerschlag zum Glasiren des Initial ein, was nach 3/4 Stunden geschehen war. Darauf wurde der
                              											„Fix“ gemacht, indem man
                              									Schrott und Pottery-Eisenstein einsetzte, die nach 1 Stunde 5 Minuten
                              									eingegangen waren, während man in den letzten 3/4 Stunden den Ofen sich langsam
                              									umdrehen ließ. Dann warf man Titan-Eisenstein ein und darauf einen zweiten
                              									Satz Schrott und Potteryerz, um diesen zu bedecken und das Bad abzukühlen. In dieser
                              									Weise wurde fortgefahren bis sich abwechselnd mit Titaneisen und geschmolzenem
                              									Schrott und Pottery-Eisenstein, in 5 Einsätzen eine fertige, rauhe Kruste von
                              											„Fix“ auf der ganzen
                              									inneren Oberfläche des Herdes gebildet hatte. In 11 Stunden war so das Oberfutter
                              									oder der Fix aufgeschmolzen und der Ofen
                              									betriebsfähig.
                           Um die Qualität des gepuddelten Eisens nachzuweisen, hat die Commission Proben
                              									mitgebracht, von 600–700 Pfd. schweren Luppen an, durch alle Zwischenstadien
                              									bis zu feinem Drahteisen und sie ist überzeugt, daß durch diesen Proceß das Eisen an
                              									Qualität gewonnen hat. Der Bruch einer gezängten Luppe
                              									zeigt eine schwammige Textur und verhältnißmäßig viel Schlacke, wie schon erwähnt,
                              									doch rührt das nur von dem schwachen Zängen auf Winslow's
                              									Luppenquetsche her; auf einer stärkeren Maschine würden die Luppen dichter und
                              									reiner gezängt worden seyn. Der Bruch des ausgewalzten Luppenstabes dagegen zeigt
                              									ganz und gar das gewöhnliche Aussehen.
                           In den vielen zerbrochenen gezängten Luppen und Luppenstäben wurde mit großer
                              									Aufmerksamkeit nach Stückchen des Herdes oder
                              											„Fix“ gesucht, welche
                              									mechanisch eingehüllt beim späteren Auswalzen die bekannten Ungänzen verursachen,
                              									doch wurden sie nur in einer Luppe gefunden und bei der späteren Bearbeitung des
                              									Eisens zeigte es keine Schwächen. Ob das Anwärmen der
                              									gezängten Luppen vor dem Auswalzen zu Luppenstäben eine Nothwendigkeit ist, will die
                              									Commission nicht entscheiden; doch scheint ein besseres Zängen mindestens
                              									erforderlich zu seyn, etwa unter einem Dampfhammer, wenn man es vermeiden will.
                           Die Menge der abgestochenen Puddelschlacke war natürlich variabel, je nach dem
                              									eingesetzten Eisen, doch wurde im Allgemeinen so naß gearbeitet, daß auf
                              									650–700 Pfd. Luppe 200–250 Pfd. Puddelschlacke kam. Das Ausbringen an
                              									gepuddeltem Eisen ist in Folge der Reduction aus dem reichen Herdmaterial immer
                              									50–70 Pfd. größer gewesen, als der Einsatz an
                              									Roheisen. Auf den Cincinnati Ironworks ging der
                              									mechanische Puddelbetrieb so regelmäßig, daß von 9 Oefen wenigstens 8 die ganze
                              									Woche hindurch im Gange waren. Es erfordert dort jeder Ofen einen Puddler und Gehülfen
                              									und für je zwei Oefen einen Mann zum Anfahren der Chargen und Kohlen, Beseitigen der
                              									Schlacke, Helfen beim Laden und Bedienung des Krahnes. Zwei Mann besorgen den
                              									Transport der Luppen von allen Oefen zur Zängemaschine und zum Wärmofen, während
                              									noch ein Mann den horizontalen Dampfhammer bedient. Die Arbeiter waren nur zum Theil
                              									alte Puddler, der beste war ein früherer Schlosser.
                           Die Abgabe an den Erfinder beträgt in Amerika 1 Dollar per Tonne Luppenstäbe. Der mechanische Puddelbetrieb hat dort schon eine
                              									große Ausbreitung gefunden.
                           Auf den Cincinnati Railway Ironworks waren 9 Oefen im
                              									Gange und einer im Bau; es sind gleichzeitig immer 8 im Betriebe, 1 dient zur
                              									Reserve; sonst sind keine anderen Puddelöfen auf der Hütte. – Auf den Roane Ironworks, Chattanooga, Tennessee, befinden sich
                              									gleichfalls 9 Oefen, von denen beim Besuche der Commission 7 im Betrieb waren; beide
                              									Werke haben Winslow's Luppenquetsche. – Auf den
                              										Indianapolis Rolling Mills, Indiania, fand sie 2
                              									Oefen fertig und mit Initial versehen, 2 andere fast
                              									fertig und 6 in der Vorbereitung, eine Winslow-Quetsche fast fertig. – Jones,
                                 										Laughlin u. Comp. in Pittsburg haben einen Ofen,
                              									den sie auf Kleineisen betreiben, doch fehlen ihnen die nöthigen mechanischen
                              									Einrichtungen um mit Vortheil so schwere Luppen verarbeiten zu können. – In
                              									der Fort Pitt Foundry zu Pittsburg sah die Commission
                              									die Gußstücke zu 10 Oefen für Graff, Bennett und Comp. und in New-Albany, bei Louisville, war ein
                              									Ofen eine Zeit lang im Betriebe bis die Hütte abbrannte. – Die Meinung
                              									amerikanischer Techniker ist, daß der rotirende Ofen für Schienen ganz vorzüglich
                              									geeignet ist, doch meinen die Herren der Commission durch ihre Versuche mit
                              									englischem und Walliser Eisen gezeigt zu haben, daß er es auch für alle Arten von
                              									Klein- und Feineisen ist, welches auf den Globe
                                 										Ironworks ausgewalzt wurde.
                           Die Commission ließ auch 3 Chargen auf Stahl (soll wohl
                              									heißen Feinkorn) puddeln, von denen 2 zu Schienen ausgewalzt wurden und beim Bruche
                              									einen feinkrystallinischen Kopf, doch sehnige Flantschen zeigten; der dritte Satz
                              									zeigte keine besondere Stahl-Structur, doch ist zu bedenken, daß weder das
                              									Material dazu passend, noch auch die Arbeiter im Stahlpuddeln geübt waren.
                           Die Commission ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß, obgleich
                                 										das mechanische Puddeln ein noch neuer Proceß ist, derselbe vor dem alten
                                 										Verfahren große commercielle Vortheile in Hinsicht auf Ausbringen,
                                 									Qualität, Löhne, Zeitersparniß und Kohlenverbrauch voraus hat und
                              									sie erklärt sich bereit ihre Ansicht ausführlich zu motiviren, wenn das Institut das
                              									wünschen sollte.
                           Aus den beigefügten Journalnotizen geben wir für unsere Leser einen Auszug, um aus
                              									denselben den Verlauf einzelner Chargen sehen und die Art der Arbeit im rotirenden
                              									Ofen beurtheilen zu können.
                           Ofen Nr. 4. Herd aus englischem Material, wie
                              									beschrieben. Satz 600 Pfd. Cleveland-Roheisen mit
                              									Puddelschlacke; 8. November 1871:
                           
                              
                                 Vormittags
                                 11h 35' 600 Pfd. mit Schlacke eingesetzt.
                                 
                              
                                 Mittags
                                 12. 13. fast aufgeschmolzen, Ofen 2–3 Umgange per Minute,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 15. ganz eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 16. 2 Minuten Wasser eingespritzt,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 20. fängt an zu schäumen,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 25. Schlacke abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 29. 8 Umdrehungen pro Minute,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 31. fängt an zu kochen,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 40. wird körnig,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 45. ballt zusammen,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 50. Luppe ausgezogen,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 52. Luppe gezängt, Ausbringen 676
                                    											Pfd.
                                 
                              
                                 „
                                 12. 52 1/2. Neuer Satz eingebracht wie
                                    											zuvor.
                                 
                              
                                 Nachmittags
                                   1. 45. aufgeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                   1. 56 1/2 Schlacke abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                   2.   5. kocht,
                                 
                              
                                 „
                                   2. 13. ballt,
                                 
                              
                                 „
                                   2. 20. Luppe ausgezogen, Ausbringen 672 Pfd.
                                 
                              
                           Derselbe Ofen mit Coneygree-Roheisen und
                              									Schlacke:
                           
                              
                                 Nachmittags
                                   2. 25. 620 Pfd. Coneygree eingesetzt.
                                 
                              
                                 „
                                   3. 25. eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                   3. 30. Schlacke abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                   3. 35. Luppe ausgezogen, Ausbringen 700 Pfd.
                                 
                              
                                 „
                                   3. 58. 600 Pfd. Coneygree eingesetzt,
                                 
                              
                                 „
                                   4. 45. eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                   5. 18. Luppe ausgezogen, Ausbringen 680 Pfd.
                                 
                              
                           Derselbe Ofen mit Derbyshire-Roheisen und
                              									Puddelschlacke, 9. November 1871:
                           
                              
                                 Vormittags
                                 11. 10. 600 Pfd. Roheisen eingesetzt,
                                 
                              
                                 „
                                 11. 47. eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Vormittags
                                 11h 55' Schlacke
                                    											abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                 11. 58. rasche Umdrehung und Wasser eingespritzt,
                                 
                              
                                 Mittags
                                 12.   3. Wind angelassen,
                                 
                              
                                 „
                                 12.   7. stark gefeuert,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 25. ballt,
                                 
                              
                                 „
                                 12. 30. Luppe ausgezogen, Ausbringen 661
                                    											Pfd.
                                 
                              
                                 Nachmittags
                                   2.   1. 600 Pfd. Roheisen mit Schlacke eingesetzt.
                                 
                              
                                 „
                                   2. 50. eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                   2. 55. Schlacke abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                   2. 59. 8 Umdrehungen per
                                    											Minute,
                                 
                              
                                 „
                                   3. 18. ballt,
                                 
                              
                                 „
                                   3. 20. Luppe ausgezogen, Ausbringen 665 Pfd.
                                 
                              
                           Derselbe Ofen mit strahligem Mostly-Roheisen, 10.
                              									November 1871:
                           
                              
                                 Nachmittags
                                   8. 35. 600 Pfd. Roheisen und
                                    											215 Pfd. Schlacke eingesetzt,
                                 
                              
                                 „
                                   9. 35. eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                   9. 37. Schlacke abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                   9. 41. kocht heftig über,
                                 
                              
                                 „
                                   9. 53. ballt,
                                 
                              
                                 „
                                   9. 55. Schlacke zum 2. Male abgestochen,
                                 
                              
                                 „
                                   9. 57. Luppe ausgezogen, Ausbringen 691 Pfd.
                                 
                              
                                 „
                                 10.  –.  600 Pfd. desselben Roheisens mit 20 Pfd. Schlacke eingesetzt,
                                 
                              
                                 „
                                 10. 35. eingeschmolzen,
                                 
                              
                                 „
                                 10. 39. erster Schlackenabstich,
                                 
                              
                                 „
                                 10. 49. kocht, 2. „
                                 
                              
                                 „
                                 10. 55. wird körnig und trocken,
                                 
                              
                                 „
                                 11. 3. Luppe ausgezogen,
                                 
                              
                                 „
                                 11. 6. Luppe gezängt, Ausbringen 605
                                    											Pfd.
                                 
                              
                           Ausbringen. Es waren erforderlich zu 1 Tonne (= 20 Ctr.)
                              									Luppenstäben von folgenden Roheisensorten: Cleveland 18 Ctr. 3 Quarts 17 Pfd.,
                              									Coneygree 18. 1. 8., Derbyshire 18. 0. 27., Wales Graues 18. 1. 20., Wales Frisch
                              									19. 3. 13., Wales Strahlig 19. 3. 17. Hieraus ergibt sich, daß das Ausbringen durch
                              									Reduction aus der Herdmasse desto größer war, je mehr Kohlenstoff das Roheisen
                              									enthielt.
                           Fütterungsmaterialper 1 Tonne Luppenstäbe: Bilbao und Marbella-Erz
                              									4 Ctr. 3 Quarts 9 Pfd., Schrott 42 Pfd., Zängeschlacke 6 Ctr. 3 Quarts 19 Pfd.,
                              									Puddelschlacke 4. 3. 14., Blue Billy, Bilbao, Lissabon und Marbella zusammen 7 Ctr.
                              									1 Quart 13 Pfd.
                           
                           Kohlenverbrauchper 1 Tonne Luppenstäbe in Ofen Nr. 4: 28 Ctr. 2 Quarts
                              									24 Pfd.; in Ofen Nr. 6: 29. 0. 25., wobei zu bemerken, daß letzterer 2 Nächte leer
                              									ging.
                           Production bei den Versuchen an Luppenstäben aus:
                              									Cleveland 24,595 Pfd. = 26,010 Pfd., Coneygree 23,426 = 25,563, Derbyshire 22,804 =
                              									24,988, Wales Graues 7800 = 8355, Wales Frisch 9000 = 9060, Wales Strahlig 6600 =
                              									6630.
                           Die zerschnittenen Luppenstäbe wurden packetirt und zu Eisenbahnschienen, Quadrat-, Flach-, Rund-,
                                 										Drahteisen und Platten ausgewalzt, wobei per 1 Tonne erforderlich war an Luppenstäben: für Stäbe
                              									20 Ctr. 3 Quarts 18 Pfd., Platten 21. 2. 12., Rundeisen 23. 11. 0.,
                              									Eisenbahnschienen 21. 2. 16.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
