| Titel: | Ueber Prüfung der Cochenille; von J. M. Merrick. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. XCIX., S. 400 | 
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                        XCIX.
                        Ueber Prüfung der Cochenille; von J. M. Merrick.
                        Aus dem American
                              									Chemist durch Chemical News, vol. XXV p. 27; Januar
                              								187
                        Merrick, Verfahren zum Prüfen der Cochenille.
                        
                     
                        
                           Im Nachstehenden theile ich das Verfahren mit, welches ich bei der Prüfung von
                              									Cochenillesorten auf ihr Färbevermögen zu befolgen pflege; dasselbe ist weit kürzer
                              									und genauer, als die auf das Färben von Stückchen gebeizter Wollenstoffe begründete
                              									Methode; ebenso ist es dem Verfahren des Bleichens mit Chlorkalk vorzuziehen, da das
                              									angewendete Oxydationsmittel (übermangansaures Kali) den Farbstoff der Cochenille
                              									nicht niederschlägt.
                           Ich reibe die zu untersuchenden Proben zu feinem Pulver, wiege von demselben 2 bis
                              									2,5 Gramme ab und koche diese Quantität in einem geräumigen enghalsigen Kolben mit
                              									750 Kubikcentimeter Wasser eine Stunde lang. Die heiße Flüssigkeit wird durch
                              									trockene Papierfilter filtrirt und dem Erkalten überlassen. Zu der Prüfung nach dem
                              									Erkalten werden 50 Kub. Cent. in einem Kölbchen von diesem Fassungsraume abgemessen
                              									und in einen anderen Kolben von etwa 200 Kub. Cent. Inhalt gegossen, worauf man das
                              									Meßkölbchen mit einem bestimmten Volum Wasser, etwa 10 bis 15 Kub. Cent.
                              									ausspült.
                           Hierauf läßt man aus einer mit Glashahn versehenen Bürette eine schwache
                              									Chamäleonlösung in die zu prüfende Flüssigkeit laufen, indem man nach dem Zusatze
                              									von je 10 Kub. Cent. gut umschüttelt. Man läßt von dieser Probirflüssigkeit so viel zutreten, daß
                              									die ursprüngliche Farbe des Cochenilleextractes sich in ganz lichtes Fleischroth,
                              									beinahe in Gelb verwandelt, ohne zu entschiedenem Gelb zu werden. Dieses Fleischroth
                              									muß ein bleibendes seyn, so daß es nach fünfzehn Minuten langem Stehen sich nicht in
                              									Gelb verwandelt; nach einiger Uebung wird man es sehr leicht finden, die erwähnte
                              									Nuance zu erhalten, welche anzeigt daß der Farbstoff beinahe, doch nicht gänzlich
                              									zerstört ist.
                           Hat man mehrere Cochenilleproben mit einander zu vergleichen, so stellt man die
                              									entsprechende Anzahl von Kolben von 200 Kub. Cent. Inhalt nebst den dazu gehörigen
                              									Probirröhrchen auf dem Tische so auf, daß jedes der letzteren in seinem Halter vor
                              									dem zugehörigen Kolben zu stehen kommt. Dann läßt man in jeden Kolben dieselbe Anzahl von Kub. Cent. der Chamäleonlösung
                              									(welche mindestens so verdünnt sehn muß, daß auf ein Volum derselben das gleiche
                              									Volum Cochenillelösung erforderlich ist) laufen, indem man die Vorsichtsmaßregel
                              									beobachtet, nicht so viel anzuwenden, daß der Farbstoff vollständig zerstört werden
                              									kann. Dieselben werden gut geschüttelt und zehn Minuten lang ruhigem Stehen
                              									überlassen.
                           Dann wird ein Theil des Inhaltes jeden Kolbens in das entsprechende Probirgläschen
                              									gegossen und ein Blick auf die neben einander stehenden Probirröhren belehrt sofort,
                              									welche von den Proben von dem Reagens am wenigsten entfärbt ist. Diese wird zur Norm
                              									genommen; der Inhalt des Probirgläschens wird in seinen Kolben zurückgegossen und
                              									vorsichtig mit mehr Chamäleonlösung versetzt, bis er eine sehr schwache fleischrothe
                              									Färbung angenommen hat, welche auf Zusatz von einem Bruchtheile eines Kub. Cent.
                              									sich in entschiedenes Gelb verwandelt.
                           Die Anzahl der verbrauchten Kub. Cent. Chamäleonlösung wird notirt; dann wird ein
                              									neuer Versuch angestellt, bei welchem die vorhin verbrauchte Anzahl von Kub. Cent.
                              									weniger einem, zugesetzt wird; hierauf wird der Kolbeninhalt umgeschüttelt, und mm
                              									der letzte Kub. Cent. (oder ein Bruchtheil davon, da möglicher Weise ein ganzer Kub.
                              									Cent. nicht erforderlich ist) hinzugefügt. Stimmen beide Resultate überein, so wird
                              									die nächste Probe in gleicher Weise behandelt, und so fort bis sämmtliche Proben
                              									geprüft sind.
                           Gewöhnlich mache ich einen Schlußversuch, indem ich 50 Kub. Cent. jeder Lösung in den
                              									zugehörigen Kolben gieße, möglichst rasch den ermittelten Betrag von Chamäleonlösung
                              									zufließen, dann die Kolben zehn Minuten lang ruhig stehen lasse, und hierauf
                              									sämmtliche Proben in den. Probirgläschen mit einander vergleiche.
                           
                           Sind die Nüancen nicht genau gleich, so lassen sich die noch erforderlichen
                              									Bruchtheile eines Kub. Cent. gewöhnlich mit ziemlicher Genauigkeit abschätzen,
                              									welche man zusetzt, nachdem der Inhalt der Probirröhrchen in die Kolben
                              									zurückgegossen wurde, und so eine zweite oder dritte Vergleichung macht.
                           Dieß ist die ausführliche Beschreibung eines in der Praxis sehr einfachen und
                              									zweckentsprechenden Verfahrens, bei welchem man folgende drei Hauptpunkte zu
                              									beachten hat:
                           1) eine verdünnte Chamäleonlösung anzuwenden;
                           2) eine sehr schwach rothe Färbung als Norm zur Vergleichung zu wählen;
                           3) die Flüssigkeiten nach dem Umschütteln 10 bis 15 Minuten lang ruhig stehen zu
                              									lassen, bevor man zu ihrer Vergleichung schreitet.
                           Es sind mir Proben von Cochenille vorgekommen, welche um dreißig Procent hinsichtlich des Färbevermögens von einander abwichen,
                              									während ihr Preis nur um einen oder zwei Cents per Pfd.
                              									differirte.