| Titel: | Hamon's Fabrication innen verzinnter Bleiröhren. | 
| Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. CIX., S. 432 | 
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                        CIX.
                        Hamon's Fabrication
                           								innen verzinnter Bleiröhren.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Hamon's Fabrication innen verzinnter Bleiröhren.
                        
                     
                        
                           Da die innen verzinnten Bleiröhren für Wasserleitungen etc. in den letzten Jahren von
                              									großer Bedeutung geworden sind, so gewährt es einiges Interesse, die Herstellungsart
                              									derselben und zwar nach einem von Tresca im Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									August 1871, S. 193 gelieferten Berichte näher vorzuführen.
                           Das von dem Fabrikanten Hamon in Paris gewählte Verfahren
                              									zur Erzeugung solcher Röhren besteht darin, daß zunächst ein dickwandiger
                              									Hohlcylinder aus Blei und Zinn gegossen und dieser hierauf mittelst einer hydraulischen Presse unter
                              									Zuhülfenahme passender Preßformen auf die gewünschte Weite und Wandstärke gedrückt
                              									wird. Um diese innen mit Zinn bekleideten Bleiröhren sofort erkenntlich zu machen,
                              									erhalten dieselben auf der Oberfläche vier fortlaufende schwache Rippen.
                           
                        
                           1. Herstellung der Gußrohre.
                           Hierzu dient die in Figur 1 und 2 in 0,06 natürlicher
                              									Größe dargestellte Gußvorrichtung.
                           Der zweitheilige Gußkasten A ist mittelst mehrerer
                              									Schrauben vertical an eine Eisenplatte befestigt. Die beiden Kastentheile sind
                              									scharnierartig verbunden und werden beim Gießen durch Bolzen zusammengehalten.
                              									Mitten durch die Form geht die Kernspindel D
                              									beziehentlich E, je nachdem Blei oder Zinn eingegossen
                              									wird. Beide Kernspindeln liegen in einer Achse und hängen an dem Kolben H des oberhalb angebrachten hydraulischen Preßcylinders
                              										G, welcher mit einem Accumulator in Verbindung
                              									steht.
                           Der Eingußcanal B für das Blei läuft in der Gußkastenwand
                              										A herab bis nahe zum Boden und führt das
                              									geschmolzene Blei durch die Oeffnung C in den
                              									ringförmigen Raum zwischen der Kastenwandung und der Kernspindel D. Letztere nimmt in diesem Falle die niederste Stellung
                              									ein, d.h. sie erstreckt sich in der Form von oben bis unten, während die schwächere
                              									Kernspindel E außerhalb des Gußraumes sich befindet.
                           Die Kernspindel D ist hohl, E
                              									aber massiv mit Ausnahme des kurzen Stückes welches in die hohle Spindel D eingeschraubt, unterhalb dieser Verbindungsstelle mit
                              									einigen Oeffnungen versehen ist. Es wird nämlich das geschmolzene Zinn durch den
                              									hohlen Kern D zugeführt, nachdem der Bleicylinder
                              									erstarrt ist und durch die hydraulische Presse die schwächere Kernspindel E an Stelle von D successive
                              									gerückt wird.
                           Um jedoch eine innige Verbindung des Zinnrohres mit dem Bleicylinder in allen Fällen
                              									zu sichern, ist an der Verbindungsstelle beider Kernspindeln, oberhalb der schon
                              									erwähnten Austrittsöffnungen für das Zinn, eine ringförmige Schabklinge F eingesteckt, welche beim Aufgang des Kolbens H die etwa gebildete Bleioxydschicht knapp vor dem
                              									Anschlagen des eingegossenen Zinnes wegnimmt und hiermit eine Legirung der beiden
                              									Metalle an der Berührungsfläche ermöglicht.
                           Die Stellung der Gußvorrichtung in Fig. 1 ist so angezeigt,
                              									als ob der Zinneinguß schon zur Hälfte vorgeschritten wäre.
                           Die dergestalt erhaltenen Gußrohre haben in der Regel 40 Centimeter Höhe und 20
                              									Centimeter äußeren Durchmesser.
                           
                        
                           
                           2. Pressen oder Drücken der
                                 										Gußrohre.
                           Die gegossenen Rohre gelangen nun in den durch die Figuren 3 bis 8 im verticalen
                              									Durchschnitt und verschiedenen Querschnitten und Details gezeichneten Apparat, um in
                              									demselben durch Pressen auf die gewünschten Dimensionen gebracht zu werden.
                           In die Preßform K aus Stahl wird das Gußrohr eingesteckt.
                              									Der Kern oder Dorn Q geht durch den Preßkolben P, P' und wasserdicht durch den Boden des Preßcylinders
                              										O hindurch, wie dieß ohne Weiteres aus der Zeichnung
                              									erkenntlich ist. Der obere Theil des Dornes Q steckt in
                              									der Höhlung des eingebrachten Gußrohres und reicht entsprechend verjüngt in den
                              									Preßring T, welcher in den beweglichen, während dem
                              									Drücken der Röhre aber festgestellten Querstück S
                              									eingelegt ist. Um die Eingangs erwähnten, zur bequemen Unterscheidung der verzinnten
                              									von den gewöhnlichen Bleiröhren dienenden schwachen Leisten auf der äußeren Rohrwand
                              									hervorzubringen, erhält der Preßring die entsprechenden Einkerbungen.
                           Zur Herstellung verschieden weiter und starker Röhren läßt sich sowohl der Preßring
                              										T als auch der oben verjüngte, eingeschraubte Ansatz
                              										R des Dornes Q
                              									austauschen.
                           Um das Pressen der Röhren zu erleichtern, wird die Form K
                              									auf eine passende Temperatur erwärmt (etwa bis 120° C., jedenfalls unter den
                              									Schmelzpunkt des Zinnes). Zu diesem Behufe gehen die aus einem nebenstehenden Ofen
                              									abziehenden, heißen Verbrennungsgase durch die Leitung N
                              										(Fig. 6)
                              									in der Pfeilrichtung durch die Züge M des Gußstückes L, welches die Preßform K
                              									umgibt.
                           Den Arbeitsgang betreffend, ist die Maschine in Figur 3 in jener Stellung
                              									abgebildet, bei welcher gerade das Pressen einer Röhre beginnt, vorausgesetzt daß
                              									die Form K mit einem gegossenen Rohr beschickt wurde.
                              									Man läßt nun das Druckwasser vom Accumulator durch das Röhrchen c (Fig. 7) unter den Kolben
                              										P, P' treten, welcher beim allmählichen
                              									Aufwärtssteigen das Material in der Form K zwischen dem
                              									Kopf des Dornes R und dem Preßring T hindurchpreßt. Das erzeugte Rohr wird in der oberen
                              									Etage mit Hülfe einer Holztrommel aufgewickelt.
                           Wenn der Preßkolben eine gewisse Höhe erreicht hat, bis etwas unter den Preßring
                              									angelangt ist, steuert jener die Ventile selbst um, in Folge dessen nun das
                              									Druckwasser durch das Röhrchen d in den oberen
                              									Cylindertheil geführt wird und auf die ringförmige Kolbenfläche wirkt, indessen
                              									unten das Wasser abläuft. Der Preßkolben P, P' kehrt in
                              									die Anfangsstellung zurück.
                           
                           Um ein frisches Gußrohr in die Preßform einzuführen, muß das Querstück S losgeschraubt und mittelst der kleinen, oben
                              									aufgestellten hydraulischen Presse Z in die Höhe geführt
                              									werden. Dieselbe steht durch das Röhrchen b mit dem
                              									Accumulator in Verbindung. Die Kolbenstange a ist in
                              									passender Weise mit dem Querstück S verbunden.
                           Das Fest- und Losschrauben des Querstückes S
                              									erfolgt einfach durch Bewegung des mit einem Griffe versehenen Hebels V (Fig. 3 und 5). Durch die Hebel V, welche durch die Verbindungsstange W gekuppelt sind, werden die Muttern U abwechselnd um 60 Grad vor- oder zurückgedreht
                              									und hierbei die Schraubengänge in oder außer Eingriff gebracht, indem die Gewinde
                              									nicht ringsum laufen, sondern an drei Stellen beseitigt sind.
                           Ist die Beschickung der Form K vollendet, so läßt man das
                              									Querstück S wieder herab, spannt dasselbe ein und setzt
                              									die Arbeit wie früher fort.
                           Aus der Zeichnung Figur 3 ist zu entnehmen, daß der obere Theil P' des Preßkolbens P, P' den Dorn Q nicht vollkommen umschließt. Mit Vorbedacht ist etwas
                              									Spielraum gelassen, damit das Material in der Form K
                              									einen Ausweg finde, wenn aus irgend welcher Veranlassung bei dem Austritt durch den
                              									Preßring eine Stockung eintreten sollte. In dem ringförmigen Raum zwischen dem
                              									Kolben P' und Dorn Q sammelt
                              									sich das nach abwärts gedrungene Material an, welches gelegentlich weggeschafft
                              									wird. Durch diese Anordnung wird einem sonst eintretenden Bruch in der Maschine
                              									vorgebeugt.
                           Soll der Kolben P, P' ausgewechselt oder behufs Reparatur
                              									herausgenommen werden, so stellt sich die Nothwendigkeit ein, mit dem Querstück S auch die Preßform K, L in
                              									die Höhe zu bringen. Zu diesem Zweck verbindet man beide Theile durch Ringe e, wie dieß in Fig. 8 angedeutet ist, und
                              									zieht durch Ingangsetzung der Presse Z (natürlich nach
                              									vorausgegangener Lösung der Schraubenmuttern U)
                              									dieselben aus dem Wege.
                           Das von Hamon auf die beschriebene Fabrication innen
                              									verzinnter Bleiröhren in Frankreich genommene Patent datirt vom Jahre 1867. Das
                              									Etablissement desselben, ursprünglich in Nantes, befindet sich jetzt in Paris (boulevard de Courcelles, 76). Die Pariser
                              									Wasserversorgungsgesellschaft (Firma Monduit und Bechet) hat im Jahre 1869 gegen 100,000 Kilogramme
                              									solcher Röhre verbraucht; im Ganzen wurden in diesem Jahr etwa 300,000 Kilogrm.
                              									abgesetzt. Diese Ziffern deuten hinlänglich auf die Wichtigkeit hin, welche diesem
                              									Industriezweig beizumessen ist.
                           
                           Der Preis der verzinnten Bleiröhren stellt sich um ein Geringes höher als jener für
                              									gewöhnliche Bleiröhren derselben Stärke und Weite.
                           Die absolute Festigkeit des Zinnes ist wohl größer als jene des Bleies; doch gibt die
                              									nur 1/2 Millimeter dicke Zinnbekleidung bei etwas stärkeren Bleiröhren keinen
                              									wesentlichen Ausschlag.
                           In dieser Richtung sind die von Tresca im Conservatoire des arts et métiers angestellten
                              									vergleichenden Festigkeitsversuche von solchem Werthe, daß Referent es nicht
                              									verabsäumt, die Resultate derselben hier anzufügen.
                           
                        
                           3. Festigkeitsversuche mit Bleiröhren,
                                 										Zinnröhren und innen verzinnten Bleiröhren.
                           Die zur Untersuchung gewählten, im Handel gangbaren Röhren – durchaus von 30
                              									Millimeter innerer Weite – wurden auf je einen Meter Länge zugeschnitten, an
                              									der einen Seite fest verschlossen und an der anderen mit einer hydraulischen Presse
                              									in Verbindung gesetzt, an welcher ein Manometer den im Augenblicke des Reißens
                              									ausgeübten Druck anzeigte.
                           Um die beiden letzten in nachstehenden Tabellen enthaltenen Spalten sofort zu
                              									verstehen, sey vorausgeschickt daß R die absolute
                              									Festigkeit pro Quadratmillimeter, e die Rohrwanddicke in Millimeter und n den
                              									beobachteten Atmosphärendruck im Momente des Reißens bezeichnen. Ist d die innere Weite des Rohres in Millimeter, so findet
                              									die bekannte Relation statt:
                           2 Re = 0,01033 nd
                              								
                           Hieraus ergibt sich, für d den Werth 30 eingesetzt:
                           n/2e =
                              										R/0,31 oder auch
                           R = 0,31 n/2e.
                           
                              a. Versuchsreihe für Bleiröhren.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 203, S. 436
                                 Versuchsnummer; Wandstärke in
                                    											Millimeter; Rohrgewicht pro laufenden Meter in Kilogrm.
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 203, S. 437
                                 Versuchsnummer; Wandstärke in
                                    											Millimeter; Rohrgewicht pro laufenden Meter in Kilogrm.
                                 
                              Die Werthe n/2e schwanken
                                 										zwischen 4,71 und 5,42; im Mittel ist hierfür 4,98 zu nehmen. Diesem
                                 										Durchschnittswerth entspricht
                              R = 0,31 × 4,98 d.h. 1,54 Kilogrm.Bei den Angaben des 12,13. und 24,25. Versuches stimmen (wahrscheinlich
                                       												wegen eines im Original eingeschlichenen Druckfehlers) die drei
                                       												abgelesenen Atmosphären (n) nicht mit den
                                       												nebenstehenden Mittelwerthen.
                                 									
                              
                           
                              b. Versuchsreihe für Zinnrühren.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 203, S. 437
                                 Versuchsnummer Wandstärke in
                                    											Millimeter; Rohrgewicht pro laufenden Meter in Kilogrm.
                                 
                              
                              Hier variirt der Werth n/2e innerhalb weiter Grenzen: 5,32 und 10,24, nahezu dem Doppelten.
                                 										Abgesehen von kleineren Unregelmäßigkeiten läßt sich sagen, daß dieser Quotient,
                                 										demnach auch die absolute Festigkeit R, mit der
                                 										zunehmenden Rohrwandstärke abnimmt. Man hat daher bei Benutzung der vorhin
                                 										aufgestellten theoretischen Formel einen mit der wachsenden Rohrdicke
                                 										abnehmenden Coefficienten R einzusetzen.
                              Selbstverständlich sind die Zinnröhren auf dieselbe Weise fabricirt worden, wie
                                 										die probirten Bleiröhren.
                              
                           
                              c. Versuchsreihe für innen verzinnte Bleiröhren.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 203, S. 438
                                 Versuchsnummer; Wandstärke in
                                    											Millimeter, Rohrgewicht pro laufenden Meter in Kilogrm.
                                 
                              Der Festigkeitscoefficient R ist bei den 2,5
                                 										Millimeter dicken Röhren (davon 0,5 Millim. Zinnstärke) auf 2,34 gestiegen
                                 										gegenüber 1,56 Kilogramme für gewöhnliche Bleiröhren von ebenfalls 2,5
                                 										Millimeter Fleischstärke. Hingegen zeigt die Zinnbekleidung bei 4,5 Millim.
                                 										dicken Röhren keinen Einfluß auf die Festigkeit, wie dieß schon aus dem Grund
                                 										einleuchtend ist, daß das Zinn nur 1/9 der ganzen Rohrdicke beträgt.
                              
                           
                        
                           4. Verbindung von verzinnten
                                 										Bleiröhren.
                           Die Verbindung verzinnter Bleiröhren durch Zusammenlöthen bietet einige
                              									Schwierigkeiten dar, indem hierbei allzu leicht im Inneren des Rohres kugelförmige
                              									Ansätze sich bilden, möglicherweise auch die Zinndecke durchbrochen werden kann.
                           Die englische Zeitschrift Engineering, Februar 1872, S.
                              									114 bringt das von Hamon für diese Fälle empfohlene
                              									erprobte Verfahren, welches schließlich noch angeführt werden mag.
                           Hamon bringt an der Verbindungsstelle zweier Röhren ein
                              									kurzes, dünnes Zinnröhrchen an, welches genau einpaßt. Das Zusammenlöthen erfolgt
                              									sodann entweder wie in Figur 9 oder 10 angedeutet
                              									ist.
                           Die gewöhnliche Flantschenverbindung läßt sich nach Art der Fig. 11 ausführen. Die
                              									zusammenstoßenden Rohrenden werden kegelförmig aufgetrieben und sodann auf einen
                              									doppelt-conischen Zinnring aufgeschoben. Die eigentliche Verbindung geschieht
                              									hernach mittelst Schraubenbolzen, welche die aufgesetzten Flantschenringe
                              									zusammenziehen.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
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