| Titel: | Ueber Explosion von Centrifugen; von Albert Fesca. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. XC., S. 356 | 
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                        XC.
                        Ueber Explosion von Centrifugen; von Albert Fesca.
                        Nach einem Bericht, erstattet in der
                           								Generalversammlung des Vereines für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein, vom
                           								17. Mai 1871 in Berlin. – Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                              								Bd. XV S. 737.
                        Fesca, über Explosion von Centrifugen.
                        
                     
                        
                           Die Fälle der Centrifugen-Explosionen haben sich leider in so bedenklicher
                              									Weise gemehrt, daß bereits zu befürchten steht, daß die Arbeiter sich in der Folge
                              									vor der Bedienung der Centrifugen scheuen werden. Verschiedene solcher
                              									Explosionsfälle sind auch vor die Gerichte gekommen, weil sie Verluste an
                              									Menschenleben im Gefolge hatten, und sind diese beiden Umstände allein wichtig
                              									genug, um die Aufmerksamkeit auf die Ursachen solcher Explosionen zu lenken.
                           Hierzu kommt nun aber noch der Umstand, daß das kürzlich von dem deutschen Reichstage
                              									angenommene Gesetz der Haftpflicht unzweifelhaft für alle diejenigen Fälle zur
                              									Anwendung kommen wird, wo durch Centrifugen-Explosion Menschen beschädigt
                              									oder getödtet worden, und daß dieses Gesetz dann vermuthlich die volle Verantwortung
                              									hierfür demjenigen auferlegen wird, der die Centrifugen betrieben hatte. Solche
                              									Verantwortung ist schwer genug, um zu einer gründlichen Erörterung der vorliegenden
                              									Frage aufzufordern.
                           In der Zuckerfabrik Ueffingen ereignete sich in letzter Campagne der Fall, daß durch
                              									Explosion einer Centrifuge zwei Menschen getödtet wurden. Dieser Fall wurde vor dem
                              									Kreisgericht Wolfenbüttel verhandelt, und Hr. Professor A. Scheffler in Braunschweig von diesem Gericht aufgefordert, die Ursachen
                              									der Explosion zu ermitteln und in einem Gutachten darüber zu berichten. Dieses
                              									Gutachten liegt mir in Abschrift vor. Dasselbe weist durch Berechnung der
                              									centrifugalen Spannung der fraglichen Centrifugentrommel und der
                              									Widerstandsfähigkeit der Trommel in deren schwächstem Querschnitt klar und deutlich
                              									nach, daß durch ein Mißverhältniß dieser beiden Factoren eine erhebliche
                              									Ueberanstrengung der Centrifuge stattgefunden habe.
                           Es führt sehr zutreffend aus, daß die Ueberanstrengung eines dem Zerreißen
                              									ausgesetzten Blechmantels eintritt, sobald das Material desselben, hier Eisenblech,
                              									bis an seine Elasticitätsgrenze angestrengt wird, d.h. sobald die Anstrengung
                              									annähernd 1/3 so stark wird, als sie seyn müßte, um das Material sofort zu
                              									zerreißen. Es führt ferner aus, daß das Erreichen und namentlich das Ueberschreiten
                              									der Elasticitätsgrenze hierbei eine Formveränderung, ein wenn auch kaum merkliches
                              									Dehnen und Recken des Bleches zur Folge hat, und daß durch solches Ueberanstrengen des Bleches
                              									möglicherweise seine Structur, jedenfalls aber das Maaß seiner absoluten Festigkeit
                              									allmählich mehr und mehr abgeschwächt und dasselbe dadurch in einen Zustand
                              									geringerer Widerstandsfähigkeit übergeführt wird, so daß es später schon bei einer
                              									geringeren Anstrengung zerreißen muß, als seiner ursprünglichen Widerstandsfähigkeit
                              									entspricht.
                           Nachdem das Gutachten in dieser Weise die Ueberanstrengung der Centrifuge als Ursache
                              									der Explosion nachgewiesen hat, hebt es noch besonders hervor, daß sich nach dem
                              									Gesetz der Centrifugalkraft die Anstrengung der Centrifugentrommel in dem Verhältniß
                              									des Quadrates ihrer Umlaufsgeschwindigkeit steigert, und liefert hierdurch den
                              									Beweis, wie gefährlich es sey, die normalen Centrifugentouren zu überschreiten.
                           Alsdann erwähnt Hr. Professor Scheffler noch zweier
                              									anderer Fälle von Centrifugen-Explosionen, welche in den Zuckerfabriken
                              									Eichthal und Barum vorgekommen seyen, und führt deren Ursache ebenfalls auf
                              									Ueberanstrengung in Folge von erheblicher Steigerung der normalen Tourenzahl
                              									zurück.
                           Am Schluß seines Gutachtens stellt der Verfasser noch allgemeine Betrachtungen über
                              									derartige Explosionen an und schließt daran geeignete Vorschläge, wie dieselben in
                              									der Folge zu vermeiden seyen. Dieser letzte Theil des Gutachtens enthält so viel
                              									Nützliches und Praktisches, daß ich glaube, denselben hier wörtlich wiedergeben zu
                              									sollen. Das Gutachten sagt:
                           
                              „Aus allen diesen Vorkommnissen wird zu folgern seyn, daß manche
                                 										Zuckerfabrik-Dirigenten von der Gefahr, die mit einer Steigerung der
                                 										Umdrehungsgeschwindigkeit der Centrifugen verbunden ist, keine richtige
                                 										Vorstellung haben, was sich daraus erklären dürfte, daß zur Berechnung der
                                 										Anspannung des Mantels durch die Centrifugalkraft specielle Kenntnisse der
                                 										Mechanik gehören, wie sie bei den Dirigenten der Zuckerfabriken nicht immer
                                 										vorausgesetzt werden können.
                              
                           
                              Auch hat es den Anschein, als versäumten es die Maschinenfabrikanten oftmals, bei
                                 										der Lieferung von Centrifugen das Maximalgewicht der Füllung und die zulässige
                                 										größte Umdrehungszahl, für welche die Centrifugen construirt wurden, bestimmt
                                 										anzugeben und auf die Gefahr einer Steigerung ausdrücklich aufmerksam zu
                                 										machen.
                              
                           
                              Ferner aber wird sich bei der Art und Weise, wie der Centrifugenbetrieb in
                                 										manchen Zuckerfabriken thatsächlich geführt wird, behaupten lassen, daß es
                                 										rathsam wäre, die Centrifugen mit größerer Sicherheit gegen ein Aufplatzen des
                                 										Mantels, also mit größerer Blechstärke, zu construiren. Wenn, wie in Barum
                                 										vorgekommen, die Umdrehungszahl um 41 Proc. über den Normalbetrag gesteigert wird, womit,
                                 										wie vorhin schon bemerkt, eine Verdoppelung der Anspannung des Mantels verbunden
                                 										ist, so ist zwar ein solches Verfahren ohne Frage sehr ungehörig; indessen
                                 										dürfte dabei meines Erachtens, falls nicht etwa auch zugleich eine erhebliche
                                 										Steigerung des Gewichtes der Füllmasse vorgenommen wird, ein Zersprengen des
                                 										Mantels noch nicht eintreten. Dampfkessel z.B. werden vor der Ingebrauchnahme
                                 										mit einem Drucke probirt, der anderthalb bis zweimal so groß ist wie der im
                                 										Kessel beim Betriebe zu unterhaltende Dampfdruck und dürfen unter dem
                                 										Prüfungsdrucke keine bleibenden Formveränderungen annehmen, also nicht bis zur
                                 										Grenze der Elasticität angespannt werden. Das Platzen einer Centrifuge aber ist
                                 										wegen des dabei stattfindenden Umherschleuderns des sich aufrollenden Mantels
                                 										und der Stücke des vom Mantel zertrümmerten äußeren Gehäuses mit mindestens
                                 										derselben Gefahr für Verlust von Menschenleben verbunden, wie die Explosion
                                 										eines Dampfkessels.
                              
                           
                              In Ansehung dieser Gefahren drängt sich die Frage auf, was für Maßregeln wohl
                                 										ergriffen werden könnten, um den Betrieb der Centrifugen thunlichst zu sichern.
                                 										Solche Maßregeln müßten offenbar darauf abzielen, zunächst für jede Centrifuge
                                 										nach Maaßgabe der Blechstärke des Mantels die zulässige Füllmasse und
                                 										Umdrehungszahl zu bestimmen, und sodann die Zuckerfabriken hinsichtlich der
                                 										Beobachtungen dieser Bestimmungen während des Betriebes zu controlliren.
                              
                           
                              Nun läßt sich allerdings, wie oben für die Ueffinger Centrifugen geschehen, die
                                 										Widerstandsfähigkeit des Blechmantels durch Rechnung bestimmen, wenn die Enden
                                 										desselben durch Nietung verbunden sind, nicht aber, wenn diese Verbindung (wie
                                 										an den Centrifugen in Eichthal und Barum, überhaupt an allen aus der
                                 										Braunschweigischen Maschinenbauanstalt Hierselbst hervorgegangenen Centrifugen)
                                 										durch Löthung hergestellt und nur in secundärer Weise
                                 										durch eine Vernietung verstärkt ist. Bei solcher Construction könnte zwar eine
                                 										Berechnung unter der Voraussetzung gehöriger Haltbarkeit der Verlöthung
                                 										angestellt, eine Garantie für die Richtigkeit dieser Voraussetzung aber nur von
                                 										der betreffenden Maschinenfabrik übernommen werden.
                              
                           
                              Von einer directen Prüfung der Widerstandsfähigkeit des Mantels einer Centrifuge
                                 										durch eine Probe aber kann wegen der damit verbundenen Gefahr, wie auch aus
                                 										anderen Gründen, nicht wohl die Rede seyn. Auch ist zu bedenken, daß eine
                                 										Controlle der Zuckerfabriken in Bezug darauf, ob beim Betriebe keine
                                 										Steigerungen des Gewichtes der Füllmasse oder der Umdrehungszahl vorgenommen
                                 										werden, kaum ausführbar seyn würde.
                              
                           
                           
                              Dagegen würde es meines Erachtens sehr zweckmäßig seyn, wenn die Inhaber der
                                 										Zuckerfabriken angehalten würden, vor dem Beginn jeder Betriebscampagne eine
                                 										Erklärung darüber, mit welchem Maximalgewichte der Füllmasse und welcher größten
                                 										Umdrehungszahl pro Minute die Centrifugen der
                                 										Zuckerfabrik betrieben werden sollen, bei der betreffenden Polizeibehörde
                                 										einzureichen, sowie auch ein von einer Maschinenfabrik, welche sich mit der
                                 										Anfertigung von Centrifugen befaßt, ausgestelltes Attest, welches enthalten
                                 										müßte:
                              
                           
                              1) die Angabe des Durchmessers, der Höhe und Blechstärke des Mantels, der Zahl
                                 										und Größe der Löcher in jeder Verticalreihe, sowie der Art und Weise, in welcher
                                 										die Enden des Mantels mit einander verbunden sind;
                              
                           
                              2) die Angabe des Gewichtes des anzuwendenden Füllquantums, nach Maaßgabe des
                                 										Inhaltes des Gefäßes, welches zum Einschütten der Masse benutzt werden soll;
                              
                           
                              3) die Erklärung, daß die Maschinenfabrik den Betrieb der Centrifugen mit dem
                                 										beabsichtigten Gewichte der Füllmasse und der beabsichtigten Umdrehungszahl pro Minute für unbedenklich hält;
                              
                           
                              4) die Angabe der Durchmesser der Transmissionsscheiben, durch welche die
                                 										Bewegung von der Dampfmaschine auf die Centrifugen übertragen wird, und der
                                 										hieraus berechneten Umdrehungszahl der Maschine, welche der beabsichtigten
                                 										Umdrehungszahl der Centrifugen entspricht;
                              
                           
                              5) die Erklärung, daß die Dampfmaschine in Gegenwart des technischen Dirigenten
                                 										und des Maschinenaufsehers der Zuckerfabrik probenweise in Gang gesetzt worden
                                 										ist und sich dabei herausgestellt hat, daß der betreffende Maschinenführer,
                                 										resp. derjenige von den an den Centrifugen zu beschäftigenden Arbeitern, welcher
                                 										den Gang der Maschine überwachen soll, die festgesetzte Maximalgeschwindigkeit,
                                 										welche nicht überschritten werden darf, genau kennt und herzustellen
                                 										versteht;
                              
                           
                              6) die Angabe, ob die Dampfmaschine mit einem gut functionirenden Regulator,
                                 										welcher eine erhebliche Steigerung der Geschwindigkeit über den festgesetzten
                                 										Maximalbetrag unmöglich macht, versehen ist oder nicht.
                              
                           
                              Bei der Wichtigkeit der Vermeidung von Ueberschreitungen der zulässigen
                                 										Geschwindigkeit könnte es ferner zweckmäßig erscheinen, unbedingt
                                 										vorzuschreiben, daß die Dampfmaschine mit einem zuverlässig wirkenden Regulator,
                                 										welcher eine Steigerung der Geschwindigkeit über den festgesetzten Betrag nicht
                                 										zuläßt, versehen seyn müsse. In Erwägung aber, daß die Mehrzahl der in den
                                 										Zuckerfabriken arbeitenden Dampfmaschinen mit exacten Regulatoren nicht versehen
                                 										ist, auch nicht alle Maschinenfabriken gute Regulatoren liefern, daß endlich an jedem
                                 										Regulator leicht Veränderungen vorgenommen werden können, welche eine
                                 										Vergrößerung der Normalgeschwindigkeit zur Folge haben, halte ich den Erfolg
                                 										einer solchen Vorschrift für illusorisch.
                              
                           
                              Die vorstehend unter 6) geforderte Angabe dürfte aber doch nützlich seyn,
                                 										insofern dieselbe die Aufmerksamkeit auf einen wichtigen Punkt lenkt und
                                 										vielleicht hier und da Veranlassung zu Verbesserungen gibt. Aehnlich verhält es
                                 										sich mit der Angabe unter 1).
                              
                           
                              Auf Grund solchen Attestes würde alsdann der Betrieb der Centrifugen zu
                                 										gestatten, der Fabrikdirection aber aufzugeben seyn, darüber zu wachen, daß
                                 										während des Betriebes weder eine Steigerung des Gewichtes der Füllmasse, noch
                                 										der Umdrehungszahl vorgenommen werde; auch neben der Dampfmaschine an in die
                                 										Augen fallender Stelle eine Tafel aufzuhängen, auf welcher die höchste zulässige
                                 										Umdrehungszahl der Maschine pro Minute deutlich
                                 										angegeben ist, und neben den Centrifugen eine Tafel mit Angabe des höchsten
                                 										zulässigen Gewichtes der Füllmasse.
                              
                           
                              Die Wiederholung eines solchen Verfahrens vor dem Beginn einer jeden Campagne dürfte sich empfehlen in Rücksicht
                                 										darauf, daß der Mantel einer Centrifuge mit der Zeit durch Abnutzung geschwächt
                                 										wird, sowie mit Rücksicht auf etwaige Neuanschaffungen von Centrifugen oder
                                 										Aenderungen im Betriebsmechanismus, welche die Umdrehungszahl beeinflussen, auch
                                 										auf einen etwa vorkommenden Wechsel im Personal, sey es der Direction oder der
                                 										Bedienungsmannschaft.“
                              
                           Diese Betrachtungen und Vorschläge sind unzweifelhaft sehr nützlich und praktisch;
                              									doch ist gar nicht zu verkennen, daß sie, der Zeit ihres Erlasses entsprechend,
                              									hauptsächlich darauf hinzielen, einer Behörde, welche den Centrifugenbetrieb zu
                              									controlliren befugt ist, die nöthige Anleitung zu dieser Kontrolle zu geben.
                           Durch die Annahme des Gesetzes über die Haftpflicht ist jetzt jede Befürchtung, es
                              									möchte eine amtliche Controlle über den Centrifugenbetrieb eintreten, geschwunden;
                              									dahingegen glaube ich, daß es auch um so mehr eine Nothwendigkeit geworden ist, den
                              									Besitzern von Centrifugen die Mittel an die Hand zu geben, sich ein eigenes Urtheil
                              									darüber zu bilden, wie sie ihre Centrifugen ohne Gefahr betreiben können.
                           Es scheint mir angemessen zu seyn, wenn der Besitzer von Centrifugen im Stande ist zu
                              									erkennen, wann die Gefahr der Centrifugen-Explosion eintritt, damit er in
                              									seinem eigenen und dem Interesse seiner Arbeiter die nöthigen Maßregeln zum Schutze
                              									gegen solche Gefahr treffen kann; damit er sich zu sichern weiß gegen die herben
                              									Folgen der Anwendung des
                              									Haftpflichtgesetzes auf durch Centrifugen-Explosionen hervorgebrachte Schäden
                              									an Menschenleben.
                           Es bedarf hierzu vor Allein der Berechnung der centrifugalen Anstrengung und der
                              									Widerstandsfähigkeit der Trommeln. Diese Berechnung beruht auf sehr einfachen
                              									Grundsätzen und ist ganz leicht auszuführen, wie ich in Folgendem nachzuweisen und
                              									an einigen Beispielen zu erläutern mir erlaube:
                           Aus der Tourenzahl und dem Durchmesser der Centrifugentrommel berechnet sich eine
                              									Zahl, der sogenannte Centrifugalcoefficient.
                           Dieser Centrifugalcoefficient ist
                           I. bei dem gleichen Durchmesser von zwei Trommeln proportional dem Quadrat ihrer
                              									Tourenzahl in der gleichen Zeiteinheit;
                           II. bei gleicher Tourenzahl in derselben Zeiteinheit proportional dem
                              									Trommeldurchmesser.
                           Das Gewicht der umlaufenden Masse, welche, durch die
                              									Centrifugalkraft getrieben, sich von dem Mittelpunkt der Trommel zu entfernen
                              									strebt, multiplicirt mit dem Centrifugalcoefficienten, ergibt den centrifugalen
                              									Druck, welcher radial von innen nach außen auf die Trommelzarge (den rotirenden
                              									cylindrischen Mantel der Trommel) wirkt und dieselbe zu zerreißen strebt.
                           Als Beispiel diene die Zuckercentrifuge mit laufender Trommel von 2 1/2 Fuß (0,78
                              									Met.) Durchmesser.
                           Die normale Umlaufsgeschwindigkeit derselben ist
                           1080 Umdrehungen pro Minute oder
                              									18 Umdrehungen pro Secunde.
                           Der Centrifugalcoefficient berechnet sich hieraus nach der Formel c²/2gr, in
                              									welcher
                           c die Peripheriegeschwindigkeit in Fußen pro Secunde,
                           g die Höhe des freien Falles in der ersten Secunde =
                              									15,6 Fuß,
                           r der Halbmesser der Trommel in Fußen ist. Es ist also
                              									hier der Centrifugalcoefficient
                           c²/2gr = (18 . 3,5 . 3,14)²/(2 . 15,6 . 1,25) = 510.
                           Die umlaufende Masse, welche sich centrifugal zu entfernen strebt, besteht aus
                           der Zarge der laufenden Trommel,
                           den Einlagssieben,
                           der Zuckerfüllmasse.
                           Die größte Ladung an Zuckerfüllmasse, welche die Trommel ihren Dimensionen
                              									entsprechend aufnehmen kann, wiegt 160 Pfd. Hierbei ist erstes Product gedacht, während
                              									von Nachproducten nicht gut mehr als 120 Pfd. Füllung anzunehmen ist, weil sich
                              									dieselben in größeren Ladungen nicht gut ausschleudern.
                           Gleichviel nun, ob das Füllen der Trommel mit diesen 160 Pfd. während ihres
                              									Stillstandes oder Ganges geschieht, es wird bis zu dem Augenblick wo dieselbe ihre
                              									höchsten Touren, also den vollen Centrifugaleffect erreicht, aus dieser Füllmasse
                              									ein erheblicher Theil Syrup centrifugal entweichen, und die dann noch in der Trommel
                              									enthaltene Zuckerladung wird nicht mehr als 120 Pfd. wiegen; diese 120 Pfd.
                              									Füllmasse werden also in Rechnung zu stellen seyn.
                           Die Trommelzarge und Einlagsiebe liegen unmittelbar in der Trommelperipherie, die
                              									Zuckerfüllmasse hingegen bildet einen ringförmigen Körper, dessen centrifugaler
                              									Schwerpunkt der Trommelachse näher liegt, als die Zarge und Siebe, und zwar ungefähr
                              									in dem Verhältniß von 11 zu 12 näher. Der Centrifugaleffect dieser Füllmasse ist
                              									also nach II. nur 11/12 so groß, als ihr Gewicht von 120 Pfd., in der
                              									Trommelperipherie concentrirt gedacht, erzeugen würde, oder es wirken nicht 120
                              									Pfd., sondern
                           11/12 × 120 = 110 Pfd. Füllmasse,
                           als in der Trommelperipherie concentrirt gedachte centrifugale
                              									Belastung. –
                           Die in der Trommelperipherie und mit dem Centrifugalcoefficienten von 510 centrifugal
                              									wirkende Masse besteht demnach aus dem Gewicht
                           
                              
                                 der Trommelzarge (dieselbe hat 11 1/2 Zoll Höhe und
                                    											0,157 Zoll Dicke,
                                 
                              
                                 
                                 d. i. 6 Pfd. pro Quadratfuß
                                    											Oberfläche)
                                 45,5
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 der
                                 Einlagsiebe
                                 10,5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Füllmasse 11/12 × 120 =
                                 110,0
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa: centrifugal wirkende Masse
                                 166
                                 Pfd.
                                 
                              
                           Aus diesem Gewicht und dem Centrifugalcoefficient 510 berechnet sich der radial auf
                              									die Trommelzarge wirkende centrifugale Druck als
                           166 × 510 = 84,660 Pfd. Druck.
                           Die Oberfläche der Zarge beträgt
                           94 × 11,5 = 1081 Quadratzoll,
                           es entsteht also 84,660/1,081 = 78,3 Pfd. Druck auf den
                              									Quadratzoll der Zarge.
                           Der auf die Zargenoberfläche gleichförmig wirkende centrifugale Druck von 84,660 Pfd.
                              									ist zu dividiren durch 3,14, und man erhält dadurch in
                           
                           84,660/3,13 = 26,962 Pfd. Druck
                           diejenige Anstrengung, welche die Trommelzarge in zwei
                              									gleiche, durch einen Schnitt in der Richtung der Trommelachse getheilte Hälften zu
                              									zerreißen strebt, oder aber die Hälfte dieses Druckes
                           = 13,481 Pfd. tangentialer Zug
                           stellt diejenige Anstrengung dar, welche den schwächsten
                              									Querschnitt durch die einfache Zarge, d. i. den Schnitt durch eine senkrechte
                              									Nietreihe der Zarge zu zerreißen strebt.
                           Dieser Schnitt durch eine senkrechte Nietreihe beträgt in dem vorliegenden Falle
                              									1,2385 Quadratzoll.
                           Es ist also ein Quadratzoll Zargenquerschnitt auf Zerreißen angestrengt durch
                              									13,481/1,2385 = 10,885 Pfd.
                           Ein Quadratzoll bestes Eisenblech zerreißt erfahrungsmäßig bei einer
                              									durchschnittlichen Anstrengung von 50,000 Pfd. Die mit 10,885 Pfd. pro Quadratzoll auf Zerreißen angestrengte Trommelzarge
                              									bietet also 50,000/10,885 = 4,6fache Sicherheit gegen das Zerreißen.
                           Nehmen wir an, daß dieselbe Centrifugentrommel mit derselben Zuckerladung anstatt
                              									1080 Touren 1200 Touren pro Minute macht, so würde die
                              									Sicherheitsberechnung folgende Resultate ergeben:
                           Centrifugalcoefficient = 630,
                           centrifugaler Druck auf die Zarge = 104,580 Pfd.,
                           Druck auf den Quadratzoll Zargenoberfläche = 96,74 Pfd.
                           Auf den Schnitt durch eine senkrechte Nietreihe, also den schwächsten Querschnitt
                              									durch die einfache Zarge von 1,2385 Quadratzoll, wirken
                           104,580/(3,14 × 2) = 16,652 Pfd. Zerreißanstrengung,
                           also auf 1 Quadratzoll Zargenquerschnitt
                           16,652/1,2385 = 13,445 Pfd. Zerreißanstrengung,
                           und es ist darnach vorhanden
                           50,000/13,445 = 3,7 fache Sicherheit
                           gegen das Zerreißen.
                           Bis auf nur dreifache Sicherheit gegen das Zerreißen soll man die Centrifugentrommeln
                              									nicht anstrengen, weil man alsdann die Trommelzarge bis zur Elasticitätsgrenze der
                              									Bleche angestrengt haben würde, und dieß, wie oben angeführt, eine allmähliche Abschwächung
                              									der Haltbarkeit des Bleches zur Folge hätte.
                           Die 4,6fache Sicherheit der Trommeln, wie solche bei 1080 Touren pro Minute vorhanden ist, erscheint mir als eine
                              									vollkommen genügende; dagegen halte ich 1200 Touren pro
                              									Minute und dem entsprechende nur 3,7fache Sicherheit schon für gewagt, weil man sich
                              									hiermit der Anstrengung bis an die Elasticitätsgrenze des Bleches schon zu sehr
                              									nähert, und dieselbe durch eine zufällige Steigerung der Centrifugentouren von 1200
                              									auf etwa 1300 effectiv erreichen würde.
                           In vielen Fällen ist der Wunsch und auch das entschiedene Bedürfniß ausgesprochen
                              									worden, den Zuckercentrifugentrommeln auch bei einer höheren Tourenzahl als rund
                              									1080 pro Minute noch genügende Sicherheit zu geben, und
                              									es liegt sehr nahe, daß dieß leicht durch eine Vermehrung der Blechstärke zu
                              									erreichen ist. Solche Vermehrung der Blechstärke ist denn auch oft zu diesem Zwecke
                              									angewendet worden; doch möchte ich hierbei einer irrigen Voraussetzung begegnen, der
                              									Voraussetzung nämlich, daß in demselben Verhältniß, wie man die Blechstärke
                              									steigert, sich auch die Sicherheit steigern würde. Letzteres ist aber durchaus nicht
                              									der Fall, denn es vermehrt sich durch die Steigerung der Blechstärke wohl die
                              									Widerstandsfähigkeit der Zarge gegen das Zerreißen, allein es steigert sich auch
                              									gleichzeitig die centrifugale Zerreißanstrengung, indem das gegebene Mehrgewicht der
                              									Zarge, multiplicirt mit dem Centrifugalcoefficienten, eine neue Zerreißanstrengung
                              									erzeugt.
                           Erläuterung durch Beispiele gibt hiervon am besten ein Bild: Legen wir also die eben
                              									angeführten Sicherheitsberechnungen der Zuckercentrifugaltrommel zu Grunde,
                              									welche
                           
                              
                                 bei
                                 1080
                                 Umdrehungen
                                 eine
                                 Sicherheit
                                 von
                                 4,6,
                                 
                              
                                 „
                                 1200
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 3,7
                                 
                              
                           gegen das Zerreißen ergab, und nehmen wir an, daß die
                              									Blechstärke ihrer Zarge im Verhältniß von 2 zu 3 vermehrt werde, so wird daraus
                              									nicht eine Vermehrung der Sicherheit auf 6,9 resp. 5,55 erfolgen, sondern es erhöht
                              									sich durch das Mehrgewicht der Zarge, multiplicirt mit dem Centrifugalcoefficienten,
                              									die Sicherheit gegen das Zerreißen nur
                           
                              
                                 von
                                 4,6
                                 auf
                                 6
                                 bei
                                 1080
                                 Touren
                                 
                                    pro
                                    
                                 Minute
                                 und
                                 
                              
                                 „
                                 3,7
                                 „
                                 4,9
                                 „
                                 1200
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                 
                              
                           also um ein Erhebliches weniger, als irrthümlicher Weise
                              									vermuthet werden konnte. Wir sehen also hieraus, daß eine Vermehrung der Blechstärke
                              									der Zarge nur einen beschränkten Vortheil bietet.
                           Weiter unten werde ich darauf zurückkommen, wie in dieser Beziehung weit reellere
                              									Vortheile zu erzielen sind, wenn für das Centrifugenblech ein Material aufzufinden ist,
                              									welches bei zäher und sehniger Beschaffenheit eine höhere absolute Festigkeit als
                              									50,000 Pfd. pro Quadratzoll hat, und dem entsprechend
                              									bei gleicher Blechstärke, also gleichem Gewicht der Zarge, der centrifugalen
                              									Zerreißanstrengung eine größere Widerstandsfähigkeit entgegensetzen kann.
                           Zunächst scheint es mir jetzt am Platze zu seyn, auf die eclatantesten mir bekannten
                              									Fälle der Ueberanstrengung von Centrifugen aufmerksam zu machen, und zwar um so
                              									mehr, als dieselben identisch sind mit den von Hrn. Professor Scheffler in seinem obigen Gutachten angeführten.
                           Es ist bekannt, daß die Saftgewinnung durch Centrifugen durch andere
                              									Saftgewinnungsverfahren überholt und theilweise verdrängt worden ist. Um die
                              									vorhandenen Saftcentrifugen nutzbar zu machen, hat man dann theils die ursprünglich
                              									von mir für dieselben als normal angegebenen Touren von 950 bis 1000 pro Minute überschritten und allmählich auf 1200 bis
                              									1300 gesteigert, weil die Saftausbeute um so besser wurde, je höhere Touren die
                              									Centrifugen hatten; theils hat man dieselben als Zuckercentrifugen verwendet und
                              									dabei ebenfalls ihre Tourenzahl bis auf 1200 bis 1300 gesteigert, wie der
                              									besprochene Fall von Ueffingen beweist.
                           Ich will hier kurz in Zahlenresultaten nachweisen, wie eine solche Anstrengung der
                              									Saftcentrifugen geradezu eine unerlaubte ist.
                           Als übliche Ladung der 36zölligen Centrifuge wird 270 Pfd. Zuckerfüllmasse oder
                              									verdünnter Rübenbrei anzunehmen seyn. Von dieser Ladung wird ungefähr 1/4 als Syrup
                              									oder Saft centrifugal entwichen seyn bis zu dem Zeitpunkt, wo die Centrifuge ihre
                              									vollen Touren erreicht hat.
                           Es wird sonach (3 . 270)/4 = 203 Pfd. als centrifugal auf Anspannung der Trommel
                              									wirkendes Gewicht der Ladung in Rechnung zu stellen seyn.
                           Die Entfernung des centrifugalen Schwerpunktes der ringförmig gelagerten Ladung vom
                              									Centrum der Trommel wird circa 14/15 des Trommelradius
                              									betragen. Demnach wirken nicht 203 Pfd., sondern 14/15 × 203 = 190 Pfd.
                              									Ladung als in der Trommelperipherie concentrirt gedachte centrifugale Belastung.
                           Die 36zöllige Trommel soll 980 Umdrehungen pro Minute
                              									machen. Dieß ergibt einen Centrifugalcoefficienten = 505.
                           Die in der Trommelperipherie centrifugal wirkende Masse besteht nun aus
                           
                           
                              
                                 dem Gewicht der Trommelzarge (letztere ist 18
                                    											Zoll     hoch und 1/4 Zoll stark.
                                 140
                                 Pfd.,
                                 
                              
                                 dem Gewicht der Einlagsiebe
                                   22
                                 „
                                 
                              
                                   
                                    											„        „        „  
                                    											Ladung 14/15 × 203
                                 190
                                 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa: centrifugal wirkende Masse
                                 352
                                 Pfd.
                                 
                              
                           Hieraus berechnet sich der radial auf die Trommelzarge wirkende centrifugale Druck
                              									zu
                           352 × 505 = 177,760 Pfd.
                           Die Oberfläche der Zarge beträgt:
                           113 × 18 = 2034 Quadratzoll.
                           Es entstehen also
                           177,760/2,034 = 87,4 Pfd. Druck auf den Quadratzoll der
                              									Zarge.
                           Der schwächste Querschnitt durch die einfache Zarge, d. i. der Schnitt durch eine
                              									senkrechte Nietreihe, beträgt 2,7187 Quadratzoll.
                           Dieser schwächste Querschnitt ist auf Zerreißen angestrengt mit
                           177,760/(8,14 × 2) = 28,305 Pfd. tangentialem Zug.
                           Es ist also ein Quadratzoll Querschnitt auf Zerreißen
                              									angestrengt durch
                           28,305/2,7187 = 10,411 Pfd.
                           Dieß ergibt bei 980 Umdrehungen der Trommel
                           50,000/10,411 = 4,8fache Sicherheit gegen das Zerreißen.
                           Diese Sicherheit ist als eine vollkommen genügende zu betrachten. Wird dagegen die
                              									Umlaufsgeschwindigkeit der Centrifuge auf 1200 oder 1300 gesteigert, wie dieß in
                              									mehreren Fabriken geschehen ist, so resultiren
                           
                              
                                 bei
                                 1200
                                 Umdrehungen
                                 131 Pfd. Spannung pro Quadratzoll der
                                    											Trommel,
                                 
                              
                                 bei
                                 1300
                                 Umdrehungen
                                 154 Pfd. Spannung pro Quadratzoll der
                                    											Trommel,
                                 
                              
                                 bei
                                 1200
                                 Umdrehungen
                                 3,2 fache
                                 Sicherheit
                                 gegen
                                 Zerreißen,
                                 
                              
                                 bei
                                 1300
                                 „
                                 2,73  „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Im Augustheft 1867 der „Zeitschrift des Vereines für
                                 										Rübenzucker-Industrie“ machte ich in einem kurzen Artikel
                              									darauf aufmerksam, daß die Zargen der Centrifugentrommeln durch Einfluß der
                              									Rübensalze mit der Zeit erheblich angegriffen würden. Einen Beweis hierfür in Zahlen
                              									haben jetzt die Zargen der Ueffinger Centrifugentrommeln ergeben.
                           
                           Diese Centrifugen sind von mir im Jahre 1857 geliefert, und wogen damals deren
                              									Trommelzargen pro Stück 140 Pfund. Das Gewicht der
                              									explodirten Zarge gibt Hr. Professor Scheffler in seinem
                              									Gutachten mit 120 Pfd. an, und zwei andere der gleichen Zargen aus Ueffingen, welche
                              									mir vorliegen, wiegen 119 Pfd. und 146 Pfd. Es hat also eine Abnahme des
                              									Zargengewichtes und ebenso des Zargenquerschnittes im Verhältniß von mindestens 7: 6
                              									stattgefunden, und dem entsprechend ist obige Sicherheitsberechnung der Trommeln
                              									dahin zu corrigiren, daß durch Abnahme des Zargengewichtes um circa 20 Pfd. die Zerreißanstrengung im Verhältniß von 35 : 33 und
                              									zugleich durch Verringerung des Zargenquerschnittes die Widerstandsfähigkeit der
                              									Zarge im Verhältniß von 7: 6 abgenommen hat. Hiernach ist die Sicherheit gegen das
                              									Zerreißen im Verhältniß von
                           33 × 7 : 35 × 6 = 11 : 10
                           geringer geworden.
                           Die Ueffinger Trommeln hatten sonach unter Berücksichtigung der allmählichen
                              									Zerstörung der Zargen durch chemische Einflüsse jetzt nur noch eine
                           3,2 × 10/11, = 2,9fache Sicherheit
                                 										gegen Zerreißen bei
                              								
                           1200 Umdrehungen,
                           2,73 × 10/11 = 2,48fache Sicherheit
                                 										gegen Zerreißen bei
                              								
                           1300 Umdrehungen,
                           und es ist wohl kein Zweifel darüber, daß eine so große
                              									Anstrengung der Trommeln eine unerlaubte zu nennen ist.
                           Auf noch einen Umstand möchte ich hierbei aufmerksam machen: Hr. Professor Scheffler fand durch Zerreißversuche die absolute
                              									Festigkeit der explodirten Ueffinger Zarge zu 48,000 Pfd. pro Quadratzoll. Mit einer der beiden anderen mir vorliegenden Ueffinger
                              									Zargen machte ich einen Zerreißversuch, und stellte sich dabei eine absolute
                              									Festigkeit von 53,000 Pfd. pro Quadratzoll heraus.
                           Ursprünglich hatte das Material dieser Zargen, hervorgegangen aus der Vorsig'schen Hütte in Moabit, welche sich durch höchste
                              									Qualität ihres Eisenbleches auszeichnete, nach meinen in den fünfziger Jahren
                              									Niederholt damit angestellten Zerreißversuchen eine absolute Festigkeit von 57,000
                              									bis 58,000 Pfund pro Quadratzoll. Es hat also durch die
                              									constante Anstrengung des Materiales bis an und über die Elasticitätsgrenze eine,
                              									wenn auch nicht sehr große, jedenfalls aber doch wahrnehmbare Abschwächung seiner
                              									absoluten Festigkeit stattgefunden, und ist dieß ein Beleg dafür, wie sehr man sich
                              									vor diesem Maaß der Anstrengung zu hüten hat.
                           
                           Bei dem Betriebe von Centrifugen zum Zweck der Zuckerschleuderung erscheint mir ein
                              									höherer Centrifugalcoefficient als 500 durchaus unnöthig; sollte es indessen bei dem
                              									Betriebe von Saftcentrifugen eine Nothwendigkeit seyn, denselben eine hohe
                              									Geschwindigkeit entsprechend einem Coefficienten von 700 bis 800 zu geben, so möchte
                              									es doch nicht gerathen erscheinen, dieß dadurch zu ermöglichen, daß man die
                              									Centrifugenzargen aus wesentlich stärkerem als 1/4zölligem Eisenblech macht, um
                              									dadurch ihre Widerstandskraft geeignet zu erhöhen, denn es würde hierdurch
                           1) nicht eine Steigerung der Sicherheit gegen das Zerreißen in dem Verhältniß der
                              									Erhöhung der Blechstärke eintreten, wie ich dieß bei Berechnung der 30zölligen
                              									Zuckercentrifugen nachwies, und
                           2) die Lauftrommel würde durch Erhöhung der Blechstärke ein so hohes Gewicht
                              									erreichen und das Spurlager so belasten, daß ein Schweißen des Spurzapfens zu
                              									befürchten stände.
                           Für diesen besonderen und alle ähnlichen Fälle, in welchen eine ungewöhnlich hohe
                              									Anstrengung der Centrifugentrommeln nothwendig werden sollte, würde es nun erwünscht
                              									seyn, ein Blechmaterial zu haben, welches eine erheblich höhere absolute Festigkeit
                              									als Eisenblech besitzt und doch auch damit die zähe und sehnige Beschaffenheit von
                              									sogenanntem sehnigen Eisen verbindet. Ein solches Material von einer absoluten
                              									Festigkeit von 80,000 Pfd. pro Quadratzoll und darüber
                              									gibt es nun in neuerer Zeit, und es sollte überall da zu den Zargen verwendet
                              									werden, wo eine besonders hohe Anstrengung der Centrifuge vorliegt.
                           Wenn die vorstehend angeführten Berechnungen über die zulässige Anstrengung der
                              									Centrifugen nun auch mit Leichtigkeit von Jedem gemacht werden können, so liegt es
                              									doch in der Billigkeit, daß sich vornehmlich der Centrifugenlieferant denselben
                              									unterzieht und die Daten, auf welchen die Berechnung in jedem einzelnen Falle
                              									beruht, bei der Centrifugenlieferung angibt, etwa wie folgt:
                           a) Tourenzahl und Durchmesser der Lauftrommel,
                           b) daraus hervorgehender Centrifugalcoefficient;
                           c) Gewicht der Zarge der Lauftrommel, Gewicht der
                              									Einlagsiebe, Gewicht welches die Ladung der Trommel haben darf in dem Zeitpunkt wo
                              									letztere ihre vollen Touren erreicht;
                           d) die aus a) und c) hervorgehende tangentiale Zerreißanstrengung für den
                              									Querschnitt durch die einfache Zarge;
                           e) Querschnitt durch die schwächste, der
                              									Zerreißanstrengung d ausgesetzte Stelle der einfachsten
                              									Zarge in Quadratzollen;
                           f) absolute Festigkeit des Materiales, aus welchem die
                              									Zarge der Lauftrommel gefertigt ist, pro 1
                              									Quadratzoll;
                           
                           g) Sicherheit gegen das Zerreißen, welche aus d), e) und f) hervorgeht.Diese Sicherheit dürfte nicht weniger als die 4 1/2 bis 5 fache seyn.
                              								
                           Mit Angabe dieser Daten würde natürlich der Lieferant die Garantie für deren
                              									Nichtigkeit und somit die einzig mögliche Garantie für die Haltbarkeit der
                              									Centrifuge übernommen haben, während jede weitere Verantwortung den Besitzer der
                              									Centrifuge selbst träfe.
                           Die Vorsichtsmaßregeln, welche letzterer zur Sicherstellung vor Explosion der
                              									Centrifugen zu treffen hätte, ließen sich etwa folgendermaßen zusammenfassen:
                           I. Die Dampfmaschine, welche die Centrifugen treibt, ist mit einem genau wirkenden
                              									Regulator zu versehen, der so construirt ist, daß es dem Maschinenwärter möglichst
                              									schwer ist, ihn zu verstellen.Ich halte dieß für durchaus nothwendig, weil, wie oben nachgewiesen, die
                                    											Anstrengung der Centrifuge wie das Quadrat ihrer Geschwindigkeit wächst,
                                    											also z.B. eine Steigerung der letzteren im Verhältniß von 7 : 10 eine
                                    											Steigerung wie 49 : 100 bewirkt.
                              								
                           II. Es muß entsprechend der Füllmasse, dasjenige Gewicht der Centrifugenladung
                              									ermittelt werden, welches, unter Voraussetzung der guten Durchlässigkeit der
                              									Centrifugensiebe, geladen werden darf, um nach Erreichung der vollen
                              									Centrifugentouren, also nach Ausschleuderung eines Theiles der Flüssigkeit, dem vom
                              									Lieferanten sub c) angegebenen Ladungsgewicht zu
                              									entsprechen. Diese Ermittelung ist nicht schwer, denn man braucht nur z.B. bei einer
                              									Zuckerladung den während des Anlaufens der Centrifuge bis zur Erreichung ihrer
                              									ungefähren vollen Geschwindigkeit ausgeschleuderten Syrup besonders aufzufangen und
                              									sein Gewicht zu bestimmen. Dieses Gewicht repräsentirt dann die Differenz zwischen
                              									dem sub c) angegebenen Ladungsgewicht und dem Gewicht
                              									der wirklich einzufüllenden Ladung.
                           III. Es ist für gute Durchlässigkeit der Centrifugensiebe zu sorgen, damit die sub II. erwähnte Herabminderung des Ladungsgewichtes vom
                              									Moment des Einladens bis zur Erreichung der vollen Centrifugentouren auch wirklich
                              									erreicht werde und damit nicht durch Unterlassung der Siebreinigung die Belastung
                              									der Trommel größer werde, als beabsichtigt war.
                           Hierzu erlaube ich mir die Bemerkung, daß ich bei Saftcentrifugen stets die nöthige
                              									Sorgfalt auf Reinigung der Siebe verwendet gefunden habe, daß ich hingegen bei
                              									Zuckercentrifugen vielfach das Gegentheil beobachtete.
                           Es gibt nur ein rationelles Mittel, die in der Trommel eingebundenen Siebe der
                              									Zuckercentrifuge gut und schnell zu reinigen, und dieses ist: das Ausblasen der Siebe mit
                              									einem Strahl hochgespannten Dampfes während hoher Touren der leeren Centrifugen.
                           Hinter den Sieben und in ihren Maschen sammelt sich nämlich ein, Gemisch von
                              									feinkörnigem Zucker und Syrup, welches geeignet ist, die Siebe vollständig oder doch
                              									so weit zu verstopfen, daß sie nur noch stellenweise und langsam den Syrup hindurch
                              									lassen. Dieses Gemisch wird nun durch den Dampfstrahl und das sich aus demselben
                              									condensirende Wasser so weit erwärmt und verdünnt, daß es dadurch genügend
                              									verflüssigt ist, um durch die hohen Touren der Trommel leicht und vollständig aus
                              									den Sieben heraus centrifugirt zu werden.
                           Scharfe erste und zweite Producte verschmieren natürlich nur langsam die Siebe, und
                              									genügt für dieselben deßhalb ein solches Ausdämpfen alle 1 bis 2 Stunden; bei dem
                              									Schleudern von Nachproducten muß hingegen nach jeder zweiten oder dritten Procedur
                              									und bei ganz geringen Producten mit sehr strengflüssigem Syrup sogar nach jeder
                              									Schleuderung ein Ausblasen der Siebe mit dem Dampfstrahl stattfinden, sonst
                              									verschmieren sich die Siebe zu sehr und lassen den strengflüssigen Syrup nur sehr
                              									langsam hindurch.
                           Statt des hier beschriebenen Ausdämpfens der Siebe habe ich sehr häufig als
                              									Reinigungsmethode derselben folgende beobachtet: entweder man bürstet die Siebe mit
                              									Wasser aus, oder aber man deckt die stillstehende Centrifuge mit einem Holzdeckel
                              									zu, welcher in seiner Mitte eine kleine Oeffnung hat, ausreichend um einen
                              									Dampfschlauch hindurch zu stecken, und läßt nun eine Zeit lang Dampf in die ruhende
                              									Trommel hineinstreichen. Erstere Methode des Bürstens mit Wasser taugt absolut
                              									nichts, denn sie läßt nach sorgsamem Bürsten höchstens die sichtbare Seite des
                              									Köpersiebes rein erscheinen, während der Zuckerpatz (wenn ich diesen Ausdruck
                              									gebrauchen darf), welcher zwischen beiden Sieben und namentlich hinter dem
                              									Unterlagssieb und in dessen Maschen sitzt und oft die Zähigkeit von Leder hat, fast
                              									ganz unverändert daselbst sitzen bleibt. Die zweite Methode, das Dämpfen im
                              									Stillstande während einiger Minuten, bewirkt auch nur eine sehr unvollständige
                              									Reinigung der Siebe, denn der Dampf erweicht höchstens dabei den Zuckerpatz hinter
                              									und in dem Unterlagssiebe, löst ihn aber nicht auf, und alle stark verschmierten
                              									Siebstellen sind nach solcher Reinigung noch ebenso verschlossen, wie sie es vorher
                              									waren.
                           Die gute Siebreinigung bietet nebenbei noch den schätzenswerthen Vortheil der
                              									schnelleren Vollendung einer jeden Schleuderung, also größerer Leistungsfähigkeit
                              									der Centrifugen, und möchte ich deßhalb nicht unterlassen, ganz besonders hierauf
                              									aufmerksam zu machen. –
                           
                           Zum Schluß möchte ich noch die Aufmerksamkeit auf die Art und Weise der Verbindung
                              									der Zargen lenken. Ich habe stets Nietverbindung mit mehreren parallelen Nietreihen
                              									hierzu angewendet und dieselbe durch Zerreißversuche controllirt, welche eine
                              									größere Haltbarkeit der Nietung als des nebenliegenden freien Bleches ergeben
                              									mußten; auch ermittelte ich die Haltbarkeit der Nietung durch directe
                              									Nietabscherversuche.
                           Diese Nietung hat mir vielen Tadel eingetragen, weil sie eine unvermeidliche
                              									Unebenheit der Zarge und in Folge dessen ein zu frühes Schadhaftwerden der
                              									Einlagsiebe durch diese Unebenheiten zur Folge hatte, und man verlangte deßhalb
                              									oftmals statt der Nietung eine Löthung der Zarge von mir als diejenige Verbindung,
                              									welche unter allen Umständen eine glatte Zargenoberfläche ergebe.
                           Ich mußte die Löthung indessen als eine in ihrer Haltbarkeit unzuverlässige
                              									Verbindung stets ablehnen, und freue ich mich nun constatirt zu sehen, daß ich mit
                              									meiner Ansicht hierüber nicht allein stehe, indem auch Hr. Prof. Scheffler ausdrücklich in seinem Gutachten vor der
                              									Löthung warnt, als einer Verbindung welche sich jeglicher Berechnung ihrer
                              									Haltbarkeit entzieht. Letzteres ist denn auch in der That der Fall, und ist dieß in
                              									der Natur der Löthung von Eisenfläche gegen Eisenfläche begründet. Es läßt sich
                              									nämlich eine solche Löthung nicht anders gut ausführen, als wenn man erst die beiden
                              									zu löthenden Flächen metallisch rein darstellt, sie dann durch einige Heftniete
                              									verbindet, um eine enge Löthfuge zu erhalten, und mit strengflüssigem Schlagloch und
                              									Borax löthet.
                           Wird hierbei der Borax entweder pulverisirt oder in dem durch Hitze aufgeblähten
                              									Zustande sorgfältig auf den zu löthenden Flächen vertheilt, bevor dieselben durch
                              									Heftniete mit einander verbunden werden, so hat man die äußerste Vorsicht
                              									angewendet, um zu verhüten daß eine oder die andere Stelle der Löthfläche aus Mangel
                              									an Borax sich nicht mit dem Loth verbindet. Trotz solcher äußersten Vorsicht und dem
                              									gewöhnlichen Kennzeichen einer guten Löthung, nämlich dem vollständigen Durchfließen
                              									des Lothes von der einen Kante der Lothfläche bis zur anderen Kante, ist es dennoch
                              									keine ungewöhnliche Erscheinung, daß solche anscheinend tadellosen Löthungen, wenn
                              									man dieselben von einander reißt, erheblich große Stellen zeigen, wo das Loth nicht angeflossen ist.
                           In dieser bekannten Erscheinung und dem Umstande, daß sich dieselbe gänzlich der
                              									Beobachtung entzieht, liegt die Unsicherheit der Löthung, die
                                 										Ungewißheit darüber, was die Lothstelle hält und bei welcher Anstrengung sie
                                 										zerreißt.
                           
                           Ich habe verschiedene Zerreißversuche mit solchen gelötheten Zargenblechen gemacht,
                              									welche zu dem Zwecke mit besonderer Sorgfalt gelöthet waren, und habe allerdings
                              									wiederholt gefunden, daß die Löthung mehr aushielt als das Blech daneben; oft war
                              									aber auch das Gegentheil der Fall. Ferner habe ich mehrere zersprungene gelöthete
                              									Centrifugentrommeln beobachtet und dabei gefunden, daß die
                                 										Lothstelle gerissen war und nicht das Blech, und ganz eben dieselbe
                              									Beobachtung führt Hr. Professor Scheffler in seinem
                              									Gutachten an, als von ihm an zwei gelötheten und zerrissenen Centrifugentrommeln
                              									gemacht.
                           Bei solchen explodirten Trommeln, welche in der Lothnaht zerrissen sind, läßt sich
                              									nun aber nachträglich absolut nicht feststellen, durch
                              									welche Anstrengung sie zerrissen wurden, denn die Lothnaht existirt eben nicht mehr;
                              									es kann also kein Zerreißversuch mit derselben angestellt werden. Anders verhält es
                              									sich dagegen mit der Nietstelle; denn wenn dieselbe auf Abscherwiderstand der Niete
                              									berechnet, in der Nietung selbst mit Sicherheit mehr nachweisbare Festigkeit hat,
                              									als in dem nebenliegenden freien Querschnitt des Bleches, so kann und wird die Zarge
                              									niemals in der Nietung selbst zerreißen, sondern es kann nur das nebenliegende Blech
                              									in seinem schwächsten Querschnitt, d. i. der Schnitt durch die erste oder letzte
                              									Nietreihe, zerrissen werden. Dieser schwächste Querschnitt und ebenso auch die
                              									absolute Festigkeit des zerrissenen Bleches lassen sich beide nach der geschehenen
                              									Explosion ermitteln, deßhalb ist bei genieteter Zarge mit ziemlicher Genauigkeit
                              									nachträglich zu bestimmen, wie groß die centrifugale Anstrengung gewesen ist, welche
                              									die Trommel zerrissen hat, und hieraus läßt sich dann nachweisen, ob der Lieferant
                              									der Trommel in seiner dieselbe begleitenden Berechnung die als genügend anerkannte
                              									Sicherheit in der That durch die Construction gegeben hat oder nicht, und ebenso
                              									auch, ob und in welchem Maaße die Centrifuge überanstrengt worden, resp. also der
                              									Centrifugenbesitzer verantwortlich zu machen ist.
                           Ganz das Gleiche würde allerdings auch bei einer gelötheten Zarge nachzuweisen seyn,
                              									wenn dieselbe eben nicht in der Lothnaht, sondern dicht daneben in dem Blech
                              									zerrissen wäre, und wäre hierbei nur noch darauf Rücksicht zu nehmen, daß ein
                              									Eisenblech, welches die Glühhitze der Löthung erlitten, hierdurch auch circa 12 Procent seiner früheren absoluten Festigkeit
                              									verloren hat; es dürfte indessen sehr schwer seyn, die Garantie dafür zu bieten, daß eine gelöthete Zarge stets neben der Löthung und nicht in
                              									der Löthung selbst reißt, und möchte eine derartige Garantie als rein illusorisch
                              									erscheinen.
                           Aus diesem Grunde scheint es mir geboten zu seyn, in der Folge die zuverlässig berechenbare
                              									Nietung der unberechenbaren Löthung der Centrifugentrommeln allgemein vorzuziehen.
                              									Auch glaube ich, es hier wiederholt empfehlen zu müssen, daß keine Centrifugenzarge
                              									länger als 10 Jahre benutzt werde, da ja jetzt thatsächliche Beweise darüber
                              									vorliegen, daß die Zargen unter der Einwirkung chemischer Einflüsse allmählich
                              									zerstört werden.